Inhalt: „In letzter Zeit spüre ich vermehrt den Ruf gen Westen zu segeln", bekannte Thranduil und holte Thorin damit aus seinen Gedanken. Der König unter dem Berge blieb abrupt stehen. „Ihr wollt uns also wieder den Rücken kehren?" fragte er mit schneidender Stimme. (Post „Die Schlacht der Fünf Heere", Thorin/Thranduil)
Pairing: Thorin / Thranduil
Teile: 1 / ?
Rating: P 18 Slash
Warnungen: Slash, Non Con, Graphic Sex, Past Mpreg, Mpreg, Major Charakter Death
Disclaimer: An der Fanart habe ich keine Rechte, ich habe sie mir nur ausgeborgt und verneige mich vor dem Künstler. Die Charaktere gehören Tokin, die Lyrics Sunrise Avenue und der Inhalt der Geschichte mir allein. Ich schreibe aus Spaß am kreativen Arbeiten und verdiene mit der Story kein Geld.
1. Blinded
What kind of poison did you slip me when I wasn`t looking?
What kind of hold do I have on you?
And why do we do this?
Why do we do these things we don`t wanna do at all?
And why do we do this?
(Sunrise Avensue, Angels on a rampage)
„Es wäre ein Fehler, die Elben abzuweisen. Wir brauchen sie, so wie wir alle unsere Nachbarn brauchen werden, wenn der Erebor wieder werden soll, was er einmal war. Mir gefällt die Idee ebenso wenig wie dir und ich habe weder vergeben, noch vergessen was sie getan haben, aber im letzten Kampf haben sie an unserer Seite gestanden. Dafür haben sie mit ebenso viel Blut bezahlt, wie wir. Viele von ihnen sind gestorben, vergiss das nicht."
Es behagte Thorin nicht, Balin so zu sprechen zu hören, doch er konnte nicht umhin, ihm Recht zu geben. Der alte Zwerge war schon immer ein guter Ratgeber gewesen und Thorin gab viel auf seine Meinung. Jetzt nachdem die Toten beerdigt und die Trümmer beseitigt waren, sowie die Wunden der Verletzten langsam zu heilen begannen, musste er als König unter dem Berg an die Zukunft denken. Die Elben waren die stärksten Abnehmer für das Gold und das Silber, sowie die Edelsteine, die die Zwerge im Erebor zu Tage förderten und sie brauchten den Handel mit den Elben, um sich die Güter leisten zu können, die sie für den täglichen Bedarf benötigten. Die Zwerge betrieben weder Ackerbau, noch Viehzucht, weshalb sie diese Dinge von den Menschen erwerben mussten, die im Moment dabei waren die Seestadt und die Stadt Thal wieder aufzubauen. Es wäre nicht weise es sich mit ihnen zu verderben, ebenso wenig wie mit den Elben. Aus diesem Grunde musste Thorin wohl oder übel die diplomatischen Beziehungen wieder aufnehmen, die seit der Vertreibung seiner Sippe durch den Drachen Smaug zum Erliegen gekommen waren.
Es begann mit der Einladung einer ersten Delegation zu Ehren der Gefallenen und ein Teil von Thorin hoffte, dass die Elben lediglich einen niederen Vertreter Lasgalens schicken würden, doch zu seiner Überraschung brachte der Bote des Waldlandreiches die Zusage, dass der König persönlich kommen würde. Als Thorin auf den Mauern der Festung unter dem Berg stand und in der Ferne die goldenen Rüstungen schimmern sah, kamen Erinnerungen an die Schlacht der Fünf Heere in ihm auf, an Blut und Verderben und den Tod seiner beiden Neffen, doch er zwang sich sie zur Seite zu schieben. Mahal sei Dank war die Zeit des Krieges vorbei, jetzt galt es einen dauerhaften Frieden zu sichern. Der König unter dem Berg empfing die Abordnung auf seinem Thron sitzend, umgeben von seinen Gefährten mit klangvollen Worten, die Balin ihn vorher hatte auswendig lernen lassen, während die Gruppe der Elben vor ihm stand. Der Elbenkönig in seinen silbernen Gewändern und der filigranen Krone wirkte in den dunklen Hallen noch ätherischer und unirdischer als er es ohnehin schon war und sein Gesichtsausdruck, verschlossen wie immer und doch irgendwie anders als sonst, beunruhigte Thorin ohne dass dieser sagen konnte weshalb.
