Die Geschichte ist, dank meiner lieben Leser, unter den Nominierten des Fanfiction Oscars 2008 - Kategorie: Beste Freundschaft
Ein wahnsinns "hannon le" an alle meine Leser. Ich danke euch für diese Auszeichnung von ganzem Drachenschreiberherzen!
Autor: Elbendrache
Titel: Stille Schreie
Inhaltsangabe:
Aragorn traf Legolas zuvor nur selten, aber diesmal erkannte er ihn fast nicht wieder. Seinen Spuren weiter folgend findet er anfangs nur Ablehnung und tiefes Leid (Freundschaft - kein Slash)
Die Geschichte beschäftigt sich vordergründig mit der Bewältigung tragischer Ereignisse und um die unerwartete Hilfe, die einem jemand entgegen bringen kann, den man zuvor kaum kannte und sich am Ende daraus eine wunderbare Freundschaft entwickelt...
Zeitspanne: vor HdR, Aragorn ist 21 Jahre alt, rund ein halbes Jahr nachdem er aus Bruchtal fortging
Rating: T
Genre: Freundschaft / Angst / Drama und auch etwas Action
Warnung: Verzeiht mir gleich vorab – ich erteile hiermit für manche Kapitel eine offizielle Cliffie-Warnung (grins) und später wird die Geschichte ziemlich emotional, eben "angstisch"
Kapitelübersicht:
1. Hass
2. Verachtung
3. Rettung
4. Hilfeschrei
5. Erinnerungen
6. Schmerz
7. Entscheidung
8. Neubeginn
Diese Geschichte wurde als WIP geschrieben und ist beendet.
Beta: Mein respektvoller Dank geht an Nyella, ohne der die Geschichte nicht halb so gut geworden wäre ;-) (knuddels)
Disclaimer/Bemerkung: Diesmal gehört wirklich nix mehr mir, wem wirklich, wisst ihr ja eh schon längst, vielleicht kann ich das Pferd und die Pflanzen für mich verbuchen (kichert) und hat denn jemals wer eine FF wegen Geld geschrieben? (lacht)
Sindarin wird in dieser Geschichte nur in Form von Namen und Begriffen zu lesen sein, denn die Charaktere sprechen die ganze Zeit über in dieser Sprache.
... und – please, don't forget to feed the Dragon :-) biiiiiiiitte – (ausgehungert, nach dem langen Winter).
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STILLE SCHREIE
von
Elbendrache
1. Hass
Orks, dachte Aragorn, als deren entfernt hallendes Gebrüll zu ihm durchdrang und sein Pferd anhalten ließ.
Er befand sich im dunklen Bereich des Waldes, wo sich bereits vereinzelte Nebelfetzen zwischen den dichtstehenden Buchenstämmen fingen und damit der hereinbrechenden Nacht vorausgingen. Das abendliche Tageslicht schimmerte golden von der entfernt liegenden Waldlichtung, zu der er jetzt konzentriert blickte. Gespannt horchte er auf jedes ihn umgebende Geräusch, während er seinem Weg weiter folgte. Der vom tagelangen Regen aufgeweichte Boden dämpfte die Tritte seines Pferdes und nach einiger Zeit deutete nichts mehr auf eine drohende Gefahr hin.
Unwillkürlich atmete er tief ein und gewährte sich eine leichte Entspannung, beobachtete jedoch weiter aufmerksam seine Umgebung, die sich ihm, durch die nun lichter stehenden Bäume zusehends freier offenbarte. Von den Blättern fielen vereinzelt hängen gebliebene Regentropfen herunter und ließen ihm seine Kapuze tiefer ins Gesicht ziehen. Aragorn war auf dem Weg zum Nebelgebirge um den Anfang norui (Juni) offenen Pass zu überqueren und damit endlich nach Rhudaur zu gelangen. Einem gefallenen Reich und jetzigen Aufenthalt der letzten Dúnedain, seinem Volk. Von Osten her kommend brachte ihn dies auf seiner Reise durch die nördlichsten Ausläufer des Taur-e-Ndaedelos, des Düsterwaldes, dessen bedrohlicher Schatten vom Süden noch nicht so hoch hinauf in den Nordwesten vorgedrungen war.
