Er war wirklich nicht sonderlich begeistert, als er durch ein lautes Poltern und einen unterdrückten Fluch geweckt wurde – und das, nachdem er gerade mal geschätzte 20 Minuten geschlafen hatte.

Müde rieb er sich über die Augen und angelte nach seiner Brille, setzte sich auf und warf dann einen verschlafenen Blick auf die Uhr: Gerade mal kurz nach vier am Morgen. Wer auch immer von seinen Weihnachtsgästen jetzt wie ein Idiot durch das Wohnzimmer tobte, würde auf jeden Fall später keine von seinen selbstgebackenen Pfannkuchen bekommen, soviel stand schon mal fest.

Ein erneutes Krachen erklang, das verdächtig nach dem Zerbersten einer Glaskugel klang, und er verdrehte entnervt die Augen. Vermutlich hatte Ron einen Eierpunsch zuviel getrunken und stolperte jetzt quer durch die Wohnung vom Bad ins Bett und wieder zurück, wie er das von seinem besten Freund nun mal so gewohnt war. Trotzdem – er konnte unmöglich zulassen, dass die gesamte sorgsam aufgebaute Weihnachtsdeko weiter in Stücke zerhauen wurde, und somit würde er wohl einfach einen Ernüchterungszauber anwenden und seinen Freund dann ins Bett schicken. Und ihn auch erstmal nicht mehr rauslassen.

Er griff sich seinen Zauberstab und schwang sich aus dem Bett, um tapsig aus dem Zimmer zu schlurfen und die Treppe herunter zu steigen. Die Geräuschkulisse nahm an Lautstärke zu und allmählich begann sich Harry zu wundern, dass er der Einzige war, der von dem Lärm geweckt wurde. Eigentlich hatte Hermine einen weitaus leichteren Schlaf als er, und auch George war seit dem Tod seines Zwillings normalerweise schneller zu erwecken als er selbst. Er zuckte bloß mit den Schultern und bog um die Ecke, wo er dann auch schon den von sanftem Kerzenschein beschienenen Weihnachtsbaum erblickte – und einen in roten Samt gehüllten Mann davor, der wie ein Rohrspatz vor sich hin schimpfend ein riesiges Paket unter den Baum zu schieben versuchte ohne besagten Baum dabei umzukippen, was sich als äußerst knifflig erwies.

„Ähm – Entschuldigung?" fragte Harry irritiert, und der Mann in Rot drehte sich derart hastig um dass er dabei den ohnehin schon wackeligen Baum komplett umriss, der laut scheppernd zu Boden fiel und daraufhin Glaskugelsplitter in alle Richtungen verspritzte. Harry konnte nur schockiert dabei zusehen, wie die liebevoll geschmückte Tanne sich in Sekundenschnelle in einen Haufen Scherben, Wachs und Zweige verwandelte.

Der Fremde wedelte ungeduldig mit seiner Hand, woraufhin die schon hochzuzüngeln beginnenden Flammen wieder erstarben, und drehte sich dann vollends Harry zu. Ihre Blicke trafen sich, und ihre beiden Unterkiefer klappten in einem komischen Spiegelbild herab. „Potter?" - „MALFOY?"

Der Blonde kratzte sich am Kopf – der amüsanter Weise von einer roten Mütze mit weißem Bommel geschmückt war – und fasste sich dann an die Stirn. „War ja klar, dass der Superheld Sonderrechte hat", murmelte er frustriert, „vermutlich lacht sich Loki heimlich irgendwo ins Fäustchen, das ist doch ein Scheißjob!" Ohne ein Wort der Erklärung drehte er sich wieder um und zerrte ein weiteres Geschenk aus einem Sack zu seiner Rechten, der Harry bisher nicht aufgefallen war, und warf es recht lieblos auf den Boden zu den restlichen Präsenten. „Hör zu, Potter, das ist jetzt blöd gelaufen. Speicher es unter 'Traum' ab, ok?" Damit schulterte er seinen Sack, marschierte auf den Kamin zu, schnipste in die Finger – woraufhin sich der Baum wie von selbst wieder aufrichtete und sämtliche sonstige Spuren der Zerstörung verschwanden – und stellte sich dann auf die aufglimmende Glut des Kamins. „Frohe Weihnachten." Die Flammen zischten Blau auf, und dann war Malfoy auch schon wieder verschwunden und Harry stand vollkommen belämmert allein in seinem Wohnzimmer. Der einzige Anhaltspunkt dafür, dass er sich das Ganze nicht eingebildet hatte, waren die in schillerndes Geschenkpapier gewickelten Päckchen, die sich zu den restlichen gesellt hatten.

