Mal wieder bin ich herum gereist, ohne Möglichkeit, die schönen angefangenen Stories weiter zu schreiben. Aber wie immer konnte ich es nicht lassen und aus Spaß habe ich einen Zweiteiler geschrieben, den ich gerne mit Euch teilen möchte.
Viel Spaß!
- Kapitel 1 -
„…und überhaupt, was haben Sie die letzten drei Tage mit Ihrem Landurlaub gemacht? Uhura war die ganze Zeit an Bord der Enterprise und hat dabei geholfen den Universalübersetzer auf den neuesten Stand zu bringen."
„Was veranlasst Sie zu der Annahme, dass der Lt. und ich keinen getrennten Aktivitäten nachgehen, Sir?"
Jim streckte den Kopf aus der Wascheinheit, Wasser tropfte von seiner Wange und den Spitzen seines blonden Haares. Spock stand noch immer, wo er ihn gerade zurück gelassen hatte, im Wohn- und Schlafbereich seines Quartiers. So weit wie möglich vom Hygieneraum, nur einen Schritt von der Quartierstür entfernt. Stocksteif.
Unverbesserlich. Jim zog sich wieder zurück unter das warme Wasser.
„Sie haben Recht, rief er. Sie begleiten Lt. Uhura heute Abend nicht einmal zum Ball, nicht wahr?" rief er aus der Duscheinheit heraus.
„Korrekt, Sir."
„Was? Sie kommen mit?" hakte Kirk überrascht nach.
Spock würde niemals verstehen, warum Menschen auf negative Fragen, immer eine Verneinung erwarteten. Eine Bestätigung einer verneinten Frage blieb noch immer eine Verneinung. Wie in der Mathematik. Minus und Plus blieb nun mal Minus.
"Nein. Zudem möchte ich meinen Protest zum Ausdruck bringen, Captain," Jim trocknete mit einem Handtuch das feuchte Haar, als er aus der Dusche stieg.
Um den Halbvulkanier nicht auch noch mit seiner völligen Nacktheit zu konfrontieren, wickelte Jim sich das Handtuch um die Hüfte. Als er aus dem Hygienebereich trat, verzog Spock keine Mine, auch wenn der Captain wusste, dass sein erster Offizier es vorzog, sich nicht zu weit in die Privatsphäre anderer vorzuwagen
"Kommen Sie, Spock. Das ist nur ein Kostümball. Haben Sie sich nicht so."
Jim ging barfuss zu seinem Bett, wo sein Kostüm bereits ausgebreitet lag. Absolut cool! Er hatte das Spidey-Kostüm schon seit Jahren nicht mehr angehabt. Hoffentlich passte es noch. In liebevoller Erinnerung an die Highschool strich er über den glatten, glänzenden Stoff.
"Sir, als Ihr erster Offizier habe ich für Ihre Sicherheit zu sorgen. Eine Morddrohung ist ernst zu nehmen," hakte Spock nach und Jim verdrehte die Augen.
Wer um Himmels Willen würde schon einen Starfleetcaptain auf einer Föderationsveranstaltung angreifen, überlegte Jim. Um ehrlich zu sein, machte ihm die Drohung, die er heute Morgen erhalten hatte, wenig Sorgen. Spock dagegen, war sofort auf die Enterprise zurückgekehrt, als er davon Wind bekommen hatte.
"Jim, Spock."
"Wie bitte?"
"Wenn wir inoffiziell sind, nennen Sie mich doch bitte Jim," wie oft sollte er den Vulkanier noch daran erinnern?
"Ich bin in offizieller Angelegenheit hier, Sir. Es ist nur logisch, Sie dann auch korrekt anzureden," widersprach Spock.
Jim verdrehte die Augen, verkniff sich aber das Kopfschütteln.
