A/N: Diese Story ist die Sidestory von "Beautiful Lie" und beginnt mit dem 10. Kapitel. Viel Spaß!


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Objects in the rear view mirror are closer than they appear

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POV zu Beautiful Lie

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Dracos Personal View

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Dies hier stellt einzelne Auszüge meiner Fanfiktion "Beautiful Lie" aus Draco Malfoys Blickwinkel dar.

"Objects in the rear view mirror are closer than they appear" - so lautet die Aufschrift von Warnetiketten, die oft an ausländischen, vielleicht auch deutschen Autorückspiegeln angebracht ist.
Übersetzt dürfte die Aussage etwa "was im Rückspiegel erscheint, ist näher als es den Anschein hat" lauten.
Auf Dracos Situation und auf sein Leben trifft dies völlig zu, sei es in dem Auftrag, der ihm im Nacken sitzt und die dazugehörige Portion Furcht, oder aber auch die unbewusste Annäherung zwischen Hermine Granger und ihm.

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Kapitel 10.2 - Dracos Sicht:

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Isn't there someone to catch me if I fall
Isn't there someone to let my wounds stop bleeding
Isn't there someone to hold me tight
And never let me slip away

But if this dream was just an illusion
Then hope doesn't really exist
If pain was the only thing we can feel
Then the saviors are just fiction
They are just fiction

They're not meant to be reality
They're not a product of sanity
They're existing just in our heads
So has this fucking life no sense!?

And if this dream is just an illusion
Then I am in the wrong place
If pain is the only thing to feel
Then let me outta here!
If the saviors are really just fiction
Then everything I knew
IS A LIE!

(This Dream, This Illusion - mit freundlicher Genehmigung von CrazyLWS)

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Verdammte Granger.

Erst süffelt sie entspannt ihr Wasser, als ob sie bei einem guten Freund zu Besuch wäre, dann bedankt sie sich so schamlos und offen bei mir, und jetzt - jetzt verschwindet sie, bevor mir eine bissige und zerschmetternde Antwort eingefallen ist.

Wie soll ich das denn bitte verstehen?
Aber ich denke... das ist nicht schlimm.

Erstens ist sie ein Schlammblut und ich muss mich nicht darum kümmern, sie verstehen zu versuchen, und zweitens verstehe ich mich im Moment nicht einmal selbst.

Ich riss meinen Blick von der Holztür, die ich nun sicher schon mehrere Minuten lang fixiert hatte und wandte mich anderen Gedanken zu.

Besser wäre es nämlich, ich würde mich darum kümmern, meinen Auftrag zu erfüllen.
Immerhin weiß ich zu genau, was geschehen wird, wenn ich es nicht tue.

Außerdem erscheint mir Borgin nicht vertrauenswürdig genug. Er könnte etwas im Schilde führen, mich notfalls sogar verraten; das würde ich ihm durchaus zutrauen.
Letztes Jahr war er immerhin nicht sehr verlässlich und vor allem nicht sehr aufrichtig gewesen. Er hätte insgeheim wohl liebend gern jedem Kunden von meinem Auftrag erzählt, dieser Narr.
Bisher hat ihn mein Name von jedem Widerspruch abgehalten, aber genau darin lag ja das Problem.
Er würde sich vor jeden Zauberer mit großen Namen in den Dreck werfen, notfalls auch seine Schuhe küssen und seine unzähligen Versprechungen herunterrattern.
Ich war es so leid.

Aber - Granger.
Wieso, wieso verdammt noch mal hatte sie mich gestern in Filchs Büro geweckt - und angefasst?
Wieso hatte ihr Gesicht dabei einen so merkwürdigen Ausdruck und wieso hatte sie einen Blick getragen, als hätte gerade ihre Katze einen Quaffel verschluckt?

Wenn es nicht um eine so mächtig ungünstige Situation gehandelt hätte, hätte ich wohl gelacht.

Aber - bei Granger... man konnte sich nie sicher sein, wie viel sie wusste und wie viel sie sah.
Hatte sie es bemerkt?
Wie viel wusste sie?

Auch wenn ich sofort meine angespannte, abwehrende Haltung eingenommen hatte... hatte sie meinen verschleierten Blick, oder womöglich meine geweiteten Pupillen wahrgenommen?
Hatte sie eventuell bereits die passenden Schlüsse gezogen?

