Disclaimer:
Alle urheberrechtlich geschützten Figuren gehören Joanne K. Rowling.
Ich habe mir die Charaktere nur ausgeliehen und verdiene mit dieser Geschichte natürlich kein Geld!
Status und Uploadrhythmus:
Die Geschichte ist bereits fertiggestellt, daher kann ich versprechen, dass ich jeden Donnerstagabend ein neues Kapitel hochlade.
Kapitelanzahl:
25
Kapitellänge:
3000-7500 Wörter
Pairing:
Harry Potter x Draco Malfoy
Summary:
Etwas Unheimliches sucht Harry heim und zunächst sieht es so aus, als müsste er sich gegen einen unsichtbaren Gegner wehren. Eine rasch wachsende Anzahl an Toten erschüttert das Land. Angeblich hat ein mysteriöses Virus all diese Zauberer und Hexen dahingerafft, doch eine Warnung von Kingsley bringt Harry auf die Lösung. Wie lang kann man in einem Kampf gegen seine eigene Natur die Oberhand behalten?
Post-War, Dark Harry, Vampire, HP/DM, Slash
01
Blind taumelte Harry durch schwärende Finsternis. Die Fäulnis, die ihn umgab, schien sich auf seine Lippen zu legen, durch seine Schleimhäute zu dringen und seinen Blutstrom zu verlangsamen. Er wusste, wenn er weitergehen würde, würde sie ihn durchdringen und sein Herz infizieren, unumkehrbar. Von morbider Faszination erfüllt, ging er langsam weiter.
Seine zögerlichen Schritte platschten leise durch eine Pfütze und aus irgendeinem Grund wusste er, dass sie aus jener Finsternis bestand, die ihn umgab. Rasche, aufgeregte Atemstöße kamen aus seinem Mund und schienen von den entfernten Wänden tausendfach zurückgeworfen zu werden. Es war eiskalt.
Stoisch ging er weiter. Als er seinen Fuß auf einen festen Untergrund setzte, wollte er erleichtert ausatmen, aber nur eine Sekunde später ging ein Rucken durch den Boden und er schwankte, doch es gab nichts, an dem er sich hätte festhalten können. Noch während er nach vorn fiel, stellte er sich vor, dass es eine Bodenplatte gewesen sein musste, unter ihr ein Schalter, und weil er ihn betätigt hatte, würden metallene Stacheln aus dem Boden schießen und seinen Körper mit ihrer unerbittlichen Härte empfangen und aufspießen. Er war sich sicher, so etwas einmal in einem Videospiel gesehen zu haben.
Nichts dergleichen geschah. Er fing den Sturz instinktiv mit den Händen ab und der Geruch der brackigen Fäulnis drang ungehindert in seine Nase ein, umwob seinen Verstand und eine Sekunde später sah er aus den Augenwinkeln, wie Fackeln an den Wänden entflammten, eine nach der anderen. Schaudernd richtete er sich auf, bis er kniete und blickte sich in dem Dämmerlicht um.
Tatsächlich war der Raum weitläufig und sah mit den Bildern, die in die milchig funkelnden Wände gemeißelt waren, aus wie ein alter Tempel. Harry kniete in der Mitte des runden Raumes, auf einer großen, smaragdgrünen Bodenplatte, von der ein schwaches Leuchten ausging. Sie lag in einem Graben, der mit einer dunklen, wabernden Flüssigkeit gefüllt war - das also war es, durch das er gerade hindurchgewatet war. Der Gestank schien von dort auszugehen.
Angewidert schüttelte er sich und versuchte dann, die Kreaturen an den Wänden zu erkennen, doch er konnte sie keiner Spezies zuordnen, die ihm vertraut war. Abgesehen davon schienen sie sich permanent zu verändern. Kaum hatte er ihre humanoiden Proportionen bemerkt, wuchsen ihnen Krallen, von denen jede einzelne so lang war wie sein Arm. Schon verschwammen die Umrisse, wurden breiter, monströs riesig.
