Der Zwillings-Trick

Disclaimer:
Alle Rechte an Harry Potter gehören J. K. Rowling. Mit dieser Fanfiktion soll kein Geld verdient werden.

Zusammenfassung:
Eine Prophezeiung. Vier Kinder. Ein Verräter. Ein Vater überlebt, das falsche Kind wird gefeiert – alles ändert sich. Doch mit dem Schicksal zu spielen ist eine heikle Angelegenheit, und selbst die besten Pläne können scheitern, wenn sie Harry Potter betreffen. Falscher-Junge-der-überlebt, MagischesWesen!Harry

Anmerkungen:
Bei dieser Fanfiktion handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt von mir und der amerikanischen Autorin Cauchy. Die Original-Version auf Englisch findet ihr hier: fanfiction
s/8983070/1/The-Twin-Trick
Warnung: Das hier wird keine typische Falscher-Zwilling bzw. Harry-ist-ein-magisches-Wesen Geschichte. Auch wenn es keine Parodie ist, stellen wir die Klischees solcher Fanfiktions ordentlich auf den Kopf. Ihr seid gewarnt. ;-)


„Wieso dauert das so lange?"

Sirius sah zu, wie sein bester Freund im Wartezimmer von St Mungos Entbindungsstation auf und ab ging, was er den Großteil der letzten zehn Stunden getan hatte.

„Ich bin sicher alles ist in Ordnung.", versuchte er ihn zu beruhigen, „Mach dir keine Sorgen, Krone!"

Aber James war offensichtlich besorgt und Sirius konnte es ihm nicht übel nehmen. Auch er war ziemlich beunruhigt. Nicht weil er fürchtete, dass irgendetwas bei der Geburt schief laufen könnte – er vertraute, dass die Heiler mehr als kompetent waren – sondern weil der Ort für seinen Geschmack zu ungeschützt und unsicher war. Falls Voldemort oder seine Todesser Wind von ihrer Anwesenheit bekämen, konnten sie in große Schwierigkeiten geraten. Doch James hatte darauf bestanden, dass Lily ihr Kind im St Mungos zur Welt bringen sollte, wo sie die beste Betreuung fähiger Heiler erhalten würde, die auf alle Komplikationen vorbereitet waren. Bei der Geburt seines ersten Kindes ging er kein Risiko ein. Der Orden des Phönix war in Alarmbereitschaft und patrouillierte das Gebäude. Dennoch wäre Sirius lieber früher als später wieder von hier verschwunden.

„Es ist Lilys erste Geburt. Diese dauern immer am längsten.", sagte Peter.

Sowohl Sirius als auch James sahen ihn merkwürdig an.

„Und woher willst du das wissen?", fragte Sirius.

Peter zuckte die Achseln. „Ich denke, ich hab es irgendwo gelesen."

Sirius schnaubte, während James gereizt den Kopf schüttelte und Peter finster anstarrte. „Und wozu soll diese Information gut sein, Wurmschwanz?", schnappte er.

„Ich... ich weiß nicht", stammelte Peter, „Ich... dachte... nur..."

„Nun, das ist das Problem! Du denkst nie!"

Peters Gesicht nahm einen verletzten Ausdruck an. Unsicher sah er zu Sirius, der nur die Augenbrauen hob. Es war untypisch für James Leute scheinbar grundlos so anzufahren, selbst wenn es sich um Peter handelte. Er musste wirklich unter großem Stress stehen. Etwas von einer Tasse Tee murmelnd stand Peter auf und verließ das Wartezimmer, so dass Sirius und James allein zurück blieben.

„Was, wenn irgendetwas nicht stimmt?", flüsterte James. Zum ersten Mal seit Sirius ihn kannte, klang er wirklich angstvoll.

„Nichts stimmt nicht!", sagte Sirius fest und unterdrückte seine eigene Unruhe, „Du hast Peter gehört; es ist normal, dass es beim ersten Mal so lange dauert."

„Naja, Peters Wissen ist normalerweise nicht das verlässlichste, oder?"

„Ich bin sicher, er hat es nur gut gemeint."

James wirkte schuldbewusst. „Du hast Recht. Ich hätte ihn nicht so anschnauzen sollen. Ich werde mich bei ihm entschuldigen, sobald er zurück kommt."

Genau da ging die Tür die Tür des Wartezimmers auf, doch es war nicht Peter, der zurückkam, sondern einer der Heiler. „Mr Potter?"

James stand auf, sein Gesicht eine Mischung aus Furcht und Hoffnung.

Der Heiler lächelte ihn an. „Herzlichen Glückwunsch. Sie haben einen Sohn."

Sirius stieß einen Jubelschrei aus, während James sprachlos schien. Langsam begann er zu grinsen. „Ich habe einen Sohn.", sagte er erstaunt klingend.

„Das hast du.", sagte Sirius grinsend und umarmte ihn, „Meinen Glückwunsch!"

Plötzlich kehrte der besorgte Ausdruck in James Gesicht zurück. „Was ist mit Lily?", wollte er von dem Heiler wissen.

„Ihrer Frau geht es gut.", bestätigte der Heiler, „Es geht ihnen beiden gut."

