A Moment in Time

Original: The Shadow Bandit

Übersetzt von TiaAgano

Disclaimer: Alles aus dem Harry Potter Universum gehört einzig und allein J. K. Rowling. Die Idee zur Geschichte gehört The Shadow Bandit, ich habe lediglich das Recht sie übersetzen zu dürfen. Weder The Shadow Bandit noch ich verdienen hiermit Geld. Dieser Disclaimer besitzt auch für alle weiteren Kapitel Gültigkeit.

Pairing: Harry/Draco

Stand: 1/35

Genre: Angst/Romance

Spoiler : Harry Potter Band 1-4. Diese Geschichte wurde vor den Teilen 5-7 begonnen.

Summary: Ein einziger Augenblick kann das ganze Leben verändern. Zum guten, oder schlechten…

Warnung: Slash, nur Lime; M-preg erwähnt

A/N: So, wieder mal ne Übersetzung von mir. Neue Ursprungsautorin, ganz neue Story, ganz neues Glück, Leserschaft…mal sehen. Hoffe es sind auch ein paar altbekannte Gesichter dabei. Das englische Original dieser Story hatte mehr als 700 Reviews, bin doch mal gespannt wie viele wir schaffen. grins Ja das war ein Aufruf. zwinker

Gleich vorab mal: Lasst euch von dem ersten Kapitel bitte nicht abschrecken, es bleibt nicht immer so verworren! Desweiteren sei gesagt, dass dies keine Darkfic wird, auch wenn es momentan noch sehr düster erscheint. Das Original ist schon beendet, ich weiß also schon wovon ich rede. Da dies eine Übersetzung ist, bin ich mal wieder nicht für den Inhalt verantwortlich, sondern nur für die deutsche Auslegung! Fragen kann ich weiterleiten, aber ich warne vor, dass The Shadow Bandit, die Ursprungsautorin, recht beschäftigt ist und sich auch so gut wie gar nicht um die Übersetzung kümmern möchte. Sie hat aber versprochen Fragen zu beantworten, auf die ich die Antwort nicht kenne. Ihr könnt ernst gemeinte Fragen also gerne stellen, ob ihr eine Antwort bekommt ist ne andere Frage. grins Eines gleich vorab: Fragen nach dem kommenden Inhalt werden nicht beantwortet, es sei denn sie beziehen sich nur auf die Richtung.

Viel Spaß!

TiaAgano


Kapitel 1 - Verrat

Worte... Seltsame und doch tröstliche Worte. Das ist alles was mir geblieben ist. Den Rest haben mir die Dementoren längst geraubt. Alles wurde mir genommen, schon seit geraumer Zeit sind die Worte das Einzige, was ich noch habe.

Manchmal kann ich im Schlaf noch immer ihre Gesichter sehen und mich an „die gute alte Zeit" erinnern. Die Zeit bevor ich verraten und zu einem einsamen Tod hier in dieser Zelle verurteilt wurde; im Stich gelassen von einer Welt, die mich noch kurz zuvor auf ein Podest gestellt hatte. Aber vor allem meine ehemaligen Freunde, meine „Familie" und Mentoren verfolgen mich in meinen Träumen und ihre Gesichter sind alles andere als freundlich.

Selbst jetzt kann ich, sobald ich die Augen schließe, den Moment deutlich vor mir sehen, an dem mein Leben zerbrach. Die meisten, die dachten sie würden mich kennen, würden sicherlich denken, dass es der Moment war, an dem Voldemort mir meine Familie wegnahm, oder als Dumbledore mir meine Kindheit stahl, indem er mich in die Obhut meiner Muggel Verwandten gab. Aber nein, trotz all dessen hatte ich es bis dahin noch immer geschafft mir meine Unschuld und kindliche Naivität zu bewahren; noch immer sah ich die Welt damals durch eine rosarote Brille. Nein, der Moment von dem ich spreche, kam viel später und hatte wesentlich zerstörerische und andauernde Konsequenzen für mein Leben. Der Moment, an dem sie mir meine Seele raubten.

Es war ein ungewöhnlich strahlender Tag für Ende April. Überall wurden Pläne für einen Frühlingsball geschmiedet. Es war mein siebtes und letztes Jahr in Hogwarts und ich hatte die Gesellschaft meiner Freunde verlassen um bei einem Spaziergang um den See meinen Kopf frei zu bekommen. Das war schon beinahe ein Ritual von mir geworden, das ich im Sommer zuvor begonnen hatte, als ich für einigen Spezialunterricht, besonders in Verteidigung gegen die Dunklen Künste, in Hogwarts geblieben war.

