Disclaimer: Nichts davon gehört mir. Auch der Titel nicht.
Das große Erwachen
Gelangweilt ließ Tony seinen Blick über die Masse seiner Mitschüler wandern. Es war der letzte Schultag vor den Sommerferien. Der weitläufige Platz vor dem Ehrfurcht einflössenden Gebäude des Theodore Roosevelt – Internats war überlaufen mit Schülern, Lehrern und Eltern, na ja eher weniger mit Eltern als mit Chauffeuren und Kindermädchen, die hier waren um die Kinder ihrer Arbeitgeber abzuholen, Auf der langen und breiten Auffahrt reihte sich eine teure schwarze Limousine an die andere. Tony lockerte seine Krawatte und öffnete den obersten Knopf seines Hemdes. Die Sonne schien und er schwitzte entsetzlich in seiner dunkelblauen Schuluniform, obwohl er im Schatten des Schulgebäudes stand. Sein Gepäck hatte er neben sich ins Gras gestellt. Es war nicht viel. Nur ein Koffer mit seinen Schuluniformen und Sportsachen und ein Rucksack mit den Schulsachen. Er gähnte. Der Chauffeur seines Vaters kam mal wieder zu spät. Das hatte schon beinahe Tradition. Er hätte doch Vincent Fitzgeralds Angebot annehmen und mit ihm und seinem Bruder nach New York zurückfahren sollen. Sein Blick fiel auf die Fitzgerald-Zwillinge, deren Gepäck gerade in einen schwarzen Mercedes geladen wurde. Der stellvertretende Schuldirektor Russell stand mit Martin Fitzgerald bei dem Auto und sprach auf ihn ein. Tony musste grinsen. Martin gab sich zwar alle Mühe, aber man konnte deutlich erkennen wie unangenehm ihm das Gespräch war. Bestimmt ging es wieder um seinen Onkel. Der war vergangene Woche zum Bezirksstaatsanwalt ernannt worden. Seitdem „verfolgte" Russell die Zwillinge auf Schritt und Tritt und versuchte bei ihnen gut Wetter zu machen. Nicht, dass die Fitzgeralds nicht vorher schon einflussreich und wohlhabend gewesen wären. Aber bei derartigen Gelegenheiten schien sich Russell schlagartig daran zu erinnern. Jetzt betrat auch Vincent, von allen nur Vin genannt, die Szenerie. Er sagte etwas. Vermutlich, dass sie los müssten. Jedenfalls schüttelte er jetzt dem stellvertretenden Direktor die Hand zum Abschied. Martin machte noch eine Bemerkung, die Russell dazu veranlasste sich ihm zuzuwenden und zu lachen. Tony blinzelte verwirrt. Hatte er das eben tatsächlich gesehen? Er hätte schwören können, dass Vin gerade in dem Augenblick, in dem Russell sich halb zu seinem Bruder umgedreht hatte, die Hand ausgestreckt und Russells Brieftasche aus der Innentasche seines aufgeknöpften Jacketts gezogen hatte. Tony schüttelte verärgert den Kopf. Die Hitze rief schon Halluzinationen hervor. Er beobachtete noch, wie seine beiden Klassenkameraden den Mercedes bestiegen und wegfuhren. Kurz darauf kam auch der Chauffeur von Tonys Vater, um ihn abzuholen. Während der Chauffeur das wenige Gepäck im Kofferraum verstaute warf Tony einen letzten Blick auf das Schulgebäude, bevor er in die Ferien aufbrach und die merkwürdige Szene vergaß, deren Zeuge er eben geworden war.