Rechtliche Hinweise: Die bekannten Charaktere der Fernsehserie The Pretender gehören wie jeder weiß MTM und NBC. Meine Geschichte dient keinerlei kommerziellen Zwecken, sondern nur der Unterhaltung.
Kurzzusammenfassung: Miss Parker bekommt bei der Suche nach Jarod Unterstützung von Jo und Billy, zwei vom Center im Reagenzglas erschaffenen und mit Tiergenen „aufgemöbelten" Teenagern.
Bemerkung: Bitte werft mir nicht vor, dass ich die Idee für Jo und Billy von Dark Angel geklaut habe, auch wenn ich zugeben muss, dass das unglaubwürdig klingt, aber die Idee zu dieser Fanfic hatte ich schon vorher.
Personen: Jarod, Miss Parker, Sydney, Broots, Jo, Billy, (Lyle, Raines, Mr. Parker)
Zeit: Tja, Lyle ist da, Jarod hat Kontakt mit seinem Vater, aber Emily noch nicht getroffen;
MENSCHLICHKEIT Teil 1 Blue Cove, Delaware, The Centre, 19. Juli, 15.35 UhrWütend stürmte Miss Parker in ihr Büro. Broots und Sydney folgten ihr und hofften, die schlechte Laune würde sich nicht auch gegen sie richten.
„Der Bursche spielt mit uns", Miss Parker versuchte nicht einmal, sich zu beherrschen. „Er verarscht uns immer wieder und immer wieder, ich hab das langsam so was von satt."
Broots schwieg. Er geriet oft genug mit Miss Parker aneinander, wobei er immer den Kürzeren zog, also war es wohl klüger, sich nicht einzumischen.
Sydney, der eben als Psychiater nicht aus seiner Haut konnte, versuchte Miss Parker zu beruhigen. „Wir werden ihn schnappen, Miss Parker, das braucht eben etwas Zeit!"
Jetzt war Miss Parker vollkommen außer sich. „Zeit? Das braucht Zeit? Ihr Wunderknabe tanzt uns andauernd auf der Nase herum und uns ist allen klar, dass sie nicht unbedingt sehr viel wert darauf legen, dass Jarod zurückkommt, aber es ist trotzdem, verdammt noch mal, unser Job!"
In dem Moment ging die Tür ihres Büros auf und Lyle kam hereinmarschiert. „Schlechte Laune, Schwesterchen?" fragte er kühl.
Parker starrte ihn kurz an und ließ sich dann resignierend in ihren Bürosessel fallen. Dieser Tag war eindeutig verflucht. Seit sie aufgestanden war, war alles komplett schief gegangen. Sie hatte verschlafen, war schließlich durch einen Anruf von Jarod geweckt worden und dann einem Hinweis nach Pittsburgh gefolgt, wo sich dieser als Falle herausgestellt hatte. Sie war fünf Stunden mit Sydney und Broots in einem Container eingesperrt gewesen, in dem Jarod einige Zeit gewohnt hatte. Zudem hatte er mehrmals dort angerufen und sich nach „dem Stand der Dinge" erkundigt. Als sie endlich von einem Hafenarbeiter frei gelassen wurden, stellte sie fest, dass sie das Essen mit ihrem Vater verpassen würde. Stocksauer hatte sie auf dem ganzen Flug zurück kein einziges Wort geredet, aber Broots war der Ansicht, „wenn sie Jarod in die Finger kriegen würde, könnte nicht einmal das Triumvirat ihn vor ihr retten."
Lyle hatte die Geschichte gehört und war offensichtlich gekommen, um ein wenig über sie zu spotten und da ging es auch schon los:
„Ich habe gehört, dass Jarod sie heute eingesperrt hat, irre ich mich oder hätte das nicht andersrum der Fall sein sollen."
Miss Parker hatte sich wieder gefangen. „Sind Sie aus einem bestimmten Grund hier, oder wollen Sie nur eine tiefere Beziehung zu ihrer Schwester aufbauen?"
Lyle sah sie herablassend an. „Sie werden erwartet. Folgen Sie mir!" Mit diesem Worten verschwand er aus Miss Parkers Büro.
Miss Parker warf Broots und Sydney einen kurzen Blick zu, bevor sie sich ihre Jacke schnappte und ihrem Bruder hinterhereilte.
