Willkommen zu meiner 2. FF.
Dieses 1. chap ist eindeutig den Schreiberlingen gewidmet – weil sie ein verdammt netter Haufen sind!
Sie nannten ihn Hexer
Tag 1, Sonntagnacht
Die Flammen loderten hoch in den Himmel. Hermione Granger hockte apathisch in sicherer Entfernung und beobachtete, wie sich das Feuer durch das Haus ihrer Eltern fraß. Die Feuerwehrleute hatten letztendlich kapituliert vor der glühenden grün-gelb lodernden Feuerbrunst.
Sie umfasste mit ihren Händen ihre Knie und zog sie noch näher an sich heran.
Sie hätte den Feuerwehrleuten und Polizisten sagen können, warum das Feuer nicht zu löschen war. Sie hätte ihnen sagen können, dass es magisch gezündet wurde, und nur ein starker Löschzauber von mindestens drei oder mehr speziell dafür ausgebildeten Zauberern das Haus hätte retten können.
Sie hatte nichts dergleichen getan.
Hermione war erwacht, weil Krummbein, dieser tapfere rote Kater mit dem zerdellten Gesicht, jämmerlich miaut hatte. Und obwohl sie so etwas seit Jahren nicht mehr gesehen hatte, war ihr sofort bewusst gewesen, dass dieses Feuer nicht natürlichen Ursprungs war. Sie hatte nicht weiter nachgedacht.
Sie hatte Krummbein gepackt und war sofort hinaus appariert. Und jetzt saß sie hier und hatte sich selbst in eine Decke vergraben, die ein mitleidiger Feuerwehrmann ihr umgehängt hatte. Der Kater war, sobald sie draußen waren, wie von Sinnen davon gerast.
Zum Glück waren ihre Eltern zu ihrem wöchentlichen Bridgeabend gewesen. Sie waren erst vor wenigen Minuten aufgetaucht und sprachen jetzt entsetzt und völlig erschüttert mit einem der Polizisten. Ihr hatte noch niemand Fragen gestellt, und das war auch gut so. Sie musste erst ihre Gedanken ordnen.
Ein weiterer dunkler Wagen rollte leise knirschend vor, und Sergeant Galen McCollum seufzte erleichtert auf. „Mrs. Granger, Mister Granger, da kommt der Chiefinspector. Am besten, Sie reden mit ihm, er hat zugesichert, sich persönlich um den Fall zu kümmern."
Ein großer Mann stieg aus dem zuletzt gekommenen Wagen, schlug den Kragen seiner schwarzen Lederjacke hoch und kam zu ihnen hinüber. „McCollum!", er nickte ihm zu. „Jane, Hank."
Er umfasste mit beiden Händen die eiskalte Rechte von Jane Granger. „Jane! Ich weiß, Sie sind im Moment noch nicht in der Lage, über die Zukunft nachzudenken, aber ich versichere Ihnen, wir finden den- oder diejenigen, die Ihnen das angetan haben."
Sein nachdenklicher Blick streifte das brennende Haus. „Ich gehe doch davon aus, dass sich nicht irgendwelche zahnärztlichen Substanzen selbst entzünden konnten?"
Henry „Hank" Granger schüttelte den Kopf und spielte nervös mit seiner Brille, die er auf- und wieder absetzte. „Nein, wir haben alles in der Praxis. Hier bewahren wir – hier haben wir nichts aufbewahrt. Ich bin… ich bin so froh, dass Sie persönlich gekommen sind, Seth."
„Selbstverständlich. Waren Sie allein? Ist jemand verletzt worden?"
„Nein." Jane Granger griff mit ihrer anderen Hand nach dem Chiefinspector. „Unsere Tochter ist zu Besuch. Aber sie konnte Gott sei Dank heraus, bevor das Feuer ihr Zimmer erreicht hatte. Sie kennen Sie nicht, Seth, oder? Unsere Tochter – Mia?"
Sie deutete auf die noch immer hockende Gestalt in einiger Entfernung. „Ich muss jetzt zu ihr, kommen Sie, Seth, ich stelle Sie Ihnen vor."
