Titel: Rollenspiel

Autor: Cyrrer aka Laren

Email: rolarengmx.de

Disclaimer: Ich besitze absolut keine Rechte an Gundam Wing. Und ich gedenke auch keinen müden Pfennig mit diesem Geschreibsel zu verdienen.

Betadank: an die beste der besten: Zanna knuddel

Ja, ihr seht richtig. Eine neue Geschichte von mir. Und das wo sich sowohl ‚The Big Easy' als auch ‚Lower your shields and surrender' noch im Anfangsstadium befinden.

Ich wollt ja auch nichts neues anfangen. Aber die Idee zu dieser Geschichte begleitet mich seit ein Ende November und jetzt haben mich die charas hinterrücks überfallen und gezwungen mit dem schreiben anzufangen.

Ich hoffe sie gefällt euch und das ihr mehr davon lesen wollt.

Ich poste sie jetzt auch hier auf weil Darkness mich so lieb darum gebeten hat.


Duo hatte es sich gerade mit einer großen Tüte Chips und einem Becher Eis auf der Couch gemütlich gemacht, als das Vidphone anfing zu klingeln. Da er keine Energie auf ein Gespräch – mit wem auch immer – hatte blieb er einfach sitzen und stopfte sich mehr von dem Schokoladeneis in sich rein. Hin und wieder streiften seine Augen den laufenden Fernseher, aber auch der Film interessierte ihn nicht wirklich.

Das Vidphone klingelte unaufhörlich. Und klingelte... und klingelte. Jedes mal wenn die Maximallänge des Anrufversuchs erreicht wurde und die Leitung automatisch gekappt wurde schien der Anrufer erneut zu wählen.

Duo seufzte tief. Er brauchte erst gar nicht auf die Nummernanzeige des Anrufers zu schauen um zu wissen wer denn auf so penetrante Art und Weise versuchte ihn zu erreichen. Da gab es im ganzen Universum nur einen. Und das schlimmste, es gab nichts was Duo dagegen tun könnte. Wenn er jetzt z.B. das Vidphone ausstöpseln würde, dann wüsste der Anrufer das er da war und würde garantiert sofort vorbei kommen. Und versuchen es auszusitzen würde auch nichts bringen. Da könnte er lange warten bevor der andere mit den Versuchen aufhören würde.

Mist, da wollte Duo sich einmal schön im Selbstmitleid aalen, und dann das. Er seufzte noch einmal tief und stoppte dann den Film. Besser er würde das Gespräch schnell hinter sich bringen. Vielleicht war es ja gar nicht so schlimm...

Er trug noch in aller Gemütsruhe das Eis zurück ins Gefrierfach – untermalt vom sich ständig wiederholenden Klingeln. Dann ging er zu seinem Schreibtisch setzte sich hin und betätigte den Knopf der die Verbindung aufbaute.

Innerhalb von Hunderstelsekunden konnte er einen blonden Schopf und ein breites Lächeln auf seinem Monitor erkennen. Bingo! „Hallo Quatre," begrüßte er den Störenfried.

Das Lächeln wurde noch intensiver. Duo wünschte sich fast das er eine Sonnenbrille tragen würde um nicht geblendet zu werden. „Hi Duo. Da bist du ja endlich. Ich dachte schon ich würde dich nicht erwischen."

Duo knurrte leicht. Wie schaffte es Q eigentlich immer so verdammt unschuldig auszusehen? Selbst wenn er etwas total heimtückisches tat? Kein Wunder das sämtliche Geschäftspartner des Blonden vor Ehrfurcht erzitterten.

Aber zwei konnten dieses ‚Unschuldsspiel' spielen. Duo warf mit einer nonchalanten Geste seinen Zopf über die Schulter nach hinten und schaute mit großen Augen auf den Monitor. „Hast du schon mal versucht mich zu erreichen? Komisch ich hab gar nichts gehört. Vielleicht ist mein Vidphone kaputt."

Quatre runzelte für einen kurzen Augenblick die Stirn, aber dann war er sofort wieder die kleine Grinsekatze die er ja war. „Ach kein Problem Duo. Ich wusste ja das ich dich früher oder später erreiche."

Knurr.

„Gibt es irgendeinen bestimmten Grund warum du mich anrufst, oder wolltest du einfach nur mal so quatschen?" fragte Duo. Vielleicht könnten sie das Gespräch ja so kurz wie möglich gestalten und er konnte danach noch ne Runde depressiv auf der Couch rumsitzen. Schien auf jeden Fall ein guter Plan und ein Versuch konnte nichts schaden.

