Was ist das nur für ein Land?
Summary: In Persien sieht Erik wie ein Mädchen misshandelt wird. Kann er ihr Schicksal zum Guten wenden?
Diese Geschichte hat einen leider wahren Hintergrund. Frau zu sein in einem moslemischen Land bedeutet auch heute noch, hilflos der Willkür der Männer ausgesetzt zu sein.
"The shah's sister is his personal property, to be disposed of as he sees fit." Erik looked at me incredulously. "Are you telling me the girl is transferable, like the Grand Vizier's signet ring ... that whoever takes one must take the other?" I sighed. "It is often the custom in such matters." "Oh, I see," he said contemptuously, "legalized rape is the done thing here, is it? Any man may force himself upon a woman and say it is the custom? My God, what a country!" And he turned away with such fierce disgust that I felt faintly ashamed of my own race. - Nadir
Susan Kay "The Phantom"
Der Todesengel und der Samariter
Eriks Wunsch durch Teheran zu reiten zeigte Nadir, dass Erik wieder einmal zu viel Opium geraucht hatte. Wenn er so weitermachen würde, würde er seine Stimme und sein Gehirn völlig ruinieren, aber das schien ihm egal zu sein. Nadir ließ die Pferde satteln, organisierte eine kleine Eskorte – nicht so sehr um Erik vor den Leuten zu beschützen sondern die Leute vor Erik! Man konnte ja nie wissen, was diesem seltsamen Mann so alles einfiel, wenn seine Laune plötzlich umschlug.
Erik hatte sich vorgenommen die große Moschee zu besuchen, was sicherlich zu Problemen führen würde, die Männer dort hielten ihn für einen Teufel. Aber wenn Erik sagt, dass Erik die Mosaike sehen will, dann wird Erik die Mosaike sehen oder niemand wird sie je wieder sehen! Diese Drohung hatte genügt, dass Nadir sich zähneknirschend fügte. Wer kann schon wissen, zu was Erik fähig wäre? Manche seiner Drohungen waren leer, andere machte er in dem Augenblick, als man sich in Sicherheit wiegte, wahr auf eine Weise, die niemand vorherzusagen vermochte.
Plötzlich hörten die Männer Schreie einer Frau und mehrerer Männer. „Was ist da los?" fragte Erik und lenkte sein Pferd in die schmale staubige Gasse aus der der Lärm kam. Zuerst war nichts zu sehen, neugierig herumstehende Männer versperrten die Sicht. Erik gab seinem großen schwarzen Hengst ein Zeichen, das Tier stieg mit einem lauten Wiehern und sprengte im Galopp auf die Menge zu. „Erik, nicht! Was tust du?" schrie der Daroga ihm verzweifelt nach. Fast sah es so aus als wollte er die Menschen niederreiten, und er hätte es wohl auch getan, wären die Männer nicht entsetzt zur Seite gesprungen, als der donnernde Hufschlag der zwischen den Hauswänden widerhallte, sie herumfahren ließ und ein Bild aus ihren Albträumen zeigte: Der Todesengel der Khanum, der laut den derzeit kursierenden Gerüchten der Teufel höchstpersönlich war, kam um sie zu holen!
Rechts und links pressten sich Männer an die Wand, als Erik seinen schnaubenden Hengst abrupt zum Stillstand brachte.
Der Daroga brachte sein Pferd direkt neben Eriks zum Stehen und erst da sah er eine Frau, die direkt vor den Hufen von Eriks Pferd im Staub kauerte.
„Was ist hier los?" schrie Erik und zeigte mit seiner Reitpeitsche auf einen der umstehenden Männer. „Du! Was ist hier los? Rede!" Als der Mann nichts sagte sondern sich nur zitternd duckte, schlug der Maskierte ihn mit der Peitsche ins Gesicht.
„Hassan will seine Frau nicht mehr und Achmed will seine Tochter nicht zurücknehmen", flüsterte der Mann verschreckt. „Feigling!" zischte Erik und spuckte aus.
