Hallo ihr Lieben!

Ich hoffe, ihr hattet schöne Festtage und erholt euch nun wieder gut. Da mich die Langeweile und die Muse plagt habe ich mal wieder auf meinem Laptop ein wenig gegraben und diese angefangene Story gefunden. Nach einigen Überarbeitungsgängen ist sie nun fertig zur Präsentation und wartete darauf von euch gelesen zu werden. Ich hoffe, sie gefällt euch.
In diesem Sinne, enjoy!
Kisses

Rubinonyx


Zum „gehängten Henker"

Es war einer dieser nasskalten, dunklen Herbstabende an denen niemand auf der Straße sein wollte, da man über kurz oder lang bis auf die Knochen durchgefroren war. Die toten Blätter wehten durch die Straßen und sammelten sich an den Häuserecken. Der Wind blies scharf und kalt und jeder der jetzt noch auf der Straße war beeilte sich nach Hause an den warmen Kamin zu kommen.

Weit hinten in der Knockturn Alley fielen einige Streifen Licht aus den hell erleuchteten Fenstern eines Gebäudes auf die Straße und das Schild das über dem Eingang im Wind knarrte. Das Haus strahlte Wärme und Schutz in einer solchen Nacht aus, doch Fremde wären in dieser Schenke trotzdem wohl eher kaum abgestiegen, da das düster im Wind schwingende Schild eindrucksvoll den Namen der Herberge darstellte: zum „gehängten Henker".

Und trotzdem war die Schenke, in einem dunklen Winkel der Knockturn Alley, an einem Abend wie diesem gut besucht. An den Tischen saßen zwielichtige Gestalten die ihre Geschäfte im Geheimen abschließen und dabei möglichst nicht erkannt werden wollten. Andere Besucher waren aber auch Inhaber eines der unzähligen Läden in der Knockturn Alley und dennoch nicht weniger zwielichtig.

Dunstige Schwaden waberten durch den Raum. Geschäftig eilte eine Angestellte mit einem Tablett durch den Raum und räumte ab und deckte auf.
Der Geräuschpegel der hier herrschte war typisch für eine Kneipe in dieser Gegend. Es war laut.

Einige Gäste johlten vor Vergnügen da ihnen gerade jemand einen guten Aurorenwitz erzählt hatte oder weil sie dem Alkohol, der hier in großen Mengen floss, schon reichlich zugesprochen hatten. Andere wiederum saßen mit gesenkten Köpfen da und unterhielten sich flüsternd mit ihrem Nachbarn.

In einer der hinteren Ecken saßen um einen Tisch fünf Männer.

Sie waren gerade erst angekommen und zwei von ihnen rieben sich immer noch von der Kälte draußen die Hände mit dem Versuch wieder ein wenig Gefühl in ihre Fingerspitzen zu bekommen. Wie alle anderen Besucher der Schenkte hatten auch sie ihre schwarzen Umhänge über ihre Stuhllehnen gehängt und sahen sich nun nach der Bedienung um.

„Bescheidenes Wetter draußen, was Leute?" meinte einer der Männer. Sein Gesicht war von Pockennarben geziert und sein Lächeln ähnelte dem eines Fuchses.
„Das kannst du wohl laut sagen, Augustus. Was bin ich froh, dass wir jetzt keine Nachtschicht schieben müssen." Antwortete ein untersetzter Mann etwa im gleichen Alter.
Insgesamt schienen alle fünf Männer annährend das gleiche Alter zu haben was bei einer Gruppe von Freunden keinen verwunderte.
„Recht hast du, Marcus, ich möcht' mir jetzt auch nicht den Arsch da draußen abfrieren." Zustimmendes Gemurmel folgte dieser Aussage.

