Hallo ihr Lieben :)
ich hoffe, die Kurzbeschreibung hat euch neugierig gemacht und euch gefällt der Auftakt! ;)
Viel Spaß damit und liebste Grüße, Tally
„ Verfluchte Scheiße!", brummte ich leise und starrte böse auf das Display meines Smartphones. Schon wieder Game Over, langsam wurde es wirklich langweilig.
„ Raine, wir sind hier nicht zuhause.", meine Mom blickte mich tadelnd über den Rand ihrer Zeitschrift hinweg an.
Als ob ich das nicht selber wüsste. Nur zu schmerzlich war mir die Atmosphäre bewusst, in der ich mich das erste Mal nach fast Zehn Jahren wieder befand. Die Wände waren kahl und strahlten eine gewisse Kälte aus, obwohl man sich hier bemüht hatte, etwas Fröhliches mittels Bildern und gelber Wandfarbe hineinzubringen. Der dominante Geruch nach Desinfektionsmitteln, durchtränkte alle meine vorhandenen Geruchszellen. Ich hasste es, im Krankenhaus zu sein, doch meine Mom hatte darauf bestanden mich durchchecken zu lassen.
Zu tief saß noch der Schock von vor Zehn Jahren. Ihr zuliebe hatte ich mich also gründlich testen lassen, mit allem was dazu gehörte und wartete nun ungeduldig auf die Ergebnisse. Frustriert ließ ich das Smartphone zurück in meine Hosentasche gleiten und warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Kurz nach zwei, seit anderthalb Stunden saß ich hier nun schon herum und konnte nichts tun. Mein Blick wanderte durch das Wartezimmer. Der Raum war recht groß, wie es sich für ein Krankenhaus in Kalifornien gehörte. Alle paar Stühle saßen mal ein, oder zwei Leute, es war also nicht sehr voll an diesem Tag.
Ungeduldig tippte ich mit meinen Fingernägeln auf der Armlehnte meines Stuhles herum, meine Mom sah mich schon wieder mit hochgezogener Augenbraue an, da schwang die Glastür auf und eine junge, blonde Krankenschwester stand im Rahmen, ein Klemmbrett in der Hand.
Sie sah auf ihr Papier, blickte in den Raum und sagte mit freundlicher Stimme, „ Raine Carter bitte." Na endlich, ich hatte hier ja auch wohl wirklich schon lange genug gesessen. Erleichtert sprang ich von meinem Stuhl auf, meine Mom legte ihre Zeitschrift zurück auf den Tisch und gemeinsam gingen wir durch die Tür, in Behandlungsraum 1, welchen uns die Schwester zugewiesen hatte.
Nun, so kurz vor der Verkündung der Testergebnisse, packte mich doch die Nervosität am Schopfe, hatte ich doch die vergangenen Jahre keinesfalls vergessen. Höchsten hatte ich versucht, sie zu verdrängen, doch jetzt kamen sie wieder hoch. Doch es gab kein zurück, da musste ich jetzt durch! Mit diesem Gedanken trat ich in den hellen Behandlungsraum ein und ging geradewegs auf einen der beiden Stühle vor dem Schreibtisch zu, an welchem Dr. Thompson meine Mom und mich, schon mit meiner Krankenakte in der Hand erwartete.
Dr. Thompson war ein Kardiologe mittleren Alters. An seinen Schläfen zeigten sich schon die ersten Spuren seiner verlebten Jahre, denn das dichte, braune Haar wurde dort von silbrigen Strähnen durchzogen. Wie immer, seit ich ihn kannte, und das war nun wirklich schon sehr lange, lag ein warmes Lächeln auf seinem Gesicht, als er mich ansah. Schon vor über Zehn Jahren war ich bei ihm in Behandlung gewesen und nur ihm war meine Genesung zu verdanken.
„ Guten Tag Raine, Mrs. Carter.", begrüßte er meine Mutter und mich und gab uns die Hand.
„ Was sagen die Ergebnisse?", fiel meine Mutter auch sogleich besorgt mit der Tür ins Haus. Ich schüttelte innerlich den Kopf, besorgt war sie immer schon gewesen.
„ Nun…", setzte Dr. Thompson an und sah in die Akte.
„ Es tut mir wirklich leid es ihnen mitteilen zu müssen, doch die Ergebnisse sind nicht so wie wir gehofft hatten.", gab er mit einem traurigen Lächeln zu.
„ Was genau meinen sie damit?", stellte meine Mutter die Frage. Er kramte in der Akte herum und wenig später zog er ein vergrößertes Ultraschallbild hervor.
„ Wie sie sehen, ist das hier Raine´s Herz. Doch wenn sie mal genauer hinschauen, fällt ihnen auf, dass etwas nicht ganz stimmt.", begann er zu erklären.
Schade nur, dass ich auf diesem Bild so gut wie gar nichts erkennen konnte.
Mit seinem Kugelschreiber umkreiste er die Teile des Bildes, über die er sprach und fuhr fort, „ An diesen Stellen hier, in der rechten Herzkammer, sind zwei Löcher. Sie sind deutlich größer, als das Loch vor Zehn Jahren und zudem sind es zwei und nicht nur eines. Mit der Zeit werden sie immer größer werden und ich bezweifle, dass derselbe Eingriff wie beim letzten Mal hier anschlagen würde. Die auftretenden Symptome sind Herzrhythmusstörungen, ab und zu Atem- und Kreislaufprobleme. Außerdem konnten wir feststellen, dass auch schon die linke Herzkammer bald betroffen sein wird. Das Loch, welches sich dort bildet, ist zwar noch sehr klein, doch es wird schon bald größer werden."
Schweigen.
„ Es tut mir wirklich sehr leid.", sagte Dr. Thompson nach wenigen Sekunden, die keiner von uns etwas gesagt hatte.
„ Was für Behandlungsmöglichkeiten haben wir?", die Stimme meiner Mom klang leise und belegt, ich wusste sie hatte Angst vor der Antwort.
„ Nun, um genau zu sein, können wir eigentlich nicht viel tun. Mir fällt keine Methode ein, die den Schaden beheben würde. Die einzige Möglichkeit bestände höchstens darin, ein Spenderherz zu finden.", erklärte er uns.
Nein, nicht schon wieder. Alles wiederholte sich. Schon damals hatte ich zur Sicherheit auf der Spenderliste gestanden und ganze drei Jahre lang war kein passendes Herz für mich gefunden worden. Nun meldete ich mich das erste Mal in dieser Unterhaltung zu Wort.
„ Was ist, wenn wieder kein passendes gefunden wird?", fragte ich, meine Stimme belegt.
„ Nun, mit dem fortschreiten deiner Herzinsuffizienz wird dein Herz immer schwächer werden und schließlich versagen.", antwortete er wahrheitsgemäß und darüber war ich froh.
„ Wie lange noch?", stellte ich die nächste aufkommende Frage, „ Wie lange habe ich so noch zu leben?"
Der Arzt räusperte sich und schaute betreten auf die Krankenakte.
„ Sagen sie es mir Dr. Thompson.", drängte ich.
Er seufzte, atmete einmal tief aus, sah mir in die Augen und erwiderte, „ Fünf…vielleicht Sechs Monate."
Es war wie ein Schlag ins Gesicht zu hören, wie kurz das doch war. Mein Gehirn fühlte sich an, als wäre es in Watte gepackt und nur schwach konnte ich die Stimmen der anderen beiden im Raum hören. Meine Mom, die neben mir auf dem Stuhl saß, fing an zu schluchzen, nahm mich fest in ihre Arme und küsste meinen Kopf.
Sechs Monate…