Als sie hinter Lyle das Büro ihres Vaters betrat, machte Miss Parker Anstalten, sich auf der Stell umzudrehen und wieder verschwinden. Schließlich siegte jedoch ihre Selbstbeherrschung und sie begnügte sich damit, Raines, der auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch ihres Vaters stand, einen bösen Blick zuzuwerfen. Denn ignorierte sie ihn und wandte sich ihrem Vater zu.
„Daddy? Was ist denn los?"
„Engelchen! Schön, dass du wieder da bist! Ich habe gehört, dass Jarod euch eine Falle gestellt hat!"
Miss Parker, die sich bis dahin schon ziemlich beruhigt hatte, war sofort wieder auf 180°, als sie sah, wie ihr Bruder Lyle daraufhin grinste.
Bevor sie jedoch zu Wort kommen und ihrer Empörung Luft machen konnte, fuhr ihr Vater fort.
„Das Triumvirat hat beschlossen, dir eine kleine Hilfe anzubieten!"
„Ich brauch keine Hilfe!" knurrte Miss Parker dazwischen.
„Es ist ja nicht so, dass wir sie nach ihrer Meinung fragen würden", keuchte Raines. Miss Parker schoss noch ein paar wütende Blicke auf Raines ab, bevor sie sich wieder ihrem Vater zuwandte, der weiterredete.
„Das Triumvirat hat beschlossen, Jarod mit Hilfe eines anderen Projekts des Centres aufzuspüren!"
„Und was ist dieses Projekt?" fragte Miss Parker etwas neugierig.
„Das ist geheim und geht sie gar nichts an", zichte Lyle.
„Ich dachte, ich soll mit ihnen zusammenarbeiten", fuhr Miss Parker ihren Bruder an. „Dann könnte es wohl nicht schaden, etwas über dieses Projekt weiß!"
Mr. Parker sprach weiter. „Es geht um ... Versuche, wie man durch ... bestimmte Mittel die Leistungsfähigkeit von Jugendlichen verbessern kann."
Miss Parker merkte sofort, dass ihr Vater sie anlog, oder ihr zumindest nur die halbe Wahrheit sagte. Sie kannte ihn einfach ziemlich gut. Daher wusste sie auch, dass es im Moment besser war, das Thema auf sich beruhen zu lassen. Also nickte sie einfach.
„Gut", schloss ihr Vater. „Dann gehen wir jetzt mal die beiden kennen lernen." Er nahm seine Tochter am Arm und führte sie mit in die Halle des Centers. Raines und Lyle folgten ihnen.
„Die beiden?" wollte Miss Parker unterwegs irritiert wissen.
„Ja, Joanne und William, die beiden Hauptpersonen des Projekts!"
‚Du meinst wohl, die Versuchskaninchen', wollte Miss Parker beinahe sagen, hielt sich jedoch in einem Anflug von Selbstbeherrschung zurück. Stattdessen kam ihr etwas anderes in den Sinn, das ihr Vater gesagt hatte. „...die Leistungsfähigkeit von Jugendlichen ..."
„Daddy! Wie alt sind diese beiden?"
Mister Parker zuckte zusammen. Das war offensichtlich das nicht so erfreuliche an der Sache. „Sechzehn", antwortete er schließlich.
Miss Parker wollte gerade ungläubig ‚Was?' schreien, hielt sich jedoch wieder mal zurück. Heute war sie seltsam beherrscht. Sie runzelte nur kurz die Stirn und war froh, als sie auf Lyles Gesicht Enttäuschung darüber sah, dass sie nicht komplett ausgeflippt war.
In dem Moment näherte sich aus einer anderen Richtung ein Pulk Leute. Voran vier Sweeper, dann zwei Männer im Anzug, schließlich zwei Teenager in schwarzer Kleidung und hinter ihnen wieder zwei Sweeper. Die Sweeper postierten sich an den Ausgängen der Halle. Die beiden Männer im Anzug traten auf die Parkers und Raines zu.
„Mister Parker! Schön, Sie mal wiederzusehen!" Der eine von beiden, der schwarze Haare hatte und mindestens 1,90 m war, schüttelte Mr. Parker die Hand.