Als die Bedienung in der Nähe einen dampfenden Teller und einen Becher Wein abstellte rief der Mann der mit Augustus angesprochen worden war, „Hey! Tajika! Komm mal her, wir wollen auch was!"
Tajika lächelte, als sie sich zwischen den Tischen durchschlängelte um zu Augustus und seinen Freunden zu kommen.
„Was kann ich euch bringen, Augustus? Wir haben heute Abend Gulaschsuppe da."
„Ah, sehr gut. Dann bring uns doch mal jedem einen Teller mit Brot und Wein dazu."
„Geht in Ordnung, ich bin gleich wieder zurück." Und damit verschwand Tajika wieder, doch Mitten auf halbem Wege zur Küche drehte sie sich plötzlich um und kam zu ihnen zurück. Augustus sah ihr stirnrunzelnd entgegen. „Was ist denn noch, meine Liebe?"
"Keine Angst, Augustus, nichts schlimmes, aber ich frage lieber vorher als dass ich noch eine böse Überraschung heute Abend erlebe. Habt ihr Geld um zu bezahlen?"
„Geht es dir gut, Tajika? Natürlich haben wir Geld um zu bezahlen, du kennst mich doch wohl inzwischen lange genug."
"Dann ist gut. Ich frage auch nur, weil wir vor zwanzig Minuten einen rausgeschmissen haben der nicht zahlen konnte. Leider habe ich das erst erfahren als er schon gegessen und getrunken hatte und jetzt zieht Gustavus, mein wunderbarer Boss, mir die Mahlzeit vom Gehalt ab."
„Na bei uns kannst du auf jeden Fall unbesorgt sein, Tajika." Und damit lächelte sie noch mal und verschwand in Richtung Küche.

„Hübsch, nicht?" Kam es jetzt von einem Mann mit schulterlangem braunen Haar.
„Du sagst es, Rabastan, und dieser Hintern erst!" Der Mann neben Rabastan pfiff anerkennend.
„Was guckst du so nachdenklich, Hermes? Gefällt's dir nicht?" Marcus sah sein Gegenüber fragend an. Dieser schreckte, da er wohl ganz in Gedanken versunken war, hoch.
„Was? Doch, doch, gefällt mir sehr gut. Ich frag' mich bloß wann und wohin er uns das nächste Mal schickt. Ehrlich gesagt stecken mir die letzten paar Flüche von diesen verdammten Auroren immer noch in den Knochen und ich bin nicht wirklich erpicht darauf in nächster Zeit wieder ein paar abzubekommen."
„Ja, da hast du wohl Recht, Hermes, aber wir können ja schlecht zu seiner Lordschaft gehen und einfach sagen: ‚Meister unsere Knochen tun uns weh, wir möchten den nächsten Auftrag nicht ausführen.' Ich glaube, dass ich ziemlich richtig liege, wenn ich behaupte, dass dir deine Knochen danach wesentlich mehr weh tun würden, als wenn du nicht zu ihm hingehen und den Auftrag ausführen würdest." Wieder zustimmendes Gemurmel.

Alle ließen ihre eigenen Gedanken ein wenig schweifen bis Tajika mit einem großen Tablett auf sie zugeschwenkt kam.

„So, die Herrschaften, Gulaschsuppe und der Wein. Das Brot kommt gleich." Nachdem sie die Teller, zwei Krüge und fünf Becher auf dem Tisch abgestellt hatte verschwand sie wieder und kam kurz darauf mit einem Laib Brot, einem Messer und einem Brett zum schneiden zurück.
„Mahlzeit die Herren!" Damit schlängelte sie sich wieder durch den Raum auf einen anderen Tisch zu.
„Mahlzeit euch auch!" meine Rabastan und ein kollektives ‚Mahlzeit' antwortete ihm.
Der Mann links neben Rabastan langte nach einem der Krüge und füllte ihre Becher. Während die fünf Männer schweigend aßen und tranken ließen sie ihre Blicke wachsam durch den Raum schweifen.

Hermes Burton, Antonin Dolohov, Rabastan Lestrange, Marcus Linkins und Augustus Rookwood hatten allen Grund wachsam zu sein.

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass Auroren in diesen Winkel der Knockturn Alley kommen würden sehr gering war, so war doch Vorsicht die Mutter der Singenden Teetasse. Und diese fünf Todesser waren weiß Merlin nicht erpicht darauf, wieder einmal, eine Freikarte nach Askaban zu bekommen.

Allmählich leerten sich ihre Becher und der erste Krug Wein war schon verbraucht. Hermes griff sich den zweiten und füllte allen noch einmal nach.

