Wer steht hier auf wen?

Summary:

Bella ist mit ihrem Leben zufrieden. Sie ist nicht mehr so schüchtern wie früher, liebt ihren Job und ihre kleine Wohnung und hat ihre verrückte beste Freundin Alice, die sie sofort ins Herz geschlossen hat. Doch als die ihr ihren Bruder Edward vorstellt, ist Bella hin und weg. Doch leider scheint dieser Traummann nicht sonderlich interessiert, oder?

Aber wer steht hier eigentlich auf wen?!

Die Story ist nicht ganz jungenfrei, also seid vorgewarnt. =D

Sorry für die schlechte summary, aber so was kann ich einfach nicht. Würde mich freuen, wenn ihr der ff eine Chance gebt.

Wenn Interesse besteht, werde ich weiter Kapitel posten, wenn nicht… dann eben nicht! =D

ALLE CHARAKTERE GEHÖREN STEPHENIE MEYER


Mein Leben

„Entschuldigen Sie?", fragte eine weibliche Stimme neben mir.

Ich blickte von meinen Bestelllisten auf und lächelte sie freundlich an. Sie sah ebenfalls freundlich aus und war ziemlich edel gekleidet.

„Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte ich professionell.

„Ich suche ein Buch für meine Nichte zum Geburtstag und ich hatte gehofft, Sie könnten mir da weiterhelfen", erklärte sie.

„Natürlich. Was für ein Buch suchen Sie denn?", fragte ich und ging um meinen Tresen herum, um die Kundin begleiten zu können.

„Ehrlich gesagt, weiß ich das noch gar nicht. Ich dachte mir nur, dass ein Buch sicher ein gutes Geschenk sein würde", gab die blonde Dame mittleren Alters zu.

„Oh, das ist kein Problem. Wir finden schon das richtige Buch für Ihre Nichte", bestätigte ich ihr. Ich fragte sie nach Dingen wie dem Alter ihrer Nichte, was sie gern hatte, ob sie viel las oder eher selten…

Am Ende kaufte diese Kundin zehn Bücher. Drei für ihre Nichte und die restlichen sieben für sich selbst. Und mein Umsatz an diesem Tag war beträchtlich gestiegen. Es hatte nicht einmal viel Verkaufsgeschick benötigt dieser Dame so viele Bücher zu verkaufen. Das war sonst häufig der Fall. Aber diese Kundin war begeisterte Leserin und hatte sich von mir nur noch in die richtige Richtung schieben lassen. Zufrieden machte ich mich wieder an meine Bestelllisten.

„Hey, Bella. Herzlichen Glückwunsch!", hörte ich meine Kollegin und Freundin Angela dicht neben mir sagen. Verwirrt blickte ich zu ihr auf. Heute trug sie ihre langen dunklen Haare zu einem Pferdeschwanz und sie sah ungewohnt aus, aber so hübsch wie immer. Ihre Augen waren groß und ausdrucksstark. Angela war wirklich sehr hübsch, aber ihre sonst immer präsente Brille fehlte.

„Wovon redest du? Und wo ist überhaupt deine Brille?", fragte ich deshalb nach.

„Erstens, die Brille habe ich heute zu Hause vergessen. Zweitens, hast du gerade zehn Bücher auf einmal verkauft. Das ist nicht gerade wenig", zwinkerte sie mir zu. Ich machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Ang, sie hätte auch ohne mein Zutun so viele Bücher gekauft."

„Du bist wirklich viel zu bescheiden manchmal. Du bist schließlich die beste Verkäuferin hier", lachte sie. Ich verzog das Gesicht. Alle lobten mich andauernd wegen meinem ‚großartigen Verkaufsgeschick', aber eigentlich tat ich gar nicht viel. Vermutlich hatte ich nur das Glück immer die Kunden zu bekommen, die ohnehin einen riesigen Bücherbedarf hatten.

„Und was hast du am Wochenende noch so geplant?", wollte ich ausweichend wissen. Ich hatte wirklich keine Lust weiter auf das Thema einzugehen.

„Na gut. Dann also ein Themenwechsel", sagte Angela verstehend. „Ich gehe heute Abend mit Ben ins Kino und morgen muss ich meinem Bruder beim Umzug helfen."

