Hey, also wie angekündigt hier ist meine neuer FanFiktion. Lost And Found ist meiner erste längere zusammen hängende Geschichte :D Ich habe schon einiges fertig geschrieben und werde deswegen in der ersten Zeit schön regelmäßig hochladen können. Ich hoffe es gefällt euch, wenn ja oder nein Reviews freuen mich immer ;)

Disclaimer: Auch wenn ich nicht denke, dass irgendwer mich für Tolkien hält (obwohl das schon ganz schön cool wäre) mir gehört nichts und ich verdiene mit dieser Geschichte auch kein Geld.

Viel Spaß :)


Kapitel 1

Kilis Bogen richtete sich auf das Reh. Den Pfeil hatte er bereits angelegt, besser gesagt, er hielt diesen Pfeil schon seit Stunden so. Bisher war ihm aber noch nichts unter die Nasen gekommen, wofür er ihn hätte verwenden können. Mit einer Handbewegung bedeutete er Fili stehen zu bleiben, und so still wie möglich zu sein.

Das Reh war klein und mager, trotzdem war es die größte Beute, die Kili seit langem gesehen hatte. Es war einfach keine gute Zeit im Moment. Der Winter war zu früh gekommen und würde sich sehr wahrscheinlich auch zu lange halten. Zumindest sah Kili es so.

Mit einem letzten Blick auf das im Schnee scharrende Reh ließ Kili seinen Pfeil los. Dieser schoss nach vorne, flog und versenkte sich direkt im Auge des Rehs. Das Reh war tot, bevor es auf dem Boden aufschlug.

„Klasse Schuss", kommentierte Fili. Er war aufgestanden und besah sich das erlegte Tier.

„Hättest du irgendetwas anderes von mir erwartet?". Kili kam ebenfalls aus seinem Versteck hervor und schüttelte sich die Arme und Beine aus. Seine Glieder waren alle eingeschlafen. So lange in der gleichen Position zu verweilen, war einfach nicht bequem.

„Dazu äußere ich mich besser nicht, wenn ich nicht auch von einem deiner Pfeile getroffen werden möchte, oder?", fragte Fili mit einem Grinsen im Gesicht. Er schüttelte sich den Schnee aus den blonden Haaren. Immer dieser Schnee, musste es so kalt sein?

„Du könntest es ja versuchen", forderte Kili ihn heraus, „aber ich warne dich ein falsches Wort, und du würdest es bereuen".

„Sehr wohl edler Bruder, ganz wie seine Majestät wünschen", Fili verbeugt sich vor seinem Bruder. „Ihr Pfeil, flog mit einer solchen Präzession, wie es meine unwürdigen Augen noch selten gesehen haben. Er flog nicht, nein er war viel eher wie ein unaufhaltsamer Fluch, welcher auf dem armen Tier ruhte. Sobald ihr eure königlichen Augen auf es legten, hatte es bereits keine Chance mehr gegen euch. Es war ein ungleicher Kampf, wie auch jeder andere, bei dem ich die Ehre hatte euch beizuwohnen", hier verwies Fili zu ihren Bündeln, an welchen schon einige Hasen und Eichhörnchen hingen. „Euch bei diesem Spektakel zu zuschauen war wie – ". Weiter kam Fili nicht, denn er wurde von einem dicken Schneeball mit im Gesicht getroffen.

„Kein falsches Wort habe ich dir doch gesagt", rief Kili seinem Bruder zu. In seine Arme und Beine war wieder so viel Leben gekommen, dass er ohne Probleme einen Schneeball nach dem anderen auf seinem Bruder werfen konnte. „Obwohl ich zugeben muss, dass deine Lobrede über mich sehr treffend war. Ich hätte dich besser noch ein bisschen weiter über mich schwadronieren lassen sollen, aber irgendwann wurden mir deine Umschreibungen einfach zu schwülstig. Tu mir doch bitte den Gefallen und versuche dich nie als Poet, okay?"

Noch während er sprach wurde Kili von einer Portion Schnee erwischt. Fili hatte ihn am Nacken getroffen, wo der Schnee auf Kilis warmer Haut schmolz und langsam seinen Rücken hinunter rutschte. Es war definitiv kein sonderlich angenehmes Gefühl, dafür würde er seinen Bruder tüchtig einseifen. Kili sprang sofort auf seinen älteren Bruder und riss ihn mit sich zu Boden.

Ihre Beute hatten die Beiden zwischenzeitig vergessen. Jetzt gab es erstmal wichtigeres zu tun.

