Don't Pray for Me

Sie hatte nicht geschlafen.

Erneut.

Sie wusste genau, dass diese Angewohnheit ihr früher oder später zum Verhängnis werden würde, aber dennoch konnte sie es nicht stoppen.

Die Furcht vor dem Schlaf, vor dem Moment in dem ihre Lider fielen, sie langsam in süße Dunkelheit sank..

Niemand konnte ihr diese Furcht nehmen, denn niemand ahnte auch nur ansatzweise was nach der Dunkelheit erschien.

Es war lange her, dass sie sich erlaubte darüber nachzudenken, gar es sich vorzustellen. Bisher hatte sie immer einen Weg gefunden dem zu entgehen, wegzulaufen.

Doch das konnte sie nun nicht mehr.

Ihre Vergangenheit holte sie ein, langsam aber sicher kam sie näher, fast konnte sie schon die dumpfen, bedrohlichen Schritte hinter sich hören. Das Flüstern in der Stille. Die Schreie in der Menge.

Der Geruch von Schwefel und Rauch.

Sie konnte die Bilder vor sich sehen.

Egal ob es nun Frauen und Männer waren oder gar Kinder, sie sah ihre lachenden Gesichter.

Und dann das Blut.

Ihre in bizarre Richtungen abstehenden Gliedmaßen. Die entstellten Gesichter.

Überall Blut.

Sie befeuchtete ihre ausgetrockneten Lippen, konnte beinahe den metallischen Geschmack auf ihnen erahnen.

Es durfte nicht noch einmal so weit kommen.

Das erste Mal hatte sie bereits beinahe in den Abgrund getrieben, was würde dann ein zweites Mal anrichten?

Würde es sie komplett zerstören?

Oder würde sie sich einfach damit abfinden, alles einfach abstellen?

Bevor eine jener Möglichkeiten auch nur die Oberfläche der Wahrscheinlichkeit kratzte, sollte sie etwas unternehmen.

Doch an was auch immer sie dachte, sie konnte nichts finden, was ihrer Lage in irgendeiner Art und Weise nützlich sein konnte. Es schien ausweglos.

Es war lange her, dass sie etwas derartiges gespürt hatte. Ihre Träume, oder viel mehr ihre Erinnerungen, waren doch nur Bruchstückweise, in Form von kurzen Abschnitten erfolgt, nicht doch wie nun, in vollständigen Sequenzen. Sie fühlte sich in sie zurückversetzt, musste sie erneut durchleben und nicht wie ein Zuschauer den Ereignissen beiwohnen.

Die Zeichen waren deutlich, doch wollte sie ihnen nicht glauben.

Doch wäre es töricht sie zu ignorieren.

Bereits einmal hatte sie dies getan und nur Unheil war daraus hervor gestiegen.

Dieser Fehler würde ihr nicht noch einmal unterlaufen.