Beschützer

Titel: Beschützer
Kapitel: Prolog
Autor: PurpleSunset
Pairing: Bis jetzt Erestor/Glorfindel, Lindir, keine Sorge, andere finden sich sicher auch noch
Rating: NC–17
Disclaimer: Ich bin kein Dieb, aber ich habe mir erlaubt sowohl von Tolkien als auch von diversen Fanfiction-Autoren Gedankengut zu „leihen". Sollte hiermit irgendjemand Geld verdienen, bin ich es bestimmt nicht! Ich spiele einfach nur gerne! unschuldig guck
Zusammenfassung: Die alte Geschichte: Erestor hat ein Geheimnis, Glorfindel will es herausbekommen, Lindir scheint es zu kennen, jemand ist hinter Lindirs A… her – und eine Gesandtschaft aus Düsterwald ist auf dem Weg nach Imladris.
Warnungen: Slash, Bondage, Vergewaltigungssituationen angedeutet
Zeitlinie: eine friedliche Zeit in den drei Elbenreichen, also sollte ich dies wahrscheinlich in einem A(lternative) U(niverse) ansiedeln, denn hey, welche Zeit in Mittelerde war jemals friedlich?
Dank: Ich danke allen Autoren von denen ich mich habe inspirieren lassen (und unverschämterweise auch so manche Idee entliehen habe), vor allem aber Tolkien, der sicher nicht an solche „Verwicklungen" gedacht hat, als er all diese Elben erfand, mit denen man so wunderbar „spielen" kann!

----------- — Personenwechsel
„BlaBlaBla" — gesprochenes Wort
DenkDenkDenk — direkte Gedanken/Gedankensprache
ErinnerErinnerErinner — Erinnerungen

Prolog:
Die Ankunft

Elrond hastete durch die Gänge, es war zwar noch nicht sehr spät, aber trotzdem hatte er sich bereits mit seiner Gemahlin zurückgezogen, als ihm ein Diener mitgeteilt hatte, das die Heiler um seine Anwesenheit bäten. Sie hatten ihm mitteilen lassen, das gerade ein Verletzter eingetroffen wäre und ihn gebeten, sich dessen Verletzungen einmal selbst anzusehen. Auch wenn es ihm gar nicht gefiel, seine schwangere Frau allein zu lassen, hatte er sich doch auf den Weg gemacht. Schließlich hatte er sich einst, im Angesicht des Krieges geschworen, niemals einem verletzten Elben Hilfe, die er zu geben im Stande war, zu verweigern.

Noch während er darüber nachdachte, wer wohl zu einer solchen Stunde hier eintreffen würde, noch dazu völlig unangekündigt, war er bereits bei den Häusern der Heilung eingetroffen und wurde sofort von einem der Schüler in Empfang genommen und zu dem Zimmer geführt in dem sich der Verletzte aufhielt.

Ein Blick in den Raum zeigte ihm, das sich außer dem Verletzten, um den sich gerade zwei seiner Heiler kümmerten, auch noch ein weiterer, ihm unbekannter, Elb dort aufhielt. Dieser trug, wie ihm ein zweiter Blick zeigte, Reitkleidung, wenn auch in einem bedauernswerten Zustand, als wäre er tage-, wenn nicht sogar wochenlang darin unterwegs gewesen. Ähnliche Kleider fanden sich zu Fuße des Bettes, auf dem die Heiler den Verletzen gebettet hatten. Ein dritter Blick fiel auf die festzusammengepressten Hände des wartenden Elben. Es schien als würde er eine schier unbändige Ungeduld zu unterdrücken versuchen, die jeden Augenblick in Ärger umschlagen konnte.

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Er hatte es tatsächlich geschafft! Er hatte es geschafft seinen Schutzbefohlenen nach Imladris, dem Reich von Lord Elrond Halbelb zu bringen, wen auch schwer verletzt. Sein Schützling hatte das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt und diese so genannten Heiler, die gesagt hatten, sie würden sich um ihn kümmern, hatten bisher nicht viel mehr getan als ihm die Kleider vom Leib zu schneiden und ihm das Gesicht zu waschen. Wann würden sie sich endlich um seine Verletzungen kümmern. Er wollte sie anschreien, ihnen befehlen, etwas zu tun, irgendetwas…

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Ein Blick auf den Verletzten zeigten Elrond, das dieser wohl außer einigen Prellungen, auch einen gebrochenen Arm und ein gebrochenes Bein hatte, beides auf der linken Seite. Dies ließ darauf schließen, das wohl auch ein paar Rippen auf dieser Seite zumindest geprellt waren.