„Warten Sie, Jane." Das Gesicht des Chiefs war völlig versteinert. Er hielt sie zurück. „Mir ist bewusst, dass Sie zu Ihrer Tochter und mit ihr reden möchten, doch lassen Sie mich bitte erst allein mit ihr sprechen. Es kann sein, dass sie wichtige Zeugenaussagen machen kann, und ich möchte nicht, dass sie von Ihnen beeinflusst wird."
Jane Granger sah ihren Mann unsicher an und nickte dann. „Ja, dann…"
„Sergeant McCollum wird Sie beide jetzt mit aufs Revier nehmen und Sie befragen. Ich kümmere mich um Ihre Tochter, machen Sie sich keine Sorgen." Er nickte seinem Sergeant zu und näherte sich der zusammengekauerten jungen Frau, sorgfältig darauf bedacht, sich hinter ihr zu halten, bis er sie erreicht hatte.
Er hockte sich dicht neben sie, legte ihr seinen Arm um die Schulter und murmelte in ihr Ohr. „Guten Abend, Miss Granger. Nicht bewegen oder schreien, denn das, was gegen ihren Hals drückt, ist mein Zauberstab."
SSHGSSHGSSHGSSHG
Sie verblüffte ihn, in dem sie genau tat, was er sagte. Zumindest teilweise. Sie schrie nicht, sondern wandte nur langsam den Kopf und sah ihn an. Es war unnötig, denn sie hätte diese Stimme unter allen Umständen wieder erkannt. „Guten Abend, Professor Snape", sagte sie ruhig.
Zehn Jahre. Zehn verdammte Jahre hatte er seine Ruhe gehabt. Zehn Jahre hatte er ein Leben als Muggel geführt, und die erste Hexe, die ihm über den Weg lief, war ausgerechnet Hermione Granger. Nicht, dass es ihn wirklich überraschte.
Warum war sie so verdammt ruhig? Sie hatte ihn erkannt, sie wusste, wer er war. Ex-Todesser, Spion, Dumbledores Mörder. Der Stich, der ihn bei dem Gedanken an Albus durchfuhr, war gewohnt, jedoch nicht weniger qualvoll.
Hatte sie einen Schock? Ihr Gesicht hatte sich seit dem letzten Mal, als er sie gesehen hatte, nicht viel verändert, war nur gefestigter und irgendwie noch ernsthafter als früher. Wissender und auf irgendeine, nicht genauer zu bestimmende Art, erwachsener. Nun ja, ein Wunder war das nicht, sie musste jetzt etwa 27 sein. Definitiv kein Kind mehr.
In ihren Augen glänzten ungeweinte Tränen, doch er hatte das Gefühl, es war wegen des Hauses, nicht seinetwegen. Sie hatte keine Angst, nicht vor ihm jedenfalls. Was stimmte mit ihr nicht?
Sie musterte ihn auf dieselbe Art wie er sie. Zuletzt hatte sie ihn in der Heulenden Hütte gesehen, sterbend. Das hatte sie zumindest geglaubt. Erst als alles vorbei war, Stunden nach Voldemorts Fall, war er ihr wieder eingefallen und beschämt war sie zurück gelaufen. Ein anständiges Begräbnis, hatte sie schuldbewusst gedacht, war das mindeste, was er verdiente.
Er war verschwunden, zurück geblieben war nur eine riesige Blutlache. In der Annahme, jemand anders hätte ihn geholt, war sie die Reihe der Toten entlang gelaufen. Sie schüttelte den Kopf, als ihr Remus und Tonks und Fred und all ihre anderen Freunde einfielen.
Zehn lange Jahre, und der Kummer war noch immer sehr real.
Severus Snape hatte überlebt. Sie wusste nicht wie, aber dass er überlebt hatte, war ihr spätestens in dem Moment klar geworden, als er nicht im Bild des letzten Schulleiters auftauchte. Während Albus im Tod eigentlich nicht viel anders agierte als zu Lebzeiten, war das Bild, welches Severus Snape darstellen sollte, einfach leer geblieben.
Seine Gesichtszüge waren ihr gleichzeitig vertraut und fremd. Die scharfe Adlernase beherrschte noch immer das schmale Gesicht, die Augen waren so tiefschwarz und unergründlich wie früher, die Lippen dünn und zusammengepresst. Jedoch fehlte die steile Falte der Unmut, die früher jeden seiner Ausdrücke beherrscht hatte und verschwunden war die ungesunde Blässe des Mannes aus dem Kerker.