„Wie läuft es denn zwischen dir und Ben? Ihr seid ja jetzt schon seit Ewigkeiten ein Paar", stellte ich freudig fest. Die Zwei passten einfach perfekt zusammen. Sie waren beide eher schüchtern, aber zusammen waren sie einfach bezaubernd.

Ihre Augen begannen zu Leuchten. „Es läuft einfach toll. Er ist der tollste Kerl, den ich kenne. Und das kann ich auch nach eineinhalb Jahren Beziehung noch sagen. Also ist das schon mal nicht zu verachten", zwinkerte sie mir zu. Ich konnte es ihr nachvollziehen. Ben war ein toller Kerl. Er war nett, hilfsbereit und passte einfach zu meiner ruhigen Freundin.

„Das ist toll, Ang. Ihr seid wirklich das absolute Traumpaar. Ihr haltet meine Hoffnungen aufrecht, dass es so etwas wie wahre Liebe wirklich gibt", sagte ich nur halb ernst. Doch wir beide wussten, dass es der Wahrheit entsprach. Wir unterhielten uns und dann sprach uns ein Kunde an, der Hilfe benötigte. Ich überließ ihn ihr gerne. Ich wollte heute noch meine Bestellung dem Lieferanten zufaxen. Also arbeitete ich schnell weiter, um dieses Ziel auch zu erreichen.

Als ich hier am Faxgerät stand und darauf wartete, dass das Fax gesendet wurde, blickte ich auf die Uhr. Es war kurz vor halb Drei. Das hieß, dass ich in fünf Minuten Feierabend haben würde. Gott sei Dank hatte ich es noch geschafft. Nun konnte das Wochenende kommen. Nicht, dass ich etwas vorhatte. Aber so konnte ich mich auf mein Sofa legen und in Ruhe eines der neuen Bücher lesen, die ich mir ausgesucht hatte. Manchmal hatte ich das Gefühl hier mehr Geld auszugeben als ich verdiente. Das hieß, ich war mir sogar ziemlich sicher, dass es so war, aber ich konnte mich nicht angemessen deswegen ärgern. Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. Ich sollte da wirklich kürzer treten, auch weil mein großes Bücherregal schon aus allen Nähten platzte.

Da ich nun fertig war, verabschiedete ich mich noch von Angela, wünschte ihr viel Spaß mit Ben und verließ den Bücherladen. Mein Auto hatte ich auf einem Parkplatz ganz hier in der Nähe abgestellt, musste aber dennoch ein kurzes Stück laufen. Der Weg führte mich vorbei an der kleinen Boutique, die meiner besten Freundin gehörte. Sie lag direkt neben dem Büchergeschäft, in dem ich arbeitete. So hatten wir uns auch kennen gelernt. Ich musste immer lächeln, wenn ich daran zurückdachte…

Eines schönen Morgens war ich in meiner Hast zu schnell gelaufen. Ich war schon sehr spät dran und wollte nicht unbedingt zu spät zur Arbeit kommen. Aber, da ich ein ‚großartiges' Talent darin hatte über meine eigenen Beine zu stolpern, war ich gefallen und ihr direkt vor die Füße gerutscht.

Ist alles okay bei dir?", hatte sie gefragte und mir aufgeholfen. Ich war leicht errötete, als ich mir den Straßendreck von der Kleidung geklopft hatte. Mittlerweile errötete ich nicht mehr so häufig wie in meiner Jugend. Das war auch gut so. Bei Allem, was mir ständig passierte, würde ich sonst mit einem dauerhaft roten Kopf umherlaufen.

Ja, alles Bestens. Danke", hatte ich schnell erwidert und schon weitergehen wollen, als sie mich am Arm festgehalten hatte.

So kannst du doch nicht herumlaufen", hatte sie erschrocken gesagt. Damals konnte ich beim besten Willen nicht versehen, worauf sie hinauswollte. Doch dann war ich ihrem Blick gefolgt und hatte verstanden. In meiner Hose und auch in meinem Pullover waren einige Löcher vom Sturz gewesen.

Ach, das ist nicht so schlimm. Ich habe ohnehin keine Sachen zum Wechseln dabei", hatte ich achselzuckend erwidert.

