Das war mit Abstand das Lächerlichste was Dumbledore jemals in den Sinn gekommen war. Aufgrund neuer Auflagen in den Schulrecht war jeder Lehrer gezwungen ein Gutachten über sich erstellen zu lassen. Ein psychiatrisches Gutachten, wohlgemerkt. Eigentlich hatte er dieser Verordnung keinerlei Beachtung geschenkt, da er dachte niemand würde es wagen ihn dazu zu zwingen zu einem Psychiater zu gehen. Er hatte sich geirrt.

Dumbledore hatte ihn heute Morgen zu sich beordert und ihm beinahe Kommentarlos seinen Termin überreicht, der bereits heute Nachmittag war. Auf dem schlichten Zettel stand lediglich eine Adresse vor der er sich im Augenblick befand. Hätte ihm Dumbledore nicht mit dem Rauswurf gedroht, dann wäre er bestimmt nicht hier. Seufzend fügte er sich in sein Schicksal und betrat das Gebäude. Am Ende des dunklen Flures entdeckte er eine offene Tür.

Ein weicher Teppich verschluckte seine Schritte, als er sich darauf zu bewegte. An den Wände zu beiden Seiten hingen einfach Kunstdrucke mit ländlichen Motiven. Muggelbilder. Sie waren starr und nichts regte sich darauf. Er kannte solche Bilder aus seiner Kindheit. Im Haus seiner Eltern hingen auch solche Bilder. Natürlich waren diese tausendmal hässlicher und schäbiger gewesen. Hastig verdrängte er diese Erinnerungen und ging entschlossen weiter.

Kurz klopfte er und trat dann ein. Eine Frau stand ihm den Rücken zugewandt über den Schreibtisch gebeugt und bot ihm so einen herrlichen Anblick auf ihr wohlgeformtes Hinterteil das in einem engen knielangen Rock steckte. Sein Blick glitt nach unten. Ausgiebig musterte er ihre bestrumpften Beine. Schwarze Strümpfe mit einer Naht und schwarze Pumps. Er würde gerne behaupten, dass ihn dieser Anblick kalt ließ, aber das wäre selbst vor ihm eine dreiste Lüge gewesen. Diese Frau besaß scheinbar Feuer und Sexappeal – eine gefährliche und zugleich interessante Mischung.

„Nehmen Sie bitte Platz, Mr. Snape. Ich bin gleich ganz für Sie da!", hörte er gedämpft ihre Stimme.

„Professor Snape!", korrigierte er sie gelassen.

„So viel Zeit muss sein!", fügte er arrogant noch an und nahm auf dem hochlehnigen Stuhl neben dem Schreibtisch Platz.

Interessiert sah er sich in dem kleinen Raum um. Außer dem Schreibtisch und einem weiteren Stuhl gab es hier noch eine Unmenge an Büchern. Mehr Bücher als er selbst besaß. Neugierig betrachtete er einige der Buchtitel. Neben den bedeutendsten Werken aus der Zauberwelt, gab es fast genauso viele aus der Muggelwelt.

Egal wer sie war, sie wurde von Minute zu Minute immer interessanter, schoss es ihm in dem Moment durch den Kopf, als sie sich zu ihm umdrehte. Und zum ersten Mal in seinem Leben war er froh zu sitzen.

„Miss Granger!", stieß er überrascht aus.

„Dr. Granger!", korrigierte sie ihn sanft, lächelte ihn milde an und nahm ihm gegenüber auf dem zweiten Stuhl Platz.

„Soviel Zeit muss sein.", wiederholte sie seinen Satz von vorhin.

Für ihn war das sein Stichwort sich zu erheben. Auf keinen Fall würde er mit einer ehemaligen Schülerin und schon gar nicht mit dieser hier, egal worüber auch immer reden. Sie war in seiner Klasse eine Besserwisserin der schlimmsten Sorte gewesen.

„Dr. Granger", kam es jede Silbe dabei betonend gepresst über seine Lippen.

„Ich kann nur annehmen, dass ich aufgrund des zugegeben manchmal seltsamen Humors von Professor Dumbledore hier gelandet bin. Daher werden Sie sicher verstehen, wenn ich nicht eine Sekunde länger zu bleiben gedenke!"

Damit war Dumbledore eindeutig zu weit gegangen und das würde er ihm auch sofort mitteilen. Entschlossen wandte er sich der Tür zu und riss diese auf.

„Professor Snape!", rief sie hinter ihm her.

