Titel: Weißer Krieg und schwarzer Frieden
Teil: 1/ ?
Autoren: Auribiel, Coco
Adresse: AuriCoco@gmx.net
Serie: Weiß Kreuz
Warnungen: angst, Gewalt, weitere Warnungen kommen in den folgenden Teilen
Pairing: Crawford/Aya, weitere Pairings folgen
Disclaimer: Die Jungs nicht uns. Alles andere schon.
Inhalt: Um seinem Team einen Vorteil zu verschaffen, nimmt Crawford Aya nach einer fehlgeschlagenen Mission von Weiß gefangen. Doch der ursprüngliche Plan, das Wohlergehen von Schwarz zu sichern, entwickelt sich mehr und mehr zum Desaster....
Geknuddelter Betadank für: Aynía, tsaori und Gadre-el ^__^ und ein Extradank für Jaypallas für Titelinspiration!
Also dann, viel Spaß beim Lesen!
~*~
Aya wankte eine der dunklen, dreckigen Gassen Tokyos hinunter, stützte sich schließlich schmerzlich erschöpft an einer der kahlen Wände ab. Eiseskälte prasselte auf ihn nieder, ließ seinen Atem an der Luft weiß werden. Gott...der Auftrag war so dermaßen einfach gewesen, dass eigentlich nichts hätte schief gehen dürfen. Hätte. De facto war alles schief gegangen. Davon, dass er nicht getötet wurde, mal ganz abgesehen. Denn da hatte er wirklich Glück gehabt.
Er ließ sich mit einem schmerzerfüllten Seufzen zu Boden gleiten. Er war angeschossen worden und keineswegs mehr in der Lage, alleine nach Hause oder ins Krankenhaus zu kommen. Und dank höherer Gewalt war ihm nun auch jedes technische Hilfsmittel abhanden gekommen, mit dem er einen Notruf hätte aussenden können.
Gelassen startete Brad den Wagen. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen. Es war so einfach gewesen, Weiß' Vorhaben zu durchkreuzen. Und nun stolperten die Mitglieder des feindlichen Teams auf sich allein gestellt durch die dunklen Gassen.
Im Schritttempo ließ er den Mercedes an den dunklen Seitenstraßen vorbeirollen, bis er jene erreichte, die ihm seine Vision gezeigt hatte. Er würde dafür sorgen, dass es sich der Anführer von Weiß hier nicht zu bequem machte.
Aya sah auf, als ein Auto in einiger Entfernung zu ihm stehen blieb. Vielleicht war das seine Rettung...oder aber, wie er im nächsten Moment erkannte, auch nicht. Von allen Menschen, die er hier nicht hatte sehen wollen, traf er nun ausgerechnet den EINEN, den Teufel.
"Crawford!" Zischend versuchte er, sich hochzukämpfen.
Langsam stieg Crawford aus dem Auto aus. Sein Gesicht blieb regungslos, aber innerlich spürte er tiefe Zufriedenheit, als er sah, wie sich Fujimiyas Gesichtsausdruck veränderte. Er wusste mit Sicherheit, dass ihm dieser Abend noch viel Freude bereiten würde.
Mühsam, Zentimeter für Zentimeter, wich Aya zurück und kämpfte sich schließlich mit zusammengebissenen Zähnen in die Senkrechte. "Was willst du, Schwarz?", verlangte er eiskalt zu wissen, konnte jedoch seine innere Unsicherheit nicht überwinden. Er gab es nicht gerne zu, doch momentan war er vollkommen hilflos.
"Probleme bei der Arbeit gehabt, 'Weiß'?", gab Brad betont gelassen zurück. "Mir scheint, du bist ganz allein hier." Scheinbar suchend blickte Brad sich um, bevor er Aya mit seinem Blick fixierte. "Das sieht nicht gut für dich aus! Allein schon, wenn ich mir vorstelle, was dir so alles passieren könnte... Nicht gut, vor allem da keiner von deinen Leuten weiß, wo du bist..."
