Nenn mir den Preis
Sehr geehrter Professor Snape,
in meinem Besitz befindet sich ein Buch, das für Sie von großem Interesse sein dürfte. Die letzte oder einzige Ausgabe von Mortimer Beatelwichs Kräuterkunde und Zaubertränke in den dunklen Zeiten der Magie. Wie Ihnen sicher bekannt ist, gehört das Buch zu den verbotenen Büchern, dennoch würde ich es Ihnen zu einem angemessenen Preis überlassen. Anbei halten sie einen Portschlüssel in den Händen, der sich morgen Schlag Mitternacht aktiviert und Sie direkt zu mir und dem Buch bringt.
Mit freundlichen Grüßen
Mehrmals las Severus den kurzen Brief. Kein Absender kein Name, nur eine kleine hässlich aussehende Puppe, augenscheinlich der Portschlüssel, war dieser beigefügt. Es war, wenn er den Portschlüssel nutzte, eine Reise ins Unbekannte, die sehr viele Gefahren, da er nicht wusste wohin es ging, bot. Morgen Mitternacht. Er hatte noch Zeit es sich zu überlegen, doch innerlich fühlte er wie es ihn in den Fingern juckte das verlockende Angebot anzunehmen. Noch etwas was sein Mistrauen weckte.
Nur sehr wenige Menschen, höchstens eine Handvoll ahnte von seinem geheimen Wunsch genau dieses Buch einmal in seinem Leben in den Händen zu halten. Es war unter den Zaubertränkebüchern das Buch schlecht hin. Keine Ausgabe enthielt soviel Wissen und so viele Geheimnisse. Mit diesem Buch könnte er neue Tränke erzeugen, bestehende um ein vielfaches Verbessern und sein profundes Wissen vertiefen. Unruhig klopfte er mit den Fingern auf die Lehen seines Stuhles. Er hatte sich in seine Kammer zurückgezogen um in Ruhe dieses Schreiben zu studieren.
Eines war sicher, der Verfasser dieses kannte ihn, wollte aber selber vorerst unerkannt bleiben. Er nannte keinen Preis in Zahlen, das Buch an sich war unbezahlbar. Also was könnte der Schreiber von ihm wollen? Rache? Feinde hatte er sich mehr als genug geschaffen in seinem Leben, sowohl in der Schule als auch außerhalb. Vielleicht trieb hier auch nur wer seinen kranken Spaß mit ihm, lockte ihn mit seinem Herzenswunsch aus Hogwarts fort um ihn dann der Lächerlichkeit preiszugeben.
Er legte den Brief und die hässliche Puppe auf den Tisch und betrachtete beides genau. Beides schien genau das zu sein, wonach es aussah. Der Brief war schlicht ein Brief und die hässliche Puppe war hässlich und der Portschlüssel. Er hatte seinen Zauberstab schon auf beides gerichtete gehabt bevor er auch nur ein Stück davon berührte. Nachdenklich ging er den Text wieder und wieder durch. Was sagte dieser über den Schreiber aus?
Er ging davon aus das ihn der Schreiber kannte, also war dieser entweder so alt wie er oder jünger. Die Wortwahl war fein nicht roh oder grob, wahrscheinlich von einer Frau, natürlich eine Hexe. Da er keine verschmähte Geliebte hatte, fiel diese Möglichkeit schon mal aus. Wer dann? Akribisch ging er im Kopf die Frauen durch die er für sein Empfinden näher kannte.
Die Frauen hier im Schloss fielen schon mal weg. Keine war klug genug so ein Buch zu finden, aber auch nicht dumm genug ihm so eine Nachricht zukommen zu lassen, wo doch zu befürchten stand, dass man sich genau damit seinen Zorn zuzog. Wenn gab es noch? Narzissa Malfoy und Bellatirx Lestrange. Die eine hat sich ihr ganzes Leben nicht mehr als sie musste mit Zaubertränken befasst und die andere war verrückt und inhaftiert in Askaban. Wer noch?
