Wohooooo, mein erstes Kapitel meiner ersten Fan Fiction dieses Vereins.
Zu Final Fantasy 10. Tjaaaaa, größtenteils geht´s dabei irgendwie um Tidus un Auron und es ist KEIN
Yaoi, oder sowas, man möge es mir vergeben. An alle, die jetzt noch nicht enttäuscht abgezogen
(wenn das hier überhaupt welche lesen), ich werd´ die nächsten Kapitel posten, sobald ein paar
Reviews da sind, können meinetwegen auch negativ sein, hauptsache ich weiß, dass es überhaupt
jemand gelesen hat. Bevor ich mich endlich vepisse muss ich noch loswerden, dass mir Final Fantasy
10 dummerweise nicht gehört, weil ich dann hier garantiert nicht sitzen und schreiben würde, sondern
schon längst in einer Raumstation über dem Mars eine WG mit einem Dodo führen würde. Final Fantasy
10 gehört Squaresoft.
Ach jaaaa, ich muss noch was sagen. Ich gab keine Ahnung, von diesem Bewertungskram, aber ich hab
dem ganzen vorsichtshalber PG 13 gegeben, weil ich glaub ich ziemlich viel in der Fan Fiction fluchen
lasse und so.
Noch ein kleiner Nachtrag: Ich hab´ die drei bis jetzt geschriebenen Kapitel zumindest
rechtschreibmäßig noch mal überarbeitet, da mir doch ziemlich viel Fehler aufgefallen sind, vor allem
im Ausdruck, und sich ein paar Sachen wiedersprochen haben. Da sich niemand deswegen beschwert
hat, denk ich aber mal, dass es niemanden aufgefallen ist.
1. Strange New World
Die Realität schaffte es nach etlichen versuchen doch irgendwie stückchenweise in sein Hirn
vorzudringen. Auron schlug, verbunden mit einer ruckartigen Bewegung die Augen auf. Der
plötzliche Lichteinfall und die tatsache, dass sich sein Kopf anfühlte, wie ein Blitzball nach
einem Turnier überzeugten ihn jedoch davon, sie ganz schnell wieder zu schließen und sich
zurück auf seine nicht identifizierte, knirschende und unbequem nichtnachgiebige Unterlage
fallen zu lassen. Stattdessen schien es für ihn eine sinnvolle Beschäftigung, erstmal einen klaren
Gedanken aus der Suppe, die zur Zeit sein Verstand darstellte, zu fischen. Also gut, was genau
war passiert...?
...Ja richtig, Sin. ...Moment mal...SIN? Hieß das etwa...? Jetzt hielt es Auron dann doch für
notwendig, seine Augen wieder zu öffnen und sich aufzurichten. Das erste, was er registrierte,
war Wasser... das ihn etwa bis zur Hüfte umspülte. Das erklärte dann wohl auch, warum ihm so
verflucht kalt war. Ein starkes Stechen ihn seiner rechten Gesichtshälfte lenkte ihn jedoch schnell
davon ab. Vorsichtig fuhr er mit der rechten Hand die Narbe, die sein eines Auge unbrauchbar
gemacht hatte, ab. Drei Monate und sie war immer noch nicht richtig geheilt. Nun ja, viel dafür
getan hatte er dafür aber auch nicht. Drei Monate... Aurons Schultern verkrampften sich
unbewusst. Drei Monate, seit Yunalesca ihm die Narbe verpasst hatte. Drei Monate, seit diese
Hexe ihn, Braska und Jecht in den Untergang getrieben hatte. Drei Monate. Eine verdammt kurze
Stille Zeit, für die Braska da sein Leben gegeben hatte...
Auron starte ein ganze Weile vor sich aufs Wasser, in der Vergangenheit schwelgend. Es war
nicht fair, dass er als einziger zurückgeblieben war. Er, der unfähig gewesen war, Braska davon
abzuhalten, sein Leben wegzuwerfen und Jecht zur Asthra hatte werden lassen. Aber er würde es
wieder gut machen. Auch für sich selber. Er würde sein versprechen halten. ... Versprechen...
Auron stockte. Jetzt war ihm wieder der Grund eingefallen, warum er seine Augen aufgemacht
hatte und entschloss, sich umzudrehen.
Vor seinen Augen breitete sich in einiger Entfernung ein Gebirge aus Häusern aus, so riesig, wie
er sonst noch nichts im Leben gesehen hatte.
... Er hatte es tatsächlich geschafft. Jecht war also kein Spinner... zumindest kein kompletter.
Auron hatte es bis ins Zanarkand aus Jechts Geschichten geschafft. Der ehemalige Tempelkrieger
staunte nicht schlecht. Jecht hatte nicht übertrieben, als er von der Größe der Stadt erzählt hatte.
Eher untertrieben. Zanarkand sah schon von außerhalb dermaßen überwältigend RIESIG aus,
dass nicht abzuschätzen war, ob es überhaupt irgendwo am Horizont eine Stadtgrenze gab.
Bevelle war dagegen ein echter Witz, nicht nur in Hinsicht auf die Größe, sondern auch im
Aussehen. Zanarkand war selbst bei tageslicht in ein ständiges kühles blaues Leuchten getaucht
und die Bauweise der Gebäude schien für Auron unglaublich bizarr, aber ebenso faszinierend. Er
hätte gedacht, durch das Sehen der Ruinen in Spira schon einen Eindruck der Stadt bekommen zu
haben, aber Zanarkand in seinem ursprünglichem Zustand zu sehen war noch ein riesen Stück
umhauender. Es musste wirklich überwältigend sein, die Stadt bei Nacht zu betrachten. Auron
musste leicht schmunzeln. Die Stadt schrie geradezu: "Kommt alle her, wir haben Machina", den
Leuten vom Orden wäre wahrscheinlich der Kopf vor Entrüstung explodiert.
Nachdem Auron genug gekuckt hatte, hielt er es für eine gute Idee, sich vielleicht mal aus dem
Wasser zu erheben, da er langsam kein Gefühl mehr in den Beinen hatte und es ziemlich dämlich
aussehen musste, wenn er in voller Montur halb im Wasser der Bucht Zanarkands saß und die
Stadt anglotzte. Langsam erhob er sich, was sich als schwieriger herrausstellte, da ihm so
ziemlich jeder Knochen im Leib wehtat. Jecht hätte mich ruhig sanfter abwerfen können, dachte
Auron noch. Zudem war seine Kleidung völlig durchnässt, wodurch gerade sein Mantel, der auch
so schon eine Tonne wog, unbequem schwer war.
Ich sollte wohl zuerst einmal Jechts Haus finden, kreiste es in seinem Kopf. Auron war klar, dass
es ziemlich schwer sein würde, ein Haus zu finden, von dem man nur die Information hatte, dass
es eine hausbootähnlich Form hatte und irgendwo am Wasser in einem gewissen D-2-Sektor lag,
wo auch immer das sein sollte. Nun ja, wenn Jecht hier wirklich so berühmt war, wie er immer
rumgeprotzt hatte, würde es schon irgendwie möglich sein, sich durchzufragen, dachte er.
Gerade, als er sich auf den Weg machen wollte, fiel Auron auf, dass ihm irgendetwas fehlte.
Etwas WICHTIGES. Etwas, dass er immer auf seiner Schulter mit sich herumschleppte. Er
schaute sich um aber weit und breit keine Spur von seinem Schwert. Vermutlich liegt es
irgendwo am Meeresgrund, überlegte sein Besitzer. Wenn ich Glück habe, nicht weit von hier.
Auron beschloss, später danach zu suchen. Es war vermutlich eh zu riskant, in Zanarkand mit
einem riesigen Schwert herumzulaufen und er wollte am Strand nicht noch mehr Zeit
verschwenden, da er sich gelinde gesagt, hundsmiserabel fühlte und nur noch so schnell wie
möglich Jechts Familie finden wollte. Für einen kurzen Moment hielt er dann aber dann doch
inne. Ein Griff in seine Manteltasche verriet ihm, dass seine Sonnenbrille noch da war, und sie
den Weg nach Zanarkand überlebt hatte. Wenigstens etwas. Mit Erleichterung setzte er sie sich
auf die Nase. Er fühlte sich besser damit, weil seine Narbe damit nicht ganz so sichtbar war.
Es war später Vormittag, als Auron endlich losstiefelte, um Tidus zu finden und sein
Versprechen einzuhalten. "Keine Sorge, alter Freund. Ich passe schon auf ihn auf."
Tidus hasste die Schule schon immer. Vor allem, weil man sich die Leute, mit denen man dort
zusammen war nicht aussuchen konnte. Er hatte nicht wirklich Freunde dort. Höchstens
Bewunderer, die ihn um seinen Vater beneideten und ihn den ganzen Tag damit zuquakten, wie
toll Jecht doch gewesen sei. Seit dem Verschwinden seines Alten war es sogar noch schlimmer
geworden. Jetzt Bewunderten sie ich nicht nur, sie bemitleideten ihn auch noch. Jeden Tag
bekam Tidus jetzt zu hören, was für ein armer Junge er doch wäre und wie leid es ihnen allen
täte. Absolute Schwachköpfe. Was kümmerte es ihn denn, ob dieser Bastard Jecht nun
verschwunden war oder nicht. Ihm war es egal, Jecht war nie ein guter Vater gewesen, der sich
auch nur ein bisschen um ihn, Tidus, gekümmert hatte. Im Grunde genommen war Jecht nur ein
arrogantes Arschloch gewesen, das es gar nicht verdient hatte, dass man ihm hinterherweinte.
Und die anderen würden genauso über ihn denken, wenn sie ihn gekannt hätten. Aber was
wussten diese heuchlerischen Idioten schon.
Das einzige was Tidus außer Bewunderung und Mitleid in der Schule erntete, waren Schläge,
und zwar von einem Jungen namens Lasse, eine Klasse über Tidus, also in der vierten. Dieser
hatte Tidus auf dem Kieker, seit dieser dem Jungen vor ca. einem Monat die Meinung über
seinen Vater gegeigt hatte und nun hatte es sich der militanteste Jecht-Fan ganz Zanarkands zur
Aufgabe gemacht, die Ehre seines Idols wiederherzustellen, indem er dessen Sohn regelmäßig
eine auf´s Maul haute. So kam es, dass Tidus auch heute wieder heulend und mit blutender Nase
nach Hause kam.