Wie mit einem Zauberbann belegt, starrte er auf die Wände, doch je länger sein Blick verweilte, desto weniger konnte er sehen. Er schüttelte den Kopf und in dem Augenblick, in dem sein Blickkontakt mit den leuchtenden Augen des Wesens an der Wand brach, hörte er das schlurfende Geräusch kraftloser Schritte.
Er wandte den Kopf in die Richtung, aus der die Schritte zu kommen schienen. Eine wilde, übersprudelnde Panik puckerte durch seine Adern und plötzlich wusste er, dass er hier sterben würde.
In den Schatten eines mächtigen Torbogens nahm er eine Bewegung wahr und obwohl er, von Furcht nahezu vollkommen überwältigt, die Augen zusammenkneifen und nie wieder öffnen mochte, blickte er ihr entgegen, der Essenz seines persönlichen Alptraums. So viele Nächte schon, die ihn dieser anziehende, abstoßende Traum begleitete und nun würde er sie endlich sehen.
Die Proportionen der Gestalt waren weiblich, doch Brust und Schoß waren von glänzenden Schuppen bedeckt, die eher zufällig auf ihrer spröden Haut angeordnet schienen. Die Fingernägel scharrten ungeduldig über das Fleisch der Kreatur, hinterließen Risse, die klafften, ohne zu bluten. Ihr Gesicht lag hinter einem Vorhang aus struppigem, dichtem Haar verborgen, das vielmehr an faulendes Stroh erinnerte.
Ein metallischer Geschmack breitete sich in seinem Mund aus, als die Wesenheit, die noch vor wenigen Momenten so kraftlos zu ihm hergeschlurft war, sich plötzlich aufrichtete. Er war sicher, dass sie in ihrer vollen Größe selbst Hagrid überragte. Ein seltsam krächzendes, tiefes Keckern erklang und sie schüttelte ihren Kopf. Der Haarteppich schwang träge aus ihrem Gesicht, das aussah, als wäre es in der Mitte gespalten worden. Statt einem Mund besaß sie ein klaffendes Loch und ihre Augen waren so schwarz und tief, als enthielten sie das gesamte Universum.
Sie wuchs, höher und höher, bis sie so groß war, dass sie die Decke durchbrechen müsste - dann beugte sie sich zu ihm herunter. Nah, viel zu nah, sah Harry sich ihrem Mund entgegen, dem ein sinnbetäubender Gestank entströmte und lange, spitze Zähne brachen durch ihr grau schimmerndes Zahnfleisch. Etwas so Grauenhaftes hatte er noch nie gesehen. Er konnte sich nicht rühren.
"Dich nehme ich auf", donnerte sie und Speichelfäden rannen über ihr Kinn wie flüssige Spinnweben. "Deine Macht wird mir den Bauch wärmen."
Als sie sich tiefer hinabbeugte, seine Brust durchbiss, ohne zu zögern, fuhr er schweißgebadet aus dem Schlaf.
Keuchend und mit zitternden Fingern strich er sich das Haar aus dem Gesicht und beugte sich aus dem Bett hinaus über den Boden, wartete darauf, dass die Übelkeit, die ihn erfasst hatte, verrann. In seinem Mund hatte sich ein metallischer Geschmack ausgebreitet, als hätte er sich im Traum auf die Zunge gebissen. Nach einer gefühlten Ewigkeit richtete er sich wieder auf und tastete dann nach der Brille, die auf dem Nachttisch lag. Nachdem er sie umständlich aufgesetzt hatte, fühlte er sich ruhiger, denn das Zimmer im Fuchsbau, in dem er seit dem Sieg über Voldemort schlief, lag verlassen vor ihm.
Die kühle Nachtluft strich eine Gänsehaut über seine nackten Arme und brachte den Geruch von nahendem Sommer und Nebel mit sich. Fröstelnd stand er auf, darauf bedacht, den Blick auf den Boden gerichtet zu halten, denn er wusste, er war noch nicht bereit für den Anblick, der sich ihm bieten würde - diese wenigen Minuten, in denen er sich vormachte, dass alles in Ordnung war, waren wesentlich dafür, dass er den nächsten Tag überstand.
