Die Magie der Gründer
Disclaimer: Alle Charaktere die ihr erkennt gehören nicht mit sondern JKR.
Hermine Granger, 25 Jahre alt, eilte durch die Flure der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei. Ihre Absätze hallten auf dem kühlen Steinboden, während sie sich mit einer Hand durch die Haare fuhr. Die junge Lehrerin für Zauberkunst war auf ihrem Weg zur großen Halle. Zur Zeit waren Schulferien, und der Orden des Phönix hatte ein Treffen einberufen. Professor McGonagall, gleichzeitig Schul- und Ordensleiterin, wollte die Situation in Kontinentaleuropa besprechen. Denn dort ging es derzeit alles andere als friedlich zu,
Hermine seufzte traurig. Alles war anders gekommen, als sie gedacht hatte. Sie war überzeugt gewesen, dass die Zaubererwelt nach dem Fall Voldemorts eine friedlichere sein würde. Doch weit gefehlt – knapp zwei Jahre nach dem der letzte Todesser nach Askaban verschifft wurde, war eine neue Bedrohung am Horizont aufgetaucht. Die dunkle Hexe Gwendoline Delacrux hatte begonnen, Anhänger um sich zu scharen. Innerhalb weniger Jahre war es ihr mit einer resoluten Anti-Muggel-Agenda und dem Hass auf alle Muggelgeborenen gelungen, eine Armee aufzustellen, die es mit den Ministerien auf dem Kontinent aufnehmen konnte.
Und so hatte Delacrux die magischen Regierungen von Frankreich, Deutschland und Russland bereits übernommen. Alle Widerstandskämpfer, zu denen auch Mitglieder des Phönixordens gehörten, konnten nur noch im Untergrund agieren und mit Guerilla-Taktik versuchen, die Machtposition der scheinbar unbezwingbaren Hexe zu schwächen. Auch die Auroren hatten sich dem Untergrund angeschlossen. Aber ihre Gegner waren einfach zu stark – langsam aber sicher verloren die Widerstandskämpfer an Boden. Allein in der letzten Woche waren mehr als 20 ums Leben gekommen, etliche mehr wurden teils lebensbedrohlich verletzt. Die Situation sah ganz und gar nicht gut aus. Allein das britische Zaubereiministerium war noch im Stande, den Einfluss der schwarzen Magier zurück zu drängen.
Auch Harry und Ron, selbst beide Auroren, nahmen an den Kämpfen auf dem Kontinent teil. Hermine machte sich große Sorgen um sie, wann immer sie auf einer Mission waren. Hermine selbst versuchte, Unterstützungsarbeit für die Widerstandskämpfer zu leisten. Sie recherchierte dunkle Flüche und ihre Gegenflüche, braute Gegenmittel für magische Gifte und half bei der Koordination der Angriffe auf Delacrux' Soldaten.
Hogwarts war das Zentrum des Widerstands geworden – Beauxbatons und Durmstrang befanden sich längst im Einflussbereich der dunklen Hexe und Hogwarts war der einzig sichere Ort in ganz Europa. Die Schutzzauber, die das Schloß ummantelten, waren nahezu undurchdringlich. Zudem war Hogwarts die einzige Schule in Europa, die noch muggelgeborene Schüler aufnahm. All das machte Hogwarts zu einem attraktiven Ziel für Delacrux. Hermine war sicher, dass das heutige Treffen schlechte Nachrichten für die Zukunft der Schule bringen würde – in den letzten Tagen hatte Minerva McGonagall noch besorgter ausgesehen, als sonst.
Schnellen Schrittes erreichte Hermine schließlich die große Halle und betrat den Raum. Die verzauberte Decke spiegelte das stürmische Wetter draußen wider – passend zur Stimmung, die unter den anwesenden Ordensmitgliedern herrschte. Hermine begrüßte Kingsley Shacklebolt, den Zaubereiminister, der gleichzeitig auch ein Ordensmitglied war, als ersten. Er stand direkt neben der Eingangstür, sichtlich in seinen Gedanken verloren.
„Hallo Kingsley", begrüßte Hermine den imposanten Mann. „Ich hoffe, die Situation im Ministerium hat sich nicht weiter verschlechtert?"
Der Zaubereiminister lächelte sie matt an. „Hallo Hermine. Ich wünschte, ich könnte behaupten, dass es gut läuft, aber das ist nicht so. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Delacrux ihre Finger auch nach dem britischen Ministerium ausstreckt."
Die junge Hexe schüttelte traurig den Kopf. „Das hört sich gar nicht gut an", sprach sie leise. „Ich hoffe, du irrst dich."