"Hallo Mama... hallo Naki" schniefte er leise, als er zur Tür hinein kam. Er war es inzwischen
gewöhnt, dass seine Mutter im Bett lag, wenn er nachmittags nachhause kam. Seit dem
Verschwinden von Jecht ging es der Frau immer schlechter, weswegen ihre Schwester, Tidus´
Tante Naki immer da war um ihm etwas zu essen zu machen und im Haushalt zu helfen. Aber sie
glänzte momentan durch Abwesenheit. Stattdessen fand der achtjährige nur eine hingeklierte
Nachricht, aus der er aber nur "andere Wohnung", "Nudeln in der Mikrowelle" und
"aufwärmen" entziffern konnte. Wer auch immer auf der Welt die Hiroglyphen seiner Tante
entziffern konnte, musste ein riesengroßes Genie sein. Frustriert, dass er momentan nicht die
gewünschte Aufmerksamkeit bekommen würde, trottete Tidus zur Mikrowelle, in der Hoffnung,
die Nachricht richtig interpretiert zu haben, auch wenn er das "andere Wohnung" irgendwie nicht
in Zusammenhang mit dem Rest des Entzifferten in dem Brief bringen konnte. Wie er vermutet
hatte, waren die Nudeln in der Mikrowelle von vor drei Tagen, aber daran war er inzwischen
auch schon gewöhnt. Nakis Kochkünste beschränkten sich meistens nur auf Instant-Nahrung und
Reste.
In den zwei Minuten, die die Nudeln brauchten, ging Tidus ins Bad um sich das Blut aus dem
Gesicht zu waschen. Seine Mutter sollte nicht unbedingt mitbekommen, dass er Probleme in der
Schule hatte, sie hatte auch so schon genug Kummer. Obwohl sie die meiste Zeit des Tages im
Bett lag, schlief sie kaum noch, sie ging nicht mehr wirklich aus dem Haus und es verging kaum
ein Tag, an dem sie nicht weinte. Meistens über irgendwelche Kleingkeiten, die sie an ihren
entschwundenen Gatten errinnerten, oft aber auch einfach nur aus Einsamkeit. Tidus fand das
nicht fair. War er denn nicht genug?
Die Nudeln schmeckten wie erwartet alt und pampig, aber das war ihm zu dem Zeitpunkt völlig
egal, denn der Junge hatte Hunger. Tidus war so damit beschäftigt, die Nudeln in sich
reinzuschaufeln, dass er nicht die Geräusche von Schritten auf dem Teppich hörte, bis er seine
Mutter in der Tür zur Küche stehen sah. Obwohl Tidus gerade nicht danach war, setzte er ein
Lächeln auf, wodurch er dank seines vollen Mundes aussah, wie ein Hamster nach einm Face-
Lifting Das hatte er sich in den letzten Monaten angewöhnt. Wie gesagt, seine Mutter hatte auch
so schon genug Kummer. "Hallo Mama, wie geht´sch dir." grüßte sie ihr Sohn, wobei ihm fast
sein Essen wieder rausgefallen wäre. "Hallo, mein Schatz. Wie war die Schule?" Ihre Augen
sahen wieder ziemlich rotgeweint aus, außerdem hatte sie dicke schwarze Ringe unter
denselbigen. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange, dann setzte sie sich gegenüber von ihm an
den Küchentisch. "Tidus, ich möchte etwas mit dir besprechen."
Auron seufzte erleichtert auf. Endlich, ENDLICH eine Sitzgelegenheit Es hatte eigentlich bisher
nicht wirklich Probleme gegeben. Er hätte gedacht, dass Jechts Frau, Lilian, viel mehr Fragen
stellen würde. Aber sie schien einfach nur froh zu sein, jemanden zu haben, der ihr eine ihrer
Sorgen von den Schultern nahm. Sie schien wirklich am Ende zu sein. Auron fragte sich
ernsthaft, ob Jecht sich dem bewusst gewesen war, als er aufgab, jemals in seine Heimat
zurückzukehren. Lilian hatte sofort angefangen zu weinen, als er sich als ein alter Freund Jechts
vorstellte. Er hatte ihr nicht erzählt, aus welchem Zusammenhang er ihren Mann kannte und auch
nicht, was aus ihm geworden war. Sie hielt ihn, genau wie der Rest der Stadt, für Tod und das
war wahrscheinlich auch besser so.
Ihre Schwester, Naki, hatte erzählt, dass das mit dem Weinen inzwischen der Normalzustand
wäre, wenn sie seinen Namen hörte. Der Arzt hatte ihr auch schon Anti-Depressions
Medikamente (von denen Auron natürlich noch nie was gehört hatte, aber er konnte sich denken,
was das sein sollte) verschrieben, die sie sich jedoch hartnäckig weigerte einzunehmen. Lilian
hatte immer wieder beteuert, dass sie die nicht brauche und dass sie nicht behandelt werden
wolle, wie eine Geisteskranke. Ihre Schwester schien es inzwischen aufgegeben zu haben. Vor
fünf Minuten hatte sie das Appartement wieder verlassen, eine alte Eigentumswohnung vielleicht
5 Minuten von Jechts Haus entfernt, die er vor Urzeiten mal gekauft, laut Naki aber irgendwie
nie zu irgendetwas genutzt hatte. Lilian hatte ihm das Apartement aus Dank überlassen, weil er
ihnen in der nächsten Zeit helfen und auf Tidus achtgeben würde. Naki hatte erzählt, dass Lilian
und Tidus des öfteren Ärger mit irgendwelchen aufdringlichen Jecht-Fans hatten, die teilweise
Stundenlang vor dem Haus herumlungerten und sie nicht in Ruhe ließen. Auron seufzte. Er fand
die Leute hier in Zanarkand sowieso ein wenig merkwürdig. Mit Schrecken erinnerte er sich an
den Vormittag zurück, wie er versucht hatte, Jechts Frau ausfindig zu machen. Die erste Frau die
er nach dem D-2-Sektor gefragt hatte, hatte angesichts seines etwas zerfledderten Aussehens mit
ihrem Finger auf ihn gezeigt und war dann schreiend weggerannt. Irgendwie hatte Auron dann
spitz gekriegt, dass er sich bereits in gesuchten Sektor befand, was die Sache dann etwas
erleichterte, hatte er zumindest gedacht. Die Leute die er nach Jechts Haus fragte, fingen
entweder an zu heulen oder hielten ihn für irgendeinen Fan, der vorhatte, die Familie des
verstorbenen Blitzballers zu belästigen. Irgendwann hatte es Auron sattgehabt, sich anschreien,
zuheulen oder beschimpfen zu lassen und beschloss, das Haus auf eigene Faust zu suchen. Was
sich dann doch als etwas schwieriger herausgestellt hatte, da der Sektor an sich schon ungefähr
so groß war wie Luca. Er wusste nicht mehr, wie lange er sich hungrig, todmüde und mit den
Nerven völlig am Ende durch die Straßen geschleppt hatte, aber es musste Stunden gedauert
haben, bis er das hausbootähnliche Gebäude gefunden hatte.
Auron lehnte sich zurück, den Kopf auf der Couchlehne, und starrte and die Decke. Er hätte nicht
gedacht, dass Lilian seine Hilfe ohne weiteres annehmen würde. Mal sehen, ob das beim Sohn
auch so ohne weiteres laufen würde.
Hey Jecht, bin mal gespannt, ob dein Sohn wirklich so eine große Heulsuse ist, wie du immer
erzählt hast, dachte Auron noch. Ein schmales Grinsen ging über seine Lippen, dann schlief er
ein.
"Ein was?" Tidus Gesicht verzog sich zu einer merkwürdigen Grimasse aus Ungläubigkeit,
Ärger
und Beleidigung. "Hmmm... eine Leibwache... oder so was. " antwortete seine Mutter und kuckte
ihn aus ihren müden Augen an. Sie hatte es sich schon gedacht, dass ihr Sohnemann so reagieren
würde.
"Aber wir kennen ihn doch gar nicht! Und außerdem..." Tidus sah mißmutig drein "....außerdem
kommen wir doch auch gut alleine zurecht!" Er sah seine Mutter direkt in die Augen.
"Er hat erzählt, er sei ein alter Freund von Jecht. Tidus, bitte... ich..."
Tidus fielen beinahe die Ohren ab. Ein Freund von seinem Alten? Na toll, das hatte ja gerade
noch gefehlt. Wenn das wieder einer von diesen bescheuerten Pennern war, wie sie sein Vater
früher immer angeschleppt hatte, dann würde das ja eine sehr unterhaltsame Zeit werden.
"Das kann doch nicht dein ernst sein, Mama? Und was meinst du überhaupt mit Leibwache?"
Lilian seufzte. Sie fühlte sich jetzt eigentlich überhaupt nicht in der richtigen Verfassung, um mit
ihrem Sohn zu streiten, aber Tidus würde sich jetzt garantiert nicht einfach so abschütteln lassen.
"Hör zu, er wird .... er ist hier, weil er ein wenig auf dich achtgeben wird. Aber du wirst sehen...."
"Auf mich achtgeben?" Tidus Augen wurden größer, seine Augenbrauen gingen dafür aber noch
ein kleines Stück weiter runter. Er war doch kein Kleinkind mehr! Warum sollte er jetzt plötzlich
so einen Babysitter an die Haxen geklebt bekommen? Und noch dazu einer von Jechts
Schmarotzerfreunden. War wahrscheinlich auch nur einer von diesen Junkies wie der Rest auch!
"Er wird nicht die ganze Zeit deinen Schatten spielen. Er wird nur in deiner Nähe bleiben, zum
Beispiel während des Schulweges. Er...."
"Ich brauche aber niemanden, der auf mich aufpasst! Das kann ich auch selber tun."
"Es ist nicht nur wegen dir. Er wird uns auch hier im Haus helfen. Naki hat bald ihre Examen zu
schreiben und wird nicht mehr viel Zeit haben, und ich..." Sie schluckte. Als Lilian
weiterredetete, klang ihre Stimme um einiges leiser. Tidus hatte Mühe, sie zu verstehen, aber er
konnte hören, dass sie ihre Tränen unterdrückte. "Bitte Tidus, es liegt mir so viel daran. Ich... ich
würde mich so viel sicherer fühlen, wenn ich wüsste, dass er in deiner Nähe ist."
Lilians flehende Augen trafen seine. Tidus schwieg. Ihm passte es ganz und gar nicht in die Tüte,
dass ihm irgendein Fremder nun auf Schritt und Tritt folgen würde, aber gegen diesen Blick war
er machtlos.
"Also gut..." mißmutig schaute sie ihr Sohn an. "Aber nur solange es notwendig ist... und wenn
er Ärger machen sollte, fliegt er sofort raus, OK?"
Jetzt musste Lilian schmunzeln. Er benahm sich, wie ihr Vater. Aber das hielt die Tränen auch
nicht davon ab, aus ihren Augen zu kullern.