Er pflegte nicht viele Bekanntschaften, eigentlich gar keine, oder nur soviel er musste. Blieben nur mehr die Schülerinnen über. Natürlich hatte die besagte schon lange die Schule verlassen, niemals handelte es sich um ein junges Ding von 11 bis 17 Jahren. Sie besaß exzellente Kenntnisse in Kräuterkunde und kannte sich hervorragend mit Zaubertränken aus. Außerdem besaß sie die unangenehme Eigenschaft sich in Dinge einzumischen, die sie nichts angingen, wie sonst konnte sie zu diesem Wissen über ihn gelangen. Nun schloss sich für ihn der Kreis.
Er wusste es und es würde ihn nicht überraschen, wenn er morgen um Mitternacht seinen Verdacht bestätigt vorfände. Aber warum sie? Er hatte sie seit wie vielen Jahren nicht mehr gesehen? 9, 10 oder mehr? Nicht mehr seit sie die Schule verlassen hatte. Sie blieb ihm nur deshalb ihm Gedächtnis, weil sie ihn mit ihrem Verstand schon damals beeindruckt hatte. Nicht das er sie sonderlich gemocht hätte, aber er wusste durchaus einen fähigen Geist zu schätzen.
Angeblich hatte sie ihr Wissen über die Geschichte der Magie, Kräuterkunde, Heilkunde, Zaubertränke und Verwandlung vertieft, darüber hinaus machte sie noch nebenbei die Ausbildung zum Auroren. Sie war in der Welt der Magie ein Genie und traf überall wohin sie kam auf vorhaltslose Anerkennung. Verächtlich verzog sich sein Mund. Nicht das er sich für sie sonderlich interessiert hätte, aber Minerva quälte ihn ständig mit irgendwelchen Neuigkeiten über diese Superhexe. Pah! Nun es lernte sich eben leicht, wenn einem die nötigen Mittel zur Verfügung standen und bewegte man sich von Anfang an in den Richtigen Kreisen, war auch eine Karriere nicht weiter schwierig.
Er war bekannt für seine Strenge, Ordnungsliebe und Genauigkeit und wusste diese mit voller Härte durchzusetzen. War das ihr Grund warum sie nach all den Jahren diesen seltsamen Weg wählte mit ihm in Kontakt zu treten? Unschlüssig besah er sich erneut die Nachricht. Ließe sich daraus noch etwas ableiten? Eine verborgenen Wahrheit die unbewusst von ihr eingeflossen war? Eine gewisse Neugierde auf seine Person schien auf jeden Fall vorhanden zu sein. Nur den Grund dafür, den sah er nicht.
Aber nun war seine geweckt. Er würde hingehen zu diesem ominösen Treffen und sehen was ihn dort erwartete. Er rechnete mit nichts mit dem er nicht spielend fertig werden würde.
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Die folgende Nacht war schön und sternenklar. Ein runder Mond hing am Himmel und laue Luft hieß einen willkommen, sobald man die Enge der Räume hinter sich ließ. Diese Nacht war verheißungsvoll und verführerisch. Sie schien mit den Menschen die sich im Freien aufhielten ihre Späße zu treiben und wenn man nicht aufpasste tat man Dinge die man sonst wohl eher lassen würde. Selbst Severus spürte wie sein Blut in Wallung geriet. Ob das sein natürlicher Jagdtrieb war der aus ihm heraus brach?
Er hielt die Puppe in der einen Hand und den Brief in der anderen und machte sich auf den Weg zu diesem Treffen. Seine Kleidung war wie immer, da er nicht um dieses Treffen gebeten hatte, sah er keinen Grund sich anders oder besonders zu kleiden. Er trug seine Lehrerrobe. Sobald er einen sichere und günstige Stelle zum portieren erreicht hatte, aktivierte er den Portschlüssel. Es war exakt Mitternacht. Seine Reise ging schnell zu Ende und er fand sich auf einer weiten einsamen Landschaft wieder. Er steckte den Brief und die Puppe in seine Robe und zückte seinen Zauberstab.
„Lumos!" sagte er leise und sofort erhellte ein Funke die Spitze seines Zauberstabs und warf so genug Licht um seine Umgebung wahrzunehmen. Mit erstaunen stellte er fest, dass er sich in einem Moor befand, einem großen Moor. Dafür sprachen der feuchte Boden zu seinen Füßen und die Flechten die überall wuchsen. Er beugte sich hinab und untersuchte die Pflanzen am Boden und wusste in welchem Moor er steckte. Dartmoor.
