Disclaimer: Nichts gehört mir, alles gehört JKR

Disclaimer: Nichts gehört mir, alles gehört JKR. (Ausser Anys, die ist mir und hoffentlich keine Mary Sue). Die Songtext-Zitate gehören Shakira. Ich habe diese Geschichte „just for fun" geschrieben und verdiene damit kein Geld.

A/N: Die Geschichte ist schon vor einiger Zeit entstanden, daher werde ich regelmässig updaten (können). Ein Sequel ist (eventuell) in Planung. Der Titel ist Latein und heisst frei übersetzt „Drachen und Küsse". Über Reviews freue ich mich immer sehr! Und jetzt geht's los...

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Lucky that I love a foreign land for

The lucky fact of our existence

Das also war Rumänien. Ich löste meine Finger von dem Portschlüsssel, mit dem ich gekommen war: Eine leere, zerbeulte Coladose. Ich stand vor einer Hecke, in die ein Eisentor eingelassen war. Durch die Hecke schimmerten die Umrisse eines Hauses. Hier musste es sein. Die Sonne glühte und klebte mir das T-Shirt an den Leib. Ich griff nach meinem Zauberstab, der in der Vordertasche meiner Leinenhose steckte.

„Removere Sudoris" wollte ich murmeln – ein nützlicher kleiner Zauber, der Schweiss aufsaugt und einen leichten Geruch nach Deodorant hinterlässt…

„Guten Tag"

Ich ließ den Zauberstab sinken. Ein junger Mann strebte mit langen Schritten auf mich zu. Flammendrotes Haar war das erste, was mir auffiel: Weder glatt noch lockig, ziemlich durcheinander und gerade so lang, dass einige Strähnen in seine Augen fielen.

Er strich sie beiseite und lächelte.

„Hi", sagte ich.

„Sie müssen die angemeldete Journalistin sein…"

„Anys Livore vom Tagespropheten, genau."

Er streckte mir die Hand entgegen. Rasch ergriff ich sie. Ich konnte Schwielen und Blasen fühlen. Auf seinem linken Unterarm schimmerte ein frisch verheiltes Brandmal. Über den rechten wand sich ein schwarzer Drache.

Er folgte meinem Blick und lächelte wieder.

„Wie Sie sehen, lasse ich meine Schützlinge sogar freiwillig an meine Haut."

Ich hob meinen Blick von dem Tattoo zu seinen Augen. Sie waren braun und ich sah den Schalk darin sitzen.

„Nun, ich denke, ich zeige Ihnen, wo Sie Ihr Gepäck lassen können und dann gehen wir zu den Tieren."

Tiere? dachte ich, eher Monster. Drachen, ach nein, ich schüttelte mich innerlich. Wie selbstverständlich nahm er mir die Sporttasche ab. Ich folgte ihm durch das schmiedeiserne Tor und durch die Eingangstür eines Steinhauses, das schon bessere Tage gesehen hatte. Die Farbe an der Fassade blätterte ab. Er führte mich einen Flur entlang, der Teppich war grau und abgewetzt und von den Wänden sahen unzählige Drachen auf mich herab.

In einem Raum, der nach Kantine aussah, stellte er meine Tasche in eine Ecke und wandte sich zu mir um.

„Ich habe mich gar nicht mit Namen vorgestellt" sagte er plötzlich. „Charlie Weasley. Das muss ich wohl über Ihren Jadeaugen vergessen haben."

Er ging weiter, als hätte er eben gesagt, wie heiss es heute draussen sei. Seltsamerweise fand ich nicht, er sei mir zu nahe getreten, sondern lächelte. Wir verliessen das Haus durch den Hintereingang und gingen eine Weile, auf den Waldrand zu. Hinter den Bäumen drangen Geräusche hervor, die mich schaudern liessen.

Der erste Drache war Furcht erregend. Gross und schuppig, wirkte er eher wie eine Riesenechse. „Ein Ungarischer Hornschwanz" sagte Charlie Weasley beinahe zärtlich.

Die Flügel des Drachen waren lächerlich klein und durchscheinend und ich fragte mich, wie sie ihn tragen sollten. Alles andere als lächerlich war die Stichflamme, die er aus fünfzig Meter Entfernung und durch dicke Gitterstäbe nach uns spie – sie fühlte sich an, als hätte sie meine Augenbrauen versengt. Ich schrie auf, sprang zurück und stolperte.

Charlie streckte mir die Hand entgegen und zog mich wieder auf die Füsse. „Alles in Ordnung?" fragte er. Ich musste wohl noch blasser sein als gewöhnlich, denn er schlug vor, einen Tasse Kaffee zu trinken und uns die restlichen Drachen im Reservat für morgen aufzuheben.

Auf dem Rückweg erzählte er von seiner Arbeit und von Rumänien. Ich lauschte seiner ruhigen dunklen Stimme, vergass den Drachen und meine Knie hörten auf zu zittern.

Bald sassen wir in der Kantine. Der Tisch war wacklig und sah aus, als hätte der Ungarische Hornschwanz zumindest daran genagt.

Der Kaffee war stark und süss. Ich machte mir ein paar Notizen über den Ungarischen Hornschwanz und fragte Charlie dieses und jenes.

Irgendwann fragte er: „Wie ist London diesen Sommer?"

„Heiss und stickig" gab ich zur Antwort. „Wann waren Sie zuletzt in England?" Sein britischer Akzent war nicht zu überhören und ich fühlte mich plötzlich wie zuhause.