"Danke" flüsterte sie. Tidus schob sich von seinem Stuhl herunter und tappste zu ihr hin. "Schon
gut" sagte er, als er seiner Mutter die Tränen aus dem Gesicht wischte und sie in den Arm nahm.
Seine Mutter wehrte sich nicht und nahm seine Umarmung dankbar an, indem sie ihren Kopf auf
die Schulter ihres achtjärigen Sohnes legte.
Die Idylle wurde jäh unterbrochen, als Naki, bewaffnet mit einem Staubsauger zur Tür
hereinkam. Die pummelige Frau hatte ihre strohblonden, schulterlangen Haare hinten
zusammengeflochten, allerdings ein bisschen zu fest, da der Zopf hinten vom Kopf abstand und
einen Schlenker nach oben machte. Tidus stutzte. Ihr T-Shirt und auch ihre Jeans waren bedeckt
von einem grauen flauschig und bröselig aussehendem Zeug, was er als Staub und Spinnweben
idnetifizieren konnte.
"Puuuh, das nächste mal sollte sich euer Besuch aber vorher ankündigen, in der Wohnung wurde
ja schon ewig nicht mehr sauber gemacht... Oh, hallo Tidus" Sie hielt kurz inne, um ihren Neffen
mit einem Tätscheln auf den Kopf zu begrüßen, fuhr dann aber unirritiert fort zu brabbeln,
während sie den Staubsauger in der Abstellkammer verstaute. "Hab mir doch glatt mein T-Shirt
dabei versaut, als ich die ganzen Spinnweben von der Decke und den Wänden geholt habe."
Tidus schaute auf, die Arme immer noch um den Hals seiner Mutter.
"Wohnung?" Hätte er sich ja irgendwie denken können, dass das "andere Wohnung" Auskunft
über den Aufenthaltsort seiner Tante gab.
"Ja, wegen eurem...." Naki kletterte wieder aus der Abstellkammer heraus und suchte mit der
rechten Hand gestikullierend nach dem richtigen Wort. "....Bodyguard, oder was auch immer.
Wir konnten ihn ja schlecht alleine in diese Rumpelbude schicken."
Jetzt hatte dieser Kerl sich auch noch in der Wohnung eingenistet? Tidus wurde er dadurch nicht
gerade sympathischer, aber er wollte sich jetzt nicht mit seiner Mutter weiterstreiten. Sie hatten
eine Abmachung.
"Ist´n komischer Kerl, dieser Auron." Aha, dachte Tidus, so heißt er also. "Er schien gar keinen
Besitz oder so was zu haben. Als ich ihn deswegen gefragt hab, hat er nur gemeint, er habe bisher
nicht viel gebraucht. Ich wette, er ist Mönch, oder so. Ist´n wirklich ruhiger Zeitgenosse. Ich
meine, ich führe dort die ganze Zeit meine Monologe und er gibt kaum einen Piep von sich."
Naki gluckste vergügt. "Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass der ein Freund von Jecht sein soll,
wenn ich ehrlich bin. Bei den Saufköpfen, die er sonst immer angeschleppt hat." lachte sie. Lilian
löste sich langsam aus Tidus Umarmung, ihre Ellbogen glitten auf den Tisch, ihr Kopf auf ihre
Hände gestützt. Ihre Schwester blickte erschrocken drein. Sie hatte ncit beabsichtigt Lilian zu
verletzen.
"...ent... schuldige bitte" stammelte sie und legte ihrer Schwester ihre Hand auf die Schulter, die
jedoch sanft wieder abgewehrt wurde.
"Schon gut...", krächzte Lilian leise. "Mach dir keine Sorgen. Ich werd´ schon wieder..."
Der Nachmittag verging. Naki war noch geblieben, um Tidus mit seinen Hausaufgaben zu helfen,
beziehungsweise ihn ersteinmal dazu zu bringen, sie zu machen. Sie war seit etwa einer halben
Stunde weg. Nun lag Tidus auf der Couch, die Beine auf der Rückenlehne, kopfüber auf die
bunten Bilder im Fernseher starrend, aber bald kam er auf den Gedanken, dass es ziemlich
unbequem war und es außerdem keinen Spaß machte, Cartoons zu gucken, wenn sich mit der
Zeit der Kopf anfühlte, als ob die Schädeldecke aus Beton bestünde. Er richtete sich wieder in
eine aufrechte Position, von der aus er Lilian sehen konnte. Sie saß schon seit Naki gegangen am
Fenster, völlig regungslos, und starrte nach draußen. Es erschien nicht wirklich, als ob sie in
irgendeiner Form Interesse an der Welt, die sich vor ihrer Haustür ausbreitete, zeigte. Sie starrte
vielmehr an irgendeinen Punkt, weit am Horizont, als ob sie auf irgendetwas warten würde. Das
war inzwischen schon Normalität geworden. "Ich werd´ schon wieder...". Auch diese Worte
waren für Tidus´ Ohren schon Gewohnheit. Immer und immer wieder hatte sie sie gesagt, immer
wieder, mal mit mehr Zuversicht in der Stimme, mal mit weniger, aber Tidus hatte es ihr immer
irgendwie geglaubt. Er hatte sich immer eingeredet, dass es mit ihr schon wieder bergauf gehen
würde, wenn er nur genug an sie glauben und sie beschützen würde. Aber inzwischen fing seine
Überzeugung an zu wackeln und erste Risse zu bekommen. Es waren jetzt sieben Monate und es
hatte sich nichts getan, kaum besserung hatte sich gezeigt. Sie fing an zu weinen, sobald ein
Gespräch das Thema Jecht auch nur streifte, verdammt! Inzwischen kam es Tidus so vor, als
würde sie sich hinter diesen Worten verstecken, um ja keine Hilfe von anderen annehmen zu
müssen. Tidus brachte dieser Gedanke langsam aber sicher auf die Palme. Er dachte, jetzt, wo
sein Vater nicht mehr da war, würden die beiden mehr zusammenwachsen, sie würde ihn endlich
registrieren. Aber nichts hatte sich geändert. Ihre Gedanken waren immer noch nur bei ihrem
Mann, nur dass dieser nicht mehr da war und es ihr immer schlechter ging. Das war alles Jechts
Schuld, Gott verdammt! Hätte er sie nicht im Stich gelassen.
Tidus sprang auf. So konnte das doch nicht weitergehen! "Mama, lass uns mal zusammen
rausgehen. "
Sie sah ihn für einen Moment aus den Augenwinkeln an, wendete sich dann aber wieder ihrem
Punkt irgendwo in der Ferne zu. "Lieber nicht, ich fühle mich heute nicht so gut, weißt du?"
DAS war eine ganz schlechte Ausrede.
"Mama, komm schon. Du kommst kaum noch aus dem Haus. Das ist nicht gut für dich. Wir
könnten einfach mal spazieren gehen. Oder, oder wir gehen zu einem Blitzballspiel... oder..."
"Tidus, bitte, ich bin nicht in der Verfassung dafür." Lilian sah ihren Sohn mit einem
aufgezwungenen Lächeln auf den Lippen an. "Geh´ doch raus ein bisschen mit dem Ball
trainieren."
Sie lehnte sich wieder zurück, ihren Blick wieder aus dem Fenster gerichtet. Ein letztes
protestierendes "Aber Mama..." brachte auch nichts mehr. Lilian hatte sich wieder in ihre eigene
Welt zurückgezogen.
Tidus rannte raus. Er merkte, wie wieder Tränen in ihm hochstiegen. Scheiße, nicht jetzt. Wenn
er jetzt wieder losplärren würde, wäre er eine Heulsuse, und das durfte er nicht sein. Denn dann
hatte sein Alter recht gehabt.
Er schnappte sich seinen Blitzball, der einsam auf der Terrasse herumlag, und rannte zu seiner
Trainingsmauer, die Garage. Kicken üben war jetzt genau das richtige.
"Scheiße, scheiße, scheiße!!!!" schrie Tidus und donnerte den Ball gegen die Garagenwand. Der
Ball knallte mit einem lauten `BÄNG` gegen die Garagenwand und kam mit gleicher
Geschwindigkeit wieder zurückgeflogen. Tidus machte keine Anstalten, auszuweichen. Er
streckte noch seine Hände aus um den Blitzball zu fangen. Allerdings war er zu langsam. Tidus
registrierte nur noch etwas Weißblaues, das auf ihn zuflog und ihn hart ins Gesicht traf. Er
spürte, wie ihn die Wucht umriß, sein Sichtfeld drehte sich, er sah den Himmel, er spürte wie
seine Unterarme aufscheuerten, als er noch ein kleines Stück über den Boden schrammte.
Tausende kleiner Nadeln schienen sich in sein Gesicht gebohrt zu haben, es pierte wie wild.
Tidus fühlte ein Brennen an seiner Nase, als er vorsichtig nachprüfte. Blut. Seine Nase blutete
wieder. Sein Blick fiel auf seine Ellenbogen. Sie waren furchtbar aufgeschrammt, bluten taten sie
nicht. Dafür brannten sie, wie Zunder. Ihm schossen wieder die Tränen in die Augen, aber Tidus
grinste, während sie ihm die Wangen runterliefen und von Nase und Kinn runterliefen.
"Hehe", schniefte der Junge, "der Torwart möcht´ ich nicht sein, der den Ball abbekommt."
Wirst schon sehen, du eingebildeter Blödmann, sagte er sich, vor seinem inneren Augen das
Gesicht seines Vaters. Dann ging es aber nicht mehr. seine Arme und sein Gesicht schmerzten zu
stark, er konnte noch nicht mal mehr ordenlich aufstehen. Tidus fing an zu schluchzen und zu
heulen wie ein Schlosshund.
Er zog seine Beine an sich heran, schlang seine Arme um sie und lehnte seine Stirn an seine
Knie. Niemand sollte ihn so sehen, aber nach hause wollte er so auch nicht. Seine Mutter würde
wahrscheinlich wieder weinen, oder so und er wollte ihr jetzt keine Sorgen machen. Tidus
zitterte.
Was sollte er denn noch mit ihr machen? Sie mit Gewalt vor die Tür zerren? Sie dazu zwingen,
die Medizin zu schlucken, die ihr der Arzt verschrieben hatte. Seit sieben verdammten Monaten
litt sie nun schon und immer noch schien es keinen Deut besser zu werden. Was würde passieren,
wenn sie eines Tages... ? Aber den Gedanken wollte Tidus nicht zu ende denken. So ein Quatsch.
Nur weil der Alte jetzt nicht mehr da war? Weil er uns im Stich gelassen hatte?
Wirst schon sehen, Alter! Ich mach´ Mama wieder froh. Wir brauchen dich hier nicht mehr, wirst
schon sehen.