Sein Blick schweifte träge über den Pullover, den er am Abend zuvor nachlässig beiseite geworfen hatte und blieb an einer schmuddeligen, noch immer eingerollten Zeitung hängen, die neben seinem Koffer lag. Er konnte einen kleinen Fotoausschnitt sehen, auf dem eine Hand nach etwas Dunklem griff. Vollkommen unwichtig. Er atmete ruhiger.
Seit dreizehn Tagen ging er durch diesen Alptraum, erwachte zitternd, manchmal mit schweiß-, manchmal mit tränennassem Gesicht. Und wenn es nur das wäre, nur ein düsterer, unheilvoller Traum, der ihn plagte, würde er mit Freuden in den nächsten Tag gehen. Aber das war es nicht. Er war sich sicher, dass er allmählich den Verstand verlor.
Er rieb sich über die kalte Haut auf seinen Armen und schüttelte den Kopf, krallte sich mit der anderen Hand in das Fleisch über seinem Herzen. Jedes Mal, wenn er in diesem Tempel den Tod fand, schmerzte diese Stelle, als hätte ihm jemand ein glühendes Eisen in die Brust getrieben. Noch einen Moment lang gestattete Harry sich, die Augen zusammenzupressen.
Und dann hob er den Kopf und blickte hinaus in die dunkle Nacht und seine Nackenhaare richteten sich auf.
Schon wieder. Seine Arme klatschten kraftlos an seine Hüfte. Schon wieder stand das Fenster offen. Harry starrte auf den Vorhang, der sich sanft bauschte und mit dem Wind zu tanzen schien. Ein verzweifeltes Lachen verzerrte Harrys bleiches Gesicht, als er sich daran erinnerte, wie er das Fenster geschlossen hatte. Er hatte sogar mehrfach an dem Griff gerüttelt, um sich zu versichern, dass er sich nicht irrte.
Langsam taumelte er näher an den Schreibtisch heran, der unter der Fensterfront stand, und griff nach seinem Zauberstab. Routiniert schwang er ihn und überprüfte den Schutzzauber, den er vor Tagen auf den Fuchsbau gelegt hatte - er war nicht durchbrochen worden. Nichts hatte das Gelände betreten oder verlassen.
Harry stützte die Arme auf die Fensterbank und blickte hinab auf das wogende Gras, das im Licht des Mondes silbern glänzte, suchte nach dem Anzeichen eines Eindringlings, der es möglicherweise geschafft hätte, seinen Schutzzauber zu umgehen. Es war vollkommen still, als wäre die Welt, von ihm unbemerkt, plötzlich verendet. Der Gedanke daran legte sich wie ein bitterer Balsam auf seine wunde Brust. Wenn alles endete, dann auch seine Träume. Die Blicke, die er manchmal, wenn er allein war, in seinem Nacken spüren konnte. Der leise Atemhauch, der dann hin und wieder auf seine Haut traf. Die Geräusche, die ihn zusammenzucken ließen. Und was oder wer auch immer seine Nerven damit aufrieb, andauernd dieses verfluchte Fenster zu öffnen.
Wartend auf den Morgen, lehnte er sich gegen die kalte Fensterscheibe und stellte sich vor, wie er eines Tages aufwachte und in das Sonnenlicht blinzelte, konfus, eine ganze Nacht durchgeschlafen zu haben. Verschont von innerem Druck und von Furcht, geheilt an der verstrichenen Zeit. Jemand würde auf ihn gewartet haben, ihn fragen, wie er geschlafen habe und er würde antworten. Ein normales Gespräch, bei dem kein Trost oder Schamgefühl notwendig wäre, bei dem es nicht um die Trauer eines anderen Menschen ginge.
Harry lächelte bitter und sah zu, wie der Morgen graute und die Welt in Schatten tauchte. Ein gewöhnlicher, glücklicher Tag. Vermutlich würde er weiterhin darauf warten müssen.