„Sag mal, wie geht es deinem Bruder eigentlich, Rabastan? Letztens als ich ihn gesehen habe, sah es so aus, als ob er nicht besonders glücklich wäre." Unterbrach Marcus nun die Stille, nachdem sie alle ihre Mahlzeit beendet hatten und sich gemütlich in ihren Stühlen zurück lehnten.

„Bellatrix macht ihm im Augenblick die Hölle heiß. Frag mich nicht warum, aber sie scheint sich im Augenblick ein wenig vernachlässigt zu fühlen." Antwortete Rabastan und grinste.
„Oh ja, das sind die Frauen. Entweder es ist diese Zeit des Monats oder wieder eine ihrer unberechenbaren Launen." Seufzte Antonin.
„Du scheinst dich da ja auszukennen, Toni."
Alle lachten, aber der letztgenannte machte ein ernstes Gesicht.
„Und ob ich mich da auskenne! Als meine Schwester sechzehn wurde brach die Hölle los. ‚Toni, räum endlich mal deine Sachen auf' oder ‚Oh Slytherin, sitzt meine Frisur noch und ist mein Make-up nicht verschmiert?' und ‚Toni, guck mich nicht so blöd an!' Aber wenn sie etwas wollte, dann war sie auf einmal wieder ein ganz kleines Mädchen. ‚Toni, könntest du das nicht für mich machen? Bitte!' Dann setzte sie immer ihren Welpenblick auf, nahm meine Hand und sah zu mir hoch."
„Und, hast du getan worum sie dich gebeten hat?"
„Nein, natürlich nicht. Aber dann ging das Gezeter erst richtig los sag ich euch! Und einmal war sie sogar so wütend, dass sie einen Kaktus nach mir geworfen hat."
„Hat er getroffen?"
„Ja, leider."

Die Runde lachte, als Antonin zur Bekräftigung seiner Worte aufstand und sich eindeutig dort rieb wo ihn der Kaktus getroffen hatte.

Rabastan grinste immer noch als er fragte, „Aber warum hat sie den Kaktus nach dir geworfen und dir nicht irgendeinen Fluch aufgehalst? Das wäre doch viel einfacher und außerdem auch treffsicherer gewesen."
„Aus dem ganz einfachen Grund, dass meine Schwester zwar eine Hexe ist, aber nie zaubern gelernt hat."
„Weshalb das denn nicht?" Rabastan sah Antonin ganz perplex an.
„Geld."
„Geld?"
Nun schaltete sich auch Hermes ein, „ Nicht jeder ist so reich geboren wie du, Rabastan. Meine Schwestern und Brüder waren auch nie auf Hogwarts."
„Du hast Geschwister?"

Ohne, dass sie es bemerkten, hatte Tajika ihre inzwischen leeren Weinkrüge durch neue ersetzt und Marcus schenkte allen nochmals nach.

„Überrascht?" Grinste Hermes.
„Ja."
Rabastan war so überrascht, dass er seinen Becher Wein in einem Zug leerte und sich noch mal nachgoss.
„Aber weshalb konntest du dann nach Hogwarts kommen?"
„Weil meine Geschwister zu dieser schon Geld verdient haben und wir so die Schulbücher und das alles gerade so bezahlen konnten."
„Als was haben sie denn gearbeitet oder arbeiten vielleicht noch?" fragte Augustus interessiert obwohl er es sich schon fast denken konnte, da die Auswahl an Berufen in der Knockturn Alley zwar weit gefächert war, aber die meisten trotzdem in den zwei großen Metiers arbeiteten.
„Wir waren daheim fünf Kinder und meine Eltern. Ich habe noch eine kleinere Schwester, zwei größere Brüder und die Älteste ist auch eine Schwester. Sie war sechzehn, als ich nach Hogwarts kam und meine Brüder dreizehn und fünfzehn. Der ältere hat bei einem Schmied als Lehrling angefangen und hat den Betrieb vor acht Jahren übernommen und der jüngere hatte Gelegenheitsjobs angenommen. Hier mal was tragen, dort mal aushelfen und so."
„Und deine Schwester?"
„Meine ältere Schwester war damals schon eine Bordsteinschwalbe und ist es heute immer noch, mit dem einzigen Unterschied, dass sie jetzt fest angestellt ist, legal arbeitet und ein eigenes Zimmer hat."
„Und deine Geschwister und dein Vater haben also immer ein bisschen Geld für dich und Hogwarts zur Seite gelegt. Aber warum war dann deine kleinere Schwester nie auf Hogwarts?"
„Weil sie mit zehn an einer Lungenentzündung gestorben ist." Und als ob er es erklären müsse fügte Hermes noch hinzu, „wir konnten die Medikamente nicht bezahlen, außerdem haben wir keinen Heiler gefunden, der sie behandelt hätte und Geld das in keinem „ehrenwerten" Beruf erworben worden war, angenommen hätte."