Kingsley lachte gequält auf. „Das wünsche ich mir auch, Hermine. Warum gehst du nicht rüber und sagst Harry und Ron Hallo?"
Hermine warf ihm noch einmal einen traurigen Blick zu bevor sie die Halle durchquerte, um ihre Freunde zu begrüßen.
„Hi Harry, Hi Ron! Schön zu sehen, dass ihr in einem Stück aus Frankreich zurückgekommen seit. Ich hatte solche Angst um euch, als ihr zu eurer letzten Mission aufgebrochen seid."
Harry und Ron erhoben sich von ihren Stühlen und schlossen ihre Freundin in die Arme. „Wir freuen uns auch, dich zu sehen", erwiderte Ron grinsend. „Und du hättest dir wirklich keine Sorgen machen müssen, die Mission ist fantastisch gelaufen. Ich alleine hab schon fünf von Delacrux Soldaten ausgeschaltet, und Harry hat sieben aus dem Verkehr gezogen." Harry nickte ihr aufmunternd zu. „Genau, Hermine. Mach dir nicht immer so einen Kopf. Wir haben schließlich gelernt, wie man mit schwarzen Magiern umgehen muss, als wir im Aurorentraining waren.
Hermine lächelte sie an. „Ich weiß, ich weiß. Es ist ja nicht so, dass ich an euren Fähigkeiten zweifele. Es ist vielmehr die gegnerische Übermacht, die mir Sorgen macht." Harry lehnte sich vor und zerzauste Hermine liebevoll die Haare. „Ach Hermine, ich kann dich ja verstehen. Aber denk immer dran – wir haben Voldemort besiegt, als wir Kinder waren. Da werden wir mit ein Paar durchschnittlichen Schwarzmagiern schon fertig werden."
Ron nickte enthusiastisch, eine Strähne seines vollen roten Haares fiel ihm dabei in die Augen. „Genau. Wir waren gerade einmal elf Jahre alt, als wir ihn das erste Mal besiegt haben – und danach sind wir von Jahr für Jahr nur immer gefährlicheren Situationen entkommen. Vertrau einfach darauf, dass wir immer noch auf uns aufpassen können."
Hermine versuchte genervt, ihre Haare wieder in Ordnung zu bringen und rollte dabei mit den Augen. „Okay, okay. Ich glaub euch ja schon. Aber bitte – seid trotzdem vorsichtig."
Ihre Freunde gaben ihr ihr Wort, gerade als Professor McGonagall den Raum betrat. Sofort wurde es still, alle Gespräche, die zuvor den Raum erfüllt hatten, verstummten augenblicklich. Die verschiedenen Ordensmitglieder nahmen Platz, während McGonagall auf ihren Stuhl in der Mitte der Halle zu ging. Kaum hatte sie sich gesetzt, als sie auch schon das Wort ergriff.
„Herzlich willkommen in Hogwarts. Ich freue mich, dass ihr heute alle vollzählig hier erschienen seid – auch wenn ich keine guten Nachrichten für euch habe."
Die Ordensmitglieder tauschten verstohlene Blicke aus.
„Bevor ich zu den neuesten Entwicklungen komme, möchte ich aber erst einmal, dass alle von uns erfahren, wie die letzte Mission in Frankreich gelaufen ist. Mr. Potter? Mr. Weasley?"
Die beiden Auroren standen auf und nickten McGonagall zu. Harry räusperte sich kurz, bevor er das Wort ergriff.
„Es ist genauso gelaufen, wie wir es geplant hatten." Freudiges Gemurmel erfüllte die Halle. „Wir konnten einige der Kriegsgefangenen, die Delacrux in der Nähe von Lille versteckt gehalten hat, befreien. Viele von ihnen waren in schrecklicher Verfassung, trotzdem ist es uns gelungen, insgesamt 63 Hexen und Zauberer zu retten. Sie befinden sich derzeit an einem sicheren Ort, der vom Fidelius-Zauber geschützt wird. Und da ich der Geheimniswahrer bin, hat Delacrux erstmal keine Chance, an die befreiten Widerstandskämpfer heran zu kommen."
Kurzer Applaus brandete auf, bevor McGonagall die beiden dazu aufforderte, sich wieder zu setzen.
„Endlich einmal gute Nachrichten", sagte die Schulleiterin lächelnd. „Davon gibt es in letzter Zeit leider viel zu wenige. Damit haben wir dem Gegner einen empfindlichen Schlag versetzt. Sie weiß nun, dass es ein Leck in ihrem inneren Kreis gibt, andererseits hätten wir den Ort, an dem die Kriegsgefangenen waren, nie gefunden. Das wird sie sicher nervös machen."
