1 Das Erbe

Er hatte alles gegeben, alles getan. Nur noch eine Sache war übrig – sein Erbe.

„Miss Granger!" krächzte er.

Seine Stimme war kaum noch als die seinige zu erkennen. Kein Volumen, keine Kraft steckte mehr dahinter, all sein Glanz war verschwunden. Das Leben verließ ihn und es blieb ihm nicht mehr sehr viel Zeit.

Hermione zuckte erschrocken zusammen. Eigentlich wollte sie gerade den Anderen, Harry und Ron, folgen, als sie seine Stimme zurück hielt.

„Ja Sir?" fragte sie leise und beugte sich tief über ihn, sie konnte sehen, dass ihm jedes Wort schwer fiel.

An seiner Kehle prangte eine tiefe, tödliche Wunde. Nagini hatte ihn so schwer verletzt und es war erstaunlich, das er noch lebte. Sie wusste er war ein Schurke, ein Bösewicht und wahrscheinlich hatte er sogar verdient, was das Schicksal ihm zugedacht hatte und trotzdem empfand sie in diesem Augenblick Mitleid mit ihm. Wie er so da lag im Sterben, von allen verlassen, von allen gehasst, im Staub vergessen.

„In meinem Labor…….Denkarium…sehen sie es sich an!" befahl er ihr stockend.

Krampfhaft hatte sich seine Hand um ihre geschlossen, um sich ihrer Aufmerksamkeit sicher zu sein. Sein Griff lockerte sich und er schloss die Augen. Hermione glaubte nun wäre er tot, doch ein letztes Mal bäumte er sich auf, sah sie fest mit seinen schwarzen Augen an.

„All meine Erinnerungen! Versprechen sie es!" forderte er eindringlich von ihr und wartete. Es schien ihm unglaublich wichtig zu sein, so wichtig dass er ohne ihr Versprechen nicht sterben konnte.

„Ich verspreche es!" flüsterte sie ergriffen.

Silbernes Licht drang von ihm zu ihr und schien somit ihre Worte zu besiegeln, was auch so war. Er sank zurück und schloss die Augen.

„Vergessen sie es nicht!" flüsterte er noch mit letzter Kraft, dann war er tot. Traurig legte sie ihm die Hand auf die Brust und strich ihm sanft über sein Gesicht.

„Leben sie wohl, Professor Snape!"

„Hermione!" rief Harry, in diesem Moment nach ihr.

Hastig richtete sie sich auf und folgte den Anderen. Es gab noch viel zu tun. Noch war es nicht vorbei. Voldemort war noch nicht besiegt. Sie schloss zu den beiden auf und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur ihrer größten und wohl gefährlichsten Schlacht aller Zeiten.

3 Monate später

Das Wetter war trüb und grau. Ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Es war erst August und eigentlich sollte die Sonne warm vom Himmel scheinen, aber es sah mehr aus als würde der Winter bald Einzug halten.

Es war kein Wetter bei dem man sich gerne draußen herum trieb und hätte Hermione nicht ein Versprechen hierher gelockt, sie würde wahrscheinlich jetzt über ihren Büchern sitzen und lernen. Es galt ein Jahr aufzuholen und viel Grauenvolles zu vergessen.

Es war für alle ein sehr schlimmes Jahr gewesen und so manch einer ihrer Freunde hatte es nicht überlebt. Seufzend marschierte sie auf das Schloss zu. Im Eingang erwartete sie bereits Minerva. Fröstelnd rieb sich die alte Frau die Hände und sah ihr gespannt entgegen.

Sie trug wie immer ihren spitzen Hut, eine grüne Robe und darunter ein schwarzes Kleid. Hermione hatte ihr einen Brief geschrieben und ihr ihr Kommen und den Grund dafür angekündigt.

Nachdem sie sich begrüßt und sich gegenseitig nach dem Befinden des anderen erkundigt hatten, stellte Minerva die Frage die ihr, seit sie den Brief von Hermione gelesen hatte, auf der Seele brannte.

„Dich hat er also mit dem Erbe bedacht?"

Sie schritten nebeneinander durch die große Halle. Hermione hielt kurz inne, zog ihre dicke Jacke aus und betrachtete die große Frau an ihrer Seite.

„Ja! Warum?"