„Einen Moment noch, bitte!"

Sie hatte mit dieser Reaktion gerechnet und auch ihre Bedenken gegenüber dem Ministerium geäußert. Niemals würde Professor Snape sich ihr in irgendeiner Form anvertrauen. Deshalb hatte sie auch einen anderen Psychiater vorgeschlagen. Ihr Vorschlag wurde, mit der Begründung ihre Ausbildung sowohl in der Magischenwelt, wie auch Muggelwelt, mache sie zu der besten Wahl für eine objektive Berurteilung, abgelehnt. Nun sah sie sich konfrontiert mit einem äußerst wütenden Snape. Das hier würde bestimmt kein leichtes Unterfangen werden.

„Das Ministerium möchte eine genaue Beurteilung Ihrer psychischen Verfassung von mir. Es liegt nun an Ihnen wie diese ausfallen soll!"

Es lag ihr nicht irgendjemanden zu drohen, aber Severus Snape zwang sie zu solchen Mitteln. Ihr war klar, nur wegen einer bloßen Bitte, würde er niemals bleiben. Um keinen Preis der Welt. Sie konnte es beinahe vor sich sehen, wie er durch die Nase die Luft in seine Lungen sog. Dafür würde er sie bestimmt für immer hassen und für den Rest ihres Lebens verfluchen. Mehr als widerwillig kehrte er zu seinem Stuhl zurück und nahm starr darauf Platz.

„Dann lassen Sie uns das hier so schnell wie möglich hinter uns bringen!", brachte er knurrend über die Lippen, doch in seinen Augen stand noch viel mehr.

Er hatte nicht vor sie mit dieser Drohung davon kommen zu lassen. Jetzt mochte vielleicht sie am Zuge sein, aber das konnte sich auch wieder schnell ändern. Spätestens dann, wenn er sein positives Gutachten, das ihn dazu berechtigte weiterhin ungehindert zu unterrichten, in der Tasche hatte. Dann würde er sich noch einmal mit Dr. Granger befassen. Ausführlich befassen.

Nur mit Mühe konnte sie ein ängstliches Schlucken unterdrücken. Sie hatte ihn zehn Jahre lang nicht mehr gesehen. So lange war sie nun bereits von Hogwarts fort und doch … gewisse Dinge ändern sich wohl nie und zu diesen Dingen gehörte eindeutig auch er. Wie schon damals als Schülerin, schaffte er es beinahe mühelos ihr Angst zu machen. Energisch zwang sie sich dieses Gefühl zu unterdrücken. Sie hatte einen Doktortitel als Psychiaterin und im Zuge ihres Studiums hatte sie gelernt mit ihren Ängsten umzugehen. Auch mit den Dummen.

Vor einem Mann wie Severus Snape Angst zu haben war eindeutig dumm, oder? Er war einst ein Todesser und der engste Vertraute von Voldemort gewesen. Wer weiß welche Abgründe dieser Mann kannte? Oder zu was er fähig war und wie viel sie davon wissen wollte? Tief holte sie Luft. Sie musste damit aufhören darüber nachzudenken, denn sonst würde man, er, sie für nicht sonderlich professionell halten.

„Nun dann lassen Sie uns beginnen!", schlug sie vor und griff nach ihrem Notizbuch und einen Stift. Ein verächtlicher Laut aus seinem Munde war seine Antwort darauf. Herimone holte tief Luft und zwang sich ruhig zu bleiben.

„Lass dich von ihm nicht aus der Ruhe bringen!", redete sie sich selbst energisch zu.

„Gut! Umso schneller sind wir fertig! Stellen Sie Ihre Fragen, aber erwarten Sie nicht, dass Ihnen meine Antworten gefallen!" Er war ein Zyniker durch und durch und einmal mehr brach dieser aus ihm heraus. Das hier würde ganz bestimmt nicht leicht werden, denn er tat alles dafür, dass es das nicht wurde.

„Zuerst werde ich Ihnen ein paar persönliche Fragen stellen …", weiter kam sie nicht. Scharf wurde sie von Snape unterbrochen.

„Welche Fragen?", verlangte er streng zu wissen.

„Allgemeine Fragen, sowie Ihr Name, der Name Ihrer Eltern, Ihr Geburtsdatum …", zählte sie auf und wurde prompt wieder von ihm unterbrochen.

„Mein Geburtsdatum geht Sie nichts an!", sagte er grob. „Und den Rest kennen Sie bereits, darauf brauchen Sie meine Antworten nicht!"