„Ach nichts bestimmtes. Ich wollt nur fragen wann du denn ankommen wirst?"

Duo zog erstaunt eine Augenbraue hoch. „Ankommen?" vergewisserte er sich.

Quatre machte eine wegwerfende Geste. „Ach komm schon Duo. Du wirst mir doch nicht erzählen wollen das du unsere alljährliche Zusammenkunft vergessen hast."

Shit, das hatte er tatsächlich. Obwohl sich Duo für eine Sekunde fragte wie das denn sein konnte. Immerhin, wie konnte man ein Datum wie Silvester vergessen? Und seit dem Ende des Krieges hatten sie sich alle immer genau an dem Tag getroffen. Oh, natürlich auch zwischendurch – schließlich waren sie ja enge Freunde. Aber diese gemeinsame Silvesterfeier war etwas besonderes. So etwas konnte man gar nicht vergessen. Es sei denn natürlich, man hatte allen Grund dazu dieser Veranstaltung dieses Jahr fern zu bleiben.

Duo seufzte wieder. Das würde jetzt ein hartes Stück Arbeit werden. „Q, ich bin mir nicht sicher ob ich diesmal dabei sein werde. Sorry."

Wahrhaftiges Erstraunen war auf Quatres Gesicht zu erkennen. Sogar das Lächeln war wie auf einen Schlag verschwunden. „Wie? Was meinst du Duo?" Der Blonde schüttelte seinen Kopf. „Du kannst doch nicht einfach nicht kommen. Das geht nicht. Wir haben dich jetzt alle seit ein paar Monaten nicht mehr gesehen und wir freuen uns so auf dich."

Jep, es würde definitiv schwer werden. „Schau Quatre. Ich bin nicht so gut drauf im Moment. Ich würde euch allen nur die Stimmung vermiesen. Und ich hab auch gar keine Energie für eine Feier. Ich werde dich und Tro eine Woche später oder so besuchen kommen. Indianerehrenwort."

Quatre schüttelte weiter den Kopf. „Das ist nicht das gleiche und das weißt du auch genau. Komm schon Duo. Das ist doch keine großartige Feier für die man viel Energie braucht. Wir sind einfach nur das Wochenende zusammen, lassen uns von meiner Köchin verwöhnen und quatschen über Gott und die Welt, erzählen einander was in den letzen Wochen alles so passiert ist."

Und genau das war es, was Duo auf jeden Fall vermeiden wollte. Er konnte es schon lebhaft vor sich sehen. Wie all seine Freunde sich miteinander verbündeten und ihn ausquetschen würden. Er würde sich wie ein absoluter Versager fühlen. All seine Freunde würden da sein, zusammen mit ihren Partnern. Und nur er, er würde allein sein und sich wie ein kompletter Versager vorkommen. Die Idee sich mit mehreren Kilo Schokolade auf seiner Couch zu verschanzen klang immer besser.

„Quatre, bitte. Ich hab wirklich keine Energie," Duo wusste das er jetzt praktisch bettelte. Soviel war also von seiner Würde übrig geblieben.

„Duo!" Quatres Stimme klang ziemlich nach seinem Befehlston. Duo erschauerte. Dem konnte man sich noch weniger verweigern, als wenn Q es auf die sanfte Tour versuchte. „Wenn du nicht zu der Feier erscheinst, dann werde ich ernsthaft böse."

‚Autsch.' Duo beschloss sich seinem Schicksal zu ergeben. Im Grunde hatte er schon vor dem Annehmen des Anrufes gewusst das Quatre ihn zu irgendwas zwingen würde. Er konnte dem blonden einfach nichts abschlagen. Und Quatre wusste das. ‚ Verdammt.' Duo hob abwehrend seine Hände und seufzte ergeben. „OK, OK, ich werde zur Feier kommen."

Sofort wurde Quatres Gesicht wieder von einem strahlenden Lächeln erfüllt. „Wunderbar. Wann werdet ihr denn kommen?"

Tja, jetzt war die Stunde der Wahrheit gekommen. Duo seufzte noch einmal und fasste sich dann ein Herz. „Nur ich werde kommen, Quatre."

Und wieder sah sein Freund für einen Moment erstaunt drein. „Aber was ist denn mit..."

Duo schüttelte vehement den Kopf. „Ich bin allein Quatre. Wir sind nicht mehr zusammen. Du brauchst für mich nur ein Einzelzimmer vorzubereiten."