Nein, nein, nein! Du kommst mit in meinen Laden. Da suche ich dir was Passendes heraus", hatte sie entschieden und als sie mich mit sich gezogen und wild auf mich einredete hatte, musste ich erkennen, dass sie die Besitzerin der kleinen Designer-Boutique war, die ich schon immer irgendwie bewundert hatte. Ich hatte zwar keine Ahnung von Mode gehabt, aber ich wusste, dass diese Kleidung sehr schön war.

Als wir vor der Boutique gestanden und sie aufgeschlossen hatte, hatte sie mich hineingeführt und mir schnell eine weiße Röhrenjeans und ein schwarzes Shirt mit einem wunderschönen Blumenmuster und einem U-Boot-Ausschnitt gereicht und mir gezeigt, wo ich mich umziehen konnte.

Als ich die Umkleide in meinen geliehenen Sachen verlassen hatte, hatte sie gestrahlt.

Meine Sachen stehen dir wirklich gut. Du solltest bei Gelegenheit noch mal hereinkommen und ein paar andere Kleidungsstücke anprobieren. Wie heißt du eigentlich?", war es aus ihr herausgesprudelt. Vollkommen überfordert hatte ich dagestanden.

Ehm…ich heiße Bella. Und ich komme auf jeden Fall wieder her, schließlich muss ich dir die Sachen noch zurück bringen", hatte ich mich vorgestellt und sie daran erinnert, dass sie mir gerade etwas zum Anziehen geliehen hatte.

Ich heiße Alice und die Sachen sind nicht geliehen sondern geschenkt", hatte sie mich lächelnd korrigiert. Als ich hatte protestieren wollen, hatte sie mich unterbrochen.

Bella, die Sachen stehen dir einfach unglaublich gut und außerdem kommt es ja nicht jeden Tag vor, dass sich mir jemand vor die Füße wirft", hatte sie gesagt und dann ein glockenartiges Lachen hören lassen. Da musste ich dann auch lachen…

Seit diesem Tag waren wir die besten Freundinnen. Manchmal war es für mich einfach unglaublich, dass das alles erst zwei Monate her war.

Als ich nun an dem Schaufenster zu ‚Alice' DeCign' vorbei ging und hineinsah, erblickte ich Alice. Sie sah mich ebenfalls, denn sie hob ihre Hand und winkte mich zu sich herein. Lächelnd öffnete ich die Tür und betrat das Geschäft.

„Hey, Bella", begrüßte mich Alice stürmisch mit einem Kuss auf die Wange noch bevor ich überhaupt etwas sagen konnte.

„Hallo Alice", erwiderte ich und blickte mich um. Auf ihrem Schreibtisch lagen wieder unzählige neue Entwürfe. „Bist du wieder in der kreativen Phase?"

„Ja, wie immer", lachte sie.

Erst ein paar Tage nach unserem Kennenlernen, hatte ich erfahren, dass es nicht irgendwelche Designer-Stücke waren, die sie verkaufte, sondern ihre Eigenen.

„Aber ist momentan auch unwichtig. Ich habe heute so viel wie schon lange nicht mehr verkauft. Das muss gefeiert werden. Und deshalb lade ich dich auf ein Kleid ein", sagte sie freudestrahlend. Tja, andere Leute gaben einem einen Kaffee oder etwas Derartiges aus und Alice lud einen auf ein Designer-Kleid ein. Ich verdrehte die Augen.

„Alice, wenn du immer, wenn du etwas verkauft hast, irgendjemanden ein Kleid schenkst, wird der Laden nie etwas abwerfen", bremste ich sie.

Auch sie verdrehte die Augen. „Erstens, wirft der Laden einiges ab, denn meine Designs sind gerade sehr gefragt, dafür, dass ich eine unbekannte Designerin bin. Zweitens, habe ich heute Kleidung im Wert von vierzehntausend Dollar verkauf. Und Drittens, wirst du das Kleid brauchen, denn du musst heute Abend mit mir und meinen Freunden feiern gehen", zählte sie ihre Argumente auf. Geschockt starrte ich sie an.

„Vierzehntausend? Ernsthaft?", fragte ich nach, weil ich glaubte mich verhört zu haben.

„Ja, allerdings. Eine Eins, eine Vier und drei Nullen!", sagte sie zufrieden grinsend, weil sie mich sprachlos gemacht hatte.