„Freut mich auch", erwiderte Parker und stellte seinem Gegenüber, Mr. Heard, Lyle, Raines und Miss Parker vor. Mr. Heard stellte erst seinen Begleiter im Anzug als Mr. Trate vor, bevor er die beiden Jugendlichen in den Vordergrund schob und als Joanne und William mit der Gruppe bekannt machte. Joanne hatte schwarze, lange Haare und trug eine schwarze Hose, sowie Stiefel und einen dünnen Pulli in derselben dunklen Farbe. Auch William hatte schwarze Haare und war komplett schwarz gekleidet.
Raines meldete sich zu Wort. „Miss Parker hier ist für die Suche nach Jarod verantwortlich, bis jetzt mit mäßigem Erfolg." Miss Parker bemühte sich, so zu tun, als hätte sie den letzten Teil nicht gehört.
„Deshalb sind wir hier", antwortete Mr. Heard. Er sah Mr. Parker an. „Wir haben noch einiges zu besprechen", fuhr er fort.
Parker nickte. „Engelchen", wandte er sich seiner Tochter zu. „Du kannst die beiden ja schon mal deinem Team vorstellen und alles Wichtige zeigen, das Jarod dir oder Sydney geschickt hat.
Miss Parker schürzte fast unmerklich die Lippen. Da war es wieder. Ihr Vater besprach wichtige Dinge und sie wurde so weit wie möglich fort geschickt. Und warum sollte sie den beiden zeigen, was Jarod ihr geschickt hatte? Einiges davon war schon ziemlich privat. Trotzdem nickte Miss Parker, tat ein paar Schritte in Richtung ihres Büros und machte sich auf den Weg dorthin, als sie sah, dass Joanne und William ihr folgten.
Die beiden sahen sich auf dem Weg um. „Nett hier", meinte Joanne. „Es ist so freundlich, so hell und so unglaublich einladend!"
Miss Parker war erstaunt, nicht den geringsten Spott aus ihrer Stimme zu hören. Sie beherrschte ihre Stimme vollkommen und doch war total klar, dass Joanne das sarkastisch gemeint hatte.
William nickte. „Ja, fast wie in einem Gefängnis!"
Miss Parker zuckte leicht zusammen. Wie oft hatte sie das gedacht. ‚Das Centre ist mein Gefängnis! Ich komm hier nicht raus! Mein Antrag auf Haftverschonung, mit Thomas' Tod: Abgelehnt!' Miss Parker riss sich wieder zusammen und beschloss, das Gespräch nicht zu einseitig werden zu lassen.
„Ich dachte, ihr seid im Centre aufgewachsen!" Miss Parker hatte beschlossen, die beiden nicht zu siezen. Auf keinen Fall!
William zuckte mit den Schultern und überließ es Joanne, zu antworten. „Klar! Aber in einem Anflug von, wie soll ich es nennen, Nicht-an-die-Folgen-denken, haben wir das ganze Gebäude, in dem wir lebten, orange gestrichen und irgendwie haben wir es geschafft, durchzusetzen, dass es so bleibt und sogar der Boden in einen hellgrauen verändert wurde."
„Warum hätten sie das tun sollen?"
„Weil wir für sie arbeiten und darum auch gewisse Forderungen stellen können. Immerhin wohnen wir da drin!" Diesmal hatte William geantwortet.
Miss Parker nickte und öffnete die Tür zu ihrem Büro. Dort saß Broots am Computer und versuchte herauszufinden, wo Jarod sich versteckte und Sydney saß auf einem Stuhl und war in Gedanken versunken.
Miss Parker stellte den beiden Joanne und William vor. „Wir sollten anfangen, irgendwas zu arbeiten!" Joanne hatte es eilig.
„Warum so eilig?" fragte Sydney.
„Je eher wir mit diesem Auftrag fertig sind," antwortete William an Joannes Stelle. „desto eher können wir wieder von hier verschwinden."
Miss Parker sah die beiden an. „Wir suchen seit vier Jahren nach Jarod und ihr denkt, dass ihr das mal so im Vorbeigehen erledigen könnt? Wir haben ihn bis jetzt nicht erwischt, warum solltet ihr das schaffen!"
Joanne und William setzten sich an einen Tisch und holten ihre Laptops heraus. Als Joanne an Miss Parker vorbeigegangen war, hatte sie leise gesagt:
„Vielleicht, weil Sie ihn eigentlich gar nicht finden wollen!"
Providence, Rhode Island, Städtisches Krankenhaus, 16.00 UhrDr. Kane trat aus dem OP, als er von dem Leiter der Klinik, Dr.Travis, aufgehalten wurde.