Er brauchte nur ein paar Augenblicke um all diese Beobachtungen anzustellen, bevor er seine Befehle gab: „Ich brauche heißes Wasser, Bandagen, ein paar Schienen, Handtücher und eine Salbe für Prellungen!" Derartig aufgescheucht verließen die beiden Heiler eilig das Zimmer um ihrem Lord das Gewünschte zu bringen.

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Plötzlich war von der Tür her eine Stimme zu hören. Endlich schrie alles in ihm Endlich . Dieser neu hinzugekommen Elb schien zu wissen, was er zu tun hatte. Er betrachte ihn genauer, während die beiden Heiler sich auf den Weg machten, um das zu holen, was der andere Elb sie geheißen hatte. Scheinbar hatte er Einfluss, man hatte seinen Befehlen ohne Widerrede gehorcht. Dieser neue Elb hatte ein selbstbewusstes Auftreten, trotz seiner zwanglosen, scheinbar schnell übergeworfenen Kleidung, einer langen Robe. Er hatte langes schwarzes Haar, nicht so rabenschwarz wie das seines Begleiters war, sonder eher das grauschwarz eines Nachthimmels bei Vollmond. Seine Augen hatten eine ganz ähnlich Färbung, so als hätte es Ilúvatar bei seiner Erschaffung nicht für nötig befunden eine andere Farbe zu verwenden. Doch was bei anderen Elben langweilig und ermüdend gewirkt hätte, machte diesen Elben eher zu etwas einmaligem, flößte dem Betrachter Respekt ein.
Doch all diese Gedanken waren wie weggewischt, als sich der Elb dem Bett seines Schützlings näherte. Alle Schutzinstinkte in ihm erwachten wieder und bevor er noch einen klaren Gedanken fassen konnte, fand er sich auf der anderen Seite des Bettes wieder, beschützend auf der gesunden Seite seines Freundes stehend.

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Langsam näherte sich Elrond dem Bett und stellte fest, das der Fremde geblieben war und jetzt auf der andren Seite des Bettes Stellung bezog, so als müsste er den bewusstlosen Elb beschützen. Während er begann, den verletzten Elb vorsichtig zu untersuchen, stellte Elrond die wichtigsten Fragen: „Wer seid ihr beide? Woher kommt ihr? Und was ist geschehen?"

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Er hatte nicht damit gerechnet, das man ihm jetzt schon Fragen über ihre Herkunft stellen würde und sich deshalb noch keine Gedanken über seine Antwort gemacht. Also beschloss er diese Frage vorerst einfach zu übergehen: „Mein Name ist Lindir, und mein Begleiter heißt Erestor, wir waren auf dem Weg hierher, als Erestors Pferd plötzlich scheute und ihn abwarf. Er konnte seinen Fall zwar noch mit seinem Arm und seinem Bein abfangen, aber seitdem ist er ohne Bewusstsein. Ich habe ihn so schnell wie möglich hergebracht. Wird er wieder gesund?" Bei den letzten Worten konnte Lindir seine Besorgnis nicht länger verbergen und kniete sich neben das Bett, um Erestors rechte Hand in seine zu nehmen.

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Noch während Lindir sprach, hatte Elrond vorsichtig den Arm und das Bein abgetastet und festgestellt, das es sich nur um einfache Brüche handelte, nichts wirklich schwerwiegendes, der Elb, Erestor, würde in einer Woche wieder anfangen können zu laufen. Er war gerade damit beschäftigt sich die Blutergüsse im Rippenbereich näher anzusehen, als Lindir seinem Bericht mit einer kurzen Frage schloss.
Elrond registrierte durchaus, das seine Frage nach der Herkunft der beiden Elben unbeantwortet geblieben war, doch beschloss er, dies vorerst auf sich beruhen zu lassen.
Er beendet seine Inspektion der Rippengegend, nicht ohne mit einem Schaudern festzustellen, das wohl nicht alle Blutergüsse von dem Reitunfall stammten. Einige waren bereits gelb und kaum noch zu sehen, doch es war klar ersichtlich, das Erestor schon vorher verletzt gewesen war. Bevor er sich die restlichen Prellungen ansah, warf er einen Blick auf Lindir, der ihn mit einem ängstlich-fragendem Gesichtsausdruck anblickte: „Sein Verletzungen sind nicht lebensbedrohlich, er wird bald wieder auf den Beinen sein!"

