Mir gehört nichts, JKR gehört alles, ich verdiene kein Geld mit dieser Geschichte... Trotzdem habe ich eine Menge Spaß damit und ich hoffe, ihr auch...
Kapitel 1 – Der Stein
Hermine nahm den Stapel Bücher vom Tisch des Gemeinschaftsraumes, sagte allen gute Nacht und ging auf ihr Zimmer. Die Bücher für das neue Schuljahr waren vor 4 Wochen von Hagrid angeliefert worden. Hogwarts war entgegen allen Befürchtungen und vielleicht auch gegen alle Vernunft wieder eröffnet worden. Professor McGonagall hatte die Schulleitung für Hogwarts übernommen und viel Energie investiert, einen geregelten Schulablauf sicherzustellen. Alles sollte so normal wie möglich sein. Es waren nur wenige Schüler, die dieses Jahr nicht nach Hogwarts gekommen waren. Die Eltern der meisten waren sich einig, dass sie ihre Kinder auch zu Hause nicht besser schützen konnten. Im Gegenteil. Trotz der Tatsache, dass Ende des letzten Schuljahres Todesser in Hogwarts eingedrungen waren und Professor Snape den größten Magier aller Zeiten – Albus Dumbledore – mit einem Todesfluch niedergestreckt hatte, wünschten sich alle so sehr wie niemals zuvor, dass das Leben weiter ging. Sie befanden sich in einem verdeckten Krieg gegen Voldemort, aber auch im Krieg musste es einen Alltag geben.
Hermine, Harry und Ron starteten in das letzte Hogwartsjahr und Hermine fragte sich seit den schrecklichen Geschehnissen vor einigen Wochen, ob sie jemals einen Abschluss in Hogwarts erhalten würde. Es schien ihr wenig wahrscheinlich, dass das kommende Jahr ohne Zwischenfälle für Harry – und damit auch für sie – verlaufen würde.
Sie mussten noch vier Horkruxe finden und garantiert würde es nicht ausbleiben, dass sie mit Harry und Ron zusammen dieser Jagd beiwohnte.
Gedankenversunken betrat sie ihr Einzelzimmer, dass ihr als Schulsprecherin im letzten Jahr zustand und gerade heute Abend war sie froh darum, sich in Ruhe zurückziehen zu können. Sie dachte an Dumbledore. Er fehlte. Er hatte eine so große Lücke hinterlassen, dass man meinen konnte, ganz Hogwarts würde darin versinken und nie wieder auftauchen. Sie versuchte es jeden Abend erneut, sie wollte verstehen, warum er tot war, warum er sie alle alleine gelassen hatte. Er war doch der mächtigste Zauberer aller Zeiten gewesen. Und warum um alles in der Welt hatte er Professor Snape vertraut? Sie sah Snape vor sich. Alle hatten ihn gehasst. So weit war sie selber nie gegangen. Sie hatte zwar seine unfaire und selbstgerechte Art verabscheut, nicht aber sein Fachwissen. Nie hatte sie in einem Fach so viel gelernt wie in Zaubertränke und im letzten Jahr in Verteidigung gegen die dunklen Künste. Sie hatte Dumbledore stets vertraut, was bedeutete, dass sie auch Snape vertraut hatte. Wenn wenigstens er noch auf ihrer Seite gewesen wäre – er war ein absoluter Ausnahmezauberer mit dem breitesten Wissen in Zaubertränke und Verteidigung gegen die dunklen Künste. Der Orden hätte ihn mehr denn je gebrauchen können. Und nun wendete sich dieses geballte Wissen gegen sie alle.
Warum hatte Dumbledore ihm nur vertraut? Hermines Gedanken kreisten immer wieder um diese eine Frage. Die Gedanken vernebelten ihr Gehirn, sie war müde und langsam gab sie der Schwere nach und fiel in einen unruhigen von wilden Träumen geprägten Schlaf.
Hermine erwachte viel zu früh mit den ersten Sonnenstrahlen und fühlte sich unausgeschlafen. Hatte es eben geklopft? Sie hätte schwören können, sie hätte ein schwaches Klopfen gehört. Schlaftrunken setzte sie sich auf und griff wie ferngesteuert die Nachttischschublade, um ihre Kette herauszuholen und sie anzuziehen, wie jeden morgen. Da war es wieder, dieses Klopfen. Sie hatte die Kette bereits in der Hand, als sie bemerkte, dass links hinten in der Schublade noch etwas lag, das dort nicht hingehörte. Die merkwürdigen Geräusche schienen dort herzukommen. Sie zog die Schublade weiter auf und entdeckte einen glatt geschliffenen Stein, der in etwa die Größe und Form eines Pflaumensteines hatte. Er schien in seiner bläulichen Farbe zu variieren und Hermine konnte sich nicht denken, dass es ein gewöhnlicher Stein war. In den Ferien war sie zu Hause gewesen und letztes Jahr hatte Merrit Taylor in diesem Zimmer gewohnt. Vielleicht hatte sie diesen Stein hier vergessen und Hermine war er in den letzten Tagen seit sie hier war einfach nicht aufgefallen. Sie beobachtete den Stein, wie er vibrierte und damit wohl die Geräusche ausgelöst hatte.