Es schien in einem anderen Leben passiert zu sein und tatsächlich war er damals ein anderer gewesen als er es jetzt war, als Thorin Thranduil zum ersten Mal gesehen hatte. Damals als sein Großvater Thror noch auf dem steinernen Thron saß, hatte Thorin neben seinem Vater und seinem Bruder gestanden. Noch jung an Jahren, kaum zwanzig Sommer wenn er sich recht erinnerte, war der Besuch der Elben das gewaltigste, das Thorin in seinem jungen Leben erlebt hatte und als der Blick des Elbenkönigs für den Bruchteil eines Moments den seinen streifte, stand sein Herz still, nur um dann um so schneller weiter zu schlagen. Selbst unter den Elben, die alle schön an Gestalt waren, ragte Thranduil, unendlich alt, würdevoll und von unirdischer Eleganz, mit seinen aristokratischen Gesichtszügen und den Augen, die wirkten wie brennendes Eis, heraus und Thorin kam nicht umhin sich zu wünschen, dass der Blick des Elben ihn noch einmal streifen würde. Doch das Gespräch mit Thror beanspruchte die ganze Aufmerksamkeit des Elbenkönigs, so dass Thorin nichts anders übrig blieb, als ihn stumm aus dem Schatten heraus zu mustern. Viel zu schnell war die Audienz zu Ende und die Elben kehrten in ihres eigenes Königreich zurück, doch Thorin dachte noch Tage später an diesen Besuch. Es war eine heimliche Faszination für den fremdartigen schönen Mann, der so anders war als die Zwergenmänner, die Thorin kannte. Doch dann kam Smaug und Thranduils Verrat an Thorins Volk, so dass danach von der einstigen Verehrung nur noch eine tiefe Abneigung übrig blieb, bis sie sich zuerst in Lasgalen und schließlich auf dem Schlachtfeld vor dem Erebor wiedersahen.
All diese Erinnerungen füllten Thorins Kopf, als er in das Antlitz des Elben vor sich sah. Im Gegensatz zu ihm selbst, der durch die schwere Verwundung, die ihn beinah das Leben gekostet hätte, noch immer gezeichnet war, zeigte das zeitlos schöne Gesicht Thranduils keinen Makel, doch es waren seine Augen, die Thorin verändert vorkamen, Als seien sie von einer Melancholie erfüllt, die vorher nicht dagewesen war. Teilnahmslos erbot er seine Glückwünsche für Thorins Sieg über Azog und die Rückeroberung des Erebor und ebenso emotionslos nahm er an den sieben Tage dauernden Prozessionen zu Ehren der Toten teil, bevor er mit seiner Delegation in sein Reich zurückkehrte.
„Das hat doch besser geklappt, als wir zu hoffen gewagt haben", bekannte Balin, nachdem die Elben das Reich unter dem Berg verlassen hatten. „Immerhin sind alle Beteiligten noch am Leben."
XXXXXX
Von diesem Tag an kam es zu einem regen Austausch an Besuchen um eine Einigung bezüglich des Handels zu treffen. Zwerge des Erebor reisten ins Waldlandreich, um über Diamantenpreise und die Reinheit des Goldes zu sprechen und Elben aus Lasgalen verweilten im Einsamen Berg, um Waffen und Werkzeuge einzukaufen. Trotzdem sah Thorin den neu gewonnenen Frieden mit Argwohn. Er war so zart, so zerbrechlich, dass ihn der kleinste Fehler zerstören konnte.