Einige Ordensmitglieder konnten sich das Grinsen nicht verkneifen.
McGonagall fuhr fort. „Aber auch an der Heimatfront gibt es einiges zu berichten. Kingsley, wenn du bitte kurz die Situation schildern würdest?"
„Natürlich, Minerva", sagte der Zaubereiminister als er sich von seinem Sitz erhob. „Noch hat Delacrux keinen direkten Angriff auf das britische Zaubereiministerium unternommen, aber es ist nach unseren Informationen nur noch eine Frage der Zeit, bis sie es versucht. Die Angriffe auf britischem Boden nehmen zu. Das bringt uns in eine prekäre Lage", sprach der dunkelhäutige Zauberer, während er sich mit einem harten Blick im Raum umsah. „Ich muss euch leider mitteilen, dass wir unsere Auroren vom Festland abziehen müssen. Unsere erste Priorität gilt jetzt dem Heimatschutz."
Mehrere Ordensmitglieder, unter ihnen auch Arthur Weasley, sprangen auf. „Aber Kingsley!", rief der Patriarch der Weasley-Familie. „Wenn wir das tun, dann hat der Widerstand auf dem Kontinent kaum noch eine Chance! Die Auroren müssen bleiben!" Zustimmendes Gemurmel erfüllte die große Halle.
Shacklebolt schüttelte nachdenklich den Kopf, während er sich mit einer Hand über seine Glatze fuhr. „Es geht leider nicht anders. Wenn Großbritannien fällt, ist die letzte Hoffnung für Europa verloren. Wir müssen dafür sorgen, dass das nicht geschieht. Das ist jetzt unsere oberste Priorität. Sonst ist auch Hogwarts nicht mehr sicher." Der Zaubereiminister pausierte kurz. „Es gibt aber auch eine gute Nachricht. Mein chinesischer Kollege verhandelt derzeit mit seinem Parlament über Amtshilfe für Großbritannien. Wenn er sich durchsetzt, können wir auf die Unterstützung der chinesischen Auroren zählen. Damit hätten wir einen wichtigen Vorteil in diesem Krieg."
Nun erhob Bill Weasley seine Stimme. „Wie wahrscheinlich ist es denn, dass die Chinesen uns unterstützen werden?"
Kingsley überlegte kurz bevor er ihm antwortete. „Ich schätze die Chancen stehen sehr gut. Ich bin mir zu 90 Prozent sicher, dass wir auf die Chinesen werden zählen können."
Professor McGonagall nickte ihm zu. „Das wäre in der Tat eine große Bereicherung für den Kampf. Die chinesischen Auroren sind kampferprobt und kennen sich bestens mit dunkler Magie aus. Hoffen wir also das beste."
Dann hielt sie kurz inne, holte tief Luft und ihre Miene verhärtete sich. „Es gibt noch einen Punkt auf unserer Tagesordnung.", presste sie nachdrücklich hervor. „Und ich fürchte, hier habe ich schlechte Nachrichten für euch. Unser Spion, der in Delacrux innerem Kreis aktiv ist, hat mir vor kurzem mitgeteilt, welches Ziel ab jetzt die größte Priorität für Delacrux hat." Erneut hielt sie kurz inne. „Und zwar die Zerstörung von Hogwarts."
Nun war der ganze Raum auf den Beinen, alle riefen geschockt durcheinander.
„Wir dürfen das nicht zulassen!"
„Aber es muss doch einen Weg geben, die Schule zu beschützen!"
„Niemals wird Delacrux auch nur einen einzigen Fuss durch die Tore von Hogwarts setzen!"
„Nur über meine Leiche!"
„RUHE!", brüllte McGonagall plötzlich über die versammelten Ordensmitglieder hinweg. Schlagartig herrschte wieder Stille in der Halle. „Es bringt uns nicht weiter, wenn wir alle chaotisch durcheinander reden. Wir müssen einen Plan machen um sicher zu gehen, dass die dunkle Hexe nicht erfolgreich sein wird. Wir müssen uns fragen – was würden die Gründer dieser Schule tun, wenn sie wüssten, dass die Schule in Gefahr ist?"
Kaum hatten die Worte ihren Mund verlassen, zitterte der Boden unter der großen Halle wie bei einem Erdbeben. Die Ordensmitglieder sprangen von ihren Sitzen auf, einige zogen ihre Zauberstäbe. „Ist es schon so weit?", hörte Hermine Luna Lovegood flüstern. „Ist das schon der Angriff?"