Kili war es gelungen Fili eine ganze Hand voll des feinem, pulvrigen Schnees ins Gesicht zu schmieren, während sein großer Bruder noch etwas benommen von dieser eher unerwarteten Attacke unter ihm lag. Direkt darauf kam jedoch seine Kriegerausbildung durch und er warf Kili in einem hohen Bogen von sich herunter. Fili stellte sich kampfbereit hin und hatte auch schon den nächsten Schneeball in der Hand, während er wartete dass Kili vom Boden aufstand. Würde er ihn jetzt gleich angreifen, hätte sein kleiner Bruder keine Chance und Fili wollte ja, dass ihre kleine Schneeballschlacht noch etwas andauerte.

Kili dachte dasselbe wie Fili, während er aufstand. Sein Bruder hatte ihn also eigentlich schon einmal verschont, aber ein zweites Mal würde er das nicht schaffen. Ich bin zwar nicht ein ganz so guter Nahkämpfer wie Fili, aber ich ziele besser als er. Das muss mir doch in einer Schneeballschlacht von Vorteil sein, oder?, überlegte Kili.

Unbemerkt von Fili hatte Kili es geschafft, sich mit zwei Schneebällen einzudecken. Nun drehte er sich blitzartig um und erfasste in einem geübten Blick wo sein Bruder stand, und was die besten Ziele für einen Wurf wären. Ohne weiter nach zu denken warf Kili seine erste Schneekugel.

Sie traf ihr Ziel (natürlich) perfekt und Fili war von der Kraft und Präzession des Wurfs überrascht. Der Ball kam aus dem Nichts und hatte ihn direkt am Hals getroffen, wo er in einer puderigen weißen Wolke zerbarst. Bevor Fili seinen Gegenangriff starten konnte, kam auch schon Kilis zweiter Schneeball, welcher Fili zwischen den Augen traf und ihm dadurch die Sicht versperrte.

Kili sah wie sein Bruder von seinen beiden Bällen getroffen wurde und ließ sich keine Zeit entgehen.

Nun schleuderte er Schneeball um Schneeball, um zu verhindern, dass Fili zu nah an ihn heran kam.

Fili wiederum versuchte, näher an Kili heran zu kommen, denn im Werfen oder Zielen war er nicht halb so gut, wie sein kleiner Bruder. Er hätte nur eine Chance, wenn sie näher aneinander ständen.

Die beiden Brüder umrundeten sich in dieser Pattsituation noch eine ganze Weil. Es waren Zwerge, natürlich wollte keiner von ihnen klein bei geben.

„Na los Bruder, komm schon, oder reichen ein paar harmlose Schneebälle aus, um dich in Schach zu halten?". Kili zog seinen Bruder auf, während er ihm gleichzeitig einen weiteren Schneeball ins Gesicht warf. Dieses Multi-Taskin wurde ihm zum Verhängnis. Er schaffte es einfach nicht beim reden und zielen auch noch auf den Boden achten.

Aus diesem Grund übersah er sein erlegtes Reh, stolperte und landete der Länge nach im aufgewühlten Schnee.

„Also, Schneebälle halten mich nicht auf, aber es sieht ganz danach aus, als würdest du dich gerade vor einem toten Reh verkriechen", antwortete Fili. Er lief zu seinem am Boden liegenden Bruder hin, und streckte die Hand aus um ihm hoch zu helfen.

Kili nahm diese, doch statt sich von seinem Bruder aufhelfen zu lassen, zog er ihn zu sich runter.

Fili landete neben ihm Schnee, er hatte genau diese Reaktion erwartete, schließlich kannte er seinen Bruder.

„Ich verkriech mich doch nicht vor einem toten Reh, ich glaube eher es wollte möglichst schnell weg von dieser Lichtung, es hat vermutlich Angst von uns bekommen. Aus diesem Grund hat es sich von seinem vorherigen Platz nach hier bewegt. Sonst wäre ich doch nie im Leben darüber gestolpert", erklärte Kili seinem Bruder mit todernsten Gesichtsausdruck. Fili zog eine Augenbraue hoch.

Im nächsten Moment lachten die Brüder so sehr, dass sie nicht mehr vom Boden hoch kamen sondern im Schnee liegen bleiben mussten, bis sie beim Anblick des Rehs nicht mehr vor Lachen in Tränen aus brachen.

Fili und Kili lachten nicht nur über den Scherz von Kili, es war viel eher die ganze angestaute Energie von Wochen.

Im Moment gab es nicht allzu viele Gründe zum lachen und die Brüder sahen sich auch nicht so oft, wie sie es gerne hätten. Fili arbeitete als Schmied im Dorf, was der Familie aber nicht so viel Geld einbrachte wie sie erhofft hatten. In dieser Gegend gab es einfach zu viele gute Schmiede. Immerhin wohnten in den südlichen Ered Luin viele Zwerge.

Aus diesem Grund hatte Kili darauf bestanden, sich keine Stelle als Schmied zu suchen, sondern als Jäger die Familie zu unterstützen.