Hastig senkte Hermione ihren Kopf um ein Grinsen zu verbergen. Bisher dachte sie nur Frauen hätten Schwierigkeiten mit ihrem Alter, aber da hatte sie sich wohl geirrt und nicht nur damit. Sie war auch immer der Meinung Professor Snape besaß keinerlei Schwächen und irgendwie, fand sie, machte ihn das in diesem Augenblick in ihren Augen menschlicher. Irgendwie ließ ihn das in einem vollkommen anderem Licht erscheinen.

„Ich nehme mal an Sie sind so zwischen Mitte – Ende vierzig, also ungefähr so alt wie Lily und James Potter gewesen wären, da Sie ja zur gleichen Zeit wie die Beiden die Schule besucht haben!"

Diese Bemerkung saß, wie sie unschwer erkennen konnte. Er hatte bei ihren Worten so fest die Lippen aufeinander gepresst, sodass nur noch eine dünne weiße Linie sichtbar war. Sie hatte offensichtlich einen Nerv getroffen.

„Sie wirken etwas angespannt, daher schlage ich vor mit etwas Leichtem zu beginnen!" Hermione fühlte sich wieder auf vertrautem Terrain.

Hier war ihr Büro und nicht das Seinige. Die Zeiten, in den er es so mühelos schaffte sie einzuschüchtern war unwiederbringlich vorbei. Oder? Ein weiterer Todesblick war alles was sie als Antwort von ihm erhielt. Der einzige Grund warum er noch nicht fluchtartig den Raum verlassen hatte, war bestimmt der, dass er bei einem vernichtenden Gutachten von ihr die Gefahr bestand, dass er seine Anstellung verlor und dazu noch seinen geliebten Kerker.

Ob ihre Bluse aus Seide war? Bei jeder noch so kleinen Bewegung schien der Stoff sich flüsternd in Bewegung zu setzten. Fasziniert ertappte er sich dabei wie er sie konzentriert anstarrte um sich keiner dieser winzig kleinen Stoffwellen entgehen zu lassen. Die Farbe war nicht weiß, auch kein beige, eher cremeweiß mit einem Hauch von Gold. Diese Farbe würde jede andere Frau blass erscheinen lassen, aber sie nicht. Sie verstärkte nur noch ihre Ausstrahlung.

Aus der langweiligen, spröden Grangergöre war eine, wie er sich widerwillig eingestehen musste, eine erwachsene Frau geworden. Sie bestach nicht durch außergewöhnliche Schönheit, nicht das sie hässlich gewesen wäre, aber auch nicht übertrieben hübsch. Sie war gerade so, dass man sie natürlich schön nennen konnte. Das einzig störende, das er an ihr entdecken konnte, war der strenge Knoten zu dem sie ihr Haar hochgesteckt hatte.

Es ließ sie älter und härter wirken. Ein Widerspruch in sich, denn alles andere an ihr war weich und weiblich. Vollkommen in seine Betrachtungen versunken, entgingen ihm ihre nächsten Worte. Starr blickte er sie finster an. Sie würde es bestimmt nicht wagen eine Antwort von ihm einzufordern. Schon alleine ihre Bemerkung zuvor – das sie es wagte und Lily ins Spiel brachte, dass würde er sie beizeiten büßen lassen. Doch zuvor würde er so tun, als würde er sich fügen und ihr Antworten geben.

Welche, das entschied er. Ein verschlagenes Grinsen wollte sich auf seinen Lippen legen. Hastig unterdrückte er es. Sie sollte es nicht sehen. Erneut betrachtete er sie von Kopf bis Fuß. Vermutlich hatte sie ihre Kleidung unter dem Aspekt ausgewählt kühl und geschäftig zu wirken, aber in seinen Augen war ihr Bemühen fehlgeschlagen. Die bis oben zugeknöpfte Bluse ließ ihn nur daran denken, was sie darunter vor ihm verbarg.

„Wie lange unterrichten Sie schon in Hogwarts?"

Diese Frage riss ihn aus seinen Betrachtungen. Wie lange eigentlich? Er hatte nie die Jahre gezählt. Plötzlich fühlte er wie sich eine eiserne Klammer um sein Herz legte. Mit Lilys Tod hatte es begonnen. Damals war er zu Dumbledore gegangen und hatte um seine Hilfe gefleht. Er wollte Lily retten, doch es war zu spät gewesen. Der dunkle Lord … glühender Hass stieg in ihm empor, wie immer wenn er an ihn dachte, war ihm zuvor gekommen und hatte die Tat schon vollbracht. In jener Nacht glaubte er alles verloren zu haben. Einzig sein Wort Dumbledore gegenüber hielt ihn, gezwungenermaßen, am Leben.