Betrübt sah Minerva sie an. Hermione war praktisch noch ein Kind, wie sie so vor ihr stand in Jeans und einem dunklen Pulli, die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden.

„Eine schwere Bürde, die er dir da aufgehalst hat!"

Schweigend gingen sie weiter auf den Kerker zu. Es hatte keinen Sinn das Unvermeidliche noch länger hinauszuzögern. Sie war gekommen und sie brauchten diese Erinnerungen. So einfach war das.

„Er hat seine Erinnerungen magisch versiegelt. Nur wer ihm das Versprechen gab sein Erbe anzunehmen, dem ist es gestattet sie zu sehen. Aber Vorsicht, sein Leben war geprägt von Schatten, grauenhaften Schatten!" sprach Minerva eine Warnung aus, sie sah sich verpflichtet dazu.

„Willst du mir verbieten es zu sehen?" fragte Hermione vorsichtig.

„Im Gegenteil, ich muss dich sogar bitten es zu tun. Seine Erinnerungen sind ein unbezahlbarer Schatz. Ein wahrer Fundus an Wissen. Vieles aus der Vergangenheit liegt noch im Dunkeln und mit deiner Hilfe und seinen Erinnerungen gelingt es uns vielleicht so manches besser zu verstehen!"

Sie waren an seinem Labor angekommen. Die Tür war verschlossen.

„Keinem von uns ist es bisher gelungen hier einzutreten! Falls es dir gelingt wundere dich also nicht alles noch so vorzufinden, wie er es verlassen hat!" Minerva trat einen Schritt zurück und wartete.

Hermione hob langsam ihre Hand und legte sie auf den Türgriff und es war, als hätte dieser nur auf sie gewartet, sprang die Tür beinahe schon auf kaum das sie ihn berührte. Dahinter war der Raum so, wie sie es von ihrer Schulzeit her kannte, nur ein kleiner Unterschied bestand.

Alles war jetzt mit einer feinen Staubschicht überzogen. Sie trat ein, schloss die Tür hinter sich und sah sich um. Seine Bücher standen noch immer ordentlich im Regal, unzählige Phiolen, Tiegel und Döschen standen ordentlich in Reih und Glied in dem eigens für sie geschaffenen Schrank. Sein Schreibtisch war noch immer mit Papieren übersät, vermutlich Hausaufgaben, die er nicht mehr geschafft hatte zu korrigieren.

Alles war so, wie sie es von den wenigen Besuchen in seinem Büro und Labor zugleich, her kannte. Plötzlich trat aus dem Nichts heraus Snape auf sie zu.

„Sie sind also mein Erbe? Nun ja es hätte schlimmer kommen können!" meinte er sarkastisch.

Hermione wich zu Tode erschrocken zurück und wäre beinahe davon gelaufen. Er war doch tot! Was machte er dann hier? Doch dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, das war ein magisches Hologramm! Sie sah nur eine Vision von ihm und nicht ihn selbst.

„Setzen sie sich, dann können wir endlich beginnen!" befahl er streng und nahm, wie zu Lebzeiten, an seinem Schreibtisch die Beine dabei übereinander schlagend Platz und legte die Fingerspitzen aneinander.

Hermione setzte sich ihm gegenüber und betrachtete ihn erstaunt. Er sah genauso aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Er trug wie immer seine schwarze Robe, auch sein schwarzes Haar fiel ihm, nach wie vor, strähnig ins Gesicht. Scharf musterte er sie aus schwarzen Augen, dabei stach seine Hakennase noch mehr als sonst aus seinem wächsernen, talgigen Gesicht hervor.

„Hinter mir sehen sie in den schmalen Phiolen die unterschiedlichsten Erinnerungen von mir. Ich hab sie sorgfältig ausgesucht und genau nach Reihenfolge sortiert. Sie werden diese strikt einhalten, haben sie mich verstanden?" sagte er in seinem strengsten Lehrerton.

Eingeschüchtert davon brachte Hermione nur ein Nicken zustande.

„Ich überlasse es ihnen was sie davon verwenden und was nicht. Ich warne sie, einiges davon war nie für ihre Augen bestimmt, aber scheinbar hatte ich keine andere Wahl, als ich ihnen das Versprechen abnahm. Es muss in der Tat sehr schlecht um mich gestanden haben, denn wie sonst wäre meine Entscheidung, sie zu wählen, zu erklären?"

