Es dämmert bereits und ein gespenstischer Nebel liegt über dem Steinkreis. Vereinzelte Sonnenstrahlen kämpfen sich hindurch und tauchen alles in ein fahles Licht. In der Mitte des Steinkreises befindet sich ein besonders großer Stein. Um diesen herum stehen zwei Männer. Auf dem Stein selbst liegt ein weiterer Mann. Er ist mit Händen und Füßen daran gefesselt und zerrt mit Leibeskräften daran. Aber es hilft nichts. Die Schellen aus Eisen halten ihn fest. In seinen dunklen Augen steht die pure Angst. Der Mann, er ist beinahe noch ein Knabe. Vielleicht 16 Jahre alt, hat er sich von den schönen Worten der beiden um ihn stehenden Männer locken lassen. Ja, er wollte ein Held werden. Ja, der Gedanke sein Leben für die Alte Religion und alle anderen Menschen mit Zauberkräften zu geben, erschien ihm bis vor kurzem tatsächlich verlockend.

Aber jetzt, genau in diesem Moment hat es seinen Reiz verloren. Jetzt ist die Ernüchterung eingetreten. Wie hat er sich nur blenden lassen? Wie konnte er sich nur dazu überreden lassen? Er weiß es nicht mehr. Alles was er noch weiß, ist, dass er wieder runter will von diesem Stein. Dass er leben will. Und dass er ganz bestimmt sein Leben nicht opfern will. Bettelnd und weinend fleht er die beiden Männer an. "Bitte, ich bitte Euch. Lasst mich gehen. Ich möchte das nicht. Bitte .. " Aber die beiden Männer lächeln nur. Einer boshafter als der Andere. Keiner von beiden hat die Absicht den jungen Mann wieder gehen zu lassen. Sie sehen einander an. Nicht mehr lange. Nur noch ein weiteres, wenn auch besonderes Opfer und der Wandel wird eintreten. Der junge Mann fleht die beiden Männer an. In seinen Augen glänzen Tränen. "Bitte, lasst mich gehen. Tötet mich nicht. Bitte .. "

Einer der beiden Männer zieht jetzt einen Dolch aus seinem Gürtel. Er ist nicht besonders groß, dafür aber besonders verziert. Auf seinem Griff prangt der Weltenbaum. Der Mann sieht auf. In seinen Augen steht das pure Böse. Er ist ganz in schwarz gekleidet. Es ist Mordred. Er erhebt die Hand, die den Dolch umfasst. Dann stößt er ihn mit Macht in den Körper des Jungen. Er ist sofort tot. Der Dolch hat das Herz durchstoßen. Von dem Opferstein steigt ein kleines, ein winziges Licht auf. Wie ein Glühwürmchen in der Nacht fliegt es los und verschwindet im Nebel. Eine weitere Seele .. und noch eine weitere Seele muss Mordred opfern. Er reicht den Dolch an den ihm gegenüberstehenden Mann. Dieser ergreift ihn und säubert ihn mit einem weichen Tuch. Dann reicht er den Dolch an seinen Herrn zurück. Stolz sieht er ihn an. Ja, Mordred ist ein Herr nach seinem Geschmack. Sein Leben lang war er sein eigener Herr. Nie hätte er gedacht, sich mal jemandem zu unterwerfen. Bislang hat er alle nur ausgenutzt. Selbst Lady Morgana hat er einst in ihrer Naivität benutzt. Aber jetzt ist es anders. Mit Mordreds Hilfe wird er sein Ziel erreichen. Dafür spielt er auch gern den Diener. Mordred wird Arthur Pendragon töten und die Zauberei befreien. Er war schon immer ein Fanatiker. Aber mit Mordred an seiner Seite werden seine Visionen wahr werden. Ein Land für die Magier. Und dafür geht er über Leichen. Das hat er einmal bewiesen. Und er wird es wieder tun. Aber diesmal wird er Erfolg haben.

Sein Herr dreht sich um und verlässt den Steinkreis. Bevor er den Ring jedoch verlässt, ruft er ihm noch etwas zu. "Alvarr? Du weißt, was zu tun ist. Versenke die Leiche im See. Niemand darf wissen, was wir hier machen. All die Menschen, die hierher kommen, sie dürfen nicht wissen, was heute morgen passiert ist. Du weißt das. Vorerst muss es ein Geheimnis bleiben. Erst wenn wir das letzte Opfer so weit haben, werden wir sie informieren. Dann werden wir die Magie vereinen." Alvarr nickt. "Und Alvarr? Reinige den Opferstein. Bereite alles für die letzte noch fehlende Seele vor. Du weißt, die Konstellation der Planeten ist Morgen um Mitternacht."

Alvarr nickt erneut. Dann verlässt Mordred endgültig den Steinkreis und verschwindet im Nebel. Alvarr bleibt allein zurück. Angewidert sieht er auf den Jungen herab. "Einfältiger Kerl." Ein hinterhältiges Grinsen gleitet über sein Gesicht. "Wie konntest du nur Glauben, wir würden dir bis zum Ende eine Wahl lassen." Er schüttelt den Kopf. Menschen sind so furchtbar einfach zu beeinflussen. Wie naiv doch gerade junge Menschen doch immer wieder sein konnten. "Aber sei gewiß, dein Opfer war nicht umsonst." Dann zieht er den leblosen Körper vom Stein um ihn im See verschwinden zu lassen. Mordred hat Recht. Wenn wir die Menschen hier schon jetzt über unser Vorhaben informieren, werden sie uns daran hindern. Menschenleben zu opfern, kommt für sie nicht in Frage. Aber wenn es erst so weit ist, wenn ihr Plan aufgeht, werden sie froh sein, dass er, Alvarr und Mordred es getan haben. "Bis dahin Junge, musst du leider deinen Abschied im See nehmen." Und mit Schwung wirft er den toten Körper des Jungen in den See. Nach einem kurzen Augenblick versinkt dieser in der Tiefe. Zurückbleibt nur ein leichtes Kräuseln auf der Oberfläche.