Sofort veränderte sich Quatres Gesichtsausdruck. Er war jetzt voller Sorge und Mitgefühl. Und Duo hasste das. Er konnte sich zwar wunderbar selbst bemitleiden, aber er mochte es nicht wenn andere so für ihn empfanden. Das machte ihn nur wieder all zu sehr bewusst was für ein Versager er doch in dieser Beziehung war. ‚Tolles Wortspiel Duo,' schimpfte er sich selbst aus.

Aber noch etwas schien neben der Besorgnis bei Quatre Fuß gefasst zu haben. Denn er klang ein wenig vorwurfsvoll als er antworte, „Oh nein Duo. Nicht schon wieder. Ihr wart doch gerade erst ein paar Wochen zusammen."

Duo rollte mit den Augen. Als ob ihm das jemand sagen musste. Er war selbst ganz erstaunt gewesen das er diesmal schon so schnell ad Acta gelegt wurde. Diesmal schien er einen neuen Rekord aufstellen zu wollen. Und das so kurz vor Weihnachten. Er hatte gehofft das diese Beziehung zumindest bis nach der Silvesterfeier halten würde. Falsch gedacht. Und nun würde er seinen Freunde zum ersten Mal allein bei diesem wichtigen Treffen entgegen treten müssen.

„Ich weiß. Es hat halt einfach nicht sollen sein. Wir haben wohl einfach nicht zusammen gepasst," versuchte er die Sache klein zu reden.

„Duo," seufzte Quatre. „Du bist dir schon bewusst, das dies deine elfte gescheiterte Beziehung in sieben Jahren ist?"

In Wirklichkeit war es die fünfzehnte, aber Quatre musste ja nun wirklich nicht alles wissen. Er zuckte mit den Achseln. „Ich hab halt die richtige Person noch nicht gefunden. Ich bin doch noch jung, gerade mal 26. Kein Grund zur Torschlusspanik." Oh ja, er konnte gut reden. In seinem Inneren sah die Sache aber ganz anders aus. Er war verzweifelt und fragte sich immer wieder warum es nicht klappte mit der Liebe. War es ein Fluch der auf ihm lag? Immerhin, er sah doch gut aus, war nett, die Leute mochten ihn und wenn er all seinen verflossenen Flammen glauben konnte dann war er auch nicht gerade schlecht im Bett. Wieso also nur hatte er immer noch nicht diesen speziellen Partner gefunden? Den oder die fürs Leben? Das konnte doch nicht so schwer sein. Verdammt all seine Freunde hatten jemanden. Sogar Heero hatte das geschafft. Und wenn ein Eisblock wie Heero es schaffte, wieso dann nicht auch er?

OK, das war jetzt vollkommen unfair. Duo schimpfte sich selbst aus. Heero hatte sich in den Jahren nach dem Krieg sehr verändert. Zum Besseren verändert. Da sollte er nicht neidisch sein nur weil Heero jemanden gefunden hatte und er nicht. So was gehörte sich nicht, schließlich waren sie immer noch Freunde.

„Ach Duo. Das tut mir schrecklich leid."

Duo zitterte beinah. „Oh bitte Q. Spar dir die Mitleidstour. Mir geht's wirklich gut. Und es war das beste das wir uns getrennt haben. Es hätte früher oder später sowieso passieren müssen. Wir waren einfach zu verschieden. Komm, lass uns über was anders sprechen."

Quatre schüttelte seinen Kopf. „Du kannst mir nicht erzählen das es dir nichts ausmacht. Sonst würdest du nicht so ein Trübsal blasen."

„Nein, es ist wirklich nichts. Ich bin nur ein bisschen down weil, wie du schon so schön gesagt hast, es war nicht die erste Beziehung die in die Brüche gegangen ist. Es ist nur allgemeiner Weltschmerz der mich runter zieht. Diese spezielle Beziehung war wohl schon von Beginn an zum Scheitern verurteilt."

„Weißt du, vielleicht hätten du und Heero euch nie trennen sollen."

Jetzt wurde Duo sauer. Wieso musste Quatre immer wieder darauf herumreiten. Konnte er denn nicht akzeptieren das es aus war zwischen ihm und dem Japaner? Das es eigentlich nie eine wirkliche Beziehung gewesen war? „Q, hör sofort auf damit. Heero und ich, das ist Geschichte. Das ist längst vergessen. Und da war nie viel."

„Aber..."