Das Mögliche für sich zu denken oder es noch einmal direkt ins Gesicht gesagt zu bekommen, waren zwei völlig verschiedene Dinge, wie Aya nun feststellte. Crawford hatte vollkommen Recht mit dem, was er sagte...es stand wahrlich nicht gut um ihn. Von den Problemen ganz zu schweigen..."Nichts, was dich auch nur im Geringsten angehen würde, O r a k e l", presste er mühsam beherrscht hervor und erwiderte den Blick der dunklen Augen ebenso eisig wie provokant.
"So?", fragte Brad ruhig, während er seine Brille abnahm und tat, als prüfe er sie auf ihre Sauberkeit, bevor er sie wieder aufsetzte. Dann schlenderte er langsam auf Aya zu. "Verfügst du neuerdings auch über besondere Fähigkeiten, dass du dir damit so sicher sein kannst?", fragte er nun mit leichter Belustigung in der Stimme.
Aya schluckte schwer, als der Schwarz ohne Mühe die Distanz überbrückte, die er gerade mit soviel Schmerz zwischen ihnen geschaffen hatte. "Ich bin mir meiner einfach nur sicher", erwiderte er immer noch ohne jegliches Zittern in seiner Stimme, auch wenn sich sein Körper diesem Impuls schon längst hingegeben hatte. Er wollte von hier weg...und zwar schnellstens.
Brad kam nicht umhin, die Ironie dieser Situation zu bemerken. Vor ihm saß Abyssinian wie die Maus in der Falle und er, Crawford, war die Katze, die mit ihm spielte.
Ein Spiel, das ihm sehr zusagte...
Aya stieß sich mit einem Ruck von der Wand ab, ignorierte dabei starrsinnig das sich ausbreitende Schwindelgefühl. Selbstsicher trat er ein paar Schritte auf seinen Gegner zu und drängte sich schließlich an ihm vorbei, ohne auch nur einen weiteren Ton gesagt zu haben. Vielleicht hatte er ja Glück und er kam davon...vielleicht.
Dieses Verhalten war so vorhersehbar gewesen, dass es nicht einmal der Kraft eines Orakels bedurfte um es vorhersagen zu können. Da Abyssinian ihn, nun da er ihm den Rücken zugekehrt hatte, nicht sehen konnte, gestattete Brad sich ein kurzes Lächeln. Langsam folgte er Aya, gerade außerhalb seiner Reichweite. Es würde nicht allzu lange dauern, bis den Weiß die Kräfte verlassen würden...
…der entgegen seiner Reputation, nicht unbesiegbar war. Genau dies bekam er nun auch am eigenen Leib zu spüren, als sich langsam aber sicher sein Blickfeld minimierte und einem tiefen, schwarzen Loch Platz machte, das im gleichen Zug auch sein Bewusstsein mit sich zog.
"Soviel dazu...", murmelte Brad, als er auf den bewusstlosen Abyssinian hinabblickte. Er öffnete die Beifahrertür und hievte den Bewusstlosen auf den mit einer Plastikplane abgedeckten Beifahrersitz, wo er ihn ordentlich festgurtete. 'Zeit für einen kleinen Aufenthalt bei Schwarz. Wir wollen doch nicht, dass sich deine Freunde 'unbegründete' Sorgen machen', grinste Brad in sich hinein, während er auf dem Fahrersitz Platz nahm und den Wagen startete.
Er konzentrierte sich weiterhin mit dem Großteil seiner Aufmerksamkeit auf den Verkehr vor sich und warf dem Bewusstlosen neben sich einen kurzen Blick zu. Kurz überlegte er, ob es nicht doch besser gewesen wäre, den Weiß zu fesseln. Aber seine Visionen hatten ihm gezeigt, dass von diesem aufgrund seines angeschlagenen Zustands keine Gefahr ausgehen würde.
~*~
Aya kam ruckartig, jedoch benommen wieder zu sich. Er wusste nicht, wo er war und warum er sich scheinbar schnell fortzubewegen schien. Doch was er wusste, war, dass ihm übel war. Wirklich übel. ein Auto...es musste ein Auto sein...."Anhalten...", presste er mühsam hervor und hielt sich bereits eine Hand vor die Lippen.
DAS hatte er nun wirklich nicht vorhergesehen. Sich selbst verfluchend, dass er sich mit seinen Visionen zu stark auf mögliche Gefahren, die von dem rothaarigen Mann ausgehen könnten, konzentriert hatte, setzte Crawford den Blinker und trat gleichzeitig auf die Bremse. Er hatte keine Lust den Mercedes schon wieder reinigen zu lassen...