Irgendwann - Harry wusste nicht mehr, wann genau - hatte er aufgehört, Ausschau zu halten. Als sich eine Eule aus der Ferne näherte, ein kleiner, dunkler Fleck in dem zuckrig orangefarbenem Himmel, belächelte er sich und sein verdammtes Selbstmitleid. Er mochte der Held einer Nation sein, aber das änderte nichts daran, dass er für sein eigenes Glück verantwortlich war. Oder wäre. Wenn er das Gefühl hätte, es irgendwie erlangen zu können.
Die Eule schien ihn direkt anzusteuern, eine dicke, eingerollte Zeitung im Schnabel, und als sie landete, fegte sie einen großen Blumentopf von der Fensterbank, der unverdrossen laut über den Boden kullerte und Erde und Pflanzen verstreute. Es war so unpassend, dass er lachen musste. Er hatte sich in jeder Nacht bemüht, so leise wie nur möglich zu sein und dann schickte ihm die Versandabteilung des Tagespropheten eine Eule, die so groß war, dass sie Mühe hatte, auf der Fensterbank Halt zu finden und dann gleich den Boden neu dekorierte.
Grinsend nahm er die Zeitung entgegen und streichelte das glatte Gefieder der Eule. Sie flog davon, nicht ohne noch einmal mit den Flügeln zu schlagen und eine Tasse mit Schreibfedern vom Tisch zu fegen.
Entgegen seiner morgendlichen Routine setzte er sich an den Schreibtisch und entrollte die Zeitung. Normalerweise mied er sie, denn die Berichterstattung hatte seit seinem Sieg über Voldemort entweder aus rührseligen Geschichten über in diesem Krieg Verstorbene bestanden (Harry schauderte es vor solchen Artikeln, denn sie hielten ihm die Menschen vor Augen, die er nicht hatte retten können) oder aus Lobpreisungen seiner eigenen Person und es gab nichts, das er mehr verabscheute als dieses ständige Herumreiten auf seinen Leistungen - von Journalisten, die einen Scheiß darüber wussten.
Sich innerlich darauf vorbereitend, das eine oder das andere vorzufinden, blickte er hinab und stockte, einen plötzlichen nervösen Hustenreiz in seinem Hals unterdrückend.
"Erneut mysteriöse nächtliche Todesfälle" stand in dicken Lettern über dem Foto einer dunklen Ecke zwischen zwei Häusern. Möglicherweise waren es Angriffe der Todesser, die noch immer auf freiem Fuß waren. Die Zähne in der Unterlippe verbissen, begann Harry, den kurzen Artikel zu lesen.
"In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ereigneten sich erneut unerklärliche Todesfälle. Ein Zauberer und eine Hexe wurden in den frühen Morgenstunden von einem Passanten in der Winkelgasse aufgefunden. Es konnten keine Hinweise entdeckt werden, die belegen würden, was genau zu ihrem Tod geführt hätte, noch wurden sie bislang identifiziert.
Das Ministerium gibt keinen Kommentar zu den Ermittlungen ab. Auch zu den vierundzwanzig Toten der letzten drei Wochen wurden keine Angaben gemacht.
Ein Sprecher des Ministeriums warnt die Bevölkerung davor, nachts das Haus zu verlassen."
Harrys Hand, die die gelesenen Zeilen entlang gestrichen war, zitterte, als der Artikel abrupt endete. Keine sichtliche Todesursache - als wären sie von einem Fluch dahingerafft worden? Er atmete langsam aus. Oder das Ministerium hielt die Informationen absichtlich unter Verschluss, um Schlimmeres zu vermeiden.
Ha, dachte er bitter, zumindest hören sie jetzt auf mit den Halbwahrheiten und den Spekulationen. Ohne sich große Hoffnungen zu machen, durchblätterte er in beinahe ungebührlicher Hast die restliche Zeitung nach etwas Interessantem, doch tatsächlich wirkte es so, als würden sie sich in Schweigen hüllen, wenn es um die wichtigen Themen ging - als würde es ihn beruhigen, nach einer solchen Schlagzeile einen Artikel über die schiefgegangene Show irgendeiner magischen Rockband vorzufinden oder die Verlobung irgendeines -
Pikiert starrte er auf das Foto und in Malfoys angestrengt lächelndes Gesicht. Er stand wie versteinert neben einem Mädchen, das anscheinend einen ausgeprägten Fluchtreflex entwickelt hatte. Auf dem bewegten Bild zuckte ihr Arm und ihr schmaler Körper wandte sich zur Seite, als würde sie im nächsten Augenblick wegrennen.