„Nichts aber. Sieh ein, dass das was zwischen Heero und mir war nur während des Krieges funktioniert hat. Danach ist es Stück für Stück zerbrochen." Ein bitteres Lächeln umspielte Duos Gesicht bei der Erinnerung. „Aber ist Ok. Wir beide haben eingesehen das es das Beste ist uns zu trennen. Und wir beide sind glücklich mit dieser Entscheidung. Nur weil ich die meiste Zeit solo bin heißt es noch lange nicht das ich unglücklich bin!" Er verschränkte seine Arme vor seiner Brust. Wieso glaubten eigentlich alle, das man nur glücklich sein konnte wenn man jemanden hatte? Pfft. Immer auf die Singles. Ungerechtigkeit.

Quatre hob abwehrend die Hände. „Schon gut Duo. Ich wollt nicht in alten Wunden rühren."

Duo knurrte leise. Verdammt da gab es keine alten Wunden. Warum konnte keiner verstehen das seine Trennung mit Heero vollkommen schmerzfrei verlaufen war? Schließlich hatten sie sich nie geliebt. Was sollte es da an Trennungsschmerz geben? Aber irgendwie schienen alle anderen mehr in die Sache herein zu interpretieren als da je gewesen war. Aber Duo war das Kämpfen gegen Windmühlen leid. Deshalb erwiderte er jetzt lieber nichts.

Auch Quatre wollte dies Thema wohl nicht weiter vertiefen. „Ok, ich freu mich das du kommen wirst. Weißt du schon wann?"

Glücklich das gefährliche Thema hinter sich zu lassen zeigte Duo sich vollkommen kooperativ und schaute auf seinen Kalender. Dieses Jahr fiel Silvester auf einen Samstag. Da brauchte er für seinen Kurzbesuch bei Quatre nicht einmal viel Urlaub zu nehmen. „Hm, ich könnte Freitag Mittag ein Shuttle nehmen und dann Abends bei euch ankommen. Ist das in Ordnung, oder soll ich erst Samstag Morgen kommen?" Quatre und Trowa lebten auf L3, während Duo sich aus beruflichen Gründen – und weil er den Planten mochte – auf der Erde, genauer gesagt in London befand. Ein Shuttle benötigte vier Stunden bis L3.

„Nein, das ist vollkommen in Ordnung. Sogar mehr als das. Wir haben uns wirklich seit etlichen Wochen nicht mehr gesehen. Da werden wir jede Sekunde zum Quatschen brauchen. Die anderen wollen auch schon am Freitag kommen."

Duo seufzte erneut. „Alle?" fragte er nach.

„Zumindest Heero und Wufei."

Bevor Duo sich auf die Zunge beißen konnte, hatte er schon nachgefragt, „Ich nehm mal an das der Zwerg auch kommen wird."

Quatre rollte mit den Augen. „Natürlich wird Gordon dabei sein. Und er ist kein Zwerg."

Duo grummelte kurz. Wieso hatte er nur nachgefragt? Erst letzte Woche hatte er Gordon und Heero auf mehreren Titelblättern von Illustrieren und Computerzeitschriften gesehen. Das Vorzeigepaar wurde wieder von allen hofiert. Er hatte beim Anblick dieser Bilder fast kotzen müssen. Irgendwas an Gordon trieb ihn die Wände hoch. Er wusste nur nicht was.

„Du weißt genau wie ich das meine," erwiderte Duo.

„Ja, aber so wie du ihn immer behandelst, könnte man fast auf die Idee kommen das du eifersüchtig bist."

„Quatsch mit Soße. Als ob ich auf diesen ‚Zwerg' jemals eifersüchtig sein könnte. Wie oft muss ich eigentlich noch beteuern dass das mit Heero seit sieben Jahren vorbei ist?"

„Hmmm," sagte Quatre kryptisch. Dann fügte er hinzu. „OK, wir sehen uns dann in zwei Wochen. Ich freu mich schon."

„Ich auch Q. Machs gut."

Dann beendeten beide das Gespräch. Duo starrte noch für einige Sekunden auf den dunklen Monitor. Eiersüchtig. Auf Gordon. Da lachten ja die Hühner. Dann stand er auf um sich aus dem Gefrierschrank eine doppelte Portion Schokoladeneis zu holen. Als er es sich wieder in seiner Couch gemütlich machte, wanderten seine Gedanken unwillig – aber unaufhaltsam – zu seiner gemeinsamen Zeit mit Heero zurück. Seufzend schob er den ersten Esslöffel Eis in seinen Mund. Das konnte ja eine lange Nacht werden.