Kaum war das schaukelnde Gefühl des fahrenden Wagens vorbei, versuchte Aya schnellstmöglich, jedoch unkoordiniert ins Freie zu gelangen, was jedoch wirkungsvoll von dem um ihn geschlungenen Gurt verhindert wurde. Mit einem gequälten Aufstöhnen fummelte er die Sicherung des Gurtes heraus und fiel dann mehr als dass er ausstieg aus dem Mercedes, um sich schließlich qualvoll röchelnd auf dem kalten Asphalt zu übergeben. Was es auch war, das er heute gegessen hatte, es musste zu wenig gewesen sein, denn seinen Mund erfüllte bittere Galle.
Ärgerlich stieg Brad aus und lief um den Wagen herum zu Aya. Das Röcheln des Weiß hörte sich wirklich nicht sehr gesund an...
Aya wurde sich der teuren, schwarzen Schuhe bewusst, die nun neben ihm auftauchten und er sah verschwommen nach oben. Er wischte sich mit einer Hand über die zittrigen Lippen, hielt sich seinen gereizten Magen und fragte ebenso ätzend wie er sich fühlte: "Was soll das hier, Schwarz?"
Leicht gereizt blickte Brad auf Aya hinab. Er hasste es, wenn irgendetwas seine Planung durcheinander brachte. "Ich dachte, das wäre offensichtlich. Du wirst einen kleinen Aufenthalt bei Schwarz machen", erwiderte Brad. Gleichzeitig überprüfte er mittels seiner Vorsehung inwieweit Abyssinian wieder hergestellt war. Er hatte keine Lust auf weitere Verzögerungen.
"Niemals!", spie der rothaarige Weiß seinem Gegner ins Gesicht und war mit einem schmerzvollen Satz wieder auf den Beinen. Egal, wie verletzt er war, egal, wie sehr sich sein Körper danach sehnte, erneut in die Bewusstlosigkeit zurückzusinken, das prompt bereitgestellte Adrenalin sorgte dafür, dass er noch etwas länger durchhalten konnte.
Brad gestattete sich ein innerliches Augenrollen. Dass dieser Weiß auch nie wusste, wann es genug war. Mit einer schnellen Bewegung packte er Ayas Arm und drehte ihn auf dessen Rücken. Zu schnell für Aya, als dass er hätte reagieren können - in seinem Zustand schon gar nicht. "Finger weg, Orakel!", zischte er ungehalten und versuchte, mit aller Macht loszukommen, wobei er nicht auch nicht davor zurück scheute, nach hinten auszutreten.
"Davon würde ich dir aber abraten!", zischte Brad gereizt, während er Ayas ungezielten Tritten mühelos auswich und dessen Arm noch etwas mehr verdrehte, während er den Weiß gleichzeitig Richtung Beifahrertür zog. Würden die Handschellen eben doch noch zum Einsatz kommen...
Aya presste schmerzerfüllt seine Lider aufeinander, als seine Muskeln schreiend gegen den gewaltsamen Angriff protestierten. Er wehrte sich und dennoch schien es nutzlos. Es war verflucht, dieser ganze Tag war verflucht.
Unsanft presste Brad seinen Gegenspieler gegen den Wagen, während er mit seiner freien Hand das Handschuhfach öffnete und nach den Handschellen angelte.
"Nein!" Aya wand sich wie besessen im scheinbar übermächtigen Griff des Schwarz. Er konnte sich schon vorstellen, was Crawford mit ‚kleinem Aufenthalt' meinte, war diesem Vorschlag aber ganz und gar nicht zugetan.
Langsam wurde es Brad wirklich zuviel. Mittlerweile hatte er die Handschellen aus dem Handschuhfach gezogen und versetzte Aya nun einen Schlag auf die Schussverletzung. Das sollte wohl erst mal für Ruhe sorgen!
Genau der zwang Aya nun in die Knie, ließ ihn ohnmächtig aufstöhnen. Tobender Schmerz schaltete für ein paar Momente jegliches Denken ab und gab dem Schwarz die nötige Zeit, ihm die Handschellen anzulegen.