„Wow, das ist unglaublich. Und das Alles an einem Tag… aber warte mal. Was meinst du mit ‚feien gehen'?"

„Was versteht man schon unter ‚feiern gehen'?! Wir gehen tanzen in einem Club, trinken etwas… So was eben!", erklärte sie mir, als wäre ich geistig vollkommen verwirrt.

„Nein! Das geht nicht. Ich kann nicht ausgehen", wehrte ich ab.

„Wieso nicht? Hast du schon was vor?", fragte sie neugierig.

„Nein, aber…" Mist! Mir fiel einfach keine Ausrede ein. Ich hasste es zu tanzen. Das lag vermutlich an meinen zwei linken Füßen.

„Gut, dann suchen wir dir jetzt ein Kleid aus, dann fährst du nach Hause, machst dich fertig und stehst um zehn Uhr mit einem Taxi bei mir vor der Tür", entschied sie und lief schon zu einem Ständer mit ihren Kreationen. Zielsicher griff sie nach drei Kleidern, reichte sie mir und schob mich ungeduldig zu den Umkleiden.

„Die werden dir alle gut stehen. Wir müssen nur das schönste heraussuchen", war das letzte, was ich sie sagen hörte, bevor ich damit begann mich zu entkleiden. Es war ohnehin zwecklos mit Alice zu diskutieren. Am Ende tat ich sowieso wieder was sie wollte.

Nun hatte ich das erste Kleid an. Es war wunderschön, wie alles, was Alice entwarf! Es war schwarz, aus Seide, reichte mir fast bis zu den Knien, hatte Neckholder-Träger und war sehr schlicht. Ich liebte es und zog selbstbewusst den Vorhang zu Seite. Doch als ich mich Alice präsentierte, verzog sie das Gesicht.

„Es ist zwar sehr schön und steht dir, aber wir gehen tanzen. Das ist zu deprimierend", sagte sie und schickte mich zurück in die Umkleide.

Das nächste Kleid war ein lila Mini- Bandeau- Kleid und mir persönlich viel zu kurz. Es war schön, aber ich wollte mich auch setzen können, ohne anderen Menschen meinen Hintern zu zeigen. Alice hingegen gefiel das Kleid sehr.

„Alice, das werde ich nicht tragen. Das schreit ja geradezu los-nimm-mich", sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Also gut. Dann probier das Nächste an", sagte Alice einlenkend.

Erleichtert seufzend tat ich wie mir geheißen. Dieses Kleid lag längentechnisch zwischen Kleid eins und zwei. Es bedeckte den größten Teil meiner Oberschenkel, endete aber ein ganzes Stück oberhalb meiner Knie. Außerdem hatte es eine leuchtendrote Farbe und einen Taillengürtel mit einer großen Schleife. Mir war es eigentlich viel zu auffällig, aber wieder meinte Alice, dass es sehr gut aussehen würde.

„Also, Bella. Du musst dich schon entscheiden. Entweder das Rote oder das Lilafarbene", stellte sie mich vor die Entscheidung. Der Vergleich mit Pest und Cholera ging mir durch den Kopf. Was hätte ich lieber? Die Pest? Cholera? Hmm… schwere Entscheidung!

„Ich nehme das rote Kleid", gab ich nach. Es war zwar zu auffällig, aber ich konnte mich immerhin hinsetzen. Und falls ich erröten sollte wegen irgendetwas, passte mein Kleid zu meiner Gesichtsfarbe. Das klang doch ziemlich perfekt.

„Super. Das ist auch wirklich toll! Und jetzt zieh dich um und verschwinde. Du hast noch viel zu tun bis heute Abend. Das kann man ja alles gar nicht mehr schaffen", drängte sie mich.

Ich verstand nicht ganz. Wieso sollte ich es nicht schaffen? Was glaubte sie, dass ich noch machen musste? Egal. Ich tat wie mir befohlen und machte mich auf den Weg nach Hause.

*#*

Ich stieg aus dem Taxi und wollte gerade die Tür zuschlagen, als mir etwas einfiel.

„Warten Sie hier. Ich bin in einer Minute zurück", wies ich den Fahrer an, der nur nickte.

Schnell lief ich zur Eingangstür und klingelte.

Nach kurzer Zeit hörte ich ein Knacken von der Gegensprechanlage.

