Kapitel 1 – Prolog
Ein leises, aber deutliches Läuten ertönte und die Gesichtszüge des Mannes verkrampften sich. Irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl dabei. Dennoch stand er auf und ging mit relativ selbstsicheren Schritten zur Tür. Er öffnete und blickte in das diabolisch grinsende Gesicht des dunkelhaarigen Mannes – Lucifer Morningstar. „Sie sind es" brachte er hervor und wich ein winziges Stück zurück. „Genau ich bin's, Lucifer fucking Morningstar. Darf ich denn reinkommen?" Lucifer grinste noch immer, während er sich ohne eine Antwort abzuwarten durch die Tür schob und den verwirrten Mann links liegen ließ. Dann sah er den dunkelhäutigen, kleineren Mann an und ging bedrohlich auf ihn zu. Seine Stimmt hatte einen provozierenden Ton angenommen als er weiter sprach „Sie sind ziemlich schwierig zu finden. Kein Telefon, kein Bankkonto, angemeldet hier unter einem ihrer Denknamen. Offenbar sind Flüge nicht das einzige was sie zu fälschen pflegen." Dabei schlich er lauernd immer wieder um den Mann herum, der zunehmend nervös wurde. Lucifer drehte sich weg von ihm, spazierte durch die Wohnung und begann diese genauestens zu inspizieren.
„Lassen sie mich erklären" versuchte der Mann es, beschwichtigend hob er sogar die Hand. Er ließ sie jedoch sofort wieder sinken als Lucifer weiter sprach „Ich habe immer noch ihre Worte im Ohr. Ich habe mich seit langem nur einer einzigen Gottheit verschrieben, dem allmächtigen Dollar." Er ging weiter in das Apartment und der Mann folgte ihm „Sie verstehen das nicht" versuchte er den ehemaligen Höllenfürsten zu beruhigen, doch dieser drehte sich nun ruckartig zu ihm um und seine Stimme klang noch immer gefährlich „Oh ich verstehe sehr wohl. Als lebenslanger Atheist warfen sie einen Blick auf die Flügel und da passierte etwas in ihnen. Das große weise Licht wurde enthüllt und ein Glaube ward geboren. Einer dem es nicht möglich war sich vom Göttlichen wieder zu verabschieden." Es war eindeutig ein Anflug von Wahnsinn in seiner Stimme. Ein letzter Blick, dann drehte sich der Teufel wieder um und stockte. Vor ihm bot sich ein furchtbarer Anblick.
Wunderschöne weiße Schwingen, in einem Glaskasten an die Wand gehängt wie eine Jagdtrophäe. Ein nahezu lautloses knurren entkam den gefletschten Zähnen Lucifers als er ausatmete „Oh nein. Sie haben meine Flügel an die Wand gehängt, wie ein dekoratives Hirschgeweih" Langsam schritt Lucifer darauf zu, Unglauben und Entsetzen in seiner Stimme. Einem klugen Mann wäre aufgefallen das dies nur die Ruhe vor dem Sturm war und der Teufel das nicht dulden würde. Er war wütend und diese Wut kochte in ihm hoch. Dann blieb er stehen „Schämen sie sich" sagte er bedrohlich leise, was dazu führte das der Mann langsam sichtlich in Panik geriet. Seine Hände begannen zu zittern und auch seine Stimme wurde leicht brüchig. „Es war doch nicht meine Schuld. Jemand hat sie mir hergebracht" erklärte er ängstlich. Lucifer drehte sich zu ihm um, er glaubte dem dunkelhäutigen Geschäftsmann nicht. „Nichts als Ausreden, ich bin's nicht gewesen, der Biker war's." äffte er den Mann vor sich nach. Seine Geduld begann zu bröckeln. Die Hände des Mannes zitterten, Lucifer war wieder dichter auf ihn zu gekommen und seine dunklen Augen musterten den Geschäftsmann. „Ich hab gedacht er bringt mir eine Skulptur." Lucifers Blick glitt zur Seite, seine Augen blickten in die Ferne an dem Mann vorbei „Da waren sie wohl enttäuscht" meinte der dunkelhaarige mit einer seltsam abwesenden, ruhigen Stimme, die dennoch einen furchteinflößend grimmigen Tonfall hatte. „Ich hatte keine Ahnung was das ist. Ich hätte sie niemals gekauft, wenn ich gewusst was hätte womit ich es hier zu tun habe." Nun sank der Mann auf die Knie, Lucifer stand über ihm, das Kinn leicht nach oben gereckt und die Augen verdreht. Sie waren auf den Mann vor sich gerichtet und die Zähne waren wieder leicht gefletscht. Der Mann hatte Angst vor seinem Gegenüber und konnte seine panische Furcht nicht so recht erklären. Doch die Angst beherrschte ihn vollkommen, der große Mann mit dem dunklen Anzug strahlte eine Dominanz aus und hatte eine düstere Aura, die den Dunkelhäutigen erzittern ließen „Bitte, bitte nehmen sie sie mir nicht weg. Ich kann nicht mehr ohne sie leben" „Möglicherweise ist ihnen das nicht klar. Es sind meine." Knurrend kamen diese Worte über Lucifers Lippen und der Mann zitterte noch mehr als sich der Teufel über ihm zu voller Größe aufrichtet und voller Wut und Verachtung zu ihm herabsah. Seine Worte glichen einer Drohung, einem Versprechen der größten Grausamkeit, nur noch abgehalten von der Beherrschung des dunkelhaarigen Mannes. „Aber bevor ich mich mit Ihnen befasse, gibt es noch eine brennende Frage die mich beschäftigt. Wer brachte sie auf die Flügel?" Wieder diese Drohung, der Mann hörte es nun ganz deutlich, er schloss die Augen und hob die Hände über den Kopf. Das alles nütze ihm nichts.
