Mein Beitrag zum Adventskalender der Profsnapeler 2016.

Es hat Spass gemacht die alten Zeiten wieder aufleben zulassen!

Diese Story wurde von mir (mehrmals und bis zur vergasung) Korrektur gelesen, aber ihr kennt das sicher... Irgendwas ist immer...

Seht mir Fehler also nach, oder gebt mir einen Hinweis. Dann bessere ich aus!

The Last Christmas

Severus Snape zuckte nicht einmal mit der Wimper, als die Tür zum Labor mit Schwung aufgerissen wurde und zwei Männer, den selben Laborkittel wie er tragend, in den Raum stürmten.

Mit gelassener Routine legte er die Gewebeprobe in die vorbereitete Petrischale. Gut verschlossen und beschriftet, als zusammen gehörend markiert, stapelte er sie mit den anderen und stellte sie in den Wärmeschrank.

Eine kurze Temperaturkontrolle, dann erst richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Ankömmlinge, die inzwischen um eine neue Krankenakte saßen und lebhaft diskutierten.

Ihrem Verhalten nach schien es um einen interessanten Fall zu gehen.

Oder aber...

Wenn er es recht bedachte, viel wahrscheinlicher war, dass es ein langweiliger Fall war.

Dafür aber einer von der (umso interessanteren!) neuen Ärztin die seit ein paar Wochen im Krankenhaus arbeitete.

Also, interessant für die zwei Laborratten vorne am Tisch. Für ihn war dieses Thema schon vor Jahren gestorben. Im wahrsten Sinne des Wortes...

Doch das hatte er alles hinter sich gelassen... Neuer Name, neues Land, neues Leben...

„Hey! Simon, komm her, das hier werden wir nicht alleine schaffen!"

Simon Snape. So nannte man ihn hier. Den Nachnamen hatte er behalten, da er für einen Briten in den Staaten unauffällig genug war. Den Severus hatte er jedoch hinter sich gelassen. Zum einen da dieser Name, sogar unter amerikanischen Muggel zu auffällig war und zum anderen hatte er irgendwie auch symbolisch mit seinem alten Leben abschließen wollen.

Das Risiko hier tatsächlich am Namen erkannt zu werden war gering, aber nicht unmöglich. Also war er auf Nummer sicher gegangen.

Ein Simon wurde er, weil er seine alten Initialen hatte behalten wollen. Es hatte ihm immer heimlich gefallen, dass er die selben Initialen wie der Gründer des Hauses Slytherin hatte. Diese eigentlich erschreckende Sentimentalität einem anderen Leben gegenüber, ignorierte er gekonnt. Das konnte er gut. Er war schließlich Brite...

Mit der Überzeugung das ihn etwas unglaublich "spannendes", wie zum Beispiel eine ellenlange Liste mit Namen für Vaterschaftstests erwartete, näherte er sich seinen Kollegen nur langsam.

Richard und Bob blätterten geschäftig in der Akte herum.

„Was gibt es den?" fragte er leise in dem Ton, der früher seinen Schülern unter die Haut gekrochen war.

Bob sah ihn nur lässig an und Richard hob nicht einmal den Blick von seinem Blatt. Die beiden kannte ihn inzwischen zu lange und doch zu wenig von ihm, um sich einschüchtern zu lassen.

Sein Ruf unter den Schülern, der Verdacht das er ein Todesser war und die Tatsache das er ein verdammt guter, durchaus auch gefährlicher Zauberer war, hatten bei den kleinen Nervensägen, zusammen mit einer blühenden Phantasie, vollkommen gereicht um sie angemessen einzuschüchtern.

Die beiden Labortechniker kannten ihn nur als den langweiligen Engländer, der kaum ein Privatleben zu haben schien, nur seine Arbeit im Kopf hatte und sich Kaffee am liebsten intravenös initiieren würde.

Bob las den Bericht der Ambulanz vor.

„Patient weiblich, zwischen 60 und 70 Jahre alt, bewusstlos eingeliefert. Identität noch ungeklärt. Kippte an einer Bushaltestelle ohnmächtig aus den Latschen. Ein Passant rief den Rettungsdienst."

