SSHG-Geschichte – Die Figuren, die in der folgenden Story vorkommen, sind geistiges Eigentum von JK. Rowling. Mit der Veröffentlichung dieser Fanfiction sind keine finanziellen Interessen verbunden.
Story: Hermine bringt sich durch einen Einbruch bei Snape in Schwierigkeiten und die Folgen daraus verändern ihr Leben – für immer?
Die Story spielt im 6. Schuljahr von Harry Potter und seinen Freunden und ist den Gegebenheiten des Bandes 6 angepasst.
Kapitel 1 Ausgeheckt
Kurz nach den Weihnachtsferien saßen Harry, Ron und Hermine im Gemeinschaftsraum der Gryffindors zusammen. Ihr Gespräch drehte sich – wieder einmal – um eines von Harrys Lieblingsthemen: ihren „neuen" Lehrer in „Verteidigung gegen die dunklen Künste" (VgdDK). Harry äußerte wieder mal starke Vorbehalte gegen Snape, den er des Doppelspiels verdächtigte.
Im Grunde genommen machte er Snape für den Tod seines Paten, Sirius Black, verantwortlich. Harry bildete sich ein, dass Snapes Provokationen Sirius ins Ministerium und damit in Gefahr gebracht hatten. Er brauchte dieses Ablenkungsmanöver, da ihn ansonsten seine eigenen Schuldgefühle erdrücken würden. Denn hätte er damals, als der Dunkle Lord in seine Gedanken eindrang, bereits Okklumentik gelernt, wäre Sirius womöglich noch am Leben. Aber so benötigte Harry einen Schuldigen für den Verlust seines Paten und sein Hass hatte sich immer mehr auf Snape konzentriert.
Ron stimmte Harrys Hasstiraden gegen Snape wie immer zu, da dieser ihn ständig ungerecht behandelte. Auch Hermine Granger erntete für ihre Bemühungen in Snapes Unterricht hauptsächlich Ignoranz oder Häme. Snapes Antipathie ihr gegenüber hing auch damit zusammen, dass sie durch ihren Fleiß und ihre Intelligenz bereits wieder eine Menge Hauspunkte für Gryffindor geholt hatte– zum Nachteil für Slytherin.
Trotzdem versuchte Hermine, ihren Freunden wie immer die Stimme der Vernunft nahe zu bringen. „Er ist im Orden des Phönix, Dumbledore vertraut ihm und du hast keinen, aber auch nicht den kleinsten Beweis dafür, dass Snape ein Spion für Voldemort ist", sagte sie gerade.
„Oh doch", erwiderte Harry, „ich habe gesehen, wie er das Magische Fernglas, mit dem man größte Gefahren erkennen kann und das momentan auf das Aufspüren von Voldemort ausgerichtet ist, gestohlen hat.
„Wie konntest du das sehen?", wunderte sich Ron. „Ich war bei Dumbledore eingeladen und kam etwas früher." „Ach, du hast mal wieder rumspioniert, wie damals im Denkarium", entgegnete Hermine. „Nenn es, wie du willst, ich habe Snape gesehen, wie er das Fernglas aus dem Nebenzimmer geholt und unter seinem Umhang versteckt hat. Dann hat er ganz schnell Dumbledores Büro verlassen, bevor dieser wieder zurückgekommen ist." „Aber das heißt doch nicht, dass Snape es gestohlen hat", sagte Hermine. „Wieso sollte er sonst so schnell verschwunden sein?", gab Harry zurück.
Die beiden stritten noch lange, aber Harry wich nicht von seiner Überzeugung ab. „Und wo ist das Fernglas dann? Es ist verschwunden." „Es kann überall im Schloss sein", mutmaßte Hermine. „Aber in Snapes Privaträumen ist es am sichersten. Keiner kommt hinein." „Wieso nicht?", fragte Ron. „Weil die Zauber und Flüche, mit denen Snape seine Räume gesichert hat, unüberwindbar sind", entgegnete Harry. „Ich habe es schon mehrfach versucht." Ron und Hermine schauten ihn erstaunt an. „Na ja, unter dem Tarnumhang und wenn ich wusste, dass er bei irgendwelchen Sitzungen oder im Ministerium war."
„Du bist ganz schön krank", meinte Hermine. „Aber ganz davon abgesehen, sind die Räume zu öffnen", sagte sie mit der ganzen Erfahrung ihrer fünfeinhalb Zauberschuljahre und der Jahrgangsbesten. „So", meinte Harry beleidigt. „Du bist ja so viel schlauer als ich. Aber ich glaube trotzdem nicht, dass du bei Snape eindringen könntest." „Doch", erwiderte sie, „ich habe sogar schon meine Vorstellung, wie das gehen kann."
„Dann mach's doch", sagte Harry in gereiztem Ton. „Ich jedenfalls glaube nicht, dass es dir gelingt. Aber wenn du es schaffst, dann findest du garantiert den Beweis dafür, dass ich Recht habe. Er hat das Fernglas bestimmt in seiner Wohnung versteckt."
