Titel: Hírfuin
Autor: Sailanis
Disclaimer: Alle unbekannten Charaktere gehören mir, alle anderen sind Eigentum von J.R.R. Tolkien.
Grüße: Gaaanz liebe Grüße an die Leute aus Calenbar o Legolas, Lady_Elleth, den Leuten es Vanwa und DinenElvellon
Hírfuin, Teil 1: Die Vorhersehung
Ein dunkles, ein starkes Wesen
Tief im Osten versteckt liegt es
Besiegt werden muss es
Und zerstört sein Verderben
Fünf sind es
Ein Krieger aus dem Wald
Einer, der einstmals König sein wird
Einer, der die Sterne gesehen hat über Beleriand
Einer, ein Herz und eine Seele,
die sich niemals trennen werden
Und ein Kämpfer
Aus dem Schatten
Der, der es schon einmal versucht hat.
Ein süßer Duft lag in der Luft. Die Blumen, die Bäume und der Fluss machten diesen Ort so lieblich, so wunderschön. Traurig waren Legolas Erinnerungen an den Düsterwald, denn das Böse hatte dort Einzug erhalten, und schon lange war von einer solchen Schönheit nur noch zu träumen. Nur ein Grund dafür, dass er so gerne hier war, in den Gärten Loriens.
Er lag auf einer der großen Wiesen, nahe des Flusses Nimrodel, und beobachtete die wenigen Wolken, die über ihm vorbeizogen. So sehr war er von ihnen fasziniert, dass er den Mann in der dunklen Kluft gar nicht bemerkte.
„Da liegt er, der Prinz aus dem Düsterwald. Lange ist es her, dass ich ihm das Leben gerettet habe, und vor langer Zeit ist auch der Beweis seiner Hilfsbereitschaft erbracht worden. Und trotzdem, viele Abenteuer haben wir seitdem erlebt. Ob er sich freut, mich zu sehen?" Aragorn näherte sich dem Elben, langsam und geräuschlos, denn selbst die Erstgeborenen vermochten einen Waldläufer nicht zu hören, wenn dieser es nicht wollte.
„Hallo, mein Freund! Darf sich ein erschöpfter Waldläufer zu euch gesellen?" Legolas sprang auf, erschreckt, mit einer so plötzlichen Bewegung, dass er mit seiner Schulter gegen Aragorns Kopf stieß. Von diesem konnte er dann auch nur noch einen gequälten Schmerzensschrei hören, bevor Aragorn bewusstlos wurde.
Legolas wusste sofort, dass er seinen alten Freund verletzt hatte, doch konnte er sich ein amüsiertes Lachen nicht verkneifen. Vorsichtig hob er den jungen Aragorn auf seinen Arme, denn leicht war dieser mit seinen 40 Jahren, und brachte ihn nach Caras Galadhon.
Einige Stunden waren seit Legolas und Aragorns Wiedersehen vergangen, doch erst jetzt hatten beide Gelegenheit miteinander zu reden. Gemeinsam saßen sie vor den Türen Galadriels, denn zu ihr kommen sollten sie sobald Aragorn wieder wach war, und sprachen nun gemeinsam über ihre Erlebnisse, erzählten sich Geschichten und auch das eine oder andere Lied wurde angestimmt. Und es dauerte auch nicht lange, da waren sie nicht mehr allein. Haldir, der gerade mit seiner Wachtruppe von den östlichen Grenzen zurückkam, verabschiedete sich gerade von seinem Bruder Rumil, als er Aragorn und Legolas auf dem Flett vor Galadriels Halle sitzen sah. Auch er war von Galadriel gebeten worden an dem Treffen teilzunehmen.
Kaum hatte er sich zu ihnen gesetzt erschien sie, in ihrer vollen Schönheit, glänzend, und mit zugleich golden und silbern schimmerndem Haar. „Tretet herein, denn zu besprechen habe ich etwas mit euch. Seid willkommen, Aragorn, erfreut bin ich, dass ihr euren Weg hierher gefunden habt." „Und gerne erfreue ich euch mit meiner Anwesenheit" sprach Aragorn und trat zusammen mit Haldir und Legolas ein.
Angenehm kühl war es hier, in Galadriels Halle. Über den Raum verteilt lagen viele Kissen, Decken und ein paar wenige Stühle. An den Wänden hingen Laternen, Blätter und Blüten bedeckten den Boden. Drei große Fenster hatte der Raum, östlich, westlich und nördlich. Dort, vor dem Fenster zum Norden hin, setzte sich Galadriel auf ein großes, mit wundervollen Stickereien versehendes Kissen. Drei weitere, etwas kleinere, lagen vor ihr verteilt. „Setzt euch!" bat sie ihre Besucher, und ohne Widerspruch ließen sich alle drei vor ihr nieder.
„Nun, ihr wisst es sicher schon, doch nicht aus Zufall seid ihr alle hier. Bitten möchte ich euch um etwas. Nachrichten sind gekommen, aus dem Nordosten, dass etwas böses wieder auferstanden ist. Sei es nun in Verbindung mit dem erneuten Erstärken Saurons oder mag es andere Gründe dafür geben, doch eine Gefahr ist es, eine Gefahr, die ausgelöscht werden muss."
Ein kalter Schauer lief Legolas Rücken herunter. Es war, als würde er eine Stimme in seinem Kopf hören, die ihm leise etwas zuflüsterte. ‚Gehe, du musst gehen. Die Vorhersehung sagt es.' Tief blickte er in die Augen Galadriels, so lange, bis sie ihren Blick zu Haldir neigte.
„Geträumt habe ich, und eine Nachricht erhalten. Nur wenige sind dazu auserkoren, diese Wesen, aus dunkler Nacht und tiefen Schatten, zu besiegen. Und noch wenigere sind es, die sich trauen, diesen Weg zu gehen." Eine tiefe Unruhe stieg in Haldir auf. ‚Ein langer Weg ist es, wahrlich, doch muss er gegangen werden. Von ihnen. Von dir.' Haldir hörte diese Stimme nicht zum ersten mal, und er wusste, sie war nur für ihn bestimmt.
„Eine Vorhersehung ist es. Was sie sagt, möchte ich euch nicht vorenthalten, denn wichtig ist sie für euch." Auch Aragorn konnte sie hören, diese innere Stimme, denn innen erklang sie, auch wenn sie von außen kam. ‚Ja, hör gut zu, wichtig ist diese Nachricht. Und ein gefährlicher Weg wird es werden.'
„Hört denn, was meine Träume mir gesagt haben:
Ein dunkles, ein starkes Wesen
Tief im Osten versteckt liegt es
Besiegt werden muss es
Und zerstört sein Verderben
Einer von ihnen wird die Waffe benutzen
Fünf sind es
Ein Krieger aus dem Wald
Einer, der einstmals König sein wird
Einer, der die Sterne gesehen hat über Beleriand
Einer, ein Herz und eine Seele,
die sich niemals trennen werden
Und ein Kämpfer
Aus dem Schatten
Der, der es schon einmal versucht hat.
Es ist eine Vorhersehung, und ich vermag nicht alles zu verstehen, was sie sagt. Doch gewiss bin ich mir, der Krieger aus dem Wald ist Legolas, der, der einstmals König wird ist Aragorn und der, der die Sterne über Beleriand sah, das ist Haldir. Eure Aufgabe wird es nicht nur sein, dieses Wesen zu finden, es zu vernichten, ihr müsst auch die anderen beiden finden, denn Fünf sind es, die in der Vorhersehung genannt werden."
Es brauchte nur einen kurzen Blick, und schon waren sich Haldir, Legolas und Aragorn sicher. Sie würden alles tun, um ihren Auftrag zu erledigen. „Gerne tun wir, wonach ihr verlangt, Galadriel, doch, wisst ihr noch etwas über diese Wesen? Wenig Informationen haben wir bis jetzt, und wenig hilfreich sind die, die wir haben." Aragorn hoffte auf mehr Einzelheiten, genauso wie die anderen beiden, denn ihre Reise würde sicher schwer werden.
Es war in diesem Moment, da Celeborn eintrat und sich neben Galadriel setzte.