XXX

„Was meinst du mit „Malfoy ist der Weihnachtsmann"?" fragte Ron stirnrunzelnd, „das ist doch vollkommen idiotisch!"

„Natürlich ist es das! Malfoy ist vollkommen unqualifiziert!" stimmte Harry sofort zu, woraufhin sein Freund nur seufzend den Kopf schüttelte.

„Ich meinte etwas anderes, Harry", sagte er mit einer untypischen Sanftheit in der Stimme, und hing dann sehr sachte an: „Es gibt keinen Weihnachtsmann."

„Das weiß ich auch, Ron!" gab der Dunkelhaarige patzig zurück, „aber kannst du mir dann mal erklären, was Malfoy in einen roten Mantel mit Bommelmütze auf dem Kopf gestern Nacht in meinem Wohnzimmer zu suchen hatte, mit ein paar Päckchen unter dem Arm?"

„Was weiß ich, vielleicht hat er eine Wette verloren?" erwiderte Ron und warf einen hilfesuchenden Blick in Richtung seiner Verlobten, die selber nur mit den Schultern zuckte.

„Ja klar, und deswegen verwüstet er mein Haus, richtet dann alles mit einem Fingerschnippen wieder auf und verschwindet in einem Schwall blauer Flammen? Das ist doch vollkommen lächerlich!"

„Richtig", bestätigte Ron mit einem liebenswürdigen Lächeln, „da Flohreisende grüne Flammen nutzen und im Übrigen auch nichts auf deinen nächtlichen Besucher hindeutet. Sicher, dass du nicht geträumt hast, Harry?"

„Wieso sollte ich von Malfoy träumen?" erboste sich der Dunkelhaarige, woraufhin sowohl Hermine als auch Ron ihm einen langen Blick zuwarfen. Er errötete. „Was soll das denn jetzt? Das. War. Kein. Traum. Er war hier. Und die Flammen waren blau. Ganz sicher."

Hermine seufzte leise. „Die einzigen, die blaues Feuer nutzen, leben weiter nördlich, soweit ich weiß. Und nicht zu Reise- sondern eher zu anderen Zwecken."

„Aha!" machte Harry triumphierend, „also ist es nicht ausgeschlossen!"

„Aber Malfoy ist Brite, und sein nördlichster Verwandter vermutlich Teddy Tonks", warf Ron entnervt ein.

Harry überlegte kurz. „Ist Loki ein nordischer Name?"

„Moment", schaltete Hermine sich jetzt doch noch ein, „Loki? Wie kommst du bitte genau darauf?"

„Er hat einen Loki erwähnt", erwiderte Harry, über das plötzliche Interesse seiner Freundin verwundert. Hermines Augen verengten sich.

„Loki ist eine nordische Sagengestalt. Der Gott des Schalks", erklärte sie dann in typischer Hermine-Manier, woraufhin Ron wenig hilfreich „Ich sag ja, er hat eine Wette verloren", einwarf. Harry ignorierte ihn.

„Den es ebenso wenig gibt wie dein Weihnachtsmann, vermute ich?"

„Du missverstehst mich, Harry", erwiderte sie. Ron nickte zufrieden. „Du ebenfalls, Ronald", wandte sie sich trocken an diesen, der verdutzt die Stirn runzelte. „Sagen und Märchen haben einen wahren Kern. Gerade du solltest das wissen, Letzter der Peverells."

Harry wand sich etwas unter ihrem bohrenden Blick und sah schließlich zur Seite. „Soll heißen?"

