Es war schon fast Abend. Die Vögel hörten auf zu zwitschern und die Kerzen wurden entzündet. Die Dämmerung hatte eingesetzt und umschmeichelte Imladris in einem glühenden, orangenen Licht. Die Bäume wiegten sich im Takt des leichten Windes. Es war schön. Bruchtal war schon immer schön. Ruhig und friedlich.

Ich saß am Ufer des kleinen Baches, der durch das Tal floss. Die Luft duftete schön nach Blüten jeglicher Art, sodass ich sie tief in meine Lungen zog. Meine Finger gruben sich in das weiche, grüne Grass unter mir.

Ich ließ mich nach hinten fallen und schauten gen Himmel, der langsam dunkler wurde. Den Mond konnte man schon sehen. Ich lag einfach da und konnte mich nicht an einen einzigen Moment erinnern, der so schön war wie dieser.

Erst einige Zeit später hörte ich leise Schritte hinter mir. Einer der Elben die Herrn Elrond bedienten stand auf der großen Wiese.

"Meine Herrin, Ihr Bruder ist angereist und mit ihm noch einige Begleiter. Herr Elrond vermag sie bei sich zu haben um ihn gemeinsam zu begrüßen. Zusätzlich haben sich einige Gäste angekündigt die im Laufe der Nacht eintreffen werden.", sprach er in weichem Sindarin. Es klang fast wie Musik...sie stellte die Sprache der Menschen in den Schatten sie so hart zu klingen schien, wenn man sie zu lange nicht mehr vernommen hatte. Ich setzte mich geschickt auf, glättete mein Nachtblaues Gewand und nickte dem Elben zu. Leise folgte ich ihm zurück zu den prachtvollen Bauten die das Tal seit vielen Jahrhunderten schmückten. Dort verabschiedete er sich von mir worauf hin ich ihm ein kleines Lächeln schenkte und weiter durch die Hallen ging. Mein Ziel war die Bibliothek zu der mich Herr Elrond gerufen hatte. Viele Gänge durchschritt ich bis ich dort ankam. Ich vernahm ein leises Getuschel hinter der verschlossenen Tür bevor ich an ihr klopfte. Ein deutliches "Herein" kam mit entgegen und ich ging in den Raum hinein.

Dort stand er. So wie ich ihn in Erinnerung hatte. Jahre, oder sogar vielleicht Jahrzehnte lang hatte ich ihn nicht gesehen. Einzig über Briefe hielten wir den Kontakt. Nicht eine Sache hatte sich an seinem Aussehen verändert. Die braunen Haare, die genauso dunkel waren wie meine, fielen ihm bis knapp unter das Kinn, der Bart der sein gereiftes Gesicht zierte, die alte Lederjacke die er scheinbar des öfteren selbst reparierte (eine Eigenschaft die er früh entdeckte und mit mir teilte) und auch das Langschwert das an seiner Hüfte hing. Seine linke Hand war darauf gestützt. Erst jetzt schien ich richtig zu begreifen: er war wirklich wieder da. Mein Bruder, war nach Imladris zurück gekehrt.

Er öffnete seine Arme und strahlte mich an. Ich hastete in seine Arme und ließ mich von ihm hochheben. Als er mich wieder auf den Boden herab ließ strich er mir über die linke Wange und begutachtete mich von oben bis unten.

"Meine Schwester, nichts an dir hat sich verändert. Genauso schön und strahlend wie ich dich in Erinnerung hatte, Gîlfaen." Seine grauen Augen starrten in meine, deren Farbe identisch zu sein schien.

"Auch du bist genau wie vorher, Aragorn. Wie schön es ist, dich wieder hier zu wissen.", sprach ich zu meinem Bruder und küsste ihn auf die Wange. "Ich habe mich vor einigen Monaten einmal auf gemacht und wollte dich im Düsterwald besuchen. Doch du warst nicht da. Irgendwo weit im Norden sollst du dich herumgetrieben haben."

Er lächelte:"Ja, es scheint so, als ob ich in den Jahren überall war nur nicht hier bei dir in Bruchtal. Wobei ich gerade von Herr Elrond hören musste, dass du wohl auch nicht immer hier verweilt hast." Er zwinkerte mir zu und wandte sich wieder dem Herren von Bruchtal zu. Aragron nickte ihm zur Verabschiedung zu und führte mich an seinem Arm aus dem Zimmer hinaus.