Von den Todesfällen abgelenkt, grinste Harry schadenfroh und beobachtete das Mädchen dabei, wie sie aller Welt in einer Dauerschleife präsentierte, wie wenig froh sie über diese Verlobung war. Malfoy selbst war auch nicht glücklich darüber. Seine Augenbrauen waren zusammengezogen, eine dicke Falte dazwischen und er blickte verächtlich in die Kamera, jede Sekunde davon hassend.
Kurz entschlossen trennte Harry die Seite aus der Zeitung heraus und legte sie neben sich auf den Schreibtisch, um sich fortan an Malfoys Pech zu weiden.
"Was ist denn hier passiert?", fragte eine Stimme in seinem Rücken flüsternd und Harry zuckte zusammen, wobei sein Fuß gegen das Tischbein stieß. "Oh Harry, tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken."
"Schon gut", stieß er zwischen den Zähnen hervor und wandte sich um, den schmerzenden Fuß massierend. Hermine stand in der Mitte des Raumes, den Blick auf den umgestürzten Blumentopf gerichtet. Ihr buschiges Haar war zerzaust und umrahmte ihr Gesicht wie eine Dornenhecke. "Du siehst müde aus."
"Ich konnte nicht schlafen. Du wohl auch nicht." Sie lächelte leicht, aber der besorgte Ausdruck in ihren Augen blieb.
"Nein." Er biss die Zähne aufeinander, bis sie zu schmerzen begannen, um den Impuls zu unterdrücken, sich ihr anzuvertrauen, denn ihm war bewusst, dass sie in einer ähnlichen Situation feststeckte wie er. Sie war nun ebenfalls Teil einer trauernden Familie, ein Teil, der sich bemühte, allen zu helfen, ohne je an sich selbst zu denken. Der einsame Teil, der alles herunterschluckte und auf bessere Zeiten hoffte. Sein Blick fiel auf ihre Hände. Die kleinen Finger waren in dem Saum ihrer Bluse verkrallt. Er konnte sich ihr nicht auch noch aufbürden.
"Was ist mit dem Blumentopf passiert?" Sie ging in die Hocke und hob ihn auf, füllte ihn wie ein Muggel mit bloßen Händen mit der Blumenerde. Es war seltsam tröstlich, ihr dabei zuzusehen.
"Das kann ich auch aufheben", sagte er trotzdem, jedoch ohne Anstalten zu machen, sich zu rühren. Hermine steckte die Pflanze in die Erde und blickte auf. "Die Eule, die den Tagespropheten gebracht hat, hat ihn umgestoßen. Ich schwöre dir, die werden jedes Jahr größer." Sie brach in Lachen aus und auch Harry lächelte.
Vorsichtig trug sie den Topf wieder zur Fensterbank und schaute dabei auf die herausgetrennte Seite des Propheten. "Also, das hätte ich jetzt nicht erwartet. Astoria Greengrass - sie war in meinem Kurs für Alte Runen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass die beiden viel miteinander zu tun gehabt hätten."
"Vielleicht will sie ja deshalb abhauen", sagte Harry mit einem dunklem Vergnügen in der Stimme.
"Ich würde in jedem Fall vor dieser Situation abhauen, egal, ob Malfoy mit mir gesprochen hätte oder nicht." Sie nahm das Foto in ihre schmutzigen Hände und sah es prüfend an.
Harry gluckste. "Bin mir nicht sicher, wer von euch beiden eher weg gewesen wäre."
Plötzlich verflog die Heiterkeit aus Hermines Gesicht, als wäre sie aus ihren Zügen getropft. "Harry, ich - ich habe nachgedacht."