„Gerne würde ich euch mehr sagen, denn vertraut bin ich mit dieser Geschichte. Dieses Wesen, Hírfuin wird es genannt, Herr der Finsternis, und schon zu Anbeginn der Tage war es da, gezüchtet von Melkor. Im Norden lebte es schon damals, doch Angband hieß damals sein Zuhause. Zerstört wurde Angband jedoch, und Hírfuin ging nach Osten, bis zu den Eisenbergen. Dort ist er noch immer. Nur einer wagte jemals den Versuch, Hírfuin zu besiegen, doch er versagte. Was aus ihm geworden ist, wissen wir nicht, denn auch sein Name ist uns unbekannt. Nur eines kann ich euch sagen. Er hatte eine Waffe bei sich, die einzige, die Hírfuin besiegen konnte. Doch hat dieser sie weggeschleudert, hinaus, in das weite Meer zu Westen hin. Dort soll sie heute liegen, auf einer kleinen Insel, und wahrlich, eine ungewöhnliche Waffe ist es. Denn von einer Flöte reden wir hier, und nur einer von euch Fünf kann die Melodie spielen, die ihn tötet.
Daher wird es eure Aufgabe sein, zunächst in den Westen zu fahren, aufs Meer hinaus, um diese Insel zu finden, denn ohne die Flöte werdet ihr keinen Erfolg haben. Solltet ihr das schaffen, wird euch euer Weg weiterführen, in die Eisenberge. Und achtet genau auf euren Weg, denn vielleicht trefft ihr die anderen beiden, die zu den Fünf gehören. Eure Sachen sind bereits gepackt, und wenn ihr nichts einzuwenden habt, dann wird eure Reise morgen in der Frühe starten. Wir haben Sommer, und ich bitte euch, das Nebelgebirge über den Caradhras zu durchqueren, denn das ist der sicherste Weg. Geht jetzt, legt euch schlafen, wir sehen und Morgen früh am Westtor von Caras Galadhon."
Celeborn beendete seine rede mit der Übergabe von einem kleinen Stoffbeutel. „Öffnet ihn erst, wenn ihr alle zusammen seid." Sagte er ihnen noch, um schließlich mit Galadriel den kleinen Saal zu verlassen. Nicht lange, und Haldir, Legolas und Aragorn folgten. Angenehme Träume würden sie haben in dieser Nacht, das letzte mal für eine lange Zeit.
Der Morgen war klar und die Temperaturen waren bereits sehr angenehm. Vor einer Stunde hatten Haldir, Legolas und Aragorn die Wälder Loriens verlassen und waren auf dem Weg zum Caradhras, zum Rothorn-Pass. Nur wenige Stunden waren sie unterwegs, immer nach Nordwesten reitend, bis ihr Weg begann an Höhe zu gewinnen. Schon bald war sogar ihnen kalt, und nur ihre Mäntel schützen sie noch.
Hier nun mussten sie ihre Geschwindigkeit etwas drosseln, denn die Wege waren steil, eng und voller Steine, Baumwurzeln und Äste. Während Haldir und Aragorn oftmals Probleme hatten, konnte Legolas häufig vorauseilen, denn geschickt war sein Pferd Dario, und noch genau konnte er sich an den Tag erinnern, da er es von seinem Vater geschenkt bekam. Wie viele schöne Stunden hatte er mit seinem Pferd verbracht, und wie oft war Dario ein großer Trost für ihn. Behutsam glitten seine Finger über die weiße Mähne seines Freundes, als er endlich den Pass vor sich sah, der die Gefährten hinunter bis nach Eregion führen würde. Er drehte sich um und wartete auf seine Freunde.
Nur wenige Minuten später waren auch Haldir und Aragorn zu sehen. Haldir saß auf seinem Pferd, ungewöhnlich sicher, denn viele Waldelben vermieden den Ritt auf den großen Vierbeinern. Haldir allerdings musste sein Pferd oft benutzen, und so war einer der besten Reiter der Galadhrim.
„Legolas, mein Freund, was erwartet dich hier, dass du dich so beeilst? Ist es etwa ein Elbenmädchen, das dein Herz so schnell heraneilen lässt?" Verschmitzt sah Aragorn Legolas an. Und auch Haldir konnte ein Lächeln nicht zurückhalten. „Nun, Aragorn, beeilen will ich mich, damit ich mir eure blöden Kommentare nicht mehr anhören muss. Und glaubt mir, hätte sie einen Namen, euch würde ich ihn nicht verraten. Viel mehr wundert es mich, dass Aragorn uns noch nicht zu einem Besuch in Bruchtal überreden wollte, oder wie siehst du das, Haldir?" Ohne zu antworten brach Haldir in ein schallendes Gelächter aus, ebenso wie Aragorn und Legolas. Vielleicht war dies einer der Gründe, warum sie die Pfeile erst sahen, als es bereits zu spät war.
Plötzlich wieherte Dario laut auf. Auf seine Hinterbeine stellte er sich, und Legolas wäre beinahe heruntergefallen. Schnell versteckten sich die drei Freunde hinter einem der großen Sträucher am Rande des Weges. Legolas wollte seinen Bogen spannen, doch wurde er zu sehr durch Dario abgelenkt: Vier Pfeile steckten in dessen Körper, Blut durchtränkte sein weißes Fell. „Legolas! Worauf wartest du?" Er konnte sich nicht bewegen. Dario stand schon nicht mehr, er lag bereits am Boden, blutend. Langsam kroch Legolas zu ihm, zärtlich streichelte er sein Fell. „nicht jetzt, bitte Dario, verlass mich nicht." Selten hatte er einen solchen Schmerz gespürt. Plötzlich erinnerte er sich wieder ganz deutlich an den tag, an dem seine Mutter und seine Schwester starben. Doch plötzlich hörte er wieder eine Stimme.
‚Geh, Legolas, geh. Oder willst du Aragorn und Haldir auch noch verlieren?' Langsam erhob er sich und blickte zur Seite. Wie viele Orks waren in den wenigen Momenten gekommen? Zu viele für zwei, doch Legolas wusste, zu dritt könnten sie es schaffen. So lange schoss er Pfeile bis sein Köcher leer war. Und selbst dann kämpfte er noch weiter, mit seinen beiden Kurzschwertern. Doch nie ließ ihn der Gedanke an Dario los.
Haldir sah besorgt zu Legolas. Es war sicher nicht fair, einen geliebten Freund so früh zu verlieren, und sowohl er als auch Aragorn wussten um die Trauer, die er beim Tod seiner Schwester und seiner Mutter empfunden hatte. Doch auch ein positiver Gedanke erschien ihnen. Die Orks wurden weniger, und schon bald lagen sie alle am Boden, tot oder so schwer verletzt, dass ihr Tod bald eintreten würde. Legolas hatte keine Augen mehr für sie. Erneut saß er an der Seite Darios. Aber sein Freund war bereits tot. So sehr war Legolas in seiner Trauer versunken, dass er ihn nicht sah, wie er sich an ihn heranschlich, wie er sein Messer hob und zustach.
Aragorn sah seinen Freund bei Dario sitzen. Haldir trat an seine Seite, und voller Mitgefühl beobachteten sie ihren Freund. Vielleicht hätten sie den Ork, der plötzlich wieder aufstand und auf Legolas einstach aufhalten können, wenn sie zu ihm gegangen wären. Doch so kam es anders.
Sie rannten zu ihm, Aragorn erstach den Ork, während Haldir den schwer verletzten Legolas auf seine Arme hob. „Noch gestern war er es, der mich trug. Und jetzt müssen wir um sein Leben bangen. Haldir, kannst du nach Bruchtal reiten, so schnell wie möglich? Ich nehme Legolas, doch mit ihm bin ich nicht ganz so schnell. Hol Elrond, sag ihm, er soll uns entgegenkommen." Aragorn wusste, wie knapp seine Zeit war. Und auch Haldir zögerte nicht. Behutsam übergab er Legolas an Aragorn, und ritt auf seinem Pferd davon.
„Halte durch Legolas, halt durch, ja?" Aragorn standen Tränen in den Augen als er Legolas auf sein Pferd hob und losritt.
Sechs Stunden. Seit Ritt dauerte jetzt schon sechs Stunden. Links neben ihm floss der Bruinen entlang, und noch viele weitere Stunden vor ihm lag Bruchtal. Aragorn konnte nur hoffen, dass Haldir schnell genug war. Vorsichtig drückte er den Körper seines Freundes noch fester an seinen eigenen. Seine Hände waren blutverschmiert, und sein Gesicht beinahe so fahl wie das von Legolas. Er wollte sich aufs Reiten konzentrieren, doch sein einziger Gedanke galt dem Wesen, das hier vor ihm auf dem Sattel kauerte, in tiefer Bewusstlosigkeit, kaum fähig, sich zu rühren, und dem Tod näher als dem Leben.
