Zeitreisen sind nicht unmöglich
Die Nacht war kalt und düster, kein Stern war am Himmel zu sehen und draußen war es windstill. Kein Blatt bewegte sich, kein Vogel schrie. Alles wirkte so unheimlich. Der schwarzhaarige Junge mit den braunen Augen blickte nachdenklich aus dem Fenster des Gemeinschaftsraums der Gryffindors. Diese Atmosphäre war ihm unheimlich. Alles mögliche hatte er schon erlebt. Stürme, heftige Gewitter... aber so eine Nacht war ihm noch nie vorgekommen. Es war so, als ob jemand die Sterne vom Himmel geholt hätte. „Krone, was glotzt du so aus dem Fenster? Läuft Schnieffelus dort nackig herum oder was ist so interessant?" Tatze war neben dem schwarzhaarigen Jungen erschienen. „Nee, leider nicht. Wäre ein netter Anblick und dann könnten wir ihn wieder aufziehen. Mich beunruhigt das Wetter. Schau mal raus Tatze. Kein Stern, kein Mond, windstill... hier stimmt irgendetwas nicht."
„Krone, du malst eindeutlich den Teufel höchstpersönlich an die Wand... ich dachte da wäre etwas interessantes... lass das Wetter doch Wetter sein und komm. Die Evans starrt dich schon die ganze Zeit so an."
Auf James Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. „Glaubst du dass sie mit mir ausgeht?"
„Nee, sorry Krone, aber sie hat dich bisher immer abgewiesen. Ich denke eher, dass sie dich für einen Volltrottel hält der über das Wetter beunruhigt ist."
„Na Danke Sirius." Mit diesen Worten hatte sich der braunhaarige Jugendliche einen Stoß in die Rippen eingefangen.
„Dann probiere es halt, aber ihre Antwort kennst du ja. Sie wird dich anstarren, den Kopf schütteln, mit den Augen rollen und dann genervt ein Nein sagen. Du hast keine Chance bei ihr Krone. Die hasst dich."
Seufzend drehte James sich herum. „Ich habe ihr doch nie etwas getan..."
„Ihr nicht, aber dafür dutzend andere Schüler und nicht zu vergessen unseren Schnieffelus. Sie kann es nicht abhaben wenn wir ihn fertig machen."
„Aber dass ist doch kein Grund mich zu hassen..."
„Für Lily ist das ein Grund. Sie findet dich außerdem arrogant, egoistisch und einfach nur eklig."
„Eklig ich Schnieffelus..."
„Sag es ihr und nicht mir. Ich weiß auch wer hier eklig ist.", sagte Sirius grinsend und klopfte auf James Schulter.
„Toll, danke... aber wie soll ich ihr das weiß machen."
„Frag Moony... vielleicht stand so was in einem der Bücher die er die ganze Zeit vertilgt."
„Moony unser Frauenversteher..." James lachte auf und schüttelte seinen Kopf. Das konnte er sich nicht vorstellen. Aber vielleicht wusste er ja einen Rat oder er würde genauso wie Tatze meinen, dass er keine Chance bei seiner großen Liebe hätte.
„Deinen Gesichtsausdruck solltest du mal sehen.", grölte Sirius und schlug sich mit seiner Hand auf den Oberschenkel. „Zum Todlachen! Du siehst so ernst aus wenn du nachdenkst."
„Nur mal so angemerkt: Wenigstens denke ich im Gegensatz zu dir nach."
„Oh Kroni, das war doch nur ein Spaß. Du weißt doch wie ich das meine!"
„Schon, aber ich finde diese Sache einfach nicht zum spaßen Sirius. Sehe das doch mal ernst. Ich habe keine Chancen bei ihr, aber ich liebe sie. Ich glaube nicht, dass ich wen so lieben kann wie ich sie."
„Und was ist mit mir? Liebst du mich etwa nicht?" Sirius klimperte mit seinen Augenlidern und warf einen Kussmund zu James hinüber.
„TATZE." James boxte Sirius in den Bauch. „Ich gehe jetzt zu ihr. Drück mir die Daumen."
