Disclaimer: Mir gehört nichts, alles JKR. Ich borge mir einige ihrer tollen Charaktere aus und gebe sie nach Beendigung dieser Story unversehrt wieder zurück :)

Hauptpersonen: Harry, seine Familie und seine Freunde. Andere Personen kommen immer wieder vor.

Pairings: Harry/Ginny, Lily/James, Remus/Tonks, Hermine/Ron, Neville/Luna eventuell auch andere.

Kapitelanzahl: zwischen 50 und 70

Wörteranzahl: zwischen 3000 und 5000 pro Kapitel

Kapitel 1

[Die Rückkehr ins Leben]

Ein Mensch ist erst dann tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.


Es war eine kühle, fröstelnde Oktobernacht und der Vollmond schwebte wie ein totes, weißes Gesicht am dunklen Nachthimmel. Es herrschte vollkommene Stille am Friedhof von Godric's Hollow. Eine unheimliche, düstere Stille.

Das Einzige, das man hörte, waren die dicken fetten Regentropfen, die wie Kristalle auf die Erde perlten - es schien, als würde der Himmel weinen. Plötzlich wurde die bedrückende Stille durch ein herzzerreißendes Schluchzen durchbrochen, wodurch ein paar schwarze Krähen auf den nahe gelegenen Bäumen, die den Friedhof zierten, aufgescheucht wurden.

Diese letzte Ruhestätte war keinesfalls menschenleer. Ein Junge im zarten Alter von sechzehn Jahren saß zusammengekauert vor zwei Grabsteinen und weinte bitterlich. Der junge Mann hatte zerstrubbeltes rabenschwarzes Haar und trug eine Brille, hinter welcher sich wunderschöne smaragdgrüne Augen versteckten. Doch diese, einst vor Freude strahlenden Smaragde waren seit einiger Zeit erloschen und bei genauerer Betrachtung waren darunter tiefe dunkle Ringe zu erkennen. Der Jugendliche wirkte abgemagert und war zudem noch schäbig bekleidet.

Wenn man die gepflegten Grabsteine aus edlem Marmor vor diesem bedauernswerten Jungen genauer betrachtete, sah man im fahlen Mondlicht auf den Steinen die Inschrift:

Lilian Susan Potter geborene Evans

* 30. Januar 1960
† 31. Oktober 1981

James Alan Potter

* 27. März 1960
† 31. Oktober 1981

In der Nacht des 31. Oktober 1981 verlor diese Welt zwei der wunderbarsten Menschen, die es je gegeben hat und hinterließ einen Jungen, dessen Schicksal ungewiss ist.

Sirius Orion Black
* 14. April 1960
† 15. Juni 1996

Ein unschuldiger, selbstsicherer, wundervoller und tapferer Mensch verraten, eingesperrt, verhasst und gejagt. Ein Held, wie er in Büchern steht. Mögest du nun endlich glücklich werden.

Ja, das waren die wertvollsten Menschen in seinem Leben gewesen. Die Menschen, die ihm Halt gegeben hatten. Die Menschen, die ihn aufgebaut hatten. Die Menschen, die ihm Mut zugesprochen hatten. Die Menschen, die aus ihm nichts Besonderes gemacht hatten. Die Menschen, die ihn geliebt haben. Die Menschen die ihn so geliebt haben, wie er war. Ihn, Harry James Potter. Er hatte sie alle verloren. Nur er war noch da. Allein. Verlassen.

Während Harry James Potter vor den alten Grabsteinen kniete und bitterlich um seine verstorbene Familie weinte, bemerkte der sonst so wachsame Junge nicht, dass er nicht alleine am Friedhof von Gordic's Hollow war. Ein bleicher junger Mann mit schwarzen Augen und ebenso pechschwarzen langen Haaren beobachtete ihn. Er war in dunkle Roben gehüllt und stand etwas Abseits im Schutze der Dunkelheit. Doch dies war kein gewöhnlicher Mann. Es handelte sich - so unglaublich es den Menschen auch erscheinen mochte - um den allseits gefürchteten Tod. Nur einmal alle hundert Jahre machte er sich die Mühe die Lebenden aufzusuchen. Immer dann, wenn das Schicksal dies von ihm verlangte. Und dieses Mal war es ernst. Dem Tod war nicht verborgen geblieben, dass sich das Schicksal Sorgen machte. Sorgen um das Gleichgewicht der magischen Welt. Sorgen um das Wohlergehen der Zaubergemeinschaft. Sorgen um den seelischen Zustand Harry Potters, den zukünftigen Retter der Zauberwelt.