"Pavel wird ebenfalls auf dem Kostümball sein, Spock. Genauso wie der Rest der Brückencrew," plötzlich fiel ihm etwas auf. "Mit Ausnahme von Ihnen, Spock," er drehte sich um und kratzte sich nachdenklich am Kinn, aber er konnte es einfach nicht lassen weiter zu gängeln. "Warum kommen Sie eigentlich nicht mit?"
"Der Sinn hinter dieser Veranstaltung hat sich mir nicht eröffnet."
"Der Sinn dahinter, ist Spaß zu haben, in eine andere Rolle zu schlüpfen. Gleichzeitig kann man Kontakte pflegen auf einer weitaus informelleren Ebene, als bei anderen Veranstaltungen üblich," Kirk konnte sich denken, dass es nicht gerade zu den bevorzugten Aktivitäten von Spock gehörte, sich zu verkleiden und unter die Leute zu mischen.
Aber er selbst fände das außerordentlich interessant. In Gedanken traf Jim eine erlesene Auswahl an Kostümen, in denen er sich seinen ersten Offizier der Reihe nach vorstellte. Als eine Federboa und ein Charleston-Kostüm aus den 20ern involviert wurden, presste er das Kichern zurück und verdrängte schnell das Bild in seinem Kopf. Wohin würde das sonst noch führen?
"Ich habe eine Idee, Spock. Warum kommen Sie nicht mit. Dann können Sie sicher gehen, dass alles glatt läuft," bot Jim schnell an, bevor Spock den Sinn hinter dem gerade dargelegten Sinn der Veranstaltung in Frage stellen konnte.
Die Antwort war eine hochgezogene, wohl geschwungene Augenbraue. Jim nahm sein Spiderman-Kostüm und verzog sich wieder in der Hygieneeinheit, um sich umzuziehen.
"Das wäre unangebracht."
"Ach ja? Was meinen Sie? Sie waren doch auch schon auf anderen Veranstaltungen."
"Falls es Ihnen entgangen sein sollte, es handelt sich dabei um einen Kostümball, Captain."
Natürlich war es Jim nicht entgangen, schließlich zog er sich gerade um. Er vermutete diese Aussage stellte einen weniger erfolgreichen Versuch Spocks dar, menschlichen Sarkasmus nachzuahmen.
"Und weiter?"
"In meiner Kultur pflegt man nicht, sich zu maskieren. Eine Verleumdung seiner selbst ist unlogisch."
Jim war mit seiner Kostümwahl zufrieden. Der Anzug saß tadellos und unterstrich seine Oberkörpermuskulatur.
Der heutige Abend war viel versprechend, amüsant zu werden. Er schlenderte wieder zurück zu seinem Bett, wo Schuhe und Maske lagen. Es entging ihm nicht, dass Spock ihn dabei musterte. Es musste das erste Mal sein, dass er jemanden in Verkleidung sah, überlegte Jim.
"Irgendwann ist immer das erste Mal," meinte er nur leichthin.
Als er sein Kostüm um die roten Schuhe erweitert hatte und ein weiteres Kommentar ausblieb, stand Jim auf und besah sich Spock von oben bis unten. Eigentlich war da schon genug Potential. Wäre der Spidey-Anzug nicht zu klein gewesen, Jim hätte ihn sich darin durchaus vorstellen können... zumindest... Spocks Körper. Wenn es zu seinem vulkanischen Aussehen kam, hätte er die Maske den ganzen Abend auflassen müssen, um als der echte Spiderman durchgehen zu können. Nein, das war es nicht. Jim stützte nachdenklich sein Kinn in die Hand und Spock legte darauf den Kopf etwas schief, als er erkannte, dass der Captain etwas im Schilde führte.
"Ich finde die Idee ist gar nicht mal schlecht," überlegte Jim laut und wenn Spock nicht durch und durch vulkanisch erzogen worden wäre, er wäre wohl misstrauisch einen Schritt zurück gewichen.
Zum reinen Selbstschutz!
"Welche Idee?" fragte er stattdessen nüchtern.