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Kaum hatte Lindir diese Worte gehört, breitete sich ein Leuchten auf seinem Gesicht aus, das Elrond einen näheren Blick auf ihn und seine Begleiter werfen ließ. Lindirs Gesicht war von einer Schmutzschicht überzogen, das seine Züge fast verbarg, sein blondes, fast weises Haar ließ ihn älter erscheinen als er wohl tatsächlich war. Wenn Elrond sich nicht verschätzte, und das tat er selten, dann war dieser Elb noch keine hundert Jahre alt. Es schien sogar so, als ob seine Volljährigkeitsfeier noch gar nicht so lange her war. Nachdem er diese erstaunliche Entdeckung gemacht hatte, besah er sich auch das Gesicht des verletzen Elben, Erestors, näher und war noch verblüffter.
Anders als bei Lindir, hatten die Heiler Erestors Gesicht bereits mit einem nassen Lappen gesäubert. Es war jung, Elrond war sich sicher, das dieser Elbling, noch mindestens 5 Jahre von der Volljährigkeit entfernt war.

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Als er hörte, das es Erestor bald wieder besser gehen würde, überkam ihn eine Erleichterung, wie sie größer nicht hätte sein können. Er hatte es tatsächlich geschafft seinen Schützling in Sicherheit zu bringen und vorerst schien er wirklich in Sicherheit zu sein. Es würde zwar noch einige Überredungskraft brauchen, wenn er Lord Elrond davon überzeugen wollte, sie hier bleiben zu lassen, doch er war sicher, auch das zu schaffen. Er war so darin vertieft sich zu überlegen, welches Gespinst aus Halbwahrheiten er Lord Elrond vorlegen wollte, das ihm die Blicke, die der andere Elb, er schien so eine Art Oberster Heiler zu sein, gar nicht wahrnahm.

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Bevor Elrond dazukam seine Vermutungen laut zu äußern, waren die anderen Heiler bereits zurück.
Da Elrond vermutete, das dieser Lindir keine Ahnung hatte, wer er wirklich war, schickte er die Heiler wieder weg, nachdem sie ihm alles gebracht hatten, was er brauchte um Erestor zu versorgen. Ohne noch groß auf den anderen Elben zu achten, machte er sich daran, den verletzten Elben mit einem Tuch und dem warmen Wasser vorsichtig zu waschen. Nachdem dies zu seiner Zufriedenheit erledigt war, begann er Erestors Arm und Bein zu schienen, seine geprellten Rippen zu verbinden und seine Blutergüsse mit der Salbe zu versorgen.

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Während Lindir diesem Heiler dabei zusah, wie er Erestor versorgte, rasten seine Gedanken, was und vor allem wie viel sollte er diesem Heiler erzählen. Sollte er alles erzählen, oder ihm einfach jede Antwort verweigern? Nein, keines von beidem wäre eine gute Entscheidung gewesen. Vielleicht sollte er die Wahrheit sagen, was ihre Ankunft und die Bitte betraf, hier bleiben zu dürfen. Doch sollte er auch erzählen, was sie dazu brachte, hier Asyl zu suchen? Nein! Aber was sollte er statt dessen erzählen?

Langsam begann in seinem Kopf eine Geschichte zu entstehen ein wildes Geflecht aus Wahrheit und Lüge, zugegeben, sie war nicht besonders gut, oder wohldurchdacht, aber sie musste fürs erste reichen!

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Elrond hatte währenddessen seine Arbeit gerade beendet, als Erestor aus seiner Ohnmacht aufzuwachen schien. Beruhigend legte er seinem Patienten die Hände auf die Schultern, um ihn davon abzuhalten sich zuviel zu bewegen. Doch kaum hatte er das getan, als Erestor sich wie wild zu wehren begann. Innerhalb von Sekunden hatte er Elronds Hände abgeschüttelt und saß aufrecht, mit verwirrtem Blick im Bett.
Als Elrond sich Lindir zuwandte, um diesem eine Frage zu stellen, sah er, wie dieser sich Erestor vorsichtig von der anderen Seite des Bettes näherte.

