Jeanies schwerste Entscheidung
Bemerkung: diese Story baut auf den Entwicklungen aus dem RPG New Hope auf, deshalb hier eine kleine Vorgeschichte, für alle die das RPG nicht kennen:
Nach Ende der Belagerung von Atlantis beginnt für die Leute, die mit der Daedalus angekommen sind ein neues Leben in der Pegasus-Galaxie. Unter ihnen ist auch Jeanie McKay, Rodneys jüngere Schwester, die eine Leidenschaft für die Tierwelt hat. Schon bald nach ihrer Ankunft beginnt sie mit den Schatten ihrer Vergangenheit aufzuräumen und spricht sich mit ihrem Bruder aus. Gleichzeitig verliebt sie sich aber auch in den charmanten Aiden Ford.
Ein Blitz zuckte auf. Er war so grell, dass Jeanie für einen Moment ihre Umgebung kaum noch erkennen konnte. Es war schwer die Augen offen zu halten, wenn der Regen so unbarmherzig ins Gesicht schlug. Ein tiefes Donnergrollen war zu hören.
Die junge Tierforscherin rannte so schnell sie konnte, doch ein Ast, den sie übersehen hatte, ließ sie stolpern und fallen.
„Alles in Ordnung?", hörte sie die besorgte Frage von Aiden Ford und ergriff ohne zu zögern dessen Hand, die er ihr entgegenstreckte, um ihr aufzuhelfen.
Sie nickte nur. In ihren Ohren hallten die Schüsse der 9mm-Pistole und aus dem Augenwinkel konnte sie beobachten, wie Rodney seine Waffe nachlud.
„Los weiter!", wies sie Ford an und unverzüglich rannte Jeanie weiter. Von weitem war deutlich das wilde Kampfgeschrei der Eingeborenen zu hören. Es war alles so blitzschnell gegangen. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass es hier überhaupt Menschen gab. Genauso wie sie nicht damit gerechnet hatten, dass dieses furchtbare Unwetter aufzog.
Durch das Funkgerät drangen Wortfetzen, die Jeanie nicht verstehen konnte. Das Gewitter beeinträchtigte wohl die Funksignale.
Eine Brücke kam in Sichtweite. Wie lange würden die Einheimischen ihnen noch hinterher jagen? Wie hätten sie denn ahnen können, dass die Ruinen für sie so heilig waren, dass sie sofort angriffen? Sie selbst hatte dort zum ersten Mal diese wunderschöne blaugefiederte Vogelart entdeckt und Rodney war sofort hellauf begeistert von den Energiesignalen gewesen, die er von dort empfing.
Sie hörte einen Schrei und wirbelte herum.
Aiden war zu Boden gegangen. Jeanie wollte zu ihm zurück, doch sie wurde weitergedrängt.
„Lauf weiter!", befahl Rodney und versuchte einen erneuten Donner zu übertönen. Für einen kurzen Augenblick zögerte sie. Sie konnte bereits die Verfolger zwischen den Bäumen auftauchen sehen. Rodney hatte bereits seine Waffe auf sie gerichtet und blieb stehen, um Aiden zu verteidigen.
„Mach schon!", rief er aufgeregt und versetzte ihr einen leichten Stoß, um seine Anweisung zu verdeutlichen.
Jeanie gehorchte. Sie hatte versprochen alle Befehle zu befolgen, egal wie sie lauteten. Nur unter dieser Bedingung hatte ihr Dr. Weir erlaubt das Team zu begleiten. Sie wollte doch nur ihre Forschung über die verschiedenen Vogelarten der Pegasus-Galaxie vorantreiben. Der Planet galt als unbewohnt und sicher. Und sie hatte sich nicht eine Sekunde lang Sorgen gemacht, solange die beiden Männer auf sie Acht gaben, die ihr am meisten bedeuteten.
Sie hetzte über den schmalen Steg und warf nochmal einen Blick zurück. Aiden regte sich nicht mehr. Wieso bloß? Er war doch nicht etwa…?
