Titel: Mortal Sin
Autor: Tanya C.
Silver
eMail: SilverAlecis (at) aol (dot) com
Rating:
M
Genre: Romance/Drama
Cast: Hermione Granger,
Draco Malfoy, Ron Weasley, Harry Potter
Disclaimer: Weder
die Figuren, noch die darauf basierende Handlung meiner Fanfiction,
gehören mir. Die Rechte an Harry Potter liegen ganz alleine bei
Joanne K. Rowling. Ich verdiene hiermit kein Geld.
Mortal Sin - Griechenland
Es war kalt. Die eisigen Regentropfen peitschten Draco Malfoy ins Gesicht, während er durch den dichten Wald jagte. Er fiel ihm schwer die Sinne zu bewahren. Seine Lungen brannten, genauso wie seine Haut, die sich an alten Ästen aufgeschürft hatte, und es schien, als würde mit jeder Sekunde die davonstrich seine Kraft regelrecht aus ihm ausgesaugt werden.
Wie lange er bereits einfach nur geradeaus rannte, war ihm Schleierhaft. Die Sonne war untergegangen und inzwischen sah Draco fast seine Hand vor Augen nicht mehr. Gerne hätte er sich mit Hilfe seines Zauberstabes Licht gemacht, doch die Angst davor, entdeckt zu werden, war einfach viel zu groß um ihn zu irgendeiner Tat zu beflügeln.
Stattdessen aber hatte er nur einen einzigen Gedanken. Fliehen... Ihnen entkommen. Er konnte ihre Rufe und Schreie nicht mehr hören und nahm auch nicht mehr die Flüche war, die in seine Richtung abgeschossen wurden, aber stehen zu bleiben und auszukundschaften ob die Lage sich entspannt hatte, bedeutete in seinen Augen, ein Todesurteil zu unterzeichnen. Draco wusste, dass er wahrscheinlich nie wirklich sicher sein würde, aber wenn er diesen Wald verlassen hatte, dann gab es wenigsten einen kleinen Funken auf Rettung.
Trotz allem kam es ihm aber noch immer so vor, als wäre er in einem Traum gefangen. Einem Traum, den er sich einfach nicht erklären konnte. Hatte er es eben wirklich geschafft Voldemort zu überlisten? War er ihm und seinen Todessern wirklich entkommen? Dem mächtigsten und boshaftesten Zauberer aller Zeiten? Es musste wohl so sein, denn noch immer floss Blut durch seine Adern und Luft kam durch seine Lungen.
Nie im Leben hätte er aber geglaubt, er würde dieses Wunder vollbringen können. Das ganze letzte Jahr über hatte Voldemort ihn als Versuchskaninchen benutzt und nur auf seinen Tod gewartet. Er ist aber nicht gestorben, er hatte versagt. Doch versagen und lebendig zu seinem Meister zurückkommen, war in dessen Augen viel schlimmer, als versagen und zu sterben. Daraufhin hatte ihn der Dunkle Lord gefangen genommen und seit dem heutigen Tag – fast einem Monat später – hatte er in einem dunklen Kerker gehaust.
Die Flucht allerdings war ihm nur deswegen gelungen, weil einer der Todesser unvorsichtig gewesen war. Dieses Chance hatte Draco genutzt. Er hatte den Todesser überwältigt und war geflohen. Bei seiner Gefangenschaft allerdings hatte er Dinge gesehen und gehört, die er nie für möglich gehalten hätte.
Ein komisches Gefühl in seiner Magengegend wollte ihm zu
verstehen geben, dass er alleine in seiner Hand lag, ob Voldemort
diesen bevorstehenden Krieg gewann oder verlor. Eigentlich konnte es
ihm egal sein, wie die Entscheidung ausfiel – von beiden Seiten
wurde er gejagt – trotzdem aber gab es eine kleine Stimme in seinem
Kopf, die sagte, dass Voldemort viel schmerzhafter für seinen
Tod sorgen würde, als die gute Seite.
Das hieße, er
müsse verhindern das Voldemort seine Pläne in die Tat
umsetzte und sie warnen...