Er war der beste Jäger im ganzen Umfeld, oder vielleicht auch einfach der einzige, der wusste wie man gekonnt mit Pfeil und Bogen umging.

Nach einer Weile hatten sich die beiden Brüder wieder beruhigt. „Okay, komm lass uns ein Lager aufschlagen, es wird bald dunkel. Und morgen sollten wir uns auf den Rückweg machen, oder?", fragte Fili seinen Bruder.

„Wir haben genug Fleisch, für mindestens vier Wochen denke ich. Das ist super, allein hätte ich das nie geschafft", antwortete Kili. Es freute ihn, dass Fili ihn auf der Jagd begleitet hatte. Zu zweit konnten sie weiter vor dringen und natürlich auch mehr tragen. Außerdem war es nett, einfach mal mit seinem Bruder allein zu sein. Wenn ihre Mutter oder ihr Onkel Thorin dabei waren, mussten sie immer auf ihr Auftreten und ihre Manieren achten. Ihre Mutter hatte ihnen schon öfter gesagt, sie sollten sich ernsthafter verhalten. Das Problem war nur, dass Fili und Kili schon immer die Angewohnheit hatten, alles mit einem ironischen Humor zu kommentieren. Auch ihr Onkel fand das in manchen Situationen ganz und gar unpassend, weshalb die beiden Prinzen öfter mal Ärger für ihr Auftreten bekamen.

„Doch, hättest du", versicherte ihm Fili ohne eine Mine zu verziehen. „Du hättest nur nicht alles tragen können. Dafür brauchst du die Muskeln von einem Schmied", sagte Fili. Er war stolz auf seinen kleinen Bruder schließlich hatte Kili sich einen sehr guten Ruf zugelegt und war überall beliebt.

Kili rollte die Augen, und begann ihre Sachen einzusammeln. „Danke, aber das Lob hätte ohne die Referenz auf deine Bizeps besser gewirkt. Und ich denke, wir haben noch etwas Zeit. Wir schaffen bestimmt noch ein paar Meilen Richtung Dorf, bevor wir uns einen Lagerplatz suchen müssen. Wenn wir dann gut vorwärts kommen, sind wir vielleicht morgen Abend schon wieder da".

Fili nahm nun ebenfalls sein Bündel wieder auf. „Wer trägt das Reh zu erst? Du oder ich?"

„Ich nehme es heute noch ein Stückchen und du bekommst es morgen bis wir zuhause sind, okay? So bekommen deine unglaublichen Schmied Muskeln auch noch genug zu tun"

Fili nickte und half seinem Bruder das Reh auf die Schultern zu nehmen. Da es nicht allzu fett war, war es auch nicht sonderlich schwer. Kili wünschte, das Reh wäre schwerer, denn dann würde es auch mehr Fleisch einbringen.

Der junge Zwerg bestimmte die Richtung, die sie einschlugen und lief vorneweg. In diesem Wald war es leider so gut wie unmöglich neben einander zu laufen. Überall waren Bäume, Wurzeln und kleine Büsche. Der Schnee war durchsetzt mit Tierspuren, ansonsten jedoch unberührt. Abgesehen natürlich von den Fußstapfen der beiden Zwerge die ihren Weg durch den Wald schlugen.

Bis auf den Wind und das Geräusch wenn einer von ihnen in den Schnee trat, konnte Kili nichts hören. Das war weiter nichts Ungewöhnliches, schließlich dämpfte Schnee Geräusche, trotzdem hatte Kili das Gefühl etwas nicht wahr zu nehmen.

„Es dämmert", sagte Fili während Kili sich zu seinem Bruder umdrehte, „das dort vorne sieht doch nach einem guten Lagerplatz aus, was meinst du?"

Zu ihrer Rechten befand sich eine hohe Klippe. Vor ihr standen einige niedrige Büsche, aber man konnte von ihrem Platz aus eine kleine Höhle erkennen.

„Perfekt", erwiderte Kili.

Sie verließen ihre vorherige Route und gingen auf die Klippe zu.

„Stopp, bleib stehen", flüsterte Kili gerade laut genug, dass sein Bruder ihn hören konnte. Dieser sah sich kurz um, und verstand sofort.

Kili sah etwa zehn Meter vor ihnen einige Spuren, die darauf hindeuteten, dass gestern jemand oder etwas an dieser Stelle gewesen sein musste. Nur ein wirklich geschultes Auge hätte so eine Spur entdecken können.

Sie mussten vorsichtiger sein. In letzter Zeit hatte man bei ihnen im Dorf immer wieder von Ork Angriffen in dieser Gegend gehört. Das war nicht allzu unüblich, immer hin waren sie hier in den Bergen, der natürlichen Umgebung von Orks.

