Severus hatte gewartet, dass sie anklagend mit dem Finger auf ihn zeigen würde.
„Professor Snape hat mit einer Schülerin geschlafen!"
Aber nichts war passiert.
Er hatte gewartet, dass sich der „Traum" wiederholte, aber er war seit jenem letzten Mal nicht wiedergekehrt.
Stattdessen waren andere Träume gekommen, wilde Locken, braune Augen, schreckgeweitete Augen, wie sie ihn jetzt jedes mal ansahen, wenn er seinen Blick auf sie legte. Als hätte sie Angst, er könnte etwas sagen oder tun.
Wovor hatte sie Angst, ausgerechnet sie?
Er hatte Wochen gewartet ohne dass etwas passiert war, dass ihr Geheimnis offen legte.
Soweit er es sah, wusste niemand außer ihm und Hermione Granger was in jener Nacht in seinem Bett passiert war.
Nur sie und er.
Granger schien keine Absicht zu haben, das Geschehene zur Sprache zu bringen, als wäre es nie passiert.
Außer der Begegnung in den Gängen, zwei Tage nach der Nacht, als er das verdammte Buch aufgehoben hatte. Sie musste es direkt danach in die verbotene Abteilung zurück geschmuggelt haben. Er wusste nun welchen Zauber sie benutzt hatte, höchst schwierig und kompliziert, kombiniert mit einem Trank, der ihre Träume miteinander verbunden hatte. Zumindest der Zauber erforderte ein starkes Verlangen nach etwas, einen tiefen Wunsch, damit er funktionierte.
Nun gab es keine Anzeichen mehr, dass es tatsächlich sie gewesen war.
Keine Bemerkungen mehr, außer ihrem nur für ihn zweideutigen Danke, als er das Buch aufgehoben hatte.
Kein weiteres wissendes Lächeln, nur das stille Erröten, von dem er nicht wusste, ob es Angst, Scham oder etwas anderes war.
Dabei war er sich jetzt sicher, dass sie es war. Wann immer er sie nun sah mit ihren braunen Locken, erinnerte er sich daran, wie seine Finger sich in das lockige dichte Haar seiner Verführerin gegraben hatten.
Dabei ergab es jetzt Sinn, zumindest das Wie.
Hermione Granger, fähig genug die erforderlichen Zauber auszusprechen und den schwierigen Trank zu brauen
Zielstrebig und hartnäckig genug so einen Plan über lange Zeit aufrechtzuerhalten und durchzuführen.
Dazu war sie bereits einmal in seine Vorratskammer eingebrochen, sicherlich konnte sie also in seine privaten Räume ungesehen gelangen.
Und fast noch wichtiger unschuldig genug, um tatsächlich noch nun ja unschuldig zu sein.
Jedenfalls vor dieser Nacht.
Das Schuljahr war fast vorbei, ihr letztes Schuljahr und dann wäre sie weg, unerreichbar und er wusste es immer noch nicht.
Musste es aber wissen, musste wissen warum.
Warum er.
Warum sie.
Das einzige, was keinen Sinn ergab.
„Warum ich, Miss Granger?"
Aber wie sollte er ihr allein gegenüberstehen, ohne an das zu denken, was passiert war?
Ohne es nochmal tun zu wollen?
Merlin stehe ihm bei, sie hatte ihn doch in den Wahnsinn getrieben.