Der Bursche war am Ende seiner Kräfte, das konnte der Tod am ersten Blick erkennen, als er seine emotionslosen Augen über die hagere Gestalt des Jungen gleiten ließ. Hatte er doch sein ganzes Leben für die Gerechtigkeit gekämpft und an das Gute geglaubt, sich Hoffnungen gemacht und war letztendlich von all diesen enttäuscht worden und daran zerbrochen. Nun sollte dem Schicksal zufolge eine Wende im Leben des jungen Retters Harry Potter eintreten, da sonst die vorhergesehenen Wege unbeschritten bleiben würden.

Es war ihm, dem Tod selbst eigentlich nicht gestattet, jemanden aus seinem Totenreich wieder den Zutritt in die Welt der Lebenden zu gestatten. Doch so grausam wie die Menschen - vorallem die Nichtmagier - ihn immer darstellten, war er seiner Meinung nach eigentlich nicht. Er hatte Mitleid mit dem jungen Potter. Das Schicksal würde noch viel von ihm verlangen, doch ohne Halt, Liebe und Unterstützung seiner Familie würde er diesen Kampf nicht für sich entscheiden können. Und das konnte der Tod nicht zulassen. Nun war es endlich so weit - die Zeit der Trauer war vorbei. Er wollte in diesen einst so lebhaften Smaragden wieder das freudige schalkhafte Funkeln sehen. „Weine nicht mehr junger Potter, schon bald wirst du nicht mehr allein sein", hauchte er mit tiefer beruhigender Stimme in die regnerische Nacht, ehe er mit einem Wink seiner Hand verschwand.

Sein Körper fühlte sich an als würde er schweben. Es war still, totenstill. Kein Laut drang an seine Ohren. Langsam begann sein Hirn zu arbeiten und Gedanken und Bilder spielten sich vor seinem inneren Auge ab. Er versuchte sich daran zu erinnern, was passiert war. Die Antwort war plötzlich da, ganz klar vor ihm - er war tot, getötet durch die Hand des größten Schwarzmagiers aller Zeiten - Lord Voldemort. Er war gestorben, weil er seine Familie beschützen wollte. Doch wieso fühlte er sich so lebendig?

Langsam öffnete James Alan Potter seine haselnussbraunen Augen. Es dauerte ein bisschen, bis sie sich an die dunkle Umgebung gewöhnten. Er stellte fest, dass er sich in einem Raum befand. James zuckte zusammen, als er am anderen Ende des Raumes eine Gestalt entdeckte. „Hallo?" Als er keine Antwort erhielt, bewegte er sich langsam auf die Person zu. Als er sie erkannte, blieb er ruckartig stehen und er fühlte sich, als würde ein greller, blendender Blitz durch seinen Körper rasen. Dieses makellose Gesicht, diese wundervoll geschwungenen Lippen, diese vorwitzigen Sommersprossen auf der Nase und den rosigen Wangen, diese rubinroten Haare. „Lily", hauchte er fassungslos. War sie etwa tot? Das konnte nicht sein. Das durfte einfach nicht wahr sein!

