Disclaimer:
Das Harry-Potter-Universum gehört J.K.Rowling, leider, leider – wir machen das 'just for fun'

Aber wir bedanken uns trotzdem ganz lieb, dass sie es erschaffen hat, denn allein wären wir wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, Fanfictions zu schreiben.

Die Figuren Georgia Gone und Daniel Simeon Levin sind Ariadnes Erfindung,

Asteria (Black) Tonks und Diona Snape sind in Zusammenarbeit mit Belvina entstanden.

Belvina sei auch noch einmal herzlich gedankt für den gut gemachten Job als Muse

Hier nochmals eine Bemerkung zur Unterscheidung:

Joelis Beiträge sind in Normalschrift

Ariadnes Beiträge sind in Fettschrift

die Beträge Dritter werden kursiv geschrieben

DIES IST KEINE WERTUNG DER WICHTIGKEIT !!!

The magic touch - Sirius' Sicht

Ich hab's gewusst. Ich habe gewusst, dass etwas passieren würde. Harrys Name ist nicht zufällig in den Feuerkelch geraten. Die letzte Aufgabe war so manipuliert, dass mein Patenkind in eine tödliche Falle geraten ist und ich konnte es nicht verhindern. Dieses blöde Labyrinth ist sowieso eine totale Fehlkonstruktion. Man kann selbst von den Zuschauerrängen aus nicht erkennen, was sich darinnen eigentlich abspielt. Von der Bewältigung der Aufgaben und alledem konnte man nichts außer ein paar Funken, Rauchwölkchen oder farbige Nebenschleier sehen.

Dann endlich kommen die beiden in Sicht. Harry und Cedric, wie sie erst zögern und dann gemeinsam nach dem Pokal greifen. Soweit zumindest haben die Eventmanager aus dem Ministerium mitgedacht, den Sieger bei seinem Triumph mittels einer magischen Spiegelung sichtbar zu machen, anderenfalls wäre das ganze Spektakel völlig für die Füße gewesen.

Und dann das Finale, als beide mit einem ‚Swusch' verschwinden und nichts als blanke Entgeisterung zurücklassen. Erst ist unklar, was da passiert ist. Das Publikum denkt, es handele sich um eine letzte Prüfung. Aber dann wird die Aufregung an der Schiedsrichter-Tribüne unübersehbar und es dämmert allmählich, dass etwas Unvorhergesehenes und Ungeplantes geschehen ist. Aufgeregtes Gemurmel, wildes Gestikulieren zwischen Dumbledore und Fudge, unterstützt von Karkaroff, Maxime, Weasley und Hagrid, der schneller als der Schall zur Stelle ist. Keiner weiß, was passiert ist, keiner ist im Stande, etwas zu unternehmen, alle reden durcheinander und beschuldigen sich gegenseitig des Versagens oder der Sabotage. Inzwischen haben sich die übrigen Posten, also McGonagall, Moody und Flitwick, auch noch zum Richtertisch gesellt und werden befragt. Niemand scheint etwas zu wissen.

Banges Warten, eine Ansage, dass es sich um einen Zwischenfall handelt und man noch nicht sagen kann, wer gewonnen hat und wie es weitergeht. Eine Blamage ohnegleichen für die Veranstalter. Für Dumbledore und mich ist es noch etwas ganz anderes. Ich habe den alten Mann schon oft besorgt gesehen, aber noch nie so wie jetzt. Selbst damals, als wir wussten, dass Voldemort die Potters angreifen wollte, war er entspannt geblieben und hatte Lösungen gesucht – die dank meiner blendenden Idee dann doch zum Fiasko wurden.

Jetzt ist er ratlos, machtlos, ja fast kopflos vor Angst und Sorge um seine Schützlinge. Vor allem natürlich um Harry. Auch ihm ist klar, dass nicht Cedric das Ziel dieses Anschlags ist. In mir tobt die Angst um Harry mit dem Gefühl, versagt zu haben um die Vormachtstellung. Zwischendrin immer wieder ein irrationales Aufflackern von Hoffnung, vielleicht hat sich doch nur jemand einen üblen Scherz erlaubt und die Champions kommen von irgendwoher zurückgetrabt, mit strahlenden Gesichtern. Aber es dauert zu lange, niemand meldet sich, um Entwarnung zu geben. Die Leute auf den Rängen werden unruhig.

