Die Geschichte beginnt bei der Szene auf dem Astronomieturm am Ende des sechsten Bandes. Was wäre geschehen, wenn Snape nicht aufgetaucht wäre; wenn Draco sich anders entschieden hätte? Wie sagt Dumbledore doch: Es sind unsere Entscheidungen, die uns zu dem machen, was wir sind...

Auf zur Horcruxsuche! Meine ist nicht ganz so dramatisch wie die von JKR, aber ich hoffe, trotzdem einigermaßen interessant... Und ein, zwei Pairings gibt's auch. DM/HG, BZ/OC und HP/GW, aber letztere eher am Rande.

Für meine Zwecke leicht veränderte Ereignisse in Band 6: Harry und Dumbledore haben gerade das Medaillon von Slytherin zerstört, der Ring existiert nicht, Dumbledores Hand ist nicht verletzt. Eigentlich sollte es nur eine Draco-Hermine-Geschichte werden, aber Blaise-OC macht mir mindestens genauso viel Spaß. Ich hoffe, euch auch...

Disclaimer: Alles JKRs, außer der Plot und Sinead

1.Auf dem Astronomieturm

„Ich habe keine Wahl!" sagte Malfoy, und plötzlich war er ebenso bleich wie Dumbledore. „Ich muss es tun! Er wird mich umbringen! Er wird meine Familie umbringen!"

„Ich bin mir der Schwierigkeit deiner Position durchaus bewusst." sagte Dumbledore leichthin. „Warum, denkst du, habe ich dich bis jetzt nicht zur Rede gestellt? Weil ich wusste, dass Lord Voldemort dich töten würde, wenn er erkannt hätte, dass ich dich verdächtige."

Malfoy zuckte beim Klang des Namens zusammen.

„Ich habe es nicht gewagt, mit dir über die Misson, die dir anvertraut war, zu reden; für den Fall, dass er Legilimantik gegen dich verwendete.", fuhr Dumbledore fort. „Aber jetzt endlich können wir aufrecht miteinander sprechen... noch wurde kein Schaden angerichtet, du hast niemanden verletzt, obwohl du großes Glück hattest, dass deine unbeabsichtigten Opfer überlebt haben... ich kann dir helfen, Draco!"

„Nein, das können Sie nicht." sagte Malfoy. Seine Hand, die den Zauberstab hielt, zitterte. „Niemand kann das. Er hat mir befohlen, es zu tun, oder er wird mich umbringen. Ich habe keine Wahl."

„Komm auf die richtige Seite, Draco, und wir können dich besser verstecken, als du es dir wahrscheinlich vorstellen kannst. Und mehr noch, ich kann Mitglieder des Ordens noch heute nacht zu deiner Mutter schicken, um sie ebenfalls zu verstecken. Dein Vater ist in Azkaban im Moment sicher... wenn die Zeit kommt, können wir ihn ebenfalls beschützen... Komm auf die richtige Seite, Draco... du bist kein Mörder." Malfoy starrte Dumbledore an.

„Aber ich bin bis hierher gekommen, oder?" sagte er langsam. „Alle dachten, ich würde bei dem Versuch sterben, aber ich bin hier... und Sie sind in meiner Gewalt. Ich bin derjenige mit dem Zauberstab... Sie sind mir ausgeliefert." „Nein, Draco", sagte Dumbledore ruhig, „es ist meine Gnade und nicht deine, die jetzt zählt."

Malfoy antwortete nicht. Sein Mund war geöffnet, seine Hand zitterte immer noch. Dann schien er eine Entscheidung zu treffen. Auf der Treppe waren Schritte zu hören.