Eine Woche später – Griechenland. Hermione Granger liebte dieses Land und seine Kultur. Viel mehr aber liebte sie es, wenn warme Sonnenstrahlen über ihre Haut kitzeln und sie den feuchten Regen des Englandwetters aus ihren Gedanken bannen konnte. Hier, zwischen dem heißen weißen Sand und den angenehmen Wellen des Meeres, die sanft ihre Füße umspülten, ließ es sich wirklich gut leben. Obwohl die Sonne schon dabei war sich langsam am Horizont zu verkriechen, lag doch noch eine unglaubliche Sommertemperatur in der Luft.
Noch schöner war aber, dass sie nicht den üblichen Sommerurlaub mit ihren Eltern verbrachte, sondern dieses Mal zusammen mit ihren beiden besten Freunden Harry Potter und Ron Weasley. Es gab aber eine besonderen Grund für diesen Urlaub, denn wahrscheinlich würde dieser Sommer – vor dem siebten Schuljahr in Hogwarts – der Letzte sein, denn sie zusammen verbringen würden.
Der Krieg stand kurz bevor und eigentlich war es nur noch eine Frage der Zeit, bis es hieß, dass Gute und Schwarze Magie gegeneinender in die Schlacht zogen. Anfangs waren Harry und Ron von der Idee gemeinsam nach Griechenland zu fahren, nicht sonderlich begeistert gewesen, doch Hermione hatte es geschafft die beiden zu überzeugen. In den Augen der Jungs war es den anderen gegenüber unfair gewesen, sich jetzt einen schönen Sommer zu machen. Sie selbst aber war der Meinung, dass es ihnen sicher gut tat und außerdem könnte es sein, dass sie drei vielleicht nie wieder so vereint wären, wie jetzt...
Matt legte Hermione ihr Buch zur Seite und streckte sich. So schön faul in der Sonne liegen auch war, machte es doch unheimlich müde. Nachdenklich warf sie einen Blick auf ihre Uhr und legte die Stirn in Falten. Harry, Ron und sie würden heute Abend ein bisschen das griechische Nachtleben aufkundschaften. Eigentlich hatte Hermione gerne darauf verzichten können, doch Ron hatte vehement darauf bestanden, dass sie mitkam. So hatte sie schließlich nachgeben müssen.
Hermione aber freute sich doch irgendwie auf den heutigen Abend. Es war interessant andere Menschen kennen zu lernen und ganz besonders, wenn sie aus einer vollkommen anderen Kultur stammten als wie selbst. Wenn sie sogar ganz ehrlich war, würde sie auch nichts gegen einen kleinen Sommerflirt haben. Natürlich, jeder sah Hermione als Hermione Granger an und doch sehnte auch sie sich, nach Liebe und Geborgenheit und solch Chancen gab es nicht oft.
Der Urlaub mit ihren Eltern war zwar auch immer eine Gelegenheit gewesen anderen kennen zulernen, in ihrem Falle besser gesagt Jungs, doch peinlicher ging es nicht wirklich, oder? Ausgerechnet während ihre Eltern dabei waren? Außerdem war es ihr auch etwas unangenehm ihnen von irgendwelchen Jungs zu erzählen, mit denen sie sich treffen wollte. Ja, ein kleiner Sommerflirt wäre wirklich nett – trotzdem aber sah sie – beim Gedanken an die Liebe – den 16-jährigen Rotschopf vor ihren Augen, der ihr mit seinen Sommersprossen keck entgegenlächelte.
Hermione seufzte. Kurz schloss sie noch mal die Augen und versuchte letzte Sonnenstrahlen einzufangen, dann aber stand sie auf und machte sich auf den Weg zurück zum Ferienhaus. Das Haus, dass sie zusammen mit Harry und Ron bewohnten, hatte eine perfekte Lage und befand sich ein paar Meter vom Strand entfernt. Das Praktische daran war auch, dass es Hermiones verstorbener Großmutter gehörte, die in Griechenland geboren und aufgewachsen war. Nach deren Tod hatten sich ihre Eltern dazu entschlossen das Haus zu behalten und nun war es für sie frei nutzbar.
„Hermione!", schallte auch schon Rons Stimme durch die Tür,
kaum das Hermione sie geöffnet hatte und eingetreten war.
