Disclaimer: Alle Charaktere und das Setting und überhaupt alles drumherum gehören natürlich Hideaki Anno und Gainax, ich entleihe es mir nur und spiele ein bisschen damit herum. Ich halte mich an die Storyline von Rebuild, nicht an die der alten Serie. Warum? Weil! Gerade hab ich mehr Bock auf die Rebuild hab. Nein, ich liebe die Originalserie! Aber jetzt gerade nicht! Ihr blickt durch die Augen meines OCs, der angedachten Pilotin von EVA-07. Start c.a bei „Asuka Strikes". Sollte hier der Anschein erweckt werden, ich würde Asuka nicht mögen – ne, weit gefehlt. Asuka ist mein Lieblingscharakter, aber rein äußerlich betrachtet ist sie einfach ein Arschlochkind.

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You can (not) survive

Überm Sternenzelt richtet Gott, wie wir gerichtet...

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Ich mochte das Mädchen nicht. Von der ersten Sekunde an, mochte ich sie nicht. Alles an ihr war falsch. Sie sprach falsch, sie schaute falsch und sie roch falsch. Sie tat, als gehörte ihr die Welt und das mochte ich auch nicht. Ich wusste, was ihre Blicke in meine Richtung bedeuteten. So sah mich jeder an. Das Mädchen mit den Augenringen und den strähnigen Haaren, die zur Hälfte verkohlt waren. Das Mädchen mit den Brandnarben.

Was weißt du NERV Geschöpf schon von dem, was die nicht so exklusive und entbehrliche Bevölkerung durchmacht? Sie musste von NERV sein, sie ging mit Ikari zur Schule und von dem wusste jeder, dass er einen Evangelion steuert. Lag also nahe, dass sie es auch tat. Aber muss sie deswegen so schauen?

Es war warm an diesem Tag, an dem ich zum ersten Mal das furchtbare Mädchen sah. Alle hatten ihre Ärmel hochgekrempelt, sich die Haare hochgesteckt, oder halfen sich anderweitig gegen die Hitze. Ich nicht. Ich saß mit meinen langen Ärmeln auf meinem Platz und starrte auf den Fußboden. Meine Haare ließen sich nicht hochstecken und meine Brandwunden waren mir selbst zuwider, sodass ich es nicht wagte, meinen Arm zu entblößen. Meine Hand reichte meist, um die wenigen Schüler meiner Klasse zu verschrecken. Eigentlich gar nicht so schlecht, ich war nie gern unter Menschen.

„Ist da noch frei?", sprach mich das neue Mädchen rüde an.

„Ja", gab ich zurück, ohne sie anzusehen.

Wenn niemand auf dem Platz saß, dann war er wohl frei, schließlich war sie mitten in den Unterricht hereingeplatzt.

Ich bemerkte den stechenden Blick.

„Wie heißt du?"

Was für ein unhöfliches Mädchen, dachte ich.

„Chinatsu Ashigara", bevor sie weitersprechen konnte, unterbrach ich sie sofort. „Ich kenne deinen Namen. Du hast ihn an die Tafel geschrieben."

Das Mädchen schloss den Mund und warf mir einen merkwürdigen Blick zu. Asuka war ihr Name. Soryu Asuka Langley. Ja, wir Hinterwäldler aus Neo Tokyo 3 konnten sogar lesen.

Hoffentlich setzte sie sich morgen auf einen anderen Platz. Ich mochte es nicht, in ihrer Nähe zu sein. Sie ärgerte mich, wenn sie nur anwesend war.

„Ist das hier immer so?", versuchte sie mir erneut ein Gespräch aufzuzwingen.

„Was?", fragte ich so gleichgültig wie möglich. Meine Mutter hatte mich wohl zu gut erzogen, um sie zu ignorieren.

„Der Unterricht", fragte sie. „Es stört ihn gar nicht, dass wir reden?"

Ich zuckte lediglich mit den Schultern und starrte auf meine Notizen. Mit Leuten wie ihr wollte ich nichts zu tun haben. Bei den anderen war das auch gar nicht schwer: Ayanami blieb für sich und starrte meistens aus dem Fenster – und manches Mal war ich erschrocken, wie ähnlich sie mir war, und Ikari saß weit genug von mir weg, er sprach sowieso nur mit diesen Idioten, Aida und Suzuhara.

Aber sie! Sie ließ sich nicht einfach ausblenden. Dabei wirkte sie gar nicht, als wenn sie Freunde suchte, eher als ob sie ein paar Bewunderer suchte. Da war sie bei mir falsch.

Ich weiß, dass sich viele Mädchen anders benehmen. Unsere Klassensprecherin ist so ein Mädchen, lieb, nett, immer ein wenig extrovertiert und sehr fürsorglich.

Aber so kann ich nicht sein. Nicht mehr.

Als die Pausenglocke mich schließlich von ihrer Anwesenheit befreite, war es, als fiele ein Stein von meinem Herzen. Sie engte mich mit ihrer Nähe ein und ich hätte sie am liebsten geohrfeigt, einfach für ihre bloße Anwesenheit. Beschützter der Menschheit, diese Evangelion Piloten. Ha! Nicht mal sich selber konnten sie beschützen, das sah man doch an Ayanami, die ständig einen Verband oder einen Gips trug, auch wenn die sich wenigstens nicht beklagte.

Ich rückte meinen Stuhl zurecht, um ein besseren Blick auf das Fenster zu haben. Die Hälfte der Klasse war sowieso mit ihren Lunchboxen beschäftigt und so hatte ich einen freien Blick auf den Schulhof und die umliegenden Gebäude. Liebend gern hätte ich den Platz mit Ayanami getauscht, doch weil ich nicht mit ihr sprechen wollte, konnte ich auch nicht fragen. So saß sie an meiner Stelle am Fenster und genoss den Ausblick oft, denn ich sah nie, dass sie dem Unterricht folgte.