„Kann ich sie sehen?", fragte James hoffnungsvoll und der Heiler nickte.

„Hier entlang, Mr Potter."

Sirius blieb im Wartezimmer, da er den Potters Zeit für sich geben wollte.

Er fühlte sich beschwingt und stellte er fest, dass er nicht aufhören konnte, zu lächeln. Für ein Weilchen vergaß er sogar, sich Sorgen zu machen. James und Lily hatten einen Sohn! Und er, Sirius Black, würde hoffentlich der Pate des Kindes sein! Trotz des Krieges hatte er Hoffnung für die Zukunft.

Nach einer Weile kam James zurück, zu Sirius Überraschung gefolgt von Peter.

„Zwei Söhne!", verkündete James, „Ist das zu glauben?"

„Zwei?", wiederholte Sirius verwirrt.

„Zwillinge", erklärte Peter mit einem Lächeln, „Warte, bis du sie siehst, Tatze! Sie sind perfekt!"

Ein Stich der Eifersucht durchfuhr Sirius. Peter hatte sie bereits gesehen? Aber er war James bester Freund! Er würde der Pate sein! Er hätte sie zuerst sehen sollen! Seine Empörung verschwand jedoch in Folge spitzbübischer Gedanken. Er dachte an die Zwillings-Schrecken Fabian und Gideon Prewett in Hogwarts; er konnte kaum erwarten, wie diese neuen Zwillinge sein würden, die von Rumtreibern aufgezogen wurden. Jetzt wo er darüber nachdachte, hatte Alice gestern nicht auch Zwillinge zur Welt gebracht? Sirius versuchte, sich an Franks aufgeregten und teilweise unverständlichen Floh-Anruf zu erinnern, aber gab es bald auf.

„Ich bin so glücklich!", sagte James immer noch wie verrückt grinsend, „Ich wünschte, Moony müsste sich heute Nacht nicht um sein pelziges kleines Problem kümmern, und könnte hier mit uns feiern."

Seine Freunde tauschten einen Blick. Weder Sirius noch Peter hatten James gesagt, dass sie Remus im Verdacht hatten, ein Spion zu sein; er hätte nie auf sie gehört. Obwohl Sirius sich immer noch etwas gemein fühlte, weil er einen derartigen Verdacht gegenüber einem seiner besten Freunde überhaupt in Erwägung zog, rechtfertigte er es vor sich selbst, indem er Dumbledores Sorge anführte, dass es in James Kreis eine undichte Stelle gab, und aufgrund der Tatsache, dass Remus sich in letzter Zeit distanziert verhalten hatte und vorsichtig war mit dem, was er sagte. Es war eine dünne Rechtfertigung und sie half Sirius nicht gerade dabei, Nachts gut zu schlafen, aber gleichzeitig konnte er nicht anders, als Zweifel und Paranoia zu empfinden, so übertrieben sie auch sein mochten.

Besser ungeliebt, als tot. Mit diesem verbissenen Gedanken blickte Sirius zurück auf James prahlerisches Profil und sofort aufgeheitert eilte er hinter ihm in den Raum. Sofort wurde sein Blick gefangen von den winzigen in Laken gewickelten Bündeln in Lilys Armen. Sie sah furchtbar aus, war vermutlich in der letzten Phase völliger Erschöpfung, aber gleichzeitig strahlte sie vor Glück. Es war ihr Gesichtsausdruck, entschied Sirius: Er sprach von reiner, unverfälschter Freude.

Sirius fühlte, wie sich seine Mundwinkel in einer Kopie ihres Lächelns nach oben wölbten und ausnahmsweise schienen alle seine Sorgen fort zu schmelzen in die hintersten Winkel seines Geistes, so dass nur ein angenehmes, berauschendes Gefühl zurück blieb.

„Wie heißen sie?", fragte er.

Lily antwortete. „Harry und Charlus Potter.", sagte sie und drehte sich leicht, um ihm die beiden Neugeborenen zu zeigen. Sirius war sich nicht sicher, welcher welcher war, aber er schätzte, dass er das auch später noch herausfinden konnte; sie sahen ohnehin identisch aus, wie farbentsättigte Alraunenwurzeln bedeckt mit einem feinen Puder aus schwarzem Flaum. Aus irgendeinem Grund waren sie trotzdem unheimlich liebenswert.

„Harry und Charlus.", wiederholte Sirius und grinste wie ein Irrer. Selbst wenn er gewollt hätte, er bezweifelte, dass er seine Gesichtsmuskeln überzeugen konnte, eine andere Position einzunehmen.

„Hervorragende Namen!", lobte Peter, wobei seine Stimme am Ende dieses kurzen Ausrufs etwas stockte. Sirius warf ihm einen halbherzigen missmutigen Blick zu. Peter schien nie zu wissen, was er sagen sollte, und was aus seinem Mund kam, schien ewig unbeholfen und inkorrekt zu sein. Ein weiterer Blick auf Lily zeigte jedoch, dass es sie kaum kümmerte und sie den Mann anstrahlte.