„Hallo?", vernahm ich eine unbekannte männliche Stimme.

„Hier ist… Bella." Ich schaute auf den Klingelknopf. Unsicher, ob ich bei der richtigen Wohnung geklingelt hatte. Doch, ich war richtig. „Ich wollte Alice abholen."

„Okay, wir sind gleich unten." Das Rauschen verschwand, es knackte erneut und ich konnte nur warten. Wer das wohl war? Jasper – Alice' Freund - war es jedenfalls nicht. Ihn und seine Stimme kannte ich. Sie hatte ihn mir ziemlich schnell vorgestellt und oft machten wir auch zu Dritt etwas. Jasper war ein sehr netter Kerl.

Doch ich kam nicht weiter zum Nachdenken, denn die Tür öffnete sich und Alice trat auf mich zu. Ihre kurzen schwarzen Haare standen wie immer in alle Richtungen ab, ihr schmales, elfenhaftes Gesicht strahlte wunderschön und sie trug das lilafarbene Kleid, das ich verschmäht hatte. Grinsend hielt sie mir ein paar rote High-Heels entgegen, die perfekt zu meinem Kleid passten.

Skeptisch begutachtete ich die Schuhe. Das war doch wohl nicht ihr ernst. Ich konnte auf solchen hohen Absätzen nicht laufen.

„Alice, ich denke nicht…", begann ich doch sie unterbrach mich.

„Doch! Du wirst sie eh tragen. Also zieh sie besser gleich an und streite nicht mit mir", sagte sie noch immer grinsend.

Seufzend zog ich meine schwarzen und bequemen Ballerinas aus und stieg in die ‚Genick-Brecher-Schuhe'. Meine Ballerinas hob sie auf und stellte sie hinter einen Busch.

„Keine Sorge. Die werden später auch noch dort sein", sagte sie gewiss. Ich war mir da nicht so sicher.

Aber ich konnte nichts mehr erwidern, da dann ein Mann hinter uns erschien. Er war groß, hatte kupferfarbenes, verwuscheltes Haar und sah unglaublich gut aus. Und das war noch untertrieben. Sein Gesicht war makellos. Seine Gesichtszüge waren markant, seine Nase gerade, seine Lippen voll und seine grünen Augen unglaublich einnehmend.

„Bella, das ist mein Bruder Edward. Edward, das ist Bella", stellte sie uns vor. Erst als ich auf seine ausgestreckte Hand blickte und sein Gesichtsausdruck immer fragender wurde, begriff ich.

Ich begann wieder zu atmen, brachte meine weit aufgerissenen Augen wieder dazu sich leicht zu schließen und ergriff letztlich auch seine Hand.

„Hallo", hauchte ich heiser. Was war bloß mit meiner Stimme los?

„Hey", erwiderte er, ließ mich los und ging an mir vorbei. Alice kicherte belustigt. Ich warf ihr einen bösen Blick zu.

„Eine kleine Warnung wäre nett gewesen", zischte ich ihr leise zu, während wir zum Taxi gingen.

„Was kann ich denn dafür, dass du so auf meinen Bruder reagierst?", fragte sie neckend und streckte mir spielerisch die Zunge heraus. In mir stieg Mordlust auf. Typisch.

Wir stiegen alle ein und fuhren zu einem Club, den Alice ausgesucht hatte.

Die Fahrt über war es leise im Auto. Niemand sagte etwas. Dieses Schweigen war schrecklich. Ich war vollkommen verlegen. Seit wann reagierte ich denn so auf Männer? Klar, Edward war der bestaussehende Mann, den ich je gesehen hatte, aber dennoch. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass ich einen attraktiven Mann sah. Aber bei Alice' Bruder war das etwas anderes. Es wunderte mich, dass mir nicht meine Kinnlade am Boden gehangen hatte, als er aus der Tür getreten war. Mein Gott, war ich tief gesunken.

„Bella, kommst du?", riss mich Alice aus meiner Grübelei. Orientierungslos blickte ich mich um. Wir waren offensichtlich schon da und meine zwei Begleiter waren schon ausgestiegen. Alice kicherte.

„Sicher. I- ich war nur in… Gedanken", rechtfertigte ich meine geistige Abwesenheit. Alice schenkte mir einen wissenden Blick. Seufzend stieg ich aus.