Snape rührte sich nicht. Kreislaufprobleme war die einfachste Erklärung und angesichts des Alters nicht ungewöhnlich.

Doch Bob war noch nicht fertig.

„Ihr Blutdruck und Blutzucker waren normal und auch ansonsten scheint die alte Dame eigentlich in erstaunlich guter Verfassung zu sein. Die Sanitäter meinten sogar das dies das Auffälligste wäre und sie sich wünschten in dem Alter selbst noch so fit zu sein...

Mal abgesehen davon das sie aus bisher ungeklärten Gründen das Bewusstsein verloren hat und jetzt in einem Krankenhausbett liegt." setzte er noch nach.

Richard zupfte an seinem gepflegten, dunklen Bart herum. Ein deutliches Zeichen dafür das ihn die aktuelle Situation ernsthaft beschäftigte.

„Auch mit über 70 Jahren wird man nicht einfach so mitten auf der Straße bewusstlos." murmelte er leise.

Snape warf einem Blick über Bobs Schulter in die Akte, doch mehr als die mageren Daten der Sanitäter gab es noch nicht.

„Sonst noch irgendwas? Ist ja nicht gerade viel..."

Diesmal reagierte der rothaarige Bob, wobei ihm eine Strähne seiner halblangen Mähne in die Stirn fiel.

Er erinnerte Severus manchmal an die Weasleybande. Gelegentlich sogar so sehr, dass er sich fragte, ob die eigentlich reinblütigen Weasleys, nicht doch einen Muggelzweig in der Familie hatten.

„Sie war am aufwachen als man mir die Akte gab, murmelte jedoch ziemlichen Unsinn. Da die Situation nicht lebensbedrohlich ist, lies man sie erst einmal schlafen. Wenn wir uns ran halten, werden wir zeitig mit den Tests fertig.

„Gemurmelter Unsinn... Alzheimer? Falls sie dement ist sollte man auch noch Allergien und auf Vergiftungen testen..."

Richard und Bob nickten ergeben.

„Ja das hat House auch angeordnet. Kardiale Synkopen wurde durch die Untersuchung der Sanitäter und Dr. Foreman bereits so gut wie ausgeschlossen. Cameron soll so bald wie möglich eine anständige Anamnese zu machen und Dr. Chase hat Anordnung zu checken ob irgendwo eine rüstige, aber senile alte Dame abhanden gekommen ist..." bei den letzten Worten grinsten die beiden Labortechniker amüsiert.

Gerade als Snape sich die Liste mit den angeforderten Bluttests ansehen wollte, ging die Tür nochmal auf und herein kam Dr. Cameron mit einem etwas betretenen Gesichtsausdruck.

Alle Blicke waren erwartungsvoll auf sie gerichtet, doch sie zuckte nur mit den Schultern.

„Sie scheint tatsächlich ziemlich wirr im Kopf zu sein. Ich musste ihr gerade etwas zu Beruhigung geben, da sie aufstehen und das Krankenhaus verlassen wollte. Schimpfte wie ein Rohrspatz über etwas was wie Muggel klang und wollte unbedingt wissen wo ihre Sachen sind..."

Das Cameron aufgrund des Akzentes darauf schloss die Patientin stamme wohl aus Schottland, bekam Severus gerade noch so mit. Bereits beim Wort „Muggel " war er regelrecht aufgesprungen und verließ ohne weiteren Kommentar oder Erklärung den Raum.

Seit nicht ganz 6 Jahren galt er in der Magiergesellschaft der Vereinten Königreiche als tot. Vor 4 Jahren hatte es ihn in die Staaten verschlagen. Ins Muggel-Amerika. Er hatte hier aufgrund seiner Magieabstinenz keinen Kontakt zu Zauberergesellschaft, doch er wusste mit Sicherheit, dass Nichtmagier nur in Europa Muggel genannt wurden.