Sie nahm ihn in die Hand und betrachtete ihn. Seine Oberfläche war so glatt, dass sie mehrfach fasziniert darüber strich. Es war ein sehr angenehmes Gefühl und die sich ständig verändernden Blautöne zogen sie magisch an. Der Stein schien eine Aura zu haben, der sie sich nur schwer entziehen konnte. Sie legte den Stein wieder hin und sofort ermattete seine Farbe, es schien als würde er durch ihre Berührung erwachen.
Als Harry sich damals auf das Buch des Halblutprinzen gestürzt hatte und seit Ginny sich in Tom Riddles Tagebuch viel zu tief hatte hineinziehen lassen, seitdem war sie sehr skeptisch gegenüber solch magischer Gegenstände. Und seit Dumbledores Tod war diese Vorsicht auch sicher angebracht. Sie beschloss, den Stein am Nachmittag Professor McGonagall zu bringen, denn es war immer noch davon auszugehen, dass er ihrer Vorgängerin gehörte. Sie wollte den Stein gerade wieder in die Schublade zurücklegen, als er in zwei Teile auseinander fiel. In der Mitte sah Hermine ein winziges Stück Pergament, das sich augenblicklich ausbreitete. Nicht ohne gewisse Ehrfurcht davor, was hier gerade passierte konnte Hermine ihre Neugier jedoch nicht unterdrücken und nahm das Pergament in die Hand und versuchte die extrem kleine Schrift zu entziffern. Die Worte waren von Hand geschrieben und ihr stockte der Atem, als sie begriff, wessen Handschrift sie hier vor sich hatte. Diese Schrift hatte 5 Jahre lang die Ränder ihrer Zaubertrank-Klausuren gesäumt! Wie zum Teufel kam dieses Stück Pergament von Professor Snape in diesen Stein und warum öffnete er sich ausgerechnet jetzt, als sie den Stein in die Hand genommen hatte? Mit zitternden Händen faltete sie das Pergament noch weiter auseinander und las, während sich ihr Herzschlag deutlich erhöhte:
„ Sie wissen, wann der Kessel platzt. Nehmen Sie den Stein in die Hand und gehen Sie zu Hagrids Hütte. Kein Kontakt zu anderen. Vertrauen Sie Dumbledore."
Hermine sank auf ihr Bett nieder, ihre Halsschlagader pochte. Was war das? Welcher Kessel? Dumbeldore vertrauen – wie sollte sie ihm vertrauen, er war doch tot? Sie spürte, dass sie mit den Zeilen angesprochen war, obwohl sie noch nicht genau festmachen konnte, warum. Immer wieder sprang ihr das Wort Kessel in die Augen. Sie erinnerte sich an nur eine Szene, in der jemals ein Kessel platzte. Das war in der 2. Klasse bei Snape im Unterricht gewesen. Ein Hufflepuff hatte damals einen Zaubertrank derart falsch zusammengemixt, dass der Kessel platzte. Hermine hatte neben dem Übeltäter ihren eigenen Trank zusammengebraut, doch sie hatte genau gesehen, dass sich das Gebräu ihres Nachbarn gefährlich entwickelte. Snape hatte sich im anderen Eck des Klassenzimmers befunden. Hermine hatte den Kessel kurz vor dem Explodieren schnell hinter das Lehrerpult gebracht, wo er mit einem lautstarken Knall explodierte. Snape war so erschrocken und erleichtert zugleich, dass er Hermines guter Tat 5 Punkte für Gryffindor folgen ließ. Das war das einzige mal, wohlgemerkt, dass Gryffindor jemals Punkte von Snape erhalten hatte.
Was sollte diese Tatsache Hermine nun sagen? Snape wusste, dass sie recht begabt war in Zaubertränke und die Honorierung seinerseits sollte wohl andeuten, dass er sie respektierte. Hatte das Ganze irgend etwas mit einem Zaubertrank zu tun? Wie alt war diese Nachricht? Es war offensichtlich gewesen, dass der Stein erst zerfiel, nachdem sie ihn in die Hand genommen hatte.
Wie um alles in der Welt konnte er glauben, dass sie diesen Vorfall hier niemandem mitteilen würde? Sie war entschlossen, das Beweismaterial zusammenzutragen und geradewegs zu McGonagalls Büro zu laufen. Wie gebannt starrte sie jedoch wieder und wieder auf das Pergament. Sie sollte Dumbledore vertrauen. Das hieß wohl, dass sie Snape vertrauen sollte, so wie es Dumbledore getan hatte. Das hatte sie auch immer getan. Sie war diejenige, die Harry und Ron immer eingebläut hatte, wenn man Dumbledore nicht vertrauen konnte, dann könne man niemandem vertrauen. Und irgendetwas in ihr sagte ihr, dass das immer noch ein richtiger Gedanke war.
Doch sofort machte sich wieder eine innere Zerrissenheit in ihr breit. Wie konnte sie nur eine Sekunde einen Gedanken darüber verschwenden, den Zeilen – Snapes Zeilen - überhaupt folgen zu wollen?
Vielleicht sollte sie Ron und Harry einweihen. Aber die beiden hassten Snape so sehr, dass sie wohl nicht mal einen Satz herausbringen würde ohne dass sie die Freunde für total übergeschnappt halten würden.
Zu McGonagall wollte sie aber auch nicht gehen. Sie beschloss, die Entscheidung über diese Sache zu vertagen. Schließlich musste sie die richtige Entscheidung treffen.
Zielstrebig wickelte sie den Stein in ihr Halstuch und legte ihn vorsichtig zurück in die Schublade. Dann verließ sie zusammen mit ihren Schulsachen ihr Zimmer.