Wie auf Befehl öffnete Lilian Susan Potter ihre smaragdgrünen Augen, als ob ihr die Stimme ihres Mannes wieder Leben eingehaucht hätte. Sie blinzelte einen Augenblick, bis sie James fokussieren konnte. Verwundert sah sie ihn an. „James? Wo sind wir?" Beängstigt ließ sie ihren Blick durch den düsteren leeren Raum gleiten. Schnell überwand ihr Mann die letzten paar Meter, die sie voneinander trennten, und schloss sie in seine Arme. Lily erwiderte diese Geste. „Was ist passiert?", flüstere sie, während sie noch immer an seine starke Brust gedrückt wurde. „Ich weiß es nicht", antwortete James wahrheitsgetreu. „Wir sind tot, schätze ich mal." Das Ehepaar fuhr auseinander. Ungläubig sah James zu der Person, welche nun auf sie zutrat. „Sirius? Du auch?" fragte er betroffen. Kurz huschte ein trauriger Schatten über Sirius' Gesicht, ehe er seine beiden Freunde schuldbewusst ansah. „Es tut mir leid, ich hätte gerne länger auf Harry aufgepasst." „Wie geht's ihm?" entfuhr es Lily. Wie von selbst legte sich ein liebevolles Lächeln auf Sirius' eingefallenes Gesicht. „Er ist ein wundervoller Junge." James und Lily erwiderten das Lächeln. Langsam schritt die Rothaarige auf Sirius zu und legte ihm ihre zierliche Hand auf die Wange. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen Sirius. Ich bin froh, dass Harry dich hatte, nachdem er uns verloren hat. Ich danke dir aus ganzem Herzen, ich weiß, dass du deine Aufgabe als Pate sehr ernst genommen hast."

Sirius zog scharf die Luft ein. Gerade als er etwas darauf erwidern wollte, tauchte in der Mitte des Raumes, in dem sie sich befanden eine weitere Person auf - der Tod. „Nun wie ich sehe, hat mein Plan tadellos funktioniert." Fragend wurde er von den drei Zauberern angesehen. Sie alle kannten ihn bereits, immerhin war er es, der die Menschen an ihrer Schwelle zwischen Leben und Tod fragte, ob sie als Geist wieder auf die Erde zurück wollten oder ob sie bereit waren das Totenreich zu betreten. Es waren immer die Mutigsten oder die Einsamsten, die sich für das Reich der Toten entschieden. Die meisten hatten Angst davor los zu lassen. Doch die Seelen, die es schafften, den vorhergesehenen Weg zu gehen, wurden in einen ewigen traumlosen Schlaf geschickt und mussten kein trostloses verbittertes Dasein als Geist erdulden. „Ihr fragt euch bestimmt, was das alles zu bedeuten hat, nicht wahr? Immerhin wart ihr drei mutig genug den Weg ins Totenreich zu bestreiten. Nun, ich habe etwas Wichtiges mit euch zu besprechen. Es geht um euren Sohn. Harry", eröffnete ihnen der Schwarzhaarige ohne weitere Umschweife. Der Tod war schließlich nicht dafür bekannt Smalltalk zu führen. „Was ist mit ihm?", wollte Lily, welche nach James' Arm griff, sogleich von ihm wissen. „Er darf nicht tot sein", hauchte Sirius. „Ihr braucht euch keine Sorgen um ihn zu machen. Bald nicht mehr." „Was soll das heißen: Bald nicht mehr?", fragte James misstrauisch.

Der Tod seufzte, ehe er zu erklären begann: „Ich werde im Auftrag des Schicksals die jahrmillionenalten Gesetze der Erde brechen und euch zu eurem Sohn zurück auf die Erde bringen." Er wurde nur mit offenen Mündern angestarrt. Ein verständnisvolles Lächeln umspielte die schmalen Lippen des Todes. „Ihr fragt euch wahrscheinlich, was der Anlass meines Handelns ist. Euch sei so viel gesagt, dass ich im Auftrag des Schicksals euren Sohn seit eurem Tod immer im Auge behalten habe. Doch seit dem Tod von dir, Sirius Black habe ich erschreckende Veränderungen wahrgenommen. Euer Sohn hat seinen einst so starken Lebenswillen verloren, er braucht Unterstützung um diesen Krieg gewinnen zu können und der Zauberwelt das nötige Gleichgewicht zurückzubringen." Der Tod schloss seine Augen, hob seine weißen Hände und malte verschiedene Symbole in die Luft. Die drei Erwachsenen beobachteten ihn stumm, zu erstaunt waren sie von dem, was sie gerade erfahren hatten. Kurz darauf bildete sich vor ihnen eine kleine leuchtende Kugel. Der Tod öffnete seine Augen wieder und die schwarzen Obsidiane blickten sie ernst an. „Harry Potter braucht die Unterstützung einer Familie. Seiner Familie und somit eure Unterstützung. Deshalb erhaltet ihr vom Schicksal eine zweite Chance."