Er schien sehr ungehalten zu sein, dass ausgerechnet sie dazu auserkoren war, seine Vergangenheit zu sehen.

„Ich hatte die Hoffnung, aber das ist jetzt unwichtig!"

„Hören sie genauso wenig wie sie erpicht darauf waren, mir ihr Erbe aufzuhalsen, genauso wenig war ich erpicht darauf es zu erhalten!" stellte Hermione patzig klar und sah ihn fest an.

Sie mochten beide über die Situation nicht glücklich sein, aber es ließ sich nun mal nicht ändern.

„Unterbrechen sie mich nicht ständig und hören sie jetzt genau zu!" fauchte er sie böse an. Ja er war wie zu Lebzeiten.

„Sie werden Dinge sehen, die ihren Verstand überfordern könnten, Dinge die sie für immer verändern, Dinge die für immer vergessen werden sollten. Wenn sie mich fragen, zerstören sie alle Phiolen und verschwinden sie von hier. Sie werden ansonsten in eine Düsternis hineingezogen, die sie vielleicht nie wieder verlässt. Die Vergangenheit mag vorbei sein und doch birgt sie in sich Gefahren die sie nicht unterschätzen sollten!"

Warnte er sie eindringlich, dabei hatte er sich leicht nach vorne gebeugt, um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen.

„Verlassen sie Hogwarts und kehren sie hierher nie wieder zurück. Es ist zu nichts gut in der Vergangenheit zu wühlen und schon gar nicht in meiner! In diesem Punkt irrt Dumbledore, denn er war es der mich dazu gezwungen hat es zu tun. Sie zu horten, meine Erinnerungen und sie jemanden zu geben. Doch sie, sie müssen nicht hier sein! Gehen sie, spielen sie mit ihren Freunden und vergessen sie mich. Tun sie es solange sie noch können, ehe es zu spät ist!"

Mit diesen letzten dramatischen Worten verschwand er wieder, löste sich praktisch in Luft auf und ließ eine verängstigte, unsichere Hermione zurück. Was sollte sie jetzt bloß tun? Auf der einen Seite stand Minerva McGonagall die wollte, dass sie sich alles ansah und auf der anderen war Severus Snape der sie eindringlich genau davor warnte es zu tun und es wäre sehr unklug seine Warnung zu ignorieren, denn egal was seine Erinnerungen enthielten, es war mit Sicherheit nichts angenehmes.

Lange saß sie da und dachte darüber nach was das klügste war. Wog Vor- und Nachteil gegeneinander ab. Sie kannte Snape soweit gut genug, dass er sie nicht umsonst gewarnt hatte und ein Teil von ihr gab ihm Recht, es wäre bestimmt das Beste all diese Phiolen, wie viele waren es eigentlich? Fünfzig? Hundert? Mehr? Zu zerstören und nie wieder davon zu sprechen, aber andererseits, sie müsste lügen, wenn sie nicht zugab, dass sie neugierig war.

Was war Severus Snape für ein Mensch und was für ein Leben hatte er gelebt? All dieser kostbare Schatz lag vor ihr, sie brauchte ihn sich nur anzusehen und genau davor fürchtete sie sich. Er war ein getreuer Anhänger Voldemorts gewesen und davor gab es noch einige Jahre der Dunkelheit. Kaum ein anderer verstand sich so sehr auf die dunklen Künste wie er. Er hat sogar selber grauenhafte Flüche erschaffen.

Wollte sie all dies wirklich sehen? Sie rang mit sich und kam schließlich zu einer Entscheidung. Ja sie wollte all diese Dinge sehen, mochte der Preis auch hoch sein, den sie dafür bezahlen musste. Sie erhob sich und schritt auf die Phiolen zu. Vorsichtig nahm sie die erste aus dem Schrank. In dem Moment erschien Snape wieder an ihrer Seite.

„Ich habe es mir fast gedacht, dass gerade sie nicht widerstehen können!" meinte er grimmig.

„Nun gut so sei es! Ich werde solange ich kann an ihrer Seite bleiben und ihnen helfen, aber denken sie immer daran, ich habe sie gewarnt!"

Hermione sah ihn bleich und angespannt an. Was machte sie denn da? Sie sollte es nicht tun und doch ertappte sie sich dabei wie sie damit zum Denkarium ging, die Phiole öffnete und den Inhalt in das Becken schüttete.