Betretenes Schweigen folgte dieser Eröffnung und Antonin legte einen Arm um die Schulter seines Nebensitzers.

„Na, was ist mit dir, Marcus? Wir haben jetzt schon zwei Lebensgeschichten gehört. Wie lautet deine?" meine Augustus und durchbrach somit die Stille.
„Meine Geschichte ist ganz normal. Ich bin bei meinen Eltern hier in der Knockturn Alley aufgewachsen, bin in Hogwarts zur Schule gegangen, habe ein paar Leute kennen gelernt, bin in meinen Beruf eingestiegen und den Rest kennt ihr."
„In der Tat wirklich kein aufregendes Leben, auch wenn du sicherlich auch die ein oder andere nette Geschichte erlebt hast, was?!" lachte Rabastan.

„Wie steht's mit dir, Augustus?"
„Was wollt ihr denn wissen?" meinte der Angesprochene und grinste süffisant in die Runde.
Hermes rollte mit den Augen.
„Wie wäre es mit ‚Hast du Geschwister?'"
„Nein."
„Wie äußerst kommunikativ."
„Bitte."
Hermes machte ein recht säuerliches Gesicht auf Augustus Antwort hin und versenkte seinen Blick im Becher den er in der Hand hielt.
Doch Antonin gab sich noch nicht geschlagen.
„Du hast also keine Geschwister. Wo bist du aufgewachsen? Und dieses Mal bitte ein paar längere Sätze."
Augustus schnaufte gut gelaunt.
„Also gut, aber nur weil du es bist. Ich wurde auch hier in der Knockturn Alley geboren. Vielleicht kennt ihr die ‚betörende Lilie'…"
„Das Bordell in das man nur mit einer Empfehlung und jeder Menge Galleonen in den Taschen hinein darf?" fragte Antonin ganz perplex.
„Genau das. Auf jeden Fall kenne ich meinen Vater nicht. Meine Mutter hat nachts gearbeitet und tagsüber saß ich halt immer mit den Mädchen rum die wach waren…"
„Du bist in der ‚betörenden Lilie' aufgewachsen?"

Alle Augen waren jetzt auf Augustus gerichtet, der sich sichtlich wohl fühlte und nun aus einer seiner Taschen einen Stapel Spielkarten hervorzog.
„Gut erkannt, Antonin. Auf jeden Fall hab ich von Raffi, übrigens ein Name den er auf Grund der Tatsache, dass er im Pokern immer für die ‚betörende Lilie' gewonnen hat, verliehen bekommen hat, ein paar kleine Tricks mit Muggelkarten und Muggelspielen beigebracht bekommen."
Während er dies sagte fächerte er den Kartenstapel geschickt in seiner Hand auf und hielt ihn nun wie einen Fächer vors Gesicht.
„Merk dir einer Karte, Hermes."
Sein Gegenüber nickte und Augustus nahm die Karten herunter, so dass er sie nur verdeckt sehen konnte. Dann schob er den Stapel zusammen und zog eine, wie es schien, beliebige Karte aus dem Stapel.
„Ist es diese?"
Wieder nickte sein Gegenüber und ein bewunderndes Murmeln ging durch die Runde.
„Damals hab ich ein bisschen was gelernt was mir später ganz nützlich war. Meine Mutter hat glücklicherweise genug Geld verdient, damit ich nach Hogwarts gehen konnte."
Damit ließ er seine Karten wieder in seinem Umhang verschwinden und lehnte sich mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck zurück.