"Sie sollten uns auf die Party begleiten, Spock. Nur um sicher zu gehen, verstehen Sie? Ich meine... es ist immerhin eine Morddrohung!" tat Jim plötzlich übertrieben besorgt.
Ich werde diese menschlichen Possen nie verstehen, überlegte Spock, den der Wechsel von absoluter Ignoranz über die Drohung zu plötzlicher Besorgnis verwirrte. Aber immerhin nahm Kirk die Situation nun ernst.
Einen Augenblick zögerte er, bevor er antwortete.
"Wenn Sie meinen," brachte er völlig nüchtern heraus, auch wenn er nicht verstand, was in dem anderen vorging.
"Fein, dann lassen Sie mich ein paar Kontakte nutzen, wir finden schon etwas für Sie," klatschte Jim die Hände zusammen und war schon auf dem Weg zur nächsten Konsole.
Das war es! Jetzt wusste Spock, warum Jim auf einmal so versessen darauf war, dass er mitkam.
"Sir, gehe ich richtig in der Annahme, dass Sie sich auf ein Kostüm für mich beziehen?"
"Korrekt," antwortete Jim knapp.
"Das wird nicht nötig s..."
"Ach was," unterbrach Jim ihn. "Natürlich wird es das. Sie fallen sonst auf wie ein bunter Hund. Zudem wird es Ihnen helfen, sich in die Gesellschaft zu integrieren."
"Ich bin da, um Ihren Schutz zu gewährleisten. Eine Verkleidung ist kontraproduktiv."
"Ach ja? Spock! Je weniger sie als mein Bodyguard auffallen, desto unvorsichtiger wird der Täter sein," argumentierte Jim, auch wenn er nicht an einen Zwischenfall glaubte.
Tatsächlich fand Spock kein Gegenargument mehr.
"Ihre Logik ist korrekt," musste er zugeben.
"Wunderbar. Ich weiß schon ganz genau, was zu Ihnen passt. Lassen Sie mich nur machen, Spock."
Der Halbvulkanier sagte nichts zu seiner Einschätzung von Jims Behauptung. Wenigstens, so überlegte er bei sich, würde Nyota sich darüber freuen, dass er dem Ereignis beiwohnte. Sie schien vorhin sehr unzufrieden gewesen zu sein, als er ihr eröffnet hatte, dass er nicht beabsichtigte, am Ball teilzunehmen. Wenn auch lediglich als Sicherheitsbeauftragter.
STSTST
Der Saal war riesig und festlich geschmückt mit goldenen Girlanden. Hell erstrahlte der neumodische Raum mit seinen hellen Wänden und den vielen, vielen Lichtern.
Musik spielte, ein großes Orchester war für den heutigen Abend engagiert worden. Um ihn herum tanzten Helden, Fratzen, Monster, exotische Schönheiten, unterhielten sich, lachten.
Pille musste zugeben, die Sternenflotte verstand etwas davon, solche Veranstaltungen auszurichten. Dennoch fühlte er sich fehl am Platze. Seine Abneigung war auch der Grund, warum er sich nicht auf diesen Ball einließ. Er war denkbar einfach gekleidet gekommen, im einzigen guten Anzug, den er besaß. In zivil.
Man konnte nicht sagen, dass Leonard McCoy in diesem Anzug nichts hermachte. Im Gegenteil, der schwarze, matte Stoff fiel in perfekter Linie an ihm herab, hob seine männlichen Schultern hervor. Darunter trug er lässiger Weise ein schlichtes dunkelblaues T-Shirt. Nicht nur eine junge Dame drehte sich um, einen kurzen Blick riskierend, musternd, lächelnd.
Nein, Leonard sah stattlich an jenem Abend aus. Er passte nur nicht in diese Gesellschaft von Narren. Das einzige Utensil, das die Kluft zwischen den Verkleideten und ihm verwinden sollte, war ein spitzer bunter Papphut, den er auf dem Kopf trug.