Jeanie ermahnte sich die Nerven zu behalten. Erneut waren die Schüsse zu hören.
Warum war sie nur davongerannt? Sie hätte Rodney womöglich helfen können.
Nein, rief sie sich in Erinnerung. Er hat gewusst, was er tut. Du bist nur eine unerfahrene Forscherin.
Wieder blitzte es. Der Boden unter ihren Füßen war vom Regen schon total aufgeweicht und matschig. Sie rannte weiter. Doch plötzlich verstummten die Schüsse. Jeanie blieb erschrocken stehen und fuhr herum. Aus welcher Richtung war sie überhaupt gekommen? Sie war kreuz und quer gelaufen ohne zu wissen wo eigentlich das Stargate lag.
Für einige Sekunden war es unnatürlich still, ehe wieder ein lauter Donner folgte.
Warum hatte Rodney aufgehört zu schießen? Es konnte nur bedeuten, dass etwas passiert sein musste. Als sie ausatmete wurde ihr Atem kurz sichtbar. Sie war nicht mehr in der Lage klar zu denken und wusste nicht, was sie tun sollte.
Sie hörte etwas. Nervös wandte sie sich in alle Richtungen. Sie hatte sich verlaufen. Sie würde wohl nie mehr den Weg zurück zum Tor finden. Panik regte sich schlagartig in ihr. Wieder ein Geräusch. Sie wollte sich umdrehen, aber da wurde sie bereits am Arm gepackt.
Jeanie konnte einen erschrockenen Aufschrei nicht unterdrücken.
„Schon, ich bin's nur", hörte sie eine bekannte Stimme und sah daraufhin in das Gesicht von John Sheppard. Jeanies Herz raste.
„Aiden…Rodney…sie…sie sind…", stammelte sie aufgeregt und deutete in eine Richtung, obwohl sie nicht mal sicher war, ob diese überhaupt stimmte. Dennoch schien Sheppard die Lage sofort begriffen zu haben.
„Bringen Sie sie zurück zum Stargate!", befahl er Teyla, die ebenfalls hinzugekommen war. Jeanie blieb keine Zeit mehr irgendetwas zu sagen. Sheppard rannte bereits los und sie selbst wurde von der Athosianerin mitgezogen. Sie konnte nicht verhindern leicht zu zittern, denn ihre Uniform war bereits völlig durchnässt. Vergeblich versuchte sie ihre innere Unruhe wenigstens für ein paar Minuten zu ignorieren. Das Team war schon aus schlimmeren Situationen herausgekommen. Sicher würde Sheppard ihnen bald mit den anderen beiden folgen.
Wieder drang Sheppards Stimme durch das Funkgerät und wieder verstand Jeanie nur kleine Teile. „Können Sie das wiederholen?", gab Teyla zurück, der es ebenfalls so ergangen war.
„Ich hab…nicht gefunden…Fluss hat…weggerissen…", war schwach zu hören.
Jeanie schaute die Athosianerin entsetzt an. Hatte sie da gerade richtig gehört? Der Fluss hatte die Brücke weggerissen? Wie konnte er dann den beiden zu Hilfe kommen?
„Kehren Sie nach Atlantis zurück", befahl Sheppard schließlich, worauf Teyla ein "Verstanden!" erwiderte.
Mittlerweile hatten sie das Gate erreicht. Nervös wandte sich Jeanie um, während Teyla bereits damit begann das Tor zu aktivieren. Hoffnungsvoll sah sie zum Waldrand hinüber, doch dort regte sich nichts. Sie konnten sie doch nicht einfach zurücklassen!
Erst als sich das Wurmloch bereits aufbaute erkannte sie eine Bewegung.
„Da!", rief sie aufgeregt und zeigte Teyla, was sie entdeckt hatte.
Doch schon im nächsten Augenblick zog sich etwas tief in ihr zusammen.
Sheppard war allein.
(tbc)