„George, einen Augenblick bitte. Darf ich Sie mit Dr. Jarod Wood bekannt machen. Er ist die Vertretung für Dr. Levis. Dr. Levis macht vier Wochen Urlaub!" fügte er zur Erklärung an Jarod hinzu.
Jarod und Dr. Kane gaben sich die Hand. „Freut mich, Sie kennen zulernen", meinte Jarod freundlich.
Dr. Kane nickte und sagte: „Ich freue mich auch! Auf gute Zusammenarbeit!" Damit verschwand er um die nächste Ecke.
„Gut", meinte Dr. Travis. „Dann fangen Sie gleich mal an. Sie haben ja die besten Empfehlungen!" Er drückte Jarod eine Akte in die Hand. „Und wenn Sie Fragen haben", fügte er hinzu. „Bin ich sicher, dass Sie sich an Dr. Kane wenden können!"
Jarod nickte. „Vielen Dank!" Dann ging er in den nächsten Behandlungsraum, um seinen ersten Patienten zu untersuchen. Als er damit fertig war und seinen Patienten mit Tabletten nach Hause geschickt hatte, zog er sein rotes Notizbuch hervor, in dem Zeitungsausschnitte lagen. „13-jähriger Junge nach OP im Koma: Chirurg von jeder Schuld freigesprochen"
Jarod steckte sein Buch wieder ein und nahm sich seinen nächsten Patienten vor.
Blue Cove, Delaware, The Centre, 19. Juli, 17.00 UhrJoanne und William hatten die letzte Stunde vor ihren Computern verbracht. Während Joanne sämtliche Daten über Jarod aus dem Centre-Netzwerk auf ihren Laptop geladen hatte, hatte William eine Liste mit allen Paketen von Jarod gemacht. Miss Parker saß auf ihrem Stuhl und beobachtete die beiden. Broots sollte Joanne und William helfen und saß ebenfalls vor dem Computer. Sydney war verschwunden, er musste noch an einem anderen Projekt arbeiten.
„Es ist fünf", meinte Joanne und hob ihren Blick über den Bildschirm. „Zeit für den Feierabend, was meinst du, Billy?" Sie sah William an. Der knurrte kurz und murmelte etwas, das man nicht verstehen konnte.
„Was?" fragte Joanne nach und grinste ein wenig.
William stand auf. „Jo, wir sollten es nicht übertreiben. Die treten uns in den Arsch, wenn die uns erwischen und du weißt, was das bedeutet!"
Joanne seufzte.
„Jo? Billy?" Miss Parker sah die beiden fragend an.
„Es ist ja nicht so, dass wir uns Joanne und William ausgesucht hätten, also müssen wir eben das beste draus machen", erklärte Jo und wandte sich an Billy. „Ich hab Hunger!"
„Du hast immer Hunger", widersprach Billy, der wieder auf seinem Stuhl saß und weiterarbeitete. Inzwischen beobachtete auch Broots die beiden interessiert.
„Ach komm schon!" Jo ging zu Billy und legte ihre Arme um ihn. „Bitte! Bitte! Bitte!"
Billy sah sie wütend an. „Ich kann's nicht glauben, dass ich mich von dir immer in so was reinziehen lasse." Er stand auf. Jo grinste und gab ihm einen Kuss. Dann wandte sie sich an Broots und Miss Parker.
„Ihr habt das grade nicht gesehen, okay?" Broots nickte, Miss Parker machte gar nichts.
„Wo wollt ihre hin?" fragte sie.
„Essen gehen", antwortete Jo unbeschwert. Sie und Billy verließen das Büro, Miss Parker folgte ihnen, doch bevor sie die beiden einholen konnte, stießen die Zwei mit Mr. Heard, Mr. Trate, Mr. Parker und Lyle zusammen.
„Wo wollt ihr hin?" fragte nun auch Mr. Heard.
„Was essen gehen", antwortete Jo. „Ich hab Hunger!"
„Du bekommst nachher deine Ration", meinte Mr. Trate und sah sie eindringlich an. Jo starrte unbeeindruckt zurück. „Das ist nicht das gleiche!"
„Darum geht es jetzt aber nicht", meinte Mr. Heard. „Warum arbeitet ihr nicht?"
„Wir machen Pause, weil wir Hunger haben", antwortete Billy und seufzte innerlich. Genau das hatte er vermeiden wollen.