Am liebsten würde ich vorstürmen und Karkaroff in seinen Hintern beißen, bis er gesteht. Oder wahlweise Snape. Einer von den beiden war es, ganz sicher. Nach einer kleinen Ewigkeit geschieht dann doch das Unverhoffte.

Ein ‚Swusch', ein Lichtblitz und sie sind wieder da, mitsamt dem Pokal. Erleichtertes Aufatmen allerseits, vereinzelte Jubelschreie für die Hogwarts-Champions, die anscheinend auch die letzte Aufgabe bewältigt haben. Dumbledore rennt auf sie zu, etliche andere folgen ihm. Man kann kaum noch was sehen, weil alle Zuschauer von ihren Sitzen aufgesprungen sind und die Hälse recken. Ich mache mich auf den Weg nach unten, ich muss zu Harry. Ich quetsche mich durch Beine hindurch, drücke meine Schnauze in Lücken, die sich schnell verbreitern, sobald die Umstehenden das Riesenviech mit dem feuchten Maul wahrnehmen. Dann ertönt ein Schrei, der mir das Blut in den Adern gefrieren lässt.

„Er ist tot!"

Ich erstarre zu Stein, alle Körperhaare haben sich gleichzeitig aufgestellt. Nein, das darf nicht sein, das kann nicht sein. Habe ich ihn nicht eben noch da liegen und sich bewegen sehen, mit dem Pokal in der Hand? Um mich herum herrscht aufgeregtes Gemurmel. „Cedric ist tot!", schreit jemand, es ist auf einmal still wie auf einem Friedhof. Mehrere Sekunden lang herrscht totales Schweigen, dann erhebt sich ein Sturmwind aus Gemurmel und Geschrei, es ist der erste Vorhof der Hölle hier. Ich kann mich wieder bewegen. Cedric interessiert mich nicht. Ich will nur wissen, wie es Harry geht. Es ist schrecklich, das zuzugeben, aber im ersten Moment bin ich nur erleichtert, dass sie Cedric gerufen hat, nicht Harry. Das Mitleid mit dem anderen Jungen und seinen armen Eltern kommt erst viel später, wenn ich wieder klar denken kann. Jetzt ist nur eines wichtig: mein Harry lebt.

Es ist nicht durchzukommen. Die Leute machen keinen Platz. Alles quetscht sich auf die Gänge und Treppen, jeder versucht, auf das Feld zu kommen, Ministeriumsmitarbeiter versuchen, die Leute genau davon abzuhalten. Irgendwo in der Menge befinden sich die Eltern des Jungen und Dumbledore versucht, zu ihnen durchzudringen. Es geht hier weder vor noch zurück, ich kann nichts tun.

'Verdammt, lasst mich doch durch', denke ich, aber es hilft nichts. Ich muss wie alle anderen warten, bis sich der Knoten vor den Ausgängen allmählich löst, bis die Sicherheitskräfte einen Weg gefunden haben, diejenigen umzuleiten, die auf dem Feld nichts verloren haben und nur die durchlassen, die Angehörige oder Freunde sind.

Ich gerate mit den anderen Eltern und Schülern auf einen Pfad, der vom Labyrinth wegführt. Es gelingt mir, unauffällig eine Lücke im Absperrungssystem zu durchdringen und mich im Schutz der Dunkelheit wieder näher an das Geschehen heranzuarbeiten. Aber es ist zu spät. Moody hat Harry gepackt und bringt ihn hinauf zum Schloss. Sie haben schon einen ordentlichen Vorsprung. Ich kann nicht zu nahe an Moody heran. Er kann mit seinem magischen Auge sogar Animagi als solche erkennen. Ich wäre vermutlich schneller mit einem Schocker gelähmt, als ich bellen kann.

Ich drücke mich herum, bis Dumbledore die Diggorys gefunden und mit ihnen geredet hat. Snape ist da, er sieht ebenso blass und mitgenommen aus wie Dumbledore. Ich entdecke etwas wie Fürsorge und Mitleid und … Angst in seinem Gesicht. Man sieht ihm deutlich an, dass ihm das Schicksal dieser Kinder nicht egal ist. Entdecke ich da etwa eine Träne in seinem Auge glitzern? Schmerz sehe ich, er beißt die Zähne zusammen.