"Rein ins Auto", zischte Brad und zog unsanft an den eisernen Bändern, die Ayas Hände hinter dessen Rücken fesselten. Das würde mit Sicherheit unbequem beim Sitzen im Auto sein, aber das hatte sich der Weiß selbst zuzuschreiben.
Doch auch jetzt noch wehrte sich Aya dagegen. "Zwing mich!", fauchte er.
"Gerne!", erwiderte Brad trocken und nutzte ein weiteres Mal Ayas Verletzung aus, auf die er nun unbarmherzig Druck ausübte.
Oh...wie dumm war er gewesen, den Teufel herauszufordern. Besinnungslos sank er auf den Sitz und presste seine Stirn keuchend gegen die Kopflehne. Dieser Schmerz....dieser tobende Schmerz....
Brad ließ den Sicherheitsgurt wieder zuschnappen. Diesmal um zu verhindern, dass Aya in den Fußraum rutschte; so angeschlagen wie der Andere im Moment auf dem Sitz saß, nicht ganz auszuschließen.
Dann marschierte Brad wieder um das Auto herum und stieg in den Wagen ein und wandte sich Aya zu. "Können wir dann, oder gibt es da noch Proteste von deiner Seite?"
"Ja...fahr mich ins nächste Krankenhaus, dann hab ich auch noch was davon", ätzte Aya und hustete qualvoll, schmeckte dabei Blut, welches metallisch salzen auf seiner Zunge lag. Der Gedanke an Schwarz und was mit ihm geschehen sollte, war für diesen Moment nebensächlich. Er wollte einfach, dass es ihm besser ging, oder - wahlweise - dass er seinen Verletzungen erlag. Alles war besser als das, was sich der Schwarz für ihn ausgedacht hatte.
"Ich denke das mit dem Krankenhaus ist wohl keine so gute Idee. Die Ärzte werden bei Schussverletzungen immer so hellhörig", erwiderte Brad ironisch. "Aber keine Sorge, es wird sich bald jemand um dich kümmern..." Brad ließ den Satz unvollendet.
"Warum bringst du mich nicht gleich um...das ist doch einfacher?", stöhnte Aya und ließ seinen Kopf zur anderen Seite fallen. Ihm war schlecht, immer noch. Er hatte Schmerzen und wusste nicht, was geschehen würde, fernab von seinem Team. Und die Drohungen des Orakels taten auch nichts dazu, ihn zu beruhigen…wie denn auch?
"Einfacher...ja, aber bei weitem nicht so interessant, findest du nicht?", gab Brad zurück, während er den Wagen startete.
Aya antwortete nichts, sondern ließ seine Augen zufallen, auch wenn ihm ein Schauer des Entsetzens über den Rücken rann. Alles, was er momentan tun konnte, war abwarten....abwarten was geschah, was Crawford mit ihm geplant hatte. Welche Grausamkeiten ihm der andere Mann anzutun gedachte.
Brad warf einen kurzen Blick auf die Uhr. 10 Minuten zu spät! Ärgerlich trat Brad auf das Gaspedal. Der kurze Aufenthalt am Straßenrand hatte seine Planung verzögert. Mittlerweile hatte er längst im Hauptquartier sein wollen. Zwar hatte er Ayas Verletzung gnadenlos gegen diesen eingesetzt, aber langsam wurde es Zeit, dass sich jemand um die Schusswunde kümmerte, damit er den Weiß nicht wirklich noch in ein Krankenhaus einliefern musste. Nein, das wäre wirklich nicht gut...
Aya driftete langsam ab. Die Schmerzen verschwanden, Erschöpfung suchte ihn heim und ihm war kalt. Und tiefer Schlaf schien im Moment das beste Mittel dagegen. Einfach nur Schlaf…Ausruhen…nicht Miterleben, was zwangsläufig geschehen würde.
Er rutschte zur Seite und traf mit einem dumpfen Aufprall auf die Tür. Ja...die Dunkelheit war wunderbar...so sorgenfrei...
Von dem Geräusch alarmiert blickte Brad zur Seite, nur um zu sehen, dass Fujimiya offensichtlich das Bewusstsein verloren hatte. Innerlich verfluchte er sich selbst dafür, dass er sich von dem Weiß so hatte reizen lassen.