Sofort
kam ihr der große schlaksige Rothaarige auch schon entgegen und
Hermiones Herz machte bei seinem Anblick einen kleinen Hüpfer.
„Da
bist du ja! Ich habe dich schon überall gesucht.", meinte er
und fuhr sich erleichtert durch das rote Haar.
„Wie?", entgegnete Hermione verwundert. „Aber ich habe doch
gesagt, dass ich an den Strand gehe."
In Wirklichkeit spielte es
aber überhaupt keine Rolle, was sie gesagt oder nicht gesagt
hatte, denn die Tatsache, dass er sich anscheinend Sorgen um sie
gemacht hatte, verstärkte ihr Herzklopfen nur noch.
Noch vor
einem Jahr wäre sie niemals auf die Idee gekommen sich
vielleicht irgendwann in Ron zu verlieben. Sicherlich, immer schon
hatte es eine gewisse Art und Weise der Nähe zwischen ihnen
gegeben, doch wirklich bewusst hatte sie diese nie wahrgenommen.
Vielleicht, weil sie nie richtig darüber nachgedacht hatte. Ron war ja nicht mal ihr bester Freund. Harry war es und bisher war sie sich auch immer sicher gewesen, wenn dann muss es Harry sein. Harry ist klug – wenn man mal von seinem hoffnungslosen Zaubertrank-Talent absah -, sie konnte über alles mit ihm reden und er ist noch dazu auch noch ein richtiger Held. Sie würde lügen, wenn sie sagen würde, dass letztere ließ sie total kalt, doch schließlich hatte ihr Herz zu Ron „Ja" gesagt.
„Oh, hast du. Kann sein. Eigentlich wollte ich dich ja nur
fragen, was ich für heute Abend anziehen soll.", fuhr Ron
fort.
Ohne weiter eine Antwort von Hermione abzuwarten, nahm er
ihr Handgelenk und zog sie in Richtung seines Zimmers, dass er
zusammen mit Harry bewohnte. Auf seinem Bett lag eine Unmenge Jeans,
Shirts, Hemden, Pullover und auch Zauberumhänge. Irgendwie hatte
Hermione das komische Gefühl, als würde er sogar mehr
Klamotten als sie besitzen.
„Wieso machst du dir denn irgendwelche Gedanken darüber was
du heute anziehen sollst?", wollte Hermione spitz wissen. „Das
ist ja ganz und gar nicht deine Art."
„Aber heute ist doch der
Abend der Abende.", meinte Ron eifrig. Er griff nach einem
hellgrauen Hemden und hielt es sich hin. „Was meinst du?", fragte
er.
„Wieso ist heute der Abend der Abende?", fragte Hermione
stattdessen etwas beunruhigt. Mit einem Blick auf das Hemd schüttelte
Ron den Kopf und legte es beiseite. „Wenn ich heute nicht zeige was
für eine Mann in mir steckt, dann lassen mich die griechischen
Mädels doch auf ganzer Linie abblitzen. Dieser Tag bestimmt mein
Image für die nächsten zwei Wochen!"
Erschrocken weiteten sich Hermiones Augen und sie starrte ihn
voller Unglauben an. Ron jedoch schien das vollkommen ernst zu
meinen. Ziemlich ernst sogar. Das Herzklopfen klang ab und sie spürte
einfach nur noch, wie ein schmerzhafter Stich ihre Brust durchfuhr.
Es war so, als würde jemand ihr Herz in seinen Händen
tragen und urplötzlich zudrucken.
Sie kannte dieses Gefühl.
Das gleiche hatte sie empfunden als Ron in den letzten Monaten mit
Lavender Brown, einem Mädchen aus ihrem Jahrgang, zusammen war
und die beiden mit ihren Lippen richtig aneinander geklebt hatten.
„Hallo?", rief Ron auf einmal und wedelte mit seiner Hand vor
ihrer Augen auf und ab. „Jemand zu Hause?", fragte er und murrte
dann: „Hermione jetzt komm schon. Du kannst jetzt nicht träumen,
ich brauch deine Hilfe."
Sie schaffte es nur langsam ein Wort
hervorzubringen. „Wieso... wieso fragst du denn nicht
Harry?"