Tidus stand wieder auf und wischte sich notdürftig das Blut aus dem Gesicht und die Tränen aus
den Augen. Jetzt bin ich zumindest wieder motiviert, dachte Tidus als er wieder damit begann,
auf den Ball einzudreschen.
Er musste mehrere Stunden geschlafen haben. Auron hatte die ungesunde Lektion gelernt, dass
man lieber nicht mit der Lehnenkante im Nacken einnicken sollte, da dieser sich jetzt anfühlte,
als hätte ihn jemand mit einem Backstein geschlagen. Auron stand auf und versuchte, mit einigen
Streckübungen die Verspannung aus seinem Nacken wieder rauszubekommen, leider vergeblich.
Er schaute aus dem Fenster, in die Stadt. Die Wohnung befand sich in einem der Wohnviertel,
man hatte keinen überaus guten Ausblick, da sie nur im zweiten Stock lag. Er sah einige Kinder,
die vor dem Haus saßen und und mit irgendwelchen Karten rumhantierten, eine Frau war mit
ihrem Hund und einer riesigen Einkaufstüte unterwegs, an der Straße parkte gerade eine von
diesen Blechkisten, die sie Autos nannten ein.
Auron seufzte. Er fragte sich, ob er sich hier überhaupt allein zurechtfinden würde. Er hatte nicht
wirklich Ahnung von Maschina und hier war ein großer Teil des täglichen Lebens darauf
aufgebaut. So etwas wie Magie kannten die hier gar nicht und so etwas wie Monster gab es auch
nicht. Und kein Sin. Auron schreckte aus seinen Gedanken wieder hoch. Er wollte jetzt nicht
weiter darüber nachdenken. Es würde momentan zu nichts führen außer vielleicht zu Heimweh
und Selbstmitleid, worauf er momentan wenig Wert legte. Er bemerkte die Sonne, die langsam
anstalten machte, sich der schmalen Linie zwischen Horizont und Silhouetten der Stadt zu
nähern.
"Vielleicht sollte ich mal sehen, ob er da ist." murmelte er zu sich selbst. Er war zwar nicht
wirklich versessen darauf, aber irgendwo in seinem Hinterkopf auch ein bisschen gespannt auf
den Sohn seines Freundes. Er unternahm noch einen letzten Versuch, seinen Nacken irgendwie
zu entlasten, gab es dann jedoch auf, verließ die Wohnung und schloss die Tür mit einem leisen
`Klack` hinter sich.
Auf der Straße merkte Auron bald, dass er auch vom Erscheinungsbild nicht wirklich nach
Zanarkand passte. Die Kinder vor dem Haus starrten ihn ziemlich doof an, aber dass ignorierte
er. Was hatte er denn mit denen zu schaffen?
Ca. 500 Meter vor Jechts Haus stoppte Auron. Na bitte, dachte er sich. Er sah Jechts Jungen
schon von weitem, oder zumindest jemanden, der auf Jechts Beschreibung passte: Ein
braunhaariges Kind, in Shorts und Pullover mit hochgekrempelten Ärmeln, dass wie vom Teufel
besessen seinen Blitzball gegen die Wand schoss. Auron schmunzelte. Er sah eher seiner Mutter
ähnlich, als Jecht. Genau die gleiche Haarfarbe und in sofern er das aus der Entfernung
feststellen konnte schienen auch die Gesichtszüge eher von seiner Mutter übernommen. Er
beobachtete ihn eine Weile. Tidus schoss den Ball noch einmal mit Karacho gegen die Wand. Es
schepperte als der Ball sein Ziel traf. Er prallte ab und flog zurück. Tidus holte zum nächsten
Schuss aus und feuerte den Ball erneut gegen die Mauer, diesmal mit solcher Kraft, dass der Ball
auf seinem Rückweg im hohen Bogen noch über Tidus Kopf davon zischte, mehrere Meter weit.
Tidus lief los um den Ball zurückzuholen, hielt dann aber inne, als er merkte, dass er beobachtet
wurde.
"Was willst du denn?" schrie er in Aurons Richtung, dass die ganze Straße es hören konnte. Jetzt
musste dieser erst recht grinsen. Vom Benehmen her schien der Junge doch eher seinem Vater zu
gleichen.
Langsam bewegte er sich auf Tidus zu, würdigte ihn aber keiner Antwort.
"Bist du Tidus?" fragte er stattdessen. Tidus musterte den Fremden. Irgendsoein komischer
langhaariger Affe mit ´ner Sonnenbrille im Gesicht. Kam sich wohl cool vor, wenn er den linken
Arm nicht im Ärmel vom Mantel trug sondern als hätte er ihn gebrochen vor dem Bauch mit sich
herumschleppte.
Und woher kannte er überhaupt seinen Namen? Und dann machte es `Klack` in Tidus´ Hirn.
"Du bist dieser Bodyguardsonstwas-Typ, oder? Auron, oder wie du auch immer heißt."
"Daraus schließe ich, dass du Tidus bist.", kam die knappe Antwort.
Tidus hatte ihn sich irgendwie anders vorgestellt, aber Aurons Gehabe passte ihm trotzdem nicht
in den Kram.
"Woher kennst du meinen Vater?" Auron sah schon, der Sohn würde mehr Fragen stellen, als
seine Mutter.
"Wir waren eine Zeit lang zusammen unterwegs."
"Wann? Ich hab´ dich hier noch nie im Leben gesehen. In der Zeit, in der er verschwunden war?"
"Ja." Wieder ziemlich kurz, die Antwort, aber davon ließ Tidus sich nicht beeindrucken.
"Wo wart ihr?" kam auch schon die nächste Frage.
"Außerhalb." Tidus merkte, dass es so wahrscheinlich Stunden weiter gehen würde, also ließ
er´s sein. Nur eine letzte Frage brannte ihm auf der Seele: "Ist er tot?"
DIE Frage war Auron dann doch ziemlich unangenehm. Wie sollte er sie beantwaorten, ohne
dass der Kleine noch mehr Fragen stellen würde, die er nicht zu dessen Befriedigung beantworten
würde. Er entschied sich für die einfache Version, auch wenn das nur der Halbwahrheit
entsprach.
"Ja...", amtwortete er. Er hatte irgendeine Reaktion erwartet, vielleicht Betroffenheit, Trauer,
aber Tidus verzog kaum eine Mine, er gab nur ein leises "Oh" von sich, als hätte er gerade eine
Schulaufgabe verstanden. Auron ließ seine Sonnenbrille ein Stück weit nach unten rutschen, und
hockte sich auf Tidus Augehöhe um ihn direkt anzusehen.
"Scheint dich ja nicht besonders mitzunehmen.", stellte die ehemalige Leibgarde fest. Tidus sah
ihn fest an, seine Stirn runzelte sich, als er sagte: "Wieso sollte ich." Auron konnte nicht ganz
deuten, was er in den blauen Augen des Jungen sah, aber er verstand.
"So ist das also." murmelte er.
"Hey,", unterbrach Tidus seine Gedanken, "was hast du denn da gemacht?" Die Narbe in Aurons
Gesicht war anscheinend interessant genug, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
"Dasselbe könnte ich dich fragen." Die Aufschürfungen an den Unterarmen und die Blutspur, die
unter der Nase des Jungen entlanglief waren Auron nicht entgangen.
"Nur ein Unfall.", Tidus zögerte, "... mit dem Blitzball."
"Geweint?" fragte sein gegenüber. Auch das war eigentlich ziemlich offensichtlich gewesen.
Tidus Augen waren rot und geschwollen und seine Wangen glänzten immer noch von den
Tränen.
Tidus machte jedoch diese Frage rasend. Wie Jecht, dachte er. Auron wird sich auch nur über
mich lustig machen.
"Natürlich nicht, Blödmann!" rief er wütend. "Ich bin keine bescheuerte Heulsuse, weißt du."
Der Kleine sah Auron zornig an, als dieser sich wieder aufrichtete.
"Das habe ich auch nicht behauptet.", sagte dieser und sah auf den Jungen herunter. "Aber du
solltest ein bisschen besser auf dich aufpassen, deine Mutter macht sich sonst noch sorgen."
"Ich dachte, das wäre jetzt dein Job.", grinste Tidus trotzig.
"Hat dir das deine Mutter also auch schon erzählt?"
"Wieso machst du das?"
"Was?"
"Bei uns ankommen und nun auf mich aufpassen wollen? Für Geld?"
"Ich mache das hier nicht für Geld, oder etwas anderes. Es war deine Mutter, die darauf bestand,
dass ich in eurer Zweitwohnung unterkomme."
Tidus sah den Mann misstrauisch an. Irgendwie verständlich, in Aurons Augen. Wer wusste
schon, ob er an seiner Stelle einfach so einem Fremden vertrauen würde?
"Also wieso dann?"
"Ich hab´s wem versprochen?"
Tidus sagte nichts, sah aber sehr überrascht aus. Auron überließ es dem Jungen, ihm das nun zu
glauben, oder nicht. Er fragte sich nur, warum Tidus so einen Hass auf seinen Vater hatte, dass er
bei dessen Todesnachricht nicht eine Mine verzog.
Ohne dass sie es gemerkt hatten, war es um die beiden langsam dunkler geworden, die Sonne
hatte sich entgültig hinter den Häusern verkrochen. Auron sah sich um.
"Wird wohl Zeit, dass du nach Hause gehst, Tidus."
Tidus nickte nur. Auron hatte eigentlich Wiederworte oder irgendeinen Kommentar erwartet,
aber Tidus war inzwischen Müde vom Blitzball üben. Er zog seine Ärmel wieder nach unten und
versuchte sich mit dem Ärmel die Blutspur aus dem Gesicht zu wischen.
"Sieht man noch was?" fragte er.
Auron schüttelte nur den Kopf.
"Bitte erzähl Mama nichts davon, dass ich mich verletzt habe." Tidus sah ihn bittend an.
Sieh mal einer an, dachte Auron. Wenn´s um seine Mutter geht kann er ja richtig nett sein.
"In Ordnung." Das Grinsen konnte er sich nicht verkneifen, was an dem Jungen nicht vorbeiging.
"Hey, was ist?"
"Nichts."
"Jaja." Tidus sah ihn böse an, aber das ließ Aurons Grinsen nur noch weiter wachsen.
"Jetzt sag schon!" zetterte der Junge weiter, aber darauf sprang Auron nicht an. Er hatte sehr viel
Übung darin dank eines gewissen Herrn Vaters.
Tidus gab es schließlich auf und streckte Auron als letzte aufrührische Aktion die Zunge raus.
Auron lachte leise. Es könnte doch noch unterhaltsam werden.