Inzwischen hatten alle ihre Becher zum vierten Mal geleert und ein neuer Krug Wein machte die Runde. Nachdem jeder einen neu gefüllten Becher vor sich stehen hatte wandte Hermes sich wieder Augustus zu.

„Wie war es denn unter so „noblen" Bedingungen aufzuwachsen? Waren die Mädchen auch immer nett zu dir?"
Sein Gegenüber lächelte nur anzüglich.
„Ich kann nicht bestreiten, dass es seinen Reiz hat als sechzehnjähriger freien Zugang und gute Kontakte zu haben, aber ansonsten war ich immer von Mädchen umgeben, was einem auf die Dauer auch auf den Kürbis gehen kann."
Hermes nickte verstehend.

Eine kleine Pause entstand, in der sich jeder der Männer mit seinem Weinbecher auseinandersetzte und seine Gedanken schweifen ließ.

„Ich muss euch was erzählen." unterbrach da Rabastan plötzlich die Stille.
„Achtung Jungs, Rabastan redet, dass ist nicht das Brummen einer Fliege das ihr da gerade hört." Gluckste Marcus. „Haha, sehr witzig." Gab Rabastan trocken zurück.
„Also passt auf. Letztens bin ich durch Zufall bei meinem Bruder vorbeigekommen als sein Schwager, Lucius Malfoy, gerade da war. Der Raum in dem wir uns getroffen haben war die Lounge. Bellatrix hat da ein paar kleine Veränderungen vorgenommen die ganz exquisit sind. Wir sind ins Gespräch gekommen und…"
„Komm auf den Punk; Rabastan!" unterbrach ihn Marcus.
„Ja, ja, habt doch mal etwas Geduld! Auf jeden Fall kamen wir ins Gespräch und Lucius hat mich nach Malfoy Manor eingeladen. Allerdings musste er davor noch einige Geschäfte erledigen und hat mich gefragt, ob ich denn nicht mitkommen wolle. Mich hat es schon immer interessiert wie Lucius so seine Geschäfte abwickelt und bin eben mitgegangen.
Als wir ankamen stellte sich sein Kunde als ein fetter Typ mit Glatze und Muggelbierbauch heraus. Wir wissen ja alle was für ein guter Schauspieler unser Lucius ist. Er setzte also ein strahlendes Lächeln auf, während ich es mir gerade noch verkneifen konnte laut zu würgen und begann mit dem Typen zu verhandeln. Nach einer halben Stunde waren sie fertig und jetzt ratet mal was Lucius dem Mann verkauft hat."

Rabastan sah grinsend in die Runde von ratlosen Gesichtern.
Marcus versuchte es schließlich.
„Ein Halsband für seine Frau?"
Doch daraufhin lachte der andere nur laut auf.
„Nein, nein. Ihr werdet's nie erraten. Er hat ihm ein Stück Wiese verkauft!"
„Aha, und was ist daran jetzt so besonderes? Vielleicht wollte der Kunde ein Haus bauen und suchte ein Grundstück."
Augustus sah Rabastan ein wenig verwirrt und skeptisch an.
„Das besondere daran ist, zu welchem Preis und was für eine Wiese er verkauft hat."
Jetzt waren alle Augen auf Rabastan geheftet.
„Für wie viel hat er die Wiese denn verkauft?"
„Für sage und schreibe einhunderundfünfzigtausend Galleonen."
„Scheint ja 'ne große Wiese gewesen zu sein."
„Eben nicht! Ihr kennt doch sicher das Gebiet um die Servant Street. Und ihr kennt sicher auch die Wiesen am Fluss dort unten, oder?"

Jetzt wurden aller Augen weit.

„Das kann nicht sein!", Antonin machte ein paar Mal den Mund einfach auf und zu ohne etwas zu sagen und sah dadurch aus wie ein Fisch auf dem Trockenen, „Die Grundstücke dort unten sind winzig und praktisch unbrauchbar, weil sie jedes Jahr ein bis zweimal überflutet werden. Um die zu verkaufen müsstest du fast noch was dazuzahlen!"