Aber es war kein Angriff. Die Wände der größen Halle, die bis eben noch aus Stein gemacht zu sein schienen, leuchteten nun in einem gespensterhaften grün. Fast schien es, als würde das Schloss unter diesem gespenstischen Leuchten zusammenbrechen, aber das war nicht der Fall. Vielmehr schien das Licht über die Steine hinweg auf einen bestimmten Punkt hinzufließen – auf die Eingangshalle. Die Luft erzitterte durch einen lauten Gong, und plötzlich herrschte wieder Stille. Auch der Boden bebte nicht mehr.
Hermine, dicht hinter Harry, Ron und McGonagall, rannte auf die Eingangshalle zu dort angekommen hielten ihre Freunde so abrupt an, dass Hermine in sie herein stolperte und sie zu Boden riss.
„Autsch, mensch Hermine, pass doch auf!", sagte Ron, während er sich seinen Kopf rieb. Schnell standen die drei Freunde wieder auf und starrten auf den Anblick, der sich ihnen bot.
Vor ihnen stand nicht nur eine vollkommen geschockte Professorin McGonagall, sondern auch vier weitere Hexen und Zauberer. Hermine spürte die Macht, die von ihnen ausging, beinahe körperlich. Es waren zwei Männer und zwei Frauen, die Hermine sehr bekannt vorkamen.
„Aber... aber... das kann doch nicht sein!", brachte McGonagall schließlich hervor. „Das sind doch die vier Gründer von Hogwarts!" Der gesamte Orden hatte sich inzwischen hinter ihnen versammelt und betrachtete die Szene mit ungläubigem Staunen.
Einer der beiden Männer lachte darauf hin leise und trat einen Schritt nach vorne. „In der Tat, das sind wir", sagte der braunhaarige Mann. „Ich bin Godric Gryffindor. Das hier", sprach er und deutete auf einen dünnen Mann mit langen, schwarzen Haaren, „ist Salazar Slytherin. Und die beiden bezaubernden Damen sind Rowena Ravenclaw und Helga Hufflepuff."
In der Stille der Eingangshalle hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
Nun trat die elegante, dunkelhaarige Dame hervor, die Gryffindor zuvor als Rowena Ravenclaw identifiziert hatte. „Wir wissen, dass die Schule sich in großer Gefahr befindet. Eine größere Gefahr für Hogwarts hat es noch nie gegeben. Diese Tatsache hat einen mächtigen alten Schutzzauber, den ich gemeinsam mit Salazar entwickelt habe, ausgelöst."
Salazar Slytherin nickte. „Auch wenn Hogwarts zu meinem Entsetzen derzeit Schlammblüter aufnimmt, konnte ich doch nicht tatenlos zusehen, wie mein Lebenswerk vernichtet wird. Deshalb werden wir dafür sorgen, dass die Schule weiterhin bestehen bleibt."
Auch Helga Hufflepuff ergriff nun das Wort. „Der Zauber, der uns gerade zurück unter die Lebenden gebracht hat, ist erst komplett, wenn wir auch einige andere Zauberer und Hexen wieder zum Leben erweckt haben – nämlich die mächtigsten Magier, die Hogwarts je gesehen hat. Diese Zauberer, durch unsere Magie gebunden, werden alles dafür tun, um das Schloss zu beschützen – genau so wie wir selbst. Damit werden wir sicher stellen, dass niemand die Schule in Schutt und Asche legen kann."
Professor McGonagall fand als erste ihre Sprache wieder. „Sehr verehrte Gründer... ich danke Ihnen! Wir waren uns schon sicher, dass die Schule fallen würde. Aber durch ihre Magie wird das Schloss auch die nächsten tausend Jahre überdauern. Bitte – fahren Sie fort mit ihrem Zauber."
Die vier Gründer nickten ihr lächelnd zu. „Es ist allerdings besser, wenn wir dafür nach draußen gehen – hier drin ist vielleicht nicht genug Platz für alle Magier, die heute von den Toten wieder auferstehen werden."
Hermine war noch immer völlig sprachlos, während sie den Gründern auf das Schulgelände folgte. Kurz darauf begannen die Gründer, ihre Magie zu wirken. Das selbe gespenstisch-grüne Licht, dass zuvor die große Halle erfüllt hatte, breitete sich nun außerhalb von Hogwarts aus. Wieder ertönte ein lauter Gong und dann...
Dann standen plötzlich nicht mehr nur die versammelten Ordensmitglieder und die Gründer vor Hogwarts, sondern auch Dutzende anderer Magier. Und unter ihnen, das erkannte Hermine sofort, waren nicht nur Severus Snape, Lily Evans, James Potter uns Sirius Black sondern auch Albus Dumbledore – und Tom Marvolo Riddle.