„Es gibt sie. Wesen, die etwas mehr sind als wir. So wie sich Zauberer von Muggeln unterscheiden, so unterscheiden sie sich von uns. Sie sind mächtiger auf ihre Weise, in ihren Bereichen. Zeus – schlicht und ergreifend ein Mensch mit der Gabe, Blitze zu erschaffen. Thor hatte das gleiche Talent, lebte aber im Norden, daher gehört er zu den nordischen Sagengestalten. Wobei es kein Äquivalent zu Loki gibt." Sie machte eine bedeutungsschwere Pause und trank einen Schluck Wasser. Harry trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch herum.

„Hermine! Komm zum Punkt!"

Sie warf ihm einen bösen Blick zu, redete jedoch weiter. „Um Loki ranken sich Legenden. Er wird als unruhiger Geist beschrieben, der zu seinem bloßen Vergnügen Intrigen geschmiedet hat um sich dann an dem Unglück der Menschen zu erfreuen. Er ist böse – aber nicht bewusst. Er stellt eher seinen Spaß über alles andere."

„Klingt nach einem Slytherin", murmelte Ron verhalten. Hermine überging den Kommentar.

„Er taucht immer wieder in der Geschichte auf, und entgegen den anderen Göttern, die einem irdenen Tod durch die Götterdämmerung erliegen, ist Loki diesem Schicksal entgangen. Außerdem besitzt er im Gegensatz zu ihnen keine einzigartige Gabe, sodass ich inzwischen nicht mehr davon ausgehe, dass mit ihm einfach verschiedene Personen in unterschiedlichen Epochen beschrieben werden wie bei den Anderen, sondern immer derselbe. Mit eben dieser besonderen Gabe: Durch die Zeit zu springen wie es ihm beliebt, mehr oder minder ewig."

Ron räusperte sich leise. „Aber ist Loki nicht für seine Fähigkeit der Gestaltwandlung bekannt? Und wurde er nicht von Heimdall getötet?"

Hermine starrte ihn an als sähe sie ihn zum ersten Mal und lächelte dann strahlend. „Ein berechtigter und sehr guter Einwand!" lobte sie ihn wie einen artigen Schüler, und er verzog leicht gequält das Gesicht. „Klingt diese Formwandlerei aber für dich nicht auch wie der exzessive Gebrauch von Vielsafttrank und zudem einem möglichen Animagus? Was diese Sache mit Heimdall angeht..." Sie holte tief Luft. „Ich glaube kaum daran, dass beide gleichzeitig starben. Einer überlebte mit Sicherheit den Kampf, und wenn man sich die Vorgeschichte Lokis und dessen bekannte Listigkeit ansieht, muss man quasi zu dem Schluss kommen, dass er seinen Tod nur vorgetäuscht hat um weiterer Verfolgung zu entgehen."

Harry hatte ihr stirnrunzelnd zugehört und seufzte jetzt tief. „Schöne Geschichte", sagte er langsam, „wann kommen wir zu Malfoy?"

Sie verdrehte entnervt die Augen. „Deine Besessenheit von diesem Mann ist beinahe krankhaft", diagnostizierte sie, ehe sie weitersprach: „Loki stellt Menschen unschaffbare Aufgaben und sieht dann dabei zu, wie sie daran zerbrechen. Genau wie Malfoy daran zerbrechen wird, der Weihnachtsmann zu sein."

„Wir gehen jetzt inzwischen also davon aus, dass der Weihnachtsmann existiert", kam es platt von Ron. Hermine schürzte die Lippen.

„Natürlich gibt es ihn", erklärte sie im Tonfall einer empörten 7jährigen. Ihr Freund verzog das Gesicht. „Natürlich", echote er skeptisch. Sie schnaubte.

„Seine Geschichte beruht auf dem heiligen Nikolaus, einem Zauberer aus dem Mittelalter. Er hat damals ein paar Kinder gerettet. Im Laufe der Zeit sind immer wieder Männer wie er auf der Bildfläche erschienen, die sich vor allem durch ihre Güte und Menschlichkeit auszeichnen. Einer in jeder Epoche – der geeignetste – durfte dann den roten Mantel anlegen."

„Gibt es eine ähnlich ergreifende Geschichte auch für den Osterhasen und die Zahnfee?" fragte Ron trocken. Hermine warf ihre Haare zurück und funkelte ihn wütend an.