Wir beide wusste was unser Ziel war. Immer nachdem Aragorn nach langer Zeit wieder in Imladris war, gingen wir zusammen zum Grab unserer Mutter.

"Arwen war krank vor Sorge um dich. Nahezu jeden Tag bettelte sie mich an sie zu dir zu bringen. Dabei wusste ich doch selbst nicht wo du dich immer aufhieltst. Sie hat nächtelang geweint wenn wieder ein Brief von dir kam in dem du geschrieben hast, dass du doch noch nicht zurück kommst.", sprach ich leise und schaut ihn von der Seite an. Mein Bruder schien keine Miene zu verziehen und stierte stur nach vorn auf den Weg.

Wir waren noch immer weit vom Grab unserer Mutter entfernt, als sich ein mir unbekannter Elb zu uns gesellte. Ich blieb stehen als ich bemerkte, dass mein Bruder nicht mehr weiterlief. Er lege seinen Rechten Arm auf die Schulter des blonden Elben, der es ihm gleich machte.

Aragorn lächelte und klopfte dem Elben mehrmals auf die Schulter:"Es ist schön dich wieder zu sehen, Legolas." Das war also sein Name. Legolas. Vielleicht kam er aus dem Grün- jetzt Düsterwald. Das würde seinen Namen erklären...Grünblatt. Er stand stolz und aufrecht vor uns. Seine langen blonden Haare leuchteten im Licht der vielen Kerzen, die den langen Gang erhellten. Sie waren mit einigen komplizierten Drehungen und geflochtenen Stellen aus seinem Gesicht gebunden. Seine grüne Tunika funkelte und man konnte gut die goldenen Fäden erkennen, die im Stoff verwebt waren. Er sah so anders aus als die Elben die in Bruchtal lebten. Erhabener. Er war mehr eine Erscheinung.

Der Elb und mein Bruder wandten sich mir zu, als sie mit ihrer Begrüßung fertig waren. Der Elb begutachtete mich von oben bis unten...wie ich es bei ihm gemacht hatte.

"Legolas, dies ist meine geliebte Schwester Gîlfaen von der ich so viel erzählt habe. Als ich mich aufmachte um den Norden zu erforschen, hatte sie sich dazu entschieden in Bruchtal zu bleiben.", sprach er zu dem Elben und legte seine rechte Hand auf meinen Rücken.

Anschließend schaute er mich an:"Und das ist Legolas, Prinz des Düsterwaldes. Er ist seit langer Zeit mein Weggefährte und hat mich auf vielen Reisen durch die Wälder begleitet"

Mein Blick fand Legolas' und ich verbeugte mich leicht: "Mein Prinz, es ist mir eine wahre Ehre euch kennenzulernen." Seine Hand schnellte hervor und zog mich hinauf, sodass ich wieder aufrecht stand.

"Die Ehre ist wahrlich auf meiner Seite. Sie müssen sich nicht verbeugen. Da ihr Bruder ein so guter Freund ist würde es sich falsch anfühlen. Vor allem, da sie ja nicht irgendjemand sind. Prinzessin von Gondor nehme ich ist euer Titel?", lächelte er mich an. Seine blauen Augen strahlen nur so vor sich hin.

"Und Arnor, was viele zu vergessen scheinen.", antwortete ich ihm mit gesenktem Kopf. Seine Hand lag immer noch auf meinem Oberarm.

Unsere Unterhaltung wurde von einigen eintreffenden Reitern unterbrochen. Menschen, Elben und zu meiner Überraschung auch Zwerge.

"Sie sind eingetroffen. Ich denke der Rat wird morgen stattfinden. Gîlfaen, auch du wurdest von Herrn Elrond eingeladen.", sprach mein Bruder. Er schien mit seinen Gedanke weit fort. Ein Rat? Warum hatte ich noch nichts erfahren...

Es sah so aus, als konnte Legolas ganz genau hören was ich dachte:" Ich erlaube mir die Vermutung, dass Herr Elrond es schlicht und einfach vergessen hat dich darüber zu informieren. Er war die ganze letzte Nacht damit beschäftigt, den Ringträger zu heilen."

"Ringträger? Er wurde gefunden? Nach den ganzen Jahrhunderten?", keuchte ich und starrte meinen älteren Bruder an.

Dieser nickte:"Morgen früh wir der Rat anfangen darüber zu reden was mit dem Ring passieren wird."