Severus fiel auf, dass sie beide seit fast zwei Minuten schwiegen, so vertieft im Erkunden des anderen. „Nun, Miss Granger…"
Sie unterbrach ihn. „Ich habe Sie gesucht, Professor Snape. Ich habe sie solange gesucht, und ausgerechnet jetzt, an einem Tag, an dem ich nicht einmal an Sie gedacht habe, finde ich Sie."
„Ich würde es vorziehen, wenn Sie mich mit Chiefinspector oder Chief anreden. Sicherlich ist Ihnen klar, dass ich hier nicht unter dem Namen Professor Snape bekannt bin."
„Ja, Sir!"
„Chief! Chief Aspen!"
Severus drehte sich herum. Sein Arm lag noch immer um Hermiones Schulter, sein Zauberstab, verborgen in seinem Ärmel, drückte noch immer gegen ihre Kehle.
„Ja, Hastings, haben Sie etwas?"
„Das sollten Sie sich ansehen, Chief. Kommen Sie mal mit hinter das Haus – oder was davon übrig ist, jedenfalls."
Das brachte ihn in eine Zwickmühle. Wie sollte er diese lästige Miss Granger im Auge behalten, wenn er sie hier ließ? Sie löste das Problem für ihn. „Kann ich mitkommen?", fragte Hermione.
„Nein!", Hastings schüttelte den Kopf. „Das ist nichts für Zivilisten."
„Sie ist eine Zeugin, Hastings, wir machen bei ihr eine Ausnahme", entschied Severus. Er nahm seinen Arm von ihr weg und erhob sich. „Kommen Sie, Miss Granger", er beugte sich weiter vor, um nur von ihr gehört zu werden. „Und kommen Sie ja nicht auf dumme Gedanken, ich bin sehr schnell…"
Sie hatte den Nerv, ihn anzulächeln. „Keine Sorge, Chief, Sie haben vor mir nichts zu befürchten", flüsterte sie zurück. Als ob er sie fürchten würde!
Hastings führte sie hinter das Haus, und aus Hermiones Ahnung wurde Gewissheit. Es war ein magisches Feuer gewesen, und gelegt hatten es Todesser. Von vorne war es nicht zu sehen, weil die Flammen alles überstrahlt hatten, doch von hier aus konnte sie das Zeichen deutlich erkennen: das Morsmordre, das Dunkle Mal am Himmel.
Snape und Hermione wechselten einen Blick miteinander, während er unbewusst seinen linken Arm umklammerte. „Haben Sie so was schon einmal gesehen, Chief?", fragte Hastings aufgeregt.
„Nein", log Severus kalt. „Gehen Sie und suchen Sie die Quelle dieser… Illusion, ich möchte nicht, dass die Geier von der Presse dieses… dieses Ding zu sehen bekommen."
Als sie allein waren, riss er seinen Zauberstab heraus und beseitigte das Abbild der Schlange, die durch einen Totenkopf fuhr. Dann packte er Hermione am Arm und zerrte sie mit sich fort. „Ich denke, es wäre recht ungünstig, mich noch länger hier aufzuhalten, und was das angeht, glaube ich, dass Sie mir noch einige Fragen beantworten müssen, Miss Granger."
Er blieb nur kurz stehen, um mit seinem Sergeant zu reden. „Hastings, dieses seltsame Zeichen am Himmel ist verschwunden. Ich werde mit Miss Granger ins Revier fahren, um ihre Zeugenaussage aufzunehmen. Sie bleiben hier und sorgen dafür, dass die Spurensicherung nicht wieder so einen Blödsinn macht wie das letzte Mal."
„Ja, Sir."
Severus führte Hermione zu dem großen schwarzen Rover. „Steigen Sie ein, schnallen Sie sich an und halten Sie den Mund." Er schloss die Tür hinter ihr, umrundete den Wagen und ließ sich hinter das Lenkrad gleiten.
Hastings und ein uniformierter Polizist sahen dem Wagen nach, als er den Tatort verließ. „Wie macht er das immer?", seufzte Hastings neiderfüllt. „Immer schleppt er die ganzen Klassefrauen ab."