Ende von Kapitel 1
Zu Final Fantasy 10. Tjaaaaa, größtenteils geht´s dabei irgendwie um Tidus un Auron und es ist KEIN
Yaoi, oder sowas, man möge es mir vergeben. An alle, die jetzt noch nicht enttäuscht abgezogen
(wenn das hier überhaupt welche lesen), ich werd´ die nächsten Kapitel posten, sobald ein paar
Reviews da sind, können meinetwegen auch negativ sein, hauptsache ich weiß, dass es überhaupt
jemand gelesen hat. Bevor ich mich endlich vepisse muss ich noch loswerden, dass mir Final Fantasy
10 dummerweise nicht gehört, weil ich dann hier garantiert nicht sitzen und schreiben würde, sondern
schon längst in einer Raumstation über dem Mars eine WG mit einem Dodo führen würde. Final Fantasy
10 gehört Squaresoft.
Ach jaaaa, ich muss noch was sagen. Ich gab keine Ahnung, von diesem Bewertungskram, aber ich hab
dem ganzen vorsichtshalber PG 13 gegeben, weil ich glaub ich ziemlich viel in der Fan Fiction fluchen
lasse und so.
Noch ein kleiner Nachtrag: Ich hab´ die drei bis jetzt geschriebenen Kapitel zumindest
rechtschreibmäßig noch mal überarbeitet, da mir doch ziemlich viel Fehler aufgefallen sind, vor allem
im Ausdruck, und sich ein paar Sachen wiedersprochen haben. Da sich niemand deswegen beschwert
hat, denk ich aber mal, dass es niemanden aufgefallen ist.
1. Strange New World
Die Realität schaffte es nach etlichen versuchen doch irgendwie stückchenweise in sein Hirn
vorzudringen. Auron schlug, verbunden mit einer ruckartigen Bewegung die Augen auf. Der
plötzliche Lichteinfall und die tatsache, dass sich sein Kopf anfühlte, wie ein Blitzball nach
einem Turnier überzeugten ihn jedoch davon, sie ganz schnell wieder zu schließen und sich
zurück auf seine nicht identifizierte, knirschende und unbequem nichtnachgiebige Unterlage
fallen zu lassen. Stattdessen schien es für ihn eine sinnvolle Beschäftigung, erstmal einen klaren
Gedanken aus der Suppe, die zur Zeit sein Verstand darstellte, zu fischen. Also gut, was genau
war passiert...?
...Ja richtig, Sin. ...Moment mal...SIN? Hieß das etwa...? Jetzt hielt es Auron dann doch für
notwendig, seine Augen wieder zu öffnen und sich aufzurichten. Das erste, was er registrierte,
war Wasser... das ihn etwa bis zur Hüfte umspülte. Das erklärte dann wohl auch, warum ihm so
verflucht kalt war. Ein starkes Stechen ihn seiner rechten Gesichtshälfte lenkte ihn jedoch schnell
davon ab. Vorsichtig fuhr er mit der rechten Hand die Narbe, die sein eines Auge unbrauchbar
gemacht hatte, ab. Drei Monate und sie war immer noch nicht richtig geheilt. Nun ja, viel dafür
getan hatte er dafür aber auch nicht. Drei Monate... Aurons Schultern verkrampften sich
unbewusst. Drei Monate, seit Yunalesca ihm die Narbe verpasst hatte. Drei Monate, seit diese
Hexe ihn, Braska und Jecht in den Untergang getrieben hatte. Drei Monate. Eine verdammt kurze
Stille Zeit, für die Braska da sein Leben gegeben hatte...
Auron starte ein ganze Weile vor sich aufs Wasser, in der Vergangenheit schwelgend. Es war
nicht fair, dass er als einziger zurückgeblieben war. Er, der unfähig gewesen war, Braska davon
abzuhalten, sein Leben wegzuwerfen und Jecht zur Asthra hatte werden lassen. Aber er würde es
wieder gut machen. Auch für sich selber. Er würde sein versprechen halten. ... Versprechen...
Auron stockte. Jetzt war ihm wieder der Grund eingefallen, warum er seine Augen aufgemacht
hatte und entschloss, sich umzudrehen.
Vor seinen Augen breitete sich in einiger Entfernung ein Gebirge aus Häusern aus, so riesig, wie
er sonst noch nichts im Leben gesehen hatte.
... Er hatte es tatsächlich geschafft. Jecht war also kein Spinner... zumindest kein kompletter.
Auron hatte es bis ins Zanarkand aus Jechts Geschichten geschafft. Der ehemalige Tempelkrieger
staunte nicht schlecht. Jecht hatte nicht übertrieben, als er von der Größe der Stadt erzählt hatte.
Eher untertrieben. Zanarkand sah schon von außerhalb dermaßen überwältigend RIESIG aus,
dass nicht abzuschätzen war, ob es überhaupt irgendwo am Horizont eine Stadtgrenze gab.
Bevelle war dagegen ein echter Witz, nicht nur in Hinsicht auf die Größe, sondern auch im
Aussehen. Zanarkand war selbst bei tageslicht in ein ständiges kühles blaues Leuchten getaucht
und die Bauweise der Gebäude schien für Auron unglaublich bizarr, aber ebenso faszinierend. Er
hätte gedacht, durch das Sehen der Ruinen in Spira schon einen Eindruck der Stadt bekommen zu
haben, aber Zanarkand in seinem ursprünglichem Zustand zu sehen war noch ein riesen Stück
umhauender. Es musste wirklich überwältigend sein, die Stadt bei Nacht zu betrachten. Auron
musste leicht schmunzeln. Die Stadt schrie geradezu: "Kommt alle her, wir haben Machina", den
Leuten vom Orden wäre wahrscheinlich der Kopf vor Entrüstung explodiert.
Nachdem Auron genug gekuckt hatte, hielt er es für eine gute Idee, sich vielleicht mal aus dem
Wasser zu erheben, da er langsam kein Gefühl mehr in den Beinen hatte und es ziemlich dämlich
aussehen musste, wenn er in voller Montur halb im Wasser der Bucht Zanarkands saß und die
Stadt anglotzte. Langsam erhob er sich, was sich als schwieriger herrausstellte, da ihm so
ziemlich jeder Knochen im Leib wehtat. Jecht hätte mich ruhig sanfter abwerfen können, dachte
Auron noch. Zudem war seine Kleidung völlig durchnässt, wodurch gerade sein Mantel, der auch
so schon eine Tonne wog, unbequem schwer war.
Ich sollte wohl zuerst einmal Jechts Haus finden, kreiste es in seinem Kopf. Auron war klar, dass
es ziemlich schwer sein würde, ein Haus zu finden, von dem man nur die Information hatte, dass
es eine hausbootähnlich Form hatte und irgendwo am Wasser in einem gewissen D-2-Sektor lag,
wo auch immer das sein sollte. Nun ja, wenn Jecht hier wirklich so berühmt war, wie er immer
rumgeprotzt hatte, würde es schon irgendwie möglich sein, sich durchzufragen, dachte er.
Gerade, als er sich auf den Weg machen wollte, fiel Auron auf, dass ihm irgendetwas fehlte.
Etwas WICHTIGES. Etwas, dass er immer auf seiner Schulter mit sich herumschleppte. Er
schaute sich um aber weit und breit keine Spur von seinem Schwert. Vermutlich liegt es
irgendwo am Meeresgrund, überlegte sein Besitzer. Wenn ich Glück habe, nicht weit von hier.
Auron beschloss, später danach zu suchen. Es war vermutlich eh zu riskant, in Zanarkand mit
einem riesigen Schwert herumzulaufen und er wollte am Strand nicht noch mehr Zeit
verschwenden, da er sich gelinde gesagt, hundsmiserabel fühlte und nur noch so schnell wie
möglich Jechts Familie finden wollte. Für einen kurzen Moment hielt er dann aber dann doch
inne. Ein Griff in seine Manteltasche verriet ihm, dass seine Sonnenbrille noch da war, und sie
den Weg nach Zanarkand überlebt hatte. Wenigstens etwas. Mit Erleichterung setzte er sie sich
auf die Nase. Er fühlte sich besser damit, weil seine Narbe damit nicht ganz so sichtbar war.
Es war später Vormittag, als Auron endlich losstiefelte, um Tidus zu finden und sein
Versprechen einzuhalten. "Keine Sorge, alter Freund. Ich passe schon auf ihn auf."
Tidus hasste die Schule schon immer. Vor allem, weil man sich die Leute, mit denen man dort
zusammen war nicht aussuchen konnte. Er hatte nicht wirklich Freunde dort. Höchstens
Bewunderer, die ihn um seinen Vater beneideten und ihn den ganzen Tag damit zuquakten, wie
toll Jecht doch gewesen sei. Seit dem Verschwinden seines Alten war es sogar noch schlimmer
geworden. Jetzt Bewunderten sie ich nicht nur, sie bemitleideten ihn auch noch. Jeden Tag
bekam Tidus jetzt zu hören, was für ein armer Junge er doch wäre und wie leid es ihnen allen
täte. Absolute Schwachköpfe. Was kümmerte es ihn denn, ob dieser Bastard Jecht nun
verschwunden war oder nicht. Ihm war es egal, Jecht war nie ein guter Vater gewesen, der sich
auch nur ein bisschen um ihn, Tidus, gekümmert hatte. Im Grunde genommen war Jecht nur ein
arrogantes Arschloch gewesen, das es gar nicht verdient hatte, dass man ihm hinterherweinte.
Und die anderen würden genauso über ihn denken, wenn sie ihn gekannt hätten. Aber was
wussten diese heuchlerischen Idioten schon.
Das einzige was Tidus außer Bewunderung und Mitleid in der Schule erntete, waren Schläge,
und zwar von einem Jungen namens Lasse, eine Klasse über Tidus, also in der vierten. Dieser
hatte Tidus auf dem Kieker, seit dieser dem Jungen vor ca. einem Monat die Meinung über
seinen Vater gegeigt hatte und nun hatte es sich der militanteste Jecht-Fan ganz Zanarkands zur
Aufgabe gemacht, die Ehre seines Idols wiederherzustellen, indem er dessen Sohn regelmäßig
eine auf´s Maul haute. So kam es, dass Tidus auch heute wieder heulend und mit blutender Nase
nach Hause kam.