„Tu ich, aber das wird nichts." Sirius rieb sich seinen Bauch leicht und schüttelte mit seinem Kopf.
Tief atmend löste sich James vom Fenster und schritt auf Lily zu, die sich in einem Buch vertieft hatte. Ihr Blick wirkte entspannt und mit einer Hand, strich sie eine Haarsträhne ins Ohr. Als James direkt vor ihr stand, hob sie ihren Kopf und leise seufzte sie auf. „Potter, was willst du.", zischte sie leise.
„Ich wollte dich fragen ob du..."
Ein lautes Donnern ließ die drei Personen im Gemeinschaftsraum aufschrecken. Wo kam das jetzt her? Es war doch nirgendwo eine Wolke zu sehen gewesen.
„Was war das?" Lily hatte ihr Buch fallen gelassen und erschrocken, blickte sie zu James und dann aus dem Fenster.
„Komisch... James, du hattest Recht, das Wetter ist unheimlich. Ich sehe weit und breit keine Wolke."
James hob seine Augenbrauen und schritt zu Sirius hinüber, der das Fenster aufgerissen hatte und rausschaute. Der Himmel wirkte dunkler als davor, aber weit und breit war keine Wolke zusehen.
Lily war an ihrer Seite erschienen und über Sirius Kopf hinweg blickte sie hinaus. „Vielleicht war das dafür, dass du mich mal wieder nach einem Date fragen wolltest, Potter."
„Evans, nicht so unfreundlich und was sollten denn die Götter dagegen haben wenn ich mit dieser reizenden Frau an meiner Seite, die mich aber zutiefst verabscheut, ausgehen will?"
„Ganz einfach, sie können dich auch nicht abhaben und wollten dir durch den Donner mitteilen, dass du mich in Frieden lassen sollst."
„Aber..."
„Kein aber Potter. Ich gehe nie mit dir aus. Du bist arrogant, egoistisch, selbstsüchtig, strebst nach Macht, kindisch... Argh Potter, du raubst mir meine Nerven. Ich wünschte, du würdest dir ein anderes Opfer suchen." Mit diesen Worten drehte Lily sich um, hob ihr Buch vom Boden auf und ging hoch in ihren Schlafsaal.
„Wow... was ich nicht alles bin? Ich wusste noch gar nicht, dass ich kindisch bin.. wie kommt sie da nur drauf?" Verlegen kratzte James sich am Kopf und blickte fragend hinter Lily her, die bei der Treppe verschwunden war.
„Keine Ahnung was sie meint... Frauen halt. Vergiss sie James. Nimm Pamela Thorten oder Thaila Seaward. Die sind beide hinter dir her."
„Nein Tatze, ich will sie und keine Andere." Seufzend ließ sich James in einem Sessel nieder und blickte auf die Stelle, wo Lily bis vorhin gesessen war. „Sie hat so einen anziehenden Charakter, ihre Augen und ihr Mund sind der Hammer..."
„Ich glaub du brauchst eine Therafie oder wie die Muggel das so sagen."
„Tja Siri, man sollte sich nicht verlieben... das bereitet einem nur Schmerz und Leid, aber vielleicht wird es ja noch. Du hast nicht zufällig ne Flasche Liebestrank parat?"
„Hmm... vielleicht oben in meinem Köfferchen für jeden Fall.", lachte Sirius und ließ sich in neben James gleiten. „Ach Jamie, Kopf hoch. Vielleicht ist das ihre Art mit dir umzugehen, aber in ihrem Inneren liebt sie dich."
„Warum geht sie dann nicht mir aus?" Seufzend zog James seine Knie an sich heran und betrachtete das prasselnde Feuer im Kamin.
„Weil sie Evans ist... wer weiß was Muggelgeborende so alles denken. Vielleicht wurde deren Gehirn etwas manipuliert." Sirius zuckte leicht mit seinen Schultern. Wer weiß was die Muggel so alles anstellen...
„Das glaubst du doch selbst nicht."
„He, ich habe doch nur gesagt, es könnte vielleicht so sein. Es muss ja nicht so sein."