Es lag also hier im PPTH in Princeton, New Jersey in einem der Krankenzimmer eine rüstige 70 Jährige die mit starkem schottischem Akzent über Muggel schimpft...

Minerva.

Er konnte sich natürlich nicht sicher sein.

Welchen Grund hätte Minerva McGonagall, Schulleiterin von Hogwarts, um während des laufenden Schuljahres, mitten unter der Woche, kurz vor Weihnachten in Amerika auf einen Bus zu warten?

Weihnachtseinkäufe?! Wohl kaum...

Im ersten Schreckmoment war er aus dem Labor gestürmt, doch nun im Lift, auf dem Weg zu den Krankenzimmern, setzte sich sein Verstand wieder in Bewegung.

Die Wahrscheinlichkeit das es wirklich Minerva war, schien ihm bei genauerem Nachdenken immer geringer.

Allerdings...

Ein ungutes Gefühl beschlich ihn.

Die Aufzugtür öffnete sich und er betrat das Stockwerk mit den Krankenzimmern. Da es sich um eine Patientin von Dr. House handelte, würde sie in einem der beiden Zimmer sein die dem Diagnostiker zu Verfügung standen.

Er sah sich schnell orientierend um. In diesen Teil des Krankenhauses kam er eher selten. Sein Arbeitsplatz war das Labor und da er nicht wirklich irgendwelche sozialen Kontakte pflegte, war er auch in den Pausen- und Gesellschaftsräumen ein eher seltener Gast.

Langsam schritt er den Flur entlang. Vorbei am Büro von House, zum ersten der beiden Krankenzimmer. Schon von weitem war zu erkennen das dieses Zimmer nicht belegt war.

Er blieb einen Moment stehen und überlegte ob der vage Verdacht nicht doch einfach nur ein Hirngespinst war.

Schon wollte er sich abwenden und die Sache gut sein lassen, doch das ungute Gefühl lies nicht locker.

Also setzte er seinen Weg fort.

Weit musste er jedoch nicht mehr nicht gehen. Schon im nächsten Zimmer wurde er fündig.

Doch der Anblick war nicht was er erwartet hatte.

Durch die Spalten des Lamellenvorhanges war die Patientin durchaus zu erkennen, doch er hätte sie beinahe nicht erkannt.

Nicht das sie besonders krank aussah. Nein, mit gesunder Farbe im Gesicht und tiefen, regelmäßigen Atemzügen schlief sie, erschöpft vom schimpfen, hauptsächlich aber wohl wegen des Beruhigungsmittels das ihr Dr. Cameron verpasst hatte.

Regungslos stand er vor der Glasscheibe und starrte auf das Bild das sich ihm bot.

Sie wirkte klein, so zerbrechlich. Die Haare, offen auf dem Kissen ausgebreitet waren immer noch recht dunkel, doch langsam schien das Grau darin die Oberhand zu gewinnen.

Die im Schlaf entspannten Gesichtszüge waren durchzogen von tiefen Falten.

In einer hitzigen Debatte hatte er sie vor langer Zeit einmal mit einem verschrumpelten Winterapfel verglichen... Bei dieser Erinnerung zuckte sein Mundwinkel amüsiert und doch wehmütig.

Sie war nur noch ein Schatten der Frau die sie einmal gewesen war.

Verloren und hilflos sah sie aus. Nicht wie die standhafte Hexe die ihm mehr als einmal die Stirn geboten hatte.

Tief in Gedanken versunken lehnte er am Rahmen der Scheibe. Wie lange, konnte er hinterher nicht sagen. Doch irgendwann, er hatte gar nicht mitbekommen dass sie aufgewacht war, spürte er ihren ruhigen Blick auf sich.

Sie sah ihn direkt an. Keine Regung in ihrem Gesicht verriet ob sie ihn erkannt hatte.

Oder doch? Nach ein paar Momenten wurde ihr Blick stechend und unnachgiebig und es war klar das sie wusste wer da vor ihrem Zimmer stand. Sie schien jedoch nicht all zu überrascht zu sein ihn hier zu sehen, oder das er überhaupt noch am Leben war.