Seine Hoffnung schwand. Bis er sie sah. Sie kamen. Zwei Reiter mussten es sein, die da auf ihn zukamen, und schon von Weitem konnte Aragorn das weiße Pferd Glorfindels erkennen. Schnell war Asfaloth, und schon bald stand Aragorn neben Glorfindel. „Wie geht es ihm, Aragorn?" „Schlecht, Glorfindel. Nur ungern gebe ich ihn aus meinen Händen, aber Asfaloth reitet schneller als mein Pferd. Nimm ihn, Glorfindel, und pass gut auf ihn auf."
Schwer fiel Aragorn der Abschied von Legolas, doch er wusste, es war besser so. Nicht lange dauerte es, und Glorfindel war nicht mehr zu sehen. Gemeinsam mit Haldir ritt Aragorn zurück nach Bruchtal.
„Aragorn? Aragorn, wach auf!" Langsam öffnete er seine Augen. Wo war er? Und was machte er hier? Plötzlich kamen die Erinnerungen wieder, und schmerzvoll war sie. Er blickte auf und sah Arwen vor sich stehen. Einen Moment lang wollte er nichts sehnlicher als sich an sie zu lehnen, sie ganz nah bei sich zu haben, doch sofort musst er an Legolas denken.
„Wie geht es ihm, Arwen? Hat er es geschafft? Sag nicht, er sei tot. Kann ich zu ihm? Arwen?" Sanft streichelte sie sein Gesicht. Sorge lag in ihren Augen, aber keine Trauer. „Gut geht es ihm, für die Umstände. Mein Vater hat sich sofort um ihn gekümmert. Beinahe wäre es zu spät gewesen, aber hör Aragorn, Legolas ist stark, und sein junger Geist wird uns sicher noch lange begleiten." Erleichtert war Aragorn, als er dies hörte.
Von Arwen ließ er sich zu Legolas Zimmer führen. Auch Haldir war dort, an Legolas Seite, seine Finger umschlossen dessen Hand. Aragorn setzte sich gleichfalls zu ihnen, in einer sanften Bewegung berührten seine Finger Legolas Gesicht. Bleich sah er aus, und sein Körper schien keinerlei Kraft mehr in sich zu haben. Doch bereits jetzt war jedem klar, Legolas würde sich schon bald erholt haben.
Mittlerweile war auch Elrond eingetreten. Leise sprach er zu ihnen, nicht ohne einen freundlichen Blick zu Aragorn zu werfen, der sich jedoch abschwächte, als er Arwen neben ihm sah. „Kommt, noch braucht euer Freund Ruhe und ihr solltet etwas essen. Vor Allem ihr, Haldir, denn die ganze Nacht habt ihr an seiner Seite gesessen, und selbst ein Elb ermüdet mal." Und so verließen sie alle den Raum, auf den Weg zum Speisesaal.
Aragorn machte sich seine eigenen Gedanken zu dem Gesagten. Nicht schwer fiel es ihm aus Elronds letzten Satz eine gewisse Feindlichkeit ihm und seinem Volk gegenüber zu spüren. War es immer noch das Mistrauen aufgrund Isildurs Versagen? Oder mochte ihn Elrond jetzt noch weniger, da er um Arwens Hand angehalten hatte? Aragorn vermochte es nicht genau zu sagen, und so saß er neben Haldir und konnte Arwen nur von weitem beobachten.
Zwei Wochen dauerte der Aufenthalt von Legolas, Haldir und Aragorn, und selbst diese Zeit war eigentlich nicht ausreichend um Legolas wieder komplett zu heilen. Doch eilig war ihr Auftrag, und sie konnten ihn nicht allzu lange ruhen lassen. Ein langer Weg lag vor ihnen, sicher nicht einfacher gemacht durch den Zwang aufgrund Legolas Verletzungen nicht allzu schnell zu reiten.
Der Abschied fiel dieses mal schwerer, denn nun wussten die Gefährten, dass ihre Wege nicht frei von Gefahren waren. Noch immer schmerzte Legolas der Verlust Darios, besonders jetzt, wo er auf einem neuen Pferd Platz genommen hatte. Viele Pfade würde er mit diesem bereiten, über die Furt, vorbei an den Trollhöhen, die Wetterberge entlang, durch den Brandywein und schließlich bis hin zu den Grauen Anfurten, denn von dort würden sie auf das Meer hinaus fahren. Und trotzdem, schon jetzt wusste Legolas, nichts würden diese Wege werden im Vergleich zu dem, was er mit Dario erlebt hatte.
Es war nicht das einzige ungute Gefühl, dass er bei seinem Abschied hatte. Er fühlte, er hatte etwas zurückgelassen, und auch Aragorn und Haldir ging es so. Einzig Aragorn fühlte sich durch sein Weggehen auch erleichtert, denn schwer fiel ihm der Umgang mit Elrond. So ritten sie weiter, drei Tage, bis sie zum Brandywein kamen.
Nahe des östlichen Ufers bauten sie ihr Schlaflager auf. Unterschiedlich waren ihre Träume in dieser Nacht, doch unangenehm waren sie alle. Legolas sah die Bilder Darios wieder vor seinen Augen und Haldir träumte von dunklen Gestalten, die in Lorien Einzug gehalten hatten. Aragorn hingegen hatte erneut den selben Traum, den er schon seit vielen Tagen hatte, nur war er diesmal deutlicher, klarer. Immer wieder sah er die alte Königsstadt, Annúminas, und den Abendrotsee, an dessen südlichen Ufer die Stadt lag. Er wusste nicht wieso, aber sie zog ihn an. Nur ungern wollte er einen Umweg machen, doch etwas in ihm sagte ihm, dass es wichtig sei.
„Was ist los mit dir, Aragorn?" Legolas schaute ihn besorgt an. Schon lange war ihm das merkwürdige Verhalten Aragorns aufgefallen. Etwas beschäftigte ihn, das war offensichtlich. „Ich weiß nicht, es ist nur..." Er machte eine kurze Pause, denn er wusste nicht wirklich, was er sagen sollte. „Ich denke, wir sollten einen Umweg machen. Nach Annúminas. Etwas sagt mir, dass es wichtig ist."
Auch Haldir, der einen sehr leichten Schlaf hatte, war nun aufmerksam geworden. „Dann sollten wir dorthin reiten. Doch ich denke, nicht meine Meinung ist es, die hier wichtig ist, denn Legolas muss entscheiden, ob er bereit ist, einen zusätzlichen Weg zu gehen, und du Aragorn, du musst dir klar darüber werden, ob es wichtig ist. Vielleicht sollten wir diese Nacht darüber schlafen, denn wahrlich, ihr zwei seht müde aus. Am Morgen können wir dann immer noch entscheiden. Gute Nacht." Auch Legolas und Aragorn folgten seinem Beispiel und legten sich hin zum Schlafen.
Klarheit brachte der nächste Morgen. Nicht am Himmel, denn neblig war es, doch die Gefährten hatten eine Entscheidung getroffen. Nach Annúminas würden sie gehen, und zwar so schnell wie möglich. Nicht weit entfernt war die ehemalige Königsstadt, und so ritten sie nicht mehr als sechs Stunden bis zum südlichen Ufer des Abendrotsees.
Nicht mehr war von Annúminas übrig als eine Ruine. Die ehemalige Hauptstadt des nördlichen Königreiches musste ihre Stellung an Fornost abgeben, und daraufhin dauerte es nicht mehr lange bis sie vollends entvölkert war. Schon als er eintrat versprach sich Aragorn, diese Stadt wieder aufzubauen sobald er König sein würde. Doch würde er König sein? Versprochen hatte er es Arwen, und er wusste, er musste sich an sein Versprechen halten. Sein Leben könnte ihn der Versuch vielleicht kosten, doch was war ein Leben ohne die Frau, die er liebte? Niemals, und dessen war sich Aragorn gewiss, niemals würde Elrond seine Tochter an einen einfachen sterblichen geben. Und so musste er beweisen, dass er kein einfacher Sterblicher war.
