„Dring, dring", ertönte es neben mir. „Dring, dring". Ich hasste diesen blöden Wecker. Er war ein Geschenk von Tantchen zum Geburtstag, da ich gerne mal verschlafe. Aber heute hatte ich es ausnahmsweise mal eilig aus dem Bett zu kommen, denn wir fahren auf Klassenfahrt. „Schätzchen, darf ich reinkommen?". „ Oh, wie ich sehe hast du deine Tasche schon gepackt! Ich dachte das machst du wieder auf den letzten Drücker." Sie lächelte und wuschelte mir dabei durch die Haare. „ Keine Sorge Tantchen! Rosalia hat mir gestern beim packen geholfen. Eigentlich müsste alles drin sein, was man für's Campen braucht!" Tantchen lächelte erneut und ließ mich dann alleine. Seufzend ließ ich mich zurück in meinen Berg aus Kissen fallen. Um ehrlich zu sein war das packen mit Rosa die reinste Hölle gewesen! Ich hatte einmal beiläufig erwähnt, das es einen Jungen gibt der mir gefällt, wodurch meine Reisetasche nun zur Hälfte aus Kleidchen, Pumps und viel zu knappen Shorts bestand! Nicht sehr geeignet für's Campen und latschen im Gelände. Aber das konnte ich ja Tantchen nicht erzählen *seufz*. Also rappelte ich mich langsam auf, indem ich mir immer wieder sagte es würde schon alles schief gehen und sprang unter die Dusche. Der Dampf und die Hitze entspannten mich und ich schaffte es sogar die Tatsache das Amber und ihr Gefolge mitkamen locker zu sehen. Die drei Modepuppen würden es keinen Tag in der Wildnis aushalten, ohne Handy, Internet und Shoppingmöglichkeiten, grinste ich. Aber dann war da noch Nathaniel, Ambers Bruder. Traurig blickte ich auf die Schaumreste, die sich um meine Füße wirbelten. Nathaniel ist der Schülersprecher an unserem Gymnasium. Er ist sehr fleißig, zuverlässig, nett und vor allem gutaussehend. Er war ein Stückchen größer als ich, schlank, blond und hatte ein sehr charmantes Lächeln und jedesmal wenn er mich ansah, blitzten seine bernsteingelben Augen, sodass mein Herz sich zusammen zog. Hatte er eigentlich eine Ahnung wie sehr ich ihn liebte? Ich betrachtete mich im Spiegel. Ich war durchschnittlich groß, hatte mittellange, hellblonde Haare und blaue Augen. Kurz gesagt ich war nicht die hübscheste, aber auch nicht die hässlichste. Ich seufzte. Ich würde nie eine Chance bei ihm haben. Viele Mädchen mochten Nathaniel, besonders Melody. Sie schlich grundsätzlich um ihn herum, umgarnte ihn. Ich zog mich schnell an. Dunkle Jeans, weißes Top und Converse. Bei einer so langen Busfahrt sollte man es sich bequem machen. Ich schlang mein Frühstück runter und Tantchen brachte mich zur Schule, wo bereits einige Schüler standen. „ Ich bin so aufgeregt, das wird bestimmt total super", lachte Iris. „Ich hab ein bisschen Angst so weit weg von Zuhause zu sein", flüsterte Viola. „ Ach Mädels, das wird bestimmt total super. Lagerfeuer, Nachtwanderung, Zelten", sagte ich enthusiastisch. Plötzlich hörte ich gekicher hinter mir. „ Du siehst auch aus wie jemand der es nötig hat durch das Unterholz zu kriechen, Maike. Bestimmt fühlst du dich bei den Mistkäfern richtig wohl", höhnte Amber. Ich lief vor Wut rot an doch, bevor ich etwas sagen konnte, kamen Mr. Faraize und Mr. Boris zu uns. „ Der Bus wird in wenigen Augenblicken hier sein. Bitte sucht euch schon jetzt bitte einen Sitzpartner, damit das gleich nicht so stressig wird", sagte Mr. Faraize. Das war meine Chance. Hastig blickte ich mich um. Wo war er nur? „Tick, tick", klopfte es auf meiner Schulter. „ Hallo Maike, wie geht es dir?", fragte er und seine bernsteinfarbenden Augen blitzten mich an. „ D-danke g-gut!", mein Herz zog sich zusammen. Ein leichtes Rosa zog über sein Gesicht. „ Ich wollte dich f-fragen ob du vielleicht Lust hast i-im Bus…", „ Spar dir die Mühe, Blondie", viel ihm jemand ins Wort, „ Maike sitzt schon neben mir!" Neben mir stand Castiel und grinste breit. Nathaniel zog eine Grimasse, die ich nicht genau deuten konnte. Es war eine Mischung aus Wut und Enttäuschung. „ Na wenn das so ist! Tut mir leid dich aufgehalten zu haben, Maike." Mir wurde schwarz vor Augen. Wie konnte ich nur so viel Pech haben? „ Hallo Nathaniel!", quitschte es hinter ihm. Oh bitte, lass das ein Traum sein. „Hallo Melody.", sagte Nathaniel leise. „ Ich habe gehört, dass Maike schon einen Sitznachbar hat", dieser Satz versetzte mir einen Stich, „ und da du anscheinend noch frei bist wollte ich dich fragen, ob du neben mir sitzt." „ Ja klar, warum nicht". Ich wusste nicht was mir mehr wehtat! Die Tatsache das Nathaniel neben mir sitzen wollte, aber von Castiel abgehalten wurde, oder das triumphierende Lächeln von Melody, welches mir entgegen schlug. Castiel war so ein Idiot!