Heard und Trate waren wütend. „Ihr zwei werdet alleine nirgendwo hingehen und wir haben jetzt noch eine Besprechung!" Heard überlegte kurz und sah Parker an. „Weißt du jemanden, der sie begleiten könnte."
Mr. Parker nickte und sah seine Tochter. Als die realisierte, was sie tun sollte, fing sie an zu widersprechen.
„Daddy, was soll das? Ich hab jetzt endlich mal frei!"
Mr. Parker sah sie an. „Engelchen, bitte tu mir den Gefallen, ja? Du kannst ja meinetwegen auch Sydney mitnehmen." Dieser betrat gerade die Halle und war zu Miss Parkers Leidwesen sofort damit einverstanden, mit essen zu gehen. Miss Parker seufzte und gab sich geschlagen.
„Ihr habt zwei Stunden, dann seid ihr wieder hier. Bis dahin dauert unsere Besprechung mindestens. Ich muss mit euch noch was besprechen", rief Trate Jo und Billy hinterher, als sie Miss Parker und Sydney aus dem Raum folgten.
Providence, Rhode Island, Jarods Apartment, 17.15 UhrJarod saß in seiner derzeitigen Wohnung vor seinem Computer und suchte im Krankenhaus Rechner, in der er sich eingeloggt hatte, sämtliche Daten über den 13-jährigen Jungen, Tim Brown, der im Koma lag und seinem behandelnden Arzt, der ihn auch operiert hatte, Dr. George Kane. Anschließend hackte er sich ihn seine Bank und checkte sein Konto. Im letzten Monat hatte er zwei Mal 100.000 Dollar von einem unbekannten Nummernkonto aus der Schweiz auf sein Konto überwiesen bekommen. Jarod steckte sich ein PEZ in den Mund und dachte nach.
Schließlich schob er die Gedanken an diesen Fall beiseite und hackte sich ins Centre-Netzwerk ein. Schon nach kurzer Zeit hatte er gefunden, was er suchte. Ein neuer Dateiordner, angelegt um 17.04 Uhr, namens „JBfJ". Jarod musste grinsen, als er daran dachte, wie sich sämtliche Techniker im Centre Gedanken darüber machen würden, was dieser Code bedeutete. Noch besser wäre es, wenn die wüssten, dass das „fJ" „für Jarod" bedeutete. Er öffnete den Ordner und klickte schließlich auf eine Textdatei mit dem Namen „HJ", was „Hi Jarod" bedeutete. Die Datei war nochmals mit einem Passwort gesichert, doch Jarod tippte locker „Schokolade" ein und las anschließend den äußerst kurzen Text.
„Ms. Parker, Sydney, Jo, Billy außer Haus; Rest bei Besprechung in Parkers Büro bis 19.00 Uhr; hdl". Er musste wieder grinsen, stand auf und verließ seine Wohnung.
Blue Cove, Delaware, in der Nähe des Centres, 17.30 UhrMiss Parkers Laune hatte sich nicht wesentlich verbessert. Obwohl sie einerseits froh war, den Abend nicht alleine verbringen zu müssen, war sie nicht sicher, ob sie ihn unbedingt mit den beiden Teenagern verbringen wollte. Seit sie das Centre verlassen hatten, hatten sich die beiden total verändert. Zuerst hatten sie ihre Taschen aus dem Kofferraum des Wagens geholt, mit dem sie gekommen waren. Dann hatten sie sich auf einer öffentlichen Toilette umgezogen. Billy trug jetzt eine Jeans und ein Hawaii-Hemd, Jo eine Schlagjeans und ein Top.
‚Wenigstens sehen sie jetzt wie normale Teenager aus', hatte Miss Parker gedacht und nicht auf Sydney geachtet, der offensichtlich schon wieder dabei war, das Verhalten der beiden zu analysieren. Er konnte eben doch nicht aus seiner Haut.
Jetzt saßen die vier in einer Ecke der nächstbesten Pizzeria, an der sie gehalten hatten. In dem Moment kam der Ober an den ihren Tisch.
„Bitte, was würden Sie gerne essen?"