„Siehst du jetzt was ich meine?", Rabastan grinste von einem Ohr zum anderen. „Lucius hat keinen Goldesel in seinen Kerkern stehen, bei dem du vorne Heu rein gibst und hinten kommend dann die Galleonen raus, Lucius ist sein eigener Goldesel. Der kann dir nämlich mit einem Lächeln auf den Lippen glaubhaft verklickern, dass das Braune, in das du gerade reingedappt bist, nicht Scheiße, sondern Gold ist. So etwas hab' ich noch nicht erlebt, Leute!" und damit lehnte Rabastan sich, ein wenig nach Luft schnappend, ins Halbdunkel zurück und Atmete erst mal tief durch.

Auch den anderen hatte es die Sprache verschlagen und sie starrten entweder gedankenverloren ihre Weinbecher an oder ließen ihre Blicke durch den Schankraum wandern.

Bevor die Stille zu unangenehm zu werden drohte ergriff Hermes das Wort.
„Habt ihr schon von Kapinsky gehört? Er soll ja angeblich im letzten Spiel gegen die „Fatalen Sphinxe" zwei Wronski-Bluffs und vier Kane-Sprünge hintereinander gemacht haben."

Die Männer waren beim Sport angekommen.

„Ja, aber dafür hat es seinem Team nicht besonders viel gebrach, oder?", warf Augustus ein, „Sie haben nach nur zwanzig Minuten 30 zu 180 Punkten verloren."
„Ja ja, das schon, aber…" Doch Hermes kam nicht dazu sein Gegenargument auszuführen, da Marcus ihn unterbrach, „Was macht man denn bei einem Kane-Sprung? Davon habe ich noch nie was gehört."
Ein einvernehmliches entnervtes Stöhnen ging bei dieser Aussage durch die Runde.
„Also wirklich, Marcus, wo lebst du? In der Muggelwelt? Bei einem Kane-Sprung, der übrigens nach dem Spieler, Amadeo Kane, benannt ist, der ihn das erste Mal bei der Quidditchweltmeisterschaft 1756 zeigte, springt man vom Besen nach vorne hin ab, fällt, bis der Besen fast über einen hinweg ist und packt dann im letzten Moment zu, um sich meistens am Schweif wieder hoch zu ziehen und schwingt sich wieder nach oben."

Zunächst runzelte Marcus die Stirn als er sich den Sprung vorstellte, doch dann grinste er plötzlich und fragte, „Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass du den Sprung überlebst?" Jetzt mussten auch die anderen grinsen und Hermes antwortete, „Bis jetzt sind vier Spieler bei dem Versuch den Sprung vorzuführen gestorben und ganze neun Spieler haben es überhaupt je versucht."
Ein leises Lachen ging durch die Runde und die Becher wurden neu gefüllt.

„Wusstet ihr übrigens, dass McImarhen, der irische Jäger letztens eine seiner Wunden auf Muggelart hat behandeln lassen, weil sein Arzt es ihm empfohlen hat?"
„Wirklich?", fragte Rabastan, „Und hat er überlebt?"
„Ja, aber nur knapp. Die Wunde hat sich entzündet und man hat es fast zu spät gemerkt, weil alle dachen, dass das normal sei." Er grinste und Antonin schaltet sich ein.