"Hallo Mama... hallo Naki" schniefte er leise, als er zur Tür hinein kam. Er war es inzwischen
gewöhnt, dass seine Mutter im Bett lag, wenn er nachmittags nachhause kam. Seit dem
Verschwinden von Jecht ging es der Frau immer schlechter, weswegen ihre Schwester, Tidus´
Tante Naki immer da war um ihm etwas zu essen zu machen und im Haushalt zu helfen. Aber sie
glänzte momentan durch Abwesenheit. Stattdessen fand der achtjährige nur eine hingeklierte
Nachricht, aus der er aber nur "andere Wohnung", "Nudeln in der Mikrowelle" und
"aufwärmen" entziffern konnte. Wer auch immer auf der Welt die Hiroglyphen seiner Tante
entziffern konnte, musste ein riesengroßes Genie sein. Frustriert, dass er momentan nicht die
gewünschte Aufmerksamkeit bekommen würde, trottete Tidus zur Mikrowelle, in der Hoffnung,
die Nachricht richtig interpretiert zu haben, auch wenn er das "andere Wohnung" irgendwie nicht
in Zusammenhang mit dem Rest des Entzifferten in dem Brief bringen konnte. Wie er vermutet
hatte, waren die Nudeln in der Mikrowelle von vor drei Tagen, aber daran war er inzwischen
auch schon gewöhnt. Nakis Kochkünste beschränkten sich meistens nur auf Instant-Nahrung und
Reste.
In den zwei Minuten, die die Nudeln brauchten, ging Tidus ins Bad um sich das Blut aus dem
Gesicht zu waschen. Seine Mutter sollte nicht unbedingt mitbekommen, dass er Probleme in der
Schule hatte, sie hatte auch so schon genug Kummer. Obwohl sie die meiste Zeit des Tages im
Bett lag, schlief sie kaum noch, sie ging nicht mehr wirklich aus dem Haus und es verging kaum
ein Tag, an dem sie nicht weinte. Meistens über irgendwelche Kleingkeiten, die sie an ihren
entschwundenen Gatten errinnerten, oft aber auch einfach nur aus Einsamkeit. Tidus fand das
nicht fair. War er denn nicht genug?
Die Nudeln schmeckten wie erwartet alt und pampig, aber das war ihm zu dem Zeitpunkt völlig
egal, denn der Junge hatte Hunger. Tidus war so damit beschäftigt, die Nudeln in sich
reinzuschaufeln, dass er nicht die Geräusche von Schritten auf dem Teppich hörte, bis er seine
Mutter in der Tür zur Küche stehen sah. Obwohl Tidus gerade nicht danach war, setzte er ein
Lächeln auf, wodurch er dank seines vollen Mundes aussah, wie ein Hamster nach einm Face-
Lifting Das hatte er sich in den letzten Monaten angewöhnt. Wie gesagt, seine Mutter hatte auch
so schon genug Kummer. "Hallo Mama, wie geht´sch dir." grüßte sie ihr Sohn, wobei ihm fast
sein Essen wieder rausgefallen wäre. "Hallo, mein Schatz. Wie war die Schule?" Ihre Augen
sahen wieder ziemlich rotgeweint aus, außerdem hatte sie dicke schwarze Ringe unter
denselbigen. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange, dann setzte sie sich gegenüber von ihm an
den Küchentisch. "Tidus, ich möchte etwas mit dir besprechen."
Auron seufzte erleichtert auf. Endlich, ENDLICH eine Sitzgelegenheit Es hatte eigentlich bisher
nicht wirklich Probleme gegeben. Er hätte gedacht, dass Jechts Frau, Lilian, viel mehr Fragen
stellen würde. Aber sie schien einfach nur froh zu sein, jemanden zu haben, der ihr eine ihrer
Sorgen von den Schultern nahm. Sie schien wirklich am Ende zu sein. Auron fragte sich
ernsthaft, ob Jecht sich dem bewusst gewesen war, als er aufgab, jemals in seine Heimat
zurückzukehren. Lilian hatte sofort angefangen zu weinen, als er sich als ein alter Freund Jechts
vorstellte. Er hatte ihr nicht erzählt, aus welchem Zusammenhang er ihren Mann kannte und auch
nicht, was aus ihm geworden war. Sie hielt ihn, genau wie der Rest der Stadt, für Tod und das
war wahrscheinlich auch besser so.
Ihre Schwester, Naki, hatte erzählt, dass das mit dem Weinen inzwischen der Normalzustand
wäre, wenn sie seinen Namen hörte. Der Arzt hatte ihr auch schon Anti-Depressions
Medikamente (von denen Auron natürlich noch nie was gehört hatte, aber er konnte sich denken,
was das sein sollte) verschrieben, die sie sich jedoch hartnäckig weigerte einzunehmen. Lilian
hatte immer wieder beteuert, dass sie die nicht brauche und dass sie nicht behandelt werden
wolle, wie eine Geisteskranke. Ihre Schwester schien es inzwischen aufgegeben zu haben. Vor
fünf Minuten hatte sie das Appartement wieder verlassen, eine alte Eigentumswohnung vielleicht
5 Minuten von Jechts Haus entfernt, die er vor Urzeiten mal gekauft, laut Naki aber irgendwie
nie zu irgendetwas genutzt hatte. Lilian hatte ihm das Apartement aus Dank überlassen, weil er
ihnen in der nächsten Zeit helfen und auf Tidus achtgeben würde. Naki hatte erzählt, dass Lilian
und Tidus des öfteren Ärger mit irgendwelchen aufdringlichen Jecht-Fans hatten, die teilweise
Stundenlang vor dem Haus herumlungerten und sie nicht in Ruhe ließen. Auron seufzte. Er fand
die Leute hier in Zanarkand sowieso ein wenig merkwürdig. Mit Schrecken erinnerte er sich an
den Vormittag zurück, wie er versucht hatte, Jechts Frau ausfindig zu machen. Die erste Frau die
er nach dem D-2-Sektor gefragt hatte, hatte angesichts seines etwas zerfledderten Aussehens mit
ihrem Finger auf ihn gezeigt und war dann schreiend weggerannt. Irgendwie hatte Auron dann
spitz gekriegt, dass er sich bereits in gesuchten Sektor befand, was die Sache dann etwas
erleichterte, hatte er zumindest gedacht. Die Leute die er nach Jechts Haus fragte, fingen
entweder an zu heulen oder hielten ihn für irgendeinen Fan, der vorhatte, die Familie des
verstorbenen Blitzballers zu belästigen. Irgendwann hatte es Auron sattgehabt, sich anschreien,
zuheulen oder beschimpfen zu lassen und beschloss, das Haus auf eigene Faust zu suchen. Was
sich dann doch als etwas schwieriger herausgestellt hatte, da der Sektor an sich schon ungefähr
so groß war wie Luca. Er wusste nicht mehr, wie lange er sich hungrig, todmüde und mit den
Nerven völlig am Ende durch die Straßen geschleppt hatte, aber es musste Stunden gedauert
haben, bis er das hausbootähnliche Gebäude gefunden hatte.
Auron lehnte sich zurück, den Kopf auf der Couchlehne, und starrte and die Decke. Er hätte nicht
gedacht, dass Lilian seine Hilfe ohne weiteres annehmen würde. Mal sehen, ob das beim Sohn
auch so ohne weiteres laufen würde.
Hey Jecht, bin mal gespannt, ob dein Sohn wirklich so eine große Heulsuse ist, wie du immer
erzählt hast, dachte Auron noch. Ein schmales Grinsen ging über seine Lippen, dann schlief er
ein.
"Ein was?" Tidus Gesicht verzog sich zu einer merkwürdigen Grimasse aus Ungläubigkeit,
Ärger
und Beleidigung. "Hmmm... eine Leibwache... oder so was. " antwortete seine Mutter und kuckte
ihn aus ihren müden Augen an. Sie hatte es sich schon gedacht, dass ihr Sohnemann so reagieren
würde.
"Aber wir kennen ihn doch gar nicht! Und außerdem..." Tidus sah mißmutig drein "....außerdem
kommen wir doch auch gut alleine zurecht!" Er sah seine Mutter direkt in die Augen.
"Er hat erzählt, er sei ein alter Freund von Jecht. Tidus, bitte... ich..."
Tidus fielen beinahe die Ohren ab. Ein Freund von seinem Alten? Na toll, das hatte ja gerade
noch gefehlt. Wenn das wieder einer von diesen bescheuerten Pennern war, wie sie sein Vater
früher immer angeschleppt hatte, dann würde das ja eine sehr unterhaltsame Zeit werden.
"Das kann doch nicht dein ernst sein, Mama? Und was meinst du überhaupt mit Leibwache?"
Lilian seufzte. Sie fühlte sich jetzt eigentlich überhaupt nicht in der richtigen Verfassung, um mit
ihrem Sohn zu streiten, aber Tidus würde sich jetzt garantiert nicht einfach so abschütteln lassen.
"Hör zu, er wird .... er ist hier, weil er ein wenig auf dich achtgeben wird. Aber du wirst sehen...."
"Auf mich achtgeben?" Tidus Augen wurden größer, seine Augenbrauen gingen dafür aber noch
ein kleines Stück weiter runter. Er war doch kein Kleinkind mehr! Warum sollte er jetzt plötzlich
so einen Babysitter an die Haxen geklebt bekommen? Und noch dazu einer von Jechts
Schmarotzerfreunden. War wahrscheinlich auch nur einer von diesen Junkies wie der Rest auch!
"Er wird nicht die ganze Zeit deinen Schatten spielen. Er wird nur in deiner Nähe bleiben, zum
Beispiel während des Schulweges. Er...."
"Ich brauche aber niemanden, der auf mich aufpasst! Das kann ich auch selber tun."
"Es ist nicht nur wegen dir. Er wird uns auch hier im Haus helfen. Naki hat bald ihre Examen zu
schreiben und wird nicht mehr viel Zeit haben, und ich..." Sie schluckte. Als Lilian
weiterredetete, klang ihre Stimme um einiges leiser. Tidus hatte Mühe, sie zu verstehen, aber er
konnte hören, dass sie ihre Tränen unterdrückte. "Bitte Tidus, es liegt mir so viel daran. Ich... ich
würde mich so viel sicherer fühlen, wenn ich wüsste, dass er in deiner Nähe ist."
Lilians flehende Augen trafen seine. Tidus schwieg. Ihm passte es ganz und gar nicht in die Tüte,
dass ihm irgendein Fremder nun auf Schritt und Tritt folgen würde, aber gegen diesen Blick war
er machtlos.
"Also gut..." mißmutig schaute sie ihr Sohn an. "Aber nur solange es notwendig ist... und wenn
er Ärger machen sollte, fliegt er sofort raus, OK?"
Jetzt musste Lilian schmunzeln. Er benahm sich, wie ihr Vater. Aber das hielt die Tränen auch
nicht davon ab, aus ihren Augen zu kullern.