Meine Gedanken an diesem Tag kreisten zum ersten Mal seit langem nicht um den ausbrechenden Krieg außerhalb dieser scheinbar so friedlichen und idyllischen Mauern, sondern viel mehr um den emotionalen Zwiespalt in mir selbst. Ich gehörte noch nie zu den Menschen, die viel ausgingen um sich zu verabreden und ich hatte auch nie eine Beziehung geführt, die länger als ein paar Wochen angedauert hatte. Dass ich bereits seit etwas mehr als einem Jahr in einen ganz gewissen Blonden verliebt war, hatte ich niemandem erzählt. Ich war mir vermutete zwar, dass meine Gefühle erwidert wurden, aber wir hatten nie darüber gesprochen und auch niemals dementsprechend gehandelt. Wenn ich jetzt so zurückdenke, vermute ich, dass es wohl allerhöchstens zwei Menschen gab, die etwas in dieser Richtung auch nur ahnten, aber ich werde es niemals genau wissen können.

Die Luft war deutlich abgekühlt, sobald die Sonne untergegangen war und so bemerkte ich endlich wie viel Zeit verstrichen war, während ich mich in meiner eigenen kleinen Welt - meinen Gedanken - verloren hatte. Ich eilte zurück in die Große Halle in der Hoffnung noch rechtzeitig zum Ende des Abendessens zu erscheinen, da ich inzwischen ziemlichen Hunger bekommen hatte. Allerdings, schoss es mir in den Kopf, wäre es auch nicht gar zu schlimm, wenn ich bereits zu spät wäre, da es in der Küche immer noch einen Happen für mich gab. Schulsprecher zu sein hatte neben dem eigenen Raum und Badezimmer eben noch so einige andere Vorzüge.

Doch ich sollte nie wieder die Gelegenheit haben ein Essen in den Mauern einzunehmen, die mir, seitdem ich elf Jahre alt war, das einzige wirkliche Zuhause geboten hatten. Denn der Moment, an dem ich die große Halle betrat, war auch der, an dem die Hölle um mich herum los brach.


Leise öffnete Harry die Tore der Großen Halle, hoffend, dass niemand bemerken würde, wie spät er hereinkam. Jedoch konnte er schon beim Betreten des Raumes feststellen, dass etwas ungewöhnlich war - ungewöhnlich und sehr, sehr ...falsch. Harry hatte kaum Zeit die Tränen auf den Gesichtern seiner beiden besten Freunde zu realisieren, als er auch schon von hinten gepackt, seine Arme schmerzhaft verdreht und sein Zauberstab konfisziert wurde.

„Hey, lassen Sie mich los! ...Was machen Sie denn da?", protestierte er, während man ihn grob über den harten Steinfußboden nach vorne zum Lehrertisch zog, an dem sich eine Truppe Auroren versammelt hatte. Harry blickte hilfesuchend zum Gryffindortisch und war überrascht über den Hass und die Anschuldigungen, die ihm von jedem einzelnen Gesicht entgegen zu sprühen schienen. Rasch überblickte er auch den Rest der Halle, doch nicht einer blickte ihm freundlich entgegen. „Was ist hier los? ...Was ist denn nur geschehen?"

Noch bevor Harry die Möglichkeit hatte all die neu auf ihn einströmenden Gedanken zu ordnen, als ihn auch schon ein Faustschlag, von niemand anderem als seinem besten Freund Ron, mitten ins Gesicht traf und beinahe niederstreckte. „Ich verabscheue dich, Harry Potter! Wie konntest du mir und meiner ganzen Familie nur so etwas antun? Nach allem was wir für dich getan haben! Wie konntest du nur!" Hermione eilte herbei und versuchte vergeblich den Rotschopf zu beruhigen.

Harry, der aufgrund der ihm angelegten Fesseln, keine Chance gehabt hatte sich zu verteidigen, oder sich auch nur das Blut abzuwischen, dass unaufhörlich aus seiner Nase tropfte, beäugte seinen aufgebrachten Freund ratlos. „Sie hat dich geliebt, Harry, du weißt es und jeder andere auch. Was also ist geschehen? Du wolltest sie nicht, aber Creevey sollte sie auch nicht bekommen? Menschen wie du machen mich krank!", schrie Ron weiter und riss das Schulsprecherabzeichen von Harrys Roben.

