Wie ich auf die Idee gekommen bin? Ähm... ehrlich gesagt... ein Pressefoto von Benedict Cumberbatch in Badehose... sooo, jetzt wisst ihr es. Das, Fluch der Karibik mit ner Freundin und nebenbei Reden über Sherlock. Und schon war die Idee da. Okay, sie ist ein wenig unausgereift, aber ich finde sie witzig und will sie euch nicht vorenthalten.
„Bitte was?" Sherlock und John sahen Mycroft entsetzt an, dann den jeweils anderen.
Der Mann stand am Fenster seines Büros und blickte hinaus auf London. „Es ist wirklich wichtig, sonst würde ich euch das nicht aufdrängen." Er seufzte leise. „Ehrlich gesagt, geht es hier um meinen Kopf."
„Das heißt, ich könnte Einzelkind werden?"
„Ja, Sherlock." Mycroft drehte sich langsam um und sah ihn ernst an. „Wenn du ablehnst, sehr schnell sogar."
John war erstaunt. So hatte er diesen Mann noch nie erlebt. Fahrig. Unsicher. Ja, er war vollkommen unsicher. Nahm er wirklich an, Sherlock würde ihn hängen lassen? Wie schlecht kannte der Mann eigentlich seinen Bruder? Und ihn. Wenn man die Zeit mitrechnete, wo Sherlock verschwunden gewesen war und sie eher wenig Kontakt gehabt hatten, kannten sie sich seit fast sechs Jahren. Nahm Mycroft Holmes wirklich an, dass sein kleiner Bruder und er ihn im Stich lassen würden?
„Bitte, Sherlock… John…"
„Ist ja gut, ist ja gut." Sherlock verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich dachte, ich könnte es genießen, dich mal am Boden zu sehen, aber ehrlich gesagt macht es mir Angst. Also noch mal. Du hast ein Schiff verloren und wir sollen es wiederfinden?"
„Ja. Es ist eine Yacht, die offiziell einer sehr…" Mycroft räusperte sich leicht. „… bekannten Reederei gehört. An Bord waren Dokumente, die sehr wichtig waren. Wenn der Kahn abgesoffen ist, ist das nicht so wild, dann sind die Dinger eben weg. Risiko. Aber wenn das Schiff gekapert wurde und die Dokumente in den falschen Händen sind, dann rollen hier Köpfe. Und meiner zuerst."
„Was für Dokumente?"
Mycroft schwieg. John sah ihn genervt an. „Bitte, ein wenig mehr Vertrauen. Wir müssen es wissen, weil wir die Dinger sonst in den Händen halten könnten, ohne es zu bemerken."
Der ältere Holmes seufzte und drehte sich wieder zum Fenster um. „Namen von Agenten, die undercover in einigen Kriegsgebieten arbeiten. Rang, Stand zur Regierung, Verbindungsleute und so weiter. Sie waren für die Behörden in den Staaten. Es gibt keine Kopie, deshalb wurden die Originale rüber geschifft. Dazu noch ein paar andere Dokumente. Geheimdienstsachen. Die Hinfahrt lief ohne Zwischenfälle, die Rückfahrt fand über einen Umweg statt auf ein paar Inseln. Und auf eben dieser Rückfahrt verschwand das Schiff."
„So ein Käse", brummte Sherlock.
„Codes können geknackt werden, Nachrichten abgefangen. Es erschien uns… sicher."
„Schiffe können gekapert werden oder versenkt."
John schüttelte leicht mit dem Kopf und rollte eine Karte aus, die auf dem Schreibtisch lag. „Nördlich der Karibik? Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?" Er grinste und ging gedanklich schon mal die Sachen durch, die er mitnehmen wollte. „Wo genau ist das Schiff verschwunden?"
Mycroft trat an den Schreibtisch. „Das ist das Problem. Die letzten vier Standortangaben waren ungenau. Die Geräte an Bord haben versagt… Es muss irgendwo hier gewesen sein." Er tippte auf die Karte. Westlich von Florida, etwas nördlich der karibischen Inseln."
Sherlock grinste. „Bermuda-Dreieck. Mycroft, du beliebst zu scherzen."
„Das ist doch alles Humbug. Also ich bin dafür. Kriegen wir eine Yacht? Oder fahren wir mit einem Kreuzfahrtschiff mit?" John war richtig begeistert, aus London raus zu kommen. Er sah aus dem Fenster. Es hatte wieder angefangen zu regnen. Karibik klang richtig gut in seinen Ohren.
„In Miami liegt das Schiff. Es ist alles vorbereitet. Essen ist für drei Monate an Bord, ebenso Wasserkanister. Ich besorge euch die ganzen Daten, die Fahrtroute, Häfen, wo man kurz geankert hat, die letzten Standorte, die wir sicher wissen, die Möglichkeiten, wo das Schiff sein könnte. Alles andere ist… Instinkt." Mycroft trat vor Sherlock. „Ich weiß, dass es leichter ist, eine Nadel in einem Heuhaufen zu finden, aber ich hoffe auf eine deiner genialen Eingebungen."