„Warten sie!" rief Snape aus, bevor sie den Kopf ins Becken tauchen konnte.

„Miss Granger wollen sie das wirklich? Das ist ihre letzte Chance es sich anders zu überlegen!" versuchte er sie noch immer umzustimmen, aber es war bereits zu spät, Hermione hatte längst ihre Entscheidung getroffen. Stumm nickte sie mit dem Kopf und tauchte diesen sodann in das Becken.

*

Schreie. Gellende Schreie, das war das erste was sie wahrnahm. Dann sah sie Bilder. Eine Lichtung mitten im Wald. Die Sonnenstrahlen fielen schräg durch die Bäume und zauberten ein warmes, weiches Licht auf die Blätter, also dürfte es schon später Nachmittag sein. Eine Gruppe junger Männer stand um etwas, was sie nicht sehen konnte. Langsam trat sie näher. Sie kannte die Männer nicht, nur zwei glaubte sie zu erkennen. Vor ihnen lag eine junge Frau am Boden, die Augen ängstlich geweitet. „Siehst du Lucius, so wirkt der Cruciatus-Fluch!" meinte ein Junge. Er hatte schwarze, fettige Haare und kam ihr merkwürdig vertraut vor. Snape! Er hatte das Mädchen gequält. „Bitte!" flehte das Mädchen. Noch immer krümmte es sich am Boden, sie trug die Farben von Gryffindor, scheinbar war sie eine Schülerin. Sie alle waren noch Schüler! Tränen liefen ihr über das Gesicht und sie hatte offensichtlich sehr große Angst. Angst vor Snape! „Hör auf zum wimmern, Lori!" schrie er sie böse an und richtete erneut den Zauberstab auf sie. „Oder soll ich einen neuen Fluch an dir ausprobieren?" fragte er sie hämisch. Ihm schien ihr Leid zu gefallen, ihre Angst und er fühlte sich mächtig, überlegen.

*

Hermione musste würgen und tauchte rasch aus dem Becken wieder auf. Ihr Herz schlug schnell in ihrer Brust und ihre Atmung ging hektisch. Sie brauchte einen Moment um sich beruhigen zu können. Anklagend sah sie auf Snape.

„Sie haben eine Schülerin gequält und auch noch Spaß daran gehabt?" meinte sie vorwurfsvoll.

„Ich habe sie gewarnt, dass das was sie sehen ihnen nicht gefallen könnte!" erwiderte er schroff, als würde das alles Erklären. Sie war doch selber schuld, wenn sie nicht auf ihn hörte.

„Was ist mit ihr passiert? Warum sind sie nicht von der Schule geflogen?" fragte sie ihn neugierig.

„Sie hat nach diesem Nachmittag kurz darauf die Schule für immer verlassen. Ihre Furcht vor mir was so groß, dass sie es nicht wagte irgendjemandem, von den Vorfällen im Wald zu erzählen. Ein Jahr später beging sie Selbstmord. Sie wurde mit den Erinnerungen daran einfach nicht fertig. Der Crucio hat so eine Wirkung auf die Menschen." Erzählte er emotionslos.

Hermione sträubten sich sämtliche Härchen und ihr war übel.

„Haben sie jetzt genug gesehen?" fragte er sie ruhig.

„Hören sie auf mich, kehren sie um, gehen sie nicht weiter. Das ist erst der Anfang, es kommt noch schlimmer. Viel schlimmer!" Warnte er sie erneut und sie war geneigt ihm zu glauben.

*

Unbemerkt gelangte sie in den alten Teil des Schlosses. Schon lange wurde dieser nicht mehr genutzt. Hier war es zugig und staubig. Bis auf einen Raum. Dieser wurde schwach von Kerzen erhellt. Es gab kein Fenster in diesem Raum und auch sonst nichts außer einem Bett. Mitten im Raum stand es und wirkte so beinahe verloren.

Die Kerzen, die zu beiden Seiten des Bettes aufgestellt worden waren, warfen bizarre und dunkle Schatten an die Wand und verliehen dem Ganzen ein düsteres Bild. Im Bett befand sich eine dünne, abgemagerte Gestalt, mehr tot als lebendig.