"Danke" flüsterte sie. Tidus schob sich von seinem Stuhl herunter und tappste zu ihr hin. "Schon
gut" sagte er, als er seiner Mutter die Tränen aus dem Gesicht wischte und sie in den Arm nahm.
Seine Mutter wehrte sich nicht und nahm seine Umarmung dankbar an, indem sie ihren Kopf auf
die Schulter ihres achtjärigen Sohnes legte.
Die Idylle wurde jäh unterbrochen, als Naki, bewaffnet mit einem Staubsauger zur Tür
hereinkam. Die pummelige Frau hatte ihre strohblonden, schulterlangen Haare hinten
zusammengeflochten, allerdings ein bisschen zu fest, da der Zopf hinten vom Kopf abstand und
einen Schlenker nach oben machte. Tidus stutzte. Ihr T-Shirt und auch ihre Jeans waren bedeckt
von einem grauen flauschig und bröselig aussehendem Zeug, was er als Staub und Spinnweben
idnetifizieren konnte.
"Puuuh, das nächste mal sollte sich euer Besuch aber vorher ankündigen, in der Wohnung wurde
ja schon ewig nicht mehr sauber gemacht... Oh, hallo Tidus" Sie hielt kurz inne, um ihren Neffen
mit einem Tätscheln auf den Kopf zu begrüßen, fuhr dann aber unirritiert fort zu brabbeln,
während sie den Staubsauger in der Abstellkammer verstaute. "Hab mir doch glatt mein T-Shirt
dabei versaut, als ich die ganzen Spinnweben von der Decke und den Wänden geholt habe."
Tidus schaute auf, die Arme immer noch um den Hals seiner Mutter.
"Wohnung?" Hätte er sich ja irgendwie denken können, dass das "andere Wohnung" Auskunft
über den Aufenthaltsort seiner Tante gab.
"Ja, wegen eurem...." Naki kletterte wieder aus der Abstellkammer heraus und suchte mit der
rechten Hand gestikullierend nach dem richtigen Wort. "....Bodyguard, oder was auch immer.
Wir konnten ihn ja schlecht alleine in diese Rumpelbude schicken."
Jetzt hatte dieser Kerl sich auch noch in der Wohnung eingenistet? Tidus wurde er dadurch nicht
gerade sympathischer, aber er wollte sich jetzt nicht mit seiner Mutter weiterstreiten. Sie hatten
eine Abmachung.
"Ist´n komischer Kerl, dieser Auron." Aha, dachte Tidus, so heißt er also. "Er schien gar keinen
Besitz oder so was zu haben. Als ich ihn deswegen gefragt hab, hat er nur gemeint, er habe bisher
nicht viel gebraucht. Ich wette, er ist Mönch, oder so. Ist´n wirklich ruhiger Zeitgenosse. Ich
meine, ich führe dort die ganze Zeit meine Monologe und er gibt kaum einen Piep von sich."
Naki gluckste vergügt. "Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass der ein Freund von Jecht sein soll,
wenn ich ehrlich bin. Bei den Saufköpfen, die er sonst immer angeschleppt hat." lachte sie. Lilian
löste sich langsam aus Tidus Umarmung, ihre Ellbogen glitten auf den Tisch, ihr Kopf auf ihre
Hände gestützt. Ihre Schwester blickte erschrocken drein. Sie hatte ncit beabsichtigt Lilian zu
verletzen.
"...ent... schuldige bitte" stammelte sie und legte ihrer Schwester ihre Hand auf die Schulter, die
jedoch sanft wieder abgewehrt wurde.
"Schon gut...", krächzte Lilian leise. "Mach dir keine Sorgen. Ich werd´ schon wieder..."
Der Nachmittag verging. Naki war noch geblieben, um Tidus mit seinen Hausaufgaben zu helfen,
beziehungsweise ihn ersteinmal dazu zu bringen, sie zu machen. Sie war seit etwa einer halben
Stunde weg. Nun lag Tidus auf der Couch, die Beine auf der Rückenlehne, kopfüber auf die
bunten Bilder im Fernseher starrend, aber bald kam er auf den Gedanken, dass es ziemlich
unbequem war und es außerdem keinen Spaß machte, Cartoons zu gucken, wenn sich mit der
Zeit der Kopf anfühlte, als ob die Schädeldecke aus Beton bestünde. Er richtete sich wieder in
eine aufrechte Position, von der aus er Lilian sehen konnte. Sie saß schon seit Naki gegangen am
Fenster, völlig regungslos, und starrte nach draußen. Es erschien nicht wirklich, als ob sie in
irgendeiner Form Interesse an der Welt, die sich vor ihrer Haustür ausbreitete, zeigte. Sie starrte
vielmehr an irgendeinen Punkt, weit am Horizont, als ob sie auf irgendetwas warten würde. Das
war inzwischen schon Normalität geworden. "Ich werd´ schon wieder...". Auch diese Worte
waren für Tidus´ Ohren schon Gewohnheit. Immer und immer wieder hatte sie sie gesagt, immer
wieder, mal mit mehr Zuversicht in der Stimme, mal mit weniger, aber Tidus hatte es ihr immer
irgendwie geglaubt. Er hatte sich immer eingeredet, dass es mit ihr schon wieder bergauf gehen
würde, wenn er nur genug an sie glauben und sie beschützen würde. Aber inzwischen fing seine
Überzeugung an zu wackeln und erste Risse zu bekommen. Es waren jetzt sieben Monate und es
hatte sich nichts getan, kaum besserung hatte sich gezeigt. Sie fing an zu weinen, sobald ein
Gespräch das Thema Jecht auch nur streifte, verdammt! Inzwischen kam es Tidus so vor, als
würde sie sich hinter diesen Worten verstecken, um ja keine Hilfe von anderen annehmen zu
müssen. Tidus brachte dieser Gedanke langsam aber sicher auf die Palme. Er dachte, jetzt, wo
sein Vater nicht mehr da war, würden die beiden mehr zusammenwachsen, sie würde ihn endlich
registrieren. Aber nichts hatte sich geändert. Ihre Gedanken waren immer noch nur bei ihrem
Mann, nur dass dieser nicht mehr da war und es ihr immer schlechter ging. Das war alles Jechts
Schuld, Gott verdammt! Hätte er sie nicht im Stich gelassen.
Tidus sprang auf. So konnte das doch nicht weitergehen! "Mama, lass uns mal zusammen
rausgehen. "
Sie sah ihn für einen Moment aus den Augenwinkeln an, wendete sich dann aber wieder ihrem
Punkt irgendwo in der Ferne zu. "Lieber nicht, ich fühle mich heute nicht so gut, weißt du?"
DAS war eine ganz schlechte Ausrede.
"Mama, komm schon. Du kommst kaum noch aus dem Haus. Das ist nicht gut für dich. Wir
könnten einfach mal spazieren gehen. Oder, oder wir gehen zu einem Blitzballspiel... oder..."
"Tidus, bitte, ich bin nicht in der Verfassung dafür." Lilian sah ihren Sohn mit einem
aufgezwungenen Lächeln auf den Lippen an. "Geh´ doch raus ein bisschen mit dem Ball
trainieren."
Sie lehnte sich wieder zurück, ihren Blick wieder aus dem Fenster gerichtet. Ein letztes
protestierendes "Aber Mama..." brachte auch nichts mehr. Lilian hatte sich wieder in ihre eigene
Welt zurückgezogen.
Tidus rannte raus. Er merkte, wie wieder Tränen in ihm hochstiegen. Scheiße, nicht jetzt. Wenn
er jetzt wieder losplärren würde, wäre er eine Heulsuse, und das durfte er nicht sein. Denn dann
hatte sein Alter recht gehabt.
Er schnappte sich seinen Blitzball, der einsam auf der Terrasse herumlag, und rannte zu seiner
Trainingsmauer, die Garage. Kicken üben war jetzt genau das richtige.
"Scheiße, scheiße, scheiße!!!!" schrie Tidus und donnerte den Ball gegen die Garagenwand. Der
Ball knallte mit einem lauten `BÄNG` gegen die Garagenwand und kam mit gleicher
Geschwindigkeit wieder zurückgeflogen. Tidus machte keine Anstalten, auszuweichen. Er
streckte noch seine Hände aus um den Blitzball zu fangen. Allerdings war er zu langsam. Tidus
registrierte nur noch etwas Weißblaues, das auf ihn zuflog und ihn hart ins Gesicht traf. Er
spürte, wie ihn die Wucht umriß, sein Sichtfeld drehte sich, er sah den Himmel, er spürte wie
seine Unterarme aufscheuerten, als er noch ein kleines Stück über den Boden schrammte.
Tausende kleiner Nadeln schienen sich in sein Gesicht gebohrt zu haben, es pierte wie wild.
Tidus fühlte ein Brennen an seiner Nase, als er vorsichtig nachprüfte. Blut. Seine Nase blutete
wieder. Sein Blick fiel auf seine Ellenbogen. Sie waren furchtbar aufgeschrammt, bluten taten sie
nicht. Dafür brannten sie, wie Zunder. Ihm schossen wieder die Tränen in die Augen, aber Tidus
grinste, während sie ihm die Wangen runterliefen und von Nase und Kinn runterliefen.
"Hehe", schniefte der Junge, "der Torwart möcht´ ich nicht sein, der den Ball abbekommt."
Wirst schon sehen, du eingebildeter Blödmann, sagte er sich, vor seinem inneren Augen das
Gesicht seines Vaters. Dann ging es aber nicht mehr. seine Arme und sein Gesicht schmerzten zu
stark, er konnte noch nicht mal mehr ordenlich aufstehen. Tidus fing an zu schluchzen und zu
heulen wie ein Schlosshund.
Er zog seine Beine an sich heran, schlang seine Arme um sie und lehnte seine Stirn an seine
Knie. Niemand sollte ihn so sehen, aber nach hause wollte er so auch nicht. Seine Mutter würde
wahrscheinlich wieder weinen, oder so und er wollte ihr jetzt keine Sorgen machen. Tidus
zitterte.
Was sollte er denn noch mit ihr machen? Sie mit Gewalt vor die Tür zerren? Sie dazu zwingen,
die Medizin zu schlucken, die ihr der Arzt verschrieben hatte. Seit sieben verdammten Monaten
litt sie nun schon und immer noch schien es keinen Deut besser zu werden. Was würde passieren,
wenn sie eines Tages... ? Aber den Gedanken wollte Tidus nicht zu ende denken. So ein Quatsch.
Nur weil der Alte jetzt nicht mehr da war? Weil er uns im Stich gelassen hatte?
Wirst schon sehen, Alter! Ich mach´ Mama wieder froh. Wir brauchen dich hier nicht mehr, wirst
schon sehen.