~*~
Teil: 1/ ?
Autoren: Auribiel, Coco
Adresse: AuriCoco@gmx.net
Serie: Weiß Kreuz
Warnungen: angst, Gewalt, weitere Warnungen kommen in den folgenden Teilen
Pairing: Crawford/Aya, weitere Pairings folgen
Disclaimer: Die Jungs nicht uns. Alles andere schon.
Inhalt: Um seinem Team einen Vorteil zu verschaffen, nimmt Crawford Aya nach einer fehlgeschlagenen Mission von Weiß gefangen. Doch der ursprüngliche Plan, das Wohlergehen von Schwarz zu sichern, entwickelt sich mehr und mehr zum Desaster....
Geknuddelter Betadank für: Aynía, tsaori und Gadre-el ^__^ und ein Extradank für Jaypallas für Titelinspiration!
Also dann, viel Spaß beim Lesen!
~*~
Aya wankte eine der dunklen, dreckigen Gassen Tokyos hinunter, stützte sich schließlich schmerzlich erschöpft an einer der kahlen Wände ab. Eiseskälte prasselte auf ihn nieder, ließ seinen Atem an der Luft weiß werden. Gott...der Auftrag war so dermaßen einfach gewesen, dass eigentlich nichts hätte schief gehen dürfen. Hätte. De facto war alles schief gegangen. Davon, dass er nicht getötet wurde, mal ganz abgesehen. Denn da hatte er wirklich Glück gehabt.
Er ließ sich mit einem schmerzerfüllten Seufzen zu Boden gleiten. Er war angeschossen worden und keineswegs mehr in der Lage, alleine nach Hause oder ins Krankenhaus zu kommen. Und dank höherer Gewalt war ihm nun auch jedes technische Hilfsmittel abhanden gekommen, mit dem er einen Notruf hätte aussenden können.
Gelassen startete Brad den Wagen. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen. Es war so einfach gewesen, Weiß' Vorhaben zu durchkreuzen. Und nun stolperten die Mitglieder des feindlichen Teams auf sich allein gestellt durch die dunklen Gassen.
Im Schritttempo ließ er den Mercedes an den dunklen Seitenstraßen vorbeirollen, bis er jene erreichte, die ihm seine Vision gezeigt hatte. Er würde dafür sorgen, dass es sich der Anführer von Weiß hier nicht zu bequem machte.
Aya sah auf, als ein Auto in einiger Entfernung zu ihm stehen blieb. Vielleicht war das seine Rettung...oder aber, wie er im nächsten Moment erkannte, auch nicht. Von allen Menschen, die er hier nicht hatte sehen wollen, traf er nun ausgerechnet den EINEN, den Teufel.
"Crawford!" Zischend versuchte er, sich hochzukämpfen.
Langsam stieg Crawford aus dem Auto aus. Sein Gesicht blieb regungslos, aber innerlich spürte er tiefe Zufriedenheit, als er sah, wie sich Fujimiyas Gesichtsausdruck veränderte. Er wusste mit Sicherheit, dass ihm dieser Abend noch viel Freude bereiten würde.
Mühsam, Zentimeter für Zentimeter, wich Aya zurück und kämpfte sich schließlich mit zusammengebissenen Zähnen in die Senkrechte. "Was willst du, Schwarz?", verlangte er eiskalt zu wissen, konnte jedoch seine innere Unsicherheit nicht überwinden. Er gab es nicht gerne zu, doch momentan war er vollkommen hilflos.
"Probleme bei der Arbeit gehabt, 'Weiß'?", gab Brad betont gelassen zurück. "Mir scheint, du bist ganz allein hier." Scheinbar suchend blickte Brad sich um, bevor er Aya mit seinem Blick fixierte. "Das sieht nicht gut für dich aus! Allein schon, wenn ich mir vorstelle, was dir so alles passieren könnte... Nicht gut, vor allem da keiner von deinen Leuten weiß, wo du bist..."
Das Mögliche für sich zu denken oder es noch einmal direkt ins Gesicht gesagt zu bekommen, waren zwei völlig verschiedene Dinge, wie Aya nun feststellte. Crawford hatte vollkommen Recht mit dem, was er sagte...es stand wahrlich nicht gut um ihn. Von den Problemen ganz zu schweigen..."Nichts, was dich auch nur im Geringsten angehen würde, O r a k e l", presste er mühsam beherrscht hervor und erwiderte den Blick der dunklen Augen ebenso eisig wie provokant.