Als er sich wieder erhob, sah er in der Ferne vor sich Licht. Sein Ziel. Ruhig schritt er darauf zu, nur die Geräusche der Nacht begleiteten ihn. In der Ferne konnte er Frösche bei ihrem Konzert belauschen, irgendwelche nächtlichen Insekten schwirrten um ihn rum und von weitem war das Bellen eines Hundes zu hören, sonst nichts. Keine künstlichen Laute. Keine Musik, kein Straßenverkehr oder sonstiges was auf die Existenz anderer Menschen hingedeutet hätte. Sie liebte offensichtlich die Abgeschiedenheit.
Er ging auf das Licht zu, was sich im näher kommen als Kerze in einem Fenster entpuppte. Ein altes, kleines, graues Steinhaus mit eher kleinen Fenstern. Geduckt stand es in einer kleinen Senke. Snape blieb davor stehen und besah es sich genau. Vor langer, langer Zeit trieben die Schäfer ihre Schafe zum grasen ins Moor. Die Nächte verbrachten sie in solch kleinen Häusern. Er wettete um alles, dass es Innen ganz anders aussah als von Außen. Die Eingangstür war niedrig und nur geduckt konnte er sie durchschreiten, doch als er über die Schwelle gestiegen war, war es so wie er es sich gedacht hatte.
Statt eines größeren Raumes, wie es von außen zu erwarten gewesen wäre, befand er sich in einem großzügigen Vorraum. Mehrer Türen zweigten davon ab, aber nur eine stand offen. Er bewegte sich darauf zu, es wurde an der Zeit seinen Gastgeber kennen zu lernen. Severus betrat den Raum und wurde von warmem Kerzenlicht empfangen. Es war kein großer Raum, hatte fast etwas Intimes, Privates. Auf einem kleinen Tisch standen zwei Gedecke bereit und überall im Raum waren Kerzen verteilt. Nebst dem Tisch und zwei Stühlen befand sich nur noch eine Kommode im Raum auf der mehrere abgedeckte Platten bereitstanden. Die Vorhänge waren zugezogen und verstärkte so den Eindruck von Ungestörtheit. Am Ende des Raumes gab es eine weitere Tür. In dem Moment in dem er sie erblickte wurde sie geöffnet.
Ein betörend schöner Engel mit braunem langem Haar rauschte in den Raum. Sie trug ein Figurbetontes enges schwarzes Kleid das knapp vor den Knien aufhörte und dazu hochhackige Schuhe. Sie kam auf ihn zu. Bei jedem Schritt wiegte sie sanft ihre Hüften und stachelte damit sein Verlangen an. Er war nicht aus Stein und durchaus einer schönen Frau nicht abgeneigt.
„Guten Abend, Miss Granger!" begrüßte er sie höflich aber zurückhaltend. Er mochte sie vielleicht sexy finden, aber dennoch würde er sich nicht von ihr einwickeln lassen.
„Guten Abend, Professor Snape!" erwiderte sie.
Ihre Stimme war so heiß wie der Wüstenwind und schien innerlich zu versengen. Auf all das war er nicht vorbereitet. Wer konnte auch ahnen, dass aus einer langweiligen blassen Schülerin eine Sexgöttin werden würde. Ärgerlich zog sich seine Stirn in Falten. Sie hatte gehofft, dass er das Rätsel, wer hinter der Nachricht stand, lösen konnte und wurde nicht enttäuscht. Er war der richtige Mann.
„Sie haben ein Buch für mich?" kam er sofort auf den Grund seiner Anwesenheit.
„Wollen sie mir nicht beim Dinner Gesellschaft leisten?" stellte sie ohne seiner Frage Beachtung zu schenken die Gegenfrage.
Warum eigentlich nicht? Schoss es ihm durch den Kopf. Ihn würde schon interessieren, wie der scheinbar klügste Kopf der gesamten Zauberwelt und diese personifizierte Verführung zusammen passten.
„Gern!" erwiderte er glatt und geleitete sie unerwartet galant zum Tisch.
Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin, schwirrten zwei Hauselfen herbei und servierten das Dinner. Der erste Gang waren Austern auf Eis serviert.