„Du meinst wir können wieder zurück auf die Erde und ihm helfen diesen Albtraum ein für alle Mal zu beenden?", fragte James ungläubig. Lily schluckte. „So ist es. Diese Chance ist hier, ihr müsst nur danach greifen. Es liegt an euch, zu gehen oder weiterhin hier im Totenreich zu verweilen. Doch seid euch einer Sache gewiss, wenn ihr diese Chance nicht nützt, wir euer Sohn sterben. Er wird eure Liebe brauchen, um das Gleichgewicht wieder herstellen zu können." James trat bestimmt einen Schritt nach vor. „Ich werde ihm helfen", sagte er und fühlte sich so entschlossen wie noch nie in seinem Leben. Lily stellte sich sogleich neben ihren Mann. „Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um diesen Albtraum für meinen kleinen Sonnenschein für immer zu beenden!" Der Tod nickte, dann wandte er sich an Sirius, welcher noch nichts gesagt hatte. „Wie lautet deine Antwort, Sirius Black?" Sirius blickte zu Lily und James. Sie würden wieder leben, sie würden wieder bei Harry und Monny sein. Sie würden wiedervereint sein, so wie er es sich all die Jahre gewünscht hatte. Er atmete noch einmal tief durch und trat nun ebenfalls nach vor. „Ich werde Harry bis zum Schluss beistehen." Als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, drehte er sich zur Seite. James stand da und sah ihn verbunden an, es fiel ihm gerade schwer seine Dankbarkeit in Worte auszudrücken. Doch Sirius verstand seinen besten Freund auch so, ohne Worte. Der Tod klatschte in die Hände. „So sei es!" Und noch bevor sich James, Lily und Sirius fragende Blicke zuwerfen konnten, explodierte die leuchtende Kugel vor ihnen und hüllte sie in ein gleißendes Licht.

Harry Potter saß noch immer alleine und verlassen am Friedhof. Alles um ihn herum schien nicht von Bedeutung zu sein. Die Kleidung des Teenagers war mittlerweile schon total durchnässt und er fror. Immer wieder wurde sein zierlicher Körper von einem heftigen Zittern heimgesucht, doch es war im egal, so wie auch alles andere egal war. Er wollte nur noch weg von hier. Nicht mehr allein sein. Er wollte seine Eltern und Sirius wieder sehen. Er schluchzte abermals auf - wie sehr er sie doch alle vermisste. Immer mehr Tränen liefen über seine abgemagerten Wangen. Plötzlich wurde es hinter den Grabsteinen, in dem kleinen dunklen Wald immer heller. Doch das Licht verschwand genau so schnell wieder, wie es gekommen war. Durch den Tränenschleier vor seinen Augen und den trüben Gedanken blieben diese Geschehnisse vor dem Jungen verborgen.

„Wo sind wir denn hier gelandet?", flüsterte Lily unbehaglich, wobei sie sich an James' Arm festkrallte. Es war dunkel, nass und kalt. „Ich weiß nicht. Sieht aus wie ein Friedhof. Irgendwie unheimlich", antwortete ihr Ehemann. „Wir müssen Harry finden!" Sirius stand etwas abseits und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf irgendeine Stelle vor dem kleinen Wäldchen, in dem sie sich befanden. Er schluckte. „Wir müssen ihn nicht suchen." Er schluckte. „Ich hab' ihn bereits gefunden", flüsterte er traurig, und bevor Lily oder James fragen konnten, was er denn meinte, hörten sie ein leises Schluchzen. Sie drehten sich um und versuchten etwas in der Dunkelheit der Nacht zu erkennen. Und da, im fahlen Mondlicht sah man jemandem vor einem Grabstein sitzen. Er kniete in der Erde, die Hände am matschigen Boden abgestützt und mit hängendem Kopf. „Oh mein Gott … Harry!" Die ersten Worte hatte Lily nur geflüstert, doch dann musste sie einfach nach ihrem Sohn rufen.