Wohlwissend, dass man bei einem aufgebrachten Ron - und so wütend war er noch nie zuvor gewesen- nicht sehr weit kam mit Logik, ignorierte ihn Harry erst einmal und wandte sich lieber an Hermione. „Mione, was ist hier los? ...Sag mir doch einer bitte, was ich eigentlich getan habe!" Der Abscheu, der sich auf ihrer Miene widerspiegelte, lies ihn zusammenzucken, doch bevor er auch nur ein weiteres Wort hätte sprechen können, wurde er auch schon herumgerissen und stand plötzlich der leitenden Aurorin gegenüber.

Die zierliche braunhaarige Frau mittleren Alters musterte den attraktive Teenager vor ihr aufmerksam und schüttelte ungläubig den Kopf. Wie hatte sich nur eine ganze Nation dermaßen in diesem Jungen getäuscht haben können? Ein Held? Er? Von wegen. Noch einmal tief einatmend machte sie sich bereit die Anklage zu verlesen. „Harry James Gryffindor Potter, Sie werden angeklagt Virginia A. Weasley und Colin M. Creevey vorsätzlich und auf kaltblütige Art und Weise ermordet zu haben. Bis zu ihrer Verhandlung werden sie in die Obhut des Zaubereiministeriums übergeben."

Harry fühlte sich, als hätte man ihn auf einmal sämtlichen Sauerstoffs, der sich noch in seinen Lungen befand, beraubt und nur der stählerne Griff der Auroren hielt ihn aufrecht. „Aber...aber ich habe doch gar nichts getan!... Ich...ich war doch nur spazieren.", murmelte er vor sich hin, doch niemand hörte ihm zu. Noch immer versuchte er mit der Tatsache zurecht zu kommen, dass Ginny und Colin nicht mehr am Leben waren. „Ich würde Ginny und Colin nie etwas tun. Bitte, Sie müssen mir glauben."

Hilfe suchend wandte er sich an den Schulleiter, versuchte ihn mit Blicken dazu zu bringen ihm glauben zu schenken, doch die normalerweise fröhlich funkelnden Augen Dumbledores zeigten nichts anderes als tiefste Enttäuschung. Das letzte, das Harry sah, bevor er durch ein „Stupefy" der Auroren zu Boden gestreckt wurde, war Draco Malfoy, der sich bemühte zu ihm zu gelangen, aber durch den festen Griff des Tränkemeisters zurückgehalten wurde.


Die lange Zeit zwischen seiner Verhaftung und der Verhandlung verging unglaublich langsam. Man hatte Harry in Isolationshaft gesteckt und so saß er nun, nicht nur ohne auch nur den kleinsten Kontakt zur Außenwelt, sondern auch ohne zu wissen, ob es da draußen auch nur einen Menschen gab, der noch an ihn und seine Unschuld glaubte.

Am vorherigen Tag war ein Strafverteidiger des Zaubereiministeriums zu ihm gekommen, der ihm den Ablauf des Prozesses erklärt hatte. Er, der Verteidiger, würde zuerst eine Standardansprache halten um Harrys Sache „zu unterstützen", danach würde die Anklage ihn zu widerlegen versuchen. Anschließend würde normalerweise der Angeklagte unter Einnahme von Veritaserum eine Aussage machen dürfen, aber da Professor Dumbledore das Gericht bereits informiert hatte, dass Harry dagegen immun war, würde das diesmal ausfallen. Denn ein stärkeres Wahrheitsserum als Veritaserum war in der Zaubererwelt noch nicht bekannt.

Da Harrys Aussage also ausfallen musste, würde die Verteidigung überhaupt keine Möglichkeit haben Beweise zur Unschuld des Angeklagten vorzulegen und sich daher darauf beschränken müssen, die Beweise der Anklage unglaubwürdig zu machen oder zu entkräften. Zwar hatte der Verteidiger Harry nicht verraten, welche Beweise die Anklage vorzulegen hatte, aber nach dem Gesichtsausdruck des Herren zu schließen, sah es nicht gut für ihn aus.


Immer noch verwirrt und müde von dem durch Zaubertränke künstlich erzeugten Schlaf, in dem man ihn für den Großteil der Wartezeit versetzt hatte, taumelte Harry schließlich am Prozesstag vollkommen desorientiert in den Gerichtssaal. Verängstigt blickte er in die Menge, die sich versammelt hatte um der Verhandlung, die später einmal als die des „Jungen-der-mordete" bekannt werden sollte, beizuwohnen. Die meisten der Gesichter waren Harry völlig unbekannt, doch er vermutete völlig zurecht, dass sie zur Presse gehörten. Jedoch waren die Gesichter, die Harry tatsächlich zuordnen konnte, alles andere als freundlich. Lediglich Professor Snape und Draco Malfoy sahen im noch in die Augen.