„Oh vielen Dank, Wurmschwanz.", sagte James, der sich an Sirius vorbei schob, um Peter einen herzlichen Schlag auf den Rücken zu versetzen, bevor er seine Freunde näher an das Krankenhausbett heran zog. Jetzt bekam Sirius einen guten Blick auf die Babys, der bestätigte, dass er mit seiner vorherigen Einschätzung nicht daneben lag. Zwei Paar knollige, wässrige Augen starrten hinauf zu ihm und eines der Babys bewegte langsam seinen Kopf umher. Dieses war ein wenig größer, als das andere, und vielleicht ein bisschen weniger hässlich.

„Pass lieber auf, Krone.", murmelte Sirius und wandte sich mit einem verschwörerischen Grinsen zu James. „Ehe du dich versiehst, müssen sie die Frauen mit Stöcken abwehren."

„Sirius!", ermahnte ihn Lily, allerdings neckisch und ohne den Groll, der ihrer Stimme während ihrer Schulzeit angehaftet hatte. Mission vollendet lehnte Sirius sich zurück und setzte einen selbstzufriedenen Ausdruck auf. James knuffte ihn in die Schulter.

„Großartig. Es wird deine Aufgabe sein, ihnen alles darüber beizubringen, Mr Pate." James Miene wurde plötzlich ernst, obwohl er immer noch lächelte. Er lehnte sich vor und flüsterte zwinkernd: „Kein Scherz."

Sirius starrte ihn einen Moment lang in Unverständnis an. „Du meinst Pate? Ernsthaft?"

„Nein, worüber red ich denn!", sagte James laut lachend. Sirius bemühte sich nicht mal, ihn finster anzustarren. Er sah sich benommen um. Lily lehnte sich zurück, ihre Kinder im Arm wiegend, und Peter strahlte ihn an. Sirius fühlte wie eine schwindelige Wärme in ihm erblühte und sich in seinem ganzen Körper ausbreitete.

„Pate.", sagte er noch einmal. Nur halb war er sich der Bewegung seiner Lippen bewusst, da sein Verstand in ein heilloses Durcheinander geschockt worden war. Das Wort kam aufgrund seines Grinsens ein wenig verstümmelt aus seinem Mund und er fiel beinahe vornüber, als James ihm herzlich auf den Rücken schlug.

Dann kam ihm ein ernüchternder Gedanke. Dass er der Pate war, würde nur eine Rolle spielen, falls James und Lily ums Leben kamen. Nein... Sirius Aufgabe als Pate würde niemals in dieser Funktion gebraucht werden. Er sah sich plötzlich um, als erwarte er, dass sich Todesser im Krankenhauszimmer versteckten, die bereit waren, jeden Moment aus dem Hinterhalt anzugreifen.

Sirius war bereits der Geheimniswahrer seiner besten Freunde. Nun band ihn noch etwas an sie. Todesser könnten wirklich hinter ihm her sein, um die Information aus ihm herauszupressen. Er würde niemals seine Freunde verraten, aber Sirius altes Selbstbewusstsein war verschwunden. Was, wenn dunkle Magier andere Methoden hatte, um die Information aus ihm herauszubekommen?

Peter schien seine betrübte Laune zu bemerken und legte eine beruhigende Hand auf seinen Arm. Sirius betrachtete den stämmigen kleinen Mann mit neuen Augen. Peter. Niemand nahm Peter je wirklich wahr.

„Ich habe nachgedacht, Krone.", begann Sirius an James gewandt und zog ihn ein wenig beiseite. Peter drehte sich ausnahmsweise taktvoll weg, um wieder mit Lily zu sprechen. „Du wirst jetzt mit Lily zuhause bleiben, richtig?"

James nickte, wobei er ob des Themawechsels ein wenig verwirrt aussah. „Sechs Wochen, ja. Warum?"

Sirius hielt einen Moment inne, um sich in Gedanken die Worte zurecht zu legen. „Ich habe Angst, dass ihr nicht sicher sein werdet.", gab er zu.

„Aber der Zauber - "

„Ich weiß.", sagte Sirius, „Aber es ist offensichtlich, dass ich der Geheimniswahrer bin. Wenn sie mich töten, wird jeder, der weiß wo das Haus ist, in der Lage sein es auszuplaudern."

„Worauf willst du hinaus?" James schien zwischen verschiedenen Gemütszuständen hin und her gerissen zu sein.

„Dumbledore sagt – du weißt, was Dumbledore gesagt hat, darüber, dass es eine... undichte Stelle gibt."

„Nein, das glaube ich nicht!", rief James aus. Er wirkte, als fühle er sich durch Sirius Mahnung betrogen.

„Nein, ich auch nicht.", log Sirius, „Aber nur für den Fall, weißt du... ich bin die offensichtliche Wahl."

James runzelte die Stirn. „Tja, na und? Wir brauchen einen Geheimniswahrer."

„Nun ja. Aber was, wenn ich es nicht wäre und jeder nur denken würde, dass ich es bin?"

„Du sagst, dass wir den Geheimniswahrer austauschen sollen? Wen?", fragte James, der endlich verstand, scharf.

Sirius nickte einmal. Er drehte sich um und wies mit einem leichten Zucken seines Kopfes auf Peter.