Accio Dumbledores Zauberstab!" Draco fing den Stab auf und warf ihn Dumbledore zu, der auf der Stelle Harrys Petrificus totalus löste. Harry warf den Umhang ab, und Draco keuchte erschrocken und überrascht auf, während sein Blick zu den zwei Besen wanderte. Doch sie hatten keine Zeit für Erklärungen. Zwei Todesser brachen durch die Tür und feuerten Zaubersprüche auf sie ab. Mit einem Blick hatten sie erfasst, dass Draco die Seiten gewechselt hatte und Dumbledore ihnen alles andere als hilflos gegenüberstand, flankiert von den beiden Jungen, die zum ersten Mal miteinander statt gegeneinander kämpften.

Impedimenta!" schrie Harry, doch der Todesser blockte den Fluch mit „Protego!". Harry schoss einen „Stupor!" hinterher, traf aber nicht. Dumbledore zog einen magischen Schutzschild um die drei. Zornig versuchte ein Todesser, ihn mit „Crucio!" zu durchdringen, doch der Unverzeihliche Fluch prallte ab und verfehlte den Todesser selbst nur knapp. Jetzt drangen Draco, Harry und Dumbledore entschlossen gegen sie vor. Die beiden Todesser stellten rasch fest, dass sie gegen die drei wenig Chancen hatten, und sie flüchteten die Treppe hinab.

„Schnell!" schrie Harry. „Wir müssen den anderen helfen!" Und er wollte hinterherstürmen. „Harry! Warte!" befahl Dumbledore. „Ich habe Draco gerade ein Versprechen gegeben. Deine Freunde und die Ordensmitglieder sind in der Lage, sich allein zu verteidigen. Du musst bei Draco bleiben, bis ich wieder da bin. Ich darf keine Zeit verlieren, ich muss zu Narcissa. Bleibt hier, bis ich wiederkomme. Selbst wenn sie zurückkommen, die Plattform ist gut zu verteidigen, sie können ja nicht alle gleichzeitig durch die Tür. Ich muss mich beeilen." Dumbledore schwang ein Bein über den schnelleren der beiden Besen und verschwand nach einem aufmunternden Winken in der Nacht.

Harry und Draco sahen sich an. Draco ließ den Zauberstab sinken, ging zur Brüstung und rutschte erschöpft mit dem Rücken daran hinab. Er zog die Beine an und ließ den Kopf auf die Knie sinken. Harry wusste nicht, was er tun sollte. Er hatte wahnsinnige Angst um seine Freunde, um Ginny. Aber er musste Dumbledores Auftrag erfüllen. Draco war mit Sicherheit in ebenso großer Gefahr, wenn nicht in größerer.

„Sie werden bald verschwinden." sagte Draco leise. „Keine Chance mehr, das eigentliche Ziel zu erreichen. Was habe ich nur getan?!"

„Das eben war... ziemlich mutig von dir." meinte Harry. Er setzte sich neben Draco und behielt die Tür zur Treppe im Auge. „Das hätte ich viel früher tun sollen." murmelte Draco. „Ich hätte beinahe Bell und Weasley umgebracht. Aber ich hatte solche Angst um meine Familie!"

„Dumbledore bringt deine Mutter in Sicherheit." behauptete Harry und hoffte insgeheim, dass es ihm wirklich gelingen würde.

„Wo soll ich jetzt nur hin?!" „Hogwarts ist doch der sicherste Ort weit und breit, du kannst bestimmt hierbleiben; ich nehme an, Dumbledore holt deine Mutter auch erst einmal hierher."

„Hierbleiben?! Ich habe die Todesser hierhergeholt und beinahe zwei Schüler getötet, du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich hierbleiben kann, als ob nichts gewesen wäre!"

Harry erwiderte nichts. Vermutlich hatte Draco recht.

Auf der Treppe waren Schritte zu hören. Alarmiert sprangen die beiden Jungen auf. Doch es waren nur Hermine und Ginny, die durch die Tür gestolpert kamen. „Harry!" rief Ginny und fiel ihm um den Hals. „Ist alles in Ordnung?" Hermine hatte den Zauberstab drohend auf Draco gerichtet.

