Diese Fanfiction ist eine Übersetzung meines eigenes Werks auf Englisch, Into the dark. Vielen Dark an Anna Scathach, meinen liebenswerten Beta-Reader!
Kapitel 1: Blendende Schatten.
Draco fühlte sich gedemütigt; es war sicher nicht seine Vorstellung von Rache, ein paar Stunden als eine große, dicke, widerliche Nacktschnecke zu verbringen. Außerdem fühlte er sich geärgert, wütend, schmerzhaft, ängstlich, aber sehr, sehr entschlossen.
Überraschenderweise war es seiner Mutter gelungen, ihn zu finden, zurückzuverwandeln und rechtzeitig aus dem Zug zu ziehen, und jetzt ging er mit großen Schritten neben ihr, seine Wangen scharlachrot und sein verletzter Stolz brennend. Wie seltsam schien es, allein mit ihr zu sein, wie seltsam, dass er nicht um seines Vaters willen so tun sollte, als ob er ruhig und würdig wäre. Wie Lucius es verabscheut hätte, seinen verwandelten Sohn retten zu müssen, wie beschämt hätte er sich gefühlt, wie hart wären die Vorwürfe gewesen, die er Draco wegen seiner Nachlässigkeit und seiner Niederlage gemacht hätte. Dennoch sagte Draco sich die gleichen scharfen Worte, die Lucius benutzt hätte, als ob diese Prinzipien seine eigenen nur geworden wären, wenn er kein Beispiel mehr vor Augen hatte. Er ging schnell, seine glühende Gefühle verbergend so gut er konnte, und tat, als ob er kalt geblieben wäre. Jetzt sollte er erwachsen werden, dachte er. Er werde auf die Höhe seines Vaters stehen, ihn verwöhnen. Er werde mächtig sein. Stark. Ehrenwert.
Doch fühlte er sich noch so hilflos wie ein Kind, als Narcissa seinen Arm zart nahm, und er wurde durch das Gefühl des Apparierens überwältigt.
Dann standen sie auf der Zufahrt, gingen durch die Tore, und waren zu Hause. Wie groß und leer schien jetzt der Hof des Herrenhauses, die weiße Pfauen von Lucius ziellos, schwindlig auf die Hecken umherirrend, auch leer und verloren, weil ihr Besitzer weg war. Draco hatte plötzlich Lust, sich selbst zu schlagen. Diese dumme Vögel wussten sicher gar nicht, dass Lucius weg war. Sie waren völlig hirnlos. Solange die Hauselfen sie fütterten, hätten sie nicht bemerkt, wenn das Haus gebrannt hätte. Auch wenn man hätte denken können, dass sie misstrauisch gegenüber Feuer geworden seien: Als er ein Kind war, am Ausgangspunkt seiner Magie, zündete er gern ihre Flügel an, und dann schimpfte sein Vater ihn aus, schickte ihn aufs Zimmer, kaufte ein paar Pflauen mehr, um die beschädigten zu ersetzen, und befahl den Hauselfen, die Letzteren fürs Abendessen zu braten. Pfauenfleisch schmeckte genau wie Hähnchen. Wie günstig.
Er benahm sich, als ob er verrückt wäre: als ob sie einen eigenen Geist hätten, und Traurigkeit fühlen könnten! Die Tore selbst konnten einfühlsamer sein. Er war reifer gewesen, als er versucht hatte, einem Feuer mit den Vögeln anzuzünden. Er dachte darüber nach, seine Wut später an ihnen auszulassen, entschied sich aber gegen den Plan. Seine Mutter wäre verletzt. Es wäre noch einmal kindisches Benehmen. Und außerdem hatte er keine Lust auf Pfauenfleisch.
Jetzt waren sie drinnen, und das Licht blendete ihn nach der dunkelblauen Nacht. Das Herrenhaus seiner Familie: so riesig, so prunkvoll, verblüffender Reichtum in jedem Detail herausragend. In diesem goldenen Nest, das ihr Haus war, unter den ruhigen, würdigen Porträts, die sich so gut wie nie bewegten, waren sie allein, er und seine Mutter, zwei schwache Wesen ohne ihr Familienoberhaupt… oder eine ruhige, traurige, doch starke Frau mit ihrem erwachsenen und mächtigen Sohn, wenn er beschließen würde, schließlich anständig zu werden.
Doch waren sie ganz allein?
Im hellen Licht des Saal glänzten seine und seiner Mutters weißblonde Haare mit sonnigen Schimmer, doch wenn man sich von dem Eingang entfernte, herein zum Kern des Hauses, wurde es dunkler – eine gefällige Ruhe für seine hellen Augen – und es gab einen dunklen Schatten unter zahllosen anderen, ein großer, magerer, dunkler Schatten mit unordentlichen dunklen Haaren, einem blassen Gesicht, und kohlschwarzen Augen, auf ihm gerichtet.
Dann blinzelte er, und die Silhouette verschwand.