Der Bobby grinste und räusperte sich. „Ich schätze, er wird nicht nur wegen seiner Unmenge aufgeklärter Fälle der Hexer genannt, oder?"
SSHGSSHGSSHGSSHG
„Was grinsen Sie so?", knurrte Severus, als sie durch die nächtlichen, verlassenen Straßen fuhren.
Er hatte sie nicht angesehen, und Hermione hatte keine Ahnung, woher er das wusste, aber andererseits: das war Severus Snape, und er hatte früher die Missetaten seiner Schüler schon vorhergesehen, bevor diese sie überhaupt geplant hatten. Warum sollte es jetzt anders sein?
„Chief Aspen, hm? A-S-P-E-N? So richtig konnten Sie sich wohl nicht von Ihrem Namen trennen? Professor S-N-A-P-E?"
„Habe ich nicht gesagt, Sie sollen den Mund halten?"
„Sie hatten gefragt, Sir. Ich wollte nur höflich sein und antworten."
Er knurrte etwas von „unerträglicher Know-it-all", und wunderte sich gleichzeitig darüber, wie schnell und automatisch er wieder in den Professorenstatus zurückkehren konnte. Was ging hier nur vor? Granger besuchte ihre Eltern, Todesser versuchten, sie zu grillen, und ausgerechnet der einzige Polizist in ganz Großbritannien, der sowohl Granger kannte, als auch wusste, was Todesser waren, befasste sich mit dem Fall.
Konnte es Zufall sein? Severus glaubte nicht an Zufälle. Andererseits war er auch nicht davon überzeugt, dass Granger ihr eigenes Elternhaus anzünden würde, um ihn zu fangen. Wäre das so gewesen, hätte ein halbes Dutzend Auroren irgendwo gelauert, um ihn festzunehmen.
Und warum, um Merlins Willen, hatte er Granger nicht obliviatet?
Wütend fuhr er sich durch seine Haare. Immer eines nach dem anderen. Er blinkte und parkte auf dem für ihn reservierten Parkplatz. „Nach Ihnen". Er hielt ihr die Tür auf und legte seine Hand auf ihren Rücken, um ihr den Weg zu weisen.
Er führte sie in sein Büro und schloss die Tür. „Setzen!" Sie gehorchte wortlos. Es geschahen tatsächlich noch Wunder! Dann bemerkte er, dass sie zitterte, obwohl sie es zu unterdrücken versuchte.
Er beugte sich über den Schreibtisch, um sie anzusehen. Nein, sie hatte nicht plötzlich eine Panikattacke, ihr war schlicht und einfach kalt. Er drehte die Heizung auf, zog seine Jacke aus und legte sie ihr in einem Anfall von Kavaliersbenehmen über, ärgerte sich gleich darauf über sich selbst und riss die Tür wieder auf.
„Albright!", bellte er. „Bringen Sie Tee für zwei und ein paar Sandwichs!"
Er schmetterte die Tür wieder zu, umrundete den Schreibtisch und ließ sich in seinem Stuhl nieder.
„So, Miss Granger, was mache ich jetzt mit Ihnen?"
Hermione hatte vorher nicht bemerkt, wie kalt ihr eigentlich war, doch ausgerechnet, als sie in einem warmen Gebäude war, begann sie zu frieren. Dankbar versank sie in Snapes Jacke, die ihr viel zu groß und zu weit, jedoch von seinem Körper angenehm erwärmt war. Ein schwacher Duft von Rasierwasser stieg ihr in die Nase.
Jetzt im Licht konnte sie ihren ehemaligen Professor deutlich besser erkennen. Er war genauso groß und schlank wie früher, entweder war er der Typ, der kein Gewicht ansetzte, oder er tat etwas für seine Figur.
Seine Haare waren offensichtlich von einem teuren Friseur geschnitten und in Form gebracht worden. Sie waren kurz und noch immer schwarz wie das Gefieder eines Raben, bis auf eine einzelne silberne Strähne über seiner linken Schläfe.
Ohne seine Roben, nur mit schwarzer Hose und einem weißen Hemd bekleidet, trotz des Schulterholsters der Pistole über seiner rechten Seite, wirkte er nicht halb so Furcht einflößend wie zu ihrer Schulzeit.