Dumbledore spricht den Diggorys sein Beileid aus, er ist aufgelöst wie ich es bisher selten gesehen habe. Sein Blick trifft mich plötzlich. Er erkennt mich. Mit einem kaum merklichen Kopfnicken weist er auf Richtung Hagrids Hütte. Die Weasleys und Harrys Freunde drängen nach vorne – sie betrachten sich als seine Familie. Plötzlich bemerkt Dumbledore, dass Harry nicht mehr da ist, irgendjemand sagt, dass Moody ihn zum Schloss hinaufgebracht hat.

Dumbledore ist außer sich. Auf einmal erstarrt er, wird noch blasser als zuvor, ihm fällt buchstäblich alles aus dem Gesicht, was er an Selbstbeherrschung noch hatte. Er beordert Minerva und Snape an seine Seite und stürmt zum Schloss.

Der Tumult tobt immer noch. Menschen laufen kopflos und sinnlos in alle Richtungen. Am besten, ich versuche mich erst einmal bei Hagrid durchzuschnorren, bis ich Näheres weiß. Es dauert aber nicht lange, dann kommt McGonagall und holt mich. Sie nähert sich dem Kürbis-Beet, als wüsste sie genau, dass ich da sitze.

„Du, Hund! Komm mit, Dumbledore möchte dich sehen", sagt sie ohne Umschweife zu mir, so als wäre es das normalste von der Welt, mit einem Hund zu sprechen und ihn zum Schulleiter zu beordern. Ich trabe mit ihr mit. Sie hat keine Angst vor mir, aber auch aus ihrem Blick spricht Besorgnis. Ich renne fast vor ihr her, weil ich jetzt von Sorge um Harry getrieben bin. Sie wundert sich nicht einmal darüber.

Als wir im Schloss angekommen sind, sagt sie: „Er möchte, dass du in sein Büro gehst und dort auf ihn wartest." Ich setze mich in Bewegung und sie registriert ohne erkennbares Erstaunen, dass ich den Weg zu seinem Büro kenne. Sie sagt das Passwort zu dem Wasserspeier und lässt mich die Treppe besteigen. Sie selbst geht nicht mit mir, sie ist sich wohl sicher, dass ich zurechtkommen werde. Natürlich ist sie das. Sie ist Minerva, die coolste Lehrerin, die Hogwarts je hatte.

Oben angekommen öffne ich die Tür mit der Pfote und trete ein.

Fawkes sitzt da auf seiner Stange und betrachtet mich mit schief gelegtem Kopf. Er lässt ein leichtes Zwitschern hören. Ich komme aus dem Hund und gehe zu ihm, sage Hallo, obwohl ich das jetzt irgendwie seltsam finde. Ich war ewig nicht mehr in diesem Büro. Blöd, das dauernd zu erwähnen, ich war überall ewig nicht mehr. Mein Ururgroßvater Phineas Nigellus Black hängt an der Wand und öffnet seine Augen einen Spaltbreit. Als er mich erkennt, öffnet er sie richtig und betrachtet mich eingehend.

„Ein Black. Ein lebender Black! Ich dachte, wir wären inzwischen ausgestorben", murmelt er.

„Noch nicht ganz", antworte ich kühl. Ich konnte ihn auch nicht viel besser leiden als den Rest der Bagage.

„Der verlorene Sohn", säuselt er in spöttischem Ton von oben herab. „Nun? Wieder hier? Was tust du hier?"

„Warten", antworte ich.

„Sehr originell, die Antwort muss ich mir unbedingt merken! Hab dich lange nicht mehr gesehen. Du kommst nicht mehr oft nach Hause?"

„Die haben mich damals rausgeworfen, das weißt du doch", sage ich leise.

„Ach, und ich dachte, du wärst abgehauen. War es nicht vielmehr so? Deine Eltern waren ein wenig erzürnt deswegen."

„Ja, teils - teils. Erst bin ich abgehauen, dann haben sie mich aus der Ahnentafel getilgt. Bist du nun zufrieden?", frage ich unwirsch. Habe keine Lust, mich mit dem aalglatten Wortverdreher auf Diskussionen einzulassen. Er gewinnt immer.