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So langsam und umsichtig wie möglich ging Lindir auf den erwachten Erestor zu. Sanft flüsterte er Worte, die diesen beruhigen sollten: „Es ist alles in Ordnung! Ich bin da! Ich, Lindir bin bei dir! Du musst keine Angst haben! Das gerade war nur ein Heiler! Der Heiler will dir helfen! Hab keine Angst! Ich bin da! Lindir ist da!" Als er nahe genug war, ließ er sich vorsichtig auf das Bett nieder. Erestor zuckte, wich aber nicht zurück. Bedacht legte er erst den einen Arm und nach einem Augenblick auch den anderen Arm um Erestor, dabei redete er immer weiter: „Es ist alles in Ordnung! Wir sind in Sicherheit! Du musst keinen Angst haben! Ich bin hier! Lindir ist hier! Alles ist in Ordnung!" Langsam entspannte sich Erestor in seinen Armen und atmete wieder ruhiger. „Du kannst dich hinlegen! Hab keine Angst! Ich hab versprochen auf dich aufzupassen! Keine Angst! Leg dich hin!"
Als Erestor sich langsam wieder auf das Bett sinken ließ, rückte Lindir von ihm ab und ließ seine Stimme immer leiser werden, bis sie schließlich selbst für elbische Ohren unhörbar geworden war.
Erestor lag wieder ruhig auf den Bett, auch sein Atem hatte sich beruhigt und es schien fast so, als wäre er eingeschlafen. Lindir wollte sich bereits wieder vom Bett erheben, da schoss Erestors unverletzte Hand vor und umklammerte Lindirs Handgelenk. „Laer… Saes." (Lied… Bitte)
Lindir musste aufgrund dieser Bitte lächeln. Doch als Erestor sein Handgelenk mit aller ihm noch verbleibenden Kraft drückte, fing er langsam und leise an zu singen:

Wenn die Sorgen schwinden und die Zeit enteilt
Wird sich finden, was auf Erden zerteilt
Träum von gestern, träum von morgen
Träum von ´nem Leben, frei ohne Sorgen
In Irmos Gefilden, wo die Zeit verweilt

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Ruhig lauschte Elrond der Stimme die seinen Patienten in den Schlaf wiegte. Er kannte das Lied, hatte es selbst als Elbling geliebt. Es war ein Kinderschlaflied, existierte bereits zu seiner Jugendzeit und war heute noch genauso beliebt wie damals. Doch was ihn noch mehr faszinierte als das Lied war die Stimme, die es sang. Weich und sanft, doch kräftig und ruhig, war es mehr die Stimme, als der Text, die eine beruhigende und zum Einschlafen einladende Stimmung vermittelte. Wie Honig den Husten beruhigte, so linderte diese Stimme die Ängste eines Patienten und Elrond war sehr zufrieden, als dieser kurz darauf in einen tiefen Heilschlaf verfiel.

Nachdem er sich versichert hatte, das es Erestor an nichts fehlte, bat Elrond Lindir mit einer Handbewegung mit ihm zu kommen. Nachdem Lindir sich vorsichtig aus Erestors Griff befreit hatte, folgte er Elrond aus dem Zimmer. Wohlwissend, das Lindir es nicht zulassen würde, zu weit von Erestor entfernt zu sein, geleitete Elrond ihn ins Nebenzimmer, wo es einen Tisch gab, um den einige Stühle standen. Auf einem von diesen ließ er sich nieder und deutete Lindir an sich auf einen der anderen zu setzen.

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Nun war der Zeitpunkt gekommen um herauszufinden, ob seine Geschichte glaubwürdig genug war. Ein Schauer überlief ihn – sie musste glaubwürdig sein. Der Heiler musste sie glauben, dann würde sie hoffentlich auch Elrond glauben. Es wäre eine Katastrophe, wenn man sie nicht hier bleiben ließ.

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Elrond beobachtete sein Gegenüber sehr genau. Lindir schien nervös zu sein, traute sich nicht ihm in die Augen zu sehen. Seine Jugend war ihm jetzt deutlich anzusehen!
„Also," begann Elrond das Gespräch. „Ich warte noch immer auf eine Antwort, auf meine Frage. Woher kommt ihr?"
Lindir war klar gewesen, das diese Frage die erste sein würde und wusste auch, dass er die Wahrheit sagen musste: „Wir kommen aus Düsterwald!"
Das hatte Elrond nicht erwartet. Die Verhältnisse zwischen Düsterwald und Imladris waren – vorsichtig ausgedrückt – angespannt. Die Erinnerung daran ließ ihn die nächste, seiner Meinung nach unnötige, Frage stellen: „Seid ihr Spione?"
„Nein!" Diesmal war Lindir deutlich anzusehen, wie schockiert er über diese Frage war. Für sein Alter fasste er sich jedoch erstaunlich schnell wieder: „Nein, wir sind keine Spione, im Gegenteil, wir sind hierher gekommen um Lord Elrond um Asyl zu bitten."
Nun damit hatte Elrond nicht gerechnet: „Asyl? Was können zwei so junge Elben verbrochen haben, dass König Thranduil sie des Landes verweisen sollte?"