„Ich hoffe sie mögen Schalentiere? Man sagt ihnen einen besondere Wirkung nach." Meinte Hermione beiläufig und schluckte die erste Auster hinunter. Genießerisch schloss sie die Augen und leckte sich mit der Zunge über die Lippen.
„Köstlich!" hauchte sie gleich einem Stöhnen.
Severus fühlte wie er ihren Reizen zu erlegen begann und nahm hastig eine der Austern in die Hand um sich abzulenken. Dieses Dinner würde, wenn er nicht aufpasste für ihn zum Spießrutenlauf werden, aber das würde er verhindern, dass ließ er nicht zu. „Nicht schlecht." War sein schlichter Kommentar dazu. Hermione legte die leere Muschel zurück auf ihren Teller und warf ihm einen verruchten Blick aus dichten Wimpern zu.
„Vielleicht kann der nächste Gang ihren Gaumen reizen?"
Severus schluckte. Sie machte ihre Sache gut, viel zu gut. Er neigte bewundernd den Kopf und nahm einen Schluck aus seinem Glas. Champagner.
„Vielleicht!"
Ein kurzes Klatschen in ihre Hände und die Teller vor innen verschwanden und wurden durch neue ersetzt.
„Hühnchen in einer Safransoße mit Ingwerreis."
Er kostete vorsichtig, diese Mischung war gewagt, aber erfreute Widererwarten seinen Gaumen. Es schmeckte köstlich.
„Wie ich sehe trifft das ihren feinen Geschmack eher." Wagte sie sich vor und erntete ein verhaltenes Lächeln von ihm.
„In der Tat, diese Kombination ist zwar ungewöhnlich und doch nicht zu verachten."
Den Abschluss des Dinners bildeten Erdbeeren in einer Vanille-Zimt-Soße. Severus nahm eine der Früchte mit der Soße auf den Löffel und hielt sie sich unter die Nase. Tief sog er mit geschlossenen Augen den verführerischen Duft ein, dann steckte er sich den Bissen in den Mund und ließ sich ihn sprichwörtlich auf der Zunge zergehen. Nachdenklich legte er den Löffel zurück auf den Teller.
„Miss Granger kann es sein, dass sie mich verführen wollen?" fragte er sie plötzlich rundheraus.
Sie lachte über diese Frage hell auf.
„Sie meinen ich bin so leicht zu durchschauen? Vielleicht?"
Immer noch lächelte sie verhalten und erhob sich.
„Lassen sie uns zum geschäftlichen Teil übergehen." Forderte sie ihn auf mit ihr zu kommen.
Sie brachte ihn nach neben an. Ein kleines Arbeitszimmer. Vor dem einzigen Fenster stand ein Schreibtisch. Hermione nahm dahinter Platz und deutete ihm sich davor auf den Stuhl zu setzten. Links und rechts vom Fenster stand jeweils ein Raum hohes Bücherregal, voll gestopft mit wertvollen Büchern für die ein anderer glatt einen Mord begehen würde. Doch diese interessierten ihn nicht.
Er sah nur das Buch das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Es gab es tatsächlich und sie hatte es. Der Einband war kostbar verarbeitet. Leder mit Goldeinlagen, handgenäht! An den Ecken zwar leicht abgenutzt, doch im Großen und Ganzen in einem einwandfreien Zustand. Zärtlich strich sie mit den Händen darüber und schlug es sachte auf. Begierig warf er einen Blick darauf. Er war seinem Traum so nahe. Doch bevor er auch nur ein Wort entziffern konnte, schlug sie es wieder zu.
„Nun kommen wir zum Geschäft!" meinte sie ruhig und sah ihn lauernd an.
„Wie viel?" kam es von ihm ernst zurück. Hier musste er auf der Hut sein, dieses Buch war unerschwinglich und wenn er es haben wollte, dann musste er einen kühlen Kopf bewahren.
„Nun sagen sie mir was ist es ihnen wert?" fragte sie zurück und die Augen immer noch auf sein Gesicht geheftet.
Nicht die geringste Gemütsregung darin wollte sie sich entgehen lassen. Severus holte tief Luft, die Anspannung stieg im Raum. Sie wollte auf etwas Bestimmtes hinaus, was war ihm noch nicht klar. Sollte er ihr eine Summe nennen, damit sie sie als lächerlich von der Hand weisen konnte.