„Harry?", wiederholte Ron und verzog das Gesicht.
„Der ist ein Junge und ich will wissen was bei Mädels ankommt
und nicht bei Jungs."
„Aber das sind doch alles Muggel.", erwiderte Hermione, in der Hoffnung ihn von seinem neuen „Aufreißer-Trip" abzubringen, damit er endlich sehen würde, wer wirklich richtig für ihn ist. Am liebsten hätte sie auch noch gesagt „Und ich kenne die Muggel und die Zauberwelt. Vor mir brauchst du keine Geheimnisse zu haben.", doch das hatte sie einfach nicht über die Lippen gebracht.
„Ja und? Das ist ja irgendwie auch gerade das reizvolle.
Wirkliche Muggelmädchen habe ich noch nie richtig kennen
gelernt. Außer dich – und du zählst ja nicht. Genau wie
ein paar aus Hogwarts, aber die zählen ja auch nicht."
Der
Stich durch ihr Herz wurde immer stärker. Du zählst ja
nicht... Er hatte diese Worte eben mit solch einer
Selbstverständlichkeit gesagt, dass sich ihr fast der Magen
umgedreht hatte. Am liebsten hätte sie ihn angeschrien, aber
auch einfach den Kopf in ein Kissen vergraben und zu weinen begonnen.
„Bleib am besten ganz du selbst. Natürlichkeit ist
gefragt.", antwortete Hermione kurz.
Sie schluckte. Wollte
gehen, blieb aber dann noch einmal im Türrahmen stehen. „Aber
das wäre vielleicht in deinem Fall falsch Ron, denn du
vergraulst die Mädels schon, wenn sie nur in deine Nähe
kommen."
Ron wollte darauf etwas erwidern, doch seine Worte
gingen in dem Knallen seiner Zimmertür unter. Sie war
hinausgestürmt und hatte ihn stehen gelassen. Kurz sah er ihr
hinterher, schüttelte dann aber den Kopf und machte sich über
seine Klamotten her.
Es war halb neun als Hermione perfekt gestylt und voller Tatendrang aus dem Badezimmer kam. Es hatte sie große Überwindung gekostet überhaupt mit Harry und Ron mitzukommen, doch schließlich hatte sie sich eingeredet, dass sie sich nicht wegen Ron verstecken sollte. Immerhin war heute ja auch ihre Gelegenheit seine Aufmerksamkeit zu bekommen und nicht nur das: Sie hatte sich auch vorgenommen, ihn so richtig eifersüchtig zu machen. In seinen Augen mochte sie vielleicht noch nicht zählen, doch das würde sich bestimmt ändern.
So hatte sich Hermione die Tränen mit einem dezenten Make-Up überschminkt, einen kurzen Jeans-Mini angezogen (Ja, sie besaß tatsächlich solche Klamotten, auch wenn sie in Hogwarts nicht zum Einsatz kamen) und sich schließlich für ein weißes Top entschieden, dass ihre zarte Goldbräune wunderschön zur Geltung brachte. Ihre langen braunen Haare hatte sie elegant nach oben gesteckt, sodass einzelne Strähnen nun ihr Gesicht umrahmten und wunderschön damit spielten.
Er musste einfach auf sie aufmerksam werden, war ihr einziger
Gedanke während der letzten Stunde im Badezimmer gewesen. Sonst
wäre er definitiv mehr als blind.
Harry und Ron saßen
schon warten in der Küche als Hermione hereinkam. Beide sahen
aus wie immer. Jeans und Shirt – auch wenn sie bemerkte, dass von
Ron ein starker Geruch Männer-Parfüm ausging.
„Wow
Hermione, wieso hast du dich denn so schick gemacht?", rief dieser
sofort, als er sie erblickt hatte und musterte sie von oben bis
unten.
„Weil ich genau die gleichen Absichten wie du habe.",
entgegnete Hermione.
„Mädels aufzureißen?"
Am
liebsten wäre sie ihm in diesem Augenblick an die Gurgel
gegangen. Noch niemals hatte sie einen Typen erlebt, der so
begriffsstutzig war wie Ron und das Schlimmste war auch, dass man ihn
eigentlich nicht wirklich eifersüchtig machen konnte, solange
man nicht direkt mit der Sprache herausrückte.