Jo sah zu ihm auf. „Also, zwei große Colas, eine große vegetarische Pizza, ein großer Salat nach Art des Hauses, dein Kräuterbaguette und die mit Käse überbackenen Nudeln!" Sie sah Billy an. Dieser bestellte ebenfalls zwei Colas, eine Pizza mit allem, einen Salat mit Schinkenstreifen, zwei Stangen Weißbrot und dazu Kräuterquark. Miss Parker war erstaunt und begnügte sich mit einem Salat, Sydney, der später noch bei seinem Sohn eingeladen war, nahm nur etwas zu trinken.
„Denkt ihr nicht, dass ihr etwas übertreibt", konnte Miss Parker sich nicht verkneifen, als das Essen gebracht wurde.
„Nein, wieso?" fragte Jo erstaunt, während sie Billy lachend ein Salatblatt in den Mund schob.
Sydney war erstaunt, als er die Zuneigung zwischen den beiden spürte. Sie waren im Centre aufgewachsen und er fragte sich wie das möglich war, dass sie trotzdem noch liebten. Das selbe hatte er sich oft bei Jarod gefragt. Wie er es geschafft hatte, immer noch an die Menschen zu glauben, obwohl ihm im Centre so viel angetan worden war. Sydney bewunderte das.
Innerhalb kürzester Zeit hatten Billy und Jo alles aufgegessen, was sie bestellt hatten, während Miss Parker nur mit äußerster Mühe vor ihnen fertig wurde. Sydney sah auf seine Uhr.
„Ich muss los", meinte er. „Michelle und Brian erwarten mich!" Miss Parker nickte.
„Richten Sie den beiden schöne Grüße aus!" Sydney nickte und verschwand. Billy stand auf und sagte, er müsse kurz zur Toilette. Schließlich war es still am Tisch.
„Also", unterbrach Miss Parker schließlich die Stille. „Was hast du vorhin damit gemeint, dass ich ihn vielleicht gar nicht finden will?"
Jo sah sie an. „Bevor wir hierher kamen, haben wir sämtliche Aufnahmen von Jarods Leben durchgesehen, und zwar wirklich alle. Und da haben wir sie und Jarod gesehen. Sie waren Freunde!" Jo lächelte.
„Genau", bestätigte Miss Parker. „Wir WAREN Freunde. Das ist längst vorbei. Ich werde Jarod schnappen und dann kann ich das Centre endlich verlassen!"
Jo schlürfte an ihrer Cola und sah die Frau ihr Gegenüber wieder an. „Ich frage mich nur, ob sie bereit sind, ihre Freiheit gegen die von Jarod zu tauschen. Und ob er ihnen wirklich so wenig bedeutet, wie sie sich selbst und allen anderen immer weismachen wollen."
Miss Parker wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als Billy zurückkam und Jo angrinste.
„Hab uns noch einen kleinen Nachtisch bestellt! Sie wollten doch nichts?" wandte er sich an Miss Parker.
„Nein, danke", meinte diese und entschuldigte sich. Sie stand auf und ging zwei Sitznischen weiter.
„Hi Sam", sagte sie zu dem Kerl, der dort verkleidet am Tisch saß. Dieser nahm seine Sonnenbrille ab.
„Woran haben Sie mich erkannt?" wollte Parkers Privatsweeper wissen.
Miss Parker zuckte die Schultern. „Ich weiß, dass sie von meinem Vater, oder irgendeinem seiner neuen Freunde geschickt worden sind und wenn Sie schon hier sind, passen Sie mal kurz auf die beiden auf, ich bin gleich wieder da."
Sam nickte und Miss Parker ging zur Toilette.
Blue Cove, Delaware, Pizzeria, Billy und Jo, 18.40 Uhr"Also, Jo! Raus mit der Sprache! Was hast du vor?"
„Ich werde Miss Parker und Jarod zusammenbringen!"
„Was? Du willst die beiden verkuppeln?"
„Quatsch! Zusammenbringen! Die beiden gehören zusammen, lieben sich und wissen es nur noch nicht!"
„Wie kommst du denn darauf?"
„Billy, Süßer, das hab ich im Gespür. Und hast du dir die Tonbänder von Jarods nächtlichen Anrufen bei Miss Parker angehört?"
„Ja schon, aber trotzdem, ich meine, sie jagt ihn. Sie will ihn unbedingt zurück ins Centre bringen!"
„Aber nur, damit sie dort endlich aussteigen kann. Und wenn wir ihr helfen, kann sie das ja auch ohne Jarod zurück ins Centre zu bringen!"
„Hast du schon einen genauen Plan?"