„Ja ja, diese Muggelerfindungen. Letztens war ich mit Maria in Muggellondon. Wir hatten von seiner Lordschaft den Auftrag uns mal diese „Einkaufshäuser" anzusehen. Wir sind also nach London rein, haben den erstbesten Muggel gefragt wo hier denn das nächste „Kaufhaus" zu finden sei. Er hat uns dann zu einem großen hässlichen Gebäude geschickt. Die erste Frage die meine Frau und ich uns dann gestellt haben war, wie in Slytherins Namen man in dieses dumme Ding reinkommt. Die Muggel haben nämlich nicht ganz normale Türen die man einfach öffnet, nein, sie haben vier Türen, die aneinandergebaut sind und sich drehen! Beim dritten Versuch hatten wir es dann endlich geschafft und waren drinnen. Dort gab es dann weder Bedienungen die wesentlich mehr Ahnung von ihren Fingernägeln hatten als von der Ware die sie verkauften und außerdem hatten sie so genannte „Rolltreppen". Es ist schlimm, sage ich euch! Einfach schlimm. Ich weiß nicht wie diese Muggel es schaffen, dass sie immer genau im richtigen Augenblick abspringen um auf einer der Stufen zu landen, auf jeden Fall sind Maria und ich im Erdgeschoss geblieben. Nachdem wir uns dann da ein wenig umgeschaut hatten sind wir dann auch wieder gegangen, denn es gab nichts, dass wirklich interessant gewesen wäre. Auf dem Rückweg mussten wir wieder durch diese verdammte sich drehende Tür, aber als wir dann endlich daheim waren haben wir es uns als Ausgleich eine ganze Nacht gut gehen lassen!"

Die anderen Männer hatten Antonin schweigend zugehört und hier und da genickt, wenn sie sich an eigene Erfahrungen mit Muggeln erinnerten.

Plötzlich fuhr ein kalter Schwall Luft von draußen in den Schankraum.

Eine Gestalt, ganz in schwarz gekleidet, wie jeder hier, kam herein. Niemand nahm Notiz von dem Neuankömmling auch die fünf Todesser nicht, die immer noch in Erinnerungen an ihre Abenteuer in der Muggelwelt schwelgten. Erst als die Gestalt an ihrem Tisch stehen blieb blickten sie auf.

„Guten Abend." Grüßte sie eine tiefe Stimme aus den Schatten der Kapuze heraus.
Augustus Augen weiteten sich, „Severus! Was ist mit dir passiert?"
Die Gestalt schob die Kapuze zurück und enthüllte das Gesicht Severus Snapes.
Es war eindeutig der Zaubertrankprofessor der vor ihnen stand, doch es war ersichtlich, weshalb Augustus seine Frage ausgesprochen hatte.

Snapes Gesicht war an einigen Stellen blutverschmiert und bei genauerem hinsehen konnte man erkennen, dass auch sein Umhang, der genau wie die Umhänge der anderen Männer an diesem Tisch das Dunkle Mal trug, an einigen Stellen von Flüchen aufgerissen worden war.

„Ich hatte eine kleine Meinungsverschiedenheit mit einem Auror." Meinte er schlicht und legte seinen Umhang über einen Stuhl den er sich von einem anderen Tisch einfach „ausborgte". Mit einem Blick auf ihre leeren Teller fragte er, „Was gibt es zu essen?"

Augustus für den Snapes Ausführung zu seinem Zustand wohl ausreichte antwortete ihm, während Hermes und Marcus den Zaubertrankmeister nur anstarrten.
"Gulaschsuppe. Severus, ich glaube, dass du diese beiden noch nicht kennen gelernt hast. Das ist Hermes Burton. Er war vier Jahre in Askaban mein Zellennachbar und vor zwei Monaten haben wir uns dann auf einem der Treffen wieder gesehen." Dann wandte er sich Marcus zu und stellte ihn vor. „Das ist Marcus Linkins. Er ist nie nach Askaban gekommen, aber er hat ein paar ganz nette Beziehungen hier in der Knockturn Alley und Antonin kennt ihn von früher her."

Snape nickte bei dieser Gelegenheit nur.

Die nächsten Minuten gingen in Schweigen vorüber. Snape säuberte sein Gesicht von den gröbsten Blutspuren und aß die Gulaschsuppe die Tajika ihm brachte.

Erst danach brach Rabastan die Stille.
"Welcher von den netten Kollegen der anderen Seite war es denn, den du mit deinen schlagfertigen Argumenten dieses Mal außer Gefecht gesetzt hast?"
Snape nahm einen tiefen Schluck aus seinem Becher bevor er antwortete.
„Folthwort. Er meinte ich hätte nicht das Recht in meinen Todessersachen durch Mynville zu laufen. Ich weiß nicht, was er versuchen wollte als er stolperte und er mich nicht besonders nett an der Schläfe erwischt hat. Ansonsten scheint der Orden sich darauf zu besinnen, dass es auch noch andere Flüche als nur tarantula gibt."