Er schluckte und sah ihr ernst in die Augen. "Und -"
"Noch nie in meinem Leben habe ich mich so - so einsam und kalt und nutzlos gefühlt. Und Ron geht es schlechter statt besser. Er muss hier raus. Ich -" Sie stockte und strich sich nervös eine Haarsträhne hinter das Ohr. Dann sah sie ihn an, die Augenbrauen zusammengezogen, als hätte sie Mitleid mit Harry. "Ich werde nach Australien gehen und meine Eltern zurückholen. Und Ron kommt mit."
Harry wartete, ob sie noch etwas sagen würde. Er lächelte beruhigend und, wie er hoffte, aufmunternd in ihre Richtung, sah ihr aber nicht mehr in die Augen, denn er fühlte sich plötzlich, als würden sie ihn absichtlich hier zurücklassen, in dieser finsteren Einsamkeit. "Es tut ihm bestimmt gut, hier mal rauszukommen", sagte er betont fröhlich.
"Harry. Es tut mir leid." Sie legte ihm die Hand auf die Schulter, zu lang für eine einfache, freundschaftliche Geste, zu kurz, um tröstlich zu sein. "Wir müssen einfach -"
"Wirklich. Ist doch eine gute Idee." Harry schaute auf das Foto, in der Hoffnung, ein echtes Lächeln herauszubringen, obwohl seine Brust sich inzwischen leer anfühlte.
"Du solltest mit Ginny wegfahren. Dich auf etwas Schönes konzentrieren." Sie lächelte unbestimmt, die Stirn noch immer gerunzelt und ging dann leise davon.
Auch Stunden später noch saß Harry an seinem Schreibtisch, starrte auf die Dreckkrümel, die den Zeitungsartikel umrandeten und dachte darüber nach, wie er die nächsten Tage, Wochen, Monate überstehen sollte. Nichts hätte ihn auf diese Situation vorbereiten können, keine Flucht, kein Kampf, keine Bedrohung konnte sich mit dieser Leere messen, die nur hin und wieder von grauenhaften Alpträumen und offenen Fenstern zerrissen wurde.
Als er aufstand, um seine steifen Muskeln zu strecken, fiel sein Blick hinaus auf den Hof. Ron und Hermine standen inmitten einiger Koffer und wurden abwechselnd von Molly Weasley geherzt, die zwischendurch in ein weißes Taschentuch schniefte. Ron wirkte fahrig und nervös, wie er einen der Koffer in die Hand nahm und dann doch wieder abstellte, wenn seine Mutter ihn ein weiteres Mal an sich drückte, sah aber wesentlich hoffnungsvoller aus als in den letzten Tagen.
Obwohl es Harry um sich selbst leidtat, musste er Hermine zustimmen - Ron würde das guttun. Er wünschte sich nur, sie hätte ihn gefragt, ob er sie begleiten wolle.
Harry schnaubte. Natürlich hätte er dieses Angebot abgelehnt. Um nichts in der Welt wollte er sich noch einmal als das fünfte Rad am Wagen fühlen.
Wehmütig beobachtete er Ginny dabei, wie sie vortrat und sich mit der Stirn gegen Rons Brust lehnte und für einen kurzen Moment die Augen schloss. Ein schwaches Lächeln hob seine Mundwinkel, als er sah, wie Ron die Arme halb ausstreckte, als wollte er sie um den Rücken seiner Schwester legen und dann mit einem seltsam verzweifelten Gesichtsausdruck zu Hermine blickte.
Ginnys Anblick brachte seinen Entschluss für einen Augenblick ins Wanken, denn der Wunsch, sie einfach zu packen und nach Amerika oder Asien in den Urlaub zu entführen, riss an seiner Brust. Doch dann dachte er an widerwärtige Monster, Tempel, geöffnete Fenster und Blicke von niemandem, die auf seiner Haut brannten und riss sich los von dem Anblick seiner ehemaligen Freundin.
Er würde sie da nicht mit hineinziehen. Nicht, bis er wusste, was mit ihm los war. Mit fest zusammengepresstem Kiefer wandte er sich ab und begann, seine Sachen einzupacken.