Es war zu Ehren des ersten Frühlings im Erebor, dass Thranduil selbst wieder an Thorins Tafel saß und dem Fest der Zwerge beiwohnte. Mit starrem Blick musterte der Elbenkönig das bunte Treiben um ihn herum, so als sei sein Körper zwar hier, sein Geist jedoch unendlich weit entfernt. Durins Volk war bekannt dafür, dass es gerne laut und heftig feierte und Thorin konnte sich denken, dass es für ein Mitglied des Volkes der Elben, die nicht gerade bekannt dafür waren, ihre Emotionen nach außen zu tragen, befremdlich wirken musste. Die letzte Stunde hatten sie schweigend nebeneinander verbracht, beide nicht willens sich leeren Floskeln hinzugeben, bis Thorin sich gezwungen sah, als guter Gastgeber zuerst das Wort zu ergreifen. „Noch etwas Wein?" fragte er, indem er sich mit dem Krug in der Hand zum Elbenkönig herüber beugte.
Thranduil, der eben noch den Blick über die tanzenden Zwerge gleiten ließ, sah nun in Thorins Richtung. „Ich denke, ich hatte genug", bekannte er, mit einer Geste zu seinem leeren Kelch. „Es wird Zeit, dass ich mich zurück ziehe."
„Es ist kaum Mitternacht", protestierte Thorin. „Und mir ist zu Ohren gekommen, dass die Elben ohnehin keines Schlafes bedürfen."
Der Elbenkönig verzog bei diesen Worten den Mund. „Es gibt so einige Missverständnisse über uns Elben", erwiderte er gedehnt. „Doch wenn es Euch wirklich interessiert, können wir bei einem Gang unter den Sternen darüber sprechen."
Misstrauisch sah Thorin den blonden Elben an. Bisher hatte er den Eindruck gehabt, dass Thranduil genauso wenig wie er selbst darauf brannte, Zeit miteinander verbringen zu müssen. Daher verwunderte ihn dieses Angebot über alle Maßen, doch er konnte keine Finte in dem Vorschlag des Elben erkennen, weshalb er schließlich nickte. Was hatte er schon zu verlieren? Es konnte nicht schaden, Thranduils Worten zu lauschen und dadurch vielleicht etwas mehr über sein Wesen und das seines Volkes zu erfahren. Der Elbenkönig erhob sich geschmeidig von seinem Stuhl und stolzierte in Richtung Ausgang, wo er schließlich auf Thorin wartete. Gemeinsam durchquerten sie mehrere Gänge und Hallen, bis sie schließlich die Wachposten passierten, die das Haupttor bewachten.
Kaum, dass sie ins Freie getreten waren, ging eine sichtbare Veränderung mit dem Elbenkönig vor sich. Es schien, als sei eine große Last von ihm abgefallen als er endlich wieder unter den Sternen wandelte. Er atmete freier und sein Körper, der eben noch wie ein Bogen gespannt gewesen war, entkrampfte sich. Thorin wusste, dass die Elben ein Leben unter dem freien Himmel jeder Art von Behausung vorzogen. Der Lebensraum der Zwerge in den Hallen unter dem Berg behagte ihnen offensichtlich überhaupt nicht. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, direkt am Felsmassiv entlang. Die moosgrüne Robe des Elben raschelte bei jedem seiner Schritte, während Thorins Stiefel auf dem sandigen Untergrund knirschten. Der Zwergenkönig betrachtete den behauenen Stein voller Zufriedenheit, während Thranduils Blick hinauf zum Firmament gerichtet war.
Plötzlich ergriff der Elbenkönig das Wort. „Es stimmt, dass wir nicht so häufig schlafen müssen, wie die Menschen oder die Zwerge. In den meisten Nächten meditieren wir und halten Zwiesprache mit unserer Umgebung, doch es gibt auch Nächte in denen wir schlafen. Dann verlangsamt sich unser Atem und unser Geist wandelt in anderen Welten, so wie es auch der eure tut."