„Zufrieden würde ich etwas anderes nennen. Immerhin lebst du noch, das ist eine Eigenschaft, die man nicht mehr allzu vielen Blacks nachsagen kann. Allerdings hat dein Lebenswandel sicher nicht unmaßgeblich dazu beigetragen, dass deine Eltern vorzeitig ins Grab gesunken sind."

„Ach ja, natürlich war es meine Schuld. Es ist immer alles meine Schuld. Ganz klar. Seit dem Tag, an dem ich geboren wurde, ist es meine Schuld, wenn jemand in der Familie sich unwohl fühlt, sich aufregt, krank wird, den Löffel abgibt, oder?"

Seine hochnäsige Art hat mich schon immer auf die Palme gebracht, und das Gefasel jetzt beruhigt meine Nerven nicht wirklich. Ich bin eh schon angespannt wegen Harry.

„Nun ja, dein Aufenthalt im Gefängnis hat weder dazu beigetragen, den Verlust zu lindern, den deine Eltern durch den Tod deines Bruders erlitten haben, noch hat es offensichtlich dein Temperament und dein Benehmen in positiver Weise beeinflusst. Aber das war nicht zu erwarten, nach allem, was man so über Askaban hört. Du hattest nette Gesellschaft dort, nicht wahr? Deine Cousine …"

„Halt den Mund!", fahre ich ihn an. Ich habe nicht die geringste Lust, auch nur ein Wort über Bellatrix zu hören, schon gar nicht, dass sie meine Cousine ist.

„Ein bisschen mehr Respekt würde dir gut anstehen, ich bin immerhin dein Ururgroßvater", sagt er, während er mit einem gelangweilten Blick seine manikürten Nägel betrachtet. Er hat mich schon immer gerne gemaßregelt, seit ich auf der Welt bin, tut er das. Sein Portrait hing in meinem Zimmer und er hat keine Gelegenheit ausgelassen.

„Wie geht es der lieben Bellatrix? Ihr habt letzthin so viel Zeit miteinander verbracht, da wird man doch wohl meinen, ihr hättet euch inzwischen zusammengerauft …"

Ich werde der Antwort enthoben, weil Dumbledore mit Harry hereinkommt. Ich atme erleichtert auf. Er scheint soweit okay zu sein. Er hat viel durchgemacht, aber er lebt und ist noch auf den Beinen. Mit zwei langen Schritten bin ich bei ihm und drücke ihn an mich. Mein Ahn verdreht die Augen und macht ein missbilligendes Geräusch.

Nun kommt Dumbledores schmerzhafte Befragung. Ich versuche ihn zu überzeugen, Harry eine Pause zu gönnen. Er sieht nicht aus, als ob er noch lange durchhalten könnte.

Aber Dumbledore besteht darauf. Harry muss in allen Einzelheiten schildern, was er erlebt hat, seit er den Pokal gegriffen hat. Es ist eine entsetzliche Geschichte, ich sehe wie er leidet, noch einmal alles durchleidet, und ich leide mit ihm. Als er zu der Stelle kommt, an der die Schatten seiner Eltern aus dem Zauberstab Voldemorts erschienen sind, bin selbst ich kurz vor dem Zusammenbruch. Wie gerne hätte ich ihm das erspart. Wie gerne wäre ich an seiner Stelle gewesen, um sie noch einmal zu sehen und ihnen zu sagen, wie Leid mir das alles tut.

Als Harry alles erzählt hat, sieht er erleichtert aus.

Dumbledore erlaubt mir, Harry als Hund auf die Krankenstation zu begleiten. Ein Haufen Weasleys und Hermine erwarten ihn schon. Der Schulleiter überredet sogar Poppy, dass der Hund dableiben darf, ich lege mich neben sein Bett. Poppy versorgt ihn mit dem Notwendigen und gibt ihm einen Schlaftrunk.