Haldir schaute sich aufmerksam in der Stadt um, während sie zum ehemaligen Königspalast ritten. Und auch dort blieben seine Augen an jedem Detail heften. Noch immer waren Gegenstände von großem Wert hier, kein Geldwert, doch zeitlich überaus bemerkenswert. Auf einem der Steinsockel sah er eine kleine Kiste stehen. Aus Holz war sie, mit Schnitzereien versehen. „Ein großer Künstler muss hieran gearbeitet haben" bemerkte er während er sich die Kiste genau anschaute..
Plötzlich rief er laut aus. „Seht, was ich hier gefunden habe. Paur Echui steht auf der Kiste, und darunter die Vorhersehung! Aragorn, mein Freund, ich glaube unsere Entscheidung war genau richtig." Schnell eilten die anderen beiden zu Haldir. Auch sie schauten sich die Kiste an und sahen den Spruch, den Galadriel ihnen einst auf ihrem Flett erzählte. Vorsichtig wollten sie die Kiste öffnen, doch ein Schloss hinderte sie.
„Vielleicht sollten wir sie geschlossen halten. Paur Echui, das Erwachen der Faust, hört sich für mich nicht so an, als wäre es im Moment von großer Bedeutung für uns. Nehmen wir sie mit, sicher wird sich noch als nützlich erweisen. Doch sollten wir jetzt gehen, denn es scheint mir, als hätten wir gefunden, wonach wir gesucht haben." Legolas nahm die Kiste an sich und verließ den Raum, Haldir und Aragorn folgten ihm. Plötzlich blieb Legolas stehen. Nur einen einzigen Augenblick, bis er laut schrie: „Raus, schnell, beeilen wir uns!"
Die anderen wussten kaum wie ihnen geschieht, doch sobald sie den Palast verlassen hatten, brach dieser noch weiter zusammen. Sicher wären sie gestorben, begraben unter schweren Steinen, wenn Legolas scharfe Ohren nicht das Knarren der Säulen gehört hätte. „Gehen wir wieder, wir haben was wir brauchen." Legolas stieg auf sein Pferd und war bereit, die Stadt wieder zu verlassen. Etwas missfiel Haldir an der Art, wie Legolas auf sein Pferd aufsaß. Doch vermochte er nicht zu sagen was es war ,und so schwieg er. Es dauerte nicht lange, da hatten sie die Abendrotberge hinter sich gelassen und kamen nun in die Sichtweite der Blauen Berge.
Fische unterschiedlichster Arten schwammen im Wasser. Ruhig stand sie am Ufer, ihre Füße wurden von der warmen Gischt umspült, sie beobachtete die Fische. Langsam richtete sie ihren Blick auf den fernen Hafen. Wie lange war es wohl her, dass ihre Mutter sie für diesen Tag vorbereitet hatte? Traurig war sie bei dem Gedanken an den Verlust ihrer Mutter, und daran, dass sie diesen Ort verlassen musste. Doch ändern konnte sie es nicht. Die Vorhersehung wollte es so.
Weit waren sie geritten an diesem Tag, und sie konnten bereits den Fluss Lhûn sehen. In der Ferne hörten Legolas und Haldir die Wölfe heulen, doch weit weg schienen ihre Rufe, und so entschlossen sie sich, eine letzte Schlafstätte vor dem Erreichen der Grauen Anfurten zu errichten. Vorsichtig lehnte sich Legolas an einen Baum und schlief sofort ein. Erneut musste Haldir feststellen, dass etwas nicht stimmte. Da lag er, Legolas, Prinz vom Düsterwald, schlafend, mit geschlossenen Augen. Doch Haldir wusste, viel hatte zu passieren, damit ein Elb mit geschlossenen Augen schläft.
Aragorn schaute zu seinen Freunden. Die Sorgen waren Haldir anzusehen als er sich neben ihn setzte. Wie gut, wie lange kannten sich die Drei jetzt? Viel Jahre waren es, und trotzdem wenig im Vergleich zu einem Elbenleben. Und obwohl sie beide Legolas noch nicht allzu lange kannten sorgten sie sich sehr um ihn. Plötzlich sah Aragorn das Verhalten Elronds von einem anderen Blickwinkel. Er selbst würde niemals zulassen, dass Legolas etwas zustößt, er würde ihn immer beschützen, dabei waren sie noch nicht einmal verwand. Elrond dagegen sollte seine Tochter an einen Sterblichen geben, sie dem Tode aussetzen. Wie schwer musste das für einen Vater sein? Aragorn wusste dies nicht, noch, wie er ein solches Opfer von Arwens Vater verlangen konnte, von dem Mann, der ihn aufgezogen hatte nach dem Tode seines eigenen Vaters. Zweifel beherrschten seine Gedanken, und nur die plötzlichen Geräusche, die scheinbar von überall her kamen, konnten ihn wieder in die Realität zurückbringen.
Haldir empfand großes Mitleid für den Menschen. Wie sehr musste er unter seiner Liebe zu Arwen leiden? Und trotzdem, er wusste wenigstens, wo er Arwen finden konnte, wie es ihr erging. Haldir dachte traurig an seine eigene Liebe zurück, die er vor so vielen Jahren verloren hatte. Gerade wollte er sich schlafen legen, da hörte er um sich herum das Getrappel von Pfoten.
Nur ein kurzer Blick zu Aragorn war genügend, und Beide wussten, es war keine Einbildung. „Schnell, viele Wölfe scheinen es zu sein. Pack die Sachen, ich lösche das Feuer und wecke Legolas auf!" Aragorn warf Sand über das kleine Lagerfeuer und kniete sich neben Legolas. „Wach auf, mein Freund, es geht weiter!" Sofort öffnete der Elb seine Augen. Aragorn gab ihm seine Hand und half ihm auf. Schnell lief Legolas zu seinem Pferd und Aragorn verwundert. Doch keine Zeit hatten die Gefährten für Verwunderung, und so saßen sie bald auf ihren Pferden und ritten geradeaus zu den Grauen Anfurten
Es war dunkel, und die drei Freunde konnten sich nicht allzu schnell vorwärts bewegen. Wie schon oft war Legolas ihnen voraus, Haldir und Aragorn blieben etwas zurück. „Du hast es auch gemerkt, nicht wahr Aragorn? Etwas stimmt nicht mit ihm. Erschöpft ist er, und seine Kraft scheint zu schwinden." Aragorn schaute ihn besorgt an. „Ja, Haldir, so ist es. Heiß, fiebrig war seinen Hand, vorhin, als ich ihm aufhalf. Vielleicht sind es immer noch die Verletzungen die ihn so zu schaffen machen. Aber er erzählt uns ja nichts. Denn stolz seid ihr Elben, und wenig besorgt um euch selbst. Doch nicht immer ist das zum Guten."
„Weise Worte", antwortete ihm Haldir, doch für weitere Gespräche blieb keine Zeit. Mit einem mal kamen sie von überall her, Wölfe, vielleicht vier Dutzend in ihrer Anzahl. Haldir und Aragorn wurden von ihnen umkreist, und wenig hätten sie tun können, wäre Legolas nicht gekommen und hätte beinahe die ganze vordere Reihe mit Pfeilen niedergeschossen. Sofort nutzten Aragorn und Haldir die Lücke im Kreis und ritten los, doch sicher waren sie noch nicht, denn schnell waren die Wölfe.
Mit letzter Kraft erreichten sie die Grauen Anfurten, den Hafen von Mithlond. Glück hatten sie, denn schon aus der Ferne hatte Cìrdan die Not der Drei bemerkt und einige Bogenschützen ausgesandt. Schon bald waren die Wölfe tot und die Gefährten sicher. Geschwind stiegen sie von ihren Pferden ab, zumindest Haldir und Aragorn. Doch zu erschöpft war Legolas, zu sehr schmerzten seine Wunden als dass er sich hätte bewegen können.
Vorsichtig legte Aragorn seinen Arm um Legolas Schulter, um ihm zusammen mit Haldir vom Pferd zu helfen. Dort, am Boden, lag er nun, in Haldirs Armen, seinen Kopf an dessen Schultern gepresst, und nur einen Wunsch hatte er. „Schlafen, bitte, nur einen Augenblick, nur etwas Ruhe..." Selbst zum Reden hatte er kaum noch Kraft und so versank er in Haldirs väterlicher Umarmung in einen tiefen Schlaf. „Ja, Legolas, schlaf ruhig. Mach dir keine Sorgen." Behutsam gab ihm Aragorn einen Kuss auf die Stirn und trug ihn mit Haldir in eines der Zimmer, das Cìrdan für sie bereitgestellt hatte.