Sie unterließ aber ihr Vorhaben ihn umzubringen und atmete schließlich ruhig durch. Wenn es Ron direkt haben wollte, dann kann er es auch so haben, dachte sie und setzte ein Lächeln auf die Lippen, dass ihm das Gefühl geben sollte, sie würde seine dümmliche Naivität belächeln. „Ron, natürlich nicht. Wir sind hier ins Griechenland. Griechen sind anders als Engländer. Feuriger und heißblutiger. Denkst du echt ich würde mir eine Chance auf etwas Abwechslung entgehen lassen? Ich glaube wenn du nur das Bild vom kleinen Bücherwurm Hermione im Kopf hast, siehst du mich nie, so wie ich wirklich bin und ganz nebenbei, so bin ich wirklich."
Demonstrativ hob Hermione ihre Arme, sodass er einen vollen Blick
auf sie werfen konnte. Ron wirkte verwirrt und Hermione hatte das
Gefühl als würde Harry dieser ganze Situation etwas
belustigend finden. Er saß still in der Ecke und betrachtete
das Hin und Her der beiden aufmerksam, während seine Mundwinkeln
deutlich anzusehen war, wie sie immer breiter wurden.
„Ähm...
habe ich denn irgendetwas gesagt?", fragte Ron verwundert. „Aber
ich muss echt sagen du siehst heiß aus. Jungfrauen sollten für
Griechen ziemlich verführerisch sein. Ich hab mal gelesen das
sie das sogar fühlen wenn jemand noch nicht seine Unschuld
verloren hat und deswegen werden deine Chancen heute sicherlich
gu..."
„Ich bin keine Jungfrau mehr.", erwiderte Hermione in einem
ärgerlichen Tonfall.
Bei Rons Worten war es ihr einfach so
herausgerutscht, im selben Moment hätte sie sich aber auch auf
die Unterlippe beißen wollen.
Noch viel mehr überraschte
sie aber, wie lässig Ron seit der Beziehung mit Lavender mit dem
Thema „Liebe" und „Sex" umging. Er errötete nicht mehr,
begann nicht zu glucksen und wich keinem Augenkontakt aus. Es machte
Hermione sogar etwas Angst, denn irgendwie gab es ihr immer mehr das
Gefühl, sie würde nicht nur als eine Freundin nicht zählen
– mit anderen Worten, Rons Freundin – als auch als Mädchen.
Rons Mund klappte auf und Harry verschluckte sich soeben in diesem
Moment an einem Schluck Wasser, den er aus dem Glas nehmen wollte. Es
dauerte eine Weile, bis er den Husten überwand und genauso lange
brauchte auch Ron, bis er ein Wort hervorgebracht hatte.
„Nein?"
Hermione schluckte. Jetzt war es raus und nicht mehr
zu bestreiten. „Nein."
„Du lügst.", meinte er
schlicht.
„Glaub es oder glaub es nicht, ist mir eigentlich
ziemlich egal.", entgegnete Hermione aber nur achselzuckend und
verließ die Küche. „Aber jetzt kommt, wir wollen doch
los!", rief sie den beiden dann noch zu.
Noch niemals zuvor – ausgenommen im Fernsehen – hatte Hermione Menschen so ausgelassen feiern sehen. Die Musik im Club war schon kilometerweit zu vernehmen. Leute tanzten dazu und sangen – besser gesagt, sie schrien – sich fast sie Seele aus dem Leib und lieferten sich verschiedene nasse Alkohol-Bäder. Gleichzeitig kam es ihr aber auch so vor, als hätte sie noch nie so viele schöne Menschen auf einem Haufen gesehen. Frauen in den knappsten Qutfits räkelten sich vor den Typen mit dem geilsten, braungebranntesten und durchtrainiertesten Bodys. Mit anderen Worten: Wenn das nicht das Paradies der Partys war, dann wusste sie auch nicht weiter. Trotzdem aber kam sie sich seltsam fehl am Platz vor. Trotz all der guten Laune fühlte sie sich doch in einer ruhigen Bibliothek mit guten Büchern, die alle darauf warteten von ihr verschlungen zu werden, am wohlsten.