Doch kaum ist er eingeschlafen, geht draußen das Gepolter los. Fudge platzt mit McGonagall und Snape herein. Er hat dafür gesorgt, dass der Täter sofort seinen Dementorenkuss bekommt. Er will nicht hören, was Dumbledore zu sagen hat. Er will nicht akzeptieren, dass Harry die Wahrheit sagt und Voldemort zurück ist. Dieser kleine Ignorant hat den einzig verfügbaren Zeugen gerade eliminiert, denn das, was von Barty Crouch junior jetzt noch übrig ist, ist ein seelenloser Körper, der zwar noch lebt, aber keinen Verstand mehr hat. Etwas, das man mit gutem Gewissen als eine lebende Leiche bezeichnen kann.

Ich knurre den Kerl an, ich könnte ihn in seinen fetten Hintern beißen, oder auf der anderen Seite, wo es richtig weh tut. Selbst als Snape seinen Ärmel hochkrempelt und das Dunkle Mal zeigt, will Fudge nicht glauben, was er sieht und hört. Er benimmt sich wie ein Kind, das die Augen zuhält und meint, man könne es dann nicht sehen. Er stellt Harry seinen Trimagischen Gewinn auf den Nachttisch und rauscht davon.

Wir stehen alle sprachlos da und können es nicht fassen, wie einer nur so stur und unvernünftig sein kann. Dumbledore verteilt ein paar Aufgaben an die verschiedenen Erwachsenen, die da sind. Es bleiben kurz darauf nur noch Ron, Hermine, Molly und Snape im Raum und er, Dumbledore, verlangt, dass ich aus dem Hund komme. Ich tue es widerwillig. Es ist mir nicht angenehm, mich vor Snape zu zeigen, ich traue ihm nicht recht. Er hat das Mal auf seinem Arm. Ich vertraue Dumbledore, aber er macht Fehler, wie wir alle. Dumbledore verlangt, dass wir uns vertragen sollen. Er behauptet, wir seien auf derselben Seite und sollten fortan zusammenarbeiten. Snape protestiert. Er will mir nicht die Hand reichen, genauso wenig wie ich ihm.

„Der Kerl hat versucht, mich umzubringen!", behauptet er immer noch.

„Mein Gott, Snape! Das ist zwanzig Jahre her. Es war ein dummer Streich, ich habe damals nicht nachgedacht. Ich wollte nicht, dass du stirbst. Letztes Jahr habe ich dir den Arsch gerettet, als du dem Werwolf wieder gegenüber standest. Du warst bewusstlos, aber die Kinder können es bestätigen. Ich habe Remus von euch weggezerrt. Zum Dank dafür wolltest du mir einen Dementorenkuss verpassen lassen, obwohl du wusstest, dass ich unschuldig war. Oder besser, obwohl du es hättest wissen können, wenn du zugehört hättest. Ich denke, wir sind mehr als quitt."

Er geht mir wirklich auf den Geist mit den ollen Kamellen.

Die Kinder nicken eifrig, was natürlich für ihn keinerlei Beweiskraft hat. Aber ich sehe, dass es hinter seiner Stirn arbeitet. Dumbledore wird ungeduldig. Er will, dass wir zumindest offene Feindseligkeiten in Zukunft vermeiden und besteht darauf, dass wir uns die Hände reichen. Wir nähern uns zögerlich, ich lese in seinem Gesicht mindestens genauso viel Abscheu, wie ich selbst dabei empfinde. Schließlich ist es soweit, unsere Hände sind nur noch Millimeter voneinander entfernt, ich fühle seine Wärme. Dann berühren wir uns tatsächlich und etwas sehr Seltsames geschieht.

Es ist wie ein heftiger Stromstoß, der mich durchfährt. Sämtliche Körperhaare richten sich auf und ein heißes Gefühl verbreitet sich, ausgehend von meiner rechten Hand wie ein Flächenbrand über meinen ganzen Körper. Ich lasse ihn augenblicklich los, er sieht im selben Maß schockiert aus wie ich, anscheinend ist ihm dasselbe passiert. Hat Dumbledore einen heimlichen Zauber bewirkt bei diesem Kontakt? Zuzutrauen wäre das dem alten Fuchs.