„Ich denke ich verstehe nicht ganz." Erwiderte er trocken.
„Was sind sie bereit mir dafür zu geben?" Severus runzelte die Stirn, er wurde den Verdacht nicht los, dass sie nicht von Geld oder Gold sprach.
„Wir können gerne über eine angemessene Summe verhandeln. Sie sehen selbst das Buch befindet sich nicht im Tadellosen Zustand, was natürlich den Preis schmälert…." Erwiderte er selbstsicher.
Er würde mit dieser Frau fertig werden. Auf Hermiones Zügen zeigte sich ein kleines Lächeln, sie sagte aber nichts.
„Sagen sie mir in Zahlen ausgedrückt, was sie von mir erwarten!" forderte er sie auf. Er hatte von diesem um den Brei reden genug, er wollte zur Sache kommen und dann nach Hause gehen.
„Ich fürchte mein Preis läst sich leider nicht in Zahlen ausdrücken!" meinte sie falsch bedauernd.
„Dann fürchte ich ist diese Verhandlung beendet, denn was sonst könnten sie schon von mir wollen?"
Severus erhob sich und sah sie von oben herab an. Hermione lehnte sich bequem zurück und blickte ihrerseits kein bisschen von seiner erhabenen Gestalt eingeschüchtert selbstsicher zurück. Plötzlich fühlte er sich mulmig. Sie wusste etwas und gleich würde er es erfahren.
„Ich möchte dass sie mir alles über sich erzählen. Von Geburt an! Das ist mein Preis! Und denken sie nicht daran mich mit Halbwahrheiten abzuspeisen. Ich verlange einen Detailgetreuen Bericht. Ich will die Tränen die sie vielleicht geweint haben auf meinem Gesicht spüren. Mir soll das Herz vor Liebe überquellen nur weil sie verliebt waren und ich will zornig und voller Hass auf die Menschen sein, die ihnen böses angetan haben."
Ungläubig wich er etwas zurück.
„Nie im Leben erzähle ich ihnen etwas über mich! Ich bin nicht käuflich!" lehnte er kühl ab und stand im Begriff sich abzuwenden. Hermione stellte das Buch auf, so dass er es sehen konnte.
„Jeder Mensch hat einen Preis, Mr. Snape!" Unschlüssig stand er da. Die Versuchung war groß.
„Warum tun sie das?" kam es leise von ihm.
„Sie verbergen sich hinter ihrer schwarzen Robe, ihrem Zynismus und beißenden Spott, natürlich interessiert mich ihr Preis."
Diese Antwort musste er erst einmal verdauen.
„Mal angenommen ich gehe darauf ein. Was bringt ihnen meine Lebensgeschichte? Was haben sie davon?" Gelangweilt zuckte Hermione mit den Schultern.
„Etwas Einzigartiges. Meine Neugierde befriedigt, oder einfach eine nette Beschäftigung mir die Zeit zu vertreiben!" Antwortete sie nichts sagend, den wahren Grund verriet sie ihm nicht.
Sein Leben für ein Buch! Mit diesem Buch wäre seine Sammlung komplett und es kostete ihn nichts weiter als das er alte Geschichten aus seinem Leben zu erzählte. Sehnsuchtsvoll hafteten seine Augen auf dem Buch. Hermione konnte beinahe spüren wie er mit sich rang und seltsamerweise fand sie das äußerst erregend.
Ihre langen Nägel krallten sich in den Buchumschlag und langsam zog sie es aus seiner Reichweit. Wie ein kleiner Junge blickte er hinterher. Diese Geste ließ ihn einen Entschluss fassen.
„Ich mache es, aber nur unter zwei Bedingungen!" verlangte er und sah abschätzend auf Hermione.
Neugierig hob sie den Kopf. So nahe. Dem Ziel schon so nahe und das nach so kurzer Zeit. Sie wurde immer besser.
„Die da wären?"
„Ich erzähle die Geschichte nur ihnen und sie beschwören es niemandem sonst auf der Welt zu erzählen. Auch nicht Teile davon!"
„Einverstanden!"
„Und ich bestimme was ich erzähle und was nicht!"
„Das ist inakzeptabel!" rief sie aus. Sie würde sich nicht mit irgendwelchen Almosen abspeisen lassen!