„Ist das wichtig?", verlangte er tonlos zu wissen. Er sah wie sie bereits eine Zahl eintrug. Sie schien es zu wissen. Dr. Granger kannte schon zu viele seiner Geheimnisse und er würde nicht dazu beitragen, dass es noch mehr wurden.

„Was empfinden Sie, wenn Sie im Klassenzimmer stehen?"

Das war wohl mit Abstand die dümmste Frage, die irgendjemand ihm jemals gestellt hatte. Was er empfand tat hier nichts zur Sache und ging auch niemanden etwas an, aber das konnte er ihr schwer auf die Nase binden. Genauso wenig, dass er jedes Mal, wenn er das Klassenzimmer betrat, darauf hoffte, diesem genauso schnell wieder entfliehen zu können. Die einzigen Freuden am Unterrichten die er kannte, waren, wenn er sich wieder einmal bestätigt sah, dass er lediglich seine Zeit vergeudete. Die meisten Kinder waren einfach unfähig den tieferen Sinn eines perfekt gebrauten Trankes zu begreifen, noch konnten sie den gewonnen Nutzen daraus ziehen.

Gift war schon immer eine perfekte Waffe gewesen, aber sie forderte den Verstand eines klugen Geistes und nicht den eines stumpfsinnigen, dummen Kindes. Wann würden das endlich alle begreifen? Lautlos seufzte er. Er würde das vermutlich nicht mehr erleben.

„Haben Sie Freude an ihrem Beruf?"

Diese Frage traf ihn unvorbereitet. Noch nie hatte ihm jemand diese gestellt. Er hatte auch noch nie darüber nachgedacht.

„Könnten Sie sich vorstellen etwas anderes zu tun?"

Bisher hatte er keine ihrer Fragen beantwortet und doch zwangen sie ihn dazu ausführlich darüber nach zu denken. Ob sie das wusste?

„Haben Sie sich jemals darüber Gedanken gemacht, warum Sie diesen Beruf nach all den Jahren noch immer ausüben?"

Diese Frage war leicht zu beantworten für ihn. Er hatte nichts anders gelernt. Außer natürlich ein Spion zu sein. Aber in Zeiten des Friedens wurden diese Dienste nicht gebraucht.

„Ich liebe meinen Beruf. Kinder zu unterrichten ist eine wahre Inspiration. Jedes Mal bin ich aufs Neue erstaunt was sich in ihren Köpfen so abspielt!", antwortete er höhnisch, ehe er es noch verhindern konnte.

Fragend hob Hermione eine Augenbraue. Diese Geste könnte von ihm stammen, denn auch er behalf sich damit, wenn … Moment mal, diese Geste war von ihm. Gerade wollte er sie darauf hinweisen, doch sie war schneller.

„Wenn Sie die Sache nicht ernst nehmen können, werde ich diese Sitzung abbrechen und ihre Akte an Dumbledore zurückschicken!"

Nun war er es, der eine Augenbraue hochzog. Überrascht und erbost betrachtete er sie.

„Das ist nun das zweite Mal, dass Sie mir drohen!", warnte er sie leise.

Herimone zählte innerlich bis Zehn um ihr wild schlagendes Herz zur Ruhe zu bringen. Was hatte sie erwartet? Das hier war Severus Snape. Sein ganzes Leben lang war er ein Buch mit sieben Siegeln gewesen. Er würde es ihr niemals leicht machen und plötzlich wurde ihr bewusst, dass ihr das Spaß machte. Endlich jemand mit einem wachen Geist. Bisher hatte sie eine einzige Antwort erhalten und diese triefte vor Hohn.

„Dann hören Sie damit auf sich wie ein bockiges Kind zu gebären!", forderte sie streng. Abwehrend verschränkte er die Arme vor der Brust, dabei blickte er sie kalt an. Offensichtlich war es ihr gelungen ihn noch weiter gegen sich aufzubringen.

„Stellen Sie ihre Fragen!", sagte er mit Grabesstimme.