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Lindir atmete tief durch, nun kam der schwere Teil, er hoffte nur, das seine Geschichte glaubwürdig klingen würde. „Ich habe nichts getan, aber Erestor… er hat König Thranduil beleidigt. Daraufhin hat dieser ihn des Landes verwiesen!"
„Weshalb sollte König Thranduil einem Elfling – und leugne nicht, das Erestor noch nicht volljährig ist – eine falsche Bemerkung so übel nehmen, das er ihn des Landes verweist? Ich gebe zu, das ich ihn nicht besonders gut kenne, aber selbst ihm würde ich so etwas nicht zutrauen!" Der Heiler schien ihm diese Lüge zu glauben, auch wenn er nicht völlig überzeugt schien.
Lindir musste sich allerdings sehr zusammennehmen, um seinen König nicht lautstark zu verteidigen. Aber das würde bedeuten, seine Lüge aufliegen zu lassen. Er durfte sich jetzt nichts anmerken lassen und an der Geschichte festhalten: „Es war nicht nur eine Beleidigung… Erestor hat keine Eltern mehr, und ich denke, deshalb hat er Schwierigkeiten mit Autorität. Ein Schreiber von König Thranduil hat ihn ausgebildet, aber er kam nie zurecht, hat sich ständig mit allen angelegt, auch vor dem König hat er da keinen Halt gemacht! Niemand verstand, warum Erestor sich so verhielt!" Lindir zuckte mit den Achseln. Es war wichtig jede Lüge mit einem Korn Wahrheit zu versehen, so wurden sie glaubwürdiger und man konnte sie sich besser merken. Jeder, den er kannte, hatte ihm gegenüber bereits mindestens einmal eine Bemerkung über Erestors seltsames Verhalten gemacht und er konnte jedes Mal nur mit den Achseln zucken und so tun als wüsste er von nichts.

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Elrond glaubte Lindir nicht! Seine Geschichte hörte sich einigermaßen glaubwürdig an, doch er war sich sicher, das zumindest ein Teil der Geschichte eine Lüge war. Doch eine Sache war ihm noch immer unklar… Plötzlich kam ihm eine Idee, wenn Lindir in diesem Fall die Wahrheit sagen würde, so würde er sicher damit einverstanden sein, das die beiden jungen Elben blieben. „Eine Frage habe ich noch. Warum habt Ihr, Lindir, Erestor begleitet? Ihr seid nicht mit ihm verwandt, nein, leugnet das nicht, es ist klar zu sehen. Also?"

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Lindirs Gedanken rasten, warum musste er ausgerechnet diese Frage stellen? Was sollte er antworten? Da er sich so schnell keine glaubwürdige Geschichte ausdenken konnte, beschloss er auch in diesem Fall die Wahrheit zu sagen: „Erestor hat mir vor 12 Jahren das Leben gerettet!"
Eine Augenbraue des Heilers hob sich, irgendetwas an dieser Geste ließ Lindir nachdenklich sein Gedächtnis durchforsten.

„Ich sage doch es ist schwierig mit ihm Verhandlungen zu führen, jedes Mal diese hochgezogenen Augenbraue…"

„Wie alt seid ihr beide eigentlich?" Mist fluchte Lindir innerlich, fast hätte er sich daran erinnert, wo er schon einmal etwas von dieser Augenbraue gehört hat. Auch diesmal entschied er sich für die Wahrheit: „Ich selbst bin 57 Jahre alt und Erestor ist 42!" Vielleicht fiel es ihm doch noch ein…

„Diese hochgezogene Augenbraue kann einen wirklich verrückt machen, dieser verdammte Halbelb weiß ganz genau wie einschüchternd er wirkt!"

Halbelb, aber natürlich, warum hatte er nicht gleich daran gedacht. Der beste Heiler von ganz Imladris, der Herr von Bruchtal, Elrond Halbelb.
Lindir fragte sich, warum er Elrond nicht sofort erkannt hatte. Nun lag sein und vor allen Dingen Erestors Schicksal in den Händen des Elben. Vorsichtig sah er auf, sah direkt in die Augen des Halbelben. Auch dieser sah ihn jetzt an und sprach die Worte, die wie eine Erlösung auf ihn wirkten: „Ihr könnt bleiben!"