Mit einer eindeutigen Kopfbewegung forderte sie ihn schließlich dazu auf zu ihr zu kommen.

Langsam und etwas zögerlich stieß er sich von der Wand ab und betrat leise das Zimmer.

Bedächtig schloss er die Tür hinter sich. Nebenbei zog er Lamellenvorhänge zu, so das man vom Krankenhausflur aus nichts mehr sehen konnte.

Er wusste nicht so recht was er zu erwarten hatte. Beide sagten kein Wort des Grußes zu einander, jedoch ließen sie sich nicht aus den Augen. Nachdem er sich einen Stuhl neben ihr Bett gezogen und sich gesetzt hatte, begann er dennoch als Erster zu sprechen.

„Was bei Merlin verschlägt dich in ein amerikanisches Krankenhaus?"

Zuerst schwieg sie ihn nur weiter an. Als sie dann doch sprach, stellte er fest das sich ihre Stimme am wenigsten verändert hatte.

Etwas heiser zwar, war der Tonfall trotzdem ziemlich genau so, wie er ihn in Erinnerung hatte.

„Das fragst ausgerechnet du mich?" schnaubte sie ihn schließlich an. Sie versuchte dabei sich etwas im Bett auf zu richten, was ihr jedoch nicht gleich gelang.

Sie schien keine Hilfe von ihm zu erwarten und er hätte es auch nicht angeboten. Egal wie müde Minerva McGonagall war, allein ihr Stolz und ihre schottische Sturheit würden ihr auf helfen.

Es dauerte jedoch unerwartet und erschreckend lange.

Als sie schließlich zufrieden mit ihrer Position war, richtete sie wieder ihren stechenden Blick auf ihn.

„Nun? Hast du mir vielleicht etwas zu sagen, Severus Snape?"

Obwohl er seine Frage zuerst gestellt hatte, sah er ein, dass er unter den gegebenen Umständen, wohl er als erster mit einer Antwort an der Reihe war.

Was aber nicht hieß das er gerne mit der Sprache raus rückte. So kamen die Worte recht harsch und auch etwas defensiv.

„Was erwartest du jetzt von mir das ich sage? Ja ich hab das ganze Drama wieder erwarten überlebt. Das Wie, ist eine lange Geschichte, die du nicht wirklich hören willst, glaub mir. Dazu sage ich nur das Dumbledore und ich nicht viel gemeinsam hatten außer das wir gerne auf alle Eventualitäten vorbereitet waren..."

„Sieht so aus..." entgegnete sie trocken. Dann schwieg sie wieder.

Erstaunlicherweise schien sie das Thema tatsächlich nicht weiter verfolgen zu wollen.

„Warum liegst du hier in diesem Krankenzimmer, Minerva? Warum bist du hier in Amerika?"

Die Fragen lagen schwer in der Luft.

Ihr Anblick hatte ihn mehr erschreckt als er zugeben wollte. Sie war um wesentlich mehr gealtert, als die 6 Jahre die wirklich vergangen waren.

Die Beziehung die beide zueinander hatten, war noch nie einfach zu definieren gewesen. Zumindest nicht ab dem Zeitpunkt, als er selbst in Hogwarts zu unterrichten begonnen hatte.

Sie waren einander weder Freund noch Feind gewesen. Aufgrund der Hausrivalitäten gab es natürlich Reibereien und auch die ein oder andere Auseinandersetzung. Jedoch war dies nie auf die persönliche Ebene übergegangen. Durch die Arbeit im Orden kannte man die Fähigkeiten des Anderen ziemlich gut und respektierten sich dafür auch angemessen. Sie waren einander wohl am ehesten etwas wie eine verlässliche Konstante gewesen. Man wusste woran man war und was man zu erwarten hatte.

Mehr nicht.

So hatte er zumindest bisher immer gedacht. Doch wo er sie jetzt, nach doch recht langer Zeit wieder vor sich hatte, musste er doch zumindest sich selbst gegenüber eingestehen, dass er sie vermisst hatte.