Titel: Harry Potter und das Geheimnis eines Sommers
Autor: Japhu
Disclaimer: Nichts von Harry Potter und seiner Welt gehört mir und ich verdiene kein Geld damit.
Zusammenfassung: Während der Sommerferien verschwindet Harry spurlos. Als er zurückkommt, gibt er vor keine Erinnerungen an die Zeit zu haben, aber etwas ist geschehen und es hat ihn verändert. Es bleibt zu sehen, ob zum Guten oder Schlechten. (HPSS später)
Kategorie: Action/Abenteuer/Angst
Prolog – Erinnerungen
Harry schnaubte höhnisch mit einem Blick auf die geschlossene Tür. Er brauchte nicht zu wissen was sein Onkel tun würde, wenn er darauf bestand nach Hogwarts zu gehen. Vernon Dursley war kein freundlicher Mann und er wollte seinem Neffen bestimmt nicht das geben, was er sich am meisten wünschte.
Es war Balsam für Harrys Seele zu wissen, daß wenigstens Ron und Hermine seine Abwesenheit bemerken würden, wenn Harry nicht beim Festessen auftauchte. Sie würden mit einem der Professoren reden, der hoffentlich seinerseits den Direktor informieren würde und ihn hier herausholen würde.
Harry seufzte tief und ließ sich auf das quietschende Bett fallen. Er mußte halt einfach warten bis jemand kam und ihn zur Schule mitnahm. Bis dahin mußte er mit seiner einzig lebenden Familie auskommen. Bestimmt würde ihn Dumbledore nicht einfach hierlassen, oder?
Ein weiterer Seufzer entrang sich seiner Kehle und er begann Primzahlen zu zählen, um sich von dem festen Knoten, der sich rapide in seinem Magen formte, abzulenken.
Harry lächelte kopfschüttelnd, als sich seine Eule auf seiner Schulter niederließ, beruhigend rufend und an seinem Ohrläppchen knabbernd. Ihr konnte er immer vertrauen, ihn aus trüben Gedanken herauszuziehen.
„Ich weiß, Hedwig," flüsterte er und strich ihr über die Federn. Harry liebte seine Eule. „Es ändert nichts darüber zu grübeln, und du hast recht, es ein langer Weg bis September." Harry dachte manchmal, daß der Vogel der einzige war, der ihn wirklich verstand.
Manchmal fand Harry es bedauerlich, einen Vogel unter seine besten Freunde zu zählen, aber meistens war er einfach nur froh sie zu haben. Die wunderschöne Schneeule krächzte liebevoll und flog zu der kleinen Wasserschale in ihrem Käfig. Eigentlich war es Harry nicht erlaubt sie zu irgendeiner Zeit herauszulassen, aber er dachte, daß es genug war, wenn einer von ihnen tagein tagaus eingesperrt war.
Harry wandte sich um und ging zum Fenster hinüber. Draußen war ein wirklich schöner Tag. Die Sonne schien hell und der Himmel glühte praktisch in einem unnatürlichen, intensiven Blau. Die wenigen Kinder, die auf der Straße spielten, schienen fröhlich. Harry konnte sie lachen hören und sein Herz zog sich vor Trauer zusammen, zu wissen das andere Menschen ihre Leben lebten ohne zu ahnen wie glücklich sie waren.
In seiner frühen Kindheit hatte Harry sich oft gewünscht einer von ihnen zu sein, obwohl er sich schon damals außen vor gefühlt hatte, zu alt um wirklich zu ihnen zu gehören. Und jetzt? Er hatte viel zu viel gesehen. Harry wollte nicht einmal mehr dort auf der Straße sein. Keiner von ihnen konnte überhaupt nahe kommen ihn zu verstehen.
Ohne es überhaupt mitzukriegen verloren seine Augen ihren Fokus und Erinnerungen erschienen aus dem Nebel, in dem sein Kopf in diesem Augenblick eingehüllt war.
Minuten später schüttelte Harry seinen Kopf, um seine Gedanken zu klären, aber jetzt rannen Tränen seine Wangen hinunter und sein Körper zitterte leicht, doch nicht vor Kälte. Einen herzerweichenden Schluchzer unterdrückend wischte Harry die verräterische Feuchtigkeit ab.
Die gesamte Woche seit Beginn der Ferien hatte Harry sein Zimmer, bis auf einen kurzen Gang zum Bad zweimal am Tag, nicht verlassen. Er fühlte sich leer und taub, als ob ihn jemand über die Klippe gestoßen hätte - und jetzt fiel er weiter, immer tiefer in einen bodenlosen Abgrund der Verdammnis.
Es waren nicht die ständigen Vorhersagen seines Todes, die er seit vier Jahren von seiner Wahrsagen-Professorin bekam, oder die Tatsache der er der verdammte Junge-der-lebte war, die ihn in einem Zustand der Besorgnis und Beunruhigung zurückließ.
Es war nicht das Geschreie und die Erniedrigungen seiner Muggelverwandten oder der klaustrophobische Zustand des Schrankes in dem er gewöhnlich lebte, wann immer sein sogenannter Onkel ihn und seine Unnatürlichkeit loswerden wollte; es waren nicht die Ereignisse des Tourniers, das im Duell gegen den Dunklen Lord selbst und dem Tod des armen Cedric gipfelte.
Harry konnte nicht gewußt haben, das der verdammte Pokal ihn und Cedric direkt zu dem häßlichen Bastard bringen würde. Er hatte bloß gewollt, daß das Tournier fair war. Es war absolut nicht sein Fehler.
Eine andere Sache war der Tod seines Patenonkels. Das war – wenigstens teilweise – Harrys Fehler, obwohl selbst das nicht Grund genug war für seine Rastlosigkeit und seine Unfähigkeit auch nur einen Augenblick Frieden zu finden.
Es waren weder seine Alpträume noch sein keuchendes Erwachen mitten in der Nacht, nicht immer sicher ob er einen einfachen Traum gehabt hatte oder ob er von Voldemort besucht worden war. Der einzige Grund mit dem Harry aufwarten konnte, war schlicht und einfach Frustration mit einem kleinen bißchen Langeweile und jeder Menge Wut.
Mit einem tiefen Atemzug rann Harry eine Hand über die wirren dunklen Strähnen und ließ sich auf die einzige Entschuldigung für einen Stuhl in seinem Zimmer fallen. Er brauchte irgendetwas Neues.
Er wollte Tom Riddle und seine Anhänger ein für alle Mal loswerden.
Er wollte nicht sein ganzes Leben damit zubringen zu jagen oder gejagt zu werden oder Angst zu haben ob der Zauberer hinter der nächsten Ecke stand, wartend auf ihn und seine Freunde.
Harry war gelangweilt von seiner Angst vor einem Verrückten. Er war tödlich gelangweilt.
Harry war keineswegs selbstmordgefährdet, wenigstens glaubte er nicht, daß er es war. Er brauchte lediglich eine Veränderung. Dringend.
Harry würde sich etwas ausdenken müssen, um es endgültig zu Ende zu bringen.