„Ich kann doch nicht bei meinem Lehrer einbrechen Harry", meinte Hermine genervt, „das bedeutet Schulverweis!" „Aber nur, wenn du dich erwischen lässt. Und du bist doch so schlau, dass das bestimmt nicht passiert! Oder?" Harry war jetzt sehr zornig; Hermine ebenfalls. „Du bist ja bloß neidisch, wenn jemand etwas besser kann als du", fauchte sie. „Hättest du dich in Zauberkunst mehr angestrengt, würdest du es selbst können. Was aber nicht heißen soll, dass du es machen sollst. Es ist zu gefährlich!"
„Oh nein, das ist nur eine blöde Ausrede von dir, weil du es nämlich auch nicht kannst. Aber du kannst ja nicht zugeben, dass Miss Oberschlau auch ihre Grenzen hat. Wie praktisch, dies unter dem Deckmäntelchen der Besorgnis zu verstecken."
Harry war nun richtig in Rage. Ron versuchte zu vermitteln, als er sah, dass sein Freund sich in etwas hineinsteigerte und dass Hermine sehr wohl Recht hatte mit ihrer Mahnung zur Vorsicht. Aber vergebens. Harry beschuldigte Hermine weiterhin der Wichtigtuerei und Snape beschimpfte er als Spion. Außerdem erklärte er, dass Snape am morgigen Freitag bei einer Sitzung im Ministerium eingeladen war und diese kaum vor Mitternacht zu Ende wäre.
„Wenn ich wüsste, wie man da hineinkommt, würde ich ihn morgen garantiert überführen", sagte er grimmig, „Aber Miss Oberschlau wird mir bestimmt nicht verraten, wie ich da hineinkomme. Wenn sie es denn selber überhaupt weiß!", fügte er gehässig hinzu.
Hermine war inzwischen so genervt, dass sie entgegen ihrer eigenen Überzeugung sagte: „Harry, es reicht nicht, dass ich dir die Losung gebe. Ich muss diese mit meinem Zauberstab ausprobieren. Und da bleibt nicht viel Zeit. Wenn überhaupt, kann nur ich das machen. Und wenn ich dich so sehe, wie du dich in deinem Wahn gegenüber Snape verrennst, bin ich bereit, es zu tun. Aber nur wenn du mir dein Wort gibst, dass du von deinen Verdächtigungen gegenüber Snape ablässt, wenn ich nichts bei ihm finde."
Ron sagte entsetzt: „Hermine, das kannst du nicht tun. Nicht auszudenken, was passiert, wenn Snape dich erwischt. Oder wenn du vielleicht nicht mehr herauskommst." „Es freut mich, dass sich wenigstens einer meiner Freunde Gedanken um mich macht", sagte Hermine schneidend, „aber Harry hat sich ja vergewissert, dass mir nichts passieren kann, weil Snape morgen Abend lange genug weg ist. Ich vertraue meinen Freunden! Und – keine Sorge, Ron, ich komme schon wieder raus, wenn ich erst einmal hineingekommen bin."
Am nächsten Abend stand Hermine vor Snapes Tür. Sie hatte den ganzen Tag mit ihrem Gewissen gekämpft und war nahe daran, die Sache abzublasen. Aber Snape benahm sich in der heutigen Unterrichtsstunde wieder einmal besonders widerwärtig und ungerecht. Nicht nur dass er Neville Longbottom wieder einmal zu einem Heulkrampf veranlasst hatte; nein, er musste Ron zu einer Strafarbeit während des nächsten Quidditschspiels verdonnern, ohne ihm die Chance einzuräumen, etwas zu seiner Verteidigung zu äußern. Dabei hatte Ron nur deshalb seinen Kessel zum Explodieren gebracht, weil er auf die Bosheiten Malfoys reagiert hatte und dadurch von seiner Aufgabe abgelenkt wurde. Malfoy hatte Ginny wegen ihrer scheinbar so häufig wechselnden Partnerschaften als kleine Gryffindor-Schlampe bezeichnet. Während Ron wegen Unachtsamkeit und massiver Störung des Unterrichts die Strafarbeit aufgegeben und Gryffindor 20 Hauspunkte abgezogen wurden, kam Malfoy völlig ungestreift aus der Sache heraus. Er hatte es wieder einmal verstanden, sich als unschuldiges Zielobjekt von Rons Gemeinheiten dazustellen und Snape hatte dies (gegen besseres Wissen, wie die anderen genau wussten) akzeptiert.
So wagte es Hermine nicht, einen Rückzieher zu machen. Dies wäre ihr von ihren Freunden als Verrat angekreidet worden. Und sie hätte ehrlich gesagt auch nicht gewusst, was sie zu Snapes Verteidigung hätte äußern sollen. Denn er hatte sich wieder einmal als absoluter Mistkerl geoutet. Er war ungerecht, parteiisch und voll Häme gegen die Gryffindors.