Der Taxifahrer fuhr sofort davon, was bedeutete, dass ich offensichtlich auch verpasst hatte, wie die anderen bezahlt hatten. Ich konnte mich nur innerlich selbst ausschimpfen. Ich sollte eindeutig besser auf meine Umgebung achten. Das war immer sicherer.

Gemeinsam gingen wir hinein in den Club/ Bar. Was genau es war, konnte ich nicht sagen. Der große Hauptraum war stickig und dunkel. Man konnte kaum was erkennen. Ich hasste so etwas. Ich wünschte mir nichts mehr als zu Hause in meinem kleinen Wohnzimmer zu sitzen mit einen heißen Tee und einem guten Buch.

In dem Moment, in dem ich mich vollkommen meinem Unglück hingeben wollte, ergriff Alice meine Hand und riss mich mit sich zu einem kleinen Tisch mit zwei Stühlen und einer kleinen Bank. Sie ließ sich auf die Bank fallen und zog mich neben sich. Etwas unbeholfen fiel ich auf die Bank und blickte sie verärgert an. Es war schon schwer genug für mich in solchen Schuhen einigermaßen grazil auszusehen. Wenn ich ehrlich war, war es auch in normalen Schuhen für mich fast unmöglich grazil auszusehen. Da brauchte ich sie jetzt nicht auch noch, die mir das Leben schwer machte, indem sie mich aus dem Gleichgewicht brachte. Aber Alice grinste mich nur an und war sich keiner Schuld bewusst. Kopfschüttelnd wandet ich den Blick von ihr ab und ließ ihn stattdessen durch den Raum schweifen.

Edward war nicht mit uns an den Tisch gekommen und ich fragte mich wo er wohl war. Ob er wohl hier verabredet war mit seiner Freundin? Hatte er eine Freundin? Ja, er musste wohl eine haben. Männer wie er blieben nicht lange allein.

„Wo ist denn dein Bruder?", fragte ich Alice möglichst unbeteiligt.

„Er wartet vorne auf Jazz, damit er uns findet. Ich habe Edward gesagt, dass wir den Tisch solange frei halten", erklärte sie, während sie sich selbst umsah.

Als diese Frage beantworte war, unterhielten wir uns ein paar Minuten ungezwungen über alles Mögliche. Doch meine Gedanken gingen immer wieder zu Edward. Ich verstand mich selbst nicht. Ich hatte noch keine zwei Sätze mit ihm gewechselt, im wahrsten Sinne des Wortes.

Da sah ich Jasper und Edward auf uns zukommen. Alice sah sie auch, sprang auf und lief auf ihren Angebeteten zu, um ihm zur Begrüßung einen leidenschaftlichen Kuss zu geben. Ich blickte weg. Ich störte nicht gerne solche privaten Momente, auch wenn es nur mit den Augen war. Edward hielt nicht an und ließ sich stattdessen mir gegenüber auf einen Stuhl sinken. Kurz blickte ich ihm direkt in die Augen und war wie gefangen. Das Grün seiner Augen war das ungewöhnlichste und zugleich schönste Jadegrün, das ich je gesehen hatte. Ich konnte mich kaum losreißen, doch schnell rief ich mir wieder ins Gedächtnis, dass ich wirklich merkwürdig erscheinen musste und wandte den Blick ab. Ich fühlte die Hitze in meinem Gesicht und wusste, dass ich rot war.

Auch Alice und Jasper setzten sich jetzt wieder. Jasper nahm auf der Bank platz und zog Alice auf seinen Schoß, bevor er mich begrüßte.

„Hey Bella, du siehst toll aus", sagte er und gab mir einen Kuss auf die Wange.

„Danke, Jasper", sagte ich verlegen.

„Findest du nicht auch, Edward? Bella sieht doch wirklich toll aus, oder?", grinste Jasper den Bruder seiner Freundin an.

Ich senkte beschämt meinen Kopf, hielt es aber nicht aus und spähte durch meine Wimpern zu Edward auf. Dieser sah Jazz an und hob fragend seine Augenbrauen.

Aber Jasper lachte nur vergnügt und auch Alice stimmte schnell mit ein. Ich hingegen fühlte deutlich das Gefühl der Scharm in mir. Was sollte das? Fanden sie das etwa witzig?