„Noch nicht! Aber bald! Ich arbeite schon dran!"
„Du scheinst dir deiner Sache sicher zu sein!"
„Bin ich! Also, hilfst du mir?"
Jo streckte Billy grinsend die Hand entgegen. Billy zögerte kurz, schlug jedoch schließlich ein. Jo lächelte, zog ihren Freund an sich und küsste ihn. Im selben Augenblick, in dem Miss Parker zurückkam, kam auch der bestellte Nachtisch, für jeden ein Stück Schokotorte, ein Schokopudding und ein Vanilleeis.
Providence, Rhode Island, Jarods Apartment, 18.41 UhrJarod hatte sich in das interne Sicherheitsnetz des Centres eingeklinkt und beobachtete über die überall angebrachten Kameras seine Feinde im Centre. Besonders die Besprechung in Mr. Parkers Büro hatte es ihm angetan. Er zeichnete sie auf. Nur für den Fall.
...
Mr. Parker: „Also, die beiden werden uns doch keine Schwierigkeiten machen!"
Mr. Trate: „Sie können Sie unter Kontrolle halten. Wenn Sie es übertreiben, sagen Sie einfach, dass wir dann einen von ihnen nach Sibirien oder sonst wohin schicken."
Lyle: „Warum haben Sie sie dann heute essen gehen lassen?"
Mr. Heard: „Wir haben mit ihnen ein paar Abmachungen!"
Mr. Parker: „Welche Art von Abmachungen?"
Mr. Heard: „Die werden Sie ihnen später schon noch erzählen! Sie werden sie also acht Wochen hier behalten?"
Mr. Parker: „Das Triumvirat hat es so angeordnet! Sie werden uns eine große Hilfe sein!"
...
Blue Cove, Delaware, The Centre, 19.00 UhrMiss Parker, Jo und Billy betraten die Halle und trafen auf Mr. Parker, Lyle, Mr. Heard und Mr. Trate.
„Also", fing Mr. Heard ohne Umschweife in Richtung Jo und Billy an. „Die nächsten acht Wochen bleibt ihr hier. Jeder hat sein eigenes Zimmer. Gearbeitet wird dort oder in Miss Parkers Büro. Noch Fragen?"
„Ja, verdammt!" Jo war sauer. „Was soll der Mist? Was ist mit unserem Training?"
Mr. Trate überhörte die erste Frage geflissentlich. „Für das Training habt ihr auch einen Raum. Wie üblich vier Stunden pro Tag. Ihr werdet hingebracht und wieder abgeholt."
„Und unsere Abmachungen gelten hier auch!" Das war mehr eine Forderung Jos als eine Frage.
„Welche Abmachungen", wollte Mr. Parker wieder mal wissen.
„Zwei Stunden freier Ausgang im Centre, eine halbe Stunde draußen pro Tag, Essen nach Wahl und die Spritzen drücken wir uns selbst rein!" ratterte Jo herunter. Miss Parker war drauf und dran zu fragen, welche Spritzen denn gemeint waren, hielt sich jedoch zurück. Das würde sie schon noch erfahren.
Mr. Heard korrigierte Jo mit Nachdruck. „Eine Stunde freier Ausgang im Centre und eine halbe Stunde draußen in Begleitung von mindestens vier Sweepern pro Tag!"
„Und ich will alle meine Sachen hier haben, vor allem meine Klamotten", fügte Jo hinzu.
Mr. Trate nickte. „Eure Sachen sind schon unterwegs, sie werden euch dann gebracht. Und der Test ist auch in Ordnung", fügte er nach einem Seitenblick auf Mr. Parker hinzu. Der nickte.
Alle waren einverstanden. Schließlich sollten Jo und Billy auf ihre neuen Zimmer gebracht werden. Sie wurden von je zwei Sweepern begleitet. Sie hatten ihre Unterkünfte nebeneinander, doch Billy überredete die Sweeper mit einem „Wir müssen noch arbeiten!", sie in ein Zimmer zu lassen.
Beide bemerkten die Kamera sofort. Jo stellte sich mit dem Rücken zur Kamera und zog Billy zu sich.
„Wir werden das Centre ganz schön aufmischen", flüsterte sie.
„Wir werden Sie erledigen", flüsterte Billy zurück, bevor er und Jo in einem innigen Kuss versanken.
Fortsetzung folgt...