Der Duft des nahenden Sommers umfing hier die abendliche Luft und die Vögel verabschiedeten das weichende Tageslicht mit dominanten Gesängen, aus den Baumkronen herab klingend. Aragorn liebte diese Stunden, wo sich die Stimmen des Tages mit denen der Nacht zu vermischen begannen und eine eigene Zeit des Wandels darin lag.
Sein Pferd schnaubte laut auf. Die währende Anspannung seines Reittiers war für ihn durch den Sattel hindurch fühlbar und dessen Ohren spielten beständig hin und her.
Dieses junge Pferd ist noch sehr nervös, drang es in seine Gedanken, als es sich unter ihm kräftig abschüttelte. Oder wasserscheu, fügte er mit einem inneren Lächeln hinzu. Sein langjähriges, treues Pferd musste er schweren Herzens vor einigen Wochen im Osten zurücklassen, denn es hätte die Strapazen dieser Reise nicht mehr geschafft.
Ein weiteres Brüllen folgte, wieder aus Richtung der noch entfernt liegenden Waldlichtung. Aragorns Muskeln spannten sich und sein Blick streifte abermals suchend durch das üppige Unterholz. Die letzten Monate hatten ihm größte Vorsicht gelehrt, mehr als er es früher für möglich gehalten hätte. Orks waren hinterlistig und warteten manchmal stundenlang auf ihre Opfer und das schwindende Tageslicht konnte sie hier unter den Bäumen nicht mehr aufhalten.
Die neuerliche Anspannung seines Herren erfühlend begann das Pferd unter ihm leicht zu tänzeln und schnaubte nervös. Beruhigend legte er ihm eine Hand auf den nassgeschwitzten Hals, ohne jedoch die Augen von der Umgebung abzuwenden.
Es war ruhig. Zu ruhig.
Weitere Wassertropfen trafen auf seine Kleidung, aber Aragorn beachtete sie nicht mehr. Kampfbereit umgriffen seine Finger das Schwert und sein Blick schweifte besorgt in die Ferne. Er konnte immer noch nichts erkennen und führte sein Pferd vorsichtig zur Lichtung, deren grasbewachsener Boden von den letzten Strahlen des Abendlichts hell erleuchtet wurde.
Ein weiteres, gedämpftes Brüllen riss ihn aus seinen Gedanken. Diesmal schwoll es zu einem unerbittlichen Kampfgeschrei an und Aragorn fühlte seinen schnelleren Herzschlag. Im nächsten Moment vernahm er zwischen den Orkrufen vertraute Laute, wohl menschlichen Ursprungs. Er zögerte keine Sekunde länger und presste die Schenkel an sein Reittier, gewillt dem Geschehen dort entgegenzutreten.
Die Lichtung lag noch in einiger Entfernung und alle Vorsicht über die, nun sichtbar hinterlassenen Spuren ignorierend, preschte er geduckt auf sie zu. Kurz, bevor er auf den Weg durchstieß, zügelte er sein Pferd. Nervös riss dieses den Kopf in die Höhe, stieg leicht und der erfahrene Reiter hatte Mühe es wieder unter Kontrolle zu bringen und zu beruhigen, gerade soviel, um ungefährdet absteigen zu können. Er hatte dieses Tier noch nicht sehr lange, musste es erst an seine Aufgaben gewöhnen und seine Grenzen kennen lernen. Vorsichtig führte er es am Zügel weiter neben sich her. Bedacht darauf, kein Geräusch zu verursachen, zog er sein Schwert langsam aus der Scheide.
Ohne sein Pferd schlich er zwischen die letzten Baumreihen zum Rande der Lichtung. Der erste, stechende Gestank von Orks drang auf ihn ein, ließ alle seine Sinne anspannen. Das Brüllen wurde ohrenbetäubend und auf der Lichtung angelangt, hielt er kurz inne. Von der schwindenden Abendsonne angestrahlt, warfen die Bäume im Westen lange Schatten auf die freie Fläche. Das kontrastierende Licht zeigte das Bild des ihm dargebotenen Gemetzels noch grauenhafter. Mitten unter einer Horde Orks befand sich ein Mann, der mit zwei Schwertern zwischen den schwarzen Gegnern schier rasend wütete. Seine leichtfüßigen, schnellen Bewegungen verrieten, dass es sich hier nur um einen elbischen Kämpfer handeln konnte, der in fast vollkommener Harmonie sein Todeswerkzeug führte. Gewandt wich er den Hieben der schwarzen Kreaturen aus, drehte sich ein, zweimal um sich, änderte die Grifflage seiner Schwerter und verlor nicht einen Augenblick seinen Rhythmus. Bei genauerer Betrachtung wirkte er jedoch bei Ausfallschritten nach rechts leicht unterlegen, wo sich jetzt die Anzahl seiner Gegner erhöhte.
Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden stürzte sich Aragorn auf die noch rund ein Dutzend zählenden Orks auf dieser Seite. Mit einem ebenso lauten Schrei sprang er über die, den Weg versperrenden, toten Körper und stieß dem ersten, dunklen Wesen sein Schwert tief in den Rücken. Mit diesem überraschenden Angriff hatte es nicht gerechnet und wehrlos sackte es zu Boden. Der vorteilhafte Moment währte nur kurz, denn schon teilte sich die Horde und Aragorn zog eben sein Schwert aus dem zweiten Gegner, als er sich gerade noch rechtzeitig umdrehte und dem gezielten Hieb des größten, hier kämpfenden Orks entging. Geduckt holte er zum Schlag auf dessen Beine aus, stemmte sich gewandt auf die seinigen und stieß dem nun knienden Ork mit voller Wucht das Schwert zum Todesstoß zwischen Schulter und Rippen. Dessen Brüllen übertönte das Geschrei der anderen und deren verwirrte Reaktion brachte den Rhythmus ihres Kampfes zum erliegen.
Ein kurzer Blick zu dem Elben, der ihn bis jetzt nicht beachtete, bestätigte seine Befürchtung über dessen Verwundung. Nichtsdestotrotz rasten seine zwei Kurzschwerter unentwegt auf die nun fast hilflos wirkenden Orks, verletzte sie mit tiefen Schnitten, töte sie jedoch meist erst beim zweiten Aufeinandertreffen, was Aragorn etwas verwirrte.
Der Teil der Horde, der sich auf Aragorn gestürzt hatte, begann mit einem panisch wirkenden Rückzug und nur kurz überlegte er ihnen zu folgen. Der Elb tat es und angesichts dessen hetzte er ebenso hinterher. Völlig unerwartet griff ihn ein weiterer Ork von hinten an, packte ihn und warf ihn zu Boden, gewillt, sein schwarzes Schwert in ihn zu rammen. Aragorn rollte sich instinktiv auf die Seite, spürte den, vom Aufschlag abprallenden Dreck in seinem Gesicht, während er mit geübten Handgriffen sein Messer herauszog und es in den Bauch des Gegners rammte. Schwarzes Blut quoll aus der tiefen Wunde und spritze warm über sein Gesicht. Angewidert riss er sich von ihm los und lief dem Elbenkämpfer nach, der bereits im dämmrigen Wald vor seinen Augen zu verschwinden begann. Kurz vor Erreichen der Bäume strauchelte der Elb und Aragorn holte ihn rasch ein. Die Orks waren bereits außer Sichtweite im Dunkel des Waldes untergetaucht.
„Bist du verletzt?", fragte Aragorn, während er dessen Hand packte um ihn hochzuziehen. Doch dieser riss sich los, fauchte barsch: „Verschwinde!", und wandte sich in Richtung der davongelaufenen Orks, jedoch eher humpelnd als laufend.
Aragorn konnte kaum fassen, was er hier gesehen hatte, besser gesagt, wen er hier vor sich sah. Er lief dem blonden Elb abermals nach. Beinahe mit Leichtigkeit erwischte er ihn nochmals. An der Schulter packend zwang er ihn stehen zu bleiben und ihn anzusehen. Blicke voller Hass trafen ihn, ließen ihn noch mehr verwirren.
„Legolas?", fragte er, fast schon flüsternd.
Erklärungen:
Rhudaur: das Gebiet östlich von Bruchtal und nördlich bis zu den Ettenöden; dies war das östlichste des zerstörten 'Nördlichen Königreichs von Arnor'; der Name blieb jedoch erhalten.
... und jetzt brauche ich unbedingt noch euer Feedback, wie und ob euch das bis jetzt gefallen hat :-)