„Was haben Sie mit Ihren Haaren gemacht?", fragte Hermione plötzlich und deutete auf die silberne Strähne.
Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte sie lange schweigend an. „Wissen Sie, was passiert, wenn man etwas so Reines und Unschuldiges wie ein Einhorn tötet?", fragte er schließlich langsam.
Sie nickte bedächtig. „Man tötet auch einen Teil von sich selbst", flüsterte sie.
„Genau. Das hier" – er strich sich über die Haare – „habe ich seit den Geschehnissen auf dem Astronomieturm. Auch Albus war weiße Magie und rein, und sein Mörder wurde in jener Nacht gezeichnet."
Eine uniformierte Polizistin kam herein, stellte ein Tablett mit einer Teekanne und ein paar belegten Broten auf den Tisch. „Danke, Albright", murmelte der Mann, der in einem anderen Leben einmal Severus Snape geheißen hatte, als sie wieder hinauseilte.
Hermione zog seine Jacke noch enger um sich. Das Frösteln kam jetzt aus ihrem Inneren, nicht mehr durch die äußere Kälte. „Aber genau deshalb suchen wir Sie doch, Professor", sagte sie. „Albus Dumbledore hat ein Testament hinterlassen. Er bestätigt, dass er von Ihnen eine Lebensschuld einforderte, bevor Sie den Unbrechbaren Schwur an Narcissa Malfoy geleistet haben.
Wir wissen, dass der Schulleiter Sie gezwungen hat, ihn zu töten. Wir haben Ihre Erinnerungen und wissen, dass Sie immer Dumbledores Mann waren. Sie waren sein Spion, nicht Voldemorts. Sie haben den Posten des Schulleiters nur akzeptiert, weil alle anderen Kandidaten zu dem Zeitpunkt für die Schüler zu gefährlich gewesen wären, da sie echte Anhänger des Dunklen Lords waren.
Warum sind Sie geflohen? Warum haben Sie die magische Welt verlassen und leben unter Muggeln?"
Er klatschte in die Hände. „Bravo, Miss Granger!", sagte er spöttisch. „Sie waren fast glaubhaft. Nun, lassen Sie mal sehen, warum bin ich geflohen, wie Sie höflicherweise auszudrücken pflegten. Ihr Freund Potter wird wohl eher etwas von feigem Weglaufen gesagt haben.
Warum lebe ich unter Muggeln? 1. Ich bin erwiesenermaßen seit meinem 17. Lebensjahr Todesser. 2. Ich habe James und Lily Potter an den Dunklen Lord verraten. 3. Ich habe Albus Dumbledore, Lichtgestalt der Weißen Magie, getötet. 4. Ich habe mir den Posten des Schulleiters unter den Nagel gerissen. 5. Ich…"
„Hören Sie auf! Wir wissen, dass Sie in Ihrer Jugend einen Fehler gemacht haben", schrie ihn Hermione an. „Aber dann… haben Sie den Rest Ihres Lebens gelitten, um…"
„Genug!", fauchte er und beugte sich über den Tisch. „Sie wissen nichts über mich, Granger, gar nichts! Glauben Sie, ich habe den Dunklen Lord und all die Schmach und den Hass überlebt, damit ich mich von dem hübschen Gesicht einer ehemaligen Schülerin einlullen lasse?
Halten Sie mich wirklich für so dumm? Es mag sein, dass mein Leben hier nicht so lange währen wird wie allgemein unter uns Zauberern üblich, aber ich werde es nicht in Askaban beenden! Und ich warne Sie: überlegen Sie sich gut, ob Sie mir die Auroren auf den Hals hetzen. Denken Sie immer daran, dass Ihre Eltern unter meiner Aufsicht stehen…"
Sie verkrampfte ihre Hände in den Tisch. „Der Zaubergamot hat Sie vor neun Jahren von allen Vorwürfen entlastet, Sir. Sie sind frei. Sie können sich überall in der Zaubererwelt frei bewegen. Und es ist unter Ihrer Würde, meine Eltern zu bedrohen.
Ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich keine Gefahr für Sie bin. Ich werde auch keine Auroren benachrichtigen. Ich will Sie lediglich zurückholen. Nach Hause."
