Was du bist

Der blasse Vollmond enthüllt dein wahres Gesicht und offenbart den Blick auf die blutdürstige Kreatur, den Werwolf, hinter der menschlichen Maske.

Geboren wird dieses Ich mit dem Aufgehen des Vollmondes, mit dessen Untergang stirbt es, nur um in der nächsten Vollmondnacht im klammen Licht des Mondes wie der Phönix aus der Asche wiedergeboren zu werden.

Bist du diese reißende Bestie, ist das, was du zu sein vorgibst, so leicht hinweg gewischt. Dein Wesen wird unter den animalischen Instinkten lebendig begraben und nichts, was dir sonst von Bedeutung ist, ist es noch.
Sogar deine Freunde, auch mich, würdest du dann töten, denn es gibt kein Gut und Böse mehr, kein Weiß und kein Schwarz.

Wenn die Maske fällt, trittst du zurück. Was bleibt, ist das Untier und seine Triebe, denen es wie im Rausch folgt.

Dass im Werwolf noch immer der Mensch Remus steckt, fällt mir manchmal schwer zu glauben. Zu imposant ist das Tier, zu unscheinbar der Mensch dahinter.

Der Werwolf heult und plötzlich bist du und all das, was du bist, verschwunden. Es ist fast so, als hätte ich dich nie lachen und reden. Denn dann verdrängt die Kreatur mit den gefletschten Zähnen und den spitzen Krallen die Erinnerungen. Nur noch der Schrecken ist präsent.

Nicht zu vergessen, dass du das eigentlich nicht bist, ist nicht einfach. Oft sitze ich nach einer Vollmondnacht alleine auf meinem Bett und sage mir, dass Remus der Mensch und nicht das Untier ist;

sage mir, dass Remus nicht ein Feind, sondern ein Freund ist.

Mein Freund.