Sie war unter Muggeln aufgewachsen. Sicher hatten diese auch ihre Mittelchen, die diesselben körperlichen Reaktionen auslösten, auch wenn ich mich gleichzeitig fragen musste, woher diese ihr Wissen bezogen, wenn nicht aus der Zaubertränkebrauerei.
Aber sicherlich war sie in diesem Gebiet genauso belesen wie in jedem Anderen.

Die wichtigste Frage, die ich mir also stellen sollte, wäre: In dem möglichen Falle, dass Granger ihr Hirn im Bezug auf mich eingesetzt haben sollte - was würde sie tun?
Würde sie mich bei der Direktorin anschwärzen?
Würden sie daraufhin meinen Raum durchsuchen?

Bei diesem Gedanken zog sich mein Magen heftig zusammen.
Sorgen um die Tränke, nach denen sie suchen würden, machte ich mir nicht. Selbst wenn sie jeden Einzelnen finden würden, es würde nur eine scharfe Verwarnung und die heftigste Maßregelung folgen, die Hogwarts in den letzten Jahren gesehen hatte.

Ich machte mir nur darum Gedanken, was passieren sollte, wenn sie diverse andere Dinge in meinem Zimmer finden würden.
Dinge, die mir zunächst einen Anhörungstermin im Ministerium einbringen würden und die womöglich -mir wurde langsam übel bei dem Gedanken- für den ein oder anderen intelligenteren Zauberer auf meinen Auftrag schließen lassen würden.

Was sollte ich denn dann tun?
Wo sollte ich hin?
Nun, vermutlich nach Askaban.

Verdammt, ich sollte mich nicht so sehr mit Granger beschäftigen.
Mir ist es völlig egal, wofür sie ihren störrischen Dickkopf einsetzt.
Ich bin ihr doch sowieso völlig gleichgültig, bin nicht mehr als ein dunkler Fleck in ihrer schönen, weißen, reinen Welt.

Und genau so werde ich sie in meinen Gedanken behalten.
Störender Dreck unter meinen Stiefeln.
Nicht weniger und vor allem nicht mehr.

Ich blickte auf die Uhr an meiner kahlen Zimmerwand.
Noch exakt eine halbe Stunde verblieb mir, um gemütlich in diesem Sessel zu sitzen und mir den Kopf zu zerbrechen.

Doch kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, stand ich ruckartig auf.

Das würde ich nicht tun.

Ich sollte mich mit wichtigeren Dingen beschäftigen.
Wenn ich schon wieder einmal nicht einschlafen konnte, weil mich völlig überflüssige oder aussichtslose Gedanken wachhielten, dann würde ich wenigstens etwas Nützliches tun.

Vielleicht etwas, um meine Haut zu retten.

Ich ging mit zielstrebigen Schritten auf die Tür meines Zimmers zu und blieb ruckartig davor stehen.

Nein.

Ich ballte unbewusst meine Hände zu Fäusten.

Wenn ich heute Nacht abermals auf den Gängen herumschleichen würde, wäre ich den gesamten Tag völlig gerädert. Einmal oder zweimal konnte ich mir ja einreden, dass es ein Ausnahmefall war, doch langsam glaubte ich mir nicht einmal mehr selbst.
Außerdem wüsste ich diesmal nichts zu sagen, wenn mich Professor Flitwick wieder auf dem Gang erwischte.

Resigniert schlug ich mit der Faust gegen die rustikale Holztür.
Der Schmerz in meinen Fingern erschien mir so willkommen wie nie.
Ich rammte meine andere Faust mit einem dumpfen Schlag gegen die Tür, die erzitterte.

Einen Augenblick verharrte ich regungslos.

Dann hämmerte ich immer und immer wieder mit meinen Händen gegen das Holz, immer wieder, so lange, bis sich meine Fingerknöchel völlig taub anfühlten.
Schwer atmend lehnte ich meine Stirn an die Tür.

Einige Sekunden lang genoss ich die Stille, bevor ich mich umwandte und auf meinen Schreibtisch zuging.

"Ich habe zu tun", sagte ich in den leeren Raum hinein.

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Und weil ich das so spät poste, gibt es gleich den zweiten Teil dazu!