Der Schmerz, der ihn bei diesen Worten durchfuhr, war nicht körperlich, doch nichtsdestotrotz genauso schlimm wie jeder Cruciatus. Oh, sie wusste, wie sie ihn quälen konnte. Nach Hause. Zurück in die Zaubererwelt. Der Lockruf der Sirene…
Wahrscheinlich ahnte sie, warum er sie nicht obliviatet hatte. Warum er Kontakt zu ihren Eltern hielt. Sie war die einzige, wenn auch schwache Verbindung zu dem, was er als Heimat empfand. Er lebte seit sechs Jahren in dieser Stadt in Cornwall, seit drei Jahren davon als Chiefinspektor.
Doch nichts hier konnte man vergleichen mit Hogwarts. Mit dem Schloss, seinen Geistern, seinem Zauber. Nichts hier ähnelte auch nur im Entferntesten der Winkelgasse oder dem verrückten Treiben in Hogsmeade. Er hatte seit zehn Jahren keine Trolle, Drachen, Geister, Wassermenschen, Kobolde mehr gesehen.
Der Verlust seiner Heimat schmerzte. Er schmerzte manchmal so intensiv, dass er meinte, er könnte es nicht mehr ertragen. Eine Zeitlang hatte er sogar über Selbstmord nachgedacht, doch er war zu stur dazu. Er war Severus Snape, und er gab niemals auf. Er wartete. Worauf, das wusste er nicht, aber er wartete.
Und hier war eine junge Frau aus seiner Vergangenheit, und sie bot ihm – gleich einem Verdurstenden – genau das an, was er brauchte, was er sich mehr ersehnte als alles andere. Doch dieses kühle Wasser war vergiftet.
Er war stark. Er würde auch daran nicht zerbrechen.
Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Grübeleien. „Chief?" Es war McCollum. „Kommen Sie mal kurz? Da draußen ist der Anwalt der Osborne-Familie, und er macht einen Zwergenaufstand."
Severus nickte. „Leisten Sie solange Miss Granger Gesellschaft", sagte er und erhob sich trotz seiner mentalen Erschöpfung geschmeidig.
Sergeant McCollum ließ sich in dem Stuhl nieder, den sein Vorgesetzter gerade geräumt hatte. „Miss Granger, Sie können ganz beruhigt sein. Der Chief hat bis jetzt noch jeden Fall gelöst." Er beugte sich ein wenig vor und flüsterte lächelnd: „Wir nennen ihn auch den Hexer, wissen Sie?"
Hermione lief ein Schauer über den Rücken. Ironie des Schicksals. Diejenigen, die nicht an Magie und Zauberer glaubten, nannten denjenigen, der ein Zauberer war, sich aber in einer Welt ohne Magie aufhielt, den Hexer.
Allerdings war dies die Möglichkeit, mehr über ihn zu erfahren. Sie legte ihren Kopf schief und lächelte den Sergeant schüchtern an. „Ja? Wie ist er denn so, Chief Aspen, meine ich?"
Galen lachte. „Hat er Ihnen Angst eingejagt? Na ja, er ist manchmal ein wenig brummig und kurz angebunden. Aber er ist der beste Ermittler der Welt, und solange er hier Chief ist, hat es noch kein ungeklärtes Kapitalverbrechen gegeben.
Andere Sachen wie Diebstahl oder Autoknackerei oder so interessieren ihn nicht, aber wehe, jemand kommt zu Schaden. Da ist er hinterher wie der Teufel hinter dem Weihwasser."
„Aber…", begann Hermione, doch der Sergeant hob die Hand.
„Schsch… die Vorstellung hat begonnen." Er grinste breit.
Vor der Tür wurde es laut. „Und ich verlange deshalb die unverzügliche Freilassung meines Mandanten! Er ist ein anständiger, wohlerzogener Junge aus einer guten, alten Familie. Er hat die kleine Schlampe nicht angerührt, obwohl sie ihm eindeutige Avancen gemacht hat!"
Snape erhob seine Stimme keineswegs, doch war sie so kalt und scharf, dass Hermione und Galen problemlos jedes Wort verstehen konnten. „Ihr anständiger, wohlerzogener Junge ist 21 Jahre alt. Er ist über sechs Fuß groß und fast zweihundert Pfund schwer. Die kleine Schlampe – waren das Ihre wohl gewählten Worte, Patterson?