Edward räusperte sich. „Jazz, kommst du mal mit. Dann holen wir den Damen was zu trinken", sagte er eindringlich.

„Aber klar. Das ist eine tolle Idee", stimmte dieser zu, schob Alice von seinem Schoß auf die Bank und verschwand zusammen mit Edward in der Menge.

„Was sollte denn das gerade?", zischte ich Alice zu.

„Ich weiß nicht, was du meinst", erwiderte sie unschuldig. Doch ich würde nicht aufgeben.

„Oh doch, das weißt du! Das ist nicht witzig. Dein Bruder ist wirklich attraktiv, aber nur, weil ich das so sehe, musst du ja nicht damit hausieren gehen", meckerte ich.

„Du findest ihn also attraktiv?", wollte sie grinsend wissen. Ich verdrehte die Augen.

„Also wüsstest du nicht, dass er es ist. Und er weiß das auch. Das sieht ja selbst ein Blinder mit einem Krückstock", sagte ich ungeduldig. „Magst du seine Freundin nicht oder warum machst du so etwas?" Ich versuchte nonchalant zu klingen, doch die Antwort interessierte mich viel zu sehr.

Sie grinste mich wissend an. „Ich nehme an, dass du jetzt hören willst, dass er eine wunderschöne, kluge und nette Freundin hat. Aber es tut mir leid dir sagen zu müssen, dass er Single ist", veralberte sie mich. Er war Single? Das war unglaublich. Aber trotzdem hatte ich nicht den Hauch einer Chance bei ihm. Ich war zu durchschnittlich. Eine graue Maus. Nicht hässlich, aber auch nicht Edwards Liga. Die Männer, die mich bemerkten waren auch eher langweilig. Man sollte meinen, dass das gut zusammenpasste, doch ich fand sie nicht sehr… interessant. Was für eine Ironie.

Aus dem Nichts erschien eine Hand, die einen Drink vor mir abstellte, in meinem Blickfeld. Ich blickte auf und sah Edward, der mich leicht anlächelte. Meine Atmung wurde schneller. Er hatte ein so schönes Lächeln.

„Danke. Was ist das?", fragte ich, als ich mich gefangen hatte.

„Das ist ein Cocktail, den Alice besonders gerne trinkt. Ich dachte, dass du ihn vielleicht auch magst", erklärte er mir.

„Das ist ein ‚Sweet Melody'. Den servieren sie nur hier. Er wird dir sicher schmecken", sagte Alice begeistert. Ich nahm einen Schluck und musste feststellen, dass sie recht hatte. Der süße Cocktail war wirklich sehr lecker. Vielleicht etwas zu süß, aber sehr gut. Es schmeckte nicht so, als wäre viel Alkohol darin, dafür aber nach Erdbeeren und Vanille.

Eine kurze Zeit saßen wir einfach nur da, tranken, unterhielten uns und lachten gemeinsam. Dann sprang Alice auf.

„Komm Jazz, lass uns tanzen gehen", drängte sie ihn. Jasper stand ebenfalls auf.

„Wenn du das möchtest", stimmte er zu und die Beiden zogen von Dannen. Ich blickte ihnen hinterher, unschlüssig, was ich nun tun sollte.

„Du gehst nicht oft aus, oder?", vernahm ich Edwards Stimme. Verblüfft, dass er mich angesprochen hatte, starrte ich ihn an.

„Nein", brachte ich schließlich hervor. „Woher weißt du das?"

„Du wirkst irgendwie verloren und nicht so, als ob du dich wohl fühlen würdest", erklärte er achselzuckend.

„Oh, da… könntest du recht haben. Ich bleibe lieber zu Hause und lese. Das ist eher meine Welt. Das hier ist mir zu voll,… zu laut", erzählte ich.

„Ja, ich lese auch gerne, aber ab und zu muss man auch mal tanzen gehen", sagte er. Ich verzog das Gesicht.

„Bisher kam ich auch ohne ganz gut klar." Unerwarteter Weise stand er auf, kam um den Tisch herum und hielt mir seine Hand entgegen. Wie vorhin starrte ich sie erst nur an.

„Was hast du vor?", fragte ich misstrauisch und aufgeregt zugleich.