„Es tut mir leid, Ronald, deinen begrenzten Horizont zu sprengen", entgegnete sie spitz, „aber es ist so. Genauso wie Zauberei für Muggel unvorstellbar ist, so ist dies für dich vielleicht etwas schwer zu begreifen, aber bitte – benimm dich nicht derart kindisch."

Ron begann, dumpf vor sich hin zu brüten und Harry nutzte die entstandene Stille um seinerseits einen Kommentar einzuwerfen. „Seh ich das also richtig", fasste er zusammen, „den Weihnachtsmann gibt es wirklich, und er ist derzeit auf Erden vertreten durch niemand geringeren als Draco Malfoy. Vermutlich aufgrund des Wirkens von einem Zeitspringer namens Loki, der so eine Art Gott ist, dessen einziges Hobby es ist, Leute in ihr Verdorben zu stürzen."

„Quasi", stimmte Hermine zu.

Harry fuhr sich seufzend durch sein Haar. „Warum muss immer ich es sein, der den Karren aus dem Dreck zieht?"

XXX

Draco öffnete die Tür erst beim zweiten Klingeln. Er sah reichlich verschlafen aus, was angesichts seiner nächtlichen Tätigkeiten wohl kein Wunder war. „Potter", begrüßte er Harry müde, „solltest du nicht inmitten eines Haufens Rothaariger unter einem Baum hocken und Geschenke auspacken?"

„Malfoy", warf Harry im gleichen Ton zurück, „solltest du nicht einen weißen Rauschebart und ungefähr 50 Kilo mehr auf den Rippen haben?" Ohne auf eine Einladung zu warten, schob er sich an dem Blonden vorbei in dessen Wohnung und marschierte zielstrebig auf den reichlich geschmückten Weihnachtsbaum zu.

„Rot-Gold? Ich hatte mit mehr Silber gerechnet", bemerkte er, woraufhin eine unbekannte Stimme vom Sofa her sagte: „Glücklicherweise hatte Draco da relativ wenig zu sagen."

Harry drehte sich irritiert um und starrte direkt in die faszinierenden, grünblau-schimmernden Augen eines ihm unbekannten Mannes, der ihm mit einem interessierten Ausdruck musterte. Der Fremde hatte dunkelblonde Locken und ein gefährliches Lächeln, was jedoch nichts an seiner verblüffend intensiven Ausstrahlung änderte.

„Ich wusste gar nicht, dass wir heute Besuch bekommen", sagte er im Aufstehen, trat dann auf den zur Salzsäure erstarrten Gryffindor zu und streckte ihm die Hand entgegen. „Hallo, ich bin Loki."

Harrys sich automatisch erhebende Hand gefror in der Bewegung und er konnte den Anderen nur mit kugelrunden Augen anstarren. Glücklicherweise betrat Malfoy in diesem Moment den Raum, oder genauer: Er schlurfte höchst unmotiviert und sich sehr unweihnachtlich an seinem bloßen Bauch kratzend in das Zimmer und gähnte.

„Das ist Harry Potter", stellte er vor. Loki reagierte nicht. „Er hat Lord Voldemort besiegt." Immer noch Schweigen. „Tom Riddle? Den dunkelsten Magier unse- ich meine, meiner Zeit?" Loki nahm seinen intensiven Blick von Harry und sah nun mit gelupfter Augenbraue zu dem Blonden, immer noch hartnäckig schweigend und nicht im geringsten erkennend oder gar beeindruckt wirkend. Dieser seufzte. „Wir waren zusammen auf der Schule", fasste er Harrys und seine komplizierte Beziehung zusammen, „wir mochten uns nicht."

„Ah", machte Loki endlich und ergriff Harrys schlaffe Hand um sie kräftig zu schütteln. Harry fröstelte.

„Potter, sagst du?" wiederholte er dann und kräuselte leicht die Lippen, ehe er zu Draco trat und besitzergreifend einen Arm um dessen Taille schlang. Harrys Augen drohten angesichts dieser offensichtlichen Zärtlichkeitsbekundung aus ihren Höhlen zu fallen. „Ich glaube, er mag mich nicht."