„Und wovon träumt der König des Waldlandreichs?" platzte Thorin heraus.
„Ich denke, dass ist nicht von Belang für Euch", erwiderte Thranduil mit einem fast unsichtbaren Lächeln.
Diese Antwort hatte der Zwergenkönig beinah erwartet, dennoch enttäuschte sie ihn. Er selbst hatte in den Jahren des Exils ständig vom Erebor geträumt. Zuerst waren es die Bilder des Krieges gewesen, die ihn nachts heimgesucht hatten, doch je mehr Zeit verstrichen war, desto häufiger überwogen die Träume vom Leben in den Goldenen Hallen, von seiner Kindheit und Jugend im Reich unter dem Berg. Doch jetzt, wo er seine Heimat endlich zurückerobert hatte, waren die schlimmen Träume zurück gekommen. Es waren Erinnerungen an Blut und Tod, an Fili und Kili, die den Schlaf zu seinem Feind machten. Zu wissen wovon der Elbenherrscher träumte, wäre mit Sicherheit interessant gewesen.
„In letzter Zeit spüre ich vermehrt den Ruf gen Westen zu segeln", bekannte Thranduil und holte Thorin damit aus seinen Gedanken. „Die Sehnsucht in die Unsterblichen Lande zu ziehen wird stärker mit jedem Jahr, das ich hier verweile und jetzt, wo Frieden zwischen unseren Völkern herrscht, spiele ich mit dem Gedanken dem Drang zu folgen."
Der König unter dem Berge blieb abrupt stehen. „Ihr wollt uns also wieder den Rücken kehren?" fragte er mit schneidender Stimme.
Thranduil, dessen Augen eben noch in die Ferne geblickt hatten, wandte den Kopf zur Seite, um ihn anzusehen. „Nichts liegt mir ferner."
„Und doch werdet Ihr uns feige im Stich lassen", beharrte der Zwerg.
„Ihr seid noch nicht lange König Eures Reich. Später werdet Ihr vielleicht verstehen, wie schwer die Verantwortung des Herrschens wiegt. Seit Jahrtausenden habe ich diesen Thron inne, habe mein Volk nach bestem Wissen und Gewissen regiert...", begann Thranduil seine Rechtfertigung.
„So wir Ihr uns in der Stunde unserer größten Not den Rücken zugekehrt habt!" fuhr Thorin dazwischen.
„Ich habe getan was ich tun musste, um mein Volk zu schützen", erklärte Thranduil seine Beweggründe. „Dies war nicht der Kampf der Elben. Viele wären gestorben ohne Sinn, denn einem Drachen hätten auch wir nichts entgegen zu setzen gehabt."
„Und wieder tut Ihr nichts anderes als einfach wegzulaufen", unterstellte ihm der König unter dem Berg
Anstatt bei diesen Worten wütend zu werden, nahm Thranduils Gesicht einen resignierten Ausdruck an. „Ich habe diesem Reich alles gegeben, was ich vermochte und mehr: Meine Krieger, meine Gesundheit, meine Frau. Doch jetzt bin ich des Kämpfens müde. Es wird Zeit, dass ein anderer meinen Platz einnimmt. Mein Sohn wird der neue König des Waldlandreiches werden. Er wird es als seine Pflicht ansehen, jegliches Abkommen, das zwischen uns geschlossen worden ist, zu erfüllen. Ihr könnt unbesorgt sein."
Thorin schnaubte verächtlich. „Euer Sohn ist kaum mehr als ein Knabe."
„Legolas ist weit älter als Ihr", gab Thranduil unbeeindruckt zurück.
„Ihr wisst genau was ich meine", erwiderte der Zwerg. „Er hat nicht die nötige Reife für diese Bürde."
Der Elbenkönig schüttelte den Kopf. „Ich werde ihn gewissenhaft auf seine Aufgaben vorbereiten. Er ist ein gelehriger Schüler und er wird ein guter König sein."