Die Augen geschlossen, die fahlen Wangen eingefallen lag sie da und rührte sich nicht. Eigentlich hatte Poppy schon jegliche Hoffnung, dass sich sein Zustand jemals ändern würde aufgegeben, aber dennoch machte sie weiter und pflegte ihn. Vorsichtig zog sie die Decke zurück und entfernte sachte seinen Verband.

Die Wunde darunter war noch immer entzündet. Die Wundränder waren eitrig und hässlich ausgefranst, das Fleisch lag offen da. Sie wollte einfach nicht heilen. Sie hatte es schon mit allem möglichen probiert. Alle Arten von Salben, Heilzauber, Tinkturen, nichts schien zu helfen. Scheinbar besaß das Biest denselben giftigen Atem seines Herrn.

Sorgfältig bestrich sie die Wunde erneut mit heilenden Kräutern und verband sie wieder ordentlich. Sollte sie Widererwarten eines Tages doch noch zu heilen beginnen, so war es mehr als fraglich ob er jemals wieder würde sprechen können. Nagini hatte seine Stimmbänder zerfetzt.

Sie erwies ihm keinen guten Dienst, dass sie ihn hier pflegte und am Leben erhielt. Aber was hätte sie tun sollen? Man schickte sie damals los nach ihm zu sehen und gegebenenfalls seinen Tod festzustellen. Oh er war mehr tot als lebendig als sie zu ihm kam und beinahe hätte sie die schwachen Lebenszeichen nicht gesehen.

Seine Atmung ging so flach, war kaum vorhanden. Sein Puls so gut wie unfühlbar. Der Blutverlust hatte ihn so sehr geschwächt, dass sie befürchten musste er würde die nächsten Minuten, an Stunden wagte sie damals noch gar nicht zu denken, nicht überleben.

Aber sein Wille war ungewöhnlich stark. Er überstand nicht nur die nächsten Minuten, sondern blieb auch die ganze Nacht am Leben. Irgendwann musste sie eine Entscheidung treffen. Sie ließ alle in dem Glauben er sei tot. Es war besser so und brachte ihn unbemerkt in diesen alten Teil des Schlosses.

Keinem fiel ihr Tun auf, alle waren sie zu sehr mit ihrer Trauer und ihrem Kummer, um die verstorbenen Familienmitglieder und Freunde, beschäftigt. Sie beschloss ein paar Tage abzuwarten und sich dann Minerva anzuvertrauen, wahrscheinlich würde er die nächsten Tage sowieso nicht überleben, also wieso Minerva schon vorher in Aufregung versetzen?

Aus Tagen wurden Wochen und er überraschte sie erneut. Er blieb am Leben. Nun lag er schon seit drei Monaten unbemerkt von allen anderen im Schloss hier. Einzig sie wusste von seiner Existenz und sie hütete weiterhin dieses Geheimnis.

Er war in all dieser Zeit nicht einmal erwacht. Immer noch wirkte er dem Tode näher als dem Leben. Es war als könne er sich nicht entscheiden, wollte er leben oder sterben? Nach dem sie seine Wunde versorgt hatte, begann sie ihn zu waschen und zu säubern, danach flösste sie ihm mit Hilfe von Magie Essen ein, dabei plauderte sie mit ihm über die aktuellen Ereignisse in Hogwarts.

„Ach ja, Miss Granger ist wieder hier. So ein reizendes Kind. Eigentlich ist sie schon eine hübsche, junge Frau. Ihre Gesichtszüge wirken ein bisschen zu ernst für so einen jungen Menschen, aber das ist wohl der Preis den man zahlen muss, wenn man so einen schrecklichen Krieg überlebt hat." meinte sie resigniert.

Auch sie selbst hatte viel von ihrer einstigen Fröhlichkeit eingebüsst. Der Verlust von so vielen Menschen die sie alle gut gekannt hatte, hinterließ auch bei ihr Spuren.

„Sie ist gekommen um ihr Erbe anzunehmen. Ich wusste gar nicht, dass sie einander so nahe standen?"

Sie richtete leicht seinen Oberkörper auf um sein Kissen aufschütteln zu können, sanft ließ sie ihn danach zurück in die Kissen gleiten.

„Das arme Ding muss sich nun all ihre Erinnerungen ansehen. Wollen sie ihr das nicht ersparen und endlich erwachen, Professor Snape?"