„Es ist okay, Hermine, er hat die Seiten gewechselt." beruhigte Harry sie. Misstrauisch sah Hermine von Draco zu Harry. „Die Seiten gewechselt? Malfoy?!" Harry berichtete in Kurzfassung von den Ereignissen auf dem Turm, dann fragte er: „Was ist passiert, ist jemand verletzt?" Ginny schüttelte den Kopf. „Nichts Schlimmes. Sie sind weg. Die DA und der Orden werden ja wohl mit so ein paar lächerlichen Todessern fertig." versuchte sie zu scherzen. Doch Harry sah ihr an, wie erschöpft sie war.

Draco hatte sich wieder an die Brüstung gesetzt. Er starrte vor sich hin und dachte an seine Mutter. Hermine setzte sich neben ihn. Er sah sie kurz an und versuchte ein Lächeln. „Wenn ich jetzt auf eurer Seite bin, sollte ich dich wohl nicht mehr Schlammblut nennen, oder?" „Hast du den Quatsch mit dem weniger wertvollen Blut eigentlich wirklich mal geglaubt? Ich konnte dich zwar nie leiden, aber ich hab dich eigentlich immer für intelligent gehalten..."

„Ich bin halt von Lucius so erzogen worden." „Und du hast das nie hinterfragt?" „Was meinst du, weshalb ich jetzt hier sitze und krank vor Angst um meine Mutter bin?" fauchte er. „Entschuldige." meinte Hermine leise. „Schlechter Zeitpunkt für solche Fragen." „Nein, ist schon gut, ist ja klar, dass ihr misstrauisch seid." Draco starrte wieder ins Leere. „Verdammt, wo bleibt Dumbledore?!"

„Ich muss hierbleiben und auf ihn warten", meinte Harry. Ginny dachte stirnrunzelnd nach. „Die Todesser sind zwar jetzt weg, aber wir sollten sicherstellen, dass sie auch nicht zurückkommen können. Ich kümmere mich um das Verschwindekabinett. Hermine, bleib du lieber hier, du bist schlimmer verletzt als ich." Sie gab Harry einen flüchtigen Kuss und verschwand im Treppenhaus, bevor Harry widersprechen konnte. „Nimm Neville oder Luna mit!" brüllte er ihr hinterher.

„Du bist verletzt?" fragte er dann Hermine und kniete sich neben sie. „Sind nur Kratzer." murmelte sie. Harry streckte die Hand aus und berührte ihre Schulter. Sie zuckte zusammen. „Naja, vielleicht ist mein Schlüsselbein angeknackst." gab sie zu. „Verdammt, ich würde dich so gern in den Krankenflügel bringen, aber ich kann hier ja nicht weg!" fluchte Harry. „Wo sind denn alle anderen?!" „Schon in Ordnung, wenn ich still sitze, tut es fast gar nicht weh. Das kann ich noch eine Weile aushalten."

Draco hob den Kopf. „Wenn ihr nichts dagegen hättet... ich beherrsche da so einen Schmerz-Linderungs-Zauber." Harry sah ihn ein wenig misstrauisch an und öffnete den Mund. Aber Hermine schnitt ihm das Wort ab. „Da wir nicht wissen, wann Dumbledore zurückkommt... also, es tut schon ziemlich weh. Ich wäre dir echt dankbar, Malf... Draco."

Draco schwenkte seinen Zauberstab über Hermines Schulter, und sie spürte, wie die Schmerzen sich in ein taubes, warmes Gefühl verwandelten. Erleichtert ließ sie sich zurücksinken. „Danke!" flüsterte sie. „Sei vorsichtig, deine Schulter ist nach wie vor angeknackst, auch wenn du es nicht mehr spürst. Es ist nur eine Betäubung, keine Heilung." warnte Draco sie vor allzu heftigen Bewegungen. Hermine nickte.