„Ich glaube, wir sollten mal so langsam hoch, bevor Professor McGonagall ihre Nachtrunde macht. Also komm." Die beiden Jungen erhoben sich und stolzierten in ihren Schlafsaal, wo sie in ihre Betten fielen und kurz darauf mit einem lauten Schnarchen eingeschlafen waren.
Der nächste Tag begann sonnig. Im Schlafsaal der Jungen waren nur Schlafgeräusche zu vernehmen. James schnupperte leicht, das Bett kam ihm so eng vor. Neben ihm spürte er einen Widerstand. Was war denn das? Der schwarzhaarige Jugendliche öffnete seine Augen und blickte auf eine Gestalt neben ihm, der mit dem Rücken zu ihm lag. Was machte dieser Person in seinem Bett? James riss seine Augen auf, schlug die Bettdecke beiseite und starrte die Person an. Wer war das? Was hatte diese Person in seinem Bett zu suchen? James blickte neben sich und erblickte Sirius, der sich neben einen rothaarigen Jungen gekuschelt hatte. Wer waren diese Jungen und was hatten sie hier zu suchen. Wenn er jetzt einen Fotoapparat parat hätte, würde er diese Szene festhalten. Der Jugendliche ließ seinen Blick herumschweifen. Alles sah hier irgendwie so anders aus. Langsamen Schrittes ging er zu einem weiteren Bett, wo er Remus drinnen vermutete, aber er entdeckte nur einen pummeligen Jungen mit dunkelbraunem Haar. Wo war Remus? Irgendwas stimmte hier gewaltig nicht. Mit schnellen Schrittes war er wieder bei Sirius und stupste ihn zögernd an. Mit einem spektakulären Weckversuch, konnte er ihn nicht wecken. Irgendwie musste er doch wach zu kriegen. „Sirius..." James schüttelte an Sirius seiner Schulter, aber Sirius schlief friedlich weiter. „Na toll..." Der schwarzhaarige Junge griff nach seinem Zauberstab und deutete auf Sirius. „Wingardium Leviosa." Mit diesen Worten verließ James mit einem neben sich her schwebenden Sirius den Schlafsaal.
Draußen ankommen ließ er einen Eimer erscheinen und mit einem Schwenker seines Zauberstabes ergoss sich dieser über Sirius. Sofort riss Sirius seine Augen auf. „Sag mal, spinnst du?"
„Psst... Sirius, hier stimmt was nicht."
„Was soll hier nicht stimmen?"
„Ich bin vorhin neben einem Jungen aufgewacht und du lagst auch neben einem. Sirius, sie sind so unbekannt."
„Vielleicht Austauschschüler..."
„In unseren Betten ja?"
„WAS?"
„Ja in unseren Betten und Remus war auch nicht da. Anstelle so ein pummeliger Junge. Hier stimmt was nicht Sirius."
„Scheiße... lass uns mal die Lage betrachten." Mit diesen Worten verschwanden James und Sirius wieder im Schlafsaal, wo ihre Blicke über die Personen glitten. „Du hast recht, aber vielleicht sind wir in den falschen Schlafsaal gestern gegangen. War ja schon ziemlich spät."
„Glaubst du doch wohl selbst nicht... Tatze." James Blick blieb bei dem Jungen hängen, neben dem er vorhin gelegen war. Diese Haare... und die Gesichtszüge.
„James, der sieht ja aus wie du."
„Ich glaube ich träume. Lass uns mal im Gemeinschaftsraum die Lage checken okay?" James nickte und mit einem letzten Blick auf dem unbekannten Jungen verließ er zusammen mit James den Schlafsaal. Alles schien so wie am Abend zu vor. Das Feuer war erloschen, die Möbel standen an ihren Plätzen, aber anstatt der Quidditch Zeitschrift lag ein Tagesprophet auf dem Tisch. „12. September 1996... James, wir sind in der Zukunft..."
„Was? Wie kann das sein?" Seufzend griff James nach dem Tagespropheten und betrachtete das Datum. Sirius hatte Recht. Sie waren in der Zukunft, aber da wollten sie nicht hin.