Autor: Sailanis
Disclaimer: Alle unbekannten Charaktere gehören mir, alle anderen sind Eigentum von J.R.R. Tolkien.
Grüße: Gaaanz liebe Grüße an die Leute aus Calenbar o Legolas, Lady_Elleth, den Leuten es Vanwa und DinenElvellon
Hírfuin, Teil 1: Die Vorhersehung
Ein dunkles, ein starkes Wesen
Tief im Osten versteckt liegt es
Besiegt werden muss es
Und zerstört sein Verderben
Fünf sind es
Ein Krieger aus dem Wald
Einer, der einstmals König sein wird
Einer, der die Sterne gesehen hat über Beleriand
Einer, ein Herz und eine Seele,
die sich niemals trennen werden
Und ein Kämpfer
Aus dem Schatten
Der, der es schon einmal versucht hat.
Ein süßer Duft lag in der Luft. Die Blumen, die Bäume und der Fluss machten diesen Ort so lieblich, so wunderschön. Traurig waren Legolas Erinnerungen an den Düsterwald, denn das Böse hatte dort Einzug erhalten, und schon lange war von einer solchen Schönheit nur noch zu träumen. Nur ein Grund dafür, dass er so gerne hier war, in den Gärten Loriens.
Er lag auf einer der großen Wiesen, nahe des Flusses Nimrodel, und beobachtete die wenigen Wolken, die über ihm vorbeizogen. So sehr war er von ihnen fasziniert, dass er den Mann in der dunklen Kluft gar nicht bemerkte.
„Da liegt er, der Prinz aus dem Düsterwald. Lange ist es her, dass ich ihm das Leben gerettet habe, und vor langer Zeit ist auch der Beweis seiner Hilfsbereitschaft erbracht worden. Und trotzdem, viele Abenteuer haben wir seitdem erlebt. Ob er sich freut, mich zu sehen?" Aragorn näherte sich dem Elben, langsam und geräuschlos, denn selbst die Erstgeborenen vermochten einen Waldläufer nicht zu hören, wenn dieser es nicht wollte.
„Hallo, mein Freund! Darf sich ein erschöpfter Waldläufer zu euch gesellen?" Legolas sprang auf, erschreckt, mit einer so plötzlichen Bewegung, dass er mit seiner Schulter gegen Aragorns Kopf stieß. Von diesem konnte er dann auch nur noch einen gequälten Schmerzensschrei hören, bevor Aragorn bewusstlos wurde.
Legolas wusste sofort, dass er seinen alten Freund verletzt hatte, doch konnte er sich ein amüsiertes Lachen nicht verkneifen. Vorsichtig hob er den jungen Aragorn auf seinen Arme, denn leicht war dieser mit seinen 40 Jahren, und brachte ihn nach Caras Galadhon.
Einige Stunden waren seit Legolas und Aragorns Wiedersehen vergangen, doch erst jetzt hatten beide Gelegenheit miteinander zu reden. Gemeinsam saßen sie vor den Türen Galadriels, denn zu ihr kommen sollten sie sobald Aragorn wieder wach war, und sprachen nun gemeinsam über ihre Erlebnisse, erzählten sich Geschichten und auch das eine oder andere Lied wurde angestimmt. Und es dauerte auch nicht lange, da waren sie nicht mehr allein. Haldir, der gerade mit seiner Wachtruppe von den östlichen Grenzen zurückkam, verabschiedete sich gerade von seinem Bruder Rumil, als er Aragorn und Legolas auf dem Flett vor Galadriels Halle sitzen sah. Auch er war von Galadriel gebeten worden an dem Treffen teilzunehmen.
Kaum hatte er sich zu ihnen gesetzt erschien sie, in ihrer vollen Schönheit, glänzend, und mit zugleich golden und silbern schimmerndem Haar. „Tretet herein, denn zu besprechen habe ich etwas mit euch. Seid willkommen, Aragorn, erfreut bin ich, dass ihr euren Weg hierher gefunden habt." „Und gerne erfreue ich euch mit meiner Anwesenheit" sprach Aragorn und trat zusammen mit Haldir und Legolas ein.
Angenehm kühl war es hier, in Galadriels Halle. Über den Raum verteilt lagen viele Kissen, Decken und ein paar wenige Stühle. An den Wänden hingen Laternen, Blätter und Blüten bedeckten den Boden. Drei große Fenster hatte der Raum, östlich, westlich und nördlich. Dort, vor dem Fenster zum Norden hin, setzte sich Galadriel auf ein großes, mit wundervollen Stickereien versehendes Kissen. Drei weitere, etwas kleinere, lagen vor ihr verteilt. „Setzt euch!" bat sie ihre Besucher, und ohne Widerspruch ließen sich alle drei vor ihr nieder.
„Nun, ihr wisst es sicher schon, doch nicht aus Zufall seid ihr alle hier. Bitten möchte ich euch um etwas. Nachrichten sind gekommen, aus dem Nordosten, dass etwas böses wieder auferstanden ist. Sei es nun in Verbindung mit dem erneuten Erstärken Saurons oder mag es andere Gründe dafür geben, doch eine Gefahr ist es, eine Gefahr, die ausgelöscht werden muss."
Ein kalter Schauer lief Legolas Rücken herunter. Es war, als würde er eine Stimme in seinem Kopf hören, die ihm leise etwas zuflüsterte. ‚Gehe, du musst gehen. Die Vorhersehung sagt es.' Tief blickte er in die Augen Galadriels, so lange, bis sie ihren Blick zu Haldir neigte.
„Geträumt habe ich, und eine Nachricht erhalten. Nur wenige sind dazu auserkoren, diese Wesen, aus dunkler Nacht und tiefen Schatten, zu besiegen. Und noch wenigere sind es, die sich trauen, diesen Weg zu gehen." Eine tiefe Unruhe stieg in Haldir auf. ‚Ein langer Weg ist es, wahrlich, doch muss er gegangen werden. Von ihnen. Von dir.' Haldir hörte diese Stimme nicht zum ersten mal, und er wusste, sie war nur für ihn bestimmt.
„Eine Vorhersehung ist es. Was sie sagt, möchte ich euch nicht vorenthalten, denn wichtig ist sie für euch." Auch Aragorn konnte sie hören, diese innere Stimme, denn innen erklang sie, auch wenn sie von außen kam. ‚Ja, hör gut zu, wichtig ist diese Nachricht. Und ein gefährlicher Weg wird es werden.'
„Hört denn, was meine Träume mir gesagt haben:
Ein dunkles, ein starkes Wesen
Tief im Osten versteckt liegt es
Besiegt werden muss es
Und zerstört sein Verderben
Einer von ihnen wird die Waffe benutzen
Fünf sind es
Ein Krieger aus dem Wald
Einer, der einstmals König sein wird
Einer, der die Sterne gesehen hat über Beleriand
Einer, ein Herz und eine Seele,
die sich niemals trennen werden
Und ein Kämpfer
Aus dem Schatten
Der, der es schon einmal versucht hat.
Es ist eine Vorhersehung, und ich vermag nicht alles zu verstehen, was sie sagt. Doch gewiss bin ich mir, der Krieger aus dem Wald ist Legolas, der, der einstmals König wird ist Aragorn und der, der die Sterne über Beleriand sah, das ist Haldir. Eure Aufgabe wird es nicht nur sein, dieses Wesen zu finden, es zu vernichten, ihr müsst auch die anderen beiden finden, denn Fünf sind es, die in der Vorhersehung genannt werden."
Es brauchte nur einen kurzen Blick, und schon waren sich Haldir, Legolas und Aragorn sicher. Sie würden alles tun, um ihren Auftrag zu erledigen. „Gerne tun wir, wonach ihr verlangt, Galadriel, doch, wisst ihr noch etwas über diese Wesen? Wenig Informationen haben wir bis jetzt, und wenig hilfreich sind die, die wir haben." Aragorn hoffte auf mehr Einzelheiten, genauso wie die anderen beiden, denn ihre Reise würde sicher schwer werden.
Es war in diesem Moment, da Celeborn eintrat und sich neben Galadriel setzte.