„Und was ist, wenn sich die Schatten wieder erheben? Wenn die Orks erneut in unsere Reiche einfallen?" gab Thorin zu bedenken.
„So lange es Leben in Mittelerde gibt, wird es immer irgendeine Bedrohung geben, doch ich bin mir sicher, dass mein Sohn damit fertig wird."
Ohne es zu merken, waren sie bis zum Ende des Felsmassives und wieder zurück gegangen, so dass sie nun erneut vor dem Haupttor standen. Mit vor Wut brennenden Augen sah Thorin den König des Waldlandreiches an und Thranduil erwiderte ruhig seinen Blick. „Wenn das Eure Entscheidung ist, gibt es hier nichts mehr zu sagen", polterte Thorin und stürmte davon, bevor Thranduil noch zu einer Erwiderung ansetzen konnte. Ohne ein Wort des Grußes stapfte er an seinen Wachen vorbei, die sofort stramm standen, ins Innere des Berges. Im Grundes seines Herzens war er selbst erstaunt darüber, dass ihn das Geständnis des Elben so schockiert hatte, doch im Moment fühlte sich Thorin einfach nur im Stich gelassen. Thranduil war schon da gewesen, als der Zwergenkönig geboren worden war und egal wie die Dinge zwischen ihnen gestanden hatten, war er davon ausgegangen, dass es für immer so sein würde. Zu hören, dass der König des Waldlandreiches gen Westen segeln würde, bedeutete ungeahnte Konsequenzen, für ihn selbst, den Erebor und ganz Mittelerde.
XXXXXX
Die Elben reisten zwei Tage später ab, ohne dass sich die beiden Herrscher noch einmal unter vier Augen gesehen hätten. Doch auch nachdem sie den Erebor verlassen hatten, ließ Thorin sein Gespräch mit Thranduil keine Ruhe. Obwohl er sich immer noch bis ins Mark getroffen fühlte, sah er sich doch zum Handeln gezwungen. Da der Elbenkönig keinen Zeitpunkt für seine Abreise genannt hatte, musste ihn Thorin wohl oder übel in absehbarer Zeit aufsuchen. Es gab noch so viel, worüber die sprechen mussten. Verträge über Holzlieferungen, erlaubte Passagen durch das Waldlandreich und diverse Handelsabkommen mussten aufgesetzt werden und Vorkehrungen für mögliche Kriege besprochen werden. Natürlich erbot sich Balin die Verhandlungen für ihn zu führen, doch Thorin lehnte sein Angebot dankend an. Der Elbenkönig war seine Angelegenheit und nur seine allein und daher würde er die Gespräche auch selbst führen.
Mit einer Eskorte von zwei seiner Krieger machte sich Thorin schließlich auf den Weg. Die langen Sommertage eigneten bestens für eine Reise nach Lasgalen, da sie von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang reiten konnten und so nicht mehr als einen Tag brauchen würden, um vom Erebor ins Waldlandreich zu gelangen. Am Waldrand wurden sie bereits von einer Patrouille erwartet, die sie zum Palast des Elbenkönigs geleitete. Die Nacht war bereits vorgeschritten, als sie das Haupttor passierten von wo sie direkt zum Herrscher Lasgalens gebracht wurden.
„Ich muss zugeben, dass ich Euch nicht so bald erwartet habe", bekannte Thranduil, als Thorin mit seinen Männern vor den Thron trat.
„Auch wenn ich Eure Entscheidung noch immer missbillige, so zwingen mich doch dringend nötige Absprachen Euch aufzusuchen", erklärte Thorin seinen Besuch.
Der Elbenkönig musterte ihn scharf, dann machte er eine Handbewegung in Richtung seiner Männer. „Wohl an, meine Wachen werden Euch zu Euren Quartieren geleiteten und wenn Ihr gespeist und ausreichend geruht habt, werden wir uns wieder treffen, um alles nötige zu besprechen."