„Sie bestimmen bis zu welchem Grad sie die Geschichte erzählen, sollte ich es aber genauer wissen wollen, werden sie sie vertiefen!"
Severus neigte den Kopf. „Einverstanden!"
„Gut dann lassen sie uns beginnen!" Hermione spürte wie ihre Sinne erwachten. Ein fast fiebriger Glanz stand in ihren Augen. Sie hatte es immer schon gewusst – jeder war käuflich! Auch ein Professor Snape.
„Zuerst der Schwur!"
„Ich schwöre bei meinem Leben nichts was sie mir erzählen wird jemals meine Lippen verlassen!"
Severus setzte sich und wollte schon beginnen, doch Hermione hielt ihn auf bevor er begann.
„Lassen sie uns ins Kaminzimmer wechseln. Bei einem schönen Glas Rotwein erzählt es sich viel besser." Forderte sie ihn sanft und freundlich auf.
Kaum hatten sie es sich dort gemütlich gemacht, jeder hielt ein Glas Wein in der Hand, im Kamin prasselte ein warmes Feuer, welches auch die einzige Lichtquelle war. Die Atmosphäre hatte etwas intimes, vertrautes. Hermione hatte ihre Beine angezogen und kuschelte träge in ihrem Sessel. Er selbst saß aufrecht in seinem Stuhl und betrachtete das Feuer.
„Sie wissen wo ich geboren wurde? In Spinners End. Am 9. Januar 1960 um genau zu sein. Meine Eltern waren Eileen Prince und Tobias Snape. Mit elf bekam ich meinen Brief für Hogwarts und…."
Hermione fiel ihm ins Wort.
„Das können sie doch besser! Führen sie es aus. Wie waren sie so als Kind?" verlangte sie. Severus zuckte mit den Schultern, man konnte seinen Widerwillen förmlich sehen.
„Ich war ein normaler Junge mit vielleicht in Muggel Augen außergewöhnlichen Eltern. Ansonsten, ich spielte, machte Unfug, wurde dafür bestraft und das war's."
Hermione erhob sich von ihrem Platz.
„Ich sehe schon, das Buch bleibt in meinem Besitz. Entweder sie machen es richtig, oder sie gehen!"
Severus rang mit sich. Einerseits wollte er nicht über sie reden, das hatte er noch nie getan, mit keinem und doch das Buch! Kurz warf er ihr einen hasserfüllten Blick zu, dann sah er wieder ins Feuer.
„Spinners End ist der letzte Ort wo ein Junge, egal ob magisch oder nicht magisch, aufwachsen sollte. Es gab viel Streit bei uns zu Hause. Meine Eltern verstanden sich nicht so gut. Ihre Ehe war von Anfang an ein Fehler gewesen. Sie war magisch und er hasste die Magie." Brach es aus ihm heraus.
„Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Erzählen sie mir mehr!" bat sie ruhig und sah ihn gebannt an.
Wie von ihr angestachelt sprudelten die Worte, die solange in ihm wie eine Schlange geschlummert hatten aus ihm heraus. Wie es war zwischen Eltern die sich fast nur stritten aufzuwachsen. Seine Schuldgefühle, seine Angst, seine Wut. Hermione konnte den kleinen, leidenden Jungen fast vor sich sehen und verspürte Mitleid mit ihm.
„…dann traf ich Lily und sie war so wie ich…."
Bei diesem Namen wurde Hermione hellhörig.
„Lily? Lily Potter?" Severus kniff die Augen zusammen. Über sie wollte er ganz bestimmt nicht sprechen.
„Ja!" sagte er unwillig und schwieg.
„Bitte! Fahren sie fort!"
„In Hogwarts waren wir eine Zeitlang Freunde und dann nicht mehr, das ist alles!" meinte er mit gelangweiltem Ton, doch Hermione durchschaute den Trick.
„So nicht! Da steckt doch mehr dahinter!" Ihr scharfer Tonfall war ihm nicht entgangen. Diese Hexe sah viel zu viel und vor allem Dinge die sich nichts angingen.
„Ich dachte ich wäre in sie verl….ich mochte sie gerne, aber wir stritten uns und außerdem ging sie mit James Potter. Er und ich waren keine Freunde, im Gegenteil wir konnten einander nicht ausstehen."