"So?", fragte Brad ruhig, während er seine Brille abnahm und tat, als prüfe er sie auf ihre Sauberkeit, bevor er sie wieder aufsetzte. Dann schlenderte er langsam auf Aya zu. "Verfügst du neuerdings auch über besondere Fähigkeiten, dass du dir damit so sicher sein kannst?", fragte er nun mit leichter Belustigung in der Stimme.
Aya schluckte schwer, als der Schwarz ohne Mühe die Distanz überbrückte, die er gerade mit soviel Schmerz zwischen ihnen geschaffen hatte. "Ich bin mir meiner einfach nur sicher", erwiderte er immer noch ohne jegliches Zittern in seiner Stimme, auch wenn sich sein Körper diesem Impuls schon längst hingegeben hatte. Er wollte von hier weg...und zwar schnellstens.
Brad kam nicht umhin, die Ironie dieser Situation zu bemerken. Vor ihm saß Abyssinian wie die Maus in der Falle und er, Crawford, war die Katze, die mit ihm spielte.
Ein Spiel, das ihm sehr zusagte...
Aya stieß sich mit einem Ruck von der Wand ab, ignorierte dabei starrsinnig das sich ausbreitende Schwindelgefühl. Selbstsicher trat er ein paar Schritte auf seinen Gegner zu und drängte sich schließlich an ihm vorbei, ohne auch nur einen weiteren Ton gesagt zu haben. Vielleicht hatte er ja Glück und er kam davon...vielleicht.
Dieses Verhalten war so vorhersehbar gewesen, dass es nicht einmal der Kraft eines Orakels bedurfte um es vorhersagen zu können. Da Abyssinian ihn, nun da er ihm den Rücken zugekehrt hatte, nicht sehen konnte, gestattete Brad sich ein kurzes Lächeln. Langsam folgte er Aya, gerade außerhalb seiner Reichweite. Es würde nicht allzu lange dauern, bis den Weiß die Kräfte verlassen würden...
…der entgegen seiner Reputation, nicht unbesiegbar war. Genau dies bekam er nun auch am eigenen Leib zu spüren, als sich langsam aber sicher sein Blickfeld minimierte und einem tiefen, schwarzen Loch Platz machte, das im gleichen Zug auch sein Bewusstsein mit sich zog.
"Soviel dazu...", murmelte Brad, als er auf den bewusstlosen Abyssinian hinabblickte. Er öffnete die Beifahrertür und hievte den Bewusstlosen auf den mit einer Plastikplane abgedeckten Beifahrersitz, wo er ihn ordentlich festgurtete. 'Zeit für einen kleinen Aufenthalt bei Schwarz. Wir wollen doch nicht, dass sich deine Freunde 'unbegründete' Sorgen machen', grinste Brad in sich hinein, während er auf dem Fahrersitz Platz nahm und den Wagen startete.
Er konzentrierte sich weiterhin mit dem Großteil seiner Aufmerksamkeit auf den Verkehr vor sich und warf dem Bewusstlosen neben sich einen kurzen Blick zu. Kurz überlegte er, ob es nicht doch besser gewesen wäre, den Weiß zu fesseln. Aber seine Visionen hatten ihm gezeigt, dass von diesem aufgrund seines angeschlagenen Zustands keine Gefahr ausgehen würde.
~*~
Aya kam ruckartig, jedoch benommen wieder zu sich. Er wusste nicht, wo er war und warum er sich scheinbar schnell fortzubewegen schien. Doch was er wusste, war, dass ihm übel war. Wirklich übel. ein Auto...es musste ein Auto sein...."Anhalten...", presste er mühsam hervor und hielt sich bereits eine Hand vor die Lippen.
DAS hatte er nun wirklich nicht vorhergesehen. Sich selbst verfluchend, dass er sich mit seinen Visionen zu stark auf mögliche Gefahren, die von dem rothaarigen Mann ausgehen könnten, konzentriert hatte, setzte Crawford den Blinker und trat gleichzeitig auf die Bremse. Er hatte keine Lust den Mercedes schon wieder reinigen zu lassen...
