Geschätzte fünf Minuten stand er schon hier auf dem glatten Parkettboden und wartete. Dämmriges Licht drang zwischen den Stoffbahnen vor seiner Nase hindurch und liess ihn gerade noch die Gesichtskonturen der Männer, die rechts und links neben ihm bereitstanden, erkennen. Der hohe Kragen des seltsamen Gewandes, welches er heute tragen musste, kratzte etwas am Hals. Ansonsten war die Kleidung gut geschnitten und bequem. Der Mann starrte auf seine neuen Lackschuhe. Das kräftige Violett der Schuhe passte gut zu der Farbe seines Hemdes, welches er zu den schwarzen Hosen mit Nadelstreifen trug. Nur die violettschwarz gestreiften Seidentücher, die sie alle in den Händen hielten, waren für seinen Geschmack etwas zu fluffig. Aber was tat man nicht alles, um die verlangte Aufgabe für das Ministerium zu erfüllen. Ah, jetzt!

Die Stoffbahnen ruckten und wurden zur Seite gezogen. Licht flammte auf und Musik erklang.

Eins, zwei, drei, vier! Mit federnden Schritten trat er vor, eine Drehung nach links, alle acht Männer knieten kurz hin und sprangen wieder auf, um nun zugleich fünf Schritte rückwärts zu machen. Das Schlagzeug setzte ein und mit Schwung drehte sich der Mann an der Front um 180 Grad nach rechts, die glitzernden Tücher durch die Luft schwenkend.

Ob nur er mit der rassigen Melodie der Musik mitsummte? Mmh, hmm, hmm, naaa, naa, zwei Schritte zur Seite und mit elegantem Hüftschwung wieder zur Front hin drehen.

Rufus visierte mit seinen bernsteinfarbenen Augen den kleinen Schemel an, der nun vor ihm auftauchte. Von der Stimmung mitgerissen hüpfte er auf das kleine Podest und sang: „I won't let the sun go down on meee ...", schwenkte erst den rechten Arm nach aussen und dann den linken. „I won't let the sun go down …", sang er weiter, während die anderen Männer, die hinter ihm verteilt standen, seine Tanzeinlage nachmachten.

Das Publikum, welches vor der Bühne sass, klatschte begeistert im Rhythmus mit. Amelia Bones, die sich mit dem Regierungsvertreter Fudge unter den Zuschauern befand, raunte diesem zu: „Sie müssen doch zugeben Cornelius, unser Aurorenchef zeigt sich als Undercover Agent sehr einfallsreich. Wer ihn nicht sehr gut kennt, würde in dem kostümierten Tänzer mit dem Zylinderhut nie einen Auroren im Einsatz vermuten."

Der Auror auf der Bühne hatte aber nicht seine Arbeitskollegen im Auge. Sobald Scrimgeour sich im Ablauf der Choreografie sicher fühlte, liess er den Blick über die Menge vor ihm schweifen. Mister Fletcher versuchte den Saaldiener zu bestechen, doch das interessierte ihn weniger.

Ein Sprung nach hinten, runter von seiner erhöhten Position und vier Schritte zurück. „Na, na, na, la, la ..." Nun die vollständige Drehung um sich selbst in kniender Stellung. Es war schon irgendwie toll zu sehen, wie seine Ensemble-Kollegen mit ihm synchron einen actionreichen Tanz hinlegten. Jetzt zückten zwei von ihnen ihre Mundharmonika, und als die Musik kurz aussetzte, begleiteten sie die Show auf ihren Instrumenten.

So hörte man auch den Fronttänzer Rufus den Refrain laut mitsingen: „I won't let the sun go down on meee ..."

Im Geiste machte sich der lächelnde Sänger Notizen über Mister Burke, der, vermeintlich unbeobachtet, ein auffällig längliches Paket an Macnair und Malfoy übergab und dafür einen Umschlag von Lucius erhielt. Das Horn des gewilderten Einhorns! Es war also doch in der Nokturngasse gelandet und wechselte gerade den Besitzer. Da die Gruppe in den hinteren Reihen sass und teilweise von Säulen und Blumenschmuck abgeschirmt war, wähnten sie ihr Tun unentdeckt. Es waren wirklich nur die tanzenden Künstler auf der Bühne, die ungehinderten Einblick auf alle Plätze hatten. Das dubiose Trio würde überrascht sein, was für ein nettes Empfangskomitee sie in wenigen Augenblicken beim Verlassen des Saales erwartete.