Schweigend saßen die drei auf dem Dach. Harry und Hermine hätten tausend Fragen an Malfoy gehabt, aber er hatte den Kopf auf die Knie gelegt, das Gesicht in den Armen vergraben und wirkte völlig abwesend in seiner Angst um seine Mutter. Harry und Hermine sahen sich an. Dann legte Hermine ihre gesunde Hand vorsichtig auf Dracos Schulter. „Draco? Keine Angst, deiner Mutter geht es bestimmt gut. Auf Dumbledore kann man sich verlassen." flüsterte sie. Draco lehnte seinen Kopf an die Brüstung, die Augen geschlossen. Hermine war erschrocken über seine Schatten unter den Augen und seine eingefallenen Wangen. Er sah aus, als wenn er seit Wochen nicht mehr geschlafen hätte. Was wahrscheinlich mehr oder weniger stimmte. Hermine und Harry fühlten sich ziemlich hilflos angesichts seiner Angst. Es fiel ihnen schwer, diesen verzweifelten jungen Mann noch als den Feind zu betrachten, der er sechs Jahre lang gewesen war.

„Ich hätte das hier viel früher tun sollen." flüsterte Draco plötzlich heiser. „Mir war doch schon lange klar, dass es falsch ist, alles falsch. Ich bin ein Feigling. Ich wünschte, ich wäre wie ihr. Ihr habt keine Angst, das Richtige zu tun, nur weil der falsche Weg vielleicht einfacher wäre."

Bevor Harry oder Hermine etwas sagen konnten, ertönte ein pfeifendes Geräusch in der Luft, und kurz darauf landete Dumbledore auf dem Dach des Astronomieturms. Er war allein, und Dracos Blick ließ Hermine schaudern. Doch Dumbledore lächelte ihn an. „Alles in Ordnung, sie ist in Sicherheit."

Und nun sah Harry zum zweiten Mal in seinem Leben einen weinenden Draco Malfoy, diesmal aus Erleichterung. Diskret drehten Harry und Hermine sich zur Seite.

„Und nun sollten Sie alle drei sich dringend auf die Krankenstation begeben!" ordnete Dumbledore an. Harry protestierte, ihm war ja nichts passiert. Doch Dumbledore ließ nicht mit sich reden. Schweigend folgten ihm die drei. Hermine schwankte ein wenig. Draco und Harry tauschten einen Blick und griffen ihr gleichzeitig unter die Arme, um sie zu stützen. „Au!" entfuhr ihr ein leiser Aufschrei, als Harry ihren verletzten Arm berührte. Der Schmerzlinderungszauber schien nachzulassen. Harry ließ erschrocken wieder los, und Hermine stützte sich mit jedem Schritt schwerer auf Draco, der selbst vor Erschöpfung nicht mehr sehr sicher auf den Beinen war. Endlich erreichten sie schwer atmend die Krankenstation und ließen sich von Madam Pomfrey in die Betten verfrachten. Anscheinend war der DA tatsächlich nicht viel passiert, die Krankenstation war bis auf die drei leer. Madam Pomfrey hatte gerade ihre Heiltränke weggeräumt, bei den anderen schien ambulante Versorgung ausgereicht zu haben.

„Mr Potter, Miss Granger? Ich möchte nicht, dass Sie Mr Malfoy heute nacht noch mit Fragen löchern. Sie brauchen alle drei Erholung, Sie sind sehr erschöpft." ordnete Dumbledore streng an. „Ich kann verstehen, dass Sie neugierig und wahrscheinlich auch misstrauisch sind, aber das hat alles Zeit bis morgen. Bitte ruhen Sie sich alle aus. Ich werde Poppy um einen Schlaftrank für Sie bitten."

Madam Pomfrey versorgte Hermines verletzte Schulter, Draco und Harry bekamen einen Stärkungstrank verabreicht, dann mussten die drei sich hinlegen. Dumbledore höchstpersönlich überwachte, dass sie ihren Schlaftrank einnahmen. Dann zog er leise die Vorhänge vor die drei Betten und ließ sie allein.