Was ihr in diesem Club ebenfalls ein Dorn im Auge war, waren die Menschen, die einfach nicht aufpassten wohin sie gingen. Alle zwei Sekunden wurden man von Leuten angerempelt, die dann nicht einmal auf ihre „Opfer" achteten, geschweige denn sich entschuldigten. Von Ron aber schien es der Himmel auf Erden zu sein. Keine fünf Minuten nachdem sie den Laden betreten hatten, hatte er sich auf die Tanzfläche geschmissen und feierte dort nun immer noch wild mit einer griechischen Schönheit, der Hermione am liebsten die Augen auszukratzen wollte.
Sie selbst war zusammen mit Harry an einen der Tische gegangen und
genoss die süße eines Cocktails, soweit man „genießen"
behaupten konnte, bei dem Bild, dass sich hier vor ihr bot.
„Macht
dir nicht so viel daraus.", meinte Harry plötzlich nach
einigen Minuten, in denen Stille geherrscht hatte. „Sie tanzen nur
miteinander."
„Sieht man.", murmelte Hermione trauriger, als
sie es klingen lassen wollte.
Die Musik war langsamer geworden,
einzelne Paare hatten sich nun gebildet und bewegten sich gemächlich
zum Takt, während sie eng aneinander geschmiegt
kuschelten.
Hermione musste schlucken. Ron hatte die Hände
auf den Hintern der Griechin gelegt, diese hatten ihren Kopf gehoben,
ihn angelächelt und schließlich ihre Lippen auf seine
gelegt.
„Harry,", brachte Hermione schwer hervor. Sie spürte wie
ihr die Tränen kamen und wollte sich nicht die Blöße
geben vor den anderen zu weinen. „ich glaub ich muss hier raus. Es
wird mir eindeutig zu eklig.", keuchte sie.
Harry wollte
aufstehen, Hermione schüttelte aber mit dem Kopf. „Genieß
den Abend. Wir sehen uns dann zu Hause wieder."
Es war die Erleichterung die warme frische Luft zu spüren, als sie den Club verlassen hatte. Auch war es schleunigst Zeit geworden. Tränen über Tränen rannten ihr über die Wangen und es wollten einfach nicht enden. Hermione ging mit hastigen Schritten durch die dunkle Nacht. Die Arme hatte sie um ihren Körper geschlungen. Im ersten Augenblick könnte man meinen, sie würde frieren. Es war aber einfach nur, um sich selbst zu schützen. Sie fühlte sich alleine, so schrecklich alleine.
Plötzlich hielt Hermione inne. Im Schein der Laternen waren
vor ihr deutlich Umrisse zu erkennen. Es waren aber keine
bedrohlichen Umrisse, sondern hilflose. Jemand schien ein paar Meter
vor ihr am Boden zu kauen.
So schnell Hermione konnte, rannte sie
zu der Person hin und beugte sich herab. Es war ein Mann. Er trug ein
ziemlich mitgenommenes weißes Hemd, was Hermione sehr an die
Hogwarts-Schuluniform erinnerte. An seiner Haut zeichneten sich
Schürfwunden und einige schienen schon ziemlich stark entzündet
zu sein.
„Oh mein Gott.", murmelte Hermione entsetzt. „Ist alles in
Ordnung mit Ihnen?", fragte sie ihn.
Sie wollte sein Gesicht
heben um ihn anzusehen, der Mann jedoch wich ihrer Hand aus und
keuchte nur ein knappes „Ja" hervor.
Hermione merkte das er
ihre Hilfe nicht zu wollen schien, jedoch würde sie nicht
aufgeben. „Sie sind verletzt. Ich muss sie ins Krankenhaus
bringen."
„Nein!", schrie er energisch und hob seinen Kopf.
Es war wie ein Peitschenhieb der Hermiones Körper durchfuhr. Ihr Herz zog sich zusammen und sie spürte Angst in sich aufkeimen. Der Mann war kein geringerer als Draco Malfoy und schien sie ebenfalls erkannt zu haben...
TBC