„Gerne würde ich euch mehr sagen, denn vertraut bin ich mit dieser Geschichte. Dieses Wesen, Hírfuin wird es genannt, Herr der Finsternis, und schon zu Anbeginn der Tage war es da, gezüchtet von Melkor. Im Norden lebte es schon damals, doch Angband hieß damals sein Zuhause. Zerstört wurde Angband jedoch, und Hírfuin ging nach Osten, bis zu den Eisenbergen. Dort ist er noch immer. Nur einer wagte jemals den Versuch, Hírfuin zu besiegen, doch er versagte. Was aus ihm geworden ist, wissen wir nicht, denn auch sein Name ist uns unbekannt. Nur eines kann ich euch sagen. Er hatte eine Waffe bei sich, die einzige, die Hírfuin besiegen konnte. Doch hat dieser sie weggeschleudert, hinaus, in das weite Meer zu Westen hin. Dort soll sie heute liegen, auf einer kleinen Insel, und wahrlich, eine ungewöhnliche Waffe ist es. Denn von einer Flöte reden wir hier, und nur einer von euch Fünf kann die Melodie spielen, die ihn tötet.
Daher wird es eure Aufgabe sein, zunächst in den Westen zu fahren, aufs Meer hinaus, um diese Insel zu finden, denn ohne die Flöte werdet ihr keinen Erfolg haben. Solltet ihr das schaffen, wird euch euer Weg weiterführen, in die Eisenberge. Und achtet genau auf euren Weg, denn vielleicht trefft ihr die anderen beiden, die zu den Fünf gehören. Eure Sachen sind bereits gepackt, und wenn ihr nichts einzuwenden habt, dann wird eure Reise morgen in der Frühe starten. Wir haben Sommer, und ich bitte euch, das Nebelgebirge über den Caradhras zu durchqueren, denn das ist der sicherste Weg. Geht jetzt, legt euch schlafen, wir sehen und Morgen früh am Westtor von Caras Galadhon."
Celeborn beendete seine rede mit der Übergabe von einem kleinen Stoffbeutel. „Öffnet ihn erst, wenn ihr alle zusammen seid." Sagte er ihnen noch, um schließlich mit Galadriel den kleinen Saal zu verlassen. Nicht lange, und Haldir, Legolas und Aragorn folgten. Angenehme Träume würden sie haben in dieser Nacht, das letzte mal für eine lange Zeit.
Der Morgen war klar und die Temperaturen waren bereits sehr angenehm. Vor einer Stunde hatten Haldir, Legolas und Aragorn die Wälder Loriens verlassen und waren auf dem Weg zum Caradhras, zum Rothorn-Pass. Nur wenige Stunden waren sie unterwegs, immer nach Nordwesten reitend, bis ihr Weg begann an Höhe zu gewinnen. Schon bald war sogar ihnen kalt, und nur ihre Mäntel schützen sie noch.
Hier nun mussten sie ihre Geschwindigkeit etwas drosseln, denn die Wege waren steil, eng und voller Steine, Baumwurzeln und Äste. Während Haldir und Aragorn oftmals Probleme hatten, konnte Legolas häufig vorauseilen, denn geschickt war sein Pferd Dario, und noch genau konnte er sich an den Tag erinnern, da er es von seinem Vater geschenkt bekam. Wie viele schöne Stunden hatte er mit seinem Pferd verbracht, und wie oft war Dario ein großer Trost für ihn. Behutsam glitten seine Finger über die weiße Mähne seines Freundes, als er endlich den Pass vor sich sah, der die Gefährten hinunter bis nach Eregion führen würde. Er drehte sich um und wartete auf seine Freunde.
Nur wenige Minuten später waren auch Haldir und Aragorn zu sehen. Haldir saß auf seinem Pferd, ungewöhnlich sicher, denn viele Waldelben vermieden den Ritt auf den großen Vierbeinern. Haldir allerdings musste sein Pferd oft benutzen, und so war einer der besten Reiter der Galadhrim.
„Legolas, mein Freund, was erwartet dich hier, dass du dich so beeilst? Ist es etwa ein Elbenmädchen, das dein Herz so schnell heraneilen lässt?" Verschmitzt sah Aragorn Legolas an. Und auch Haldir konnte ein Lächeln nicht zurückhalten. „Nun, Aragorn, beeilen will ich mich, damit ich mir eure blöden Kommentare nicht mehr anhören muss. Und glaubt mir, hätte sie einen Namen, euch würde ich ihn nicht verraten. Viel mehr wundert es mich, dass Aragorn uns noch nicht zu einem Besuch in Bruchtal überreden wollte, oder wie siehst du das, Haldir?" Ohne zu antworten brach Haldir in ein schallendes Gelächter aus, ebenso wie Aragorn und Legolas. Vielleicht war dies einer der Gründe, warum sie die Pfeile erst sahen, als es bereits zu spät war.
Plötzlich wieherte Dario laut auf. Auf seine Hinterbeine stellte er sich, und Legolas wäre beinahe heruntergefallen. Schnell versteckten sich die drei Freunde hinter einem der großen Sträucher am Rande des Weges. Legolas wollte seinen Bogen spannen, doch wurde er zu sehr durch Dario abgelenkt: Vier Pfeile steckten in dessen Körper, Blut durchtränkte sein weißes Fell. „Legolas! Worauf wartest du?" Er konnte sich nicht bewegen. Dario stand schon nicht mehr, er lag bereits am Boden, blutend. Langsam kroch Legolas zu ihm, zärtlich streichelte er sein Fell. „nicht jetzt, bitte Dario, verlass mich nicht." Selten hatte er einen solchen Schmerz gespürt. Plötzlich erinnerte er sich wieder ganz deutlich an den tag, an dem seine Mutter und seine Schwester starben. Doch plötzlich hörte er wieder eine Stimme.
‚Geh, Legolas, geh. Oder willst du Aragorn und Haldir auch noch verlieren?' Langsam erhob er sich und blickte zur Seite. Wie viele Orks waren in den wenigen Momenten gekommen? Zu viele für zwei, doch Legolas wusste, zu dritt könnten sie es schaffen. So lange schoss er Pfeile bis sein Köcher leer war. Und selbst dann kämpfte er noch weiter, mit seinen beiden Kurzschwertern. Doch nie ließ ihn der Gedanke an Dario los.
Haldir sah besorgt zu Legolas. Es war sicher nicht fair, einen geliebten Freund so früh zu verlieren, und sowohl er als auch Aragorn wussten um die Trauer, die er beim Tod seiner Schwester und seiner Mutter empfunden hatte. Doch auch ein positiver Gedanke erschien ihnen. Die Orks wurden weniger, und schon bald lagen sie alle am Boden, tot oder so schwer verletzt, dass ihr Tod bald eintreten würde. Legolas hatte keine Augen mehr für sie. Erneut saß er an der Seite Darios. Aber sein Freund war bereits tot. So sehr war Legolas in seiner Trauer versunken, dass er ihn nicht sah, wie er sich an ihn heranschlich, wie er sein Messer hob und zustach.
Aragorn sah seinen Freund bei Dario sitzen. Haldir trat an seine Seite, und voller Mitgefühl beobachteten sie ihren Freund. Vielleicht hätten sie den Ork, der plötzlich wieder aufstand und auf Legolas einstach aufhalten können, wenn sie zu ihm gegangen wären. Doch so kam es anders.
Sie rannten zu ihm, Aragorn erstach den Ork, während Haldir den schwer verletzten Legolas auf seine Arme hob. „Noch gestern war er es, der mich trug. Und jetzt müssen wir um sein Leben bangen. Haldir, kannst du nach Bruchtal reiten, so schnell wie möglich? Ich nehme Legolas, doch mit ihm bin ich nicht ganz so schnell. Hol Elrond, sag ihm, er soll uns entgegenkommen." Aragorn wusste, wie knapp seine Zeit war. Und auch Haldir zögerte nicht. Behutsam übergab er Legolas an Aragorn, und ritt auf seinem Pferd davon.
„Halte durch Legolas, halt durch, ja?" Aragorn standen Tränen in den Augen als er Legolas auf sein Pferd hob und losritt.
Sechs Stunden. Seit Ritt dauerte jetzt schon sechs Stunden. Links neben ihm floss der Bruinen entlang, und noch viele weitere Stunden vor ihm lag Bruchtal. Aragorn konnte nur hoffen, dass Haldir schnell genug war. Vorsichtig drückte er den Körper seines Freundes noch fester an seinen eigenen. Seine Hände waren blutverschmiert, und sein Gesicht beinahe so fahl wie das von Legolas. Er wollte sich aufs Reiten konzentrieren, doch sein einziger Gedanke galt dem Wesen, das hier vor ihm auf dem Sattel kauerte, in tiefer Bewusstlosigkeit, kaum fähig, sich zu rühren, und dem Tod näher als dem Leben.