Kaum war das schaukelnde Gefühl des fahrenden Wagens vorbei, versuchte Aya schnellstmöglich, jedoch unkoordiniert ins Freie zu gelangen, was jedoch wirkungsvoll von dem um ihn geschlungenen Gurt verhindert wurde. Mit einem gequälten Aufstöhnen fummelte er die Sicherung des Gurtes heraus und fiel dann mehr als dass er ausstieg aus dem Mercedes, um sich schließlich qualvoll röchelnd auf dem kalten Asphalt zu übergeben. Was es auch war, das er heute gegessen hatte, es musste zu wenig gewesen sein, denn seinen Mund erfüllte bittere Galle.
Ärgerlich stieg Brad aus und lief um den Wagen herum zu Aya. Das Röcheln des Weiß hörte sich wirklich nicht sehr gesund an...
Aya wurde sich der teuren, schwarzen Schuhe bewusst, die nun neben ihm auftauchten und er sah verschwommen nach oben. Er wischte sich mit einer Hand über die zittrigen Lippen, hielt sich seinen gereizten Magen und fragte ebenso ätzend wie er sich fühlte: "Was soll das hier, Schwarz?"
Leicht gereizt blickte Brad auf Aya hinab. Er hasste es, wenn irgendetwas seine Planung durcheinander brachte. "Ich dachte, das wäre offensichtlich. Du wirst einen kleinen Aufenthalt bei Schwarz machen", erwiderte Brad. Gleichzeitig überprüfte er mittels seiner Vorsehung inwieweit Abyssinian wieder hergestellt war. Er hatte keine Lust auf weitere Verzögerungen.
"Niemals!", spie der rothaarige Weiß seinem Gegner ins Gesicht und war mit einem schmerzvollen Satz wieder auf den Beinen. Egal, wie verletzt er war, egal, wie sehr sich sein Körper danach sehnte, erneut in die Bewusstlosigkeit zurückzusinken, das prompt bereitgestellte Adrenalin sorgte dafür, dass er noch etwas länger durchhalten konnte.
Brad gestattete sich ein innerliches Augenrollen. Dass dieser Weiß auch nie wusste, wann es genug war. Mit einer schnellen Bewegung packte er Ayas Arm und drehte ihn auf dessen Rücken. Zu schnell für Aya, als dass er hätte reagieren können - in seinem Zustand schon gar nicht. "Finger weg, Orakel!", zischte er ungehalten und versuchte, mit aller Macht loszukommen, wobei er nicht auch nicht davor zurück scheute, nach hinten auszutreten.
"Davon würde ich dir aber abraten!", zischte Brad gereizt, während er Ayas ungezielten Tritten mühelos auswich und dessen Arm noch etwas mehr verdrehte, während er den Weiß gleichzeitig Richtung Beifahrertür zog. Würden die Handschellen eben doch noch zum Einsatz kommen...
Aya presste schmerzerfüllt seine Lider aufeinander, als seine Muskeln schreiend gegen den gewaltsamen Angriff protestierten. Er wehrte sich und dennoch schien es nutzlos. Es war verflucht, dieser ganze Tag war verflucht.
Unsanft presste Brad seinen Gegenspieler gegen den Wagen, während er mit seiner freien Hand das Handschuhfach öffnete und nach den Handschellen angelte.
"Nein!" Aya wand sich wie besessen im scheinbar übermächtigen Griff des Schwarz. Er konnte sich schon vorstellen, was Crawford mit ‚kleinem Aufenthalt' meinte, war diesem Vorschlag aber ganz und gar nicht zugetan.
Langsam wurde es Brad wirklich zuviel. Mittlerweile hatte er die Handschellen aus dem Handschuhfach gezogen und versetzte Aya nun einen Schlag auf die Schussverletzung. Das sollte wohl erst mal für Ruhe sorgen!
Genau der zwang Aya nun in die Knie, ließ ihn ohnmächtig aufstöhnen. Tobender Schmerz schaltete für ein paar Momente jegliches Denken ab und gab dem Schwarz die nötige Zeit, ihm die Handschellen anzulegen.