Hermine seufzte, als sie an dieses Verhalten dachte. Es passte ihrer Meinung nach nicht wirklich zu Snape. Nicht zu seinen gefährlichen Aktivitäten, die er im Namen des Orden des Phönix unternahm. Hermine konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Snape ein Spion für Voldemort war. Sie glaubte vor allem nicht daran, weil sie absolutes Vertrauen in Dumbledores Urteil besaß. Der Schulleiter war der weiseste Magier seiner Zeit. Er konnte sich nicht so grundlegend in einem Menschen irren. Hermine war überzeugt davon, dass Dumbledore seine Gründe für sein immer wieder geäußertes, unerschütterliches Vertrauen in Severus Snape hatte. Gründe, die er wohl aus gutem Grund für sich behielt. Das hatte jeder zu akzeptieren. Ansonsten attestierte derjenige Misstrauen dem Schulleiter gegenüber. Hermine hatte versucht, diesen Aspekt Harry nahe zu bringen, aber der lehnte diesen intellektuellen Denkansatz ab. Nicht weil er ihn verstandesmäßig nicht erfasst hätte, sondern weil er sein festgezurrtes Weltbild durcheinander gebracht hätte.
Hermine riss sich von diesen Gedankengängen los und widmete sich dem aktuellen Problem – ihrem Einbruch bei einem Lehrer. Es war neun Uhr. Sie hatte laut Harry noch drei Stunden Zeit. Sie würde aber auf keinen Fall länger als eine Stunde brauchen, wenn sie erst mal drin war. Aber darauf hatte sie sich gut vorbereitet. Hermine kannte Snape und seine Eigenarten seit fünfeinhalb Jahren und sie war eine so intelligente junge Hexe, dass sie das Schema seiner Schutzzauber und Flüche unter zur Hilfenahme ihrer umfassenden Kenntnisse in Arithmantik sehr wohl berechnen konnte. Etwas Fantasie hinzugefügt und es würde passen. Hoffentlich!
Hermines mulmiges Gefühl verstärkte sich. Sie hatte sich durch Harrys Provokationen dazu hinreißen lassen, etwas zu tun, das ihren Prinzipien völlig widersprach. Sie wusste, dass sie im Begriff war, schweres Unrecht zu tun. Das war mehr, als ein paar Schulregeln zu brechen. Sie sagte sich zu ihrer Rechtfertigung, dass sie sich nichts ansehen würde, was nicht im Zusammenhang mit ihrer Suche nach dem magischen Fernglas stand und Snape es außerdem nie erfahren würde.
Und es ging schließlich darum, Harry von Snapes Unschuld zu überzeugen und ihn von seiner Einbildung, Snape sei ein Spion Voldemorts endlich zu kurieren. Also war es letztendlich auch in Snapes Interesse, versuchte sie sich vor sich selbst zu rechtfertigen mit dem Versuch, ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen.
Sie fing an, die Zauber zu lösen. Zu ihrem eigenen Erstaunen gelang es ihr fast auf Anhieb. Er würde nichts davon merken. Als erstes betrat sie einen großen Raum, der wohl sein Wohnzimmer war. Alles war ziemlich düster – wie erwartet - mit dunklen Möbeln und schweren Ledersesseln. Doch es wirkte weder ungemütlich noch abstoßend. Und es waren eine Unmenge Bücher vorhanden in einem großen Regal und auf den Tischen. Die Bücher hätte sich Hermine liebend gerne näher angesehen. Dazu würde es wohl nie kommen. Der Meister der Zaubertränke bzw. jetzt Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste hütete seine Schätze wohl. Etwas Persönliches sah sie nicht; keine Fotografie, kein Bild an der Wand, das etwas über ihn aussagte.
Sie suchte schnell, aber gründlich nach dem vermeintlichen „Diebesgut". Ohne Erfolg. Als nächstes begab sie sich durch die dem Eingang gegenüberliegende Tür und stand in seinem Schlafzimmer. Hier war ihr noch unbehaglicher zumute, da sie sich völlig unbefugt hier vorkam – ein ungebetener Gast, der auch noch herumschnüffelte. Ihr kam es wie ein Vertrauensbruch vor, seine Schränke und Schubladen zu durchsuchen. Auch das Schlafzimmer war dunkel möbliert. Das Bett war breit und mit grauer Seidenbettwäsche bezogen. Vom Schlafzimmer aus führte eine Tür ins benachbarte Badezimmer.
Hermine untersuchte inzwischen die Kommode in Snapes Schlafzimmer, die an der Wand neben der Tür stand. Sie öffnete gerade die Schublade mit Socken und Taschentüchern, als sie sich plötzlich im Genick gepackt und herumgerissen fühlte.