„Keine Ahnung. Erinnerst du dich an das Wetter und den Donner? Könnte er etwa dafür verantwortlich sein?"
James nickte... das würde bedeuten dass Lily auch hier wäre. Sie war zu der Zeit auch im Gemeinschaftsraum und bis auf ihnen war er leer. Wenn das mal kein Wink des Schicksals war. „Sirius, wenn der Donner Schuld dran ist, dann müsste Evans doch auch hier sein."
In diesem Moment ertönte aus dem Mädchenschlafsaal ein spitzer Schrei und sie hörten wie eine Tür zugeschlagen wurde. Kurz darauf erschien Lily im Gemeinschaftsraum.
Ihr Blick fiel auf Sirius und James, die unten standen. „Na, neben wem fremden aufgewacht?" Lily nickte. „Ihr etwa auch."
„Ja, Sirius lag neben einem rothaarigen Jungen und ich neben einem schwarzhaarigem und das in einem Bett. Ich war mir sicher, dass ich alleine schlafen gegangen war."
„Harry! Du glaubst ja nicht was mir gerade eben passiert ist." Ein rothaariges Mädchen kam die Treppe herunter und steuerte direkt auf James zu. Sie griff nach James seinen Arm und zog ihn mit sich.
„Ich ähm..."
„Da klingelt der Wecker weil man noch mal was für Verwandlung lernen will und dann lag das Mädchen da direkt neben mir. IN MEINEM BETT."
„Ich bin..."
„Ja wahrscheinlich würdest du jetzt sagen, dass ich mich ins falsche Bett gelegt habe, was aber nicht so ist, da es eindeutlich mein Bett war in dem ich aufgemacht bin. Da bin ich mir zu 100 Prozent sicher." Hermines Blick wanderte zu James seinen Augen und ihr verschlug die Sprache. Mit offenem Mund starrte sie den Jugendlichen an.
„Ich bin nicht Harry. Ich weiß nicht mal wer das ist."
„Hermine, was schreist du denn so in der früh?" Zwei Jungen haben den Gemeinschaftsraum betreten. Einer davon mit zerwuscheltem schwarzen Haar, der James bis auf die Augen glitt. Der andere Junge dagegen hatte rotes Haar und wirkte noch relativ verschlafen.
Harrys Blick war auf Hermine gerichtet, die immer noch James seinen Arm hielt. Langsam wanderte sein Blick zu dem Jugendlichen hinauf, dessen braune Augen ihn neugierig musterten. „Oh mein Gott.", flüsterte Harry. Diese Gesichtszüge, die Augen und die Haltung kamen ihm doch bekannt vor, aber wie konnte es sein? Sein Vater war tot? Harry griff nach Rons Handgelenk.
„Zwillinge...", wisperte Sirius und sein Blick war starr auf Harry gerichtet, dessen grüne Augen nur so hervorstachen.
„Wer bist du?", fragte Harry.
„Wer ich bin? Mein Name lautet James Potter und der mit dem braunen langen Haar ist Sirius Black und die Lady an dessen Seite ist Lily Evans. Und ihr?"
„Omg, bombastisch.", gab Ron von sich, während Harry sich an ihn krallte. „Mein Name ist Ronald Weasly kurz Ron, die Lady da vorne ist Hermine Granger und der, der sich so an meinen Arm krallt ist Harry Potter."
Was? James starrte den Jungen an. Der sollte mit ihm verwandt sein? Wie war das möglich? Er hatte doch keinen Cousin namens Harry. Moment, er war ja in der Zukunft. Diese Augen... Sein Blick huschte zu Lily, die den Jungen ebenfalls anstarrte. War das sein Sohn?
„Harry, Ron, ich glaube wir sollten die drei zu Dumbledore bringen. Die gehören hier eindeutig nicht hin."
Harry nickte zögernd, wendete aber den Blick von seinem Vater nicht ab. Wie konnte das sein? Sein Vater war doch tot, so wie seine Mutter. Wie konnten sie dann auf einmal in seinem Alter direkt vor ihm stehen? Das war sicherlich nur ein Traum. Harry, wach auf!