Kili stand in die Knie gebeugt (so gut das mit dem Reh aus seinem Rücken eben ging) und versucht aus ihrer Entfernung mehr aus den Spuren heraus zu lesen. Die größte Gefahr war momentan, dass noch immer etwas in der Höhle war. Fili blickte zu seinem Bruder hinüber.

Kili erwiderte den Blick seines Bruders, die beiden verstanden sich ohne Worte.

Fili zog geräuschlos seine zwei Kurzschwerter, während Kili nach seinem Bogen griff. Erst als er die kalte Schnauze des Rehs berührte, wurde ihm bewusst, dass er gar nicht mit Pfeil und Bogen würde kämpfen können.

Aus diesem Grund griff Kili zu seinem Schwert, welches er wie immer am Gürtel trug. Es war ein gutes Schwert, sein Bruder hatte es selbst geschmiedet und ihm zum Geburtstag geschenkt. Durch eine einzigartige Metallmischung aus den Ered Luin war es besonders widerstandsfähig. Etwas das jemand wie Kili nur zu gut gebrauchen konnte.

Fili machte eine leichte Kopfbewegung und Kili wusste sofort, was ihr Plan war.

Geräuschlos schlichen sie sich näher an die Höhle heran. Dabei behielten sie immer ihre Umgebung genau im Auge, um verräterische Anzeichen sofort zu sehen. Weder Fili noch Kili konnte jedoch irgendetwas Ungewöhnliches erkennen.

Schweigend untersuchten sie die Spuren. „Das sind eindeutig menschlichen Spuren", stellte Kili fest. Er hatte sich über einen der Abdrücke gebeugt und nach Länge, Breite und Tiefe untersucht. „Und auch keine von einem Erwachsenen. Das hier sind die Spuren von zwei Kindern!"

Fili sah erstaunt zu seinem Bruder. Kinder? Was machten Kinder hier in dieser Gegend? Fili überlegt schnell. Die Fußspuren deuteten darauf hin, dass die Kinder gestern hier her gekommen waren, und die Höhle nicht auf diesem Weg verlassen hatte. Sie waren alleine, ohne irgendwelche Erwachsenen. Wieso? Es gab darauf eigentlich nur zwei logische Gründe.

Kili beobachtete seinen Bruder, während dieser die neuen Informationen verarbeitete. Sein Gesichtsausdruck wurde konzentrierter und es bildete sich eine kleine Falte zwischen seinen hellen Augenbrauen. Fili konnte unglaublich schnell logische Schlüsse ziehen, die sich meistens als richtig erwiesen. Kili fand das erstaunlich. Sein Bruder hatte diese ganz besondere Art, Dinge zu erkennen, die er selbst nie haben würde.

„Okay, Kili. Es sieht folgender Maßen aus. 1. Die Kinder haben sich hier im Wald verlaufen. Aber wieso haben sie dann heute nicht versucht, wieder nach hause zu finden? Vielleicht ist jemand verletzt, jedoch gibt es keine Anzeichen die auf Hinken, Blut oder anderen Verletzungen hindeuten". Um seine Aussage zu unterstreichen deutete er auf die Spuren zu ihren Füßen. „Oder aber sie wollten gar nicht nach hause. Das wäre dann der Zweite Punkt. Sie sind von zu hause weggelaufen. Es ist aber eigentlich erstmal egal, sie könnten sehr wahrscheinlich unsere Hilfe gebrauchen".

„Ich würde sagen, es gibt nur einen Weg, dass herauszufinden", antwortete Kili und wollte sich schon in Richtung Höhle begeben, als Fili ihn zurück hielt.

„Halt, wie wollen wir vorgehen?"

„Also ganz ehrlich, dass sind Kinder, wir werden doch wohl keinen Plan dafür brauchen um mit Kindern zu reden, oder?" Mit diesen Worten lief Kili los. Er sah es echt nicht ein, jetzt noch zu diskutieren, wie sie in den einzelnen Fällen vorgehen sollten. Sie wussten ja eh nicht genau, was sie vorfinden würden.

Fili schnaubte ein unverständliches: „Wenn was schief geht, ist es deine Schuld", und folgte seinem Bruder.

Sie mussten noch eine kleine Anhöhe hinauf, um den Eingang der Höhle zu erreichen. Oben angekommen blieb Kili stehen und wartet auf seinen Bruder.

Sobald Fili zu ihm aufgeschlossen hatte, betraten sie die Höhle. Sie war nicht besonders groß und ließ sich auf einen Blick erfassen. Aus diesem Grund sahen Fili und Kili auch sofort die zwei kleinen Menschenkinder in der hintersten Ecke. Sie saßen eng zusammen gedrängt mit einer Decke um ihre Schultern geschlungen und hatten die Gesichter den Zwergen abgewandt.

Fili uns Kili blieben reglos stehen. Was sollten sie jetzt tun?