Zurückblickend musste Harry feststellen, dass er von dem eigentlichen Gerichtsprozess kaum etwas mitbekommen hatte und er sich nur noch daran erinnerte, wie seine angeblichen Freunde aufgestanden waren um gegen ihn auszusagen. Allem Anschein nach hatten Ron und Hermione seinen Mordanschlag auf Ginny mit eigenen Augen mitangesehen und Colin ganz in der Nähe tot aufgefunden. Es wurde vermutet, dass Harry das junge Paar in einem doch eher privaten Moment überrascht und Colin aus Eifersucht getötet hatte, bevor sich seine Wut schließlich gegen Ginny richtete. Die Augenzeugenberichte und Harrys magische Signatur, die überall am Tatort aufzuweisen gewesen war, lieferten eindeutige Beweise für seine Schuld.

Es war fast schon komisch, dass er's sich ausgerechnet jetzt - wo er drauf und dran war wegen eines Verbrechens, das er nicht begangen hatte, für den Rest seines Lebens bestraft zu werden - ja, ausgerechnet jetzt an etwas erinnerte, dass Draco im letzten Sommer zu ihm gesagt hatte. Es war noch nicht lange her gewesen, dass sie einen Waffenstillstand geschlossen hatten, und sie waren gerade Schwimmen gewesen - als Friedensversuch sozusagen- , als Draco plötzlich seinen Arm um Harrys Schultern gelegt hatte und sagte: „Liebe deine Feinde, Harry, denn deine Freunde könnten sich irgendwann als ein Haufen Arschlöcher erweisen." Noch nie war ihm diese Aussage so wahr erschienen wie jetzt, in diesem schicksalhaften Augenblick.

Es war nicht vielen bewusst geworden, aber bereits in ihrem sechsten Schuljahr hatten Harry und Draco das Kriegsbeil zwischen ihnen so gut wie begraben, da ihnen klar geworden war, dass ihre ständigen Streitereien viel zu viel von ihrer Zeit und Energie beanspruchten und DAS konnte sich nun wirklich keiner von ihnen leisten. Sowohl Harry, als auch Draco hatten durch Voldemorts Rückkehr bereits im Jahr zuvor Probleme gehabt dem Unterricht vollkommen zu folgen und nach dieser für sie erschreckenden Erkenntnis wurde Lernen sehr schnell zu ihrem Hauptziel.

Nicht nur die Arbeit, die sie für die Schule zu erledigen hatten, sondern auch jegliche Verteidigungsmöglichkeit, jeder Fluch, Spruch oder Zauber wurde förmlich von ihnen aufgesogen. Keiner der Gryffindors, noch nicht einmal Ron, hatte ihn verstehen können. Sie hatten sich voneinander entfremdet, jeden Tag ein Stückchen mehr.

Durch harte Arbeit war es Harry gelungen sich in all seinen Fächern stark zu verbessern, selbst Zaubertränke. Seine großen magischen Fähigkeiten verhalfen ihm zu Spitzenzensuren und das nicht nur in Verteidigung gegen die dunklen Künste, Verwandlungen und Zauberkunst. Nur zu gut konnte Harry sich noch an Hermiones ungläubiges Gesicht erinnern, als sie bei der Bekanntgabe der ZAGs feststellen musste, dass nicht nur sie, sondern auch Draco und er, mit einer perfekten Anzahl von 13 abgeschlossen hatten.

Seit Anfang des sechsten Schuljahres hatte Harry begonnen sich von dem Rest seines Hauses zu distanzieren. Hermione war zwar noch immer so eifrig belesen und dadurch gescheit, aber als die Zauber mit der Zeit begannen komplizierter zu werden, begann sie, deren Zauberkraft nicht überdurchschnittlich war, zu scheitern. Harry hatte mit alldem keinerlei Probleme gehabt. Seine schon immer außergewöhnlichen Zauberkräfte waren im Laufe seiner Pubertät noch weiter gewachsen und das Extra Training mit Severus, Remus und Sirius im Sommer hatte ebenfalls Früchte getragen und dafür gesorgt, dass Harry nicht nur mächtiger, sondern auch selbstbewusster und, durch seine neu erworbenen Fluchkenntnisse, wesentlich gefährlicher wurde..