Unruhig wischte er sich mit der Hand über die Stirn. In ihm keimten erste Zweifel auf ob ein Buch das tatsächlich wert war.
„Lily – wie war sie so?"
Der Bastard weigerte sich immer noch beharrlich seine Geschichte richtig zu erzählen. So wie es von ihm kam, war es nichts weiter als ein oberflächiger Bericht.
„Gute Schülerin. Zu allen nett und freundlich. Hat rötliche Haare, eine schlanke Figur und grüne Augen, aber das wissen sie doch schon alles von Mr. Potter!"
„Ich weiß wie er die Mutter sah, die er viel zu früh verloren hatte, aber nicht wie Severus Snape die Frau sah die Lily Potter war."
Snape presste die Lippen aufeinander, sein Blick war kalt. Er hasste sie, er hasste sich.
„Sie war wunderschön und einzigartig. Immer wenn sie in meiner Nähe war, erschien mir alles weniger grau und aussichtslos. Ich fühlte mich……als wäre ich ein besserer Mensch, einfach nur deshalb weil sie in meiner Nähe war."
Hermione streckte die Hand aus und legte sie kurz auf seinen Arm. Dann als merkte sie erst jetzt was sie tat, zog sie sie hastig zurück.
„Entschuldigung. Reden sie einfach weiter." Bat sie leise.
„Lucius Malfoy brachte mich zu Voldemort und ich wurde einer von ihnen. Ich glaube die ersten Bedenken hatte ich als er mir dieses grässliche Mal einbrannte. Das hatte, außer dem Symbolwert und dem praktischen Zweck Voldemorts, was Endgültiges. In jener Nacht stellte ich mich, deren Ansichten und auch das was aus mir geworden war in Frage, fand aber keine Antworten, also blieb ich, bis zu jenem Schicksalhaften Tag."
Bitterkeit stieg in ihm hoch. Erinnerungsfetzen liefen im Schnelldurchlauf durch seinen Geist. Das Gespräch, das er zwischen Trelawney und Dumbledore belauscht hatte. Er hatte es Voldemort erzählt. Lilys Tod. Harry wie er ihn anschrie und zu Recht beschuldigte. All das kreiselte in seinem Kopf herum und er fühlte die altbekannte Übelkeit in sich aufsteigen.
„War es nicht Pettigrew der die Potters verriet?"
„Aber durch mich wurde er aufmerksam auf sie!"
Es folgten die dunklen Jahre in seinem Leben. Ohne es zu erwähnen wusste Hermione auch so, dass ihn die Schuld an Lilys Tod lange quälte und dann stand auf einmal ihr Sohn vor ihm.
„Es war ein Schock für mich zu sehen, dass er sowohl ihr als auch ihm ähnlich sah. Diese Augen!"
Schweigend schüttelte er den Kopf und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas. Hermione schenkte ihm ungefragt nach.
„Sie hassten ihn eine Zeitlang – Warum?" fragte sie in die Stille.
„Ich hasste es diese Augen sehen zu müssen und dann entpuppte sich auch noch das er seinem Vater in der Art wie er war in nichts nach stand."
„Da irren sie. Er war anders als sein Vater." Stellte sie ruhig fest.
„Jetzt sehe ich es so wie sie, aber damals. Auch ich hatte….aber das tut hier nichts zur Sache!" bremste er sich selbst ein.
„Sie hatten was?" hakte Hermione neugierig nach.
Severus beugte sich vor, in seinen Augen stand ein merkwürdiges Glitzern, so als überlegte er ob er sie schlagen sollte für das was sie ihm antat.
„Miss Granger gibt es in ihrem Leben keine Dämonen mit denen sie zu kämpfen haben? Ich kenne meine ganz genau!" Erneut trank er sein Glas mit einem Zug leer und ehe er sich versah wurde es von ihr wieder befüllt.
„Erzählen sie mir mehr!" Auch sie hatte sich vorgebeugt und sah gespannt in sein Gesicht.
Plötzlich verlor er den Faden. Sie war so schön und weckte Begierde in ihm. Er wollte sie besitzen. Sie küssen, ihren Körper streicheln und sie von Kopf bis Fuß erkunden. Er wollte sie. Automatisch näherte er sich ihren Lippen, doch sie legte ihm einen Finger auf seinen Mund.