Harrys Kopf ruckte nach oben, hatte ihn da gerade jemand gerufen? Eine Frau? Er ließ seinen Blick durch die Nacht schweifen, doch niemand war am Friedhof zu sehen. Wer sollte auch hier sein? Es war mitten in der Nacht. Er blickte wieder auf den Grabstein und musste unwillkürlich an seine Mutter denken. Hatte sie ihn gerufen? Nein das war unmöglich, sie war tot. „Jetzt drehst du schon völlig durch Harry. Sie ist tot, genau wie Dad und Sirius", murmelte er zu sich selbst und schüttelte seinen Kopf, um wieder etwas klarer denken zu können. Doch plötzlich hörte er Geräusche, welche aus dem angrenzenden Wald zu kommen schienen. Er zog reflexartig seinen Zauberstab und rief: „Wer ist da?" Todesser? Hatten sie ihm eine Falle gestellt? War er so unachtsam gewesen? Nach einiger Zeit der Stille, in welcher er aufgestanden war und versucht hatte, seine Wangen zu trocknen - was ihm jedoch nicht so recht gelingen wollte, da die Tränen noch immer über seine Wangen liefen - bewegte sich etwas im Gebüsch und drei Gestalten kamen auf ihn zu. Anfänglich konnte er nur ihre Umrisse erkennen und der Regen trug nicht gerade dazu bei, besser zu sehen. Doch je näher sie kamen umso schärfer wurde die Sicht. Und er erstarrte.

Das war nicht möglich. Das konnte nicht sein. Er halluzinierte. Sie waren tot. Unwiderruflich tot.

„Nein, das ist nicht möglich", hauchte er erschöpft und fiel auf die Knie, der Zauberstab rollte unachtsam zur Seite. „Harry!", kam es besorgt von seiner Mutter. „Nein, nein, nein! Das ist nicht möglich, ihr seid tot. Ihr könnt nicht hier sein!", rief er und raufte sich verzweifelt durch die Haare. Immer wieder wiederholte er diese Worte und begann leise zu schluchzen. Sirius fasste sich als Erster wieder und schritt auf den verzweifelten Jungen zu. „Harry, Kleiner. Komm sie mich an." Vorsichtig löste er die verkrampften Hände des Schwarzhaarigen, welche sich in seinem Wuschelkopf verkrallt hatten. Danach fasster er unter Harrys Kinn und zwang ihn so ihn anzusehen. Was er sah, versetzte ihm einen Stich im Herz. Harry hatte dunkle Ringe unter den Augen, was darauf schließen lies, dass er mehrere Nächte kaum geschlafen hatte. Auch das Leuchten in seinen Augen, welche Lilys so ähnelten, war erloschen. Sein Gesicht und seine gesamte Statur waren total abgemagert. Der Junge war einfach am Ende, der Tod hatte nicht übertrieben. Was war nur aus dem einst so selbstsicheren Jungen geworden, der ihm in der Heulenden Hütte gegenübergetreten war und das Trimagische Turnier gewonnen hatte?

„Bitte weine nicht mehr, Harry. Wir sind jetzt hier und du wirst uns sicher so schnell nicht mehr los, das kann ich dir versprechen." Harry sah ihn nur weiter ungläubig an. Doch dann streckte er seine Hand vorsichtig nach ihm aus, und als er ihn am Arm berührte, zuckte er leicht zusammen. „Du bist wirklich hier", flüsterte er ungläubig. Er hatte gedacht, dass sich diese Gestalt vor ihm in Luft auflösen würde, wenn er sie berühren würde - wie eine Fata Morgana. Aber er war noch hier. Er war immer noch hier bei ihm! Und ehe sich Sirius versah, schmiss sich der Sohn seines besten Freundes in seine Arme und begann wieder zu schluchzen. „Schhh, Kleiner wir bleiben hier. Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Du bist nicht mehr allein", sprach sein Patenonkel beruhigend auf ihn ein und strich ihm sanft durch das nasse Haar. Er konnte sich vorstellen, wie schwer für Harry diese einsame Zeit voller Verzweiflung gewesen war. Er selbst hatte diese schmerzhafte Erfahrung gemacht, aber er hatte gehofft, dass sie wenigstens seinem Patensohn erspart bleiben würde.