„Erik, ich bitte dich, beruhige dich. Das ist eine Familienangelegenheit, da sollten wir uns nicht einmischen!" sagte der Daroga, aber ein Blick in Eriks flackernde Augen brachten ihn sofort zum Schweigen. Er kannte diesen Blick, dieses Zittern der so schönen zarten Hände dieses Mannes – in ihm brannte eine Wut, die ihn zu zerfressen drohte, wenn er nicht ein Ventil dafür fand. Und was dieses Ventil sein würde, brauchte Nadir Khan nicht zu fragen, er wusste, das bald Blut fließen würde und konnte nur hoffen, dass es nicht sein Blut sein würde.
„Wer ist Hassan und wer ist Achmed?" fragte Erik scheinbar ruhig. Sofort wurden zwei Männer von den anderen nach vorn geschubst. Erik stieg ganz langsam von seinem Pferd und trat auf die Männer zu. „Ihr beide also. Aha. Und jetzt will ich von Euch wissen, was hier los ist!"
Der ältere begann: „Vor drei Jahren hat er mir seine Tochter zur Frau gegeben, drei Kamele hab ich ihm dafür gezahlt! Drei Kamele! Und dann hat sie mir nur ein Mädchen geboren! Ein Mädchen in drei Jahren – die Frau taugt nichts! Ich will sie nicht mehr." Jetzt musste der andere widersprechen: „Das ist mir egal, du hast sie benützt, jetzt ist sie wertlos für mich. Ich werde sie doch nie wieder los, oder glaubst du, die heiratet noch irgendwer? Ich werde sie jedenfalls nicht in meinem Haus schmarotzen lassen!"
„Aber ich soll sie füttern, wie? Ich will sie nicht mehr!" und dann zerrte der Mann auch noch an dem Kleid des Mädchens und schrie: „Das ist mein Stoff! Gib ihn mir sofort zurück, meine neue Frau braucht ihn!"
Ehe er noch etwas sagen konnte, legte sich eine dünne Schlinge um seinen Hals und zog sich unerbittlich zu. Das Pundjap Lasso tötete diesmal nicht schnell, der Umgang mit dem Lasso lässt eine große Bandbreite an Variationen zu. Das Lasso zog sich nur langsam zu um den Todeskampf qualvoller zu gestalten.
Plötzlich ließ Erik den toten Körper in den Staub fallen und drehte sich seelenruhig zu dem anderen Mann um. Ohne ein Wort zog Erik einen Dolch hervor und stieß ihn dem zitternden Mann in die Eingeweide.
Wie gelähmt standen die Menschen herum und beobachteten fasziniert das grauenhafte Geschehen, das sich vor ihren Augen abspielte.
Als Erik sich dann über das hysterisch schluchzende Mädchen beugte, wollte der Daroga eingreifen und war umso erstaunter, dass Erik das Mädchen sanft auf sein Pferd hob, das Tier um Zügel nahm und kehrt machte um zum Palast zurückzukehren.
„Bitte, wo bringt Ihr mich hin, Herr?" schluchzte das Mädchen. „In Sicherheit. Du brauchst keine Angst mehr zu haben, sie können dich nicht mehr quälen", versprach er mit einer so zauberhaft sanften Stimme, dass das Kind tatsächlich zu weinen aufhörte. Ein Kokon aus leisen, tröstenden Tönen, sanft wie der Wind legte sich um sie und hielt sie tröstend, wiegend wie eine Mutter ihr Baby.
Nadir konnte nicht glauben was er sah und hörte. Der selbe Mann, der gerade eben zwei Männer ermordet hatte, war jetzt ein barmherziger Samariter geworden. Was war mit Erik los? Warum dieser plötzliche Ausbruch von Gewalttätigkeit und dann diese sanfte Ruhe, diese fürsorgliche Geduld, mit der er sich um die fremde Frau kümmerte. So sehr er sich auch vor dem Todesengel der Khanum noch vor wenigen Augenblicken gefürchtet hatte, jetzt sah er nur Erik, seinen Freund, der versuchte einer armen Frau zu helfen.
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