„Keine Sorge, Loki, dieses Entsetzen hat vermutlich mehr mit mir als mit dir zu tun", widersprach der Slytherin kurz und streifte dann mit einer fast harschen, bestimmten Geste den Arm des Anderen ab. „Also, Potter, was willst du?"

Harrys Blick hatte sich an Dracos rechtem Hüftknochen festgesaugt, auf dem noch Sekunden zuvor die Hand des Zeitspringers gelegen hatte und die ihm so auf unbeschreibliche Weise besudelt schien. Zu gern hätte er selbst seine Hand ausgestreckt und den Slytherin genau dort berührt, und diese Tatsache irritierte ihn fast noch mehr als die offensichtlich mehr als platonische Beziehung zwischen den beiden anderen Männern. „Ich.. äh...", brabbelte er unkoordiniert, und Malfoy seufzte kellertief.

„Spätestens nächstes Jahr um diese Zeit solltest du fertig sein, sonst krieg ich Ärger", meinte er ergeben, und diese platte Äußerung erinnerte Harry an den eigentlichen Grund seines Erscheinens.

„Du bist der Weihnachtsmann!" platzte er anklagend heraus, woraufhin Loki einen strafenden Blick in Richtung Dracos warf, der bloß entnervt die Augen verdrehte.

„Hast du ein paar psychedelische Pilze gegessen?" erkundigte er sich gespielt besorgt. „Zuviel Eierpunsch? Konsumschock?"

„Ich habe dich gesehen! Und Hermine hat mir von diesem.. deinem... Loki erzählt!" zeterte Harry weiter. Dracos Augen verengten sich unmerklich.

„Du hast Granger erzählt, dass ich der Weihnachtsmann bin? Was hat sie denn damit zu tun?"

„Lenk nicht ab! Du gefährdest Weihnachten, dich selbst und was-weiß-ich-nicht-noch-alles, und dein feiner Freund da ist jawohl auch alles andere als koscher!"

„Ich muss doch sehr bitten!" warf Loki empört dazwischen. Harry ignorierte ihn wider besseren Wissens und sah dafür Malfoy fest in die Augen, während er eine vage Handbewegung in Richtung des Gottes machte.

„Er ist eine Sagengestalt und bekannt dafür, den Menschen Aufgaben zu stellen, die für sie nicht zu bewältigen sind! Du wirst versagen, Millionen von Kindern enttäuschen und daran zerbrechen, und er weiß es und freut sich auch noch darauf!"

Draco wirkte nicht im Geringsten beunruhigt sondern gönnte sich sogar die Dreistigkeit, kühl zu lächeln. „Selbst wenn ich das wäre, was du glaubst, und Loki damit irgendetwas zu tun hätte – wieso sollte ich das nicht schaffen?"

„Du bist Malfoy! Du weiß doch gar nicht, was Weihnachten überhaupt bedeutet!" erwiderte Harry prompt, und Dracos Lächeln wurde eine Spur gefährlicher.

„Angesichts dessen, was du hier von dir gibst, weißt du es allerdings auch kaum", gab er flach zurück. Harry errötete schlagartig und sah zu Boden.

„Ich mache mir nur Sorgen, Malfoy. Auch um dich."

Loki trat hinter Draco und legte in einer allzu vertraut wirkenden Geste sein Kinn auf dessen Schulter. Draco lehnte sich wie von selbst leicht zurück, und Loki legte seine Arme um ihn. Wie auch zuvor saugte sich Harrys Blick an den Händen des Zeitspringers fest, die sacht über Dracos Bauchmuskeln strichen. Seine Lippen kräuselten sich säuerlich.

„Draco geht es bestens. Ich passe auf ihn auf."

Harry schnaubte spöttisch und riss seine Augen von den provokanten Zärtlichkeiten weg. „Du benutzt ihn wie eine Figur auf deinem Spielfeld", berichtigte er, woraufhin der Andere eine Reihe strahlend weißer Zähne entblößte. Es war mehr ein Zähnefletschen als ein Lächeln und erinnerte Harry an einen Hai.

„Entgegen dem, was du von mir zu wissen glaubst, ist Draco für mich alles andere als ein Spielzeug."