Nach einiger Zeit beruhigte Harry sich etwas und richtete sich leicht auf, dabei viel sein Blick auf seine Mutter. Diese stand neben Sirius und lächelte ihn nur unsicher an. „Mum?" „Oh mein kleiner Sonnenschein!" Und schon wurde er in eine Knochen brechende Umarmung allà Molly Weasley gezogen. Doch er genoss sie. „Mum, du bist es wirklich. Ich hab dich so vermisst", nuschelte er an ihre Brust und zog ihren blumigen Duft ein, der ihm seltsamerweise so vertraut vorkam. Nach einer kleinen Ewigkeit ließ seine Mutter von ihm ab und drückte ihn einen Kuss auf die Wange. Zum ersten Mal seit langer Zeit lächelte unser junger Held wieder. Dann fiel sein Blick auf seinen Vater. Auf den Menschen, den er so ähnlich sein sollte. Den Menschen, der ein Mitglied der mittlerweile legendären Rumtreiber war. Den Menschen, nach dem er sich all die Jahre am meisten gesehnt hatte.

„Dad!" James zögerte keine weitere Sekunde und machte einen großen Schritt, damit er seinen Sohn fest an seine Brust drücken konnte. Dieser schmiegte sich sogleich an ihn und all die Anspannung fiel von ihm ab. Endlich hatte er seine Familie - Menschen, die ihn liebten, so wie er war. Es war eigentlich unmöglich, aber es war ein wunderbares Gefühl. Eine riesengroße Erleichterung machte sich ihn ihm breit und er bemerkte zum ersten Mal seit Wochen so richtig wie müde er war. Er versuchte vergeblich seine Augen offen zu halten, doch die Umarmung seines Vaters war einfach zu befreiend, erleichternd und vor allem so voller Liebe, dass sich seine trüben Gedanken in Luft auflösten und er nun endlich unbeschwert ins Land der Träume sinken konnte. James, der bemerkte, wie Harry in sich zusammenfiel, fing ihn gerade noch gerade rechtzeitig auf, bevor sein Gesicht Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hätte. Dieser viel zu leichte, abgemagerte und verzweifelte Junge sollte sein Sohn sein? Sein über alles geliebter Harry?

„Was ist nur mit dir passiert?", flüsterte er traurig in die Stille des Friedhofes ohne eine Antwort zu erwarten. „James, seine Kleidung ist total durchnässt. Er muss schnell ins Trockene, am besten in ein warmes Bett", meinte Lily fürsorglich, bevor sie sich an Sirius wandte. „Steht unser Haus noch, Sirius?" „Ja, das Ministerium hat es nach dem Anschlag soviel ich weiß auch wieder komplett aufgebaut und hergerichtet", antwortete ihr dieser leise. Lily nickte. „Dann last uns dorthin apparieren." Alle waren mit dem Vorschlag einverstanden und so waren sie mit drei leisen Plopps auch schon wenige Sekunden später verschwunden. Als sie den Friedhof verlassen hatten, trat der Tod aus seinem Versteck in dem Wäldchen und flüsterte in die Stille: „Lebe, Harry Potter. Lebe." Und mit diesen Worten war auch er verschwunden. Nun herrschte wieder eine vollkommende Stille am Friedhof von Godric's Hollow, die nur durch die dicken Regentropfen gestört wurde, die noch immer unaufhaltsam auf die Erde fielen.


Ich kann mir denken, dass die Idee der Auferstehung vl für einige von euch etwas befremdlich ist, aber hey, wie sind hier im Harry Potter - Universum ^^

Über eure Meinung würde ich mich natürlich freuen,
eure Mel