Mit verblüffen stellten Hermes und Marcus fest, dass Severus Snape, entgegen der allgemeinen Meinung, Humor besaß. Es war zwar die Art Humor die nicht leicht verstanden wurde, aber es war die Art, die von Menschen der Knockturn Alley besser erkannt wurde als von anderen.

Nachdem Snape Marcus eine Zeit lang gemustert hatte sprach er ihn an.
„Sie heißen Marcus Linkins? Ich glaube, dass mal jemand ihren Namen in meinem Beisein erwähnt hat. Mit was handeln sie?"
„Mit fast allem, aber meine Spezialität liegt in der Beschaffung von flüssigen und mittelafrikanischen Zutaten für Zaubertränke und magische Runenfeste."

Marcus vermied bei der Erwähnung der Runenfeste die Bezeichnung „schwarzmagisch", da dies im Allgemeinen ein Ausdruck war der nur von Menschen der Winkelgasse und des Ministeriums benutzt wurde. Runenfeste waren nämlich in der magischen Welt mit einem schlechten Ruf behaftet und wurden als schwarzmagisch abgetan, da die so genannten Schwarzmagier sie immer noch mit ihren Familien feierten, da sie zu alter magischer Tradition gehörten.

Snape nickte. „Ich verstehe. Kennen sie Alabam Noster?"
„Ja, ich arbeite hin und wieder mit ihm zusammen, warum?"
„Um genau zu sein kam ich vor drei Wochen bei ihm vorbei um ihn zu fragen ob er mir nicht eine bestimmte Flüssigkeit beschaffen könne die ich für einen meiner Tränke dringend benötige, die aber leider sehr rar ist. Unglücklicherweise konnte er sie mir nicht beschaffen, aber da ich höre, dass sie eine gewisse Sachkundigkeit in diesem Bereicht haben, könnte ich mir vorstellen, dass wir in nächster Zeit ein etwas längeres Gespräch führen könnten. Was meinen sie?"

Marcus Augen hatten bei Snapes Ausführung diesen bestimmten Blick bekommen, der nur Händlern der Knockturn Alley zueigen war, wenn sie ein Geschäft witterten.
„Natürlich steht meine Tür ihnen immer offen, Mr. Snape."
Snapes Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln.
„Ich werde sie benachrichtigen wann es mir gelegen ist."
Und damit war das Geschäft besiegelt.

Augustus winkte Tajika heran damit sie ihre Teller mitnahm und die Weinkrüge noch einmal mit vollen ersetzte. Dann zog er ein paar bunte Steine aus einer seiner unzähligen Taschen hervor und fragte in die Runde, „Wer hat Lust auf ein kleines Sokar-Spiel?"

Natürlich hatte niemand am Tisch Einwände gegen das beliebte Spiel und so begannen sie zu spielen. Ihre Weinbecher leerten und füllten sich immer wieder und auch die Stimmung wurde von Runde zu Runde besser. Witze und kleine Wortgefechte flogen hin und her und nach einiger Zeit beschlossen sie eine kleine Pause zu machen die Rabastan sofort mit einer Geschichte aus seinem großen Repertoire füllte…


Da diese Story zuerst als Oneshot geplant war habe ich im Augenblick nur ein paar vage Ideen wie es weitergehen könnte, allerdings nichts Konkretes. Deshalb würde ich mich freuen, wenn ihr mir mitteilen würdet was ihr denn gerne von Rabastan erzählt bekommen wollt. Soll seine Geschichte in einer bestimmten Zeit spielen? Soll er von einer besonderen Begebenheit erzählen? Soll sie von bestimmten Personen handeln? Ich würde mich über jede Anregung freuen.

Für jeden der einen, und sei er noch so kleinen, Kommentar schreibt hier schon mal einen Drink frei nach Wahl, da ihr mich vor dem Verhungern rettet. Denn das Review ist ja bekanntlich das Brot eines jeden Fanfictionautoren.
Ich hoffe, wir lesen uns bald wieder! °schmatz°
Kisses

Rubinonyx