Disclaimer: JKR alles, ich nichts. As always.
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Leere Spiegel
Wieder ein Ordenstreffen überstanden. Mehr oder weniger. Im Morgengrauen erst war er von seiner Mission an der Seite des Dunklen Lords zurückgekehrt.
Er starrte auf das Silberglas. Sieh hinein, hatten sie ihm gesagt. Sieh hinein und erkenne, was du bist.
Seine Informationen waren wertvoll gewesen, ja. Aber das hatte niemanden gekümmert, zumindest nicht, wenn es um seine Vertrauenswürdigkeit ging. Und das ging es, denn er war es nicht, würde es nie sein.
Wie ein Spiegel. Verkehrt herum, trügerisch.
Die gläserne Wahrheit hatten sie ihm an den Kopf geworfen. Das, und vieles mehr. Als wüsste er nicht, was er da alltäglich tat. Ein verfluchtes, ein dunkles Leben führte er, in der Tat. Ein hässliches Leben.
Hässlich wie er selbst.
Natürlich wusste er, wie sie hinter seinem Rücken über ihn redeten. Der fetthaarige Idiot. Die widerliche Kerkerfledermaus. Die abfälligen Kommentare über seine Nase, seine Zähne,…
Das diamantene Spiegelbild versicherte ihn. Nichts davon konnte ihn wirklich berühren. Nur das, was darunter lag. Der Hass. Nicht immer sichtbar, immer fühlbar.
Skrupellos. Gefühlskalt. Schonungslos ungerecht, voreingenommen und eiskalt berechnend. Hinterhältig, niederträchtig, übelgesonnen und sadistisch. Ein Monster.
Schwarz und Weiß blickten ihn aus dem gerahmten Glas an. Emotionslos, ein Schutz. Eine Maske, eisig und glanzlos.
Doch all das war unbedeutend, nur stumpfe Schläge. Sie hinterließen Spuren, Prellungen und Hiebe. Nicht aber die Wunden eines Dolchstoßes ins kristallene Herz. Er hatte ja keines. Er wusste nicht, was Liebe war. Hatte nie geliebt. Wurde nie geliebt. Wie falsch sie doch lagen! Und wie richtig.
Worte aus Hass und Rache, verwandelten sein Herz in Stein. In Eis. Bis es zerbrach.
Kein Silber vermochte das Innerste zu reflektieren. Allein den schwachen Abglanz sichtbarer Emotionen und nur solange, bis sie durch einen viel größeren schwarzen Schmerz ausgelöscht wurden. Dunkelheit und Trauer und Angst verschmolzen zu Finsternis, die Finsternis verschlang gierig das Leben.
Ausdruckslose Augen. Die Spiegel der Seele. Falschherum. Augen im Spiegel. Sollte der Spiegel das Bild nicht wieder gerade rücken?
Nein.
Leere. Endlose Weite, voll trostloser Leere.
Sein Spiegel war so leer wie seine einsamen Augen wie sein verkümmertes Herz wie seine verlassene Seele wie Severus Snape.