„Das ist nicht der Grund warum du heute hier bist!" Wisperte sie. Sie wechselte ganz selbstverständlich vom sie auf das vertraute du.
„Hast du einen Freund?"
Es war immer gut seine Chancen zu kennen, falls es da jemanden gab, wie konnte er ihn loswerden oder umgehen?
„Mein Leben steht heute nicht zur Diskussion, aber um deine Frage zu beantworten – nein!"
Sie rückte wieder von ihm ab und nahm auch ihren Finger von seinen Lippen, doch zuvor drückte er ihr einen Kuss darauf. Hermione schnappte nach Luft. Wer hätte gedacht, dass in Severus Snape ein Verführer steckte? Das brachte sie gleich zu ihrer nächsten Frage.
„Gab es Frauen in ihrem Leben?" Spöttisch grinste er, nun kamen sie der Sache schon näher. Seiner Sache.
„Doch durchaus. Ich mag willige Frauen und guten Sex und beides ist leicht zu kriegen!"
Unruhig rutschte Hermione in ihrem Stuhl hin und her, dann schlug sie ihre langen Beine übereinander und zeigte ihm dabei viel nackte Haut. Der halbe Oberschenkel lag bloß vor ihm, zum greifen nahe. Er legte den Kopf leicht schräg und versuchte seinen plötzlich schneller schlagenden Puls unter Kontrolle zu bringen. Miststück! Ging es ihm durch den Kopf. Sie hätte von ihrer Art her ein Slytherin sein können. Verschlagen und Falsch!
„Wo waren wir stehen geblieben?" fragte sie ihn provokativ und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
Er berichtete über seine Zeit als Doppelspion und wie er manchmal beinahe vergas wem er was erzählen wollte, unter so enormen Druck stand er. Dann kam der Krieg, Voldemorts Fall. Er wurde schwer verletzt und eine Zeitlang sah es so aus als würde er es nicht schaffen. Die Zeit nach dem Krieg lief für ihn besser, ruhiger. Er führte ein ausgewogenes Leben und war zufrieden.
Hermione lauschte ihm zu und wartete ruhig bis er geendet hatte. Er vertiefte nichts wirklich, das konnte sie auch nicht von ihm erwarten und doch hatte er ihr heute mehr erzählt als allen Menschen denen er in seinem Leben begegnet war. Sie bekam ein umfassendes Bild von ihm und es gefiel ihr.
Er besaß viele Ecken und Kanten, war zwar ein alter, brummiger Bastard, aber ein faszinierender, begehrenswerter Bastard. Geschmeidig erhob sie sich und brachte ihn zurück in ihr Arbeitszimmer. Die Nacht war schon beinahe vorüber. Das erste Grau des neuen Tages schimmerte durch die Vorhänge und sagte Severus das er schon sehr lange hier war und das er jegliches Zeitgefühl hier verloren hatte.
„Hier!" Sie reichte ihm das Buch.
„Das hast du dir verdient! Ich bin zufrieden!"
Er griff nach dem Buch und gleichzeitig nach ihrer Hand. Beides hielt er fest.
„Sehen wir uns wieder?" verlangte er zu wissen.
„Wer weiß? Ich besitze viele alte Bücher…" antwortete sie ausweichend.
„Für das was ich von dir will, muss du kein Buch opfern!" Er trat dicht an sie heran und zwang sie zurück bis sie den Schreibtisch im Rücken spürte.
„Dafür würde ich es auch nicht tun. Ich bezahle nur für Dinge die es wert sind!" Sie legte ihm beide Hände auf die Brust und strich genüsslich darüber um ihn dann von sich zu stoßen.
„Gute Nacht, Mr. Snape!"
Sie würde ihn wieder sehen und zwar schon bald, dafür würde sie sorgen. Er war genau das was sie in ihrem Bett haben wollte. Witzig und verschlagen, bösartig und doch zärtlich. Ein Liebhaber wie sie es sich wünschte. Oh ja er hatte ihre Erwartungen weit übertroffen.
„Gute Nacht, Miss Granger!" Er verneigte sich ein letztes Mal und verließ das Haus.
Ende