Thorin schüttelte angesichts dieses Angebots den Kopf. „Meine Begleiter könnt Ihr wohl in Eure Obhut nehmen, ich für meinen Teil bin weder müde noch hungrig, sondern möchte gern zum Wesentlichen meines Besuches kommen." Die beiden Zwergenkrieger protestierten verhalten, doch der König unter dem Berg bedeutete ihnen still zu sein und seine Entscheidung zu respektieren.
„Wir Ihr wollt." Thranduil erhob sich von seinem Thron. „Dann folgt mir in meine Räume, damit wir in Ruhe darüber sprechen können." Der Elb schritt anmutig vorweg und wartete nach einigen Meter, ob Thorin ihm folgen würde. Der Palast des Waldlandreiches glich einem Labyrinth, das in mehrere gewaltige Mammutbäume hineingebaut worden war. Überall hingen Lianen und Ranken von der Decke und armdicke Wurzeln bedeckten den Boden. Da Thorin seine Krieger zurückgelassen hatte und Thranduil nur von einem einzigen Wachposten begleitet wurde, war es fast ein privater Rundgang, während sie im Licht einer Laterne Wasserläufe auf Brücken überquerten, die aus Ästen geschaffen zu sein schienen und Treppen emporschritten, die aus den Bäumen selbst entstanden zu sein schienen. Die ganze Zeit sprachen sie kein Wort, bis sie an einem Torbogen stehen blieben, der mit elbischen Schriftzeichen bedeckt war. Thranduil wechselte mit dem Wachposten ein paar Worte in seiner Sprache, worauf ihm dieser seine Laterne übergab, sich anschließend verbeugte und neben der Treppe zurückblieb. Der Elbenkönig selbst trat durch den Bogen und bedeutete dem Zwerg dies ebenfalls zu tun.
„Willkommen im königlichen Flügel des Palastes", sagte er zu seinem Besucher gewandt. „Hier werden wir die Ruhe haben, die wir brauchen, um Euer Anliegen zu erörtern."
Mehrere Türen gingen von einer Art Vorraum ab und Thranduil öffnete die zu seiner Rechten, worauf ein Raum mit einem großen Tisch und mehreren Stühlen sichtbar wurde. Alles lag im kühlen Licht der Sterne, die den Raum durch das Fehlen einer Decke beleuchteten. „Setzt Euch", gebot Thranduil, nachdem sie beiden den Raum betreten hatten und Thorin leistete etwas widerwillig Folge. Der Stuhl war zu groß für die Körpermaße eines Zwerges, so dass seine Beine in der Luft baumelten, als er hinauf geklettert war, doch er beklagte sich nicht, sondern gab sich so majästetisch wie möglich. Der Elbenkönig setzte sich nicht, sondern stellte zuerst die Laterne ab, nahm die Karaffe, die auf dem Tisch gestanden hatte und füllte ein Glas für sich und eines für den Zwergenkönig, bevor er ihm dieses reichte und dann gegenüber auf einem Stuhl Platz nahm.
„Nun denn", erwiderte er schließlich. „Dann lasst mich hören, welche wichtigen Dinge wir besprechen müssen."
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Es dauerte die ganze restliche Nacht und eine ganze Karaffe voll des schweren Weines, bevor Thorin und der Elbenkönig alle Punkte besprochen hatten, die dem Zwerg wichtig waren und eine Einigung erzielt hatten. Als der Morgen graute, nahm der König unter dem Berg das Angebot doch an, sich zurück zu ziehen und ruhte bis zum Nachmittag, bevor er mit seinen Männer gen Erebor aufbrach.
Eigentlich hätte Thorin zufrieden sein müssen, in so vielen Punkten einen Konsens ausgehandelt zu haben, doch er fühlte sich weiter rastlos und kribbelig, so als habe er etwas wichtiges vergessen. Nachts lag er wach auf seinem Lager oder wanderte allein durch die Goldenen Hallen, doch nichts konnte die Unruhe vertreiben, die sich seiner bemächtigt hatte. Da er sich sicher war, dass dies etwas mit Thranduil zu tun hatte, brach er schon nach wenigen Wochen erneut gen Lasgalen auf.