Er bahnte sich seinen Weg über die Tanzfläche auf die gegenüberliegende Seite des Raumes, wo sich – wie er wohl wusste – die Bar befand. Er verabscheute alkoholische Räusche, aber das hier war nicht ohne Alkohol zu ertragen.
Sich an einem Dinosaurier mit riesigem Hinterteil vorbei zwängend erreichte er endlich sein Ziel und bestellte ein Glas Whiskey.
Der erste Schluck tat unsäglich gut und er schloss erleichternd die Augen, als er das flüchtige Aroma in seinem Mund wahrnahm. Wunderbar herb und samtig.
Eine Hand auf seiner Schulter ließ ihn wieder in den Raum zurück gleiten und hinter sich blicken. Und er sah in zwei große silberne Augen, rot umrandet.
„Jim," stöhnte er, aber innerlich war er froh, endlich jemanden zu treffen, der eine Unterhaltung wert war. „Hat dich der vulkanische Goblin endlich gehen lassen?"
Jim zog sich die Maske vom Gesicht - sein Haar war völlig verwuschelt, unterstrich seine ohnehin markanten Gesichtszüge - und grinste McCoy an. Der Arzt musterte seinen Freund und Captain und hob die Brauen.
„Etwas Engeres hast du nicht zur Hand gehabt?" fragte er sarkastisch.
„Goblin," schien Jim noch immer seinem vorherigen Kommentar nachzuhängen. „Goblin. Nein, das trifft es nicht, Leonard. Rate noch mal."
Pille überlegte, ob er sein Glas besser wegstellen oder es in einem Zug leeren und sich das nächste bestellen sollte, denn er verstand Jims Gedankengang überhaupt nicht.
„Was raten, Jim."
Jim fiel in einen Lachanfall, aus dem er sich nur mit Mühe wieder fassen konnte und stützte sich auf Pilles Schulter. Als er endlich fertig war, sich zu biegen, wischte er sich eine Träne aus dem Auge.
„Sag mal, was stellst du eigentlich dar?" fragte er schließlich.
Pille verdrehte die Augen.
„Einen Psychopaten, kurz vorm Durchdrehen."
Jim zuckte mit den Schultern und bestellte sich einen Jack Daniels.
„Ich dachte schon, ich muss den ganzen Abend nur mit Scotty und Chekov hier rumhängen. Du solltest sie seh…" Leonard verschlug es glatt den Atem, als er seinen Augen nicht traute.
Er blinzelte gegen die vielen bunten Lichter an und verengte seine Augen zu zwei schmalen Schlitzen, durch die tanzende Menge spähend.
Nein! Das war doch nicht… Nein!
„Jim," er schüttelte unsicher den Kopf, sich fragend, ob er Halluzinationen hatte. „Ist das dort hinten…"
Jim drehte sich um und sah, wie der Halbvulkanier sich durch die tanzende Menge kämpfte, so wenig Körperkontakt wie möglich herstellend. Aber das war ziemlich aussichtslos. Schlimmer noch musste es aber für ihn sein, dass sich alle Leute um ihn herum zu ihm umdrehten und ihn entgeistert anstarrten.
„Oh, ja," Jim schnappte sich das Glas von der Bar und nahm einen ordentlichen Schluck. „Passend nicht?"
Pille konnte sein Starren kaum unter Kontrolle bekommen und es nur dadurch unterbrechen, indem er das Glas auf einen Zug leerte und den Barkeeper anwies, ihm einen Doppelten nachzureichen.
Inzwischen hatte Spock sich zu ihnen durchgerungen und fand seinen Platz neben Spiderman.
„Was wollen Sie darstellen, Spock," fragte Leonard und wusste nicht, ob er den Vulkanier einweisen oder sich vor Lachen auf den Boden werfen sollte.
Der Halbvulkanier zog eine Augenbraue hoch und da erst glaubte Pille es wirklich, dass er es war.
„Einen…" er suchte nach dem richtigen Wort. „Elfen," erklärte er ohne Emotion in der Stimme.