"Rein ins Auto", zischte Brad und zog unsanft an den eisernen Bändern, die Ayas Hände hinter dessen Rücken fesselten. Das würde mit Sicherheit unbequem beim Sitzen im Auto sein, aber das hatte sich der Weiß selbst zuzuschreiben.
Doch auch jetzt noch wehrte sich Aya dagegen. "Zwing mich!", fauchte er.
"Gerne!", erwiderte Brad trocken und nutzte ein weiteres Mal Ayas Verletzung aus, auf die er nun unbarmherzig Druck ausübte.
Oh...wie dumm war er gewesen, den Teufel herauszufordern. Besinnungslos sank er auf den Sitz und presste seine Stirn keuchend gegen die Kopflehne. Dieser Schmerz....dieser tobende Schmerz....
Brad ließ den Sicherheitsgurt wieder zuschnappen. Diesmal um zu verhindern, dass Aya in den Fußraum rutschte; so angeschlagen wie der Andere im Moment auf dem Sitz saß, nicht ganz auszuschließen.
Dann marschierte Brad wieder um das Auto herum und stieg in den Wagen ein und wandte sich Aya zu. "Können wir dann, oder gibt es da noch Proteste von deiner Seite?"
"Ja...fahr mich ins nächste Krankenhaus, dann hab ich auch noch was davon", ätzte Aya und hustete qualvoll, schmeckte dabei Blut, welches metallisch salzen auf seiner Zunge lag. Der Gedanke an Schwarz und was mit ihm geschehen sollte, war für diesen Moment nebensächlich. Er wollte einfach, dass es ihm besser ging, oder - wahlweise - dass er seinen Verletzungen erlag. Alles war besser als das, was sich der Schwarz für ihn ausgedacht hatte.
"Ich denke das mit dem Krankenhaus ist wohl keine so gute Idee. Die Ärzte werden bei Schussverletzungen immer so hellhörig", erwiderte Brad ironisch. "Aber keine Sorge, es wird sich bald jemand um dich kümmern..." Brad ließ den Satz unvollendet.
"Warum bringst du mich nicht gleich um...das ist doch einfacher?", stöhnte Aya und ließ seinen Kopf zur anderen Seite fallen. Ihm war schlecht, immer noch. Er hatte Schmerzen und wusste nicht, was geschehen würde, fernab von seinem Team. Und die Drohungen des Orakels taten auch nichts dazu, ihn zu beruhigen…wie denn auch?
"Einfacher...ja, aber bei weitem nicht so interessant, findest du nicht?", gab Brad zurück, während er den Wagen startete.
Aya antwortete nichts, sondern ließ seine Augen zufallen, auch wenn ihm ein Schauer des Entsetzens über den Rücken rann. Alles, was er momentan tun konnte, war abwarten....abwarten was geschah, was Crawford mit ihm geplant hatte. Welche Grausamkeiten ihm der andere Mann anzutun gedachte.
Brad warf einen kurzen Blick auf die Uhr. 10 Minuten zu spät! Ärgerlich trat Brad auf das Gaspedal. Der kurze Aufenthalt am Straßenrand hatte seine Planung verzögert. Mittlerweile hatte er längst im Hauptquartier sein wollen. Zwar hatte er Ayas Verletzung gnadenlos gegen diesen eingesetzt, aber langsam wurde es Zeit, dass sich jemand um die Schusswunde kümmerte, damit er den Weiß nicht wirklich noch in ein Krankenhaus einliefern musste. Nein, das wäre wirklich nicht gut...
Aya driftete langsam ab. Die Schmerzen verschwanden, Erschöpfung suchte ihn heim und ihm war kalt. Und tiefer Schlaf schien im Moment das beste Mittel dagegen. Einfach nur Schlaf…Ausruhen…nicht Miterleben, was zwangsläufig geschehen würde.
Er rutschte zur Seite und traf mit einem dumpfen Aufprall auf die Tür. Ja...die Dunkelheit war wunderbar...so sorgenfrei...
Von dem Geräusch alarmiert blickte Brad zur Seite, nur um zu sehen, dass Fujimiya offensichtlich das Bewusstsein verloren hatte. Innerlich verfluchte er sich selbst dafür, dass er sich von dem Weiß so hatte reizen lassen.
~*~