Seine Hoffnung schwand. Bis er sie sah. Sie kamen. Zwei Reiter mussten es sein, die da auf ihn zukamen, und schon von Weitem konnte Aragorn das weiße Pferd Glorfindels erkennen. Schnell war Asfaloth, und schon bald stand Aragorn neben Glorfindel. „Wie geht es ihm, Aragorn?" „Schlecht, Glorfindel. Nur ungern gebe ich ihn aus meinen Händen, aber Asfaloth reitet schneller als mein Pferd. Nimm ihn, Glorfindel, und pass gut auf ihn auf."
Schwer fiel Aragorn der Abschied von Legolas, doch er wusste, es war besser so. Nicht lange dauerte es, und Glorfindel war nicht mehr zu sehen. Gemeinsam mit Haldir ritt Aragorn zurück nach Bruchtal.
„Aragorn? Aragorn, wach auf!" Langsam öffnete er seine Augen. Wo war er? Und was machte er hier? Plötzlich kamen die Erinnerungen wieder, und schmerzvoll war sie. Er blickte auf und sah Arwen vor sich stehen. Einen Moment lang wollte er nichts sehnlicher als sich an sie zu lehnen, sie ganz nah bei sich zu haben, doch sofort musst er an Legolas denken.
„Wie geht es ihm, Arwen? Hat er es geschafft? Sag nicht, er sei tot. Kann ich zu ihm? Arwen?" Sanft streichelte sie sein Gesicht. Sorge lag in ihren Augen, aber keine Trauer. „Gut geht es ihm, für die Umstände. Mein Vater hat sich sofort um ihn gekümmert. Beinahe wäre es zu spät gewesen, aber hör Aragorn, Legolas ist stark, und sein junger Geist wird uns sicher noch lange begleiten." Erleichtert war Aragorn, als er dies hörte.
Von Arwen ließ er sich zu Legolas Zimmer führen. Auch Haldir war dort, an Legolas Seite, seine Finger umschlossen dessen Hand. Aragorn setzte sich gleichfalls zu ihnen, in einer sanften Bewegung berührten seine Finger Legolas Gesicht. Bleich sah er aus, und sein Körper schien keinerlei Kraft mehr in sich zu haben. Doch bereits jetzt war jedem klar, Legolas würde sich schon bald erholt haben.
Mittlerweile war auch Elrond eingetreten. Leise sprach er zu ihnen, nicht ohne einen freundlichen Blick zu Aragorn zu werfen, der sich jedoch abschwächte, als er Arwen neben ihm sah. „Kommt, noch braucht euer Freund Ruhe und ihr solltet etwas essen. Vor Allem ihr, Haldir, denn die ganze Nacht habt ihr an seiner Seite gesessen, und selbst ein Elb ermüdet mal." Und so verließen sie alle den Raum, auf den Weg zum Speisesaal.
Aragorn machte sich seine eigenen Gedanken zu dem Gesagten. Nicht schwer fiel es ihm aus Elronds letzten Satz eine gewisse Feindlichkeit ihm und seinem Volk gegenüber zu spüren. War es immer noch das Mistrauen aufgrund Isildurs Versagen? Oder mochte ihn Elrond jetzt noch weniger, da er um Arwens Hand angehalten hatte? Aragorn vermochte es nicht genau zu sagen, und so saß er neben Haldir und konnte Arwen nur von weitem beobachten.
Zwei Wochen dauerte der Aufenthalt von Legolas, Haldir und Aragorn, und selbst diese Zeit war eigentlich nicht ausreichend um Legolas wieder komplett zu heilen. Doch eilig war ihr Auftrag, und sie konnten ihn nicht allzu lange ruhen lassen. Ein langer Weg lag vor ihnen, sicher nicht einfacher gemacht durch den Zwang aufgrund Legolas Verletzungen nicht allzu schnell zu reiten.
Der Abschied fiel dieses mal schwerer, denn nun wussten die Gefährten, dass ihre Wege nicht frei von Gefahren waren. Noch immer schmerzte Legolas der Verlust Darios, besonders jetzt, wo er auf einem neuen Pferd Platz genommen hatte. Viele Pfade würde er mit diesem bereiten, über die Furt, vorbei an den Trollhöhen, die Wetterberge entlang, durch den Brandywein und schließlich bis hin zu den Grauen Anfurten, denn von dort würden sie auf das Meer hinaus fahren. Und trotzdem, schon jetzt wusste Legolas, nichts würden diese Wege werden im Vergleich zu dem, was er mit Dario erlebt hatte.
Es war nicht das einzige ungute Gefühl, dass er bei seinem Abschied hatte. Er fühlte, er hatte etwas zurückgelassen, und auch Aragorn und Haldir ging es so. Einzig Aragorn fühlte sich durch sein Weggehen auch erleichtert, denn schwer fiel ihm der Umgang mit Elrond. So ritten sie weiter, drei Tage, bis sie zum Brandywein kamen.
Nahe des östlichen Ufers bauten sie ihr Schlaflager auf. Unterschiedlich waren ihre Träume in dieser Nacht, doch unangenehm waren sie alle. Legolas sah die Bilder Darios wieder vor seinen Augen und Haldir träumte von dunklen Gestalten, die in Lorien Einzug gehalten hatten. Aragorn hingegen hatte erneut den selben Traum, den er schon seit vielen Tagen hatte, nur war er diesmal deutlicher, klarer. Immer wieder sah er die alte Königsstadt, Annúminas, und den Abendrotsee, an dessen südlichen Ufer die Stadt lag. Er wusste nicht wieso, aber sie zog ihn an. Nur ungern wollte er einen Umweg machen, doch etwas in ihm sagte ihm, dass es wichtig sei.
„Was ist los mit dir, Aragorn?" Legolas schaute ihn besorgt an. Schon lange war ihm das merkwürdige Verhalten Aragorns aufgefallen. Etwas beschäftigte ihn, das war offensichtlich. „Ich weiß nicht, es ist nur..." Er machte eine kurze Pause, denn er wusste nicht wirklich, was er sagen sollte. „Ich denke, wir sollten einen Umweg machen. Nach Annúminas. Etwas sagt mir, dass es wichtig ist."
Auch Haldir, der einen sehr leichten Schlaf hatte, war nun aufmerksam geworden. „Dann sollten wir dorthin reiten. Doch ich denke, nicht meine Meinung ist es, die hier wichtig ist, denn Legolas muss entscheiden, ob er bereit ist, einen zusätzlichen Weg zu gehen, und du Aragorn, du musst dir klar darüber werden, ob es wichtig ist. Vielleicht sollten wir diese Nacht darüber schlafen, denn wahrlich, ihr zwei seht müde aus. Am Morgen können wir dann immer noch entscheiden. Gute Nacht." Auch Legolas und Aragorn folgten seinem Beispiel und legten sich hin zum Schlafen.
Klarheit brachte der nächste Morgen. Nicht am Himmel, denn neblig war es, doch die Gefährten hatten eine Entscheidung getroffen. Nach Annúminas würden sie gehen, und zwar so schnell wie möglich. Nicht weit entfernt war die ehemalige Königsstadt, und so ritten sie nicht mehr als sechs Stunden bis zum südlichen Ufer des Abendrotsees.
Nicht mehr war von Annúminas übrig als eine Ruine. Die ehemalige Hauptstadt des nördlichen Königreiches musste ihre Stellung an Fornost abgeben, und daraufhin dauerte es nicht mehr lange bis sie vollends entvölkert war. Schon als er eintrat versprach sich Aragorn, diese Stadt wieder aufzubauen sobald er König sein würde. Doch würde er König sein? Versprochen hatte er es Arwen, und er wusste, er musste sich an sein Versprechen halten. Sein Leben könnte ihn der Versuch vielleicht kosten, doch was war ein Leben ohne die Frau, die er liebte? Niemals, und dessen war sich Aragorn gewiss, niemals würde Elrond seine Tochter an einen einfachen sterblichen geben. Und so musste er beweisen, dass er kein einfacher Sterblicher war.
