Disclaimer: Mir gehört nichts, Tolkien gehört alles. Und ich verdiene auch kein Geld damit.

Gegangen

„Nein!"

Mein Schrei zerreißt die Stille, bleibt in der stickigen Luft hängen. Die Zeit scheint sich zu verlangsamen. Ich sehe dich fallen.

Ich knie neben dir. Wie ich an deine Seite gekommen bin? Ich weiß es nicht. Sanft nehme ich dich in die Arme, bette deinen Kopf an meine Schulter. Mühsam schlägst du die Augen auf. Dein Blick sagt mir mehr als tausend Worte.

„Meine Zeit ist gekommen." Deine Worte erreichen mich kaum.

„Nein!" Nicht mehr als ein Hauch. Bitte, Bruder, verlass mich nicht! Langsam hebst du die Hand, legst sie an meine Wange. Meine Tränen benetzen deine Fingerspitzen. Ich habe nicht gemerkt, dass ich weine.

Was soll ich sagen? Ich weiß es nicht. Mein Kopf ist leer, es gibt keine Worte, die ausdrücken, was ich fühle.

Leise beginne ich zu singen. Es ist ein Lied, das ich früher immer gesungen habe, als du noch ein kleines Kind warst und nicht einschlafen konntest. Ich erinnere mich, wie friedlich du ausgesehen hast, wenn du geschlafen hast. An deine ersten Schritte. Den Stolz in deinem Gesicht, als du mich das erste Mal im Schwertkampf besiegt hast.

Dein goldblondes Haar vermischt sich mit meinem schwarzen. Du siehst Mutter sehr ähnlich, weißt du das? Du warst noch sehr klein, als sie nach Vaters Tod zu den Anfurten ging. Es tat weh, sie gehen lassen zu müssen. Wirst du sie jetzt bald wieder sehen?

Du hast die Augen geschlossen und lächelst. Auch du scheinst dich zu erinnern.

Meine Stimme verklingt. Deine Augen öffnen sich wieder. Dein Blick ist nun klar. Deine Hand wischt vorsichtig die Tränen von meiner Wange.

„Bitte, Bruder, lass mich gehen."

„Nein", noch einmal flüstere ich. Meine Stimme scheint zu brechen. „Ich kann nicht. Ich habe geschworen, dich zu schützen."

„Das weiß ich." Dein Lächeln wird traurig. „Und du hast deinen Eid erfüllt. Du warst immer da, wenn ich dich gebraucht habe. Du bist es auch jetzt. Doch nun lass mich gehen."

Meine Tränen tropfen nun ungehindert auf dein Gesicht. Langsam beuge ich mich vor und küsse dich auf die Stirn.

„Hannon le", flüsterst du noch, bevor sich deine Brust ein letztes Mal hebt und senkt. Deine Augen schließen sich.

Du bist gegangen.

ENDE