„Was begehrt der König unter dem Berg erneut, dass ich ihm nicht beim letzten Mal gegeben habe?" fragte der Elbenkönig, als der Zwerg am längsten Tag des Jahres vor ihm stand.
„Es scheint, dass die Liste dessen, was wir zu besprechen haben, länger ist, als der Bart eines Zwerges", erwiderte Thorin nicht ohne ein Lächeln.
„Soll ich zuerst ein Mahl und ein Lager für Euch richten lassen?" Thranduils Lippen kräuselten sich bei der Formulierung dieser Frage.
„Nein, ich denke, das hat Zeit", gab der Zwergenkönig zurück. Es bedurfte keiner weiteren Worte, um das weitere Vorgehen zu besprechen und als sich Thranduil erhob, folgte ihm Thorin erneut, bis sie den selben Raum erreicht hatten wie beim letzten Mal und wieder trennten sich ihre Wege erst, als der Morgen graute. Doch als der Zwergenkönig zwei Tage später in seiner Kammer unter dem Erebor saß, brachte ihm auch dieser Besuch keine Ruhe. Sein Inneres war nach wie vor in Aufruhr, ohne dass er sagen könnte warum und er zermarterte sich bereits den Kopf, welche Punkte ihm eine weitere Reise nach Lasgalen ermöglichen würden, ohne dass es nach einem Vorwand aussah.
In den kommenden Monaten bereiste Thorin das Waldlandreich zu jedem vollen Mond, bis der Winter hereinbrach und es unmöglich machte, den Erebor zu verlassen. Seine Berater sahen seine häufigen Besuche in Lasgalen mit Argwohn, doch Thorin beschwichtigte sie immer wieder und Dank Balins Fürsprache konnte er sie immer wieder davon überzeugten, dass die Reisen ein notwendiges Übel waren. Bei jedem seiner Besuche war Thranduil reserviert und doch nicht unfreundlich und beantwortete jede seiner Fragen mit unendlicher Geduld und auch als der Frühling schließlich hereinbrach und Thorin erneut den Palast Lasgalens aufsuchte, erwies ihm der Elbenkönig seine Gastfreundschaft, bewirtete den Zwerg mit einem wahrhaft königlichen Mahl und dem schweren roten Wein, den Thorin bereits kannte. Doch nachdem sie einige Zeit in ihrem üblichen Raum gesessen und dem Rebensaft ausreichend zugesprochen hatten, richtete Thranduil plötzlich das Wort an den König unter dem Berg.
„Nun sagt mir, Thorin Eichenschild, weshalb der König des Erebor erneut sein hart erkämpftes Reich verlässt."
„Das habe ich doch bereits erwähnt", antwortete Thorin mit schwerer Zunge. „Ich bin hier um über die Gewichte der Rubine und Saphire zu sprechen, die Ihr bei uns bestellt habt und über die verspätete Holzlieferung, die Ihr uns noch schuldet."
„Nein, ich spreche von dem wirklichen Grund Eures Besuches." Thranduils irritierend blaue Augen bohrten sich in die seines Gegenübers, so als wollten sie ihn dadurch zwingen, die Wahrheit zu sprechen.
Doch er hatte nicht mit der Sturheit der Zwerge gerechnet. „Wollt Ihr mich narren?" polterte Thorin. „Es gibt keinen anderen Grund."
„Das denke ich schon", beharrte der Elbenkönig. „Jeder Eurer Berater hätte für solche Nichtigkeiten kommen können und doch riskiert der König selbst die Reise nach Lasgalen."
„Es ist meine Aufgabe die Verhandlungen zwischen uns zu führen", erwiderte der König unter dem Berg.
„Ist das wirklich der einzige Grund?" bohrte Thranduil nach.
„Was sollte es denn sonst sein?" gab Thorin angriffslustig zurück.
„Sagt Ihr es mir." Der Herrscher des Waldlandreiches zog fragend eine Augenbraue hoch.