Sie ist gerade vierzehn, reicht mir kaum über den Bauchnabel und sieht keinen Tag älter aus als zwölf. Ihr anständiger Junge aus einer guten, alten Familie hat sich mehrmals an ihr vergangen. Er hat ihr ins Gesicht geschlagen, und sie hat zwei Vorderzähne verloren. Und wenn Sie mir jetzt noch sagen, sie hätte es so gewollt, dann kann ich Ihnen nur versichern, dass Sie schneller hier rausfliegen, als Sie Anwalt sagen können."
„Ich werde mich über Sie beschweren, Aspen. Ich werde dafür sorgen, dass Sie Ihren Job verlieren und in der Gosse landen. Sie werden Ihr arrogantes Benehmen noch einmal bereuen."
„Ah, Patterson!" Jetzt erhob Snape seine Stimme zu einem begeisterten höhnischen Säuseln. „Haben Sie mich gerade Arschloch genannt? Albright? Das haben Sie doch gehört, oder?"
„Hm, ja, Chief, ich glaube schon…"
„Was? Aspen, ich habe Sie keineswegs Arschloch genannt, und das wissen Sie!", kreischte der Anwalt empört.
Galen McCollum sprang auf und zwinkerte Hermione zu. Er eilte zur Tür und riss sie auf. „Du meine Güte, Chief, hat dieser Anwalt Sie gerade als Arschloch beschimpft?"
Durch die geöffnete Tür konnte Hermione sehen, wie Snape von oben herab auf einen mittelgroßen, mittelalten und alles in allem recht mittelmäßigen Mann in einem teuren Anzug herabsah. Er schüttelte gespielt bedauernd den Kopf.
„Ts, ts, Patterson. Sie als Anwalt sollten es doch besser wissen, als den Chiefinspector der Stadt zu beschimpfen. Das ist eine ziemlich schwerwiegende Beleidigung." Er gab zwei uniformierten Polizisten einen Wink. „Peters, Albright! Nehmt ihn mit. In 24 Stunden könnt ihr ihn wieder rauslassen. Einen schönen Tag noch, Patterson!"
Die beiden Polizisten gehorchten mit eingeübter Routine. Sie packten den Mann und führten ihn trotz seines Protestes fort. „Das werden Sie mir büßen, Aspen! Ich verklage Sie bis auf die Grundmauern! Sie werden den Tag verfluchen, an dem Sie sich mit der Familie Osborne angelegt haben!" Sein Geschrei war noch eine ganze Weile zu hören.
Severus strich sich sinnend durch das Haar. Dann nickte er Galen zu. „Danke, Galen, sehr gut reagiert."
„Gern, Chief. Ach, was das Ehepaar Granger angeht – die habe ich vorläufig ins Continental bringen lassen. Irgendwo müssen Sie ja wohnen."
„Gut. Machen Sie die Aussage der beiden noch fertig, dann gehen Sie nach Hause."
„Okidoki, Sie sind der Boss!" Der Sergeant trabte fröhlich eine Tür weiter.
„Miss Granger!" Severus schloss die Tür hinter sich. „Was haben Sie heute Abend gesehen?"
Hermione starrte ihn an. Er wollte doch wohl nicht wirklich den Brand ihres Elternhauses bearbeiten? „Haben Sie gehört, was ich Ihnen vorhin erzählt habe? Dass Sie zurück können? Dass Sie frei sind? Sie müssen nicht hier bleiben…"
„Granger!" Er knirschte mit den Zähnen. „Überstrapazieren Sie nicht meine Geduld. Sie und ich wissen, dass es nicht wahr ist. Also… wie kamen Sie aus dem brennenden Haus?"
Dieser sture, misstrauische, paranoide…
Hermione fand keine Worte mehr, mit dem sie ihn selbst in Gedanken beschimpfen konnte. Na schön, wenn sie ihn nur überzeugen konnte, wenn sie ihn nervte… Sie würden zusammen diese Sache aufklären, und dabei würde sie ihm so gewaltig auf die Nerven gehen, bis er darum bettelte, in die Zaubererwelt zurückzukehren, schon allein, um sie loszuwerden.