„Über Neujahr. Ich hab meine Familie in Ottery St. Catchpole besucht. Kleines Kaff, aber hübsch und im Grünen."

„Ihre Eltern leben dort?"

"Ja. Ich wurde dort geboren. Den grössten Teil des Jahres sind Mum und Dad alleine im Haus. Meine Geschwister sind ausgeflogen, die jüngsten zwei sind noch in Hogwarts."

„Das klingt, als wären Sie eine grosse Familie…"

"Wir sind sieben Kinder."

"Wow" sagte ich.

Baby I would climb the Andes solely

To count the freckles on your body

Er zählte sie auf: "Bill. Er arbeitet in Ägypten als Fluchbrecher für Gringotts. Der zweite bin ich. Dann Percy. Arbeitet im Ministerium und hält sich für sehr wichtig. Fred und George. Fred ist zwei Minuten älter als George. Die beiden sehen bis auf die letzte Sommersprosse gleich aus. Und davon haben sie hunderte." Er lachte.

Mir fielen nun die Sommersprossen auf, die sich auf seiner Stupsnase tummelten. Ich fragte mich, wie viele es wohl waren und wie lange es dauern würde, sie zu zählen.

„Haben 'ne Menge Unsinn im Kopf, die beiden. Verdienen aber ganz gut damit. Sie haben ihren eigenen Laden in der Winkelgasse: Weasleys Zauberhafte Zauberscherze. Dann ist da noch Ron. Und Ginny. Unser Nesthäkchen."

Er nahm einen Schluck Kaffee und blickte mich an. „Sag mal, wollen wir nicht Du zueinander sagen? Ich finds komisch, „Miss" zu sagen. Sind eigentlich beide zu jung, so kompliziert zu tun, nicht?"

„Ok." sagte ich und musste grinsen.

„Wie alt bist du eigentlich?"

„Einundzwanzig. Du?"

Ich fand es schwer, zu schätzen, wie alt er war. Sein Gesicht, etwas breit und gutmütig, war jungenhaft. Anderseits war es von der Sonne gebräunt und man sah ihm an, dass er viel draussen war. Dies wiederum könnte ihn älter wirken lassen, als er wirklich war.

„Vierundzwanzig."

Irgendetwas fauchte. Ich fuhr zusammen und sah mich um. Dann fiel mir die Uhr über der Spüle auf. Das Zifferblatt hatte die Form eines Drachenkopfes, alles war da, sorgfältig aufgemalt: Gelbe Augen mit schwarzen Pupillen, schmal und lang gezogen, wie bei einer Schlange… der Schlund, der Fangzähne und eine geteilte Zunge sehen liess. Die Uhr fauchte wieder und wieder. Siebenmal insgesamt. Da fiel mir auf, dass der Stundenzeiger auf der Sieben stand und der Minutenzeiger auf der Zwölf.

„Schon sieben." stellte Charlie fest und wie als Antwort darauf knurrte mein Magen. Ich hatte ewig nichts mehr gegessen.

Er grinste und die Lachgrübchen um seinen Mund vertieften sich. „Warum verschieben wir das restliche Interview und so nicht auf morgen?"

„Gut. Mal schauen, wo ich etwas zu essen und eine Dusche bekomme. Eure Pressefrau hat etwas von einem Gästezimmer für mich gesagt."

„Warte einen Moment." Er stand auf und sprach im Flur mit jemandem. Ich konnte sehen, dass es der missmutig aussehende Zauberer hinter dem Empfang war, der gerade dabei war, seine Sachen zusammenzuräumen. Er grunzte etwas als Antwort auf eine Frage Charlies und blätterte in einer zerfledderten Kladde. Dann schüttelte er den Kopf. Charlie kam zurück.

„Anys, es tut mir leid. Etwas hat mit dem Zimmer nicht geklappt. Es ist heute jemand von der Abteilung für magische Geschöpfe des Ministeriums angereist, der das Zimmer braucht und sie haben vergessen, eine Alternative für dich zu suchen."

Ich seufzte ungeduldig. Ich hatte mich auf eine kühle Dusche und ein Bett gefreut.

„Du könntest zu mir kommen. Meine Wohnung ist nur klein, aber es ist alles da. Du kannst mein Bett haben und ich schlaf auf dem Sofa" schlug er vor. Überrascht hob ich den Kopf.

„Du kennst mich kaum" murmelte ich.

„Na und? Wir Weasleys sind gastfreundlich. Du solltest mal meine Mutter sehen. Wir haben ständig das Haus voll. Sie mag Trubel. Aber ich könnte auch den Hornschwanz fragen, ob er noch Platz hat?" feixte er.

Es ist nett von ihm, dachte ich. Und sowieso, was ist schon dabei…

„Nein. Ich ziehe dich dem Drachen vor." Daraufhin lachte er lauthals.

„Danke fürs Angebot." fügte ich rasch hinzu. „Gerne geschehen. In unserer Garderobe gibt es ein grosses Badezimmer. Um diese Zeit ist niemand mehr dort. Du könntest duschen und dich umziehen. Ich gehe rasch heim, meine Wohnung ist im Nebengebäude, und dusche ebenfalls. Die Stadt – eigentlich müsste man sagen, mittelgrosses Dorf ist nicht weit von hier. Wir könnten was essen gehen…"

„Klingt gut."

Er zeigte mir das Badezimmer und wir beschlossen, uns in einer halben Stunde vor dem Eingangstor zu treffen.