Tidus stand wieder auf und wischte sich notdürftig das Blut aus dem Gesicht und die Tränen aus
den Augen. Jetzt bin ich zumindest wieder motiviert, dachte Tidus als er wieder damit begann,
auf den Ball einzudreschen.
Er musste mehrere Stunden geschlafen haben. Auron hatte die ungesunde Lektion gelernt, dass
man lieber nicht mit der Lehnenkante im Nacken einnicken sollte, da dieser sich jetzt anfühlte,
als hätte ihn jemand mit einem Backstein geschlagen. Auron stand auf und versuchte, mit einigen
Streckübungen die Verspannung aus seinem Nacken wieder rauszubekommen, leider vergeblich.
Er schaute aus dem Fenster, in die Stadt. Die Wohnung befand sich in einem der Wohnviertel,
man hatte keinen überaus guten Ausblick, da sie nur im zweiten Stock lag. Er sah einige Kinder,
die vor dem Haus saßen und und mit irgendwelchen Karten rumhantierten, eine Frau war mit
ihrem Hund und einer riesigen Einkaufstüte unterwegs, an der Straße parkte gerade eine von
diesen Blechkisten, die sie Autos nannten ein.
Auron seufzte. Er fragte sich, ob er sich hier überhaupt allein zurechtfinden würde. Er hatte nicht
wirklich Ahnung von Maschina und hier war ein großer Teil des täglichen Lebens darauf
aufgebaut. So etwas wie Magie kannten die hier gar nicht und so etwas wie Monster gab es auch
nicht. Und kein Sin. Auron schreckte aus seinen Gedanken wieder hoch. Er wollte jetzt nicht
weiter darüber nachdenken. Es würde momentan zu nichts führen außer vielleicht zu Heimweh
und Selbstmitleid, worauf er momentan wenig Wert legte. Er bemerkte die Sonne, die langsam
anstalten machte, sich der schmalen Linie zwischen Horizont und Silhouetten der Stadt zu
nähern.
"Vielleicht sollte ich mal sehen, ob er da ist." murmelte er zu sich selbst. Er war zwar nicht
wirklich versessen darauf, aber irgendwo in seinem Hinterkopf auch ein bisschen gespannt auf
den Sohn seines Freundes. Er unternahm noch einen letzten Versuch, seinen Nacken irgendwie
zu entlasten, gab es dann jedoch auf, verließ die Wohnung und schloss die Tür mit einem leisen
`Klack` hinter sich.
Auf der Straße merkte Auron bald, dass er auch vom Erscheinungsbild nicht wirklich nach
Zanarkand passte. Die Kinder vor dem Haus starrten ihn ziemlich doof an, aber dass ignorierte
er. Was hatte er denn mit denen zu schaffen?
Ca. 500 Meter vor Jechts Haus stoppte Auron. Na bitte, dachte er sich. Er sah Jechts Jungen
schon von weitem, oder zumindest jemanden, der auf Jechts Beschreibung passte: Ein
braunhaariges Kind, in Shorts und Pullover mit hochgekrempelten Ärmeln, dass wie vom Teufel
besessen seinen Blitzball gegen die Wand schoss. Auron schmunzelte. Er sah eher seiner Mutter
ähnlich, als Jecht. Genau die gleiche Haarfarbe und in sofern er das aus der Entfernung
feststellen konnte schienen auch die Gesichtszüge eher von seiner Mutter übernommen. Er
beobachtete ihn eine Weile. Tidus schoss den Ball noch einmal mit Karacho gegen die Wand. Es
schepperte als der Ball sein Ziel traf. Er prallte ab und flog zurück. Tidus holte zum nächsten
Schuss aus und feuerte den Ball erneut gegen die Mauer, diesmal mit solcher Kraft, dass der Ball
auf seinem Rückweg im hohen Bogen noch über Tidus Kopf davon zischte, mehrere Meter weit.
Tidus lief los um den Ball zurückzuholen, hielt dann aber inne, als er merkte, dass er beobachtet
wurde.
"Was willst du denn?" schrie er in Aurons Richtung, dass die ganze Straße es hören konnte. Jetzt
musste dieser erst recht grinsen. Vom Benehmen her schien der Junge doch eher seinem Vater zu
gleichen.
Langsam bewegte er sich auf Tidus zu, würdigte ihn aber keiner Antwort.
"Bist du Tidus?" fragte er stattdessen. Tidus musterte den Fremden. Irgendsoein komischer
langhaariger Affe mit ´ner Sonnenbrille im Gesicht. Kam sich wohl cool vor, wenn er den linken
Arm nicht im Ärmel vom Mantel trug sondern als hätte er ihn gebrochen vor dem Bauch mit sich
herumschleppte.
Und woher kannte er überhaupt seinen Namen? Und dann machte es `Klack` in Tidus´ Hirn.
"Du bist dieser Bodyguardsonstwas-Typ, oder? Auron, oder wie du auch immer heißt."
"Daraus schließe ich, dass du Tidus bist.", kam die knappe Antwort.
Tidus hatte ihn sich irgendwie anders vorgestellt, aber Aurons Gehabe passte ihm trotzdem nicht
in den Kram.
"Woher kennst du meinen Vater?" Auron sah schon, der Sohn würde mehr Fragen stellen, als
seine Mutter.
"Wir waren eine Zeit lang zusammen unterwegs."
"Wann? Ich hab´ dich hier noch nie im Leben gesehen. In der Zeit, in der er verschwunden war?"
"Ja." Wieder ziemlich kurz, die Antwort, aber davon ließ Tidus sich nicht beeindrucken.
"Wo wart ihr?" kam auch schon die nächste Frage.
"Außerhalb." Tidus merkte, dass es so wahrscheinlich Stunden weiter gehen würde, also ließ
er´s sein. Nur eine letzte Frage brannte ihm auf der Seele: "Ist er tot?"
DIE Frage war Auron dann doch ziemlich unangenehm. Wie sollte er sie beantwaorten, ohne
dass der Kleine noch mehr Fragen stellen würde, die er nicht zu dessen Befriedigung beantworten
würde. Er entschied sich für die einfache Version, auch wenn das nur der Halbwahrheit
entsprach.
"Ja...", amtwortete er. Er hatte irgendeine Reaktion erwartet, vielleicht Betroffenheit, Trauer,
aber Tidus verzog kaum eine Mine, er gab nur ein leises "Oh" von sich, als hätte er gerade eine
Schulaufgabe verstanden. Auron ließ seine Sonnenbrille ein Stück weit nach unten rutschen, und
hockte sich auf Tidus Augehöhe um ihn direkt anzusehen.
"Scheint dich ja nicht besonders mitzunehmen.", stellte die ehemalige Leibgarde fest. Tidus sah
ihn fest an, seine Stirn runzelte sich, als er sagte: "Wieso sollte ich." Auron konnte nicht ganz
deuten, was er in den blauen Augen des Jungen sah, aber er verstand.
"So ist das also." murmelte er.
"Hey,", unterbrach Tidus seine Gedanken, "was hast du denn da gemacht?" Die Narbe in Aurons
Gesicht war anscheinend interessant genug, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
"Dasselbe könnte ich dich fragen." Die Aufschürfungen an den Unterarmen und die Blutspur, die
unter der Nase des Jungen entlanglief waren Auron nicht entgangen.
"Nur ein Unfall.", Tidus zögerte, "... mit dem Blitzball."
"Geweint?" fragte sein gegenüber. Auch das war eigentlich ziemlich offensichtlich gewesen.
Tidus Augen waren rot und geschwollen und seine Wangen glänzten immer noch von den
Tränen.
Tidus machte jedoch diese Frage rasend. Wie Jecht, dachte er. Auron wird sich auch nur über
mich lustig machen.
"Natürlich nicht, Blödmann!" rief er wütend. "Ich bin keine bescheuerte Heulsuse, weißt du."
Der Kleine sah Auron zornig an, als dieser sich wieder aufrichtete.
"Das habe ich auch nicht behauptet.", sagte dieser und sah auf den Jungen herunter. "Aber du
solltest ein bisschen besser auf dich aufpassen, deine Mutter macht sich sonst noch sorgen."
"Ich dachte, das wäre jetzt dein Job.", grinste Tidus trotzig.
"Hat dir das deine Mutter also auch schon erzählt?"
"Wieso machst du das?"
"Was?"
"Bei uns ankommen und nun auf mich aufpassen wollen? Für Geld?"
"Ich mache das hier nicht für Geld, oder etwas anderes. Es war deine Mutter, die darauf bestand,
dass ich in eurer Zweitwohnung unterkomme."
Tidus sah den Mann misstrauisch an. Irgendwie verständlich, in Aurons Augen. Wer wusste
schon, ob er an seiner Stelle einfach so einem Fremden vertrauen würde?
"Also wieso dann?"
"Ich hab´s wem versprochen?"
Tidus sagte nichts, sah aber sehr überrascht aus. Auron überließ es dem Jungen, ihm das nun zu
glauben, oder nicht. Er fragte sich nur, warum Tidus so einen Hass auf seinen Vater hatte, dass er
bei dessen Todesnachricht nicht eine Mine verzog.
Ohne dass sie es gemerkt hatten, war es um die beiden langsam dunkler geworden, die Sonne
hatte sich entgültig hinter den Häusern verkrochen. Auron sah sich um.
"Wird wohl Zeit, dass du nach Hause gehst, Tidus."
Tidus nickte nur. Auron hatte eigentlich Wiederworte oder irgendeinen Kommentar erwartet,
aber Tidus war inzwischen Müde vom Blitzball üben. Er zog seine Ärmel wieder nach unten und
versuchte sich mit dem Ärmel die Blutspur aus dem Gesicht zu wischen.
"Sieht man noch was?" fragte er.
Auron schüttelte nur den Kopf.
"Bitte erzähl Mama nichts davon, dass ich mich verletzt habe." Tidus sah ihn bittend an.
Sieh mal einer an, dachte Auron. Wenn´s um seine Mutter geht kann er ja richtig nett sein.
"In Ordnung." Das Grinsen konnte er sich nicht verkneifen, was an dem Jungen nicht vorbeiging.
"Hey, was ist?"
"Nichts."
"Jaja." Tidus sah ihn böse an, aber das ließ Aurons Grinsen nur noch weiter wachsen.
"Jetzt sag schon!" zetterte der Junge weiter, aber darauf sprang Auron nicht an. Er hatte sehr viel
Übung darin dank eines gewissen Herrn Vaters.
Tidus gab es schließlich auf und streckte Auron als letzte aufrührische Aktion die Zunge raus.
Auron lachte leise. Es könnte doch noch unterhaltsam werden.
Ende von Kapitel 1