Sie hatte einen kleinen Erfolg erzielt, aber wirklich glücklich sollte sie darüber nicht werden, dafür würde er schon sorgen, da war sie sich ganz sicher. Erneut beschlich sie das Gefühl sich auf sehr gefährliches Terrain zu begeben. Entschlossen betrachtete sie ihren Fragebogen. Diese standardisierten Fragen würden ihr bei ihm nicht helfen. Also riss sie das Blatt einfach heraus, knüllte es zusammen und warf es fort. Vor ihr lag nun ein vollkommen leeres Blatt. Sie sah hoch zu ihm und blickte ihm fest in die Augen.

„Erzählen Sie mir woran Sie gerade denken!", forderte sie ihn auf und erntete dafür einen sonderbaren Blick von ihm.

„Ich denke nicht, dass sie die Antwort darauf hören wollen!"

Akribisch schrieb sie sich seine Worte auf, bevor sie etwas dazu sagte.

„Das zu entscheiden können Sie ruhig mir überlassen!"

Er brachte ihr Herz zum schneller schlagen, ob er das wusste? Denn bei seinen Worten dachte sie kurz er wollte über sie reden und irgendwie wusste sie nicht ob sie das stören oder freuen sollte. Unmerklich schüttelte sie ihren Kopf und versuchte konzentriert vorzufahren.

„Dr. Granger sind Sie verheiratet?"

Hermione öffnete den Mund um ihm zu sagen, dass ihn das nichts anginge, aber ein Blick in seine Augen hielt sie davor zurück und zwang sie beinahe ihm zu antworten.

„Nein", erwiderte sie knapp.

„Warum nicht?" Warum fragte er? Was bezweckte er damit?

„Ich bin es … der – die die Fragen stellt!" Sie musste das Gespräch wieder an sich bringen und es nicht ihm überlassen. Sie sollte es sein, die Fragen stellt und er sollte der sein, der sie beantworten sollte und nicht umgekehrt.

„Sie reden Unfug!", kam es schlicht von ihm. Gespannt faltete sie ihre Hände vor sich auf dem Blatt.

„Unfug? Wie sehen Sie sich selbst?", versuchte sie erneut etwas aus ihm herauszulocken. Seine Augenbrauen zogen sich finster zusammen und machten so deutlich was er von dieser Frage hielt.

„Wie sollten diese Fragen dazu beitragen meine Kompetenzen als Lehrer zu bestätigen?", verlangte er, statt einer Antwort, von ihr zu wissen.

„Wie wir uns sehen und was wir tun macht uns zu dem wie wir sind!", stellte sie gelassen klar.

„Was ist das? Taschenpsychologie?", kam es abschätzig von ihm. Sie versuchte ihn aus der Reserve zu locken, aber das würde er nicht zu lassen. Niemals. Langsam erhob sich Hermione und holte tief Luft.

„Es wird wohl das Beste sein die Sitzung abzubrechen … Ich werde Professor Dumbeldore bitten sich nach jemand anderen für Sie umzusehen!", schlug sie ihm vor und wandte sich von ihm ab.

Ärgerlich runzelte er bei ihren Worten die Stirn. Einen weiteren Seelenklempner würde er nicht ertragen. Außerdem hatte er auf das Donnerwetter das ihn bei Dumbledore erwarteten würde absolut keine Lust. Hatte nicht er ausdrücklich darauf bestanden das er hier her kam und wenn er unverrichteter Dinge wieder ging, würde er für sehr lange Zeit keine Ruhe mehr haben.

„Warten Sie!" Schwer kamen ihm diese Worte über die Lippen.

„Worauf? Das Sie erneut nichts unversucht lassen um keine meiner Fragen zu beantworten, oder höchstens mit einer Gegenfrage?", erwiderte sie schnippisch und drehte sich wieder zu ihm um.

Gerade diesen Moment hatte er gewählt und sich erhoben. Dicht stand er vor ihr. Sie musste den Kopf in den Nacken legen um ihm ins Gesicht blicken zu können. Dadurch verlor sie kurz ihr Gleichgewicht und automatisch hielt er sie, um sie zu stützen, an den Armen fest. Hermione war sich seiner hohen, dunklen Gestalt immer bewusst gewesen, doch zum ersten Mal nahm sie den Mann in ihm wahr.

Er war nicht der Traum einer Frau. An ihm war, weiß Gott nichts, das eine Frau dazu animierte sich Schutz suchend an ihn zu schmiegen. Obwohl er hatte ihr einmal das Leben gerettet. Plötzlich hob er die Hände und legte sie um ihr Gesicht und wie als wäre es das natürlichste auf der Welt, presste er seine Lippen auf die ihrigen und küsste sie.