Ablehnend verschränkte Thorin die Arme vor der Brust. „Ich weiß nicht, worauf Ihr hinauswollt."
„Wirklich nicht?" fragte der Elbenmann.
„Nein", knurrte der Zwerg.
Der Elbenkönig seufzte. „Wie schade, dann kenne ich Euch scheinbar besser, als Ihr Euch selbst kennt."
Mit einem Ruck sprang der König unter dem Berg auf die Füße. „Ich weiß nicht, was Ihr mir hier unterstellen wollt, doch ich denke, es ist besser, wenn wir nun scheiden, bevor Wörter fallen, die nicht mehr zurück genommen werden können."
Thranduil machte eine resignierte Handbewegung. „Wie Ihr wünscht."
XXXXXX
Thorin konnte es kaum erwarten, bis er den Weg zu den Räumen zurück gelegt hatte, die der Elbenkönig ihm und seinen Gefährten für die Dauer ihres Aufenthaltes zur Verfügung gestellt hatte. Das Gespräch mit Thranduil hatte ihn sich wie ein Tier fühlen lassen, das von einem Jäger in die Ecke gedrängt worden war und wie ein Tier kannte er im Moment nur eine einzige Antwort auf diese Bedrohung: Flucht. Anstatt sich in seinem eigenen Zimmer zur Ruhe zu legen, öffnete er die Tür zu dem Raum neben dem seinen, in dem seine beiden Begleiter schliefen.
„Aufwachen!" gebot Thorin, indem er mit der Laterne in der Hand, die beiden Zwerge an der Schulter rüttelte. Verschlafen setzten sich die Krieger auf und sahen ihn verwirrt an. „Wir verlassen das Waldlandreich jetzt sofort. Also packt eure Sachen zusammen."
Die Zwerge taten wie ihnen befohlen und auch Thorin sammelte die wenigen Habseligkeiten ein, die er auf die Reise mitgenommen hatte, dann gingen sie gemeinsam zu den Ställen, wo ihre Ponys neben den edlen Rössern der Elben auf sie warteten. Obwohl überall im Palast Elbenkrieger Wache standen, wurden die Zwerge nicht daran gehindert, als sie ihre Pferde sattelten und sie zum Tor führten. Scheinbar hatte der Elbenkönig seine Männer angewiesen Thorin und seinen Gefährten freies Geleit zu gewährleisten, denn niemand hielt sie auf, als sie sich auf den Rücken der Tiere schwangen und den Palast hinter sich ließen. Dank seiner häufigen Besuche kannte Thorin den Grünwald gut genug, um auch bei Nacht den Weg gen Heimat zu finden und der volle Mond spendete genug Licht um den Pfad zwischen den Bäumen nicht zu verlieren. Trotzdem war der Zwergenkönig froh, als sie bei Tagesanbruch endlich den Waldrand erreicht hatten.
Die Strahlen der aufgehenden Sonne tauchten das Gras der steinigen Steppe vor ihm in ein orangefarbenes Licht und weit am Horizont konnte Thorin bereits den Einsamen Berg ausmachen. Der König unter dem Berg lächelte bei dem Gedanken an das leckere Mahl, das Bombur ihnen bereiten würde, wenn sie den Erebor erreicht hatten und gab seinem Pony die Sporen. Flankiert von seinen beiden Männern, ritt der Zwergenkönig ins Freie. Vielleicht lag es an der tiefstehenden Sonne oder auch daran, dass er mit den Gedanken schon fast zu Hause war, dass er die Orks nicht bemerkte, die sich zwischen den Felsen versteckt hatten. Mit einem flirrenden Geräusch flogen die Pfeile auf sie zu und ehe sich Thorin versah, stürzten seine Begleiter tödlich getroffen aus dem Sattel.
Sofort war die Hand des Königs unter dem Berg an seinem Schwert, doch bevor er handeln konnte, durchzuckte ihn ein brennender Schmerz.
Tbc ...