„Aber..."

„Potter", unterbrach ihn Draco brüsk, „gehen wir mal davon aus, dass ich der Weihnachtsmann bin. Dieses Jahr ist Weihnachten nun schon vergangen – gab es irgendwelche Dramen, von denen ich wissen sollte? Haben sich bei dir Beschwerden gehäuft? Oder wieso bist du hier und wirfst mir vor, dieses Fest zu verhunzen, das doch eigentlich recht problemlos über die Bühne gegangen ist?"

„Du hast meinen Weihnachtsbaum umgeworfen!" warf Harry dem Anderen atemlos vor, der sich erneut aus Lokis Umarmung befreite und wütend ein paar Schritte auf ihn zuging.

„Ich habe ihn auch wieder aufgestellt", zischte er zurück.

„Also gibst du zu, dass du in meinem Wohnzimmer warst!" triumphierte Harry, woraufhin der Blonde bloß die Augen verdrehte.

„Meinetwegen", sagte er entnervt, „ich war in deinem Wohnzimmer und ich habe deinen blöden Baum umgeworfen. Können wir uns auch darauf einigen, dass ich ihn wieder aufgestellt habe? Und das Haus verlassen habe, ohne sonstige Spuren zu hinterlassen?"

„'Verlassen' ist jawohl untertrieben!" begehrte Harry auf, „du bist in einem Schwall blauer Flammen verschwunden! Und hast Geschenke unter den Baum gelegt!"

Draco zog eine Augenbraue hoch. „Ist eines dieser beiden Dinge strafbar?" fragte er trocken.

Der Gryffindor fuhr sich frustriert durch seine Haare. „Malfoy! Denk doch mal nach! Du kannst nicht der Weihnachtsmann sein!"

„Meine Reden, Potter, meine Reden", bestätigte der Blonde ihn ruhig.

„Das meine ich nicht, und das weißt du ganz genau! Verdammt, du... du siehst noch nicht einmal so aus! Du bist viel zu... eh... "

„Viel zu was, Potter?" hakte Draco nach, seine Augen gefährlich zusammengezogen.

„Zu dünn!" schloss Harry dümmlich, schon stolz darüber, dass er das Wort, welches ihm eigentlich auf der Zunge gelegen hatte, nicht über seine Lippen hatte kommen lassen. Malfoy allerdings zu sagen, dass er sexy sei, war ungefähr so als würde man einem Psychopathen eine blutige Axt in die Hand drücken.

„Entschuldige bitte, dass ich eine Taille habe", erwiderte der Slytherin säuerlich und verschränkte die Arme, während er einen hilfesuchenden Blick in Richtung Lokis warf. Dieser hatte von der doppelten offensichtlichen Ablehnung durch seinen ... Partner? Freund? Affäre? - durch Malfoy jedoch anscheinend legliche Lust verloren, sich an dem Gespräch zu beteiligen und betrachtete stattdessen lieber angelegentlich seine Fingernägel. Wenn man nicht in seine Augen sah, schoss es Harry durch den Kopf, sah er eigentlich gar nicht so gut aus. Was irgendwie ein schwacher Trost war, denn wenn man seine Augen sah, sah er wirklich großartig aus.

„Ich meine doch nur, dass... dass das eine große Aufgabe ist. Quasi unschaffbar. Also, wirklich schwierig. Eh..."

„Potter", unterbrach Draco ihn trocken, ging durch den Raum und begann, Harry langsam aber bestimmt erst aus dem Zimmer, dann durch den Flur und schließlich aus der Wohnung zu schieben, „wenn du es geschafft hast, den dunkelsten Zauberer unserer Zeit zu besiegen, dann werde ich wohl auch den Weihnachtsmann spielen können." Und damit schlug die Tür vor seiner Nase zu, und auch nach mehrmaligem Klopfen, Klingeln und Zetern änderte sich daran nichts mehr.

x.x.x.x.x.x.x.x..x.x..x.x.x.x..x.x.x.x.x.x

Kleiner Adventskalender (oder sowas ähnliches) für euch! GANZ fertig ist das gute Stück noch nicht, wird aber hoffentlich bis Weihnachten... Viel Spaß!