Haldir schaute sich aufmerksam in der Stadt um, während sie zum ehemaligen Königspalast ritten. Und auch dort blieben seine Augen an jedem Detail heften. Noch immer waren Gegenstände von großem Wert hier, kein Geldwert, doch zeitlich überaus bemerkenswert. Auf einem der Steinsockel sah er eine kleine Kiste stehen. Aus Holz war sie, mit Schnitzereien versehen. „Ein großer Künstler muss hieran gearbeitet haben" bemerkte er während er sich die Kiste genau anschaute..
Plötzlich rief er laut aus. „Seht, was ich hier gefunden habe. Paur Echui steht auf der Kiste, und darunter die Vorhersehung! Aragorn, mein Freund, ich glaube unsere Entscheidung war genau richtig." Schnell eilten die anderen beiden zu Haldir. Auch sie schauten sich die Kiste an und sahen den Spruch, den Galadriel ihnen einst auf ihrem Flett erzählte. Vorsichtig wollten sie die Kiste öffnen, doch ein Schloss hinderte sie.
„Vielleicht sollten wir sie geschlossen halten. Paur Echui, das Erwachen der Faust, hört sich für mich nicht so an, als wäre es im Moment von großer Bedeutung für uns. Nehmen wir sie mit, sicher wird sich noch als nützlich erweisen. Doch sollten wir jetzt gehen, denn es scheint mir, als hätten wir gefunden, wonach wir gesucht haben." Legolas nahm die Kiste an sich und verließ den Raum, Haldir und Aragorn folgten ihm. Plötzlich blieb Legolas stehen. Nur einen einzigen Augenblick, bis er laut schrie: „Raus, schnell, beeilen wir uns!"
Die anderen wussten kaum wie ihnen geschieht, doch sobald sie den Palast verlassen hatten, brach dieser noch weiter zusammen. Sicher wären sie gestorben, begraben unter schweren Steinen, wenn Legolas scharfe Ohren nicht das Knarren der Säulen gehört hätte. „Gehen wir wieder, wir haben was wir brauchen." Legolas stieg auf sein Pferd und war bereit, die Stadt wieder zu verlassen. Etwas missfiel Haldir an der Art, wie Legolas auf sein Pferd aufsaß. Doch vermochte er nicht zu sagen was es war ,und so schwieg er. Es dauerte nicht lange, da hatten sie die Abendrotberge hinter sich gelassen und kamen nun in die Sichtweite der Blauen Berge.
Fische unterschiedlichster Arten schwammen im Wasser. Ruhig stand sie am Ufer, ihre Füße wurden von der warmen Gischt umspült, sie beobachtete die Fische. Langsam richtete sie ihren Blick auf den fernen Hafen. Wie lange war es wohl her, dass ihre Mutter sie für diesen Tag vorbereitet hatte? Traurig war sie bei dem Gedanken an den Verlust ihrer Mutter, und daran, dass sie diesen Ort verlassen musste. Doch ändern konnte sie es nicht. Die Vorhersehung wollte es so.
Weit waren sie geritten an diesem Tag, und sie konnten bereits den Fluss Lhûn sehen. In der Ferne hörten Legolas und Haldir die Wölfe heulen, doch weit weg schienen ihre Rufe, und so entschlossen sie sich, eine letzte Schlafstätte vor dem Erreichen der Grauen Anfurten zu errichten. Vorsichtig lehnte sich Legolas an einen Baum und schlief sofort ein. Erneut musste Haldir feststellen, dass etwas nicht stimmte. Da lag er, Legolas, Prinz vom Düsterwald, schlafend, mit geschlossenen Augen. Doch Haldir wusste, viel hatte zu passieren, damit ein Elb mit geschlossenen Augen schläft.
Aragorn schaute zu seinen Freunden. Die Sorgen waren Haldir anzusehen als er sich neben ihn setzte. Wie gut, wie lange kannten sich die Drei jetzt? Viel Jahre waren es, und trotzdem wenig im Vergleich zu einem Elbenleben. Und obwohl sie beide Legolas noch nicht allzu lange kannten sorgten sie sich sehr um ihn. Plötzlich sah Aragorn das Verhalten Elronds von einem anderen Blickwinkel. Er selbst würde niemals zulassen, dass Legolas etwas zustößt, er würde ihn immer beschützen, dabei waren sie noch nicht einmal verwand. Elrond dagegen sollte seine Tochter an einen Sterblichen geben, sie dem Tode aussetzen. Wie schwer musste das für einen Vater sein? Aragorn wusste dies nicht, noch, wie er ein solches Opfer von Arwens Vater verlangen konnte, von dem Mann, der ihn aufgezogen hatte nach dem Tode seines eigenen Vaters. Zweifel beherrschten seine Gedanken, und nur die plötzlichen Geräusche, die scheinbar von überall her kamen, konnten ihn wieder in die Realität zurückbringen.
Haldir empfand großes Mitleid für den Menschen. Wie sehr musste er unter seiner Liebe zu Arwen leiden? Und trotzdem, er wusste wenigstens, wo er Arwen finden konnte, wie es ihr erging. Haldir dachte traurig an seine eigene Liebe zurück, die er vor so vielen Jahren verloren hatte. Gerade wollte er sich schlafen legen, da hörte er um sich herum das Getrappel von Pfoten.
Nur ein kurzer Blick zu Aragorn war genügend, und Beide wussten, es war keine Einbildung. „Schnell, viele Wölfe scheinen es zu sein. Pack die Sachen, ich lösche das Feuer und wecke Legolas auf!" Aragorn warf Sand über das kleine Lagerfeuer und kniete sich neben Legolas. „Wach auf, mein Freund, es geht weiter!" Sofort öffnete der Elb seine Augen. Aragorn gab ihm seine Hand und half ihm auf. Schnell lief Legolas zu seinem Pferd und Aragorn verwundert. Doch keine Zeit hatten die Gefährten für Verwunderung, und so saßen sie bald auf ihren Pferden und ritten geradeaus zu den Grauen Anfurten
Es war dunkel, und die drei Freunde konnten sich nicht allzu schnell vorwärts bewegen. Wie schon oft war Legolas ihnen voraus, Haldir und Aragorn blieben etwas zurück. „Du hast es auch gemerkt, nicht wahr Aragorn? Etwas stimmt nicht mit ihm. Erschöpft ist er, und seine Kraft scheint zu schwinden." Aragorn schaute ihn besorgt an. „Ja, Haldir, so ist es. Heiß, fiebrig war seinen Hand, vorhin, als ich ihm aufhalf. Vielleicht sind es immer noch die Verletzungen die ihn so zu schaffen machen. Aber er erzählt uns ja nichts. Denn stolz seid ihr Elben, und wenig besorgt um euch selbst. Doch nicht immer ist das zum Guten."
„Weise Worte", antwortete ihm Haldir, doch für weitere Gespräche blieb keine Zeit. Mit einem mal kamen sie von überall her, Wölfe, vielleicht vier Dutzend in ihrer Anzahl. Haldir und Aragorn wurden von ihnen umkreist, und wenig hätten sie tun können, wäre Legolas nicht gekommen und hätte beinahe die ganze vordere Reihe mit Pfeilen niedergeschossen. Sofort nutzten Aragorn und Haldir die Lücke im Kreis und ritten los, doch sicher waren sie noch nicht, denn schnell waren die Wölfe.
Mit letzter Kraft erreichten sie die Grauen Anfurten, den Hafen von Mithlond. Glück hatten sie, denn schon aus der Ferne hatte Cìrdan die Not der Drei bemerkt und einige Bogenschützen ausgesandt. Schon bald waren die Wölfe tot und die Gefährten sicher. Geschwind stiegen sie von ihren Pferden ab, zumindest Haldir und Aragorn. Doch zu erschöpft war Legolas, zu sehr schmerzten seine Wunden als dass er sich hätte bewegen können.
Vorsichtig legte Aragorn seinen Arm um Legolas Schulter, um ihm zusammen mit Haldir vom Pferd zu helfen. Dort, am Boden, lag er nun, in Haldirs Armen, seinen Kopf an dessen Schultern gepresst, und nur einen Wunsch hatte er. „Schlafen, bitte, nur einen Augenblick, nur etwas Ruhe..." Selbst zum Reden hatte er kaum noch Kraft und so versank er in Haldirs väterlicher Umarmung in einen tiefen Schlaf. „Ja, Legolas, schlaf ruhig. Mach dir keine Sorgen." Behutsam gab ihm Aragorn einen Kuss auf die Stirn und trug ihn mit Haldir in eines der Zimmer, das Cìrdan für sie bereitgestellt hatte.