„Du könntest eine ganze Flotte losschicken. Flugzeuge… Satelliten. Wieso nur wir?"
„Es gibt nur eine Handvoll Leute, die von dieser Liste wissen. Es stehen Hunderte von Menschenleben auf dem Spiel, wenn sie in falsche Hände gerät. Ja, ich könnte eine Flotte losschicken, aber ich traue Niemandem außer euch beiden und vielleicht noch Lestrade. Aber ihn brauche ich hier, wenn ihr nicht da seid."
John nickte leicht und blickte Sherlock an. „Gehen wir packen. Wir haben hier eh nichts zu tun und wenn wir die Liste finden, kannst du deinen Bruder für den Rest deines Lebens damit nerven, dass du seinen Arsch gerettet hast."
Sherlock grinste leicht und folgte seinem Mitbewohner aus dem Zimmer. „Der Arsch meines Bruders ist mir relativ egal", sagte er so laut, dass Mycroft es hören musste. „Der Rest nicht so ganz", fügte er leiser hinzu.
Mycroft blickte ihnen nach. „Danke", murmelte er leise. „Vielen, vielen Dank." Er nahm sein Handy und wählte eine Nummer. Eine Weile wartete er schweigend, dann sagte er nur einen Satz. „Sie sind mit im Boot."
„Gute Wortwahl." Ein Lachen erklang. „Hab ich dir doch gesagt", sagte der Mann am anderen Ende der Leitung hörbar zufrieden.
„Karibik", murmelte John. „Ich bin begeistert. Wer hätte gedacht, dass mich eine Wohnungssuche mal in die Karibik bringt."
„Es ist nur ein weiterer Teil dieser Welt. Außerdem ist es eher nördlich der Karibik, soweit ich das gesehen habe. Nun komm mal wieder runter." Sherlock saß aufrecht im Taxi neben seinem Mitbewohner und blickte ihn ein wenig genervt von der Seite an.
„Ich weiß, Begeisterung ist nicht dein Fachgebiet, aber ich freue mich auf den Trip und du wirst mir das nicht versauen, sonst ist das unser letzter Fall."
Eigentlich wollte der Detektiv noch etwas sagen, aber ihm kam in den Sinn, dass Schweigen in dem Fall vielleicht weiser war. Oder ein Teil-Themawechsel. „Ich verstehe die ganze Sache ehrlich gesagt immer noch nicht ganz. Eine Liste mit Kontakten von Undercoveragenten. Per Schiff transportiert. Natürlich wäre es böse, wenn das in falsche Hände gerät, aber… Irgendwas stimmt da nicht. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, Mycroft hat extrem übertrieben, was die Wichtigkeit angeht. Aber Mycroft übertreibt eigentlich nie."
John versuchte den unhörbaren Gedankengängen des Mannes neben sich zu folgen und nickte plötzlich verstehend. „Du denkst, dass da noch mehr auf dem anderen Schiff war? Dass Mycroft uns mal wieder nicht die ganze Wahrheit gesagt hat?"
„Wäre es was Neues?"
„Sicher nicht. Es wäre sogar sehr naheliegend. Er hat ja was mit Geheimdienstdokumenten angedeutet. Aber was glaubst du, worum es hier wirklich geht?"
„Ich habe nicht die geringste Ahnung. Wir werden es vielleicht heraus finden."
Mrs Hudson seufzte verträumt, während sie den beiden Männern beim Packen zusah. „Ein romantischer Trip in die Karibik. Hach was bin ich neidisch auf euch."
„Das hat mit Romantik nichts zu tun", belehrte Sherlock sie.
„Wir sind kein Paar", brummte John zustimmend und schleppte seinen Koffer zur Tür.
„Immer noch nicht?" Die Nicht-Haushälterin sah ihn entsetzt an. „Ich dachte wirklich…"
„Hören Sie auf zu denken, Mrs Hudson. Zumindest in diesem Bereich." John stemmte die Hände in die Hüften.
Die ältere Dame lächelte und klopfte ihm leicht auf die Schulter. „Hach das wird schon. So ein romantischer Segeltrip, Karibikinseln, Sonnenuntergänge." Sie seufzte lächelnd und entschwebte nach unten.
John sah ihn kopfschüttelnd nach und warf dann einen Blick über seine Schulter. Sherlock stand in der Tür zu seinem Schlafzimmer und sah ihn kurz an, bevor er sich umdrehte und weiter packte. Romantik… das war doch für Sherlock ein Fremdwort. Seine Hoffnungen, die ihn jahrelang begleitet hatten, hatte er inzwischen aufgegeben.