Aber er sieht eher entnervt als vergnügt aus über unsere Reaktion. Ich denke nicht, dass er was gedreht hat. Allein um zu sehen, ob sich das wiederholt, wenn ich ihn noch mal berühre, würde ich gerne seine Hand wieder ergreifen, aber er hat sich schon schleunigst von mir zurückgezogen und macht ein verstörtes Gesicht. Finster blickt er mich an, als hätte ich das bewirkt. Okay. Er hat seine Erfahrungen mit mir, allerdings sind die auch schon an die zwanzig Jahre alt, manche sogar noch älter. Wäre das, was eben geschehen ist, damals in der Schule passiert, hätte ich ihm seine Reaktion nicht verübelt, schließlich haben wir uns ständig so einen Blödsinn ausgedacht. Aber dass er mir das jetzt immer noch zutraut, finde ich ein bisschen … infantil. Ja, ich finde, dass er sich kindisch benimmt, wenn er in mir immer noch denselben Kindskopf sieht, der ich vor zwanzig Jahren war.

Meine Handfläche brennt immer noch wie Feuer und es prickelt mir den Arm hinauf. Ich schaue Severus in die Augen, er blickt seine Hand an. Ich versuche, dieses merkwürdige Gefühl abzustreifen, indem ich meine Handfläche unauffällig an meiner Robe abwische, aber es geht nicht weg. Ich kann beobachten, wie Severus seine Handfläche ebenso unauffällig am linken Ärmel reibt, mit genauso unbefriedigendem Ergebnis, seinem Gesicht nach zu urteilen.

„Severus, du weißt, was ich von dir verlangen muss", sagt Dumbledore und ich kann sehen, wie dieser kurz nickt, obwohl ich glaube gesehen zu haben, dass seinem Gesicht das letzte Bisschen Farbe entweicht. Ein grimmiger, entschlossener Ausdruck liegt nun auf seinem Gesicht. Fast, als hätte er mit dem Leben abgeschlossen. Ich kenne diesen Ausdruck – oft habe ich ihn gesehen in Askaban. Mir wird fast übel. So sehr ich den Kerl verabscheue, dieser Gesichtsausdruck ist einfach furchtbar und ich will ihn nie wieder sehen müssen. Bei keinem Menschen. Er verabschiedet sich kurz und dreht sich mit dieser schwungvoll-dramatischen Bewegung um, die ich so drollig fand. Jetzt will ich ihn am liebsten am Umhang festhalten und ihm sagen, dass er nicht gehen soll. Egal was es ist, Dumbledore hat kein Recht, etwas zu verlangen, das einen solchen Gesichtsausdruck hervorruft. Von niemandem.

Doch Albus reißt mich aus meinen Gedanken. „Sirius, für dich habe ich auch einen Auftrag. Du musst die alten Ordensmitglieder informieren. Geh zu Arabella Figg, Remus Lupin und Mundungus Fletcher und sage ihnen, was passiert ist. Am besten, du tauchst erst mal bei Lupin unter. Ich melde mich dann bei euch."

„Aber …", protestiert Harry. Er sieht mich hilfesuchend an. ‚Lass mich nicht allein', rufen seine Augen verzweifelt und mir bricht es fast das Herz. Ich will ihn nicht schon wieder verlassen. Am liebsten würde ich nie mehr von seiner Seite weichen. Er ist mir wie ein eigenes Kind und benötigt meinen Schutz. Aber Albus sieht mich eindringlich an, gleichzeitig versichern mir seine Augen, dass er von nun an besser aufpassen wird.

„Wir sehen uns bald wieder, Harry. Versprochen!" Ich drücke ihm noch einmal die Hand, möchte ihn am liebsten in die Arme nehmen und wiegen, bis er eingeschlafen ist, so wie ich es früher gemacht habe, als er noch ein Baby war. Ich vermisse James schrecklich in diesem Moment und komme mir wie der schlechteste Pate der Welt vor, weil ich nicht zu Dumbledore sage, er soll doch jemand anderen für seine Botengänge benutzen. Stattdessen mache ich diese schrecklichen Erwachsenen-Sprüche, die ich als Kind so gehasst habe. Ja. Er versteht, dass ich jetzt tun muss, was in meiner Macht steht, um Dumbledore zu helfen. Aber seine Enttäuschung über mich steht ihm ins Gesicht geschrieben und ich könnte Albus dafür vor die Füße kotzen. Ich nicke ihm kurz zu, verwandle mich in den Hund und renne lieber los, bevor ich es doch noch tue.