Während des Extratrainings, dem Kämpfen und Lernen mit Draco und Severus, hatte Harry viel über sich selbst gelernt. Ein Lächeln stahl sich auf seine Züge, als ihm wieder einfiel wie Draco Severus zu diesem „Unterricht" überredet hatte.

Jedenfalls waren sie schließlich an vielen Abenden zu dritt hinunter in die Kammer des Schreckens geschlichen, der einzige Ort auf den Ländereien von Hogwarts, der so geschützt war, dass man auch schwarzmagische Flüche nicht entdecken würde.

Harry wurde plötzlich aus seinen Gedanken gerissen, als ihn der Richter aufforderte zur Urteilsverkündung aufzustehen. Er versuchte beharrlich sich nicht ansehen zu lassen wie stark er zitterte, als er mutterseelenallein vor der Jury stand und des Mordes an zwei Menschen, die fünf Jahre lang zu seinen Freunden gezählt hatten, für schuldig befunden wurde. Schon im nächsten Atemzug verurteilte man ihn zu lebenslanger Haft in Azkaban - und das auch nur, da es durch die Gesetze der Zauberei verboten war einem Minderjährigen den Kuss der Dementoren zu geben.

Die Jubelschreie, die bei der Verlesung des Urteils ertönten - besonders laut von einer Ansammlung Rothaariger - schnitt durch sein Herz wie kalter Stahl. Selbst das letzte Fünkchen Hoffnung in Harry erlosch in diesem Augenblick. Selbst Remus, der immerhin nicht nur Harrys Freund und Mentor, sondern auch enger Vertrauter von seinen Eltern gewesen war, zeigte ganz offen, dass er für Harry nichts als Verachtung übrig hatte.

Zum ersten Mal war Harry dankbar, dass sein Pate - Sirius Black - selbst auf der Flucht auf der Flucht war, so dass ihm wenigstens von diesem hasserfüllte Blicke erspart blieben. Es war wohl Ironie des Schicksals, dass Harry nun genau wie er für ein Verbrechen nach Azkaban gebracht werden sollte, das er gar nicht begangen hatte.

Der Schwarzhaarige versuchte nicht zusammenzuzucken oder sich sonst irgendeine Reaktion anmerken zu lassen, als zwei Dementoren auf ihn zu glitten um ihn nach Azkaban zu eskortieren. Den Kopf stur nach oben zu halten, während er erneut den letzte Schreien seiner Mutter lauschte, erschien ihm das Schwerste zu sein, das er je getan hatte.


Etwas Früher...

Draco verfolgte den Prozess von der dunkelsten Ecke, ganz hinten im Gerichtssaal; sein Pate und Vertrauter Severus Snape dicht an seiner Seite. Unglaube breitete sich in ihm aus, als er seinen Blick durch den Saal schweifen lies. Er hatte immer angenommen, dass Harry ein perfektes Leben führte - Dumbledores Goldjunge, der nie in Schwierigkeiten geriet - und dafür hatte er ihn den Großteil von fünf Jahren gehasst. Aber das hier war für ihn nicht nur absolut unerwartet, sondern auch schlichtweg lächerlich.

Glaubten die Leute denn wirklich, dass ihr großer Held - ihr Retter, verflucht nochmal! - zu kaltblütigem Mord fähig war? Hatten sie denn alle den Verstand verloren? Wie konnte überhaupt irgendjemand, der Harry auch nur ganz entfernt kannte, denken, dass diese schrecklichen Verbrechen begangen hatte?

Draco erinnerte sich nur zu gut an Harrys Verhaftung in der großen Halle. Niemand hätte diesen Unglauben so perfekt fälschen können, die Unschuld, die Harry beteuerte, als er sein Teilhaben an den Morden verneinte. Draco selbst hatte nicht einmal eine Sekunde lang daran gezweifelt, dass Harry tatsächlich unschuldig war.

Er hatte versucht zu Harry vorzudringen um ihm zu helfen, ihn zu beschützen, aber Severus hatte ihn aufgehalten. Die Freundschaft der beiden war ein wohlbehütetes Geheimnis geblieben und es hätte Harry eher geschadet als geholfen, wenn der Sohn eines als Todesser gehandelten Mannes ihm seine Unterstützung gezeigt hätte.

