Disclaimer: Mir gehört gar nichts, Thomas Harris ist das Genie...
AN: Thomas Harris hat uns Hannibal Rising gegeben, doch er schuldet uns bis heute (und warscheinlich bis in alle Ewigkeit) einen Abschluss der Geschichte um Dr. Hannibal Lecter. In meinem Versuch, für mich selbst, dieses Versäumnis nachzuholen, entstand auf meinem heimischen PC eine Story der ich den Titel The last year - Hannibal Downfall gegeben hatte. Die Fortschritte waren beachtlich und das Ganze hatte bereits einen Umfang von etwa 32 Seiten erreicht, als durch ein nicht mehr nachvollziehbares Ereignis die ganze Datei von einem Tag auf den Nächsten auf Nimmerwiedersehen im Datennirvana verschwand...
Unglücklicherweise war ich nicht mehr in der Lage (warscheinlich war ich einfach zu geschockt...) die Geschichte zu rekonstruieren. Mit anderen Worten: Ich kriegs nicht mehr zusammen!
Alles was mir blieb, waren der Plot und dieses kleine Schnipselchen, welches ich mich nun entschlossen habe, mit euch zu teilen.
Töne perlen durch den Raum.
Ein gefälliges kleines Liebeslied von Heinrich VIII.
Nicht die ganz große Musik, aber eben gefällig, entspannend es zu spielen.
Nichts anspruchsvolles heute.
Darauf hat er keine Lust.
Seine Finger gleiten über die elfenbeinernen Tasten des Flügels, seine Augen sind weit geöffnet.
Er geht auf in seiner Musik, schafft es aber nicht ganz sich darin zu verlieren, bleibt mit einem Teil seines Selbst im Hier und Jetzt gefangen.
Auf dem Flügel eine Karaffe mit Rotwein und ein zur Hälfte geleertes Glas.
Auch der Wein den er heute trinkt, ist keiner von den ganz großen, eher eine leichte, fast schon verspielte Variante.
Aber wenigstens ist es ein guter Jahrgang.
Seine Stimmung ist gelöst, beinahe schon heiter.
Seit Wochen ging es ihm nicht so gut wie heute.
Nicht seit jenem schrecklichem Tag vor nunmehr fünf Jahren.
Er spielt und lässt dabei seine Gedanken schweifen.
"Adieu madam et ma maistresse"
Idealisierte höfische Liebe, Abschied, Trennungsschmerz.
Heinrich VIII. wusste Bescheid in solchen Dingen.
Hatte er doch schließlich eine Frau nach der anderen auf die eine oder andere Art verloren.
Tod, Verlust, Abschiedsschmerz.
Abrupt unterbrochen durch das Poltern des umstürzenden Klavierhockers endet das Stück in Misstönen.
Schwer atmend steht er vor dem Flügel, das Gesicht im Schmerz verzerrt, mit halb geöffnetem Mund, erstarrt und hölzern, wie eine Maske aus einer griechischen Tragödie.
Eine Träne, nur eine einzige, rinnt über seine rechte Wange.
Wie kleine Kinder es tun, so leckt er diese Träne auf.
Der salzige Geschmack löst ihn aus seiner Erstarrung und mit einem halb ersticktem kehligem Grollen fegt er Glas und Karaffe in einer einzigen unbeherrschten Bewegung vom Flügel.
Mit einem hellen Klirren zerbirst das Glas und der rote Wein breitet sich, gleich einer Blutlache, auf dem Parkett aus.
Der Ausbruch ist vorbei.
Mit ausdruckslosem Gesicht und lose an den Seiten herabhängenden Armen steht er da und sieht auf die Scherben hinunter.
Minutenlang geschieht nichts.
Dann wendet er sich ab, klappt mit einer ruhigen Bewegung den Deckel über die Tasten des Flügels und verlässt lautlos den Raum.
Zurück bleibt eine Pfütze Rotwein, Scherben und ein im Schmerz gehauchter Name, der noch lange in den Saiten des Flügels nachhallt:
"Clarice...".