Die Klasse wurde unruhig. Der Lärm war schon beinahe unangenehm. So war das in jeder Pause, jeder versuchte jeden zu übertönen.

Das unhöfliche Mädchen, nicht einmal in Gedanken wollte ich ihren Namen aussprechen, starrte auf ihre Lunchbox und schien nicht so recht zu wissen, was sie damit anfangen sollte. Was gab es da herumzustochern? Mir machte niemand Lunch und meine Box war garantiert nie so liebevoll zu Recht gemacht. Vermutlich mit freundlichen Grüßen von NERV.

Zornig wandte ich meinen Blick von ihrer Box, damit ich das Elend nicht mehr mitansehen musste.

„Ashigara?", hörte ich meinen Namen.

Erschrocken sprang ich auf, was das unhöfliche Mädchen grinsend zur Kenntnis nahm. Wer hatte mich überhaupt gerufen? Mein Klassenlehrer spähte durch seine trübe Brille.

„Ashigara?", wiederholte er erneut.

„Hier", rief ich und hob die Hand.

„Du wirst draußen verlangt." Er wies zur Tür. „Da, auf dem Flur."

Ich griff nach meiner Tasche, als die Hand des unfreundlichen Mädchens nach mir griff. Erschrocken sprang ich zur Seite und entging ihrer Berührung, doch während sich auf meinem Gesicht vermutlich die Fratze des Zorns zeigte, lächelte sie immer noch ihr schäbiges kleines Lächeln.

„Weißt du, warum dich keiner leiden kann, Narbenmädchen?"

Ich atmete tief ein.

„Weil du Mitleid mit dir selber hast." Dann wandte sie sich wieder von mir ab und schob sich aufreizend langsam ein Reisbällchen in den Mund.

Ich hasste sie jetzt noch mehr als vorher, für diese viel zu treffende Einschätzung.

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„Darf ich dich Chisato nennen?", fragte die Frau mit dem glänzenden Haar mich.

Ich kannte diese Dame. Sie kam von NERV. Und ich hatte eine ziemlich genaue Ahnung, was sie von mir wollte. So war das doch immer.

„Meinetwegen", antwortete ich. Ich konnte es ihr als Erwachsene schlecht verbieten und sie war zumindest so höflich, vorher zu fragen.

„Komm, geh ein Stück mit mir. Draußen ist es schön", schlug sie vor.

Ich nickte lediglich und trottete neben ihr her. Das Gehen bereitete mir immer noch einige Mühe, zumindest wenn es schnell sein musste.

„Was ist mit deinem Haar passiert?", fragte sie unvermittelt.

„Es hat gebrannt", antwortete ich knapp.

Niemand sprach mich darauf an.

„Und dein Arm?"

„Der auch."

„Du sagst nicht viel, hm?"

Ich sah die Frau, von der ich wusste, dass sie Kapitän Katsuragi war, auch wenn sie sich mir nie vorgestellt hatte, verwundert an, doch sie fuhr nur fort: „Das macht gar nichts."

„Wissen Sie, warum es in Flammen stand?", fragte ich und deutete auf die rechte Seite meines Kopfes, dort wo so viele Haare verschmort waren und ich mir nicht die Mühe gemacht hatte, die übrig gebliebenen abzuschneiden, auch wenn meine Mutter immer und immer wieder mit der Schere in meiner Tür gestanden hatte.

„Ja. Ich weiß einiges über dich, Chisato", antwortete Kapitän Katsuragi leise, fast bedauerlich.

Asukas Worte kamen mir wieder in den Sinn und vermutlich verstand die Frau, die mich nun mit diesem merkwürdigen Blick musterte, nicht, warum sich mein Gesicht vor Zorn verfärbte.

„Dann weißt du ja, was wir tun." Sie zückte einen Ausweis, der sie als NERV Mitarbeiterin auswies.

Als ob ich das nicht wüsste...

„Sag, Chisato, was machst du nach der Schule?"

„Ich gehe nach Hause", antwortete ich und das war die Wahrheit.

Ich ging nirgendwo mehr hin, seit dieser Sache.

Sie schien einen Moment zu überlegen. „Und wie sieht es jetzt aus?"

„Jetzt gehe ich mit ihnen auf den Schulhof", antwortete ich lakonisch.

Wenn sie etwas von mir wollte, dann sollte sie es sagen. Ich war schließlich kein kleines Kind mehr.

Sie lachte jedoch über meinen Kommentar, vielleicht dachte sie, es sollte lustig gemeint sein, aber das war es nicht. Ich hatte ihr nur eine Auskunft gegeben.

„Du musst nicht, wenn du nicht möchtest", sagte sie freundlich.

„Ich weiß nicht", gestand ich.

Wenn ich ehrlich war, dann war es mir sogar ausnehmend egal. Mein Wankelmut war erschreckend. Hatte ich eben noch Asuka verflucht, so schnappte ich nach ein paar netten Worten schon nach dem ausgelegten Köder.

„Du darfst sofort gehen, wenn es dir nicht gefällt", rief sie und eilte ein paar Schritte voraus, nur um am Ende der Treppe wieder stehenzubleiben.

Helles Sonnenlicht drang durch die Eingangstür der Schule und warme Luft quoll mir entgegen. Es war beinahe schon drückend heiß.

Ich erreichte das Ende der Treppe und blieb stehen. Wenn ich ihr jetzt folgte, dann folgte ich dem, was ich verachtete. Wenn ich es nicht tat, dann... ja, was dann? Dann ging alles so weiter wie bisher. Und das „Bisher" war mir so unerträglich wie ich selbst.