„Mit dir tanzen natürlich", sagte er und verdrehte die Augen. Zögerlich legte ich meine Hand in seine und ließ mich von ihm auf meine Beine ziehen. Er führte mich auf die Tanzfläche und da gerade ein langsames Lied lief, legte er seine Hände auf meine Hüften und begann langsam zu tanzen. Ich brauchte etwas länger, bis ich erkannte, dass ich meine Arme wohl besser nicht wie die einer Schlenkerpuppe an mir herunterbaumeln ließ. Also verschränkte ich meine Hände in seinem Nacken und ließ mich von ihm hin- und herwiegen. Während des Tanzes versuchte ich überall hinzusehen nur nicht in seine Augen. Das hätte mir den Rest gegeben. Warum war er so nett zu mir? Ich hatte mich den ganzen Abend über wie eine vollkommene Idiotin verhalten. Eigentlich müsste er denken, dass ich geistig verwirrt war.

Als das Lied endete und ein Neues begann ließ er mich nicht los, sondern tanzte einfach weiter. Einerseits freute ich mich ihm so nahe zu sein, da ich nach heute Nacht wohl nie wieder so nahe bei ihm sein würde, doch andererseits wollte ich nichts mehr als fliehen. Ich hatte Angst etwas zu tun, das ich später bereuen würde, wenn ich noch sehr viel länger seine Hände auf meinen Hüften spüren, die von ihm ausgehende Wärme an meinem Körper fühlen und seinen atemberaubenden Duft einatmen würde müssen. Ich konnte mich nur noch auf diese Dinge konzentrieren. Etwas Vergleichbares hatte ich noch nie erlebt.

Zum Glück dauerte es nicht mehr zu lange und er löste sich von mir und schaute mich an.

„Wollen wir uns wieder setzen?", fragte er dicht an meinem Ohr, damit ich ihn verstand. Ich bekam eine Gänsehaut und konnte nur nicken.

Hinsetzen war plötzlich eine sehr gute Idee. Ich wusste nicht, wie lange meine Beine mich noch halten würden, denn meine Knie waren weich.

Edward legte seine Hand in meinem Rücken und führte mich zurück an unseren Tisch. Auch Alice und Jasper saßen wieder und lächelten uns zu, als wir uns ihnen gegenüber auf die Stühle setzten.

„Wo ward ihr zwei Hübschen denn?", fragte Alice neugierig und grinste.

„Tanzen", antwortete Edward wortkarg. Irgendetwas in seinem Tonfall klang merkwürdig. Er klang genervt und brüsk. Ich wusste nicht, was er plötzlich hatte.

Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Er hatte bemerkt, dass Alice heute mehrere Andeutungen gemacht hatte. Er wusste, dass ich ihn attraktiv fand. Das war… erniedrigend. Plötzlich hatte ich das Bedürfnis zu flüchten. Ich stand schnell auf und drei Augenpaare richteten sich erschrocken auf mich.

„Ich- ich muss mich mal kurz frisch machen", erklärte ich und lief so schnell wie es mir in diesen Schuhen möglich war in Richtung der Damentoiletten davon.

Dort angekommen stützte ich mich auf dem Waschbecken ab und blickte in den Spiegel. Meine braunen Haare fielen mir noch immer in leichten Wellen über die Schultern, meine braunen Augen strahlen merkwürdig und meine Lippen schimmerten noch immer von dem Lipgloss, das ich aufgetragen hatte, bevor ich vorhin meine Wohnung verlassen hatte. Auch das Kleid saß noch immer wie gewollt. Alles in allem sah ich akzeptabel aus. Ich schloss meine Augen und atmete ein paar Mal tief durch.

Ab jetzt würde ich so tun, als ob Edward nicht so attraktiv auf mich wirkte. Das würde ich heute Abend schon durchhalten. Und mit etwas Glück würde ich ihn - nach heute Nacht - so schnell nicht wieder sehen. Das würde mir einige Peinlichkeiten ersparen. Auch wenn ich wirklich nicht verstand, warum ich so eine Idiotin war, ihm gegenüber.

Aber das war jetzt auch egal. Ich atmete noch einmal tief durch und verließ das Damen-WC.


So, das war ja für den Anfang schon ziemlich lang. In den nächsten Tagen kommt auch das zweite Kapitel, wenn jemand dem ersten Kapitel Beachtung schenkt.

LG