Nachdem man den Gryfifndor ins Ministerium überführt hatte, hatten Severus und Draco sich bemüht herauszufinden was tatsächlich geschehen war, doch bis jetzt war ihre Suche erfolglos geblieben. Wer auch immer Harry die Sache angehängt hatte, er war äußerst gründlich vorgegangen. Dennoch waren Severus und Draco noch immer fest entschlossen seine Unschuld zu beweisen.

Harry und er waren sich über die zwei Jahre hinweg sehr nahe gekommen und Draco zweifelte keine Sekunde daran, dass sie sich unter anderen, besseren Umständen nach dem Schulabschluss noch näher gekommen wären. Draco hatte gelernt Harry zu bewundern - sein Selbst und nicht seinen Titel - und im letzten Sommer hatte er sich sogar eingestehen müssen, dass er in ihn verliebt war.

Harry begann langsam seine Gefühle zu erwidern, da war er sicher, aber es würde sicher noch einige Zeit dauern den in Beziehungen unerfahrenen Gryffindor dazu zu überreden sich auf eine Beziehung mit ihm einzulassen. Doch es konnte nicht vor dem Schulabschluss geschehen... und dann auch nur, wenn Draco nicht von seinem Vater gezwungen wurde sich dem Dunklen Lord anzuschließen.

Seit ewigen Zeiten war die Malfoy Familie ein Anhänger der Idee der elitären Menschheit, dem Konzept, dass reinblütige Familien schlicht und einfach stärker und besser waren, als die, die ihr Blut vermischten oder noch schlimmer mit dem Blut von Muggeln oder Muggelgeborenen beschmutzten. Und bis zu einem gewissen Ausmaß stimmte auch Draco den Grundzügen dieser Gedanken zu.

Würde man damit fortfahren muggelgeborene Hexen und Zauberer in die Zauererwelt zu integrieren, so würde dies schließlich zur Offenbarung der Magie gegenüber allen Muggeln führen, was nicht nur eine erneute Hexenverfolgung nach sich ziehen würde, sondern auch eine Abschaffung der Art zu leben, wie sie in Dracos Familie schon länger praktiziert wurde, als irgendjemand sich entsinnen konnte. Dracos Meinung nach waren muggelgeborene Hexen und Zauberer dieses große Risiko einfach nicht wert.

Auf Grund dessen war Draco bereits dazu erzogen worden die Erwartungen, die an ihn gestellt wurden, zu erfüllen, bevor er überhaupt in der Lage gewesen war zu begreifen, was ein Muggel eigentlich war. Zuallererst wurde von ihm erwartet sich in die Reihen von Voldemorts treuer Gefolgschaft einzureihen. Schon vor zwei Jahren war die erste Vollmondnacht nach seinem Schulabschluss als Nacht seiner Initiierung vorgesehen worden. Nur mit viel Glück und dem Argument, dass es wegen Dumbledore zu riskant sei schon in der Schulzeit das Dunkle Mal zu tragen, war es Draco gelungen diesen Tag überhaupt so weit aufzuschieben.

Die zweite Anforderung, die man an ihn stellte, war -schon seit frühester Kindheit- Harry Potter mit Leib und Seele zu hassen.

Nur Severus und Harry wussten von seinem bevorstehenden „Treffen" mit Voldemort und gemeinsam hatten sie die gesamte Zeit über versucht einen Weg zu finden, damit Draco nicht gezwungen sein würde dem Monster zu folgen, dem sich sein Vater und so viele andere aus blinder Überzeugung angeschlossen hatten.

Jetzt allerdings wurden all ihre Plane mit einem Mal zunichte gemacht, denn tief in sich drin konnte Draco bereits fühlen, dass man Harry an diesem Tag wegen Mordes verurteilen würde.

Doch selbst diese Befürchtungen konnten den jungen Mann nicht auf die Verkündung des Urteils vorbereiten, das nicht nur Harrys Leben zerstören würde, sondern auch sein eigenes. Draco sah die Dementoren auf Harry zukommen und beobachtete durch den Tränenschleier vor seinen Augen Harrys letzten verzweifelten Versuch sich nicht von den Kreaturen einschüchtern zu lassen, die er am meisten auf der ganzen Welt fürchtete.

Als Harry schließlich den Gerichtssaal verlies und sich beharrlich weigerte zu den grauen Augen aufzusehen, die jede seiner Bewegungen beobachtet hatten, verstand Draco, dass er dies nur tat, damit Draco ihn nicht so ihn Erinnerung behielt. Voller Angst und am Boden zerstört. Verraten von seinen Freunden und dem Rest der Welt.

TBC


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Tia