Sie lehnte sich zurück und reckte ihr Kinn aus dem Kragen seiner Lederjacke. „Ich habe nichts gesehen und wäre verbrannt, wenn Krummbein mich nicht geweckt hätte. Ich wäre auch verbrannt, wäre ich ein Muggel gewesen. So konnte ich im letzten Moment noch apparieren."
Er rieb sich das Kinn. „Krummbein, hm? Haben sie immer noch diesen aufdringlichen, schnüffelnden Kater in derselben Farbe wie Weasleys Haare? Er muss schon uralt sein."
„Er ist siebzehn Jahre alt und etwas schwerfälliger geworden, aber ja, ich habe ihn immer noch. Und er hat mir das Leben gerettet, und er ist nicht aufdringlich oder schnüffelnd."
Severus verbarg ein Schmunzeln. Da war sie wieder, die kleine Hermione Granger. Immer auf den Barrikaden, wenn sie glaubte, dass irgendwer schlecht behandelt wurde oder ihren Schutz brauchte. Wenn er ehrlich war, und sich selbst gegenüber war er immer ehrlich, hatte ihn dieser Wesenszug an ihr schon immer fasziniert.
So aufdringlich und nervig die kleine Know-it-all auch im Unterricht war, für andere warf sie sich immer ins Kreuzfeuer. Gryffindor durch und durch. Nun ja, und er war ein Slytherin, mit Leib und Seele.
„Und draußen? Was haben Sie da gesehen, gehört, gerochen?"
Sie schloss kurz die Augen, um sich zu erinnern. Aber hallo! Seid wann dachte sie denn nach, bevor sie losplapperte? Severus runzelte die Stirn. Das Erwachsensein stand ihr sichtlich.
„Ich habe sofort gesehen, dass es ein magisches Feuer ist. Sie wissen schon, die Farbe, die Schnelligkeit, mit der es sich ausbreitete, die Hitze, das Widerstehen gegen alle Löschversuche…" Er nickte zustimmend.
„Ich habe selbst versucht zu löschen, bevor die Feuerwehr eingetroffen war, aber ich war nicht mächtig genug."
„Jetzt hören Sie auf, wieder einmal die ganze Last der Welt zu schultern, Miss Granger. Dazu sind ausgebildete Brandmagier notwendig."
„Ja, ja, ich weiß, trotzdem… wie würden Sie sich fühlen, wenn Ihr Elternhaus abgebrannt wäre?"
Seine Augen verengten sich, und sie biss sich auf die Lippe. „Oh, tut mir Leid, das war jetzt sehr unsensibel von mir." Sie stand hastig auf. „Ich werde jetzt gehen."
Severus hielt plötzlich seinen Zauberstab in der Hand. „Ihren Zauberstab, Miss Granger, wenn ich bitten darf."
„Der Zauberstab? Tja, der ist verbrannt… Pech auch!"
Er holte tief Luft. „Beleidigen Sie nicht meine und Ihre Intelligenz, Granger. Raus damit, oder möchten Sie eine Leibesvisitation?"
Sie wurde rot. Merlin, sie wurde rot, wich einen Schritt zurück und riss dann ihren Zauberstab heraus. Wütend warf sie ihn auf seinen Schreibtisch.
„Sollten Sie auf die Idee kommen, eine Eule zu den Auroren zu schicken…"
„…bla, bla, ich weiß, dann sind meine Eltern dran! Sie langweilen, Snape!" Sie riss die Tür auf.
Er hatte sich lange nicht mehr so belustigt gefühlt. „Meine Jacke, Miss Granger!"
„Pah! Wenn Sie die wieder haben wollen, Sie wissen ja, wo sie mich finden! Und vielleicht könnten Sie zur Abwechslung auch Ihr Gehirn mitbringen, und Sie könnten ihr berühmtes Legilimens-Geschick ausspielen und sich versichern, dass ich die Wahrheit sage. Einen schönen Tag noch, Chief!"
Die Tür knallte hinter ihr zu, und Severus hielt sich nicht länger zurück. Er lachte leise. Eines musste man der kleinen Gryffindor lassen. Sie wusste, wie man einen Abgang machte.
